Längere Parts zählen

  • Situation: Einstieg in neue Band, unbekanntes (eigenes) Material, davon aber reichlich, möglichst schnelles Einarbeiten ist das Ziel . Ich hab mir die Abläufe grob notiert (z. B. Intro, Strophe, Refrain, Solo etc.) mit den jeweiligen Längen (wieviele Takte), markanten Sachen und wo genau z. B. Kicks, Stopps, Pausen etc. sitzen.


    Auf der Couch kein Problem. Bei der Probe bin ich dann aber doch öfter mal geschlittert, weil ich gerade bei längeren Passagen nicht mehr sicher war, wieviele Takte jetzt gerade rum sind. An den Harmonien kann man sich nur teils gut orientieren, die wechseln auch mal mitten im Takt (sodass man denken könnte, da wäre die Eins) und auch öfter. Blöd, wenn es nach 22 Takten einen Break auf 3+ gibt.


    Langer Schwede kurzer Finn: Was gibt es evtl. für Tricks, längere Phrasen mitzuzählen? Also nicht im Takt die Viertel, sondern überblicksmäßig in einer "eintönigen" Passage über längere Zeit die Anzahl der Takte. Visualisieren (von Zahlen)? Andere Memotechniken? Man könnte es auch im heimischen Keller üben (statt "nur" Technik und Kram), aber vllt. hat ja der eine oder die andere trotzdem auch super Tipps dazu. Danke!

  • Ich mache das bei Orchestern bei langen Pausen folgendermaßen:

    Bei einem 4/4 Takt wird einfach eins zwei drei vier, zwei zwo drei vier, drei zwei drei vier, ... gezählt. Das teilweise bis zu 35 Takte lang oder mehr. Damit weiß man zumindest wie lange man noch hat. Vielleicht hilft das.


    lg Alex

  • Du könntest die langen Phase strukturieren in dem du aus z.B. 16 Takten 2 x 8 machst. Ansonsten nutze ich auch das System von burned_destroyer, um im Orchester nach 31 Takten Pause in Takt 32 auf 3+, den einen Schlag in Dynamikstufe fff auf die große Trommel nicht zu treffen. :S


    Alles Übungssache.

  • Danke, aber Pausen sind unkompliziert (wie auch auf der Couch mitzuzählen). Es war glaube ich eher ein Problem des mentalen Arbeitsspeichers. Spielen (und möglichst nicht nur Bufftschack sowie bitte musikalisch ansprechend), auf Dynamik achten, neue Leute / Situation / Songs, dann noch teils ungewöhnliche Harmoniewechsel und .. äh, ach shit ... 13, 14? Argh, lost und ver(w)irrt. :wacko:


    Edit: danke jobe. Ja, kann und muss man wohl auch mal für sich üben.

  • Spontane Ideen, was vielleicht helfen könnte:

    - sauberes Notenbild, das die einzelnen Phrasen und Abschnitte klar erkennbar macht, z.B. durch Doppelstriche und Zeilenumbrüche. 8+8+4+2 (oder wie auch immer die 22 Takte aufgeteilt sind) finde ich z.B. übersichtlicher als nur |-22-| zu schreiben (Edit: zu langsam getippt, wurde jetzt schon erwähnt :))

    - bestimmte Rhythmen der Gitarre und Textpassagen zur Orientierung über die Notenlinien schreiben

    - Stops und Rhythmen, die Du mitspielst, fett in die Notenlinien schreiben (wie bei Big Band-Noten)

    - Bandmitglieder um ein paar Cues bitten und Blickkontakt suchen

    - Aufnahmen anhören und einsickern lassen

  • Durch verschiedenste Tribute Bands erarbeite ich mir öfter Songs nach dem Original. Nicht ganz passend für dich, wenn du vielleicht eher dein eigenes Drumming einbringen willst. Aber da es den originalen Drumtrack ja gibt, vielleicht trotzdem ganz hilfreich um schnell loslegen zu können. Der Eigenanteil kann dann ja Schritt für Schritt kommen, wenn man die Abläufe im Gefühl hat.


    Für mich hat sich da bewährt den Ablauf grob aufzuschreiben und quasi auch zu visualisieren mit der Anzahl Takte. Mir ist dabei über die Jahre auch immer wieder aufgefallen, dass ich verschiedene Parts anders interpretiere, da Drumparts sich teilweise früher oder später ändern als Gitarre/Gesang.

