Tonaufnahmen beim Vorspiel mit der Band

  • Es ist für die nächsten Tage geplant drei potenzielle Gitarristen für meine Band im Proberaum vorspielen zu lassen.


    Unsere Musikrichtung ist Classic Rock (Cover). Alle konnten sich auf die gleichen (fünf) Stücke vorbereiten.
    Jetzt war mein Gedanke zur besseren Vergleichbarkeit Tonaufnahmen zu erstellen.


    Alle Mitwirkenden werden im Probeaum informiert und die Aufnahmen werden natürlich nicht veröffentlicht.


    Meine Frage: Ist das eine gängige Sache oder verunsichere bzw verärgere ich damit Jemanden?

    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. (Erich Kästner)

    Einmal editiert, zuletzt von Slinor ()

  • Ich finde wenn man das vorher abspricht ist das schon ok. Aber ich weiß nicht, ob es für die Entscheidung wirklich hilfreich ist. Denn Dinge wie die Chemie zwischen Euch, Bühnenpräsenz, Aussehen spielen m. E. eine genauso große Rolle. Und wenn ihr im Nachhinein die Aufnahmen anhört, geraten diese Dinge evtl. in Vergessenheit.

    Nix da.

  • Ich persönlich fände das doof.
    - Konzentration auf perfektes Spielen statt auf Zusammenspiel
    - Unsicherheit was später mit der Aufnahme passiert
    - Stress- und Konkurrenzsituation, die im Berufsleben dazu gehört, ich im privaten Bereich aber eigentlich nicht möchte
    - vermittelt das Gefühl, dass man nur Bewerber ist, obwohl sich eigentlich auch die Band bewirbt
    - vermittelt das Gefühl, dass das Hauptauswahlkriterium im Spielen richtiger Tönen liegt, obwohl für mich sehr viel mehr Kriterien sehr relevant sind.


    Mir gefällt eine entspannte gemeinsame Probe besser als eine Art Prüfungssituation für einen Bewerber. Ich denke, dass man ein potentielles neues Bandmitglied auch besser kennenlernt, wenn es sich wohlfühlt. Eine Aufnahme für die Eweigkeit, um das Können besser bewerten und vergleichen zu können, trägt vermutlich bei einigen Hobbyisten nicht zum Wohlfühlen bei.


    Aber es hängt natürlich davon ab wie professionell ihr unterwegs seid und was/wen ihr sucht. Eventuell ist das Vorgehen wunderbar passend für euch und die Gitarristen.

    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

    Einmal editiert, zuletzt von Korki ()

  • Hallo,


    ich selbst habe das schon erlebt, gerade bei mittelalten Herren sind so technische Spielzeuge
    oftmals beliebt, es gab früher auch welche, die haben einfach so mitgeschnitten, ohne das
    vorher zu erzählen. Mir persönlich ist das egal, meiner Meinung nach kommt es ohnehin
    auf andere Dinge an, wobei man die teilweise dann aber auch hören kann.


    Ich persönlich achte auf Folgendes bei neuen Kanditaten (aktiv wie passiv):
    1. was sagt mein Bauch nach dem ersten Blick (diese Analyse fällt mir schwer und sie ist
    fehlerträchtig, weil verschiedene innere Stimmen sich gegenseitig selbst bescheißen)?
    2. Kann der Kandidat/können die anderen die Instrumente ausreichend halten/kann man
    mit denen Musik machen und es im Proberaum aushalten?
    3. Hat die Kapelle tatsächlich die Möglichkeiten ihre Ziele (vorgeblich oder echt) zu verfolgen?
    Im Falle einer Kapelle, die auftreten will: kann man das mit dem Haufen und kümmert sich einer
    darum (sehr hilfreich: was haben die früher so getrieben, manchmal findet man sogar Videos)?
    4. Wenn alles passt, stellt sich dann tatsächlich die Frage, ob es mit den Liedern klappt, aber
    das merkt man oft erst Wochen später (wenn nämlich der Kandidat die bestimmte Stelle immer
    noch nicht kann). Dabei muss man sich selbst erden und kritisch überdenken, wo man selbst
    steht und welche Toleranz man anderen gegenüber haben will. Je enger man da gestrickt ist,
    umso schwerer wird es bei der Auswahl.


