Boomy Bass Drum

  • Hallo,


    Ich hatte wieder etwas Zeit fürs Homerecording.
    Dabei ist mir dann doch aufgefallen, dass in meiner Großmembran-Recorderman-Anordnung die Bass Drum ziemlich wummert 8|
    Ich dachte eigentlich meinen 10 qm Raum gut präpariert zu haben (also ohne großartige Akustik-Spezialistenkenntnisse).
    Ich hab dann mal die Tür aufgelassen (was natürlich keine Lösung ist) und es wurde besser.
    Anbei ein Soundfile mit geschlossener und offener Tür. Dazu noch ein paar Eindrücke vom Raum.
    Vielleicht gibt es ja ein paar Experten, die noch Ratschläge haben um die Akustik zu verbessern.
    Das Schlagzeug/ die Bass Drum ist ein Tama Starclassic Performer Birke/ Bubinga 22*20, EVANS Felle EMAD2 und Onyx mit 5" Loch im Reso auf 4 Uhr.


    OH Sound:
    https://drive.google.com/open?…vNbKufL0IyCZcTft-PbZud1nK

    OH Sound Tür offen:
    https://drive.google.com/open?…rMtv-tJE20E8p_DWJbeRPWm9B

    Bilder vom Raum:
    https://drive.google.com/open?…knC7vrIENYOaYuQWuE9IiUTgy
    https://drive.google.com/open?…qXHTzRvcF5tADsy7hdJOqysFB
    https://drive.google.com/open?…u8dsP5HKIUSyOlLa6jF-8nxPo
    https://drive.google.com/open?…vaILjlbkG1My3xudPUR3bBHbJ


    Danke und Grüße

  • Ist das ein echtes Wummern, oder hast du deine BD mit recht viel Ton gestimmt, der im geschlossenen Raum dann einfach zu stark betont wird? Unter der Annahme würde ich zunächst mal die Stimmung des Resos als potentiellen Verursacher sehen und dieses tiefer stimmen und ggf auch etwas dämpfen.
    Kommt der BD-Sound nur über die OH, oder hast du ein Mikro drin?


    P.S.: Schicker Raum übrigens

  • Ich nehm die Kick noch mit dem D112 ab und mach einen Low-Cut bei den OHs. Dann geht's wieder. Die Soundfiles sind aber nur von den OHs.
    Aber eigentlich wollte ich ja schon einen guten Allgemeinsound über die OHs abbilden.
    Ich habe in der Bass Drum noch zwei EVANS EQ Pad Kissen jeweils am Schlagfell und Reso anliegen.



    P.S.: Danke :)

  • Ich sehe nur eine einzige Bass Trap in einer Ecke. Ich würde tippen, dass das bei einem Raum mit dieser problematischen (eher kleinen) Größe zu wenig ist. Ich hatte mal einen Proberaum mit ca. 20qm und habe 3 von 4 Ecken bis zur Decke mit Bassfallen ausgestattet, und das war so gerade so ausreichend.

    Nix da.

  • In einem 10m² Raum wirst du den Bassbereich nicht in den Griff bekommen können.


    Leider lässt sich die Physik auch mit viel gutem Willen nicht aushebeln ^^
    eine Basswelle kann nur mit entsprechen großen Absorbern gedämpft
    werden, es gelten daher bestimmte Mindestdicken.
    Diese richtet sich
    danach in welchem Frequenzbereich es Probleme gibt - je tiefer, desto
    dicker muss der Absorber sein.


    Wir reden hier von Frequenzen zwischen 30 und ca 80Hz die eine Wellenlänge von mehreren Metern haben.
    Der Abstand Mikrofon-Wand solte mindestens mehr als 1/4 Wellenlänge betragen (hier 2-3m), was bei dir nicht möglich ist


    Frequenztechnisch sehr tiefe Resonanzen sind mit porösen Absorbern meist
    nur mit sehr viel Absorbermaterial (Volumen) in den Griff zu bekommen.


    Wir sprechen hier von Dicken von mindestens 45cm pro Ecke. Ein Raum hat 12 Ecken!
    Du würdest also mindestens 90cm in der Breite und in der Länge des Raumes verlieren. Da wird dann kaum noch Platz sein ein Schlagzeug aufzustellen.
    Alternativ wäre ein Helmholzresonator hilfreich, der zwar effektiv aber nur sehr Schmalbandig arbeitet und auch genau auf die Frequenz die es zu absorbieren gilt abgestimmt sein will.
    Deutlich besser aber unbezahlbar ist ein aktiver Resonator, der das Signal vollkommen auslöscht.
    Besser wäre ein ausreichend großer Raum mit mindestens 5m Seitenlänge und einer Höhe von 3-5 Metern, der auch eine ausreichende Dämpfung zuläßt.

    don´t panic

  • Also zunächst mal finde ich den OH Sound gar nicht so schlimm. Diese "Boomy" Frequenz, von der du sprichst, liegt ungefähr bei 60Hz und ist der Bassdrum Grundton. Diese ist auf den Overheads hier sehr ausgeprägt. Das ist aber nicht per se schlecht, denn für gewöhnlich ist die Bassdrum auf Overheads viel zu dünn. In deinem Fall könntest du sogar auf das D112 verzichten und hättest dennoch einen ausgewogenen Sound.


