Überlegungen zum Set: Pareto und Praxis

  • Schönen Guten Morgen!


    Erstmal vielen Dank an das Forum und die Community. Im deutschsprachigen Bereich kommt man schwer dran vorbei und man findet immer etwas um weiterzukommen ;)


    Ich spiele mittlerweile vermutlich in Summe 12 Jahre Schlagzeug mit einer großen Pause dazwischen als die Jugenbands dann zerbrochen sind. Irgendwann hat sich zufällig wieder ein fester Kreis an Musikern gebildet und nach ein paar Auftritten hat das Thema wieder an Ernsthaftigkeit zugenommen. Mittlerweile habe ich einen kleinen Proberaum bei mir, ein bisschen Ausrüstung für Aufnahme und IEM ist dazugekommen und ich nehme auch wieder Unterricht um in verschiedenen Stilen weiterzukommen. Ich habe noch aus Jugendzeit ein Ludwig Rocker Shellset in klassischen Maßen - der Rest habe ich nach und nach ausgetauscht so das nur noch die Toms und Bassdrum übrig sind.


    Ich bin eigentlich klanglich ziemlich zufrieden allerdings gibt es Kleinigkeiten die mich stören. Die 22er Bassdrum ist mir etwas zu groß und würde gerne auf eine 20er umsteigen - da habe ich in einem anderen Proberaum die Möglichkeit eine zu spielen und da komme ich mit der Abnahme und vom Spielgefühl besser zurecht - wenn auch vermutlich subjektiv. Und dann gibt es halt noch so Hardware Geschichten wie die klassischen Doppeltomhalter in 45 Gran mit den ausgeranzten L-Armen, oder einfach Positionierung des Sets für mich was an anderen Schlagzeugen einfach angenehmer ist.


    Jetzt überlege ich mir, so ein Set zu holen, 20", 10", 12", 14", schön durchstimmbar für alles mögliche, Pop, Latin, Big Band/Swing mit Jazz Einflüssen, ...


    Wäre mir die Kohle wurscht, wäre es sehr wahrscheinlich ein Yamaha Recording Custom. Damit habe ich mich auch schon ziemlich lange beschäftigt. Viele Aufnahmen gehört, Interviews von Usern, usw.


    Jetzt hört man aber oft, dass gerade im semi-/professionellen Bereich oftmals gar nicht so viel mit megateuren Shells gespielt wird. Z.B. die Catalinas in Jazzclubs, Yamaha Stage Custom zum rumschleifen - aber die Palette an Toms ist groß. Jeder hat seine Becken, Maschinen und Snare und das passt meistens schon. Macht der große preisliche Unterschied dann auch wirklich so viel aus? Bzw teure Mittelklassesets überhaupt Sinn?


    Also z.B. Catalina zu Yamaha Oberklasse, Reown Maple zu Yamaha usw. Wenn sonst die Verarbeitung und Hardware passt, sollte man einen solchen Hub machen? Oder wäre es sinnvoller zu wirtschaften und als Hobbymusiker eher auf dem Teppich bleiben weil man die dynamische Bandbreite eh nicht optimal ausnutzen kann.


    Also Kohlemäßig draufhauen? Teures Mittelklasseset oder einfach entspannt bleiben weil ein Cataline Birch auch schon 80% geil ist ;)


    Grüße
    MX

  • Tja, ist so ne Sache mit professionellen teuren Oberklassesets.
    Es stimmt, pareto-mäßig kann man mit Mittelklassesets und guter Gratung samt genauso guter Stimmung einen klasse Sound trommeln.


    Ich selber mache es so, ich habe sogar ein gut gestimmtes Einsteigerset als Zweitset.
    Wichtiger finde ich, dass die Becken Oberklasse sind, denn da kann man nicht nachstimmen.
    Deswegen spiele ich Becken aus der Profiliga, fast alle vom Gebrauchtmarkt, das schont den Geldbeutel.


    Das ist zumindest meine Strategie.
    :)

  • Tja, ist so ne Sache mit professionellen teuren Oberklassesets.
    Es stimmt, pareto-mäßig kann man mit Mittelklassesets und guter Gratung samt genauso guter Stimmung einen klasse Sound trommeln.

    Mit "guter Gratung" meinst du wahrscheinlich die Herstellung und Präzision.

    Ich selber mache es so, ich habe sogar ein gut gestimmtes Einsteigerset als Zweitset.
    Wichtiger finde ich, dass die Becken Oberklasse sind, denn da kann man nicht nachstimmen.
    Deswegen spiele ich Becken aus der Profiliga, fast alle vom Gebrauchtmarkt, das schont den Geldbeutel.

    Definitiv! Das funktioniert auch mega gut. Und wenn man nach und nach tauscht freut man sich jedes mal ein bisschen und kann sich dann eine Zeit lang mit dem neuen Teil beschäftigen ;-).


    Bei Becken merkt man vieles auch erst auf der Aufnahme. Das Becken klingt vermeintlich gut aber dann hört man erstmal wie es seltsam "ausscheppert" oder vor sich hinbrumt. Hab auch hin und wieder mal ein paar Paiste 2002er aus den 80er geschossen. Das ist schon toll was da geht.


