Mein erster Auftritt steht bevor und ich traue mich nicht.

  • Hallo Leute.


    Einleitung:
    Ich habe seit kurzem ne neue Band. Ist zwar nicht ganz das, was ich mir Genre-mäßig vorgestellt hab, aber Hauptsache erstmal wieder Mucke machen und es macht natürlich Spaß.


    Hintergrundinfo: :
    Es ist eine Bluesband bestehend aus alten greisen (nicht weitersagen psst) und sind spielerisch sehr routiniert.
    Der Gitarrist feiert seinen 25 Hochzeitstag oder 200hundertsten Geburtstag muss ich nochmal nachfragen. Als ich hörte,
    Live-Auftritt, hat mein Kopf eh zu gemacht.


    Beim Probespiel war ich sehr verkrampft und habe mich am Anfang etwas verdaddelt und es gleich angesprochen.
    Da kam nur ein "Merken wir" und ein Lächeln. Das hat den Druck aus der Pumpe genommen
    und so nach 15 min jammen wurde ich richtig warm und hab für meine Verhältnisse recht ordentlich gespielt
    sodass, die mich haben wollten. Menschlich passt es eh.


    Die Party findet im Juni / Juli statt, vor ca. 100 Leuten. Geplant ist auch : Einladung von allen Musiker, mit dem er jemals zu tun hatte.
    Wir spielen ca.3 Sets jeweils 5 Songs, dazwischen kann jeder auf die Bühne, es darf gejammt werden, dann spielen wir wieder. Es sind noch 6 Proben und wir Covern, interpretieren die Sachen im eigenen Stil und auf einfachste reduziert.


    Das Problem:

    Ich will unbedingt auf die Bühne. Aber ich sehe mich mental und spielerisch noch nicht so weit.

    Und ich brauche absolute Sicherheit. Heißt : solange Proben, bis alles richtig sitzt.

    Als ich das sagte haben die Jungs abgewunken und meinten, ach klappt schon.


    Um offen zu sprechen: was ist, wenn ich ein Blackout hab, was ist, wenn ich mich verspiele und nicht wieder reinkomme.

    Ich weiß, dass ich hier auch schon einiges zum Thema Ängste geschrieben hab. Ist aber immer etwas anders selbst in der Lage zu sein als anderen Tipps zu geben.
    Außerdem, wenn ich da verkacke, kann ich mich hier auf dem Land nirgends mehr blicken lassen. So etwas spricht sich hier schnell rum.
    Und ich habe eh das Gefühl, es ist die Angst vor der Angst. Es ist, obwohl ich voll heiß drauf bin irgendwie sehr weit weg und es fühlt sich total unrealistisch an mich auf der Bühne zu sehen.
    Aber es gibt immer Argumente etwas nicht zu tun und ich möchte die Jungs auch nicht im Stich lassen.


    Das einzig positive ich spiel im Proberaum ein Superstar Hyperdrive. Na, wenn das nicht das Argument überhaupt ist. :D


    Kann verstehen, wenn manche jetzt denken, was hat der denn. Ist doch nur ein Auftritt.


    Ich schwitz ja schon, während ich das schreibe. || ^^


    Ach ja, da fällt mir noch ein:
    Mein bester Drummer Kollege hat den entscheidenden Satz gesagt. Mir fehlt die Konstanz.
    Das ist seit Jahren nicht gelöst. Solange das vorhanden ist, bin ich nicht bereit. Oder sollte man zumindest nicht.
    Wenn man auf die Bühne geht, muss man doch in der Lage sein alles abrufen zu können, was man geübt und gelernt hat. Und nicht heute spiele ich richtig gut, morgen verhunzt ich total. Diese Schwankungen merke ich immer, wenn ich auch zu Hause spiele. Und da sollte man sich doch eingestehen, dass man nicht gut genug ist. :?:


    Ich bitte um Rat und Tat oder eine psychologische Probesitzung bei euch, :D :D

  • Also wenn das stimmen würde, was dein Kollege sagt, dann hätte ich meinen ersten Auftritt wohl nicht machen dürfen. Ich hab zu diesem Zeitpunkt gerade mal 1 Jahr und 1 Monat überhaupt erst gespielt, und wenn ich dran zurückdenke, war ich absolut noch nicht so weit.

