Feedback erbeten - Jazzstandards im Quartett

  • Hallo zusammen,

    seit letztem Jahr spiele ich Schlagzeug in einer Jazzcombo. Ich bin da ohne Jazz-Spielerfahrung eingestiegen, bis dahin hörte ich nur. Nun wirds mal Zeit ein wenig zu reflektieren was meine Entwicklung angeht und darum möchte ich Euch um Feedback bitten. Die Aufnahmen stammen von der letzten Probe. Es ist ein Mitschnitt mit einem Handheldrecorder Zoom H8.

    Wo seht Ihr meine Entwicklungsmöglichkeiten und was haltet Ihr allgemein von meinem Geklöppel in dem Zusammenhang. Ich habe mal je zwei Beispiele mit Sticks und Besen verlinkt.

    Vielen Dank im Voraus für eure ehrliche, konstruktive Kritik. :)

    Liebe Grüsse

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    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

  • Wie, 4 Stunden alt, und es hat sich noch niemand zu Wort gemeldet???

    Dann will ich mal der erste sein, der dir ein paar Kommentare da lässt.


    Schöne gediegene Auswahl an Nummern, die sich gut eignen, um so ein Grundgefühl für traditionelles Jazzdrumming zu entwickeln. Nicht zu schnell, nicht zu kompliziert, schöne eingängige Melodien. Komisch, bei Softly war ich erst mal irritiert, weil wir das im A Teil immer als Latin gespielt hatten, und ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, dass man das auch anders machen kann :D


    Gut, nun zu deinem Drumming. Fnde ich für jemanden, der quasi noch nie vorher Jazz gespielt hat, gar nicht schlecht. Mir sind die Becken etwas zu dominant, was aber auch an der Mikrofonposition liegen kann. Insgesamt konzentrierst du dich (noch) auffällig auf's Timekeeping und wenig aufs Comping, was anfangs gar nicht schlecht ist. Die Time könnte für mein Gefühl etwas leichtfüßiger daherkommen, wie man das im Jazz halt so gewohnt ist. Nicht alle Schläge gleich laut, sondern dieses typische Tanzen des Sticks auf den Becken, dazu die getretene 2 und 4. Das Ridepattern (ebenso Hihat) hört sich aktuell noch sehr konzentriert an, Ziel sollte es aber sein, es total beiläufig klingen zu lassen, auch durch sehr zurückgenommene Lautstärke. Dazu dann o.g. Comping, bei dem vor allem die linke Hand Melodieführung bzw. Phrasierung des Solisten auf der Snare (Toms, Hihat, whatever) unterstützt. Das ist natürlich ein Prozess, in dem man als Drummer einerseits seine Bandkollegen musikalisch einschätzen lernt, andererseits auch ein Standardvokabular entwickelt, was zu den allermeisten Solisten passt. Dadurch bekommt der Zuhörer den Eindruck, man sei total aufeinander eingespielt, weil gewisse Noten gemeinsam akzentuiert werden, obwohl man vielleicht zum ersten Mal gemeinsam spielt. Wichtig: immer auf den Solisten hören und an den wichtigen Stellen rhythmisch bei ihm sein.


    Insgesamt würde ich mal sagen, es klingt genau so, wie es bei den meisten Drummern geklungen hat, als sie anfingen, Jazz zu spielen. Dranbleiben, das wird! :thumbup:

    Gibt tolle Tutorials im Netz z.B.

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    Ist ne ganze Serie, hochinteressant.

  • Grundsätzlich bist du auf dem richtigen Weg. Ja, wie bereits bemerkt, hier und da ist es noch etwas "Hölzern", der Kopf zu sehr mit Timekeeping im VOrdergrund, denn das Herz mit Feeling. Aber das wird alles.


    Die Spielfehler hier und da (timing plötzlich invertiert) - Banane, das regelt sich alles. Wichtiger ist, dass du zunehmend verstehst, welche Sprache insgesamt gesprochen wird - musikalisch betrachtet. Wo soll man selber anfetten, unterstreichen, akzentuieren, was die Solisten spielen und wo sollte man sich, die Dynamik, die Phrasierungen zurücknehmen?


