Lautstärke im proberaum reduzieren

  • Tipp von Claus Heßler:

    an den Sticks die Köpfe absägen so dass man nur noch mit der Schulterspitze spielt. Klingt komisch, funktioniert aber wunderbar.

    Gehen davon die Felle nicht kaputt? :/

    Das ist doch dann total eckig/ spitz am Ende...

    Schlagzeug in der Rockmusik? ...ist doch nur verwirrend, nervig und bringt die anderen Bandmitglieder völlig aus dem Konzept 8o


    "Üb' erstmal langsam. Ungenau wird es von alleine." [Zitat Jiu Jitsu Trainer]


    "Schlagzeug spielen ist doch ganz einfach. Man muss einfach nur drauf hauen." :pinch:

  • Meiner Erfahrung nach hängt die Spielstärke (nenn ich mal so) stark mit der Hörsituation zusammen. Hörst du dich nicht, haust du mehr rein

    Das stimmt!

    Wir spielen nur noch mit In Ear, da kann ich draufwemsen wie ich will.

    Und trotzdem finde ich diese Herangehensweise gefährlich.


    Ich spiele mittlerweile mindestens die erste halbe Stunde der Probe ohne Gehörschutz/InEars. Habe ich aus dem d&p Schlagabtausch Podcast mitgenommen. Das setzt den Ohren in aller Regel nicht so zu, wenn man sich an gewisse Dinge hält: Becken und Trommeln atmen lassen, locker spielen. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass nur Bass Drum und Snare "knallen" müssen und das auch dürfen. Wichtig ist, dass man es mit den Becken und HiHat nicht übertreibt. Im Prinzip reicht es, den Stock einfach auf die HiHat "fallen zu lassen". Dadurch entfaltet sie dann auch plötzlich den Sound, den man vielleicht lange gesucht hat (plötzlich kann eine spitze B8 HiHat butterweich klingen und sich anfühlen). Dann löst sich der pauschale Eindruck, der Schlagzeuger sei von Natur aus zu laut, plötzlich in Luft auf.

    Ist man für sich erstmal so entspannt unterwegs und schafft es zu grooven ohne zu prügeln, dann fängt es auch an Sinn zu machen, dass es z. B. bei Becken verschiedene Ausführungen wie light, medium, heavy gibt. Natürlich gibt es jede Menge Gegenbeispiele, aber ein bisschen gilt schon: möchte ich heavy klingen, streichel ich eine Heavy HiHat, soll es leichter zugehen, streichel ich eine Light HiHat...


    So, und dann kommt das mit dem "sich richtig hören": Das Monitoring sollte so eingestellt sein, dass man diese entspannte Spielweise in jeder Situation an den Tag legen kann. Geht das nicht mehr und fängt man an zu dreschen, ist meist irgendwas zu laut, und man selber wird auch zu laut. Dann mal hinterfragen, ob man die Gitarren oder Bass oder was auch immer auf den eigenen Ohren nicht etwas zurückdrehen sollte? Oder ganz ohne InEar: evtl. doch die Amps etwas zurückdrehen lassen. Am Ende sollte jedes Bandmitglied aktiv zuhören und ehrlich sagen können, dass er alle anderen auch hört, sich nicht an der auswendig gelernten Songstruktur entlanghangeln, sondern mal ganz bewusst auf die anderen hören. Ist das nicht möglich, dann ist was anderes zu laut. Genau so gehe ich bei jedem Gig vor, wenn ich mir meinen InEar-Monitor einstelle: Nach 3-4 Songs habe ich so meistens den perfekten Sound auf den Ohren und fange auch nicht an zu prügeln. Ich glaube, man nennt dies auch den "subtraktiven Ansatz", das zu reduzieren, was zu viel ist, anstatt "additiv" alles noch lauter zu machen, was man nicht zu hören meint. Verlangt aber etwas Übung.