    Warum ist das hier so?
    Zum einen kommt die Bassdrum mit dem Recorderman Verfahren, das du benutzt, besser durch. Eine A/B-ähnliche Aufstellung, die die Becken nicht überbetont, könnte also m.E. auch schon Abhilfe schaffen. Zum anderen betonen deine Mikrofone den Bassbereich ganz gut bzw. flachen dort nicht so ab wie viele Kleinmembraner, denke ich. A propos: Welche Mikros benutzt du denn überhaupt?


    Und letztendlich ist das natürlich vor allem dem kleinen Raum geschuldet, klar. Die Bässe "sammeln" sich in den Raumecken. Bassabsorber sollten also in die Ecken. Nimmt man nun als tiefste zu absorbierende Frequenz 50Hz, sollten die Bassabsorber mindestens eine Dicke von ca. 70cm haben. Damit beziehe ich mich auf die Faustregel, dass poröse Absorber mindestens so dick wie 1/10 der Wellenlänge sein müssen, ab der sie absorbieren. Die Übergänge sind hier natürlich fließend und hängen auch vom Material ab. Ich hab das ganze mit dicken Packen Steinwolle in den Ecken gelöst, die aber nur ca. 60cm dick sind. Die nehmen natürlich auch ein bisschen Platz weg. Für eine effektive Absorbtion sollten schon mindestens 2, besser 3 Ecken Raum-hoch bestückt werden.


    Es kann auch sein, dass der Grundton deiner Bassdrum genau eine Raummode trifft. Ich kann mich aber an eine Aussage vom "Trommelstimmer" nils hier aus dem Forum erinnern: er stimmt Bassdrums gerne auf den Raum und macht sich genau diesen Effekt zu Nutze, damit die Bassdrum mächtiger klingt.


    Absorber sorgen auch nur für einen kürzeren Nachhall.


    Davon abgesehen bin ich mir relativ sicher, dass du die Overheads schon bearbeitet hast. Was hast du denn gemacht? Rohdateien wären besser für eine Einschätzung. Low-Cuts würde ich übrigens nicht benutzen, um das Problem zu bekämpfen. Wenn dann schon breit und sachte mit einem Low-Shelf ausdünnen oder die störende Frequenz ganz gezielt (Sweepen) mit einem auch nicht zu schmalen Bell-Cut dämpfen. Low-Cuts sind wirklich nur dafür da um Rumpel unterhalb des Nutzsignals zu entfernen. In deinem Fall hier würde ich komplett drauf verzichten.
    Hinzu kommt, dass EQing besonders im Bassbereich auffällig klingt, rumsaut und lange nachschwingt. Das gilt auch für linear-phase EQs.


    Aber wie gesagt finde ich den OH Sound gar nicht so schlecht und ich würde darum bitten, mal die Rohfiles zu zeigen. Bzgl. Nachbearbeitung kann ich dann auch noch weitere Tipps geben. Wie gesagt ist es auch ne Idee mal eine andere Aufstellung zu testen. Und mal mit Laufzeit-Kompensation des BD Mikros zu experimentieren und ähnliches.
    Auf Bassabsorber würde ich in dem kleinen Raum eher verzichten. Wie ich schon sagte klingen Overheads oft relativ dünn, besonders die Bassdrum, aber auch die restlichen Trommeln. Daher jammerst du hier m.E. eigentlich auf hohem Niveau, da du ja keine weiteren Stützmikros willst. ^^

  • Danke für die vielen ausführlichen Antworten.
    Also ich habe in zwei Ecken bereits Bassabsorber. Die beiden anderen Ecken habe ich verkleidet mit Steinwolle dahinter, da hier die KG-Rohre runterkommen.
    Blöderweise habe ich auch noch die Decke abgehängt, da ich damals dachte, das wäre toll für die Becken ;( Würde ich jetzt auch anders machen.


    Für die Recorderman Methode verwende ich die t.bone SC450.
    In den aufgenommenen Spuren habe ich lediglich 60 % Panning und auf den Master einen Limiter gesetzt. Sonst nix.

