Verzogenes Becken oder individuelle Handarbeit?

  • Deshalb hätte ich schon längst den Hersteller kontaktiert und das nicht nur vielleicht. Auch nur um Gewissheit zu haben. Erst nachdem ich eine Antwort bekommen habe (ob die dann positiv oder negativ ist) würde ich mir Gedanken machen, was mit dem Teil passieren soll.


    Genau das habe ich gemacht. Von Agop selbst habe ich noch keine Antwort erhalten, aber ich habe Tony Castello von Cymbalsonly angeschrieben, von dem ich schon einige Becken gekauft habe und der sich wirklich sehr gut auskennt. Allerdings kann er das auch nur aus der Ferne beantworten. Hier seine Antwort:

    "As for your 24 - no, this shape is not normal. Sure, sure, there can be a subtle variation in height, and while these are not as flat as say...oh...a Paiste, they are not at all as warped as your picture shows. I have never seen one like that. It is not at all within tolerance of a hand hammered cymbal. You will generally see a tiny about of height variation, but not the extreme that your is showing. That is a bit excessive.


    I'm not exactly sure how to advise you - if it sounds good, and the shape doesn't bother you, then I think you should keep it, but that shape is indeed not normal."


    Ihr habt auch ganz Recht damit, dass es bei einem 700-800 Euro-NP-Becken etwas andere Erwartungen hat. Ich schwanke zwischen "fuck it, play it!" und "Nee, nee, so nicht!"


    Ich bin auch leider nicht so erfahren, als dass ich das beurteilen könnte. Ja, das Becken klingt gut in meinen Ohren. Ich würde das Becken sogar jemanden hier Forum (auf meine Kosten) mal zuschicken, damit er/sie es mal probespielt und mir eine Einschätzung gibt. Sollte aber schon im Jazz-Kontext gespielt werden.

  • "Ich bin auch leider nicht so erfahren, als dass ich das beurteilen könnte. Ja, das Becken klingt gut in meinen Ohren. Ich würde das Becken sogar jemanden hier Forum (auf meine Kosten) mal zuschicken, damit er/sie es mal probespielt und mir eine Einschätzung gibt. Sollte aber schon im Jazz-Kontext gespielt werden."


    Was soll er Dir für eine Einschätzung geben?
    Ob Dir das Becken gefällt oder nicht? Spar Dir die Zeit.


    Wenn Dir das Becken gut gefällt, ist alles im
    grünen Bereich. Und dann passt auch der Preis.


    Ich habe mir vor ein paar Jahren ein 20" Paiste
    Traditional Swish von einem englischen Jazzdrummer
    gekauft. Das Ding sah aus, als wäre es durch
    einen Mähdrescher gelaufen. Es sieht immer
    noch so aus und es klingt nach wie vor
    unglaublich gut in meinen Ohren. Ich werde
    einen Teufel tun, irgendwas daran zu ändern,
    oder auch nur im Entferntesten an Verkauf zu denken.


    Mach Dich nicht scheckich, genieße das Becken.


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • Was sagt dir dein Bauchgefühl? Das entscheidet ja letzlich, ob man mit einem Teil glücklich wird oder nicht. Wenn das Bauchschmerzen sind, rückabwickeln. Das sollte auch der Verkäufer einsehen, dass er diesen "Defekt" im Vorfeld hätte nennen müssen.


    Man kann auch versuchen, sich immer wieder einzuhämmern: "Tony Williams 60er Ride war genau genommen auch ein einziger Defekt, klang aber geil. Also sei's drum." Wie lange das aber funktioniert, ist nicht bestimmbar.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Rückabwickeln ist immer so eine Frage oder ein Problem.


    Lässt sich auf den Verkaufsfotos, erkennen , wenn das Becken z.b. auf einem Festen Boden also nicht gerade Teppich liegt, durch evtl.
    Schattenbildung ö.ä. Erkennen, ob das schon vor Versand Uneben war.
    Wie War das Becken beim Versand verpackt. Ich stell mir Gerade vor, es liegt Flach im Transport LKW, und irgend wer lässt ein schweres Paket Drauf plumpsen oder Ähnliches.
    Ich bin immer ganz Unruhig wenn ich so Privat gebrauchte Ware auf dem Versandweg unterwegs weiss. Obwohl auch bei Gewerblicher.
    Und erleichtert, wenn es dann gut verpackt und Heile angekommen ist.
    Beim gewerblichen Kauf ist da manches zumindest manchmal etwas leichter oder auch Kulanter - Manchmal.