    Bei mir war in der letzten Zeit der Grund dafür, dass ich nicht eingestiegen bin (meist war ich
    der Vorspielende), dass die mich nicht wollten (dann meist wegen technischer Fertigkeiten,
    seltener aber manchmal auch, weil ich zu gut war für den Rest) oder dass ich die Fähigkeit,
    eine absehbare Anzahl an Auftritten in der nächsten Zeit spielen zu können, bei der Kapelle
    bezweifelt habe (meistens hatte ich da recht, wenn ich nachher so gesehen habe, was die
    noch auf die Beine gestellt haben).
    Manchmal klappte es auch wegen den Probetermin nicht, ganz oft natürlich wegen dem Probe-
    ort (logistische Unpässlichkeiten.


    Sichere Zeichen, dass es nix wird: (in diesem Fall)
    1. Der Gitarrist meint nach der Strophe, dass das Schlagzeug doch ganz schön laut sei (und
    das nicht als Lob).
    2. Der Kandidat packt neben Kontaktspray auch einen Sixpack Dosenbier aus.
    3. Der Kandidat riecht komisch und redet auch wirr.
    ...


    Wenn sich jemand von Aufnahmen verunsichern lässt, wäre das für mich der falsche Kandidat.
    Ich meine, dass so ein bisschen Selbstbewusstsein und Coolness unabdingbar ist, wenn man
    mal vor Leuten spielen will (da könnte übrigens auch einer heimlich aufnehmen und es sogar
    mit bewegtem Bild veröffentlichen).


    Viel Spaß beim Casting!


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Ich nehme immer den Ersten (es sei denn, der geht nicht).

  • Wenn es euch nur aufs spielen ankommt sicher ok.
    In einer Band die eigene Songs entwickelt ist aber weitaus mehr gefordert.
    Zuhören und schauen ob man in die gleiche Richtung denkt und fühlt.
    Gut finde ich da ein/zwei Nummern einzustudieren und dann eine Jamsession.
    So sieht man gleich wie das zusammenspiel läuft.
    Genauso wichtig wie die spielerischen Skills finde ich das es auch menschlich passen muss.
    Ich würde dies noch höher werten als das technische.

    don´t panic

  • Ich hätte als Bewerber kein großes Problem mit der Tatsache, aber es würde mir die Band nicht unbedingt sympathischer machen. Musik lebt vor allem von der Interaktion beim gemeinsamen Spiel, und die höre ich zwar mit Glück einer Aufnahme im Nachhinein auch an (vgl. manch alte Blue Note Scheibe), aber meiner Intuition vertraue ich meist schon nach wenigen Takten.


    Ihr kennt das alle, wenn die Chemie stimmt, dann rastet alles irgendwie spürbar ein, und jeder hat ein Grinsen im Gesicht. Aufzeichnungen helfen bestenfalls, wenn es darum geht, zwischen mehreren Notlösungen zu wählen, weil der Richtige nicht dabei war. Ob man mit Verlegenheitslösungen leben will, muss jede Band für sich entscheiden.

  • ich hab eigentlich in den letzten Jahren alles mit Video aufgenommen, jede Probe, jeden Auftritt. Die Stücke hatten alle Bandmitglieder innerhalb von zwei Tagen über eine Cloud zur Verfügung. Wenn es ums üben und vorbereiten auf die nächste Probe geht, hat sich das Konzept maximal bewährt.
    #
    Nachteil: es zieht Möchtegern-Professionelle wie die Fliegen an und sie verkaufen sich dann damit woanders ?(

  • Nachteil: es zieht Möchtegern-Professionelle wie die Fliegen an und sie verkaufen sich dann damit woanders ?(


    Wie können sich denn Leute, die nicht Teil Eurer Band sind, mit Videos von Euren Proben verkaufen? Und wie kommen sie überhaupt daran? Sind denn die Videos öffentlich?

    Nix da.

  • Ich formulier es mal so: Wenn die Gitarristen, vom Spielerischen abgesehen, alle gut in die Band passen würden und sich auch noch spielerisch in etwa auf Augenhöhe befinden - dann kann euch der Mitschnitt nach den Proben für die Auswahl behilflich sein. Aber das ist relativ unwahrscheinlich. Je nach dem wie gut ihr die Vorauswahl getroffen habt wisst ihr nur mehr oder weniger, mit wem ihr es genau zu tun habt und wie das alles so passt.


    Macht ihr denn regelmäßig Mitschnitte von euren Proben oder wäre das jetzt für die Gitarristen Suche eine einmalige Sache? Wenn letzteres der Fall ist, lasst es lieber. Dann wird es sonst noch schwieriger und unentspannter, als es sowieso schon ist.

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