Grundkenntnisse vermitteln?

  • Hi,
    ich mache Zivildienst im Internat eines Berufsbildungswerkes. Dabei betreue ich unter anderem den Musikraum mit, woraufhin mich ein Jugendlicher gefragt hat, ob ich ihm nicht ein paar Sachen am Schlagzeug zeigen könne.
    Naja, ich hab zugesagt, aber schon in der ersten Stunde gemerkt, dass es ein himmelweiter Unterschied ist, die Sachen (mehr oder weniger) zu können als zu vermitteln.
    Ich spiele jetzt seit knapp 2 1/2 Jahren (ca. 2 Jahre davon Unterricht) und denke, dass ich zumindest die Grundkenntnisse weitervermitteln könnte, nur das wie bereitet mir Kopfzerbrechen.
    Ich wäre dankbar, wenn ihr mir ein paar Tipps geben könntet wie ich auf ziemlich "idiotensichere" Weise Grundbegriffe des Schlagzeugspiels weitervermitteln kann.
    Vielen Dank


    Gruß vom duke


    PS: Achso, klar werde ich auch meinen Lehrer mal dazu fragen, den sehe ich aber leider erste nächste Woche wieder... :(

    "Er ist kein Mensch, er ist kein Tier, er trommelt gern für zwei Glas Bier."

  • also, das soll echt nicht bös gemeint sein, aber nach 2 1/2 jahren unterricht zu geben finde ich aus vielerlei gründen falsch! es gibt so vieles, was man den schülern falsch beibringen kann und man trägt als lehrer doch etwas verantwortung...

    per i tuoi larghi occhi, per i tuoi larghi occhi chiari...

  • du könntest zwar sicher den new-be's diverse rhythmen beibringen... ein paar tolle grooves (die anfänglich alles andere als grooven) ... auch das ein order andere play-along oder leichtere solo wäre kein problem... zeigen, wie ein paradiddle "geht" und sagen, dass man das üben sollte...


    aber mehr könnt ich mir bei jemanden, der gerade mal 2 1/2 jahre spielt, nicht vorstellen...


    aber das oben genannte könntest du evtl., wenn du schon ein bisschen was aufm kasten hast, vermitteln. überleg dir einfach, wie du es als völliger neuling verstehen würdest...


    aber ehrlich: wenn du einfach nur ein hobby-mensch mit 2 1/2 jahren spielerfahrung bist... würd ichs an deiner stelle trotzdem lassen... womöglich bringst du den neuanfängern fehler bei, die sich dann nur schwer wieder abgewöhnen lassen...


    mfg
    para

    DIR verkauf' ich nichts!

  • back to the Q:


    hmm, es kommt auch etwas darauf an, auf welchem musikalischem Level der "Schueler" denn so ist.
    Ganz am Anfang stehen natuerlich ungefaehre Stickhaltung, Sitzposition und Anschlagtechniken (Becken etc.).
    Dann wuerde ich ihm als ersten Groove den Standart straight-8 Groove beibringen... erstmal natuerlich ganz langsam und dann schneller (passiert wahrscheinlich sowieso automatisch...) und immer schoen mitzaehlen.
    Wenn es der erste Kontakt mit einem Schlagzeug ist und der Schueler sich wirklich interessiert, ist noch genug Zeit fuer etwas Eigeninitiative, um die Rudiments und die ganzen Basics nochmal genau zu lernen...


    Bei weniger musikalischer Kenntnis, bringst du ihm halt erst das Zaehlen bei...

  • Auf alle Fälle finde ich es besser, wenn der Schüler von einem "Lehrer" der erst seit 2,5 Jahren spielt etwas gezeigt bekommt, als er würde es vollkommen autodidaktisch versuchen wie das aber viele - gerade am Anfang tun!

    dieser text wurde aus 100% chlorfrei gebleichten, handelsüblichen, freilaufend, glücklichen elektronen erzeugt! :D


    ich liebe GUTES essen, GUTE musik und BÖSE mädchen *g* - so jetzt paßts aber ! 8)

  • Zitat

    Original von yolo
    Auf alle Fälle finde ich es besser, wenn der Schüler von einem "Lehrer" der erst seit 2,5 Jahren spielt etwas gezeigt bekommt, als er würde es vollkommen autodidaktisch versuchen wie das aber viele - gerade am Anfang tun!