    War evtl. ein verbeulter geknickter Karton bei Ankunft zu erkennen. Immer generell Prüfen und notfalls durch Bilder festhalten falls der Zusteller nicht mehr zu gegen ist.


    Das nur nebenbei .


    ansonsten du hast auch angemerkt das durch die Perspektive das Alles etwas extrem Rüber kommt. Durch das Drehen und die eiernde schwankende Bewegung
    ists schwer zu beurteilen.


    Stehende besser nicht drehende Bilder, aus verschieden Richtungen, wären Aussagekräftiger, oder auch durch flach Legen auf den Boden, über Schattenbildung (Rand), oder auch mal durch Messung.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



    3 Mal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • ungleichmäßige Gewichtsverteiliungn


    Das Becken ist ca. 10 Jahre alt.


    Die schwere Seite, also die zu mir zeigt


    Das war mein erster Gedanke. Ich hatte schon einige Becken, die eine ungleiche Masseverteilung hatten. Die neigen dann nat. immer die schwere Seite dem Spieler zu (da in der Regel dahin angewinkelt) und wenn man so ein eher dünnes 24" Becken dann 10 Jahre spielt und crasht, hat man ratzfatz so eine Achterbahn drin. (Ein weiterer Aspekt kann wie schon angesprochen ein nicht-mittiges Loch sein. Das ist aber eher selten.)


    Was dazu aber nicht ganz passt, ist dein letztes Video (mit dem waagerechten Becken), denn dort scheint es recht austariert zu sein. Besser kann man das aber noch testen, wenn man das Becken auf eine Fingerkuppe legt (ist dann mittiger als ggf. auf einem Ständer). Mach das mal und wenn es sich dann zu einer Seite neigt, hättest du eine plausible Erklärung. Wenn nicht, hat er das Ding vllt. einfach nur "zu viel" gecrasht. Das wäre dann deine Entscheidung, ob du es behältst oder nicht oder noch einen Nachlass erfragst (550,- sind schon heftig; willst du von mir nicht auch ein paar Sachen kaufen?? :D ).
    Mir geht es wie FW, mein Lieblings-Crash hat auch eine Unwucht und an der tiefen schweren Stelle eine beachtliche Krempe. Ist mir in dem Fall egal und es ist auch noch nicht gerissen. Ein Kumpel hat ein völligst zerknautschtes K Istanbul Crash. Auch keine Probleme.


    Last not least: schön abgejatzt im Startpostvideo, Herr Kollege. Lecker. :thumbup:

  • Das war mein erster Gedanke. Ich hatte schon einige Becken, die eine ungleiche Masseverteilung hatten. Die neigen dann nat. immer die schwere Seite dem Spieler zu (da in der Regel dahin angewinkelt) und wenn man so ein eher dünnes 24" Becken dann 10 Jahre spielt und crasht, hat man ratzfatz so eine Achterbahn drin. (Ein weiterer Aspekt kann wie schon angesprochen ein nicht-mittiges Loch sein. Das ist aber eher selten.)


    Das sehe ich ganz anders 8)


    Die Blanks werden bei Istanbul gewalzt, das heisst, die Masseverteilung ist wird sehr konstant über die ganze Fläche verteilt. Das macht eine Walzmaschine, der Prozess ist also auch sehr reproduzierbar. Beim anschliessenden Hämmern wird keine Masse verschoben, an der Gewichtsverteilung im Becken ändert sich also nichts, die bleibt konstant.


    Nach dem Walzen und vor dem Hämmern wird die Kuppe reingepresst, auch mit einer Maschine, und danach erst wird das Loch gesetzt. Hierbei kann schon eine Ungenauigkeit entstehen, denn mit dem Loch die exakte Mitte der Kuppe zu treffen ist nicht ganz einfach. Wenn das Loch auch nur wenige Millimeter neben der echten Mitte sitzt, macht das bei großen Becken einen deutlichen Gewichtsunterschied zwischen den entsprechenden Seiten des Beckens aus. Das Becken wird sich dann auf dem Ständer schon bei leichter Schrägstellung so ausrichten, dass die grössere - und damit schwerere - Seite des Beckens nach unten hängt.


