Überdehnbare Gelenke - wie mit Schlagzeugspiel vereinbaren?

  • Ich kenne Hypermobilität gar nicht, kenne aber solche Beschwerden bei mir selbst.


    Mir haben zum Einen spezielle Aufwärmübungen für Drummer aus einem Video von Mike Terrana weitergeholfen.


    Weiterhin ist Technik und Ergonomie ein großer Punkt, wie du ja auch schon festgestellt hast. Ich selbst z.B. finde das Anspielen des rechten, auf der Bassdrum montierten Toms schon immer als unangenehm und reagiere auch schnell mit Schmerzen im rechten Handgelenk auf einen falschen Winkel des Ridebeckens.


    Ich habe dadurch sehr lange an meinem Setup gearbeitet und immer wieder was verändert.


    Wenn du die Möglichkeit hast, stelle oder hänge mal einen großen Spiegel auf oder filme dich und beobachte dich beim Spielen. Machen Tänzer, Kampfsportler etc. ja auch um ihre Technik zu korrigieren. Und ich übrigens auch ;)


    Also erstmal an Technik und Ergonomie gehen und bloß nicht vorschnell die Flinte ins Korn werfen. Ich denke, dass du das in den Griff bekommen kannst.


    Gruß

    Thorsten

  • Hello Shirumoon


    Hab mich jetzt extra hier angemeldet weil ich dein Schicksal teile. Spiele seit gut 10 Jahren Schlagzeug. Aber erst seit ca. 3 Jahren regelmäßig akustisch weil in ner band. Habe leider seit gut nem Jahr immer Mal wieder so ähnliche Beschwerden wie du sie beschreibst und hab sie leider ignoriert. Teilweise sogar beim Proben richtig stechenden Schmerz durch den gesamten arm verspürt.


    Jetzt hab ich mich schweren Herzens zu einer Zwangspause entschlossen. War bis jetzt bei zwei Orthopäden und MRT wurde auch schon gemacht. Laut MRT keine Sehnenscheidenentzündung und einer der zwei Orthopäden hat mir Hypermobilität diagnostiziert. Beim anderen warte ich noch auf die Auswertung.

    Zur Heilung hab ich bisher eine Schiene links bekommen und Paracetamol um die schmerzen zu dämpfen und anscheinend auch bissl um die entzündung im Handgelenk zu lindern.


    Ich spiele auch leidenschaftlich gern Volleyball und hatte natürlich auch dabei zunehmend Schmerzen und hab mich deshalb von einem Teamkollegen der sportphysio ist auch nochmal beraten lassen. Er meinte das bei hypermobilität wichtig ist, die Muskeln zu stärken bzw. erstmal aufzubauen. Vor allem der Bizeps müsse trainiert werden. Er hat mir auch den Arm mit kinesiotape getapet und mir gezeigt wie ich die betroffenen Stellen massieren kann. mit letzterem bin ich aber eher vorsichtig, weil ich nicht aus Versehen noch mehr kaputt machen will.


    Lange Rede, kurzer Sinn: ich wünsche dir gute Besserung und hoffentlich noch viel Spaß beim Drummen. Wenn mir irgendein Mediziner noch einen Rat gibt der auch für dich hilfreich sein könnte, werd ich das gern hier teilen.

  • Liebe(r) Shirumoon und boxofspirits


    Ich habe diesen (für mich sehr) interessanten Thread gefunden und will gerne meinen Senf dazu geben.

    Ich selbst bin Physiotherapeut, versuche so gut wie möglich evidenz based zu denken und zu arbeiten und bin dadurch in der medizinischer Trainingstherapie angekommen.


    Es gab hier schon sehr richtige Ansätze von zb odd-meter1701 , danyvet, Seelanne



    Hypermobilität an sich, wird beim Schlagzeug spielen nicht euer Problem sein.

    Beim Spielen werden eure Gelenke keine unphysiologischen Bewegungen machen. Also auch, wenn ihr eure Becken über die Köpfe hängt, oder die Toms in ungünstigen Winkeln stehen, sind Wirbelsäule, Schulter, Hüften, Ellbögen, Handgelenke, Finger, etc… in physiologischen Bewegungsgraden.


    (Ich kenne euch jetzt nicht, aber hab noch nie einen Drummer gesehen, der durchs Spielen zb mehr Grad in der Ellbogenstreckung aufweist, als es für das Gelenk üblich ist)


    Das was beim unergonomischen Spielen mehr belastet wird, sind eure Muskeln, dazugehörigen Sehnen, sowie eventuell Schleimbeutel.


