Wann ist für euch ein Anfänger kein Anfänger mehr?

  • Ich weiß nicht, ob man Schlagzeuger zu hundert Prozent einer "Kategorie" zuordnen kann. Einerseits gibt's viel zu viel Graubereiche. Ich würde mich selbst als grausamen Jazzdrummer, brauchbaren Alternativedrummer und soliden Pop-Rock-Drummer einordnen.


    Innerhalb eines Genres kann man vielleicht besser klassifizieren. Ich versuchs mal an einem Song festzumachen. Nehmen wir beispielsweise How you remind me von Nickelback.


    Anfänger

    Starke Tempoprobleme auch in den einzelnen Figuren, obwohl die Fills auch stark vereinfacht wurden. Da groovt noch nicht viel und der Drummer hat sichtbar Probleme die Koordination auf die Kette zu bekommen.

    Wright Music School - Noel Gilby - Nickelback - How You Remind - Me Drum Cover - YouTube


    Fortgeschritten

    Ist in der Lage, den Song halbwegs fehlerfrei zu spielen. Der Backbeat sitzt aber nicht hundertprozentig und die Fills wirken deplatziert. Der Drummer ist mehr mit sich als mit dem Song beschäftigt und gibt dem Song nicht das, was er braucht.

    Nickelback - How You Remind Me (DrumCover) - YouTube


    Profi

    Für mich jemand, der für den Song spielt und bei dem man nicht das Gefühl hat, das etwas nicht stimmt. Bringt die Nummer zum grooven und hat sichtbar Kapazitäten nach oben, die er aber nicht nutzt, um einen "Abzudrücken", sondern um den Song einfach wirken zu lassen.

    How You Remind Me | DRUM COVER | Nickelback | VEDA #21 | Marques Galles - YouTube


    Die Beispiele sollen nicht dazu dienen, irgendeinen der Drummer schlecht zu reden. Geschmäcker sind bekanntlich auch verschieden. Es soll nur verdeutlichen, was für mich persönlich die Unterscheide zwischen Anfänger, Fortgeschrittenen und Profi ausmachen. Profis sind für mich in aller Regel die Musiker, die noch so komplizierte Songs, einfach aussehen lassen.


    Edit: Und Fortgeschrittener ist man aus meiner Sicht auch schon, bevor man das hinbekommt, was der Kollege aus dem zweiten Video hinbekommt. Der erste Kollege würde für mich schon als fortgeschritten gelten, wenn er die Vereinfachungen halbwegs sauber und flüssig hinbekommt. Das Feld der Fortgeschrittenen ist sicherlich das größte mit den meisten Nuancen. Fortgeschritten ist für mich, wer in der Lage ist, den anderen Musikern beim Gig Orientierung und Sicherheit zu bieten. Unabhängig davon, ob das Gespielte kompliziert oder simpel ist.

  • Geschmäcker sind bekanntlich auch verschieden.

    Das von dir aufgezeigte Beispiel zeigt es ganz deutlich wie unterschiedlich wir doch sein ;)

    Grob gebe ich deiner Klassifizierung grünes Licht. Setze aber mal ein "Aber" dahinter.


    Jeder hat so seine eigene Maßstäbe. Klar hören sich Drummer 2 und 3 besser an, aber wer von denen gibt alles was er kann?

    Da ist wohl Drummer Nr. 1 ganz vorne. Drummer 3 spielt gut, aber für mich uninteressant und langweilig. Für eine Aufnahme im Studio bestimmt super.

    Wenn man sich Drummer Nr. 1 mal genau anschaut, spielt er zwar unsauber und ist nicht ganz tight..aber in meinen Augen ist er aber auch kein Anfänger mehr. Er hat einige gute Moves und Skills drauf, die nur ein wenig mehr Übung bedürfen.

    Drummer 2 spielt gut und vor allen Dingen hat er eine gute Attitude. Mein klarer Favorit von den Dreien.



    Aber wie du schon sagst, Geschmäcker sind verschieden. Ich bin selbst ein eher weniger Song dienlicher Spieler und gebe nie weniger als mein Bestes.