    Du spielst jetzt wieviele Jahre? 5? 10? Du kannst von dir selbst behaupten, dass du - zumindest oft - richtig gut spielst? Davon bin ich noch weit entfernt und hab schon >10 Gigs hinter mir. Und ich war beim ersten Mal seeeeeeeehr nervös. So nervös, dass mein rechter Fuß dermaßen zitterte, dass ich beinahe die Kontrolle über ihn verloren hab. Aber ich hab’s überlebt, und das sogar ohne richtig zu verkacken.

    Bis Juni/Juli ist noch Zeit. Übe das Set mindestens einmal täglich auch daheim für dich durch.

    Die Angst vor einem Blackout hatte ich auch, aber das ist nicht eingetreten, weil ich wochenlang jeden Tag einmal die setlist durchgespielt hab.

    Kleine Fehler passieren dir höchstwahrscheinlich bestimmt, aber das sind meist solche, die nur du selbst merkst.

    Ich versuch mir bei jedem Gig vorzustellen, dass gar nicht Gig ist, sondern dass ich gerade Probe hab mit der Band. Klappt nicht immer, aber inzwischen bin ich auch nicht mehr so nervös, nur noch ein bisschen.

    Falls du ein paar „Angstsongs“ im Set hast, versuche sie zu entschärfen. Zb. einfachere fills oder so. Lieber weniger zeigen, was du kannst/könntest, aber dafür keine hoppalas riskieren.

    Versuch auch mal dir bei den nächsten Proben vorzustellen, dass es gerade Gig ist, um dich langsam an das Gefühl zu gewöhnen. Vielleicht kannst du auch mal „Publikum“ zur Probe mitbringen, eine/n Freund/in vielleicht, reicht ja schon mal. Oder deinen besten Drummer Kumpel. Einer vom Fach zählt schon für gut 100 nicht-Drummer 😅

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • Dem kann ich mich nur anschließen.

    Ich mache den Scheiß jetzt über 40 Jahre und hatte auch schon "Auftragsarbeiten" mit schon recht hohen Anspruch ans "Abliefern" und hatte da, zum Teil,

    sehr kurze Vorbereitungszeiten, auf jeden Fall zu kurz um für mich den Sicherheits-Wohlfühlfaktor zu erreichen.

    Ich habe mir dann immer Spickzettel geschrieben und bei der Show der Band genau zugehöhrt und zugeschaut.

    Und ja, mir sind auch Fehler unterlaufen, aber solche, die der normale Zuhörer garicht mitkriegt.


    PS.: Ihr seit aber früh auf, ich bin gerade von der Nachtschicht nach Hause gekommen. ;)

    Edit: Da fällt mir noch ein: Es heißt ja Erfahrung ist die Summe aller Fehler die man macht, und ich habe eine Menge Erfahrung ;)

    Mein Gerümpel

    Die globale Erwärmung macht mir keine Sorgen, was mir Sorgen macht, ist die globale Verblödung.

    Einmal editiert, zuletzt von cymbal65 ()

  • Ich spiele zwar schon lange Schlagzeug, habe aber trotzdem noch keine großartige Band-Erfahrung.


    Lediglich in einer Cover Band habe ich mal für ein Jahr gespielt, mit der wir einen Auftritt auf einer Geburtstagsfeier in einer Kleingartenanlage spielten. (bei Carsten, hier aus dem DF)


    Ich war so nervös, dass ich es tatsächlich geschafft habe, nicht ein einziges Mal auf ein Tom zu hauen. Ich habe alle Songs lediglich mit bass drum, snare und Becken gespielt.


    …geht auch 😎


    Als dann der zweite Auftritt in einem Pub hätte anstehen sollen, hat es mich innerlich so zerissen, dass ich die Band kurzerhand verlassen habe, weil ich so absolut kein Selbstvertrauen hatte.