    Aber das betrifft auch Menschen, die nicht hypermobil sind.


    Versucht lieber hersuszufinden, ob ihr eine Bindegewebsschwäche (Stichwort HLA-B27) habt. Da könnte es vielleicht zu Problemen beim Schlagzeug spielen kommen. (Glaube ich aber auch nicht)


    Aber ansonsten gilt für hypermobile Menschen, das gleiche wie für hypo- oder nur mobile auch:


    Ergonomischer Aufbau, gute Technik, Entspannen, Belastungszeit minimieren, immer gut aufwärmen.


    Als Physiotherapeut empfehle ich zu den diesen Punkten zusätzlich Kraftausdauertraining. Auch Maximalkrafttraining zeigt positive Effekte bei Sehnenschwächen!


    Alles Gute!


    P.S.: Habe jetzt das Bild gesehen und das, was du mit dem roten Kreuz und dem Pfeil beschreibst, betrifft genau das Gebiet der Sehnenansätze der Beugemuskulatur.

    Wenn ein Arzt oder Physio das mit einer sauberen klinischen Untersuchung bestätigen sollte, hat es nix mit Hypermobilität zu tun.

    4 Mal editiert, zuletzt von flowison ()

  • Also ja, meine Probleme in den Armen kommen von einer falschen Technik. Solange aber meine Gelenkinstabilität und die daraus resultierenden geschwächten Muskeln meine Motorik so stark behindern, werde ich das auch nicht vom einen auf den anderen Tag ändern können.

    Eine Gelenksinstabilität resultiert nicht in geschwächten Muskeln.


    Und hat per se auch nicht mit Hypermobilität zu tun!



    Hör nicht auf Leute, die sagen, dass du aufgrund deines Körpers nicht Schlagzeug spielen lernen kannst oder sollt,

    Frag sie lieber nach der Literatur auf der sie Ihre Meinung bauen!


    Richtige Technik ist für dich das A und O.

    Sowie Koordinationstraining und dann Kraftausdauertraining.


    Manuelle Therapien bringen da nix,

    Leider genauso wie Kinesiotaping.


    Aber bleib am Ball!!

    Alles Gute!!

  • Alola,


    ich hab n ähnliches Problem. Ich habe ebenfalls ne Hypermobilität in den Hangelenken, dazu ne Verletzung im Radiusköpfchen und nen chronischen Tennisarm. Letztere beiden Dinger sind einem Arbeitsunfall geschuldet.


    Mir hat, nachdem ich durch Cortison und Physiotherapie meinen Arm zumindest wieder nutzen konnte (war nichtmal mehr in der Lage einen Teelöffel zu halten), eine Schiene für Handgelenk und Ellenbogen geholfen. Die Erklärung meiner Physiotherapheutin war sogar ganz Simpel.

    Durch die Hypermobilität muss der Ellenbogen mehr Kraft aufwenden um dem entgegenzuwirken. Mit chroischem Tennisarm natürlich absolutes Drama. Durch die Handgelenksschiene kann ich die Hypermobilität stoppen und schone damit meine Gelenke und meinen Ellenbogen. Ich merke es zwar dennoch wenn ich falsch gespielt habe aber ich schaffe es durchaus entspannt ohne großartige Schmerzen.


    Im zweifelsfall einfach mit ner kleinen Schiene zur Unterstützung trommeln. Ich hab diese Standartdinger die man vom Orthopäden verschrieben bekommt. Hat iwie 30 Euro Zuzahlung gekostet.


    Viel erfolg allen Betroffenen~

    unangefochtener Fettnäpfchenmeister~

  • Ja, bei einer akuten Entzündung unbedingt ruhigstellen und das Spielen stoppen.

    Das kann leider sehr sehr langwierig sein. Aber ja nicht zu früh anfangen, da sonst leicht eine erneute Entzündung auftreten kann!


    Unbedingt Lehrer und Technikvideos anschauen!

    Dabei selber filmen und kontrollieren!


    Und vergesst die Hypermobilität, da geht es um was Anderes, als überbeweglich zu sein.

    2 Mal editiert, zuletzt von flowison ()

  • Ja, bei einer akuten Entzündung unbedingt ruhigstellen und das Spielen stoppen.