    Im letzten Stück finde ich den Wechsel zwischen Hihat und Ride ehrlich gesagt nicht so gelungen, weil die Hihat einerseits zu statisch, "verkrampft" klingt und auch zu laut. Das muss wenn dann weicher. Schau mal bei Peter Erskine, wie der die Hihat spielt. Da kann man sich eine gute Scheibe von abschneiden. Bei dem Lied wäre es zumindest schöner gewesen, lieber nur beim Ride zu bleiben als "Kernelement", dann aber.... idealerweise zwischen zwei merklich unterschiedichen Rides (z.B. 20" + 22" oder lebhaft-wärmer vs. erdig-trocken) hin und her wechseln, das gibt dem Ganzen dann eine andere "Farbe".


    Summa Summarum aber ist das alles schon gut - und wird sicher schnell noch besser. Denn je länger man miteinander spielt, desto mehr "flutscht" es dann zusammen und wird ein homogenes Konstrukt. Also, bleib dran.


    Und schön, dass du dich in die Jazz-Gefilde gewagt hast. Top!

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Klingt doch schon sehr passend.
    Kleiner Tip: Versuche mal beim Üben nur die Hihat auf 2 und 4 zu treten und am Ride nur Vierteln zu spielen und das zum swingen zu bringen. Mit den Vierteln am Becken bringst du den Puls in die Sache und lockst dich mit dem Walking Bass ein. Die 2+ und 4+ versuche als Verzierung zu sehen (so wie die ghostnotes auf der Snare). Dann wird das schon etwas leichfüssiger.

    Liebe Grüße und keep on swingin´


    P.S.: wenn möglich, dann mach mal ein Treffen nur mit dem Bassisten und groovt gemeinsam. Ich mach das mit fast jeder Band, mit der ich spiele. Da kann man schön das Fundament festigen. Wenn Schlagzeug und Bass mal gemeinsam groovt, dann ist das schon die halbe Miete.

  • Vielen Dank für eure Meinungen und Tips. Das lässt mich zuversichtlich zurück. 😀

    Wie ihr richtig bemerkt habt liegt mein Fokus noch sehr auf dem Time Playing. Beim Comping halte ich mich noch sehr zurück. Da ist der Kopf noch zu sehr dabei, wenn ich darüber nachdenke dieses oder jenes zu machen lass ich es gleich sein. Beim Üben klappt es immer besser und nach und nach werde ich das sicher auch in mein Spiel integrieren können.

    Die Spielfehler hier und da (timing plötzlich invertiert)

    Haha, das ist mir gar nicht aufgefallen. Bei welchem Stück war das?


    Ja die HH im A-Teil von Softly… Einerseits finde ich die Idee recht cool, aber ich merke auch wie schwer es mir fällt darauf leicht und entspannt zu spielen. Zu laut, zu „abgehackt“. Allgemein sollte ich wohl mehr auf der HH üben. Aber ich werde mal zur nächsten Probe ein zweites Becken mitnehmen.


    Separates Proben mit dem Bassisten gestaltet sich leider etwas schwierig. Mal schauen da ergibt sich aber bestimmt mal was.


    trommla hast du mal ein Beispiel bei dem Softlys A-Teil als Latin gespielt wird. Habe ich noch nie gehört und das macht mich gerade sehr neugierig.

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  • Haha, das ist mir gar nicht aufgefallen. Bei welchem Stück war das?

    Blue Monk beim Einstieg der Trompete, also Wiederholung des Themas.

    trommla hast du mal ein Beispiel bei dem Softlys A-Teil als Latin gespielt wird

    Ich glaube, das war tatsächlich unsere eigene Interpretation, auf die irgendwer spontan kam. Wechsel zwischen straighten und swingenden Parts kommen aber bei verschiedenen Standards vor z.B. Night in Tunisia oder Caravan.

  • Ich glaube, das war tatsächlich unsere eigene Interpretation, auf die irgendwer spontan kam.

    Ah, ok. Weil ich das Stück so liebe kenne ich recht viele Interpretationen, mit Latin-Teil aber noch keine.

    Caravan, ja was soll ich sagen… wir haben das vor kurzem mit ins Repertoire aufgenommen und damit habe ich noch extrem zu kämpfen. Spass macht es noch nicht 😅 Aber das wird schon


    Blue Monk beim Einstieg der Trompete, also Wiederholung des Themas.

    😀 aber voll. Da habe ich mich ziemlich verbäsälet.

