1 Paar Maple Sticks für unter 1 Euro, kann das sein?
Neulich >> kurz im Schnäppchen-Thread andiskutiert, habe ich den Versuch gewagt. Ich habe nicht viel erwartet. Aber seht selbst:
Just Music bietet zur Zeit Maple Sticks seiner Hausmarke "JustIn" an, verschiedene Modelle jeweils 99 Cent pro Paar, oder im 12er Pack für 9,90€ - also 83 Cent pro Paar. Habe also gleich mal die knapp 10 Euro für die 12 Paar investiert, weil ich schon davon ausging, dass das Gewicht der einzelnen Sticks ziemlich streut. Ich wollte die Sticks wiegen und dann wieder möglichst passende Paare bilden.
Ich habe mich für das 5A Modell entschieden, welches ich sonst aus Hickory von Vic Firth spiele, wo ein Paar fast das 15fache kostet:
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Gewicht
Zunächst habe ich die Paare auf der Banderole durchnummeriert und jeweils einen Stick hinten mit einem Filzstift-Punkt versehen, um später die einzelnen Sticks wieder identifizieren zu können.
Die Gewichte laut Küchenwaage waren dann auf Gramm genau wie folgt:
Paar Nr. | Stick 1, Gewicht in Gramm | Stick 2, Gewicht in Gramm | Abweichung in Gramm |
1 | 37 | 38 | 1 |
2 | 39 | 37 | 2 |
3 | 40 | 43 | 3 |
4 | 40 | 43 | 3 |
5 | 34 | 37 | 3 |
6 | 37 | 38 | 1 |
7 | 39 | 35 | 4 |
8 | 43 | 39 | 4 |
9 | 34 | 43 | 7 |
10 | 41 | 38 | 3 |
11 | 39 | 43 | 4 |
12 | 40 | 40 | 0 |
Das Gewicht variiert zwischen 34g und 37g und es gibt tatsächlich ein Paar (Nr. 9), welches die maximale Gewichtsdifferenz zwischen beiden Sticks hat. Somit ist klar, was zu vermuten war: Die Sticks werden definitiv nicht nach Gewicht sortiert und halbwegs passend zusammengestellt.
Die Verteilung der Einzelgewichte von 24 Sticks sieht folgendermaßen aus. Mit Phantasie ist es eine Normalverteilung, allerdings gibt es deutliche Ausreißer:
Die Abweichung zweier Sticks eines Paars ist schon mehr normalverteilt:
In dieser Stichprobe ließ sich fast für jeden Stick ein gewichtsgleicher finden, sodass ich etwa 10 "weight matched" Paare habe.
Verarbeitung und Feeling
Wie beim Gewicht gibt es auch bei der Verarbeitung geringfügige Unterschiede. Die Sticks sind generell unlackiert, und in meiner Charge fühlen sich 2 Sticks rauer an als die restlichen. Die roh belassene Oberfläche sorgt für angenehmen Grip. Was die "Geradheit" angeht, so sind eigentlich alle Sticks irgendwie "krumm", der eine mehr, der andere weniger. Das zeigt sich beim Rollen auf einer planen Tischplatte. Lässt sich aber verkraften. Ich habe jeden der 24 Sticks in einer Liste subjektiv auf "Rundlauf" bewertet, denke aber, dass diese Info hier wenig aussagekräftig wäre.
Sound
Ich habe bisher immer Hickory-Sticks gespielt, sodass ich keinen Vergleich zu anderen Sticks aus Maple aufstellen kann. Sie klingen definitiv weicher, was ja zu erwarten war.
Eine Sache schien mir zunächst als direktes Ausschlusskriterium für diese Sticks: Da das Paar Nr. 12 zufällig "out of the box" gleiche Gewichte hatte (siehe Tabelle oben), habe ich das zuallererst angespielt. Mit dem Tip auf dem Becken gespielt, haben die beiden Sticks trotz gleichem Gewicht einen tonalen Unterschied von ungefähr einer kleinen Terz! Da dachte ich, das geht ja gar nicht. Richtig blöd wird das, wenn dadurch aus einer absteigenden Beckenkuppen-Melodie plötzlich eine aufsteigende wird, wenn man die Sticks vertauscht hat. Die Tips sind also die ganz klare Schwachstelle bei diesen Sticks!
Allerdings (und wiederum trotz gleichem Gewicht) zeigt sich das nur so stark beim Paar Nr. 12. Nachdem ich die restlichen 11 Paare neu sortiert hatte und alle ausprobiert, waren da zwar noch diese Unterschiede, aber längst nicht so signifikant. Es sind vielleicht Halbton-Unterschiede bei den meisten Paaren. Für Live-Rockmusik kann ich damit leben.
Haltbarkeit
Hierzu hatte ich mir vorgenommen, einen kompletten Gig mit den Sticks zu spielen (siehe auch Fazit unten). Mir ist ja noch nie bei einem Gig ein Stick gebrochen, vielleicht jetzt!? Normalerweise hole ich zum Gig ein neues Paar Hickory raus, und spiele das dann danach noch einige Proben. Wenn man alle 4-6 Wochen einen Gig hat, ergibt das 1 Paar Hickory-Sticks im Monat. Gebrochen sind sie bei meinem Spiel dann nicht, aber deutlich abgescheuert und manchmal sprissig. Die Tips gehen mir bei Hickory auch bei häufigem Ride-Bell Gebrauch nicht kaputt.
Die JustIn Maple-Sticks allerdings sehen nach einem Gig mit rund 35 Songs so aus und sind daher für mich durch. Was nicht zu sehen, aber zu hören ist: Der Tip von einem Stick hat so gelitten, dass die Ride-Bell nicht mehr klingt. Aber kann man schon machen, für 83 Cent!
Natürlich habe ich blind in die Stocktasche gegriffen und das nächstbeste Paar rausgezogen. Ein anderes mag vielleicht auch direkt brechen.
Fazit und subjektive Bewertung
Ich hatte ja ein bisschen Bedenken, bei einem Gig komplett auf ein anderes Holz zu setzen und noch dazu einen "Billig-Stick". Subjektiv gesehen hat es sich aber vor allem deswegen gelohnt, als dass ich wohl Maple für mich entdeckt habe! Ich war immer sehr angetan von 5A Vic Firth Hickory Sticks, dem Feeling und der Haltbarkeit, wollte auch nie Maple ausprobieren, weil abgesehen von der Qualität das Holz nicht so haltbar ist. Jetzt hat es mich aber doch gepackt. Die Sticks sind ja deutlich leichter als entsprechende Hickory-Modelle und ich habe das Gefühl, die Kraft "direkter" aufs Fell zu bringen. Ich habe beim letzten Gig wesentlich entspannter gespielt und bekam auch Feedback vom Bassisten (schon während des Gigs), dass es heute richtig grooven würde und alles ausgewogener ist - auch nicht so laut. Der wusste nichts davon, dass ich neue Sticks am Start habe!
Verarbeitung, Haltbarkeit und Preis sind daher für mich hier definitiv ein Argument für dieses Produkt. Ich kann es nur empfehlen mal auszutesten und würde mich für eure Meinungen interessieren! Für live und nicht allzu leise Musik auf jeden Fall eine Option!