    Ich schwanke irgendwie zwischen nem aktuellen Catalina Birch oder nem Renown 2. Die Yamaha Hardware gefällt mir aber nen Ticken besser ;) Vermutlich ist das aber auch bums. In Vergleich zu dem Ludwig werde ich mich wohl gleich in einem anderen Hardwareuniversum befinden (wenn man die Toms mal nicht mit roher Gewalt festziehen muss und sie einfach frei positionieren kann)

  • Oder wäre es sinnvoller zu wirtschaften und als Hobbymusiker eher auf dem Teppich bleiben


    Ich denke, dass man in der Regel gerade als Hobbymusiker deutlich mehr Freiheiten hat, weil man bei seinem Hobby viel weniger wirtschaftlich denken muss als wenn man davon lebt.


    Deshalb wäre meine persönliche Empfehlung: Such dir ein Schlagzeug (Kesselsatz) aus, mit dem du dich wohl fühlst. Auch mit Trommeln von Einsteigerserien kann man wunderbar Musik machen. Der Bauch entscheidet oft aber eben nicht nach reiner Funktionalität. Für den einen ist ein besonderes Finish, Holz, Feature oder Logo wichtig. Für den anderen nicht. Ist alles ok. Es gibt Schlagzeugserien, die bessere Preileistungsverhältnisse haben (zu haben scheinen) als andere. Und es gibt Features, die objektiv betrachtet nicht wirklich relevant sind. Trotzdem kann man eigentlich mit kaum einem Schlagzeug (die untere Einstiegsklasse mal ausgenommen) wirklich etwas falsch machen. Manche freuen sich daran, ein paar Euro gespart zu haben und machen dafür gerne ein paar Kompromisse, anderen ist es wichtig, ganz genau ihre Träume zu erfüllen. Falls letztere Kompromisse eingehen (z.B. Set war nur in anderer farbe lieferbar), werden sie damit auf Dauer dann doch einfach nicht glücklich. Wenn man das weiß / sich so gut kennt, kann man ja vermeiden, 2x kaufen zu müssen.
    Ich würde einfach überlegen, was mir persönlich wichtig ist und dann das Set nehmen, in das ich mich verliebt habe. Da bezieht man dann eigentlich ganz automatisch und unterbewusst viel mehr Faktoren mit ein als nur, dass es vielleicht ein Highend Gerät ist.
    Als ich mein letztes Auto gekauft habe, war es auch ein Kompromiss. Ich habe mich im letzten Moment für ein etwas älteres Modell entschieden, das von außen zwar nicht so richtig meinen Geschmack trifft, aber alle Features hat, die ich brauche und ziemlich günstig war. Jetzt freue ich mich tatsächlich jedes Mal, wenn ich etwas transportiere, weil das so problemlos passt und ich mich kein Stück ärgern würde, wenn ich beim Laden mal einen Kratzer machen würde.

    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

  • Hallo,


    es kommt sehr darauf an, wofür man es braucht.


    Das beste vom Besten macht nur Sinn, wenn man im Geld schwimmt
    oder das Gerät stets wohlbehütet behandelt wird (vor allem beim
    Transport). Das ist wohl der Hauptgrund, warum viele Profis in
    kleineren Lokalitäten oftmals eben nicht das Sonntagskleid an
    haben.


    Eine wenig inspirierende Bude macht dagegen aber keinen Spaß.
    Also muss man selbst zusehen, mit was man gut zurecht kommt.
    Man kann sich auch an ein Gerät gewöhnen. Bei mir war das teil-
    weise so. Allerdings gab es auch faule Kompromisse. Letztendlich
    ist das Leben im Wandel. Hinterher ist man klüger. Und morgen
    ist das hinterher von heute.


    Grüße
    Jürgen

  • Ich habe drei Sets unterschiedlicher Preiskategorien, wobei ich mich mit der Zuordnung immer etwas schwer tue. Kurz nach dem Erwerb meines Catalina Club Jazz (Shellset für damals 520 Euro) hatte ich ein Canopus Bop Set für etwas den 5-fachen Preis unter den Sticks und könnte nicht behaupten, dass mein minimal gepimptes Catalina weniger Spaß gemacht hätte oder der Sound irgendwie schlechter gewesen wäre. Natürlich macht sich die höhere Preisklasse in ein paar Details bemerkbar, allerdings gab es noch keinen Punkt, bei dem ich mir irgendwann gewünscht hätte, doch mehr Geld investiert zu haben. Ebenso wenig fühlt sich mein Sonor Vintage Series Set beim Spielen "besser" an, obwohl es ebenfalls schon unter "gehoben" laufen dürfte. Die unterschiedlichen Größen und daraus resultierende Klangdetails ergeben für mich schlicht einen anderen Einsatzbereich.


    Man könnte es unter dem alten Satz zusammenfassen: so billig wie möglich, so teuer wie nötig.


