Fußtechnik, Lockerheit entscheidend?

  • Kann es sein, dass gerade beim Spielen von durchgehenden 16teln auf der Bassdrum mit beiden Füßen es wichtig trotz Power locker zu bleiben? Ich stelle immer wieder fest, dass man zwar Heelup Power braucht, um sagen wir in den härteren Gangarten mitzuspielen, aber dabei die Lockerheit nicht abhanden kommen darf und gerade das immer wieder zu Problemen führt.
    Ich stelle nämlich im Moment beim Üben immer wieder folgendes fest: Versuche ich schneller zu spielen oder mehr Power zu entwickeln, trete ich irgendwann unbewusst fester zu. Irgendwann kommt dann eine Wand und ich kann nicht mehr das Tempo halten.
    Versuche ich aber locker zu bleiben und den Beater so weit es geht zurückkommen zu lassen, klappt es viel besser und ich habe auch bei höherem Tempo das Gefühl, dass ich entspannt bin.
    Ich weiß zwar, dass Üben, Genauigkeit, Kontrolle und guter Ton wichtig sind. Aber ich habe es vielleicht nicht oft genug beherzigt.


    Kann es sein, dass das ein Grund ist, warum sich so viele an Doublebass die Zähne ausbeißen?

  • Absolut, würde ich sagen!
    Weniger Krafteinsatz und mehr koordinative Präzision führt zu besserer Effizienz und damit kann man dann einfach mehr pro Zeit treten.
    Zum Anfang ist es glaube gut zu lernen, dass Kraft und Lautstärke nichts miteinander zu haben. Nur den Klöppel auf Geschwindigkeit in Richtung Fell bringen und dann abwarten, dass er wieder zurück kommt und ihn dann wieder "einfangen".
    In der Theorie ist das zumindest für mich ganz klar, in der Praxis ist die Fusstechnik mein Flaschenhals, mal klappt es, mal nicht. Ich übe aber auch zu wenig.

  • Ich bin über rudimentäres DB nicht hinaus gekommen und auch stilistisch da nicht der Fachmann. Aber wenn ich den ganzen Metaldrummern auf die Füße schauen, zeigt sich primär Lockerheit und recht wenig Power. Nicht umsonst liest man, dass in diesem Genre häufig auf Samples zurückgegriffen wird. Vielleicht reicht auch bei den Superstars oft der Punch nicht für einen ausreichenden Powersound aus, so dass man besser nachhilft?


    Das trifft meiner Beobachtung nach ebenso auf die Hände zu. Wenn man 16tel per Finger Control auf Tempo trimmt, gelingt das nur bedingt mit großer Power.


    Der handelsübliche Amateurdrummer lässt sich vielleicht zunächst von der Power solcher Produktionen etwas blenden und glaubt, den Sound akustisch mit maximalem Bumms erreichen zu können, was aber - vermute ich als Nichtmetaller - schlicht unmöglich ist.


    Insofern: eindeutiges "Lockerheit first" auch von mir.

  • Ohne Locker geht m.E. auf Dauer gar nichts beim Schlagzeug spielen.
    Bei mir hat es leider Jahrzehnte mit durchaus mehr als absolut Unlocker
    gedauert bis mir penetrantes Üben die Lockerheit beschafft hat, über die ich
    mich heute sehr freue - und da ist sicher immer noch viel Platz für Locker nach oben.

  • Da ich seit Jahren im Metal unterwegs bin ist mir auch aufgefallen, dass Lockerheit sehr entscheidend ist.
    Wenn du hinter der Kick sitzt und spielst, hast du eh einen komplett anderen Standpunk als nun die Leute vor dir.


    Beispiel letzte Probe:
    Mein Gedanke "heute ist echt wenig Power beim spiel bei mir dabei"
    Aussage der Bandmitglieder "es war ordentlich Power":


    Hinter der Kick bekommst du das nur nicht so stark mit.