    Heute ärgere ich mich total darüber…

  • Zitat

    Ich habe seit kurzem ne neue Band. Ist zwar nicht ganz das, was ich mir Genre-mäßig vorgestellt hab, aber Hauptsache erstmal wieder Mucke machen und es macht natürlich Spaß.

    konzentriere dich genau darauf, ob die Songs so gut du kannst und dann, mach dir bewusst, dass egal welche Musiker anwesend sein werden, egal, wie viel Erfahrung sie haben, sie alle mit hoher Wahrscheinlichkeit schon einmal an einem Punkt in ihrer Laufbahn an dem selben Punkt gestanden wie du.

    Vielleicht hilft das, um ein bisschen wie du sagst „Druck aus dem Kessel“ zu nehmen.


    Viel Erfolg und vor allem Spaß beim Gig :thumbup:


    Viele Grüße

    DJ

  • Spielt doch mal ein paar Proben mit kleinem Publikum. Also nicht die komplette Probe aber für 4-5 Songs mal ein paar Zuhörer reinholen kann Wunder wirken. Angstzustände lassen sich durch schrittweise Konfrontation und Gewöhnung heilen (sage ich als diplomierter Küchenpsychologe)

  • Es gibt da noch eine Sache, die mir durch den Kopf geht. Es kommen ne Menge Musiker im besten Alter. Die sind alle besser als ich.

    Wahrscheinlich werden die à la Musiker Polizisten genau beoachten, was ich da mache.

    Und da tauchen wahrscheinlich alles normalos auf. (Wertefrei gemeint).


    Ich stehe also volle Kanne im Fokus.

    Und ebenfalls vergessen:

    Alle Prüfungen habe ich in der Theorie bestanden. In der Praxis immer erst im zweiten Durchgang. Durch
    die Nervosität.

    Führerschein, Gesellenprüfung. Heißt im Umkehrschluss beim ersten Mal verhaue ich immer. Beim zweiten Mal klappt es dann. Keine guten Voraussetzungen :( :)

  • Ich habe immer versucht, mich mit erfahreneren Musikern zu umgeben. Hab das immer als Motivation empfunden, zu üben und selbst weiter zu kommen.


    In der Musik geht es nicht darum „besser“ zu sein, als andere. Das ist der große Unterschied zum Sport. Beim Sport, egal ob im Einzel oder der Mannschaft, geht es darum sich mit anderen zu messen. In der Musik gibt es diese Konkurrenz nicht. Es geht darum gemeinsam etwas zu schaffen.

  • Es gibt da noch eine Sache, die mir durch den Kopf geht. Es kommen ne Menge Musiker im besten Alter. Die sind alle besser als ich.

    Wahrscheinlich werden die à la Musiker Polizisten genau beoachten, was ich da mache. Dann falle ich auch noch durch meine Dreads auf.

    und da tauchen wahrscheinlich alles normalos auf. (Wertefrei gemeint).

    Dann musst du natürlich fehlerfrei abliefern, sonst droht Geld- oder Freiheitsstrafe!

    SUCHE:

    - Sonor Designer Toms in Birdseye Maple/Birdseye Amber

    - Zildjian K Sweet 19" Crash


    "Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!", Ballroom Schmitz (RIP)

  • @friese: Ich bin ein Spätberufener, spiele schon lange ein bisschen, aber mein erster Auftritt ist erst 5 Jahre her. Ich bin ein technisch eher mäßiger Drummer, ich kann auch keine Soli spielen. Und ich habe mir vor dem Ding die gleichen Gedanken gemacht: Was wenn ich mittendrin verkacke oder mich nicht mehr an verschiedene Passagen erinnern kann? Was, wenn die Musikerpolizei vor der Bühne kopfschüttelnd alles zerpflückt, was ich hätte anders machen können. Ich denke aus meiner Erfahrung von mittlerweile rund 30 Auftritten mit meiner Amateurband so:


    1. Die Jungs in deiner Band vertrauen dir. Die meinen dass du es draufhast. Auf die kommt es an. Das sollte dir Sicherheit geben. Die wollen, dass du den Job machst.