    Genau so seh ich das auch.
    Ich würds zumindest am Anfang nicht allzu auf Theorie/Technik ausrichten. Erstmal die einfachsten Grooves beibringen, und dann an denen das Prinzip mit dem Zählen erklären. Die Stockhaltung korrigieren, erst wenn sie ein Paar Schläge getätigt haben und nicht nach dem Motto: Du setzt dich erst ans Set wenn du die Sticks hälst, wie ichs gesagt hab ;). Ich denk mal wenn die noch nie an einem Schlagzeug saßen, dann erstmal bißchen das Intersesse wachsen lassen. Paradiddles und ähnliches kommen noch früh genug.


    Gruß vom Ex-Zivi Piru

    It don`t mean a thing if it ain`t got that swing.

  • Moin !


    Ich vermute ja -um der z.T. angeklungenen und prinzipiell bestimmt nicht "falschen" Kritik auch ein Bisschen entgegenzuwirken-, dass du innerhalb des Zivi das machst.
    Also mehr ein Bisschen was zeigen auf humanitärer Basis sozusagen :) Oder ?


    Mein Lehrer hatte nach Eingewöhnungsphase, wo er fast gar nichts groß machte (Standartgrooves erstmal), sondern mich "forschen" ließ die Notenwerte erklärt, auf dass ich mir über viertel, achtel und sechzehntel bewußt wurde, und hat dann Akzente gezeigt.
    Also alle Werte spielen und diese dynamischen Sachen machen, auch bei einfachsten Fills. Das ist eigentlich nicht so schwer, man bekommt aber -denke ich- mehr Spielgefühl und "Ohren" und ist dann noch erstaunt, wie anders Dinge klingen, wenn man banal Akzente setzt !


    Viel Erfolg :)


    rookie.


    P.S.: Und lass ihn gleich die Füße mitbenutzen, bei allem, was er macht.

  • bin auch der meinung, dass du als zivi kaum was falsch machen kannst.


    wenn der "richtigen" schlagzeugunterricht haben wollen würde, würde er den bei nem "richtigen" lehrer nehmen.
    da er nur nen "bisschen was gezeigt" haben will, passt das denk ich schon.
    du solltest ihm das natürlich auch so klar machen, dass du kein ausgebildeter drumlehrer bist.


    falls er dadurch interesse bekommt, und du vielleicht irdendwann mit deinem latein am ende bist, kannste ihn ja an nen lehrer verweisen. nach nem halbe jahr oder so gibts wahrscheinlich nicht allzu viel untechnik, die man aus ihm nicht wieder herauskriegen würde...


    dennis


    ps.: ich hatte nie nen lehrer, und wär froh gewesen, wenn mir wer gezeigt hätte, wie man die sticks hält. ich bin jetzt openhanded-rechtshäner und muss mir die hier angelesen techniken reinprügeln, wenn ich den scheiß vom anfang überbügeln wil....

  • Zitat


    Also mehr ein Bisschen was zeigen auf humanitärer Basis sozusagen :) Oder ?


    Genau darum geht es. Ich würde mir nicht anmaßen mit meinen 2 Jährchen Schlagzeugerfahrung "richtig" Unterricht geben zu wollen.
    Vorrangig geht es darum dem Jungen ein paar Standard 8tel Grooves beizubringen, damit er sich irgendwie vernünftig am Set "abreagieren" kann. Ihr müsst wissen, dass die Jungs und Mädel da lernbehindert sind (so auch mein "Schüler"). Also mit Notenwerten is nich viel, es wird halt gezählt, aber alles über 8teln wird, denk ich, zu kompliziert. (mal abwarten)
    Was mir allerdings Probleme bereitet ist das Vermitteln - ich kann schlecht sagen: "Hau erst da drauf, dann da und dann da und das so und so lang" Ich glaub mir fehlt da das Vokabular :D Ich kanns zwar zeigen, aber ihr wisst selber, dass man das was man gezeigt bekommt, in der Regel erst mal nicht ohne Hilfe nachspielen kann v.a. wenn derjenige blutiger Anfänger ist...
    Trotzdem danke für die Kommentare, das was Piru angedeutet hat geht, denk ich, in die richtige Richtung.


    gruß vom duke

    "Er ist kein Mensch, er ist kein Tier, er trommelt gern für zwei Glas Bier."

