Tsia, und da steht man dann eben ganz schnell vor der Frage "Kunst oder Kommerz". Tatsächlich ist es heute einfacher als früher (vor dem Internetzeitalter) sich einen Überblick über die beschämend deprimierenden Klickzahlen von tollsten Jazzspielern zu informieren. Die widmen ihr Leben "ihrer Kunst", erfahren ja auch durchaus viel Anerkennung in Form von Preisen (bis hin zum Grammy z.B. WDR BigBand), aber auch die Aaufmerksamkeit in den Medien ist vorhanden, wenn eben SpielerInnen als KomponistInnen und MusikerInnen in Radiosendungen mit ihrem Tun vorgestellt werden. Aus Sicht eines "üblichen Gesellschaftsmenschen" ist das oft einfach nicht nachvollziehbar, was diese Geringverdiener denn über Jahrzehnte so antreibt, immer wieder neue Projekte zu starten, CDs zu produzieren und Konzerte zu organisieren. In "meiner Welt" müssten die alle fette Häuser haben und fette Karren mit Chauffeur - ist aber leider nicht so. Und trotzdem gibts immer wieder Nachschub.
Geld ist eben nicht alles...
Gut, dass Du nochmal Annika Nilles erwähnst. Ich sehe da nämlich schon qualitative Unterschiede zu anderen cover-Trommlerinnen. Aber auch das muss man überhaupt nicht so sehen, wen man denn diesen ganzen "Zirkus" rein aus Sicht des Konsumenten betrachtet. Der will Unterhaltung, wird dieser Anspruch - wie auch immer bedient - macht der die das Künstler*in ja alles richtig. Im besten Fall fühlt er/sie/es sich dann auch noch wohl dabei.
Beispiel Till Brönner: Der macht halt auch mal 'ne Weihnachts-CD und singt sogar (Gesang ist ja vielleicht auch ein relevanter Faktor bei Rechteverwertungsverteilungszugeldmachideen...). Genau wie Doldinger denn eben auchFilmmusik machte...Umtriebige Gesschäftsperspektive ist vermutlich auch individuell unterschiedlich ausgeprägt.
Jetzt kommt man aber auch zu dem Punkt, wo es um öffentliche Gelder geht. Der Bereich E-Musik ist da traditionell seit Jahzehnten bestens versorgt. Ich hab mal "über Köln" gelesen, dass z.B. die "Oper Köln" pro Konzertkarte mit ...ach ich weiß nicht mehr wieviel, es war jedenfalls ordentlich viel Geld pro Karte...dagegen lag die Subvention für Jazz-Konzerte bei "nem Euro nochwas"....Das wirft natürlich schon Fragen auf...Und hier ist man ja erst seit wenigen Jahren bemüht, auch mal etwas Förderung für die geleistete Arbeit im Kulturbereich zu erhalten. Spielstättenförderung, Projektförderung, Förderung für Ausbildungsmaßnahmen....wenn man sich anschaut, wer z.B. aus Projekten wie Bundesjazz-Orchester bereits hervorgegeangen ist, ist das sehr beachtlich (Till Brönner kam auch über diesen Weg...). Dieses Projekt gibt es seit 1988...
Und wie gesagt, man muss diese ganze Geschichte als gewinnbringend für den gesamten Bereich der U-Musik sehen. Auch diese "Projektförderungs-Geschichte" die ja offizielle für den Bereich "neue Musik" gilt (so glaube ich gerade, umfasst ja neben Jazz auch Rock und Pop. Es wäre ja geradezu diskriminierend, hier nur exklusiv "Jazzer" zu füttern. Es geht insgesamt um den förderungswürdigen Bereich der U-Musik.
Wenn man nun mehr Frauen mit ins Boot holt, verbreitert man ganz einfach auch die Aufmerksamkeits-range. Bei 50 % Frauenanteil in der Gesellschaft ist das eine vielversprechende Maßnahme. "Sieh mal eine(r) an...Frauen können ja tatsächlich auch in diesem Bereich (u-Musik) Instrumente spielen und machen da ganz schön tolle Sachen! Das wird dann eben irgendwann in den "Schädeln" als Normalität angesehen werden.
Es ist übrigens kein Geheimnis, dass dieses Thema auch unter "Jazzern" kontrovers diskutiert wird. Schließlich schafft man sich so seine eigene Konkurrenz. Denn weder wird es deshalb mehr Studienplätze geben und auch die Anzahl der Jobs wird zunächst nicht ansteigen...Es haben ja auch nur eine gewisse Anzahl von Männern unterschrieben ( und vielleicht gibt es auch Frauen, die es anders sehen)