    2. Wenn du deinen Kram wirklich kannst, dann kannst du ihn auch abliefern. Also übe die Abläufe, über die Fills, bis du sie ohne jegliches Nachdenken spielen kannst. Proper Preparation prevents Pissed Poor Performance. Mich kannst du morgens um 3 wecken, da spiele ich dir jedes Stück aus unserem Repertoire. Und wenn ich bei Auftritten etwas unlocker bin, lasse ich gewisse schwierige Passagen auch mal weg. Lieber ein Schlag weniger, und den mit Nachdruck, als drei zu viel, wenn die nicht richtig sitzen.


    3. Fangt den Auftritt mit einem Stück an, mit dem ihr euch alle wohlfühlt. Dann kommt ihr gut rein, und wenn es erstmal läuft, dann läuft's.


    4. Die Leute vor der Bühne freuen sich meistens, dass sie da bespaßt werden. Die erwarten keine technische Perfektion, sondern gute Unterhaltung. Und die wissen auch, dass die Kollegen auf der Bühne Muffensausen haben. Die wollen euch nix Böses. Wir hatten mal einen Auftritt, das stand vor der Bühne ein Trommelkollege, der guckte die ganze Zeit zu mir und verzog keine Miene. Dann waren wir fertig, wir hatten ganz gut abgeräumt. Der kam mit einem Bier in der Hand auf mich zu, haute mir zwei Mal auf die Schulter, grinste und sagte nur: Tight as Fuck, Alter, Tight as Fuck!


    Wenn du also vor dem Auftritt ne ordentliche Kackwurst in der Hose hast, ist das gut, das erhöht die Spannung. Und denk an diese 4 Punkte, dann wirst du fokussiert sein, ordentlich abliefern und Band und Publikum werden ihren Spaß haben. Und das zählt.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Och, ich würd das auch nicht so eng sehen. Es ist Musik und kein Wettbewerb. Freilich muss man irgendwo liefern, aber das ist ja ne private Feier und kein Konzert, für das die Leute gezahlt haben. Da kommen die doch wegen des Gastgebers oder vielleicht um selbst Mal zu fiedeln. :D


    Wie gesagt ist es bis Sommer noch bissi hin, jeden Tag allein üben dann wird das.


    Außerdem, wenn ich da verkacke, kann ich mich hier auf dem Land nirgends mehr blicken lassen. So etwas spricht sich hier schnell rum.

    Glaub ich genauso wenig. Wenn sollte das interessieren? Zeig mir Mal einen, der noch nicht verkackt hat.


    Mein erster Gig war auch ziemlich spät und ich war damals nicht gut. Bevor ich groß aushole, wo und vor wem wir gespielt haben: ALLE waren da, Freunde, Familie Mucker, Häider, alle. Ich hab mir fast in die Hosen gemacht. Und die Hauptband hatte nichts besseres zu tun als auch neben die Bühne zu stellen und von da aus zuzusehen. Haha.

    Ich leb heut immer noch. Der Gig war passabel und alle hatten Spaß, obwohl wir den letzten Song gerade noch so durchgeeiert haben. (wir müssten den aber unbedingt spielen, aus Gründen).


    Leute in den Proberaum einladen kann echt Wunder wirken.

    Mir fehlt die Konstanz.

    Das ist dein Problem. Nicht die Konstanz sondern, dass du dich daran aufhängst.

    Spiel einfach drauf los, wenn's nicht anders geht einfach UffZack. Das reicht. Songs auf keinen Fall abbrechen beim Spielen. Und selbst wenn es noch so desolat laufen sollte: Lass dich nicht von deinem Sitz verscheuchen und jemanden anders fertig spielen.


    Das wird schon.

