Unterricht für 12-jährigen: nur Spaß oder auch die Essentials?

  • Hallo,


    ich hab seit letztem Jahr einen 12-jährigen Schlagzeug-Schüler, der von einem stagnierenden Unterricht

    an anderer Stelle zu mir gewechselt ist.


    Ich merke, dass er viel mehr Lust auf verschiedene Grooves hat, als sich um technische Details zu kümmern.

    Mit "technische Details" meine ich auch mal lauter und leiser spielen, Schnelligkeit mit 16tel Noten nur auf

    der Snare üben usw..

    Notenkenntnisse sind rudimentär vorhanden.


    Meine Frage: soll ich die technischen Fähigkeiten erst mal komplett zurück stellen, nur damit er weiterhin

    vordergründig Spaß am Spielen hat - oder gehört für Euch parallel auch ein gewisses Maß an technischen

    Übungen - speziell in seinem Alter - schon mit dazu?


    Bin gespannt, was Ihr meint.


    Gruß,

    R.

  • Meine Frage: soll ich die technischen Fähigkeiten erst mal komplett zurück stellen, nur damit er weiterhin

    vordergründig Spaß am Spielen hat - oder gehört für Euch parallel auch ein gewisses Maß an technischen

    Übungen - speziell in seinem Alter - schon mit dazu?

    Ich bin kein Lehrer, aber sollte sowas nicht der Lehrer wissen? :)

    Habe auch mit 11 oder 12 angefangen mit Unterricht und hatte dort durch "kindliches Selbststudium" (wenn man das mal so nennen will) ein gutes Rhythmus-Gefühl. Mein Lehrer hat letztendlich nur mit mir die Notenwerte durchgeklopft und anschließend Beats gespielt. Technik war nie ein großes Thema, was ich im Nachhinein auch als Nicht-Lehrer bemängele. Wenn der Schüler natürlich nur Beats im Kopf hat, ist es in dem Alter natürlich schwierig, wenn man einmal die Autorität verspielt hat in dem Sinn, dass man ihn halt Beats spielen lässt.

    Wir haben damals dann immer 5 Minuten Doubles gemacht oder Paradiddles, aber in einem Tempo, wo einem diese Konstrukte und die damit verbundene Technik noch nicht klar werden.

    Vielleicht kann man den Kindern heute Technik eher mithilfe sog. "Breakdowns" schmackhaft machen. Also erst ein Paradiddle technisch ordentlich einstudieren und dann nach und nach einen Groove daraus bauen.

    Aber wie gesagt, ich bin kein Lehrer.

    Four on the floor sind zwei zu viel.

    SONOR Vintage Series: 20", 22" BD; 14" Snare-Drum; 10", 12" TT; 14", 16" FT

    PAISTE 2002, 2002 Big Beat, 602 Modern Essentials, PstX

    Next Gigs: 30.11.24 + 22.03.25 Heimathafen Lörrach, 10.01.25 Markthalle Freiburg, 17.05.25 Mehlsack Emmendingen mit >> Blackwood Mary

    >> Mein Vorstellungsthread

  • Ich hatte weder am Schlagzeug Unterricht, noch bin ich Lehrer. Allerdings glaube ich, wenn du die Technik komplett vernachlässigst wird dich jeder Schüler wenn er dabei bleibt, irgendwann später im Erwachsenenalter verfluchen. Ich kenne es vom Blasinstrumentenunterricht den ich auch als Stöpsel hatte, Tonleitern, Bindeübungen sind absolut öde. Leider bringen sie allerdings was. Wenn ich zurückblicke kann ich zumindest behaupten mir wurde das Handwerkszeug gezeigt, ich war nur zu blöd und faul das auch wirklich zu üben. Ist aber meine jetzige Sicht mit einigen Jährchen Distanz.


    lg

  • Ich denke schon, dass es Sinn macht, auch die Techniken zu zeigen. Denn Vieles geht ja nachher auch gar nicht mehr ohne ordentlicher Technik, alleine ja schon das Thema Geschwindigkeit.

    Ja, manchmal ist es öde, aber manches muss eben sein. Du musst ihn ja nicht damit zuschütten, sondern so machen, wie es hier vorgeschlagen wurde, dann versteht dee Schüler auch, dass Techniken Sinn haben und man sie auch kreativ einsetzen kann und damit einfach mehr Möglichkeiten hat:

    Vielleicht kann man den Kindern heute Technik eher mithilfe sog. "Breakdowns" schmackhaft machen. Also erst ein Paradiddle technisch ordentlich einstudieren und dann nach und nach einen Groove daraus bauen.

    Aber wie gesagt, ich bin kein Lehrer.


