Moin wertes Forum,
eines vorab: Es geht in diesem Thread nur um kabelgebundene Inears. Das Thema Bluetooth lasse ich außen vor, da es für den Live-Betrieb irrelevant ist. Auch über angepasste Otoplastiken möchte ich hier nicht diskutieren - diese haben definitiv ihre Daseinsberechtigung.
Nun zum Thema: Ich habe in letzter Zeit oft über den Sinn und Unsinn der Produktgattung "In-Ear für Musiker" nachgedacht. Diese hochpreisige Gattung existiert relativ streng separiert neben den In-Ear Kategorien "HiFi-Inears" oder eben stinknormalen Consumer-Produkten (vermeintliche "Billig-Produkte" unterhalb der 50 Euro-Marke).
Zentral sind für mich die Fragen:
- Warum werden Musiker-Inears separat geführt und teilweise auch in anderen Geschäften angeboten? (ok, die Frage ist eigentlich hinfällig... es geht um Marketing und Geld)
- Was unterscheidet diese Inears von den "Standard"-Produkten?
- Warum sind viele (nicht-maßgeschneiderten) Musiker-Inear-Modelle so teuer? Sind die Preise von teilweise 1000+ Euro berechtigt?
- Funktioniert ein "Standard"-Inear Modell für 50 Euro womöglich genauso gut im Live-Betrieb?
Bei meinen Mit-Musikern in Bands und anderen Projekten herrschte oft das Credo, bei Inears bräuchte man "unterhalb von 500 Euro eigentlich gar nicht zu schauen." Das sei alles Mist, der langfristig nicht glücklich mache.
Ich persönlich habe hingegen ein paarmal die Erfahrung gemacht, dass normale, günstige Standard-Modelle um die 50 Euro mir annähernd gut gefielen wie etwa meine 500-Euro-Stagediver SD3. Verstärkt wurden diese Zweifel, da meine SD3 nun schon zum zweiten Mal in der Mitte auseinander gebrochen sind. Beim ersten Mal ist dies geschehen, als ich das herausnehmbare Kabel wieder anstecken wollte... Zack... plötzlich war das Earpiece entzwei. Ich habe dieses dann vom deutschen Hersteller für knapp 70 Euro reparieren lassen. Kürzlich - etwa ein Jahr nach Reparatur - ist mir dasselbe wieder passiert an der genau gleichen (Soll?-)bruchstelle, diesmal gänzlich ohne Fremdeinwirkung:
Man stelle sich mal vor, dies wäre direkt vor einem Musical-Gig o.ä. passiert. Nicht nur ich wäre komplett aufgeschmissen gewesen...
Nun bin ich nicht gewillt, die Hörer wieder für teuer Geld reparieren zu lassen und habe mich auf dem Gebrauchtmarkt umgeschaut. Dabei habe ich festgestellt, dass es HiFi-Inear-Modelle äußerst günstig gebraucht auf den üblichen Plattformen gibt. Nach einiger Recherche habe ich mich für einen Bowers & Wilkins C5 für 35 Euro entschieden (NP: ca. 180). Die gibt es z.B. hier oder auch hier. Die dazugehörigen Aufsätze habe ich entsorgt und mir Memory Foam Aufsätze geholt. Und was soll ich sagen? Diese 45 Euro-Kombination klingt fantastisch, schirmt gut ab, sitzt angenehm und geht in den tiefen Frequenzen sogar ein Stück weiter runter als die SD3. Das Trommeln zum Play-Along macht riesigen Spaß damit, nur Live konnte ich sie noch nicht ausprobieren (aus bekannten Gründen). Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob ich mit dieser Kombination live nicht irgendwelche Nachteile habe im Vergleich zu "echten" Musiker-Inears. Kann ich mich mit handelsüblichen Hifi-Inears überhaupt auf die Bühne trauen? Was denkt ihr?
Edit: Es sei noch anzumerken, dass sich die Bowers & WIlkins Kopfhörer auch haptisch aufgrund der Metall-Bauteile hochwertiger anfühlen als die SD-3. Ich möchte auch noch anfügen, dass die SD-3 gebraucht i.d.R. noch weit mehr als 200 Euro kosten.