    Ich tagge also immer einen Drumpart mit der Anzahl der Takte und dem grundsätzlichen Beat (hilft mir um schnell reinzukommen, wenn man noch nicht jeden Song auswendig im Kopf hat, sobald der Titel erwähnt wird, Drum Details kommen dann später).

    Die Visualisierung habe ich auch bei den ersten paar Proben immer dabei und lege sie neben das Set, meistens reicht damit ein kurzer Blick um zu wissen was kommt bzw. zu wissen wo man ist. Nach ein paar Mal hat man dann die Abläufe drin und braucht sie eh nicht mehr, und kann sich auf die Details konzentrieren.

    Wichtig ist vermutlich die Aufteilung der Takte in 4er Gruppen, damit macht es das erkennen und wiederfinden intuitiver.

    Man kann dann für die verschiedenen Cues am Ende eines Parts ein paar eigene visuelle Cues einarbeiten, siehe das Beispiel im letzten Takt von Part B mit der Notiz "Break auf 3".


    Im Anhang mal ein schnell skizziertes random Beispiel. Ziemlich simpel eigentlich, aber mir hilft es bisher recht verlässlich.

  • Wir haben auch zwei, drei Songs mit längeren Phasen (bis zu 30 Takte) usw.

    Da hab ich das auch so gemacht wie burned_destroyer da kam ich ganz gut zurecht im Hintergrund zu zählen, wie viele Vierergruppen ich habe.


    Generell mach ich bei neuen Sachen immer nur uff zack und sag das denn anderen auch. Dass wir einfach nur durch den Song kommen. Dann ist das zählen leichter und so nach und nach festigt sich der bei mir dann auch. Dann kann man an spielerische Details gehen.

    Hat bisher immer gut geklappt. Aber meine Musik ist jetzt nicht so anspruchsvoll

    Es gibt so viel gute Musik auf der Welt.. ..da muss ich doch nicht Musik hören, die "gar nicht so schlecht" ist. - Hennes M. aus C


    Ich

  • Ich hab auch immer Viererpakete im Kopf, das hilft auch z.B. bei längeren Solopassagen der Leadgitarre. Wobei das "Paket" unterschiedlich groß sein kann, von vier bis sechzehn Takten im Wesentlichen. Würde meine Band Progrock spielen, müsste ich mir wahrscheinlich was anderes überlegen.

  • Leg dir nen strukturellen Fahrplan zurecht. Vom kleinen ins große.
    Z.B: alle zwei Takte ne Variation (z.B. in der Kick, nen kleinen Hihat-Opener oder irgendwas anderes dezentes), alle vier oder acht Takte nen kleinen Fill.
    Jedenfalls so, dass du dir immer blockweise die Takte aneinanderordnen und in Durchläufen denken kannst.
    Ich finde, so eignet man sich auch ohne Zählen (wobei das bisher genannte super sinnvoll ist) gut an, Formen zu begleiten.


    Und im allerschlimmsten Fall, wobei das auch sowieso eine Grundtugend sein sollte: Blickkontakt halten :D

  • Ein Bandleader hat mal zu mir gesagt, “ zuhören,nicht zāhlen”. Ich denke das Stichwort ist , Thema. Wie lang und wie oft.Ansonsten schon einige gute Tips in vorherigen Post´s . lg

  • Sich eine Lernmethode erarbeiten. Dinge visualisieren. Wie merken sich Gedächtnisakrobaten Dinge? Stichwort-Gedächtnispalast.

    Hört sich vielleicht etwas übertrieben und weit hergeholt an-funktioniert aber ganz gut. Am Schlagzeug mache ich das weniger. Aber beim Würfel lösen schon. Es gibt da so viele Variationen. Die sich stumpf in den ganzen Algorithmen zu merken ist natürlich eine Möglichkeit, aber eine zeitintensive Sache.

    Da muss man sich eben was überlegen und sich gewissen Techniken bedienen sich solche Dinge zu merken.

    Was mir dabei aufgefallen ist, war, dass man immer besser wird und sich immer mehr Dinge merken kann. Man muss sowas üben. Hat man es einmal drauf, dann geht das wie von alleine. Man trainiert so sein Gedächtnis. Wer rastet der rostet.