    Als ich damals meinen ersten Unterricht hatte, war ich 15 oder 16, also schon älter, deshalb kann ich dazu jetzt nicht konkret was dazu sagen... ich hatte in dem Alter auf jeden Fall Technikschule und könnte mir vorstellen, dass ich sie bestimmt auch schon mit 12 bei diesem Lehrer bekommen hätte (ich kann ihn ja gerne mal fragen nach den Ferien, das fände ich selbst auch mal interessant)).


    Ich kann aber sagen, dass bei uns im Verein (Jiu Jitsu; ich sehe da sehr viele Parallelen zu Schlagzeug spielen) die Schüler mit 12 definitiv Technikschule und Grundschule machen, in einen anderen , mir gut bekanntem Verein werden auch noch jüngere Kinder genommen (ab 8 ) und die machen auch schon Technikschule.

    Denn alles andere baut ja darauf auf.


    Ich finde, mit der richtigen Dosierung ist das auch gar kein Problem.



    Edith wollte noch sagen, dass ich auch keine Schlagzeuglehrerin bin (beim Jiu hab ich allerdings schon oft Kinder und auch Erwachsene trainiert)

    Schlagzeug in der Rockmusik? ...ist doch nur verwirrend, nervig und bringt die anderen Bandmitglieder völlig aus dem Konzept 8o


    "Üb' erstmal langsam. Ungenau wird es von alleine." [Zitat Jiu Jitsu Trainer]


    "Schlagzeug spielen ist doch ganz einfach. Man muss einfach nur drauf hauen." :pinch:

    Einmal editiert, zuletzt von Miss_Mieze ()

  • Wenn er Bock auf Grooves hat, dann gib Sie ihm.

    Es gibt soviel Grooves die z. B. das Paradiddle-Gedöns inne haben.

    Kommt natürlich auch drauf an wohin dir Reise gehen soll.

    Soll es Polyrhythmisch werden dann gibt es einiges was man da machen kann. Modern Jazz hat da einiges auf Lager.

    Gibt es beispielsweise ein Lied was gut passt was technisch sehr anspruchsvoll ist?

    Ich habe gerade das Buch "The Funky Beat" auf dem Notenständer. Da kann ich mich so richtig ausüben. Einiges ist ist neu für mich-einiges aber auch bekannt was ich in Rudiments auf dem Pad habe. Rudiments vom Pad ans Set bringen ist auch eine Möglichkeit.

    Vielleicht merkt er so auch, wie wichtig auch Übungen auf dem Pad sein können, damit er sich am Set entfalten kann.

    Ein Buch was ich gut finde ist "Am Anfang steht der Groove". Da, wenn es speziell ums "laut leise" spielen gehen soll.

    Augenmerk aufs lineare spielen haben und auch das Thema Abhängigkeit(mir fehlt der Fachbegriff) nicht vergessen.

    Letzteres macht in Bezug auf Ghostnotes echt Laune.

    Vielleicht auch wichtig>Die Extremitäten mal durchtauschen. Da bewusst mal die schwächere Seite mehr vorderen.

    Eins sollte man nicht vergessen.

    Kinder sind keine kleinen Erwachsene.

    Deren Motorik bildet sich etwa bis zu Pubertät aus. Danach wird es es immer schwerer versäumte nachzuholen.

    Daher sollte sich vielleicht auch ein Schlagzeuglehrer mal mit den Gegebenheiten der Altersstufen auseinandersetzen. Schlagzeug ist nun mal ein sehr Bewegungsintensives Instrument.

    "Goldenes Lernalter"》》einfach Googeln, dann kommt meist ganz zu Anfang eine Liste woran man erkennt in welchem Alter was am sinnvollsten ist. Die Musikalität soll natürlich nicht zu kurz kommen. Die, also wir Erwachsene, sollten nicht immer nur von uns ausgehen. Mit 12 ist man nun mal noch ein Kind.


    Interesse gerade in den technischen Dingen zu wecken ist manchmal echt nicht leicht.

    Mir hat das stumpfe spielen auf dem "Pad"(damals hießen die Teile noch Karl May ;) ) auch nie Spaß gemacht.

    Habe aber zum Glück nie Fragen gestellt.

    Die Augen haben mir Auftritte von Dennis Chambers und Charly Antolini geöffnet.

    Geheimtipp von meinem Lehrer und meinem damals Lieblingsmusikladen um die Ecke.

    Da war so viel Spielspaß und vor allen Dingen richtig Bewegung drin.

    Etwas was ich mir bis heute bewahrt habe.

    Da macht sogar das Pad Spaß.

    Da hinzukommen ist ein weiter Weg.

    Wie bekommt man eine jugendliche Trainingsgruppe dazu das Aufwärmübungen Spaß machen können. Stell sie auf ein Balanceboard ^^ und es läuft fast wie von selbst.

