Test: JustIn Maple Drumsticks - ein Paar für unter 1 Euro!

  • 1 Paar Maple Sticks für unter 1 Euro, kann das sein?


    Neulich >> kurz im Schnäppchen-Thread andiskutiert, habe ich den Versuch gewagt. Ich habe nicht viel erwartet. Aber seht selbst:


    Just Music bietet zur Zeit Maple Sticks seiner Hausmarke "JustIn" an, verschiedene Modelle jeweils 99 Cent pro Paar, oder im 12er Pack für 9,90€ - also 83 Cent pro Paar. Habe also gleich mal die knapp 10 Euro für die 12 Paar investiert, weil ich schon davon ausging, dass das Gewicht der einzelnen Sticks ziemlich streut. Ich wollte die Sticks wiegen und dann wieder möglichst passende Paare bilden.


    Ich habe mich für das 5A Modell entschieden, welches ich sonst aus Hickory von Vic Firth spiele, wo ein Paar fast das 15fache kostet:


    drummerforum.de/attachment/34261/


    Gewicht


    Zunächst habe ich die Paare auf der Banderole durchnummeriert und jeweils einen Stick hinten mit einem Filzstift-Punkt versehen, um später die einzelnen Sticks wieder identifizieren zu können.

    Die Gewichte laut Küchenwaage waren dann auf Gramm genau wie folgt:


    Paar Nr.Stick 1, Gewicht in GrammStick 2, Gewicht in GrammAbweichung in Gramm
    137381
    239372
    340433
    440433
    534373
    637381
    739354
    843394
    934437
    1041383
    1139434
    1240400



    Das Gewicht variiert zwischen 34g und 37g und es gibt tatsächlich ein Paar (Nr. 9), welches die maximale Gewichtsdifferenz zwischen beiden Sticks hat. Somit ist klar, was zu vermuten war: Die Sticks werden definitiv nicht nach Gewicht sortiert und halbwegs passend zusammengestellt.

    Die Verteilung der Einzelgewichte von 24 Sticks sieht folgendermaßen aus. Mit Phantasie ist es eine Normalverteilung, allerdings gibt es deutliche Ausreißer:



    Die Abweichung zweier Sticks eines Paars ist schon mehr normalverteilt:



    In dieser Stichprobe ließ sich fast für jeden Stick ein gewichtsgleicher finden, sodass ich etwa 10 "weight matched" Paare habe.


    Verarbeitung und Feeling


    Wie beim Gewicht gibt es auch bei der Verarbeitung geringfügige Unterschiede. Die Sticks sind generell unlackiert, und in meiner Charge fühlen sich 2 Sticks rauer an als die restlichen. Die roh belassene Oberfläche sorgt für angenehmen Grip. Was die "Geradheit" angeht, so sind eigentlich alle Sticks irgendwie "krumm", der eine mehr, der andere weniger. Das zeigt sich beim Rollen auf einer planen Tischplatte. Lässt sich aber verkraften. Ich habe jeden der 24 Sticks in einer Liste subjektiv auf "Rundlauf" bewertet, denke aber, dass diese Info hier wenig aussagekräftig wäre.


    Sound


    Ich habe bisher immer Hickory-Sticks gespielt, sodass ich keinen Vergleich zu anderen Sticks aus Maple aufstellen kann. Sie klingen definitiv weicher, was ja zu erwarten war.

    Eine Sache schien mir zunächst als direktes Ausschlusskriterium für diese Sticks: Da das Paar Nr. 12 zufällig "out of the box" gleiche Gewichte hatte (siehe Tabelle oben), habe ich das zuallererst angespielt. Mit dem Tip auf dem Becken gespielt, haben die beiden Sticks trotz gleichem Gewicht einen tonalen Unterschied von ungefähr einer kleinen Terz! Da dachte ich, das geht ja gar nicht. Richtig blöd wird das, wenn dadurch aus einer absteigenden Beckenkuppen-Melodie plötzlich eine aufsteigende wird, wenn man die Sticks vertauscht hat. Die Tips sind also die ganz klare Schwachstelle bei diesen Sticks!