    Ich lasse die Schlägel immer weit zurück kommen und spiele möglichst locker. So kommt man bequem weiter. Allerdings übe ich nicht gezielt auf Geschwindigkeit, denn was bringen dir xyz bpm wenn du sie nur 2 Takte halten kannst, sondern auf Ausdauer. Wenn du aber regelmäßig mal 20 Minuten dauerhaft sauber so schnell es geht gerade noch spielen kannst, wirst du feststellen, dass auch kurzzeitige deutlich höhere Tempi klappen da einfach das Muskelgedächtnis besser mitarbeitet.



    trommla


    Du brauchst nicht zwangsläufig samples. Warum wird es allerdings gemacht? klar ist, dass zu Gunsten höherer Geschwindigkeit irgend wann die Kraft darunter leidet. Bei enorm hohen Tempi macht es daher durchaus sinn etwas zu unterstützen. Ich lernte aber auch Leute kennen, die es ohne das schaffen. Abgenommen usw. geht da schon einiges.
    im Amateurbereich habe ich eher festgestellt, dass man mangelnde Technik versucht zu kompensieren (da fällt mir ein gutes Beispiel ein von einer Band mit der ich 3 Tage unterwegs war, deren Schlagzeuger für mich mäßig schnelles mit Triggern und Co spielte, da einfach gehofft wurde es würde schneller und sauberer werden Spoiler: wurde es nicht).


    Warum nutzten manche auch samples? Vlt. weil einfach ab einer Gewissen Geschwindigkeit es anfangen würde zu matschen, wenn nicht mega trocken gestimmt wurde usw. Da hat es dann auch weniger mit dem Problem der Power zu tun, sondern einfach weil man wie wild noch in den Schwung der Felle weiter rein prügelt und es einfach undifferenzierter wird.

  • Danke für die Aufklärung, da bin ich wirklich voll der Laie, und bei 140 bpm komme ich schon ins Straucheln, wenn die Sechzehntel mal ne Weile durchlaufen sollen.
    Sollte das vielleicht auch regelmäßig mal 20 min probieren, dann wird aus mir vielleicht noch was :D


    Mit 140 bist du schon gut dabei. Der Bereich danach ist bis etwa 200 für mich am schwierigsten, weil hier graduell die Umstellung von Bein zu Fußbewegung stattfindet. Das unter Kontrolle zu bringen ist eine schwierigere Aufgabe als man glauben mag.. ich habe mich zwar schon mit durchgängigen 16tel bei 180 aufgenommen, was aber nicht bedeutet, dass das immer "abrufbar" ist.. sehr merkwürdig.


    Was mir aufgefallen ist: Wenn ich eine Passage mit Tempo 200 aufwärts spiele und danach eine mit unter 180, verkrampfen meine Beine und versuchen in ein Triolenfeeling zu kommen, allerdings bleiben dabei nur die Beater kümmerlich am Fell hängen.


    Ich seh's schon kommen, dass ich (wieder) das Slavepedal abschraube und mich auf die Hihat konzentriere..


    Aber ja, Lockerheit ist Pflicht. Verkrampft läuft nix am Schlagzeug. Eigentlich nirgens. Ich habe mir eine weile Blutergüsse in die linke Hand gespielt, weil ich die Energie von Rimshots im Trad-Grip nicht richtig umgelenkt habe..

  • Mit 140 bist du schon gut dabei. Der Bereich danach ist bis etwa 200 für mich am schwierigsten, weil hier graduell die Umstellung von Bein zu Fußbewegung stattfindet.

    Bis 140bpm spiele ich sogar noch sehr locker in den Füßen, sodass man meinen könnte, ich spiele Heeldown.... Es ist allerdings auch da Heelup mit sehr lockeren Fußgelenken (Anclemotion)

  • Höchste Empfehlung als Vorbereitung für HeelUp: trainierte Fußgelenke durch HeelDown-Spiel, damit das Fußgelenk im HeelUp-Spiel als Bewegungsquelle involviert ist und nicht (nur) steife, unlockere Bein/Gesäßarbeit. Und mit dem Rebound zusammenarbeiten und nicht dagegen, und man sollte dynamikmäßig auch mal richtig leise werden können (checken wie geil die Bassdrum beil leisem, lockerem und evtl. schnellem Spiel überhaupt klingt). Und nicht nur durchgängige Teppichlinien trommeln, sondern auch Kurzstrecken und Figuren (bei mir im Unterricht ist der Doublebass-Control-Check im Binär-Teil so, daß alle 5 Sechzehntelfiguren (mit der Definition einer von vieren fehlt + komplett) beliebig aneinander gereiht werden können).

  • Lockerheit ist doch nicht nur für Double-Bass, sondern fürs Schlagzeugspielen allgemein wichtig.


    Aber jetzt wirds paradox: Um locker spielen zu können, braucht man eine gewisse Anspannung. Wenn alle 4 Gliedmaßen unabhängig voneinander was machen, ohne sich mit den Füßen auf dem Boden abstützen zu können, braucht man einfach Körperspannung. Es ist also die richtige Mischung aus gezielter Anspannung und Lockerheit. Wenn man bspw. mit dem Stick schnell und punchig sein will, muss man den schon irgendwo feste in der Hand behalten, sonst fliegt er halt weg. :rolleyes:


    Und ansonsten natürlich: Technik und Üben.