    3 Mal editiert, zuletzt von Lexikon75 ()

  • Ich bin auch der Meinung, GI ihm die Grooves und binde die Rudiments spielerisch oder zumindest auf das ganze Set verteilt mit ein.


    Es gibt da sehr gutes Video von Thomas Lang dazu:


    Thomas Lang: Applying Technique On The Drum-Set - Drum Lesson (Drumeo)
    Learn The Drums Faster, Easier, Better:► https://www.Drumeo.com/Fix your hand technique:► https://www.Drumeo.com/hand-technique/Start your free 30-day member...
    youtu.be


    Es gibt auch noch viel mehr Videos dieser Art, die dir/ihm da weiterhelfen können.

    Als 12 jähriger hätte ich auch null Bock auf stures Rudiment üben.

  • Hey, ich war bei meinem ersten Unterricht 18, aber da das nicht wirklich gut war, lassen wir das. Es ist aber definitiv so, dass ich damals notgedrungen auf dem Pad angefangen habe zu spielen und so schon technisch deutlich besser dastand als andere Anfänger, bei meinem ersten „richtigen“ Lehrer hatte ich erst Rudiments und wurde dann mit 4tel und 8tel Grooves in x Variationen und auf seltsamen Zählzeiten gerade so zugeschüttet, bei meinem jetzigen Lehrer ging es gleich in der ersten Unterrichtsstunde (nein, nicht die erste überhaupt!) direkt weiter mit Latin, Blues, Independence (du meintest sicher das oder Lexikon75?) und zuletzt Swing und es lohnt sich auch wenn es sicher spassigeres gibt was man trommeln könnte.


    Ja, mit 12 ist er definitiv alt genug um auch Technik zu lernen, die meisten Rudiments lassen sich super einbauen und geben Grooves die richtig cool klingen.

  • Ich konnte Mathe in der Schule nie leiden. Hab's auch nie verstanden und sofort zu gemacht bei Erklärungen.

    Heute find ich sie voll gut. Das hat sich aber erst in der Ausbildung eingestellt. Meine Diplomarbeit beinhaltete so viel Mathematik, dass ich selbst darüber staune, was ich da alles gerechnet habe.


    Was ich damit sagen will: Ich wusste wofür und warum ich das mache. Mathe ist nicht kompliziert sondern ein Anwenden von Regeln.Ich denke, so sollte man das auch mit der Technik machen. Rudiments sollten nicht als notwendiges Übel betrachtet werden.


    Vielleicht kannst du es so gestalten, dass du ihm tatsächlich viele Grooves, Playalongs etc. vorlegst, die bewusst ein paar tricky fills drin haben. Um dann zu sagen: Um diesen Teil zu meistern, müssen wir Malans Pad, da gibt's dies und jenes zu tun. Dann weiß er vielleicht auf welches Ziel er hinarbeitet.


    (Ohne dass ich irgendeine Ahnung von didaktischen Konzept habe, aber eine Sicht aus der Position des Schülers)

    Es gibt so viel gute Musik auf der Welt.. ..da muss ich doch nicht Musik hören, die "gar nicht so schlecht" ist. - Hennes M. aus C


    Ich

  • Man muss halt einen guten Mix finden und dem Schüler vermitteln, dass man nicht nur des Übens wegen übt, sondern weil man dann coole Sachen spielen kann.


    Auf Dingen, die ihn interessieren, kann man die Basics gut aufhängen und in der Regel auch gut vermitteln, wieso manche Dinge eben Sinn machen, geübt zu werden.

    Ein gewisses Maß an Technik und auch Notenlesen gehört einfach zum Unterricht.

  • Als ich Ende der 1960-er-Jahre in der städtischen Musikschule Schlagzeug spielen lernen wollte, hieß es, dass zunächst mindestens ein Jahr nur Rudiments auf der "kleinen Trommel" angesagt wären . . .


    Die Drums-Didaktik hat sich weiterentwickelt, obwohl es klassische Kollegen gibt, die immer noch versuchen bestimmte Konzepte gnadenlos durchziehen, selbst bei Pubertierenden.

    Und die wundern sich dann, wenn die Schüler/-innen wenig bis keinen Bock mehr auf das Instrument haben.


    Kurzum: Ich versuche nicht nur bei meinen Jugendlichen eine angemessene Balance mit flexiblen Anteilen von Technik, Grooves, Fills, Lieblingssongs, Playalongs, Noten und Instrumentenkunde zu finden, wobei der Spaß nie zu kurz kommen darf.

  • Mein erster Lehrer mit 14 (ne, war schon der zweite, aber der erste zählt nicht) hat mich vor 40 Jahren nur Playalongs machen lassen, zu einer Zeit, wo Fun noch in vielen Fällen zweitrangig war. Rudiments und Co kamen viel später, nachdem ich selbst die Erkenntnis hatte, dass man so Zeug ja auch brauchen kann.