    Was natürlich als erstes hilft ist es sich aufzuschreiben. Drum Chart erstellen. Am besten mit den anderen Musikern zusammen. Und dazu seine eigenen Aufzeichnungen machen. Wie machen den Musiker, die während eines Solos z.B. der Gitarre, in die Pause gehen und nach ein paar Minuten wieder auf die Bühne kommen? Da wird kurz vor dem Einsatz angezählt und weiter geht´s.

    Würde mal grob sagen. Sich diesen Problem immer wieder stellen und dieses auch üben. z.B. bei Proben oder man erstellt sich selbst eine Übe-Routine.

    Das Gehirn ist wie ein Muskel, den man trainieren muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Lexikon75 ()

  • Wenn ihr einen Rechner und Klick im Raum habt, kannst du dir den Song visuell mit Aranger- oder Markerspuren oder was auch immer deine DAW bietet darstellen.
    Du kannst dich quasi nicht verspielen und weißt immer wo du bist


    so etwa könnte das aussehen. Der Curser läuft im Tempo mit und zeigt dir immer wo du bist

    don´t panic

  • Ich hab ähnliche Probleme bei meiner Coverband. Die haben endlos lange Soli eingebaut. Wenn ich’s nicht ins Gefühl krieg, bitte ist den Solisten sich zu mir zu drehen, sobald er gegen Ende ist. Die Anzahl der Takte der Soli ist zum Glück fast immer durch 4 teilbar, 4er Phrasen hab ich gut im Gefühl, wenn sich der Solist also irgendwann im Laufe seiner letzten 4er Phrase zu mir dreht, reicht das aus.

    Wenns keine Soli sind, merk ich mir die Textstelle, ab der es anders wird, oder sonst irgendwas markantes. Gäbe es nix woran ich mich halten könnt, würde ich die Takte mal auszählen anhand einer Aufnahme bzw beim Original und alle 4 Takte ein anderes kleines fill einbauen, und diese fills immer in derselben Reihenfolge, dann weiß ich immer wo ich bin

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • Es kommt glaube ich auch ganz darauf an welcher Lerntyp du bist. Zum Beispiel als visueller Lerntyp wirst du ums Aufschreiben nicht herumkommen, etc.


    Mir hilft da oft die Kombination aus allem. Zusätzlich wenn ich bei Bands aushelfe oder neu einsteige und die eigenes Material haben nehme ich mir einen heraus bei dem oder die ich das Gefühl habe, dass er oder sie den Song am besten kennt. Wenn ich irgendwas nicht gezählt bekomme oder mir nicht merke vereinbare ich mit demjenigen ein Signal/Blickkontakt/Zunicken/Handstand/Anbrüllen/irgendwas markantes damit ich weiß jetzt kommt die Änderung. Das setzt natürlich voraus, dass man weiß welcher Teil als nächstes kommt. :D


    lg

  • Also ich würde auch sagen, dass das wichtigste das Hinhören ist. Irgendwo ist immer ne Struktur in so nem Song an der man sich orientieren kann. Das kann eine Akkordabfolge sein, die in vielen Fällen 4 oder 8 Takte lang ist. Bei langen Parts kann ich dann, anstatt wie ein Irrer Takte zu zählen, eben diese Akkordfolgen zählen, dann muss ich vielleicht nicht mehr bis 32, sondern vielleicht nur bis 4 zählen. Und wenns ein Break in Takt Nr. 31 gibt, dann zähle ich eben vorher bis 3 und weiß dann, dass im letzten Akkorddurchgang in Takt 7 ein Break ist.

    Notieren hilft da zu Beginn auf alle Fälle - zum einen lernt man schon beim Hinhören und Rausschreiben und zum anderen ist's im Proberaum dann eine Orientierungshilfe. Wie das aussehen kann, da hat jeder seine Vorlieben. Ich würde aber mal behaupten, je einfacher und übersichtlicher desto besser.


    Und ganz wichtig sind meiner Meinung nach musikalische Cues. Irgendwas, bei dem du weißt, dass wenn du es hörst etwas passiert. Das kann ne Textzeile genausogut sein wie ein Ton oder eine Tonfolge oder was weiß ich. Oder kann auch sein, dass es ein Blickkontakt eine erhobene Hand am Ende des 20 Minuten Gitarrensolos ist.


