Ach na ja, Gier und Moral...
Beispiel: Ich durchstöbere die Kleinanzeige, entdecke für 300 € bei mir umme Ecke ein Yamaha Stage Custom mit Beckensatz und einer Menge Hardware, das der Verkäufer, ein Metal-Drummer mit jeder Menge Erfahrung für einen Videodreh schwarz angepinselt hat. Auf den Bildern erkenne ich eine sehr wertige Doppelfussmaschine sowie einen sehr gut erhaltenen Satz HHX Weckl Evolutions (Ride/HiHats/Splash). Ich fahre hin, der freut sich, dass er den Kram losgeworden ist, fragt ob ich die Versandtaschen auch noch haben will. Hätte ich dem sagen sollen, dass er bei einem Einzelverkauf am Ende locker 900 Ocken mit dem Kram erlösen kann? Genau das hab ich nämlich damit gemacht, die Weckls wollte ich eigentlich behalten, aber sie habe mir dann doch nicht so gefallen. Bin ich da moralisch unanständig? Nö, der war zufrieden, ich war zufrieden, und gut isses.
Ich hätte auch schon mal fast von einem alten erfahrenen Tanzmusiker ein 5-teiliges Ludwig Vistalite mit alten, aber gepflegten Aveden für 300€ kaufen können (wir waren handelseinig, der hat mich angerufen, als ich schon unterwegs war, gerade wäre jemand gekommen, der wäre schneller gewesen). Hätte ich da vorher anrufen sollen und ihm sagen "ey Oppa, das Ding ist locker 1500 € wert, mach kein' Scheiß!"? (vielleicht hat das sogar jemand gemacht). Gier?
Wenn ich was verkaufe, wo ich den Wert nicht genau kenne, dann recherchiere ich halt, was ich da habe, was andere dafür erlöst haben, oder was so gängige Preise sind. Wenn jemand anderes das nicht macht, dann ist das nicht mein Problem, ich bin nicht die Preispolizei. Wenn es ein Schnäppchen ist, schlage ich zu, wenn es mir dann nicht gefällt, kann ich es ohne Verlust verkaufen. So ist mein gesamter Beckenpark zustandegekommen. Für einen, der zu wenig aufruft, gibt es drei, die völlig absurde Preisvorstellungen haben. Die verkaufen gebrauchte Sets teilweise über dem Ladenpreis oder rufen für ein Vintage Tama Swingstar Kesselset 650€ auf. Dann müsste man die auch alle anfunken und ihnen sagen, dass das zu teuer sei.
Wenn ich einen unerfahrenen Verkäufer, der zum Beispiel aus einem Nachlass was werthaltiges verkaufen will, weismache, das wäre Billigschrott, und ihn so über den Nuckel ziehe, dann ist das unanständig. Wenn jemand, der nicht völlig planlos ist, etwas stark verbilligt anbietet, dann fühle ich keinerlei Verpflichtung, ihn darauf hinzuweisen.