    In einer Band weht eher ein anderer Wind ^^

    Einmal editiert, zuletzt von Lexikon75 ()

  • Ich finde Klipp‘s Beispiele treffen den Nagel auf den Kopf. Für Nummer 1 wird es sicher noch schwierig, in einer Band den Song zu spielen, ohne dass alles auseinanderfällt (was ihn aber nicht davon abhalten sollte, das Zusammenspiel mit einer Band zu üben :)).

    Nix da.

  • Für Nummer 1 wird es sicher noch schwierig, in einer Band den Song zu spielen, ohne dass alles auseinanderfällt

    wow...Das macht ja richtig Mut...die Aussage macht mir ehrlich gesagt ein wenig Angst und auch ein wenig traurig...

    Auch wenn du es nicht böse meinst,aber auf welchem Niveau soll man klettern müssen,damit man einem Hobby nachgehen zu können?

    Ich sage immer auf jeden Topf passt ein Deckel,wie man bei einigen hier im DF sehen kann...egal auf welchem Niveau man sich befindet,dass man in eine Band einsteigen kann...

    2 Mal editiert, zuletzt von Lexikon75 ()

  • Das mag manche überraschen, aber nicht jede/r will superperfekt alles spielen können tun.

    Wenn du unbedingt der nächste Colaiuta werden willst, dann nerde dich halt rein; alles gut.
    Wenn du Spaß an der Musik haben willst, dann ist das aber genau so okay und du kannst einfach rumhauen und eben Spaß haben.

    Ob du mit anderen Leuten zusammen Musik machen kannst siehst du dann, wenn du mit anderen Leuten Musik machst und das funktioniert. Sowas steht in keinem Buch. Und da irgendwelche Abgrenzungen zu machen halte ich für sinnfrei; muss ich jetzt nen Test machen um zu wissen ob ich noch Depp oder schon ambitionierter Honk bin?

    Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!

  • Ich wollte niemanden demotivieren, ich denke die überwiegende Zahl von Drummern hat genau auf diesem Level begonnen, in einer Band zu spielen. Bei mir war es auf jeden Fall so, und ja, am Anfang sind die Stücke gerne mal auseinandergefallen :). Ist nichts schlimmes, sondern völlig normal!

    Nix da.

  • Klar hören sich Drummer 2 und 3 besser an, aber wer von denen gibt alles was er kann?

    Da ist wohl Drummer Nr. 1 ganz vorne.

    Das habe ich auch direkt gedacht. Er wirkt sehr konzentriert, weil das Ganze noch nicht so einfach für ihn ist, aber mein Gefühl ist, dass er sehr ehrgeizig (im positiven Sinne) und mit viel Herzblut dabei ist.

    UND: Ich finde es toll, dass er sein Video hochgeladen hat, ich hab den Mut nicht mein Zeugs jetzt schon herzuzeigen.

    Schlagzeug in der Rockmusik? ...ist doch nur verwirrend, nervig und bringt die anderen Bandmitglieder völlig aus dem Konzept 8o


    "Üb' erstmal langsam. Ungenau wird es von alleine." [Zitat Jiu Jitsu Trainer]


    "Schlagzeug spielen ist doch ganz einfach. Man muss einfach nur drauf hauen." :pinch:

  • Also ich kann diese Sichtweise durchaus nachvollziehen.

    Nach dem Ansehen und -hören der drei Videos würde ich sie genauso einsortieren.


    Klar hören sich Drummer 2 und 3 besser an, aber wer von denen gibt alles was er kann?

    Da ist wohl Drummer Nr. 1 ganz vorne.

    Hier geht es ja nicht darum alles zu geben was man kann, sondern in die (grobe) Einsortierung Anfänger/Fortgeschrittener/Profi.

    Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, gerade weil er(Drummer Nr. 1) alles gibt und dies trotzdem oft wackelt, sieht und hört man, dass es sich um einen Anfänger handelt.

    Ein echter Profi spielt z.B. bei einem Solo nie alles, was er kann.

    Er bleibt unter seinen höchsten Möglichkeiten, ist damit aber immernoch sagenhaft gut und besser als manch anderer.

    Irgendein "Großer" wurde vor einigen Jahren mal mit so etwas zitiert, ich weiß aber leider nicht mehr um wen es da ging.

  • Der hier setzt noch einen obendrauf.

    Wenn es stimmt was er behauptet, dass er den Song vorher noch nie gehört hat undsoweiterundsofort.....