    Allerdings (und wiederum trotz gleichem Gewicht) zeigt sich das nur so stark beim Paar Nr. 12. Nachdem ich die restlichen 11 Paare neu sortiert hatte und alle ausprobiert, waren da zwar noch diese Unterschiede, aber längst nicht so signifikant. Es sind vielleicht Halbton-Unterschiede bei den meisten Paaren. Für Live-Rockmusik kann ich damit leben.


    Haltbarkeit


    Hierzu hatte ich mir vorgenommen, einen kompletten Gig mit den Sticks zu spielen (siehe auch Fazit unten). Mir ist ja noch nie bei einem Gig ein Stick gebrochen, vielleicht jetzt!? Normalerweise hole ich zum Gig ein neues Paar Hickory raus, und spiele das dann danach noch einige Proben. Wenn man alle 4-6 Wochen einen Gig hat, ergibt das 1 Paar Hickory-Sticks im Monat. Gebrochen sind sie bei meinem Spiel dann nicht, aber deutlich abgescheuert und manchmal sprissig. Die Tips gehen mir bei Hickory auch bei häufigem Ride-Bell Gebrauch nicht kaputt.

    Die JustIn Maple-Sticks allerdings sehen nach einem Gig mit rund 35 Songs so aus und sind daher für mich durch. Was nicht zu sehen, aber zu hören ist: Der Tip von einem Stick hat so gelitten, dass die Ride-Bell nicht mehr klingt. Aber kann man schon machen, für 83 Cent!

    Natürlich habe ich blind in die Stocktasche gegriffen und das nächstbeste Paar rausgezogen. Ein anderes mag vielleicht auch direkt brechen.



    Fazit und subjektive Bewertung


    Ich hatte ja ein bisschen Bedenken, bei einem Gig komplett auf ein anderes Holz zu setzen und noch dazu einen "Billig-Stick". Subjektiv gesehen hat es sich aber vor allem deswegen gelohnt, als dass ich wohl Maple für mich entdeckt habe! Ich war immer sehr angetan von 5A Vic Firth Hickory Sticks, dem Feeling und der Haltbarkeit, wollte auch nie Maple ausprobieren, weil abgesehen von der Qualität das Holz nicht so haltbar ist. Jetzt hat es mich aber doch gepackt. Die Sticks sind ja deutlich leichter als entsprechende Hickory-Modelle und ich habe das Gefühl, die Kraft "direkter" aufs Fell zu bringen. Ich habe beim letzten Gig wesentlich entspannter gespielt und bekam auch Feedback vom Bassisten (schon während des Gigs), dass es heute richtig grooven würde und alles ausgewogener ist - auch nicht so laut. Der wusste nichts davon, dass ich neue Sticks am Start habe!

    Verarbeitung, Haltbarkeit und Preis sind daher für mich hier definitiv ein Argument für dieses Produkt. Ich kann es nur empfehlen mal auszutesten und würde mich für eure Meinungen interessieren! Für live und nicht allzu leise Musik auf jeden Fall eine Option!

    Four on the floor sind zwei zu viel. SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 20.07. Motorradtreffen Stegen-Eschbach (FR), 23.11. Lokalität Baumann Heitersheim, 30.11. Heimathafen Lörrach mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

    Einmal editiert, zuletzt von MoM Jovi ()

  • Wow, da hast du dich ja ins Zeug gelegt. :thumbup:

    Was die "Geradheit" angeht, so sind eigentlich alle Sticks irgendwie "krumm", der eine mehr, der andere weniger. Das zeigt sich beim Rollen auf einer planen Tischplatte.

    Sowas (war und) ist für mich ein Ausschlussgrund, egal wie günstig sie sind.

    Normalerweise hole ich zum Gig ein neues Paar Hickory raus

    Lustig, wie sich Vorlieben unterscheiden. Ich mag das Spielgefühl neuer Sticks überhaupt nicht und nehme zu Gigs extra immer völlig abgeranzte bzw. zumindest sehr gut eingespielte mit.

    Der Tip von einem Stick hat so gelitten, dass die Ride-Bell nicht mehr klingt.