  • Also ich habe in zwei Ecken bereits Bassabsorber.


    Ein Bassabsorber ist keiner nur weil man es so nennt und in die Ecke stellt :)
    Es kommt drauf an das er auch seinen Zweck erfüllt und das tut er erst ab 60cm aufwärts so langsam.
    Ohne Messungen macht das auch wenig Sinn.


    Ebenso die Bedämpfung der Mitten und Höhen, wie du ja schon selbst festgestellt hast.
    Am besten den nackten Raum erstmal mit dem kostenlosen REW Tool messen und dann weiß man was man wo wie dämpfen muss.

    don´t panic

  • Also ich habe in zwei Ecken bereits Bassabsorber. Die beiden anderen Ecken habe ich verkleidet mit Steinwolle dahinter, da hier die KG-Rohre runterkommen.


    Wie Beeble schon sagte, kommt es da sehr auf die Dicke des Materials an. Eine 10cm dicke Steinwolle Platte absorbiert z.B. erst ab ca. 350Hz aufwärts.


    Zitat

    Blöderweise habe ich auch noch die Decke abgehängt, da ich damals dachte, das wäre toll für die Becken ;( Würde ich jetzt auch anders machen.


    So blöd ist das gar nicht, denn die Decke ist eigentlich ein gut geeigneter Ort für Breitbandabsorber, gerade in Aufnahmeräumen (Wände dann eher für Diffusoren). Und auch hier kommt es natürlich auf die Dicke an. Echte Breitbandabsorber sollten schon 15cm dick sein. Bei 3-4cm beginnt eine wirksame Absorption z.B. erst in den oberen Mitten, deckt dadurch nur den Höhenbereich ab und macht den Raum dumpf. Ein weiterer Vorteil von Absorbern an der Decke ist übrigens gerade bei Drums, dass die Overheads Off-Axis weniger Reflexionen von der Decke abbekommen. ;)


    Zitat

    Für die Recorderman Methode verwende ich die t.bone SC450.
    In den aufgenommenen Spuren habe ich lediglich 60 % Panning und auf den Master einen Limiter gesetzt. Sonst nix.


    Ich kann nur noch mal sagen, dass das dafür eigentlich ganz gut klingt. Wenn du magst, kann ich mir mal die Rohspuren (inkl. Bassdrum) anschauen, ein bisschen nachbearbeiten und dir sagen, was ich gemacht habe.


    Den Raum würde ich so lassen. Entsprechend wirksame Bassabsorber nehmen eben auch Platz weg und wie schon gesagt ist Nachhall nicht per se schlecht. Gerade in Aufnahmeräumen ist das unproblematisch, wenn es nicht um die Gesangsaufnahmen geht, und gerade bei Drums z.B. erwünscht. Große Räume klingen auch nur durch den Nachhall so groß und lassen damit auch das Drumset groß klingen. In der Regie ist das was anderes, hier kann man sich aber auch noch mit guten Kopfhörern behelfen.


    Allerdings würde ich vor allem mal mit den Mikrofonpositionen experimentieren. Sowohl bei OHs als auch Bassdrum. Ich würde bei den OHs mal eine A/B ähnliche Aufstellung der beiden Mikros ausprobieren:


    • 50cm Basis ansetzen, diese ggf. etwas vergrößern
    • parallel zueinander
    • senkrecht nach unten zeigend
    • möglichst gleicher oder sogar größerer Abstand zu den Becken als zu den Trommeln -> Aufstellung eher über dir selbst als über den Becken
    • ist die Snare zu weit außen, das der Snare nähere Mikro einfach ein Stück höher hängen und das entferntere tiefer


    Nur als Anregung. Das sind Nierenmikrofone, die nach meiner derzeitigen Überlegung weniger Bass aufnehmen, wenn sie auf den Boden statt z.B. auf Raumecken zeigen. Oder eben wie im Falle von Recorderman relativ tief hängend in Richtung Bassdrum zeigen.
    Die Bassdrum lässt sich natürlich am besten mit einem Loch im Reso mikrofonieren. Ich würde das Mikro nicht näher am Schlag- als am Resofell positionieren. Je weiter man es Richtung Resoloch bewegt, desto Tiefbass-lastiger wirds. Direkt auf Höhe des Resolochs kann's aber auch schnell zu stark wummern.