    Am Ende muss man sich eben eingestehen, dass "Rockmusik" und seine Anverwandten eine gewisse Lautstärke braucht, die im ersten Moment laut wirkt, aber eigentlich gar nicht so laut wirklich sein muss. Setzt aber voraus, dass sich dessen alle Beteiligten bewusst sind und ihr Ego ablegen.

    Man kann sich auch einen Wasserfarbkasten und ein Bild vorstellen: Wenn man alle Farben bewusst einsetzt, kann es ein schönes Bild ergeben, Wenn ein oder zwei oder 3 anfangen, ihre Farbe nicht mehr sehen zu meinen und als weiter ihre Farbe auf das Bild panschen, ist am Ende alles braun. Man nennt das additive Farbmischung. :)

    Four on the floor sind zwei zu viel.

    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 30.11.24 + 22.03.25 Heimathafen Lörrach, 10.01.25 Markthalle Freiburg, 17.05.25 Mehlsack Emmendingen mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

  • Das Problem sind hier die Ohren deiner Mitmusiker. Die Teile eines Schlagzeugs, die im Raum sehr laut wirken, sind meistens die Snare (Rimshots), sowie die Becken. Über zu laute Bassdrums oder Toms beschweren sich eher mal die Nachbarn, aber in der Regel nicht die eigenen Bandmitglieder (kam bei mir zumindest noch nie vor).


    Hier ein paar Ideen (wurden sicher schon einige genannt):

    • Snare tiefer stimmen, ggf. auch dämpfen (Achtung, siehe Kommentar unten)
    • Dünnere, größere Becken verwenden. Eine 16er Thin Hat ist lange nicht so schrill wie eine 14er Heavy
    • leise spielen zu Hause üben und versuchen, das in der Probe umzusetzen - Vor allem mal an der inneren Dynamik arbeiten. Seeehr viele Schlagzeuger spielen die Becken viel zu laut an, sind also mit ihrer rechten Hand zu wuchtig unterwegs. Check mal Trommler wie Carter Mclean, Ash Soan, Jim Keltner. Warum werden letztere beide ständig fürs Studio gebucht? Achte auf deren rechte Hand.
    • leichtere Sticks verwenden, zum Beispiel aus Ahorn. Falls möglich auch dünner (mag halt nicht jeder)
    • Auf Rods oder andere Alternativen umzusteigen halte ich nicht für sinnvoll. Das sind dann einfach ganz andere Sounds. Wenn man dann live mal wieder die Sticks auspackt, drehen sich plötzlich alle verwundert um.



    Zitat

    JETZT KOMMT DAS PARADOX:

    - dünne Felle und möglichst wenig Dämpfung verwenden, dazu eine offene Stimmung. Viele denken, wenn man dämpft, wird es leiser, ABER: Wenn man dann leise spielt, kommt schnell der Eindruck auf "Das klingt ja nicht, wenn man nicht reinkesselt". Stimmt für gedämpfte Trommeln mit schweren Fellen, die brauchen viel Schlagenergie, um in Wallung zu kommen. Macht man die Trommeln dagegen ganz weit auf, kommt schon Ton, wenn man nur draufatmet. Deswegen klingt es dann auch schon, wenn man ganz leicht spielt und man kommt garnicht erst in die Lautstärkenspirale.

    EXAKT das Phänomen habe ich auch schon oft erlebt: Um die Lautstärke zu senken, dämpft man die Snare ab. Dann merkt man irgendwann, dass nur noch laute Schläge gut klingen und somit die Gesamtlautstärke hoch gegangen ist. Dies gilt vor allem für hoch gestimmte Snares. Bei tiefen, gedämpften Balladeneimern ist es nicht so schlimm.

  • Die Teile eines Schlagzeugs, die im Raum sehr laut wirken, sind meistens die Snare (Rimshots), sowie die Becken.

    Genau!


    Und deswegen ist es sehr wichtig, dass man, falls man einen Gehöschutz verwendet, einen nimmt, der linear dämpft.

    Viele Gehörschützer dämpfen die gefählichen Höhen stärker, als den Rest der Frequenzen.


