Heel-Up nur aus Wade oder auch aus Schienbeinmuskel?

  • Wenn ihr mit angehobener Ferse (Heel-Up) schnelle Einzelschläge auf der Bassdrum spielt. Wie kommt bei euch die Bewegung zustande?


    • A. Spielt ihr einfach nur aus der Wade? Also die Wade anspannen und entspannen. Der Schlegel kommt beim entspannen zurück und die Ferse senkt sich wieder ab. Bein wird nicht aktiv angehoben sondern es ergibt sich aus der Wade. zu finden in dem Buch von Stefan Schütz, Drummer-Bibel; Marthyn Jovanovic (er nennt es Ankle Technique empfiehlt es aber eher ab 140 bpm und schneller und bis dahin aus dem Hüftbeuger bzw. ganzem Bein, was er wiederum Flat Foot nennt), George Kollias (nennt es Flat-Foot oder modern Heel-Up, womit die Verwirrung perfekt ist und empfiehlt es für alle Tempos)
    • B. Ist es eher wie Heel-Down (Ferse-unten), wo auch der Schienbeinmuskel beim heben des Fußes mithilft? Meist muss ich dabei die Ferse niedriger haben als bei A. Habe ich fast nur bei James Payne (YouTube) gefunden als Tipp. Kriege ich auch hin, aber der Schienbeinmuskel ermüdet schneller als die Wade, was für A. spricht.
    • C. Oder habt ihr einfach nur den Ballen auf dem Pedal, Ferse hoch und einfach laufen lassen? So wird es meinem Eindruck nach in der Schlagzeuglehrbüchern und Videos (VHS!! :D wie geil) von den 70ern bis zu den 90ern propagiert. Wobei ich den Eindruck habe, dass fast alle Drummer, die an ihrem Tempo geübt haben früher oder später auf die Bewegung aus dem Fußgelenk umstellen müssen?!


    Mein Eindruck ist, dass es alles gibt und dass sich für jede Art Vertreter finden lassen. Die Ermüdung merke ich beim Spielen in unterschiedlichen Bereichen im Bein. A. powert die Wade ziemlich aus, B. klingt erstmal gut aber es fällt mir schwer damit ausdauernd zu spielen und C. ist eben sprichwörtlich alte Hacke, aber es besteht die Gefahr, dass man aus dem Stampfen nie raus kommt und nicht lernt aus dem Sprunggelenk zu arbeiten, um Energie zu sparen.


    Praktisch probiert habe ich alles beim Üben. Es gibt Tage an denen mir mal das eine oder andere besser gelingt. Aber wie macht ihr es? Was hat euch am weitesten gebracht in Bezug auf Sauberkeit, Ausdauer und Tempo?


    Die uneindeutigen Begriffe für Flat Foot, Heel-Up finde ich ziemlich nervig. Ich wünsche euch alle schonmal ein schönes Wochenende!!


    Gruß Christoph

  • Puh, ich würde sagen, im Wesentlichen ist es bei mir A. Allerdings wird es mit zunehmender Geschwindigkeit notwendig, die Bewegung mit dem Zusammenspiel aus Wade und Schienbeinmuskulatur zu kontrollieren, also dann eher in Richtung B. Man braucht dann einfach etwas Spannung im Bein. C verstehe ich nicht. Auf jeden Fall nicht das Bein aktiv anheben, das habe ich anfangs gemacht und führt nur zur Verkrampfung des gesamten Beins, da der Muskel das nicht dauerhaft durchhält. Das Gleichgewicht zu halten wird dadurch auch schwierig.

    Nix da.

  • Moin Christoph,


    ich bin "Heel Up - only" Drummer - zumindest was den Bassdrum-Fuß betrifft. Bei der Hi-Hat spiele ich eine Mischung (je nach dem, wie's klingen soll).

    Auch um bei Improvisationen und im Allgemeinen jederzeit, ohne groß darüber nachzudenken, Bassdrum-Schläge einbauen zu können, habe ich die Ferse meines rechten Fußes immer oben.


    Die wesentlichen Vorteile von "Heel Up" bei der Bassdrum sind m.E.:


    • grundsätzlich druckvoller / lauter (Ausnahmen bestätigen die Regel)
    • Beteiligung von mehr Muskeln zum Aufbauen der Schlagenergie


    Und besonders der letzte Punkt dürfte deine Frage zumindest ein Stück weit beantworten. Also "nur aus der Wade" - nein ... "Schienbeinmuskel hilft mit" - sicher.
    In den meisten meiner Videos sieht man ganz gut, wie ich es mache: https://www.youtube.com/c/MariusBaumDrums

  • C verstehe ich nicht. Auf jeden Fall nicht das Bein aktiv anheben, das habe ich anfangs gemacht und führt nur zur Verkrampfung des gesamten Beins, da der Muskel das nicht dauerhaft durchhält. Das Gleichgewicht zu halten wird dadurch auch schwierig.

    Bei nochmaligen Lesen habe ich meinen eigenen Satz auch nicht mehr verstanden. :/ Entschuldige bitte. Ich meine damit die Bewegung kommt aus dem ganzen Bein und ob dabei das Fußgelenk steif bleiben soll, oder mit arbeitet bleibt dabei oft nicht erwähnt.