    Für mich war das die beste Entscheidung überhaupt, denn ich durfte noch vor der ersten Band das machen, worauf es beim Trommeln meist ankommt, nämlich songdienlich zu grooven. Klar sind dann keine vertrackten Rhythmen möglich, und mit Latinzeugs ärger ich mich bis heute rum. Aber hey, Leute, Ringo ist damit Multimillionär geworden.

  • Mein erster Lehrer mit 14 (ne, war schon der zweite, aber der erste zählt nicht) hat mich vor 40 Jahren nur Playalongs machen lassen, zu einer Zeit, wo Fun noch in vielen Fällen zweitrangig war. Rudiments und Co kamen viel später, nachdem ich selbst die Erkenntnis hatte, dass man so Zeug ja auch brauchen kann.

    Für mich war das die beste Entscheidung überhaupt, denn ich durfte noch vor der ersten Band das machen, worauf es beim Trommeln meist ankommt, nämlich songdienlich zu grooven. Klar sind dann keine vertrackten Rhythmen möglich, und mit Latinzeugs ärger ich mich bis heute rum. Aber hey, Leute, Ringo ist damit Multimillionär geworden.

    Finde das interessant, ich lerne jetzt schon Latin, Swing usw. Und gerade das mit dem Latin erkennt man langsam auch. :D

  • ich lerne jetzt schon Latin

    Warum auch nicht. Für die Unabhängigkeit ein gutes Training, und wenn ein Lehrer es beherrscht, macht es ja vielleicht sogar Spaß. Ich spiele das Zeug ja auch, rein technisch gesehen, aber es fühlt sich einfach nicht "rund" an. Und ich kenne kaum Musiker in D, die es drauf haben, von denen man das richtig lernen könnte. Komisch, Künstler*innen werden wegen "Kultureller Aneignung" ausgeladen, weil sie als Weiße Dreads tragen. Aber jeder darf ungestraft irgendein Latinzeug spielen, der Lateinamerika nur aus dem TV kennt. Ich schweife ab..


    Ich finde die Herangehensweise veraltet, Technik als zwingende Grundlage zu lehren, auf der alles andere aufbaut. Warum nicht anhand diverser Grooves mit der Zeit aufzeigen, wie man diese mit entsprechenden Techniken noch verfeinert? Technik nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck rüberbringen, gewissermaßen.

  • Warum auch nicht. Für die Unabhängigkeit ein gutes Training, und wenn ein Lehrer es beherrscht, macht es ja vielleicht sogar Spaß. Ich spiele das Zeug ja auch, rein technisch gesehen, aber es fühlt sich einfach nicht "rund" an. Und ich kenne kaum Musiker in D, die es drauf haben, von denen man das richtig lernen könnte. Komisch, Künstler*innen werden wegen "Kultureller Aneignung" ausgeladen, weil sie als Weiße Dreads tragen. Aber jeder darf ungestraft irgendein Latinzeug spielen, der Lateinamerika nur aus dem TV kennt. Ich schweife ab..

    Meiner beherrscht das sehr gut, glaube gerade Jazz, Swing und Latin besonders, ich selbst bin gerade dabei, dass es sich manchmal schon ein bisschen anhört wie das was ich spielen soll, allerdings rumpelt das noch ständig und das aber auch erst seit ich das mit den Noten erklärt bekommen habe.

    Beim Swing kämpfe ich auch, da fehlt wohl irgendwas aber ich komme nicht drauf.


    Ich schweife ab…

    Ich finde die Herangehensweise veraltet, Technik als zwingende Grundlage zu lehren, auf der alles andere aufbaut. Warum nicht anhand diverser Grooves mit der Zeit aufzeigen, wie man diese mit entsprechenden Techniken noch verfeinert? Technik nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zum Zweck rüberbringen, gewissermaßen.

    Ich finde, die Mischung macht’s, ich lerne nach folgendem System im Unterricht (Stand: jetzt)


    Bei mir ist es sortiert nach Stilistiken, davon hatte ich bis jetzt Latin, Blues und Swing darin sind dann die ganzen „bekannten“ Grooves zu finden, die man in dem Genre kennt. Aktuell habe ich z.B einen Swing Groove, der beinhaltet einen Paradiddle Diddle, hatte man den noch nicht, lernt man es dadurch, gleichzeitig lernt man so auch Independence.


    Am Ende der Stunde bekommt man zu dem Genre auch praktischerweise noch Songs empfohlen z.B beim Swing „I’ll never smile again“ von Frank Sinatra.


    Ob ein 12-Jähriger da am Ball bleiben würde?

    Mhm, ich glaube nicht.

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