    Cooles Video, vor allem die Analyse des Songs, aber seht selbst.

    Meine Lieblingsstelle ist die, bei der ihm die Augen vor Freude aufgehen, als er den Halftime-Teil hört.

    So, genug gespoilert, seht es Euch selbst an.

    (Ich hatte es eben zufällig gefunden und dachte, es würde perfekt hier reinpassen.)


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • ich mein man kann schon ziemlich genau sagen

    Das Gegenteil vom Anfang, ist das Ende.

    Also wenns dann nix mehr geht und aufs ende zu geht.


    OT: p.s.

    @Miss _ Mieze

    das sind doch zwei Greys. Links Miss, rechts Mieze vermute ich mal . :thumbup:

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Sollte er das Lied echt noch nie gehört haben (ich hab mal nach ihm gegoogled; er macht ganz andere Musik), ist das - zumindest für mich - ziemlich krass :thumbup:


    Ich bin grade dabei meinen ersten Song zu versuchen und musste erstmal mehrfach reinhören und dann die Noten aufschreiben... :rolleyes: (bis ich dann als ich fast fertig war über einen Link gestolpert bin, wo es den Song mit Noten bei YT gab. Aber vllt ist auch ganz gut so, da konnte ich gut abgleichen und es war bis auf eine Stelle auch alles richtig. )



    Ich habe auch mal bei dem Anfänger weiter geschaut und dann erst gesehen, dass die Videos von einer Musikschule gemacht wurden. Sehr interessant, da sich mal durch die verschiedenen Schüler zu klicken. Sind auch sehr viele ganz junge dabei, aber aich ein paar ältere. Und Frauen/ Mädchen, was ich echt gut finde.

    Als ich vor über 20 Jahren in der Musikschule war, war ich das einzige Mädel dort. Das hat auch offensichtlich und zum Glück gewandelt :thumbup:


    Vllt sollte ich doch mal ein Video machen, wenn ich den Song fertig im Kopf habe und durchgespielt bekomme... vllt macht es ja doch Sinn, zumindest um später mal (hoffentlich^^) einen Unterschied zu sehen :/




    orinocco : Es sind ein Galgo und ein Galgo- Mix. Die schwarze heißt Tormenta und die getigerte Jara. Mit Miss_Mieze meine ich mich selbst, weil hier auch noch 4 Katzen wohnen^^

    Schlagzeug in der Rockmusik? ...ist doch nur verwirrend, nervig und bringt die anderen Bandmitglieder völlig aus dem Konzept 8o


    "Üb' erstmal langsam. Ungenau wird es von alleine." [Zitat Jiu Jitsu Trainer]


    "Schlagzeug spielen ist doch ganz einfach. Man muss einfach nur drauf hauen." :pinch:

  • Vllt sollte ich doch mal ein Video machen, wenn ich den Song fertig im Kopf habe und durchgespielt bekomme... vllt macht es ja doch Sinn, zumindest um später mal (hoffentlich^^) einen Unterschied zu sehen

    Das ist ein guter Gedanke, ich mach das auch ab und zu. Vor allem sehe und höre ich da erst so richtig meine Defizite, die mir beim spielen selbst nicht so auffallen. Und ja, so wie du auch sagst, um später mal einen Unterschied zu sehen. Freu mich schon, wenn ich (hoffentlich ^^) in ein paar Jahren drüber schmunzeln kann und mir denke ‚oh Mann, da war ich aber noch ziemlich daneben/verkrampft etc‘ 😁

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • Hier geht es ja nicht darum alles zu geben was man kann, sondern in die (grobe) Einsortierung Anfänger/Fortgeschrittener/Profi.

    Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, gerade weil er(Drummer Nr. 1) alles gibt und dies trotzdem oft wackelt, sieht und hört man, dass es sich um einen Anfänger handelt.

    Das ist mir klar, dass es sich um eine reine Klassifizierung geht.

    Was ist aber, wenn er schon 10 Jahre spielt? Oder gesetzt den Fall er spielt erst ein paar Wochen. Dann würde man vielleicht ein Wunderkind vermuten ;)

    Ich denke, dass die von uns gesetzten Maßstäbe auf die Frage" Ab wann ist ein Anfänger kein Anfänger mehr" sehr stark voneinander abweichen.