  • Jetzt verkomplizierst du das Ding aber schon ein bisschen ;)


    Klar braucht man Körperspannung, um IRGENDWAS motorisch gebacken zu kriegen. Worum es geht, ist die Fähigkeit, nicht gegen den Stick/das Pedal zu arbeiten, sondern den Eigenimpuls zu nutzen und ihm quasi kontrolliert und kontrollierend zu folgen. Halt einfach schön geschmeidig bleiben :D

  • Jetzt verkomplizierst du das Ding aber schon ein bisschen ;)


    Vielleicht spreche ich ja auch einfach nur den springenden Punkt an :D


    Kann es sein, dass gerade beim Spielen von durchgehenden 16teln auf der Bassdrum mit beiden Füßen es wichtig trotz Power locker zu bleiben? Ich stelle immer wieder fest, dass man zwar Heelup Power braucht, um sagen wir in den härteren Gangarten mitzuspielen, aber dabei die Lockerheit nicht abhanden kommen darf und gerade das immer wieder zu Problemen führt.


    Sowohl für schnelles als auch für kraftvolles / punchiges / lautes Spiel sollte man locker sein. Oder noch anders gesagt: Locker sollte man IMMER sein, egal was man spielt.


    Zitat

    Versuche ich schneller zu spielen oder mehr Power zu entwickeln, trete ich irgendwann unbewusst fester zu. Irgendwann kommt dann eine Wand und ich kann nicht mehr das Tempo halten.


    Wenn man mehr Power im Sound haben will muss man natürlich schon fester zutreten bzw. drauf hauen. Reine Physik. Allerdings sollte man auch da gefühlvoll bleiben, nicht verkrampfen und den Punch mehr durch Technik als durch Kraft hervorbringen. Richtig draufhauen will eben auch gelernt sein.


    Beim schneller Spielen versuchst du mit dem fester Zutreten aber unbewusst physikalische Zusammenhänge auszuhebeln. Weiter oben wurde der Einsatz von Samples bei sehr schnellen Double-Bass Läufen thematisiert. Das kann mehrere Gründe haben, aber je schneller man spielt und je mehr der Rebound genutzt werden muss, desto weniger Punch hat man halt auch einfach. Es gibt eine weite Spanne, bei der man mit entsprechenden Fähigkeiten schnell UND laut spielen kann. Aber es gibt einfach Grenzen (die jeder für sich auslotet ...).


    Zitat

    Versuche ich aber locker zu bleiben und den Beater so weit es geht zurückkommen zu lassen, klappt es viel besser und ich habe auch bei höherem Tempo das Gefühl, dass ich entspannt bin.


    Damit hast du dir die Antwort doch schon selbst gegeben. ;)

  • Ich weiß auch, dass es mehr oder weniger eine Binse ist, locker zu bleiben. Wenn man alles locker lässt fällt man vom Hocker und fristet sein Dasein als Schnecke. Das ist auch klar. :) Spannung in Bauch und unterem Rücken benötigt man neben Balance, um aufrecht zu sitzen.
    Nähere ich mich meinen derzeitig höchsten Tempo fällt es schwer locker zu bleiben. Ich verkrampfe dann leicht. Zuviel Rückschlag nutzen löst auch nicht alle Probleme. Wollte wissen, ob andere auch diese Probleme kennen. Dann bin ich ja beruhigt.


    Danke für eure Einwürfe. :thumbup: In diesem Sinne noch ein schönes Wochenende.

  • Ich habe letztes Jahr im Mai nach über 20 Jahren wieder angefangen Schlagzeug zu spielen und in der Form wie jetzt mit dem DoubleBass eigentlich erst letztes Jahr. Habe ich also auch früher nicht gespielt/gekonnt. Ich nutze ab 140bpm die AnkleMotion, in niedrigeren Geschwindigkeiten auch Heel Up und möglichst den Schlag aus der Wade ausgeführt.
    Was soll ich sagen in dem Jahr habe ich es geschafft mich bis auf 180bpm zu steigern. 170 laufen schon ziemlich tight auch für längere Zeit. 20 min am Stück gehen da.