    Es gibt so viel gute Musik auf der Welt.. ..da muss ich doch nicht Musik hören, die "gar nicht so schlecht" ist. - Hennes M. aus C


    Ich

  • Ich glaube, das geht fast Jedem so. Mein erster Auftritt war eine Art Stadtfest, da hatte ich auch etwas Lampenfieber aber ich habe mir vorgestellt, das wir einfach öffentlich proben und nach zwei Songs war ich völlig entspannt und es hat total Spaß gemacht. Der zweite Auftritt war dann direkt ein lokales Festival mit über 1000 Leuten (die bei uns am Nachmittag zwar nicht alle vor der Bühne waren) und riesiger Bühne. Da ging es vor dem Gig beim Umbau schon sehr hektisch zu, kein richtiger Soundcheck, der Schlagzeugmonitor musste ausgetauscht werden und funktionierte dann erstmal zwei Songs lang nicht usw. Da hätte ich am Liebsten auch alles hingeworfen und wäre von der Bühne gerannt. Ich hab mich aber zusammengerissen, konzentriert, nicht ins Publikum geschaut, meine Mitstreiter beobachtet und letztendlich haben wir es gemeistert.


    Wir spielen als Opener immer den Song, der bei uns allen am Besten läuft, auch dann, wenn außenrum alles schiefläuft. Im ersten Moment schaue ich auch nur nach meinen Bandkollegen und handhabe es wie eine Probe. Wenn ich merke, dass der Bühnensound usw. passt kann ich mich entspannen und auch mal Faxen machen oder schauen, wer so im Publikum steht.


    Den meisten Zuhörern fallen kleine Fehler beim Spielen sowieso nicht auf und mit erfahrenen Bandkollegen bügelst du auch einen Blackout aus, so dass es keiner merkt oder dir übel nimmt. Das passiert auch den Profis und auch ich selbst habe mich als Gast auf einem Konzert noch nie über sowas moniert.


    Uns ist auch schon alles mögliche passiert, Stromausfall, Gitarrensaite gerissen, Drumstick abgebrochen, Beckenständer gekippt und und und. Einfach weiter sein Ding durchziehen oder solche "Sonderereignisse" in die Show mit einbeziehen.


    Schlaumeier hast du immer irgendwo dabei, die kannst du ignorieren. In jedem Fußballstadion sitzen auch tausende selbsternannte Profifußballer, Bundestrainer und Schiedsrichter auf den Tribünen, auf dem Platz interessiert das aber Keinen.


    Glaub mir, niemand wird dich ausbuhen oder davonjagen!

    Zieh das Ding durch, der Applaus entschädigt alles!

  • Im Prinzip wurde hier eh schon alles gesagt, konzentrier dich nicht darauf was schief gehen kann, sondern darauf dass es dir Spaß macht! Und selbst wenn du was versemmelst? So what? Und wenn du glaubst das sich alle die nächsten 15 Jahre darüber das Maul zerreißen werden, kann ich dich beruhigen. Wenn du über den Fehler diskutieren möchtest kommt meist als Antwort: "Wie da hat was nicht gepasst? :O "


    Mach dir keinen Kopf und genieß die Musik!


    lg

  • 1. DSDS lehrt uns, dass es viele Leute gibt, für die die Bühne zu früh kommt. Solltest du aber einen Beat ein Lied lang ohne Unterbrechung durchziehen können, wird es Zeit für die Bühne.


    2. Kurzfristig: s.o, Vereinfachen, vereinfachen, vereinfachen. Auf den Beat und den Groove konzentrieren. Niemals für die Musikerpolizei spielen. Spiel für die Leute, die tanzen wollen.


    3. Langfristig: Ein Achtsamkeitstraining (MBSR) oder ähnliche Meditationskurse können bei Stress und Ängsten (und auch einfach so) sehr unterstützend sein. Kann ich aus eigener Erfahrung absolut empfehlen.

  • Hi,

    meine Vorredner haben schon viel wichtigen Input gegeben. Ich glaube es stechen 2 Punkte heraus, die dir das Leben schwer machen.