    Je individualistischer die eigenen Ansprüche sind, umso schneller läuft man wahrscheinlich Gefahr, bei den individuell konfigurierbaren Toplinien mancher Hersteller zu landen. Für deine unspektakuläre Standardkonfiguration würde ich vermutlich ein Mittelklasse-Shellset mit einem Hardwarepaket von Tama oder Yamaha kombinieren, die in meinen Augen einfach das beste Preis-Leistungsverhältnis bieten. Ein Yamaha Stage Custom reicht völlig aus, ebenso ein Gretsch Catalina Maple, ein Mapex Armory, ein Sonor AQ2, whatever.


    Da bin ich ehrlich, mir muss ein Set optisch gefallen, klanglich bekomme ich es schon so gestimmt, dass ich Spaß habe.


    Wie Tom schon schrub, Becken sind da wesentlich heikler, weil nicht stimmbar. Da kommt mir nur die Profiliga ins Haus.

  • Wenn ich nicht genau wüsste, welches Traumset ich will und wieviel ich bereit bin auszugeben, dann würde ich in der Mittelklasse das raussuchen, was mich anspringt. Aus eigener Erfahrung kann ich das aktuelle Stage custom, das Mapex Armory oder das PDP M5 als tauglich empfehlen. Ich selbst habe ein Stage Custom aus der aktuellen Serie, das klingt Bombe, hat eine Klasse Dynamikrange, vielseitig einsetzbar, und die Hardware ist halt einfach gut. Das Armory fand ich eher für rockige Sachen gut. Das PDP ist ein guter Allrounder, klanglich und dynamisch gut, die Hardware beim Yammi ist flexibler. Wenn du ein Händchen beim Stimmen hast, wirst du aus Sets dieser Kategorie einen guten Ton rauskriegen. Das Auge kauft ja mit, deswegen immer auch nach dem Finish gucken.


    Lieber etwas mehr bei den Becken, aber das haben meine Vorredner ja schon gesagt

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Mit "guter Gratung" meinst du wahrscheinlich die Herstellung und Präzision.


    Ja, genau.
    Ich kenne einen kleinen Händler in der Provinz, der hauptberuflich Schreiner ist und nebenbei auch noch Schlagzeuge verkauft und Trommelunterricht gibt.
    Er hat Sets quer durch die meisten Preisklassen und auch gebraucht.
    Dann hat er noch günstige Einsteigersets im Angebot, die er gerne an seine Schüler verkauft.
    Wenn er so ein Set neu angeliefert bekommt, dann fräst er grundsätzlich die Gratung neu, bevor er die Felle aufzieht.
    Dadurch bekommt man einen deutlich besseren Sound aus der Kiste.
    =)

  • Mega Feedback, vielen Dank. Dann werd ich einfach noch ein bisschen testen und ein paar mal zum Thomann rausgurken was mir so gefällt und wo ich gut zurecht komme.

    Man könnte es unter dem alten Satz zusammenfassen: so billig wie möglich, so teuer wie nötig.

    Das fasst es eigentlich richtig zusammen. Und ja, natürlich muss das Set inspirieren und spaß machen. Am besten stellt man es noch zwischen Wohnzimmer und Küche auf ;)

  • Servus,


    also es ist jetzt ein Renown Maple (RN2) geworden. Gab's beim entsprechenden Musikhaus zum fast schon unschlagbaren Preis. Hatte wohl Glück, da mein Finish und in der Größe (Studio) das letzte war und sich wohl nicht gut verkauft :D


    Der Sound und der Dynamikumfang ist für mich ein Sprung aus einer Mietswohnung in eine Villa mit eigenem Basketballplatz - Wahnsinn. Hardware ebenso. Es ist unglaublich geil einfach die Trommeln zum Stimmen abnehmen zu können und dank Memorylocks einfach wieder einzusetzen. Denke mal da werde ich wieder die kommenden 20 Jahre zufrieden sein ;)


  • Ok, das Finish wäre nach derzeitiger Lage nicht mein Traumfinish, aber ein Renown ist ein rundum taugliches Arbeitspferd. Mehr KANN man zwar investieren, braucht es aber wirklich nicht.
    Und dieses Finish übersteht wahrscheinlich sämtliche Moden unbeschadet und passt auch in 20 Jahren noch auf jede Bühne.
    Gratuliere zum Erwerb :)

  • Irgendwie hat mir das Finish am besten gefallen. Etwas mehr als schwarz, nicht so hell wie Holz und vor den Vintage Folien habe ich etwas Angst, dass sie mir nach drei Jahren nicht mehr gefallen. Wobei dieses Copper Sparkle hätte mich schon auch gereizt – ist mir allerdings auch etwas zu extrem.


    Ja, ist die genannte Größe von 20", 10", 12", 14" im Anfangspost. Das RN2 gibt es in allen bekannten Größen: Rock, Standard, Studio und Jazz und die Kesselsätze gibt es nochmal mit und ohne Snare dazu.

    Einmal editiert, zuletzt von mxhash ()

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