Zitat von »seelanne«
In der Tat: Da die Handgelenke „schräg“ eingehängt sind und die Sticks bei natürlicher Haltung sodenn auch nicht nach vorne, sondern nach innen zeigen, haben „Über-Kreuz-Spieler“ bei schnellen 16tel auf der HH bzw bei 8tel in hohen Tempi Vorteile gegenüber open-hand-Spielern (ausnahmweise) (Auch zusätzlich deshalb, weil da auch Noch die Arm-Rück-Bewegung so natürlicher ist."
Diese Aussage leuchtet mir auf den ersten Blick nicht ganz ein.
Wenn die HiHat OHP erstmal läuft dürfte es außer,dass es spiegelverkehrt ist,eigentlich kein Unterschied machen. Abstand Links wie Rechts ist bei mir exakt gleich und die Sticks treffen auch gleich auf die HiHat auf.
Nein. Da ist nichts spiegelverkehrt. Ohne Photos/Video ist das immer etwas schwer, ich versuch's mal so:
I. Die Hände sind schräg im Gelenk eingehängt, daher zeigen die Hände bei entspanntem Hängenlassen auch leicht nach innen und nicht nach vorne. Wenn ich jetzt den Stick in die Hand lege und dementsprechend den German Grip habe, zeigt der Stick ebenfalls nicht nach vorne, sondern schräg versetzt nach vorne, der rechte Stick zeigt auf 10/11 Uhr, der linke auf 2/1 Uhr, keiner von beiden zeigt auf 12. Die Stickenden kommen daher auch in der Mitte der Snare bei entspannter Haltung zum Liegen. Das ist sozusagen die Position "0", die entspannteste Position, die man haben kann.
II. Wenn ich jetzt mit rechts die links stehende Hihat über Kreuz spiele, brauche ich die Haltung des Unterarms und der Hand nicht zu ändern, ich schiebe einfach die rechte Schulter und den rechten Oberarm leicht nach links/vorne. Eine sehr komfortable Position, zumal der Oberarm am Körper bleibt und der Arm so zusätzlich gestützt ist. Im übrigen erhalte ich ganz automatisch beim Anheben des Unterarms die "Möller-Beweung," wenn ich das Handgelebk locker lasse. Richtiger Weise spricht hier Todd Suchermann von einer Zug-Bewegung, denn die Möller Bewegung geht von oben nach unten und umgekehrt, während bei dieser Arm- und Handposition ich den Arm zurück und wieder nach vorne schiebe.
III. Wenn ich aber Open-Hand Spiele, sieht die Sache anders aus (wobei ich davon ausgehe, dass die HH ungefähr auf 9/10 oder 11 Steht:
Wenn ich den linken Arm so nach links halte, dass alles andere unverändert bleibt und die Stickspitze trotzdem auf der HH mittig landet, muss ich den Oberarm nach links weghalten und abspreizen, so dass er nicht mehr am Körper liegt. Das ist auf Dauer natürlich ungünstig, weil ich so schnell ermüde und eine schlechten kraftübertragungsweg habe. Im übrigen kann ich in der Position nur schwer die MöllerBewegung machen, weil ich dann nach links oben ausholen müsste. Und jegliche isolierte Handgelenks-Bewegung nach oben ist unmöglich. Das ist nunmal einer der Schwachpunkte des Open Hand player.
Als Alternative kann ich natürlich den Stick einfach nach vorne halten: Ich schieben den Unterarm also einfach auf die 12 Uhr Position. das machen die meisten Drummer, die oH Spielen. Dann muss ich aber erstens auch das Hangelenk bzw. den Stick im der Hand etwas nach 12 halten, da ich sonst Gefahr laufe, dass ich rechts an der HH vorbeischlage bzw immer noch auf der Snare lande, und zweitens ist jetzt meine Moeller-Ausholbewegung erheblich eingeschränkt: Da die HH ja nicht weit weg steht, ist ein Anwinkeln des Unterames in der graden 90-Grad-Positon erheblich schwieriger als wenn ich den Unterarm schräg nach innen (oder nach Außen) halte. Wenn ich den eingeengten Winkel verbessern will und den Arm etwas weiter weg halte (und die HH etwas weiter wegstelle) bekomme ich dagegen extreme Probleme iim Oberarm (oder die HH ist fusstechnisch zu weit weg).