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  • Kleiner Tip: Versuche mal beim Üben nur die Hihat auf 2 und 4 zu treten und am Ride nur Vierteln zu spielen und das zum swingen zu bringen. Mit den Vierteln am Becken bringst du den Puls in die Sache und lockst dich mit dem Walking Bass ein.

    Hi Dani,

    den Tipp vom Trommelmann möchte ich unterstreichen!



    Hier vom großen Meister demonstriert: Steve Gadd: Things Ain't What They Used To Be - YouTube


    Das ist ganz große Kunst!

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

  • Ich hab grad eine Verson von Softly mit Latin-Parts gefunden :)

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    Danke.

    PS: in den Link hat sich was eingeschlichen.

    Darum funzt er nicht 🙂

    Code
    http://https//youtu.be/xFujdGLLczE

    edit: Im Zitat klappt’s aber 🤔

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    Einmal editiert, zuletzt von dani808 () aus folgendem Grund: unnötige Buchstaben entfernt

  • Ich hänge hier mal eine Folgefrage in Bezug auf den Tip nur die Viertel auf dem Ride zu üben an.

    In den letzten Tagen habe ich das mal so gemacht und dabei auch einige Comping Figuren (mit LH, LF, RF) die ich gerade am üben bin, integriert.

    Dabei fiel mir auf, dass dies erstmal ziemlich zu eiern begann, nach einiger Zeit aber deutlich besser klang.

    Jetzt frage ich mich ob dies sinnvoll ist oder mir dann etwas im Weg steht wenn ich die Skip Notes am Ride wieder mit rein nehme. Ich bemerkte nämlich, dass es dann wieder schwieriger wurde obwohl dies vorher schon gefühlt besser ging.

    Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?

    Lohnt es sich Comping-/Unabhängigkeitsübungen abwechselnd mit Swingpattern und Viertel auf dem Ride auszuführen?

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    Einmal editiert, zuletzt von dani808 ()

  • Lohnt es sich Comping-/Unabhängigkeitsübungen abwechselnd mit Swingpattern und Viertel auf dem Ride auszuführen?

    Es lohnt sich immer. Wobei sie natürlich mit einfachem Ostinato erstmal sitzen sollten.

    Dann gäbs noch durchgehende Triolen und Shuffle auf dem Ride. Wenn die alle gut klingen, ist es eine gute Übung, Ostinati abwechselnd einzusetzen. Fürs Comping empfehle ich Ted Reed. Da kann man mit 10 Seiten Jahre verbringen...(sagt Schlaubi-Schlumpf, der es auch ewig nicht mehr gemacht hat)

  • Lohnt es sich Comping-/Unabhängigkeitsübungen abwechselnd mit Swingpattern und Viertel auf dem Ride auszuführen?

    Lohnen tut sich alles, bei dem du einen Fortschritt spürst bzw. noch nicht da bist, wo du hin willst ;)


    Ich denke, das Ist individuell recht unterschiedlich, wer womit zu kämpfen hat. Ich übe z.B gezielt die Dinge, die ich musikalisch verwenden will, aber noch nicht komfortabel spielen kann. Wenn der beschriebene Wechsel bei dir holprig ist, lohnt es sich für dich wohl schon. Das Ziel ist ja, das Swingfeeling beizubehalten, egal wie du gerade dein Spiel orchestrierst. Ich würde auch z.B. die Viertel durchspielen und nach und nach die Skipnotes einbauen, bis du beim durchgehenden Swingpattern angelangt bist. Erst alle 4 Takte ein Ding-di-Ding, dann alle 2, dann am Ende eines jeden Taktes, und schon bist du beim durchgehenden Ridepattern. Ich hoffe, man versteht, was ich meine. Das Ridepattern quasi Stück für Stück "wachsen" lassen.


    Und meiner Meinung nach solche Sachen nicht nur zum Metronom üben, sondern zum Audio eines einfachen Jazzstandards. Playalong hilft nämlich, das richtige Feeling zu entwickeln.

  • Zum Metronom übe ich die Sachen selten. Anstelle dessen lasse ich gerne was mit iReal Pro laufen. Da habe ich dann auch immer noch eine Form und Akkord Progressionen im Hintergrund.

    Auch wenn ich da nicht drauf achte lerne ich das gleich unbewusst mit. Zumindest ist das meine Hoffnung. 😀

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