    Der Begriff "Anfänger" fängt dann an an Bedeutung zu verlieren.


    Im Anhang hab ich eine Datei angehängt, anhand der ich es mal versuche darzulegen worauf ich hinaus will.

    Gehen wir rein nach dem spielerischen Können, wo würde man Drummer Nr. 1, 2 und 3 einordnen?


    Meine Einschätzung: Gebe zu diese ist absolut Leistungsorientiert.

    Drummer 2 macht es super, er liegt voll drin und schöpft sein Potenzial gut aus. Drummer 1 schießt ganz klar oft über die Grenze nach oben hinaus. Was nicht schlimm ist, da er augenscheinlich, nicht an der Überforderung scheitert, sondern das Ding bis zum Schluss durchzieht, ohne dabei am Ende in Tränen auszubrechen.

    Drummer 3 ist jetzt kein so schönes Beispiel, da er seine Sache wirklich gut macht und eine gute Performens abliefert. Geht man jetzt davon aus, dass er eine Studioaufnahme macht, muss er auch so spielen.

    Gehen wir jetzt mal davon aus, dass wir einen Drummer haben, der mit dem Stück, wenn er denn das gleiche wie die anderen spielt, total unterfordert ist und sich quasi das Stück mal eben aus dem Ärmel schüttelt, wird man das merken und möglicherweise sagen, dass er zwar gut gespielt hat, aber langweilig rüberkommt. Das Gefühl kommt bei Nr. 3 leider rüber.

    Um seinem Können gerecht zu werden muss er sich was überlegen, um in den Flow zu kommen.

    Egal was es ist. Irgendwas treibt einen ja an, sich hinzusetzen und die Sticks in die Hand zu nehmen.

    Ob der Antrieb von einem selbst oder von außen kommt ist egal. So lernt man effektiv, so ist man besser in der Lage sein Können abzurufen, wenn man weiß wo seine Grenzen sind(oben/unten). So ist man auch motivierter und hält die innere Flamme am brennen.

    Auch wenn Drummer 1 das Stück nicht perfekt performt hat, hat er dennoch alles richtig gemacht. Drummer Nr. 2 brennt förmlich lichterloh.

    Die Flamme bei Nr. 3 ist zwar an, aber hinter vorgehaltener Hand.


    Cooles Video

    Sehe ich auch so. Weiß nicht, ob es anderen auch so geht. Hatte den Eindruck, dass Larnell Lewis im Verlauf des Stückes mehr und mehr seinen Fähigkeiten freien Lauf gelassen hat. Finde seine Idee echt klasse. Er sieht diesen Song auf seine Art und spielt auf der Basis seines Können, den Song nahezu perfekt.

    Seine Vorgehensweise schreit doch förmlich geradezu nach Inspiration.

    Er sieht diesen Song auf seine Art und spielt auf der Basis seines Können, den Song nahezu perfekt.

    Er hat das Ding halt besser gespielt als Mr. Ulrich und somit das Ziel verfehlt. Naja, "Nobody ist perfekt" :D



    Würde an dieser Stelle den "Anfänger" ins Spiel bringen. Stelle mal die These in den Raum:

    Jeder kann auf Basis seines Könnens diese Idee, ein Stück so anzugehen, auch umsetzen.

    Denn ich behaupte, dass das spontane abrufen der eigenen Fähigkeiten ist nicht nur den Experten vorbehalten ist


    In diesem Punkt unterscheidet sich der Anfänger von dem Experten eigentlich nicht. Ideen, Konzepte, Methoden funktionieren bei jedem.

    z.B. Vom Einfachen zum Schweren, Vom Simplen zum Komplexen


    Wenn ich etwas nicht kann, dann sehe ich es nicht als ein Defizit an, denn ich betrachte die Dinge aus meiner Sicht und suche mir den Weg um mein Ziel zu erreichen. Klar renne ich oft vor eine Wand. Ich versuche es aber immer wieder, weil ich glaube, dass es funktionieren kann.