Mit dem Problem haben alle openHandedPlayer zu kämpfen. Claus Hessler als Moeller-Vertreter hält tatsächlich teilweise den linken Arm links weg vom Körper, das kann er sich aber auch leisten, weil er eben keine Musik macht, in der man 5 Minuten die HH ununterbochen bei 170 durchrockt. Simon Phillips hat die Probleme nicht, aber der Möllert ja auch überhaupt nicht, sondern lässt das Hangelenk grade. Und Billy Cobham bsp. spielt auf der HH zumeist ohnehin French Grip, aber grade der ist ebenfalls nicht dazu angetan, 5 Minuten durchgeprügelt zu werden.
Das mit Moeler scheint mir hier nicht zielführend, sind das ja doch 3 bzw 4 strokes in einer Bewegung - das ist eher was für Rolls etc.
Ich würde mal überprüfen, ob eventuell gar nicht mal die Ausholbewegeungstechnik im Wege steht, sondern die Haltung des Sticks in der Hand, also der Grip.
Möller, Shank etc. sind ja lediglich auch nur Begrifflichkeiten, die das beschreiben, was man in der Sache mit Schwung-Holen übersetzen könnte: Denn bei allem geht es letztlich darum, irgendwoher Schwung zu holen, in der Regel aus dem Unterarm, mehr nicht. Und da gibt es nunmal nur 2 Möglichkeiten, wie ich das mache: Entweder halte ich beim Schwungholen das Handgelenk grade (dann bekomme ich die typische Upstroke- und Downstroke-Bewegung) oder ich lasse das Handgelenk locker, dann entsteht - ganz automatisch auf Grund physikalischer Gesetzmäßigkeiten - die PeitschenBewegung, genannt Möller-Whip.
Entscheidend ist aber aber natürlich auch, was in der Hand am Stick passiert, also dort, wo die PS auf die Straße gebracht werden sollen.
Um auf Geschwindigkeit zu kommen, kann man hier nur den Spivack-3-Point-Grip ans Herz legen. Der Stick liegt schwerpunktmäßig auf dem Mittelfinger, Daumen hält seitlich lediglich leicht dagegen und der Zeigefinger unterstützt die Ab-Bewegung des Schlages und federt die Aufwärtsbewegung des Stick beim Rebound ab. Mit dem Grip kann man eigentlich am besten jegliche Bewegung/Schwung des Armes umsetzen und insbesondere kann man so sehr gut das Handgelenk selber einsetzen (was ja schwungtechnisch ohnehin nur physiologisch eine Tip-Bewegung nach unten machen kann).
Und hier wäre es auch ein probates Mittel, mal zu überlegen, ob Dir der "Tony-Williams-Grip" helfen könnte: bei diesem Grip halten gegensätzlich zu den üblichen Griffarten Ringfinger und Kleiner Finger in erster Linie den Stick, die anderen 3 Finger diesen nur als KontrollBegleiter und sorgen dafür, dass die Arm- und Hangelenksschwung aufs Fell kontrolliert wird. So kann man die Unterarm-Bewegung in die Hand und in den Stick "schütteln". Entgegen allgemeiner Vorbehalte dienen dabei die beiden letzten Finger nicht nur als Haltepunkte, sondern können und sollen echte Fingerkontrolle ausüben. In den beiden Finger stecken ehebliche Power-Reserven (der kleine Finger ist auch mit dem Daumen verbunden, daher ist der Pinkie ein echtes Power-Paket).