    Zurückblickend auf dieses wirklich anstrengende Jahr mit reichlich Frustration kann ich folgendes dazu sagen:


    1. Bleib bei einer Technik, auch wenns manchmal nicht vorwärts geht und man richtig gefrustet ist. Der Versuch mit einer anderen Technik schneller an Ziel zu kommen, bringt einen nicht wirklich weiter, eher im Gegenteil.
    2. Es gibt nicht DIE Technik, auch nicht beim DoubleBass. Ich habe im Vorfeld soviel Zeit damit „verschwendet“ um alles über Technik aufzusaugen. Schau Dir die Video´s auf YT an. Schau dir die Profils an…sieht bei fast allen iwi anders aus, teilweise richtig skuril und überhaupt nicht nach "perfekte Technik". Selbst die "AnkleMotion" kann man unterschiedlich ausführen, nimm die die sich für Dich am besten anfühlt.
    3. Ohne einer gewissen Kraft und sozusagen auch Anspannung geht mMn nix. Klar sollte man locker bleiben, aber man muss den Muskel schon betätigen um den Schlägel ins Fell zu bringen und bei 180 bpm 8tel sind das eben 320x pro Minute und das kostet auch Kraft die es aufzubauen gilt. Vor allem bei einer solch ungewöhnlichen Bewegung wie dieser. Wichtig ist nicht verkrampfen! Außer dem Wadenmuskel beim Impuls zur BassDrum hin darf nichts im Bein oder Hüfte unter Anspannung stehen. Man muss lernen den Impuls allein aus dem Wadenmuskel zu generieren und alles ringsum locker zu halten - auch die Füße selbst.
    4. Es geht nur in Monatsschritten ganz langsam weiter, trotz täglichen Übens. Ich habe allein 5 Monate gebraucht nur um dem Fuß erst einmal die Anklemotion beizubringen und diese bei 150bpm zu spielen. Das hieß jeden Tag diese Bewegung üben über Wochen und Monate hinweg mit kleinsten Fortschritten. Das frustriert teilweise sehr. Die restlichen 7 Monate brauchte ich für 20 BPM mehr. Jetzt knabbere ich an 180/190 bpm. Ich übe mind. 1h DoubleBass, quasi jeden Tag. Am WE auch mal 2-3h. Übe immer verschiedene Geschwindigkeiten und nimm Dir für das korrekte Starten/Stoppen mindesten genauso viel Zeit wie fürs DoubleBass spielen selbst. Denn auch das erfordert viel Kontrolle.
    5. Wie hier schon geschrieben helfen Ausdauerübungen sehr beim Fortschritt. Zumindest kann ich das auch bei mir bestätigen. Ich streue auch mal 45min DoubleBass Dauersessions ein. Danach kann man natürlich nichts mehr anderes groß üben, aber es hilft wie geschrieben enorm.
    6. Ansonsten halt üben üben üben, „Practice every fucking day“…


    PS: Ein Wort zur FuMa, weil das ja auch häufig kommt. Es ist schlichtweg Wurscht mit welcher du spielst, ob da Axis, Trick, Tama, DW oder sonst was dran steht. Wenn die Maschine sauber läuft und korrekt eingestellt ist geht das mit jeder, zumindest bei den Geschwindigkeiten bis 180 definitiv.

    2 Mal editiert, zuletzt von T120 ()

  • Dankeschön für den Beitrag.


    Meine Ferse ist etwa 1-2 cm von der Fußplatte angehoben, dabei so entspannt wie möglich. Die Bewegung ist aus Bein und Fußgelenk. Mich nur auf Bein- oder Fußgelenkbewegung zu beschränken funktioniert für mich nicht. Die Federspannung ist leicht bis mittel. So fühlt es sich für mich gut an. Alle anderen Einstellungen sind so, wie ich das Pedal damals bekommen habe.
    Powerstroke 3 als Schlagfell mit mittlerer bis tiefer Stimmung und Filzschlägel. Aufgerolltes Handtuch an Schlagfellinnenseite zur zusätzlichen Dämpfung und um einen kürzeren Schlag zu erhalten, der noch nicht abgewürgt ist.
    Ich interessiere mich auch nicht mehr für Pedaleinstellungen. Habe früher oft experimentiert. Die Probleme waren trotzdem die Gleichen. Die Physik bleibt ja gleich. Außerdem spiele ich keine extremen Stile oder Geschwindigkeiten.


    Oft ist es für mich leichter entspannt und kontrolliert zu spielen und meine Körper einen natürlichen Bewegungsablauf finden zu lassen, als mich verkampft auf eine ganz bestimmte Ausführung zu konzentrieren.


    Es ist eben eine Mischung zwischen An- und Entspannung an den richtigen Stellen. Der Rest ist anscheinend einfach wie immer üben, üben, üben. Erfahrungen durch das Üben sammeln, feststellen, was für einen funktioniert und was nicht.

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