    Führt kein weg an der Wand vorbei, dann nehme ich halt mein Fahrrad und hüpfe oben rüber ;)

    (nennt sich übrigens Sidebunnyhop)


    Dazu fällt mir ein guter Spruch ein: "Der Meister ist weit öfters gescheitert, als es der Schüler je versucht hat"

  • Gehen wir jetzt mal davon aus, dass wir einen Drummer haben, der mit dem Stück, wenn er denn das gleiche wie die anderen spielt, total unterfordert ist und sich quasi das Stück mal eben aus dem Ärmel schüttelt, wird man das merken und möglicherweise sagen, dass er zwar gut gespielt hat, aber langweilig rüberkommt.

    Wieso sollte das langweilig rüberkommen? Das wäre evtl. der Fall, wenn es lieblos, ohne Emotion, gespielt würde. Aber darum geht es doch nicht.

    Ich halte es für eine ungewöhnliche Sichtweise, beim musizieren von Unterforderung zu sprechen.

    Blaukraut bleibt Blaukraut & Brautkleid breibt Blaubtkreid

  • Gehen wir jetzt mal davon aus, dass wir einen Drummer haben, der mit dem Stück, wenn er denn das gleiche wie die anderen spielt, total unterfordert ist und sich quasi das Stück mal eben aus dem Ärmel schüttelt, wird man das merken und möglicherweise sagen, dass er zwar gut gespielt hat, aber langweilig rüberkommt.

    Wieso sollte das langweilig rüberkommen? Das wäre evtl. der Fall, wenn es lieblos, ohne Emotion, gespielt würde. Aber darum geht es doch nicht.

    Ich halte es für eine ungewöhnliche Sichtweise, beim musizieren von Unterforderung zu sprechen.

    Jupp. Gerade in die für einen selbst einfachen Sachen kann man oft mehr Gefühl und Interaktion mit den Mitmusikern und ggf. dem Publikum stecken, als das bei für einen selbst schwierigen, fordernden und durchgetakteten Sachen der Fall ist. So ist meine Erfahrung zumindest.


    Kommt aber wohl auch immer auf die Sichtweise an :/

  • Was ist aber, wenn er schon 10 Jahre spielt? Oder gesetzt den Fall er spielt erst ein paar Wochen. Dann würde man vielleicht ein Wunderkind vermuten ;)

    Ich denke, dass die von uns gesetzten Maßstäbe auf die Frage" Ab wann ist ein Anfänger kein Anfänger mehr" sehr stark voneinander abweichen.

    Ich denke spontan an die Klassifizierungen "neues Mitglied" und "Mitglied" im DF.

    Manch einer ist seit Jahren dabei, trotzdem läuft er aber noch als "neues Mitglied", wenn er bisher nichts oder nur wenig gepostet hat.

    Ein anderer wird schon innerhalb kürzester Zeit zum "Mitglied" gekürt, weil er sich stark einbringt.

    Das "neue Mitglied" ist zwar streng genommen nicht mehr neu (da schon jahrelang dabei), aber gemessen an den Beiträgen eben doch.


    Okay, der Vergleich hinkt vielleicht etwas, aber das ist ja bekanntlich immer bzw. meistens so.

  • Tja, das ist ein unendliches Thema.

    Ich bin seit gut 40 Jahern dabei (oh Gott was für`n alter Sack ;) )

    Und dafür, dass ich das schon so lange mache, würde ich meine technischen Skills als "überschaubar" bezeichnen.

    Das war aber auch nie meine Hauptintension.

    Ich wollte Musik machen und nicht stundenlang am Übungspad Rudiments üben.

    Es kommt immer darauf an: was will ich, musikalisch, abbilden und was für Techniken sind dafür erforderlich oder hilfreich.

    Aber das allerwichtigste ist: seinen Mitmusikern und vor Allem, einem Song richtig zuzuhören.

    Ich habe das in den Jahren zu oft erlebt, dass Musiker, egal welches Instrument, einen Song spielen und auch technisch richtig, aber den Song irgenwie nicht verstanden haben.

    Einfühlungsvermögen in Songs und seiner Band richtig zuhören, thats it !


    PS. Für mich das Paradebeispiel schlechthin, ist Phil Rudd.

    Ich habe in meiner Coverband-Zeit zig AC/DC Coverbands gesehen und keiner der Kollegen hat diesen speziellen Drive hinbekommen!

    Und das ist letztlich einfacher 4/4 Kram.

    Mein Gerümpel

    Die globale Erwärmung macht mir keine Sorgen, was mir Sorgen macht, ist die globale Verblödung.