  • Zitat

    Original von the_duke
    Was mir allerdings Probleme bereitet ist das Vermitteln - ich kann schlecht sagen: "Hau erst da drauf, dann da und dann da und das so und so lang" Ich glaub mir fehlt da das Vokabular.


    Mein Lehrer hat mir in solchen Fällen damals immer mit dem 'Papageien-Schema' geholfen. Er macht's vor und ich mach es nach.
    Da wird ein Uff Cha mit durchgehenden Achteln in vier Teile à zwei Achtel zerlegt. Die werden nach dem obengenannten Schema einzeln geübt und dann aneinandergereiht.


    Vielleicht hilft's ja. :)

    Einmal editiert, zuletzt von Philippe ()

  • Du könntest, wenn du ihm den "Standard-Groove" beibringen willst, ihn ja auch erst mal im Wechsel Bassdrum und Snare spielen lassen, dass er erst einmal erkennt, wie sich der Puls anfühlt und worauf es ankommt - das ist schließlich das, was für die meisten Hörer das Wichtige bei einem Schlagzeugpart ist - der Beat muss gegeben sein. Weiß ja jetzt nicht, wie stark seine Behinderung ist, aber wär wohl am Wichtigsten, dass er erst ein mal spürt, bevor er auswendig lernt. Gerade bei "behinderten" Menschen fällt mir oft auf, dass sie viel mehr auf das Gefühl achten.
    Anschließend kannst ihm ja immer noch mehr aufladen. ;) Du wirst ja nicht deinen ganzen Zivildienst am Set verbringen, also dürfte das ja wirklich nur auf ein Anstacheln herauslaufen, dass er bei echtem Interesse immer noch Unterricht nehmen kann.

  • die oben genannte idee nur das zusammenspiel von bd und sn zu betrachten, finde ich gut.
    dabei würde ich 'groove' als wellenbewegung interpretieren.


    ich würde nicht so sehr über den kopf arbeiten, sondern eher mit spielerischen elemente. konkret: du trommelst vor, er nach. das ganze zunächst nur mit bd und snare, aber sehr bald dann das zusammenspiel zweier komponenten. je nachdem wie's läuft auch mehr.
    vorteil: das ganze wird gelenkt auf's hören (vergiß den ganzen unterteilungskram!) und man kann direkt spielen.
    schön wäre auch, wenn ihr zusammen spielt (bspw. du mit standtom als bd-erstz und einer mitgebrachten snare..).
    noch was: eine lernbehinderung heißt noch lange nicht, dass jemand unfähig ist, komplizierte dinge zu lernen, sondern lediglich dass der klassische kognitive weg wegfallen sollte und stattdessen andere wege gefunden werden müssen. in diesem sinne darf umd muss(!!) herumexperimentiert werden. dein schüler wird sehr schnell selbst merken, was ihm gefällt (welcher lernweg hilft) und was nicht.

    heute leider keine zugabe.

    ich kann auch ohne spass alkohol haben

  • Zitat


    noch was: eine lernbehinderung heißt noch lange nicht, dass jemand unfähig ist, komplizierte dinge zu lernen, sondern lediglich dass der klassische kognitive weg wegfallen sollte und stattdessen andere wege gefunden werden müssen.


    Gut zu wissen...ich werde dann mal das mit BD und Snare versuchen, das mit dem Zusammenspielen ist auch ne gute Idee, vor allem weil sogar 2 Sets da stehen.
    Vielen Dank für eure Anregungen.


    gruß vom duke

    "Er ist kein Mensch, er ist kein Tier, er trommelt gern für zwei Glas Bier."

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