    1. Live-"Schiss"

    das kennt fast jeder und ist völlig normal, da man mit einer unvorhersehbaren Situation konfrontiert wird. Ich kenne Profis, die wie Kleinkinder vor dem Auftritt rumhampeln und sich fast in die Hose machen. Das ist sehr individuell und egal auf welchem Level vorhanden. Ich mag bei sowas Rituale um die Zeit totzuschlagen. Ich nehme meine Sticks, ein Pad bzw. mein Knie und fange eine ca. 15 Minuten lange Überroutine an. Das bringt mich runter, ist fast meditativ, da mir egal ist, was um mich rum passiert. Zudem bereite ich mich gedanklich vor für das, was dann kommt.... Denn es passieren die komischsten Sachen, Gitarren fallen aus, Das Mikro ist nicht an oder der Sänger verpasst den Einsatz, eine Hose rutscht vorne runter, das Licht geht aus, der Ton ist weg, der Stick fliegt sonstwohin, die Bassdrum rutscht.... Alles erlebt und noch viel skurrilere Sachen. War mir egal... Ich habe den Beat weitergespielt, im Zweifel auch mit umgefallenem Crash-Ständer oder mit dem Stick auf die Berta gehauen. Das bringt mich zu dem Kern der Sache. Spiel das was du kannst und versuche souverän zu wirken. Auf den Rest hast du keinen Einfluss. Ich glaube, dass es auch eine Sache des Alters ist. Man macht sich einfach mehr Gedanken. Ich bin mit 20 auf die Bühne mit einem verranzten Set und Sabian B8 Becken an irgendwelchen Ständern und einer abgeklebten Snare mit Pinstripe-Fell. Es war geil, einfach nur geil auf der Bühne zu sein und für 10-200 Leute das zu spielen, was man kann. Und genau das hat das Publikum gespürt.. Mit dem Alter sieht das schon anders aus. Wie ist meine Außendarstellung, passt die Snare zum Set, was sagen die Muskier zum Sound... Für mich alles an dem schon oben erwähnten Kern vorbei... Bringt mich aber auch ein wenig zum nächsten Punkt:

    2. Konstanz

    hier ist üben angesagt. Nicht nur am Set, bei Proben, sondern auch Mental. Ich habe mir für alles Spickzettel gemacht (modern "sheets"). Vorteil: am Anfang hilft es ungemein sich zurechtzufinden und am Ende schaust du gar nicht mehr drauf. Du kannst praktisch 1:1 das wiedergeben, was dort steht. Bedeutet aber auch das zu üben und dann beim Konzert genau das abzuliefern. Je besser du das verinnerlicht hast umso einfacher kannst du die Band durch die Songs führen. Für Covergeschichten habe ich mir Playlists mit den Songs erstellt, so dass ich mit denen eingeschlafen und aufgewacht bin. Tempo rausschreiben und einfach den bi- oder ternären Grundbeat bis zum Erbrechen spielen. Mal eine Hand weg, dann den BD-Fuß, da gibt es so viele Spielereien um die Konstanz zu trainieren. Zudem ist das Metronom nicht der Feind. Auch hier Tempo halbieren und spielen, vielleicht auch mal eine 16-tel versetzt anfangen und versuchen wieder gerade auf die eins zu gelangen ohne, dass es rumpelt.


    Mir haben so ein paar Dinge die Augen geöffnet. Ich habe oft in größeren Veranstaltungen mit wechselnden Besetzungen gespielt, mit vielen Drummern, die mir technisch weit überlegen waren. Ich kam mir da oft wie der kleine Junge vor, der mal mit den großen spielen durfte. Lustigerweise wurde ich sehr oft eingesetzt und Dirigenten und musikalischen Leiter haben sehr häufig mit den "Profis" gestritten. Ich habe einfach mehr oder weniger souverän das gespielt, was nötig war und auch die Exzentriker (meist Solo-Sänger und Gitarristen) einfangen können. Das war notwendig in der Situation. Und so sehe ich das auch bei allen anderen Gigs. Lern dein Zeugs, sei souverän und vorbereitet und spiel keinen Scheiß. Auf den Rest hast du keinen Einfluss!