  • Hast du denn nun schon mal getestet, ob du mit der Stimmung was abfangen kannst? Nichts dass das bei allem technischen Ansatz untergeht. Die Kollegen haben zwar mit Sicherheit völlig recht mit ihren Ausführungen zur Raumakustik (bin ja da selbst Semi-Laie), aber ich bin ein großer Fan davon, den ersten (kostenfreien) Schritt vor dem zweiten (eher kostenintensiven) Schritt zu tun.
    Dass ein 10qm Raum nie an einen durchgemessenen und akustisch optimierten Aufnahmeraum ranreichen kann, ist glaub ich allen hier klar.

  • Eine Anmerkung zur Messung mit REW:


    Diese sollte man mit einem Messmikro machen, außerdem ist ein externes SPL Meter hilfreich. Allerdings kann ich aus Erfahrung sagen, dass sich das mit gebräuchlichen Abhörboxen nur bedingt dazu eignet, einen Raum auszumessen. Denn man misst damit vor allem eben die Boxen bzw. die gesamte Abhörumgebung aus. Insbesondere Bassreflex Boxen haben selbst einen (zu) langen Nachhall mit eigenen "Moden" im Bassbereich, was eine Wand-nahe Aufstellung noch verstärkt. Ich war selbst enttäuscht, weil ich den für mich beim Schlagzeugspielen deutlich spürbaren Effekt meiner Bassabsorber (vergleichende Raumaufnahmen hatte ich nicht gemacht) mal ausmessen wollte. Aber meine Bassreflex Monitore hatten mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Evtl. mach ich aber noch einen 2. Anlauf mit anderer Herangehensweise (nur Schlagzeug Raumaufnahmen, Abhörbox in der Mitte vom Raum u.ä.).


    Was die Stimmung betrifft, kommt ein "Boomy" Sound eigentlich nur dann zu Stande, wenn man nicht dämpft (und nicht vorgedämpfte Felle nutzt) und die beiden Felle gleich stimmt, was ein langes Sustain zur Folge hat. Wenn ein höher gestimmtes Reso und Dämpfung in der BD da keine Abhilfe schafft, hat man kaum mehr Möglichkeiten. Den Bassdrum Sound selbst kann man übrigens besser über das Bassdrum Mikro als über die Overheads beurteilen ;)

  • Meines Erachtens ist das weniger eine Sache der Länge, als der Frequenz des Sustains, die auf irgendeine Raummode trifft. Klar, langes Sustain auf der richtigen (=falschen) Frequenz richtet wahrscheinlich noch mehr Schaden an als kurzes, aber die Tonhöhe zu verändern halte ich schon für einen sinnvollen Ansatz, auch bei bedämpften Fellen. Schließlich ist der BD-Sound der Aufnahme ja alles andere als tot.

  • So. Hab nochmal geschraubt und was aufgenommen.
    Bass Drum jetzt mit TuneBot neu gestimmt. Schlagfell auf ca. 70 Hz und TAMA Werks-Reso mit 6" Loch auf 3 Uhr auf ca. 80 Hz.
    D112 in der Kick im vorderen Drittel auf Beater Höhe leicht weggedreht, OH Anordnung unverändert im Recorderman-Verfahren, aus Zuschauerperspektive. Wenn, dann wummert jetzt nur das linke etwas, aber das ist ja auch schräg nach vorne auf die Kick gerichtet.
    Hier die neuen Roh-Spuren:
    https://drive.google.com/open?…COAmTUkwZUzfoyId1nP3Axspx


    https://drive.google.com/open?…a_csj7G9QOUqhohw7dUU1Z2jq


    https://drive.google.com/open?…emZVL_jCH4-L18I3p0qvU2fa8

  • Für diese Mikrofonierung in dem kleinen Raum finde ich das völlig in Ordnung. Hab mal einen kleinen Mix aus den 3 Rohspuren erstellt:


    https://www.dropbox.com/s/zsf6…an%20Boomy%20Mix.mp3?dl=0


    Keine Low-Cuts, keine Gates, kein zusätzlicher Hall, keine Spezialsachen (Transienten Tools, Dynamische EQs, Multiband Kompression ...). Nur korrigierte Phasenlage, etwas EQing, Kompression und Sättigung. Kann sich meiner Meinung nach hören lassen und klingt auch nach dem leicht schön färbenden Mix noch ausgewogen. Daumen hoch :thumbup:
    Die Overheads klingen jetzt auch weniger "boomy" als davor, das lag wohl wirklich an der Bassdrum Stimmung, die eine Raummode "getriggert" hat.


    Kommt natürlich drauf an was du damit vor hast. Mit den Mikrofon Positionen zu experimentieren ist noch ne Idee, dazu hatte ich oben ein paar Anregungen geschrieben. Und ansonsten kann ich dir gerne noch sagen, was ich im Mix gemacht hab.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!