    Ich habe/hatte so dünne schwache Handgelenke und immer wieder eine Entzündung.
    Da habe ich mir aus diesem Kunststoffgibsverbandzeug eine abnehmbare Handgelenksstütze gebaut, die ich immer ausser beim trommeln getragen habe.
    Gleichzeitig an meiner Technik gearbeitet und die Sticks von 2b auf 5A und 7A umgestellt.

    Seitdem ist das nie wieder aufgetreten.

    Ich behaupte, das es zumindest in meinem Fall einzig an falscher Technik lag.

    don´t panic

  • Aber wenn Du das wirklich willst, wirst Du hoffentlich eine Lösung für Dich finden, die es möglich macht. Du darfst halt nicht gleich allzu viel erwarten und auch nicht gleich aufgeben. Probiere aus, wie weit Du gehen kannst, suche Dir einen guten Lehrer / Mediziner und teste verschiedene Hilfsmittel aus, die hier schon genannt wurden. Ich werfe nochmal Kinesio-Tape dazu! ;)



    Hallo zusammen, ich weiß das Thema ist schon etwas her, aber ich wollte auch mal meinen Senf dazu geben, hab nämlich das selbe Problem. Durch MS bekomme ich früh Schmerzen, gerade wenn ich mal längere Proben hab oder ein Konzert mit meiner Band spiele. Mir helfen auch Kinesio Bänder, wenn ich mal länger durchhalten muss. Ich bestelle die immer im Internet und lege da viel wert auf Qualität. Krankheitsbedingt hat das leider nichts mit falscher Technik zutun. Daran könnte ich wenigstens etwas ändern :D

  • Die folgende Aussage bezieht sich nicht auf meine persönliche Erfahrung, sondern soll rein die Messungen und den Erkenntnisgewinn aus der fachlichen Literatur widerspiegeln:


    Vergiss Kinesio-Tapes. Gib das Geld lieber für was sinnvolleres aus.


    (Und kommt jetzt bitte nicht mit („Dem Schwager meines Nachbarn hilfts aber!!“ oder „Habs schon oft gehabt und liebe es!“. Es fühlt sich oft gut an, hat aber leider keine Auswirkungen auf Entzündungen, Schmerzen, Lymphefluss oder Prävention. Was du machen kannst: Tape dein Handgelenk mit einem Leukotape (die weißen festen Tapes) um es zu stabilieren.)

  • Naja vielleicht hast du Recht bei Menschen, die unter Entzündungen leiden. Ich höre seit Langem auf meinen Körper und weiß, dass mir Kinesio-Tapes gut tun, gerade bei meiner Krankheit die eher fortschreitend ist. Leukotapes sind bestimmt nicht schlecht, but why change a winning system? Oder eher gefragt: Wieso bist du von Kinesio-Tapes nicht überzeugt? :S

  • Ich habe Aus-/Fortbildungen in Kinsesiotaping gemacht und hab sie viel eingesetzt, bis ich in die Fachliteratur geschaut habe.

    Die klinischen Studien zeigen, dass Kinesio Tapes eigentlich keine Wirkung haben.

    Kommt in die selbe Lade wie Vollmond, Homöopathie usw…


    Menschen wollen dran glauben, aber wenn man sichs genau anschaut, kommt das dann halt raus.

    Du schreibst, dass es dir gut tut, aber das hat halt nicht direkt mit den Tapes zu tun.


    Du könntest genauso gut sagen, dass jeden Morgen einen Song von Michael Jackson hören dir gut tut, aber die Musik von Michael Jackson heilt leider nicht, bzw hat keinen Einfluss.


    Wenn du eine psychologische „das tut mir gut“ Strategie aufbauen willst, dann suche dir lieber etwas, mit einem messbaren Nutzen (zb. Sport)


    Sehnen werden übrigens durch Krafttraining gestärkt.

    Also ich würde auf Medizinische Trainingstherapie für langfristige Besserungen setzen.


    Alles Gute!

    6 Mal editiert, zuletzt von flowison ()

  • Will mal kurz was einwerfen, wenn es um Entzündungen geht, dann hat Ernährung auch einen riesen Einfluß. Nicht akut, aber langfristig! Wegen Nachfrage via dm, einmal zur Klärung. Antientzündliche Ernährung kann (eigentlich selbsterklärend) die Entzündungen im Körper minimieren. Julia Bierenfeld kann ich da empfehlen. Ihr Kontext ist MS, aber ihr Weg zeigt eindrücklich, wie viel Ernährung ausmacht.

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