    Das führt dann oft dazu, dass der Drummer Becken und Snare zu laut spielt, um einen ausgewogenen Klang an seinen eigenen Ohren zu bekommen.

    Für Bandmitglieder ohne Gehörschutz oder das Publikum hört sich das nicht gut an.


    Tip: Gehörschutz nehmen, vor die Stereoanlage sitzen, laut aufdrehen und Hörerfahrungen machen. ;)

    Le roi - c'est moi! :saint:

    Der Gesunde Meschenverstand liegt bei den Dinosauriern.

  • Also ich denke ich bin kein drummer der wahllos aufs drum einprűgelt.

    Rim shots sind nicht meine Spezialität die spiel ich eher selten.

    Dynamisches spielen ist mir schon ein Begriff aber da gibt es bestimmt noch Luft nach oben.

    Das ist jetzt auch meine Prio.

    Es gibt ein paar Sachen die möchte ich vermeiden.

    Dämpfen, andere Becken, kleinere Trommel.

    Ich möchte mit dem Equipment das ich habe zu spielen es wird mir sonst einfach zuviel.


    Und zur lauten Probe da gehören die andern Musiker ja auch dazu.

    Ich muss nur versuchen das ganz zart unserem gittarristen beizubringen. 😭😭

  • Abgesehen vom verwendeten Equipment war ja nun auch Thema "einfach leiser zu spielen". Leise spielen sollte man schon können, klar. Das "Aber" dazu kommt dann weiter unten ...


    Dynamik kann auch nur durch die Differenz von Leise und Laut entstehen. Egal ob es um Verlaufsdynamik oder eben Dynamik innerhalb des Spiels geht. Das beste Beispiel sind wohl Ghostnotes. Damit diese wirklich als Ghostnotes wahrnehmbar sind müssen die Backbeats eine deutlich höhere Lautstärke haben.


    Betrachtet man das Thema nun mal aus künstlerischer (und damit eigentlich nicht weniger pragmatischer) Sicht:

    Eine laute Spielweise klingt anders als eine leise. Also schon rein auf den Klang der Trommeln bezogen.

    Dann kommt dann noch das Thema der spielerischen Ausdrucksstärke hinzu. Das betrifft zwar nicht direkt die Lautstärke. Aber wenn man bei bestimmten Songs, Bands, Genres usw. nicht ein bisschen reinhaut, kommt da eben auch weniger rüber und die Zuhörer nehmen den Drummer u.U. als 'ne Schlaftablette wahr.


    Es gibt viele Beispiele für "große" Rock- und Metaldrummer, zu deren Sound und Stil es gehört, dass sie die Drums richtig "zimmern". Direkt fallen mir da z.B. John Bonham, Neil Peart, Dave Grohl & Danny Carey ein. Letztere beiden sind nach eigener Aussage "Heavy Hitter" und das hört man auch auf Aufnahmen. Wenn die nicht so reinhauen würden würde das auch nicht so klingen.


    Und dann geht's auch noch um das Lautstärkeverhältnis von z.B. Trommeln und Becken. Es ist schon eine Qualität, den Trommeln gegenüber den Becken eine ausreichende Grundlautstärke zu entlocken. Dafür muss man aber auch ein bisschen draufhauen :/


    Demgegenüber wäre es aus künstlerischer Sicht aber auch abwegig, für Jazz z.B. extrem reinzuhauen. Da wird genau so kein Schuh draus wie aus einem gestreichelten Schlagzeug im Rock oder Metal.

  • Und dann geht's auch noch um das Lautstärkeverhältnis von z.B. Trommeln und Becken. Es ist schon eine Qualität, den Trommeln gegenüber den Becken eine ausreichende Grundlautstärke zu entlocken. Dafür muss man aber auch ein bisschen draufhauen

    Nur um es nochmal hervorzuheben: Auf die Trommeln, nicht auf die Becken! ;)

    Randy Cooke hier mal beispielhaft verlinkt, das erzählen aber auch alle anderen, die Rock können.

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    Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!

  • wie aus einem gestreichelten Schlagzeug im Rock oder Metal.