    Auch das Abdrehen ändert daran nicht viel. Denn erstens bleibt das Loch dabei in seiner evtl. dezentralen Position relativ zur Kuppe, und zweitens ist der Rand des Beckens nach dem Drehen zentriert auf die Mitte der Spindel der Drehmaschine, nicht auf die Mitte des Lochs. Die Spindel der Maschine ist kleiner als das Loch und das kann dann wieder die entscheidenen Millimeter ausmachen.


    Das nicht-mittige Loch kommt also recht häufig vor und hat gleich zwei Effekte: Erstens ist die Auflagefläche auf dem Filz nicht exakt parallel zu der Ebene, die durch den Rand des Beckens gebildet wird, und zweitens dreht sich bei Schrägstellung des Beckens die schwerere weil größere Seite nach unten.

  • Das mag durchaus so sein. Ich hab meine Becken nie so analytisch durchgemessen, hatte nur mehr den von mir geschilderten Eindruck. :) Allerdings erinnere ich mich auch an einige Becken, bei denen die Unwucht definitiv nicht vom Loch herrührte. Und ich meine, da waren auch Istanbuls dabei (aber wurscht).

  • Hey ho,
    so, ich habe das Becken heute mal von Stefan Leibinger alias Beck-Ham (https://www.beck-ham.de) hier in Berlin überprüfen lassen. Er hatte auch schon meine 15er Agop 30th Hats gerichtet.
    Seine Einschätzung:
    "Auch wenn ich kein Geld mit Nachhämmern verdiene: auf gar keinen Fall was dran ändern! Das Becken klingt vermutlich gerade wegen der ungleichen Spannung so gut!"
    Gerade für ein so leichtes 24er gäbe es kaum Töne, die "stehen bleiben" (damit meinte er das kurze relative Sustain) und der Stockanschlag sei präsent und hölzern - so wie man das im Jazz häufig gerne mag.


    Ich lass das jetzt gut sein und freu mich einfach über eine neue KLangfacette in meinem Set-Up. Hach - ich wär gerne frei von diesen Mustern und Vor-Konzepten! Vielleicht lerne ich das ja noch.


    Und noch kurz zum Loch: daran liegt es nicht. Das Loch sitzt mittig. Das liegt definitiv an der ungleichen Spannung und kann sogar gewollt gewesen sein. Oder so, wie ich es anfangs beschrieb: man hat aufgehört, das Becken weiter zu bearbeiten, als der Klang gepasst hat. Könnte auch sein, dass das eine custom-order war und ein trockenes 24er gewünscgt war.

    3 Mal editiert, zuletzt von bergheimer ()

  • Wieviel wiegt es denn eigentlich?


    Exakt 2830g, klingt viel, ist aber für ein 24"er sehr leicht. Die meisten 24"er 30th Anniversary liegen so zwischen 3000-3200g.


    Auch noch mal Danke an alle, die in diesem Thread fleißig mitdiskutiert haben. Hat mir geholfen.

    2 Mal editiert, zuletzt von bergheimer ()

  • Gute Entscheidung. Youtube ist voll von Video in denen die Besitzer stolz die Becken von Hand "biegen" um zu zeigen, seht her wie dünn und flexibel es ist! So ein flexibles dünnes Becken ist natürlich etwas anfälliger dafür nicht plan aufzuliegen, da eigentlich Spannung fehlt. Deshalb ist es ja flexibel und nicht starr wie ein Brett.

    je mehr spannung man einbringt, desto planer liegt es wieder auf. allerdings können dann auch einzelne Frequenzen lauter werden oder das Becken kann anfangen zu dröhnen oder es klingt scharf uns spitz in den Höhen. Ein Becken klingt nicht automatsch gut weil es schief ist!! aber wenn es gut klingt, lass es schief sein. Gruss

  • Das Becken ist mittlerweile in meinen Besitz übergegangen. Es ist für mich DER Jazz-Tonywilliams-was-weiß-ich-Sound, den viele jahrelang suchen, also ein holziger, definierter Stick Sound mit komplexem, warmem Wash darunter. Eigentlich sollte das Becken von einem professionellen Jazzer regelmäßig bei Gigs gespielt - und somit auch gehört - werden, was aktuell leider nicht der Fall ist. Ich bin mir recht sicher, dass die gebogene Form des Beckens den Sound komplexer und gleichzeitig etwas trockener macht, so wie es bei anderen recht verformten Becken eben auch der Fall ist (Stanton Moore Trash Crash etc.). Vielleicht war die Verformung tatsächlich eine bewusste Entscheidung des Beckenschmieds, wer weiß.

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