    Spielst du die Bell (oft) mit dem Tip? Ich würde ja generell die "Schulter" / den Schaft (Bereich unter dem Tip) empfehlen.

  • Jetzt wollte ich hier spontan antworten, würde aber genau das gleiche schreiben wie Chuck Boom . In allen Punkten.


    Außer noch:

    Wäre dann interessant, wie sich für dich dann maples der teuren Variante schlagen..

    Es gibt so viel gute Musik auf der Welt.. ..da muss ich doch nicht Musik hören, die "gar nicht so schlecht" ist. - Hennes M. aus C


    Ich

  • Vielen Dank für die Mühe. Ungerade Sticks sind für mich auch ein Ausschlusskriterium. Aber bei dem Preis ist das für einige sicher egal.

    Ahornsticks kann ich aber auch empfehlen. Spiele ich derzeit ausschliesslich. Liegen mir irgendwie besser. Zur Zeit. ;)

    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

  • Ich mag das Spielgefühl neuer Sticks überhaupt nicht und nehme zu Gigs extra immer völlig abgeranzte bzw. zumindest sehr gut eingespielte mit.

    Oh doch. Das ist wie frische Bettwäsche. :love: Es erfordert ja aber auch gutes Timing, zum Gig immer (genügend) "eingespielte" Sticks zu haben, oder?

    Spielst du die Bell (oft) mit dem Tip? Ich würde ja generell die "Schulter" / den Schaft (Bereich unter dem Tip) empfehlen.

    Unterschiedlich, je nach dem wie viel Gewicht ich der Bell geben möchte. Aber es ist doch hauptsächlich der Tip bei mir. Aber eben mit Hickory kam ich damit bisher sehr gut über die Runden. Und bei 83 Cent pro Gig macht es mir dann auch nichts, nen Maple-Tip zu zerprügeln. :)

    Wäre dann interessant, wie sich für dich dann maples der teuren Variante schlagen..

    Ja. Ich denke, krummer Sticks sind da schon anfälliger für, vor allem wenn eine unsaubere Maserung dafür verantwortlich ist.

    Habe mit der Krummheit hier aber keine Probleme. Ich denke, weil der Stick so leicht ist, wirkt sich das auch nicht so drastisch aus. Bei einem schwereren Hickory-Stick wäre das wohl anders. Zudem sind die JustIn Sticks auch nicht sichtbar krumm, aber beim Rollen merkt man es.

    Ich hatte zu Beginn meiner Zeit als Schlagzeug-Schüler von meinem Lehrer mal ein Paar Hickory Sticks bekommen, die waren sichtbar verzogen. Da hatte ein Stick einen regelrechten "Knick" in der Schulter. Damals hat mir das aber noch nicht viel ausgemacht.

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  • Okay, wenn man wirklich einen Gig mit einen Paar hinkriegen kann, dann könnte man sich so eine Kiste vielleicht mal als Notfall-Reserve ins Handschuhfach werfen.

    Ich hab die Quote damals bei meinem Test mit »Eigenmarke Musikgeschäft« so nicht hinbekommen, die lag eher so bei 3 Sticks für 2 Songs.

    Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!

  • Ich bin da auch eher zurückhaltend. Selbst wenn die Sticks nicht sofort brechen, habe ich wenig bis nichts davon, wenn die Tips nach zwei Songs weichgeklöppelt sind. In Jugendjahren hatte ich mal ne Maple-Phase, und mir gefiel das Spielgefühl damals wirklich nicht schlecht. Aber die Haltbarkeit stand schon deutlich hinter den Pendants aus Hickory zurück.

  • habe ich wenig bis nichts davon, wenn die Tips nach zwei Songs weichgeklöppelt sind

    Es waren 30 Songs. ;)

    Zudem muss ich sagen, dass es bei mir nicht nur um den Tip und die zerspante Schulter geht, sondern auch der "Griff" sich nach einiger Zeit so ein bisschen "weich geklopft" anfühlt. Da nehme ich mir dann schon gern ein neues Paar aus der Tasche.

    Aber eben alles subjektiv.