    Gerade in den extrem schnellen Spielarten des Metal wird in der Regel gestreichelt, weil es bei den Geschwindigkeiten nur noch mit filigraner Technik geht. Deshalb wird dann getriggert, damit es trotzdem so klingt, als würde richtig reingekesselt.

  • wie aus einem gestreichelten Schlagzeug im Rock oder Metal.

    Gerade in den extrem schnellen Spielarten des Metal wird in der Regel gestreichelt, weil es bei den Geschwindigkeiten nur noch mit filigraner Technik geht. Deshalb wird dann getriggert, damit es trotzdem so klingt, als würde richtig reingekesselt.

    Ich weiß. Es gibt aber auch viele langsamere Metalgenres, die noch natürlichen Punch haben. Andy Wallace (Studiomischer-Legende) war mal mein Vorbild und er nutzt nach eigener Aussage Samples nur für Reverb, sofern der Kunde keine eigenen Samples mitliefert. Das meiste aus seiner Creditlist dürfte also ganz natürlichen Punch haben, den er in seinen Mischungen einfach nur erhält (statt weg zu komprimieren):


    https://en.wikipedia.org/wiki/…r)#Discography_(selection)


    Inside Track: Linkin Park's The Hunting Party

  • Ehe hier für oder wider Heavy Hitting diskutiert wird: Randy Cooke zeigt es eigentlich sehr deutlich, wie man ohne Verlust der spielerischen Attitüde die Lärmbelästigung reduziert. Meist liegt es bei den "zu" lauten Vertretern unserer Spezies doch daran, dass alles gleichermaßen laut gebashed wird. Ein solider Backbeat reicht für den richtigen Ausdruck, klingt mit dezent gespielter rechter Hand um Klassen besser und wirkt unaufdringlich. Der Rest vom Mulm ist in den meisten Rockbands (zumindest bei vielen Amateuren) dem Pegel der Saitenfraktion geschuldet, und wenn schon der Sänger knapp an der Feedbackgrenze singt, weißte eigentlich, was Sache ist.

    Dass es unter Profidrummern Leute wie Dave Grohl gibt, bei denen Dreschen zur Kunstform erhoben wird, sollte btw. nicht der Maßstab sein. Der darf das halt.

    In den meisten Bands und Projekten wird dir das eher wenig Freunde einbringen.

  • Ein solider Backbeat reicht für den richtigen Ausdruck, klingt mit dezent gespielter rechter Hand um Klassen besser und wirkt unaufdringlich.

    Exakt. Ist nicht immer leicht, aber wirkt sogar beim Orchester-Dirigenten, der mal wieder meint, das Schlagzeug wäre zu laut. Wahrscheinlich hat er häufig nicht ganz Unrecht, nur dass es eben nur gewisse Teile des Schlagzeugs sind.

    Ich finde übrigens, dass eine "laute" HiHat wie z. B. die Soundedge oder auch das ein oder andere Heavy Modell diese Spielart fördert, wenn man sich einigermaßen Mühe gibt. Denn solche HiHats machen schon bei sachter Spielweise den Pegel, den man haben möchte/braucht. Es gibt bereits am Drumset selbst, also quasi im "Mikrokosmos", was ich für den Makrokosmos "Bandsound" oben beschrieben habe. Viel zu oft gibt man der Begeleitung (HiHat, Becken) zu viel Gewicht. Kommt wahrscheinlich daher, dass man den 8el-Rahmen damit vorgibt und BD/SD darauf "aufgleist". Dabei sollte es genau anders rum sein.

    Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass geräuschempfindliche Bandkollegen Probleme mit unerwarteten, spontanen Klängen haben wie Crash-Akzente. Ein Backbeat, der solide durchläuft, auch wenn er "laut" ist, ist nicht so das Problem.

    Four on the floor sind zwei zu viel.

    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 30.11.24 + 22.03.25 Heimathafen Lörrach, 10.01.25 Markthalle Freiburg, 17.05.25 Mehlsack Emmendingen mit >> Blackwood Mary

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