  • Mir gefällt Danys Beschreibung ihrer ersten Live-Erfahrungen gut. Sie hat ja wirklich später als die meisten von uns angefangen und ist halt ins kalte Wasser gesprungen und geschwommen. Ganz viele tolle Tipps kamen auch von anderen.


    Was dir als Drummer bewusst sein sollte: keiner geht ins Konzert, um einen tollen Drummer zu sehen. Na gut, vielleicht der eine da hinten links im Eck, den man eh nicht erkennen kann. Alle übrigen wollen mitwippen oder tanzen, und dazu braucht es einen durchgehenden Beat ohne Schnörkel und Aussetzer. Wenn du nervös und unsicher bist, lass einfach alle Fills weg und markier neue Parts höchstens mit nem herzhaften Crash. Kein spielerisches Risiko, jeder weiß wo er ist, und das Publikum nimmt ne echt coole Socke von Drummer wahr It's that easy.


    Wenn ein Song mit markanten Drums alleine beginnt, du dich möglicherweise gleich am Anfang verspielen solltest, dann bricht ab, lach laut auf oder schüttel den Kopf und sag deutlich hörbar zum Publikum "Wir können das besser, also fangen wir jetzt nochmal von vorne an." Das funktioniert und ist überhaupt nicht peinlich, selbst bei bekannten Acts. Frank Zappa war berühmt für solche Aktionen und hat schon mal ne Nummer spontan 20 bpm langsamer gespielt, wenn der Drummer nen schlechten Tag hatte.

    Zu mir kam sogar mal ne Gruppe nach dem Konzert (mit Abbruch) und haben gelobt, das sei die allerbeste Stelle gewesen, total professionell, weil wir genau NICHT versucht haben, uns verkrampft nichts anmerken zu lassen. Die empfanden das als hochsouverän, und alle anderen Fehler haben sie eh nicht gehört. Weiß ja außer der Band niemand, wie es klingen soll.

  • Schmatzi80 hat es sehr gut beschrieben.


    Auf YouTube gibt es ein Video von Trivium, aufgenommen hinter der Bühne, kurz vor ihrem ersten Auftritt in Wacken. Die Kerle musst du dir mal anschauen..... Alles völlig normal, auch bei den "großen" Jungs.


    Wir haben live immer eine gedruckte Setlist, die ich neben mir auf den Boden klebe. Vor dem Gig mache ich mir da oft noch mit Edding gut sichtbar ein paar Ergänzungen zu bestimmten Songs. Z.B. "Closed Hi-Hat etwas öffnen", "Im Solo auf's Tempo achten" oder solche Sachen, die man vorher bei den Proben bemerkt.


    Gruß

    Thorsten

  • bestehend aus alten greisen...Der Gitarrist feiert seinen 25 Hochzeitstag

    :/ Dann ist er ungefähr so alt wie ich.....also bin ich schon ein Greis?


    Zum Thema: ich war früher auch vor Gigs sehr nervös, das Blut geflutet von Adrenalin. Das wurde bei mir nur durch Wierderholung besser, je mehr Gigs ich gespielt hatte, desto weniger Adrenalin vorher. Vielleicht ist es eine gute Idee, gelegentlich bis zum Sommer 2-3 Leute zur Probe einzuladen, damit du dich langsam an Publikum gewöhnen kannst.


    Ich habe einfach mehr oder weniger souverän das gespielt, was nötig war und auch die Exzentriker (meist Solo-Sänger und Gitarristen) einfangen können. Das war notwendig in der Situation. Und so sehe ich das auch bei allen anderen Gigs. Lern dein Zeugs, sei souverän und vorbereitet und spiel keinen Scheiß. Auf den Rest hast du keinen Einfluss!

    lass einfach alle Fills weg und markier neue Parts höchstens mit nem herzhaften Crash. Kein spielerisches Risiko, jeder weiß wo er ist, und das Publikum nimmt ne echt coole Socke von Drummer wahr It's that easy.