    Besonders bei Instrumentalparts sollte man sich als Band auch überlegen, dass eine strikte Vorgabe a la "jetzt kommt 32 Takte Keyboardsolo" nicht immer die beste Lösung ist. Man kann sowas auch offen lassen. Wenn die Truppe gut eingespielt ist und jeder seinen Platz in der Band richtig versteht, kann dann das "selbe" Keyboardsolo mal 8 Takte und am nächsten Abend 16 Takte lang sein und man reagiert einfach aufeinander.

  • Besonders bei Instrumentalparts sollte man sich als Band auch überlegen, dass eine strikte Vorgabe a la "jetzt kommt 32 Takte Keyboardsolo" nicht immer die beste Lösung ist. Man kann sowas auch offen lassen. Wenn die Truppe gut eingespielt ist und jeder seinen Platz in der Band richtig versteht, kann dann das "selbe" Keyboardsolo mal 8 Takte und am nächsten Abend 16 Takte lang sein und man reagiert einfach aufeinander.

    Oder wenn wenn der Sänger Lieder arrangiert kommen hin und wieder auch so 27 taktige Solos raus. :D

  • Aber ich habe es so verstanden, dass das genau der Punkt war, dass man es eben NICHT so genau hört, also die Akkordwechsel nicht so "Standardmäßig" wechseln.


    Dann kannst du so viel hören, wie du willst, wenn du nicht weißt, wenn du den Part (noch) nicht auswendig kennst.


    Das mit dem Klickibunti in der DAW ist ein guter einfach, cool.

    Es gibt so viel gute Musik auf der Welt.. ..da muss ich doch nicht Musik hören, die "gar nicht so schlecht" ist. - Hennes M. aus C


    Ich

  • Danke für´s viele gute Input! :thumbup:


    Blickkontakt ist wichtig, ja, bin ich stets dabei. Cues geben ist auch immer nett, aber spätestens auf der Bühne will man das ja auch nicht mehr dauernd. Man wirkt sonst so am Händchen genommen mitgeschleift.

    Die Jungs spielen halt auch schon ca. 20 Jahre zusammen und kennen alles im Schlaf. Ich höre mir die Sachen nat. viel durch, aber bis ich sie auswendig kann, kann noch dauern.

    Hatte es bislang auch so gehalten, dass ich mir die Sachen in 4er- und 8er-Blöcken notiere, hier und da eine markante Textstelle oder Riff dazuschreibe o. Ä.. Wenn ein Break aber im vor sich hinplätschernden Outro oder sonstwo ohne (für einen Frischling erkennbare) "Vorwarnung" kommt, ist ein Navi schon gut. Ich dachte vllt. macht das ja jemand mit irgendeiner Memotechnik. Man kann sich ja auch was ausdenken ... 4 Takte Schulter, 4 Takte Ellenbogen, 4 Takte Handgelenk ...


    Es wird sich auch mit dieser Band in Kürze sicher eingrooven, hat bislang immer geklappt, aber diese plötzlichen Major-Tom-Momente (wo bin ich und wenn ja wie viele?) sind schon kägge. Takte zählen gehörte bisher auch nicht zu meiner Überoutine, auch weil es bisher durch Zuhören immer gut geklappt hat. Bzw. als gebürtiger Blueser muss man ja eh nix zählen. :D Werde ich dann mal einbauen jetzt.


    Noch mal danke!

  • Danke für´s viele gute Input! :thumbup:


    Blickkontakt ist wichtig, ja, bin ich stets dabei. Cues geben ist auch immer nett, aber spätestens auf der Bühne will man das ja auch nicht mehr dauernd. Man wirkt sonst so am Händchen genommen mitgeschleift.

    Echt, findest du? Ich finde, das gehört irgendwie dazu. Ich persönlich habe (als Zuschauer) irgendwie auch immer mehr Spaß an Bands, die auf der Bühne miteinander kommunizieren. Sieht man - je nach Genre - eigentlich auch bei vielen Liveauftritten, auch bei denen der ganz großen.

    Aber klar, blindes Vertrauen ist natürlich besser. In dem Fall würde ich sagen, ist es einfach eine Frage der Zeit.
    Viel hören, viel spielen, viel mitsingen (z.B. die Melodie oder Chordfolgen). Und vor allem: Keinen Stress dabei machen :)

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