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  • Ich hatte früher schon öfter Maple Sticks gespielt, dann lange Hickory, jetzt wieder Maple (Aktuell: Vater 7A Sugar Maple). Mir liegt das leichtere Material einfach besser in der Hand. Krumme Sticks gehen für mich jedoch nicht, genauso wie Sticks, die am Tip irgendwelche Aussplitterungen haben - die gehen sofort in den Müll (bzw. neuerdings ins Brennholzlager...).

  • Es erfordert ja aber auch gutes Timing, zum Gig immer (genügend) "eingespielte" Sticks zu haben, oder?

    Bei mir nicht. Hab ich immer reichlich parat. Liegt aber auch daran, dass ich offenbar ein ziemlicher Softhitter sein muss (im Vergleich zu dir oder gar Ballroom). Bei mir halten Sticks mehrere Monate (bei tgl. ca. 2 h Üben, meist Hickory).

    Aber es ist doch hauptsächlich der Tip bei mir.

    Passt ja gerade, klingt dann schön nach Weihnachten. ^^

  • Hallöle,


    ich verstehe das Problem aufgrund wohl von Altersdezenz nicht (mehr).

    Früher hatte ich so ein 12er Set als Jahrespackung, natürlich in andere Größe und natürlich Güte, denn für den Besten gab es nur das Beste.

    Heute spiele ich ja eher mal dies und mal das und das auch eher dynamisch beschränkt. Tatsächlich habe ich neben Hickory und Ahorn (allerdings aus gepflegtem Anbau) auch Weißbuche und bei Ruten und Schlägeln auch Bambus im Portfolio.

    Nach Stöcken, die nicht so recht rund sein wollen, nicht gewichtsselektiert sind (heute eigentlich Standard im Profi-Bereich) und auch noch tonal divergieren (für ein Orchestermusikant ein Gräuel) und dann noch so eine Spitze haben, die fast schon formlos ist, gelüstet es mir so ganz und gar nicht.

    Ja, bei mir kosten auch die Triangelschlägel das Zehnfache oder gar das Zwanzigfache für das, wo man woanders einen Stiel bekommt.

    Stiel mit Stil wäre meine Devise.


    Aber vielleicht bin ich auch einfach nur dekadent oder Diva.


    Grüße

    Jürgen


    PS

    Ach ja, da war ja noch was mit Eiche.

  • Es erfordert ja aber auch gutes Timing, zum Gig immer (genügend) "eingespielte" Sticks zu haben, oder?

    Bei mir nicht. Hab ich immer reichlich parat. Liegt aber auch daran, dass ich offenbar ein ziemlicher Softhitter sein muss (im Vergleich zu dir oder gar Ballroom). Bei mir halten Sticks mehrere Monate (bei tgl. ca. 2 h Üben, meist Hickory).

    Der Verbauch war auf den Eigenmarke-Pack eines Kölner Musikgeschäftes bezogen. Normalerweise komm ich auch ein paar Wochen mit nem normalen Paar hin; allerdings halten die Tips bei mir sehr lange, die kommen nämlich fast nie auf dem Becken an. :D

    Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!

  • Diese Sticks hatte ich vor X Jahren auch mal angeschafft, und die Haltbarkeit war ziemlich mies, krumm waren sie auch damals, und das teils echt heftig. Und die Gewichtsunterschiede waren auch sehr spürbar. Die Tips, völlig unregelmäßig gearbeitet, sind schnell weg gesplittert (und ich bin wahrlich kein heavy hitter!). Für das Geld fand ich sie für das reine Proben noch so eben "akzeptabel", für die Bühne bzw. Aufnahmen aber unbrauchbar.


    Bei mir hat ein Paar dieser Sticks vielleicht einen Monat gehalten, dann waren sie wirklich hin. Meine jetzigen (Vic Firth und RegalTip) spiele ich seit Jahren und das auch sehr viel - und sie sehen immer noch wie fast neu aus.


    Was rentiert sich also finanziell für mich eher? Der Qualitätsstick aus Weißbuche. Das "Experiment" 08/15 Maplestick war bei mir schnell abgeschlossen. 😉

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

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