    Es gibt ja auch die Herangehensweise, dass es bei Heel-Up eine Peitschenbewegung aus Bein und Fuß ist, die bei schnellerem Tempo kompakter wird und immer mehr der Fuß die Arbeit übernimmt während das Bein sich immer weniger bewegt. Scheint mir im Moment die beste Synthese aus allen Ansätzen zu sein.

  • Zumindest bei Singlestrokes kommt die Energie aus dem gesamten Bein. Ergo bewegen sich Oberschenkel, Unterschenkel und Fuß nur ein bisschen. Bei Heel-Down bewegt sich nur der Fuß und es werden in Summe weniger Muskeln beansprucht.


    Die übliche Technik für Doublestrokes mit Heel Up ist das "Sliden" - üblicherweise mit dem ersten Schlag weiter hinten auf dem Pedal und dem zweiten weiter vorne.

    Logischerweise bewegt sich dabei der Oberschenkel weniger als Unterschenkel und Fuß.


    Wenn ich das richtig verstehe geht's dir hier aber um schnelle Singlestrokes und deren Umsetzung ...? Nenne doch mal ein Beispiel für ein angestrebtes Pattern bei entsprechendem Tempo.


    Ansonsten hilft Ignoranz natürlich :/

  • Bei mir sind schnelle Doubles irgendwie so gar nicht damit verbunden, den zweiten Schlag weiter vorne/hinten auf dem Pedal auszuführen, mein Fuß bleibt dabei so ziemlich auf Position. Aber ich spüre dabei zumindest deutlich die Beteiligung meines Schienbeinmuskels.

  • Also mir geht es bewusst nur um Einzelschläge (Singlestrokes) und nicht um Doppelschläge.

    Es geht mir um durchgehende Achtel mit einem Bein, oder 16tel mit beiden Beinen zwischen 100 und ca. 160 bpm. Also für normale Rock und Heavy Sachen ohne Trigger. Nichts superschnelles.

  • Das ist noch moderat. Wirklich durchgehend über mehrere Takte oder nur 3-4 Schläge am Stück?


    Die Schwierigkeit bei einem guten und effizienten Heel-Up Spiel ist, die benötigte Energie von mehreren Muskelgruppen kommen zu lassen. Eine Grundspannung braucht man dafür sowieso im gesamten Bein (eigentlich fängt das schon bei den Lenden an).

    Die Hauptarbeit sollte aber das Fußgelenk übernehmen. Und die Muskeln für dessen Bewegung befinden sich im Unterschenkel.


    Mach doch mal ein Video von deiner aktuellen bzw. bevorzugten Spielweise, dann kann man genauer analysieren und helfen.

  • Ich möchte mich für die bisherigen Beiträge bedanken. Anscheinend findet das Thema nicht so viel Anklang. Dennoch danke für die Antworten. Sie haben mich auch weitergebracht.

    Ich neige dazu, sehr ins Detail zu gehen und stelle dann oft fest, dass es doch nicht so kompliziert ist.

    Bei diesem Thema habe ich jetzt beim Üben auch nochmal auf meine Bewegungen geachtet und verschieden Tempos probiert sowie laut, leise und gedämpft und ungedämpte Schläge.

    Im Prinzip ermüde ich auch am wenigsten, wenn ich es wie in A. und B. mache. Also möglichst viel aus dem Fußgelenk und das Gewicht des Beines mit benutzen, um mehr Power rein zu bekommen. Dabei hebe ich aber nicht das Bein an. Ob da jetzt der Schienbeinmuskel mehr oder weniger mit hilft, ist in der Spielpraxis dann noch nicht so erheblich.

    Bei vielen Dingen, die Bewegungen betreffen ist es ja auch besser auf seinen Körper zu hören und nicht zuviel nachzudenken. (Do not overthink this).


    Wenn ich beim Üben an einen Punkt komme, an dem ich nicht mehr weiter komme, neige ich dazu es ausschließlich auf meine mangelnde Technik zu schieben. Aber manchmal ist es auch ein mentales Problem.


    Danke für eure Erfahrungen und Beobachtungen.

  • deinschlagzeuglehrer:


    Leider verwirrt mich das noch eher. Ich verstehen deinen gezeigten Ansatz so, als ob man vorwiegend aus der Hüfte arbeiten soll. Wahrscheinlich meinst du den Hüftbeuger, oder? Genau mit diesem Ansatz habe ich aber oft eine Barriere, was Geschwindigkeit angeht.

    Oder verstehe ich das falsch?


    Gut finde ich, dass du gedämpfte und ungedämpfte Schläge ansprichst, was meiner Meinung nach zur Entspannung beitragen kann.

  • Leider verwirrt mich das noch eher.

    Ups, das ist schlecht! Die Hüfte ist einfach das Gelenk, dass sich dabei bewegt, das passiert quasi automatisch. Da ist man natürlich von der Geschwindigkeit her eingeschränkt, aber für viele Dinge reichts tatsächlich aus, besonders wenn wir von Singles sprechen. Bei schnellen Doubles müssen spezielle Techniken her.