  • Toller Post mit wunderbaren Beispielen. Danke dafür.


    Ich seh es ein klein wenig anders:


    Zunächst einmal bin ich überrascht über die Einschätzungen insgesamt hier. Frage an alle: seid ihr sicher, dass wenn Drummer Nr. 2 im Ambiente und mit einem Sound daherkäme wie Drummer 3 und dieser wiederum sein Drummen in seiner Rumpel-Garage wie Nr. 2 aufgenommen hätte, die Meinungen exakt gleich ausgefallen wären ? Ich glaube nämlich, dass Sound und Optik hier ne Menge ausmachen.


    Denn mein grottiger Handy-Sound hier kann mich ja täuschen: Aber Drummer Nr 2 ist in meinen Ohren besser "im Flow", sein Groove sitzt besser im Song und bis 1-2 Snare-Schläge, die irgendwie "flamen" und den Snare-Einstieg gegen Ende nach der Pause (der ist anfangs ganzganz wenig zu hurtig), ist das wirklich gut.

    Okay, man hört, dass er ein "young gun" ist und die Breaks wirklich eingeübt hat, die kommen alle gleich, und über die Passung kann man natürlich musikalisch unterschiedlicher Meinung sein, aber: hey, das ist ein YT-Drum-Cover, thats it.


    Und Drummer 3 groovt jetzt nicht so pralle, wie ich mir das vorgestellt hatte. Seine Fills auf 0:50 und 1:35 scheinen einerseits richtig, aber hakeln auch irgendwie zugleich, ohne dass man genau sagen könnte, was denn nun nicht stimmt: mit anderen Worten: grooven tuts für mich jetzt nicht sonderlich. Ja, es geht als "okay" durch, aber wirklich mehr nicht.

    (Fairer Weise muss man sagen, dass die Drums aber auch volumenmässig so über dem Song sitzen, dass das "Hakel-Feeling" auch daher kommen kann).


    Lange Rede, kurzer Sinn: Drummer 3 im Ambiente von 2 und meine Schlussfolgerung wäre jetzt nicht die, dass das zwingend ein Profi sein muss. Klar: man sieht die Routine. die Abgeklärtheit und Sicherheit, aber das wars.


    Also für mich hat Drummer 2 das Stück "gemastert" und Drummer 3 zum Stück einfach nur gespielt. Mit umgekehrten Sounds und Bildern wäre das mE auch klarer.


    Was uns zur Frage zurückführt, wer ist was und was bringen diese Kategorien (ausser Gedankenspiele zum Zeitvertreib):


    Ich denke einfach - und das Beispiel zeigt es ganz gut - dass jedenfalls auch "nur" Fortgeschrittene Drummer teilweise überzeugender Spielen können (!) als manch Profi, aber - ganz wichtig -: bezogen auf einzelnes: in Summe ist Nr. 3 natürlich besser als Nr.2, die anderen Videos im Netz zeigen es.


    Es ist halt so ein wenig wie beim Sport im direkten Vergleich, wo immer noch die Worte von Herb Brooks vor dem "Miracle on Ice" gelten: "Sicher, wenn wir 10 mal gegen die Soviets spielen, gewinnen sie 9 mal. Aber nicht heute: heute ist das eine Mal".


    Will sagen: ein Fortgeschrittener kann durchaus bei hervorragender Konzentration auf ein Stück, ein Programm bzw eine Stilrichtung oder einen Fill durchaus besser daherkommen als ein Profi, der sich "nebenbei" auf tausend andere Sachen konzentrieren und sie abdecken muss.


    Und das mal ganz abgesehen von dem Herzblut, was man manchmal eben bei "nur" Fortgeschrittenen findet - das ist für alle ja hier auch wahrnehmbar - Während der Profi dann doch oftmals mehr oder weniger routiniert sein Ding macht, was aber nummal in der Natur der Sache liegt.


    (Das Ganze gilt im übrigen auch umgekehrt: es gibt Aufnahmen von Profis, die ansonsten wunderbare Drummer sind, aber eben partout ein Stück nicht hinbekommen - grade erst auf YT gesehen: Tolles Coverprojekt, toller Drummer, alle Stücke gut, aber bei einem einzogen Stück läufts gruselig unrund).

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!