    Die Bühne hat mein Spiel auch ganz erheblich aufgeräumt und diszipliniert. Je schlichter man auf der Bühne spielt, desto weniger Fehler macht man.

  • Schreibe später noch mal ausführlicher was dazu. Nur zwei Sachen:


    Lampenfieber ist völlig normal. Und ist auch ein gutes Zeichen. Wenn du nicht aufgeregt wärst, wären dir der Gig und deine Darbietung ja egal.

    Ich würde erstmal abchecken, wo die sanitären Anlagen der Location sind. ;)


    Und schau dir mal den hier an ... ;) ^^

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  • Führerschein, Gesellenprüfung. Heißt im Umkehrschluss beim ersten Mal verhaue ich immer. Beim zweiten Mal klappt es dann. Keine guten Voraussetzungen :( :)

    Doch, dass sind gute Voraussetzungen, weil Du Dich kennst und weißt, dass es beim zweiten mal klappt! Sorg einfach dafür, dass der Gig das zweite Mal ist, z.B. durch eine öffentliche Probe vorher mit 10 Leuten Publikum (alle auf dem Niveau von Steve Gadd natürlich).

    Alle Prüfungen habe ich in der Theorie bestanden. In der Praxis immer erst im zweiten Durchgang. Durch
    die Nervosität…

    Nervosität ist normal und gehört dazu. Das kann man verinnerlichen und trainieren, daraus keine Angst werden zu lassen.

    Es gibt für Prüfungen ein Erfolgskonzept, das man mit „erst die Pflicht, dann die Kür“ beschreiben könnte. Bei Klausuren sucht man sich die Aufgaben, die man sicher kann und bearbeitet sie zuerst. Erst wenn man sich damit das Bestehen (die 50%) gesichert hat, geht man an die schwereren Sachen. Im Studium haben wir bei einigen Fächern immer gewitzelt: vier gewinnt! Hauptsache bestanden, die Kür kann man dann wann- oder woanders hinlegen.


    Das Konzept kannst Du auf Deinen Gig oder noch kleinteiliger auf jeden Song runterbrechen: Was ist Pflicht, was ist Kür?


    Pflicht ist:

    • Den Song im richtigen Tempo anzählen
    • Den Anfang richtig spielen (falls es mit einem Break losgeht)
    • In den richtigen Grundrythmus kommen (das meint den einfachsten Groove, den man zu der Nummer spielen kann)
    • Wichtige Breaks und Stops mitspielen oder zumindest nicht durchdengeln, wenn alle einen Break machen
    • Das Ende gemäß Absprache der Band mitmachen.

    Alles andere (tolle Breaks, irre Bassdrumfiguren, rythmische Illusionen, sonstigen Pling Pling) kann man machen, wenn man es sicher kann, ist aber für die Performance der Band nicht vordergründig wichtig.


    Das Pflichtprogramm muss man sich so sicher draufschaffen, dass man es im Schlaf runterspielen kann - dann reicht es auf der Bühne auch, wo man vielleicht wegen störender Einflüsse nur 60-70% von seinem Niveau abrufen kann.


    Wenn Du Die die Punkte oben mal anschaust - so schlimm ist das nicht… Tempo gibt Dir Dein Metronom vor, Anfangsbreak oder besonderen Anfang übt man und schreibt es auf die Setlist, den richtigen Grundgroove spielt man quasi automatisch, wenn man das Stück in- und auswendig kennt, wichtige Stopps kan man sich von den Mitmusikern anzeigen lassen und am Ende ist eh alles egal… :D


    Wir Drummer haben den unendlich großen Vorteil, das wir 90% des Notwendigen aus dem „Köcher“ ziehen können und über einen Grundgroove nicht nachdenken müssen, da er automatisiert rausläuft. Die fehlenden 10% ( Tempo, Anfang, Breaks, Ende) lernt man auswendig und gut isses…

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