  • deinschlagzeuglehrer:

    Im Prinzip habe ich in den ersten drei Jahren so Ferse oben gespielt wie du es beschreibst. Bis ich bei einem Workshop vom Lehrer gesagt bekam, dass ich zuviel aus dem Bein stampfe und dass es mich davon abhält oder begrenzt schneller zu werden. Daraufhin haben wir Übungen gemacht, bei denen ich explizit nur aus dem Fußgelenk spielen sollte. Also das üblich Beispiel mit der Ferse einen Käfer oder einen Nagel in den Boden zu klopfen, während der Ballen am Boden bleibt.

    Natürlich muss das Bein trotzdem irgendwie beteiligt sein. Andernfalls muss man das Bein wieder verkrampft hochhalten.

    Also bis zu welchem Tempo und bei welchen Notenwerten kannst du bzw. deine Schüler die Technik einsetzen?

  • Absolut für richtig halte ich es, ebenso wie Dein Lehrer, nach dem Tritt die Ferse wieder auf dem Boden abzustellen, um die Muskulatur zu entspannen und das Pedal mit dem Mittelfuß zu treten, nicht mit der Fußspitze. Wir reden jetzt immer noch von Einzelschlägen, das ist wichtig! Diese Bewegung erfolgt dann zwar immer noch aus dem Hüftgelenk, jedoch in einer sehr viel kleineren Form, als wenn die Ferse permanent oben bleibt. Mit etwas Übung bekommt man so durchlaufende 16telnoten bis 90bpm hin, mit mehr Übung auch schneller. :)


    Vielleicht hilft das hier auch noch, es geht zwar um Doppelschläge, aber es fallen auch ein paar Worte über die Techniken im Allgemeinen.


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  • deinschlagzeuglehrer:

    Mit dem Mittelfuß zu spielen führt zu einen flachen Fußaufsatz, was mir persönlich gut gefällt. So kann ich das Fußgelenk gut einsetzen, ohne das zuviel Spannung auf die Wade kommt.

    Gut gefällt mir auch der Satz: "Heel-up is like playing Heel-Down, but playing in a Heel-Up position". Durch die höhere Position kann ich mehr aus der Wade arbeiten und das Schienbein wird etwas entlastet. Wenn ich die Ferse aber zu hoch halte, wird es krampfig. Wobei ich das manchmal beim Üben machen muss, damit ich genug aus dem Fuß anstatt zuviel aus dem Bein/Hüfte zu arbeiten.

    So langsam verstehe ich glaube ich deinen Ansatz. Ferse nicht zu hoch halten, damit man entspannt spielen kann und Energie spart?! Ist es in die Richtung?

  • Also ich habe mich nochmal beobachtet beim Üben und viele Figuren auf der Bassdrum mit Grooves gespielt. Dabei habe ich mich zuerst nur auf den gleichmäßigen und tighten Sound geachtet. Habe die Beine einfach machen lassen und im zweiten Schritt geschaut, welche Bewegungen ich mache. Also ist es bei mir definitiv aus dem ganzen Bein. Aber kein Stampfen. Sondern eine Peitschen-Bewegung aus Hüfte und Fuß.

    Also ganz ähnlich wie deinschlagzeuglehrer!

    Dann bin ich noch auf einen Bassdrum-Lektion gestoßen, die ich seit einem Jahr von Matt Garstka (Trommler bei Animals as Leaders) auf dem Rechner hatte. 8| Das letzte von drei Videos erklärt ganz am Ende erst, wie seine grundlegende Technik ist. Didaktisch unklug, weil im letzten Video eigentlich nur Polyrhythmische Verschiebungen enthalten sind, die ich sowieso noch nicht kann.

    Egal: worum es geht ist, dass er wohl verschiedene Techniken probiert hat und im Endeffekt beim Klassischen Heel Up geblieben ist, weil es ihm eine gute Bandbreite an Tempos und Dynamik gibt. Dabei beschreibt er es so, dass er die Technik wie die Moeller-Technik bei den Händen sieht. Und dass für ihn die Synchronisierung von Bein- und Fußbewegung der Schlüssel ist. Also kein entweder oder, wie von manchen propagiert wird. Sondern ein fließender Übergang.

    Für viele vielleicht ein alter Hut. Für mich im Prinzip auch, aber es bestätigt mich in dem, was ich beim Spiel empfinde und beobachten kann.

    Interessant ist das für deshalb, weil der Matt zwar unheimlich vertrakte Sachen spielt. Aber er benutzt nach eigener Aussage keine Trigger, weil er Dynamik haben will und dazu dass er mit Heel-Up auch die nötige Power gegen die Gitarren aufbauen kann.

    Ganz ähnlich hat es Bodo Stricker (Dr. Doublekick) ja vor Jahren hier im Forum geschrieben. Also habe ich es jetzt endlich gerafft und werde einfach nur noch Grooves und Stücke üben und mache mich nicht mehr malle.

    Danke nochmal für eure Beiträge!

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