Raum im Raum, ja oder nein? Was ist die Alternative?

  • Ich bin jetzt in der Luxussituation, dass ich mehrere Räume daheim - jedoch mindestens einen 18qm Raum zur freien Verfügung habe.
    Ich würde nun gerne aus dem Proberaum raus und zu Hause trommeln.
    Nun ist meine Überlegung, ob es ein Raum im Raum sein muss oder ob nicht schon einfache Maßnahmen ausreichen könnten?
    Ich wäre bereit, das Fenster und die Raumtür durch Schallschutz Bauteile auszutauschen. Darüberhinaus das Schlagzeug auf ein Podest stellen, um dieses etwas zu entkoppeln.
    Um uns herum wohnen nur Rentner - was jetzt nicht abwertendes sein soll, sondern viel mehr: Die sind immer zu Hause und häufig im Garten.
    Unser Haus ist massiv, mit 5cm Dämmung und Klinker aus den 80ern. Darf ich mir Illusionen machen, dass Schallschutzfenster und Türe + Podest bereits ausreichen könnte? Oder wird noch soviel durch die Wand dringen?
    Was gäbe es sonst noch für zusätzliche Möglichkeiten? Mir fallen eine mobile Kabine ein - bringt aber bei nur 17qm nicht viel. Oder zusätzlich so eine Schallschutzwand (diese durchsichtigen Monster).

  • also wenn du keine Feindschaften zu denen pflegst kannst du ja mal mit deinen Rentern reden (und mal ne Kiste Bier oder Kuchen hinstellen ^^ ) um nachzuhaken, wie sehr sie das stören würde, zu bestimmten Zeiten in einem standardmäßig abgedämmten Raum zu trommeln. Vorher den Wind aus den Segeln zu nehmen hat sich eigentlich schon immer bewährt und birgt so manche positive Überraschung - meiner Erfahrung nach.

  • Hi Curby,


    ich bin kein Architekt mit besonderem Schwerpunkt in Akustik, aber ich hab einen Hörgeräteakustikermeister in meiner Band, der mir schon öfters viele Hoffnungen in Sachen Schall genommen hat. Schall ist schon ein mächtiger Gegner.


    Darüberhinaus das Schlagzeug auf ein Podest stellen, um dieses etwas zu entkoppeln.

    Das nimmt dem Set sicher den Trittschall, was aber eher ein Thema für Wohnungen und E-Drums ist. Als möglicher zusätzlicher Resonanzraum weiß ich gar nicht, ob ich mir die Mühe machen würde. Dein Set schallt ja trotzdem schön in Richtung von Wänden und Fenstern. Wir haben im Proberaum ein Podest, auf dem hat mein Set testweise nochmal mehr Alarm gemacht als direkt auf dem teppichbedeckten Steinboden.


    Oder zusätzlich so eine Schallschutzwand (diese durchsichtigen Monster).

    Du meinst doch hoffentlich nicht die "beliebten" Plexiglaswände oder etwa doch? Die sind nämlich immer bei allen *anderen* Musikern beliebt, weil die ja im Fernsehen immer das Drumset leiser machen. N-i-c-h-t. Es ist mir bisher in mehreren Bands nicht gelungen, diese Mär zu entkräften. Die vom Hörgerätemeister-Freund gelernte Lektion ist simpel: Wenn Schall von einer Stelle weg gelenkt werden soll, kann man einen Reflektor einsetzen, falls (und nur dann) hinter so einer Scheibe auch schön viel Platz ist, wo der Schall hin verduften kann. Das ist der Zweck dieser Wände: Auf großen Bühnen die direkte Einstreuung in Mikrofone zu vermeiden, nicht die Lautstärkereduktion in kleineren geschlossenen Räumen. (Könnte der Gesetzgeber denn nicht festlegen, dass auf diesen Plexiglaswänden immer deutlich sichtbar "Ich soll Einstreuungen vermeiden, nicht in kleinen Proberäumen die Lautstärke reduzieren." stehen muss? Argl.)


    Es hat ja schon ein paar erfolgreiche Baukünstler hier im DF gegeben, die mit einer Raum-im-Raum-Konstruktion zum Ziel kamen. Mir persönlich (als nicht so DIY-Affiner) wäre das zu aufwendig, zu teuer und zu riskant (wegen unerwarteter/unentdeckter Schallbrücken, der Frischluftzufuhr/Schimmelvermeidung etc.).


    Kurz: Der Tipp von noPsycho zusammen mit ein paar einfachen baulichen Dämmmaßnahmen scheint mir der beste Weg: Sprich mal mit Deinen Nachbarn.


    Berichte mal weiter, wie Deine Lösung am Ende ausgefallen ist, viel Erfolg!
    Hajo K

  • dito!


    einfache bauliche Maßnahmen nach außen ->Fenster, + eventuell zur Probezeit noch zusätzliche Dämmung vor die Fenster (z.B. Schiebevorrichtung) (*)
    und mit den Leuten reden!!!



    ...ist zwar ziemlich lange her, aber ich hab in unserem Haus geübt, in einem Zimmer auf Straßenhöhe, ohne zusätzliche Maßnahmen (wer kannte das in den 50/60igern?) - wenn ich mal einen oder gar zwei Tage nicht geübt habe, gabs schon Rückfragen der Nachbarn, ob der Bub denn krank wäre.
    Na ja, andere Zeiten, andere Sitten, aber so war das damals auf dem flachen Land.



    (*) aber nur zur Probezeit, ansonsten Lüften nicht vernachlässigen, Drummer schwitzen, eine Band in Aktion erst recht, das muß wieder raus!

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Ich habe einen 28m² Raum, 3m hoch in einem freistehenden Gebäude, ca 30m vom nächsten Wohnhaus entfernt.
    Der Raum hat 3 Außenwände, 15cm Wandstärke/halber Ziegel. Billige Doppelglasfenster ohne nennenswerte Schallabsorbtion.
    Ich habe eine Trockenwand vor die 3 Wände gesetzt mit 10cm Dämmung.
    An der Decke hängen Elemente aus ebenfalls 10cm Sonorock mehr für die Innedämmung als zum Schallschutz nach aussen.
    Die billige hohle Stahltür zum Raum wurde in der Falz mit einfachem Moosgummiband abgedichtet, die innenseite komplett mit 15cm Noppenschaum
    beklebt (mach locker -30dB!)
    Um die Fenster habe ich Rahmen geschraubt in die ebenfalls 10cm Noppe geklemmt werden.
    Das Schlagzeug steht einfach ungedämmt auf dem Boden.
    Draussen vor dem Rolltor ca 10m entfernt hört man gar nichts.
    Draussen direkt unter den Fenstern kann man ganz leicht hören das wohl jemand trommelt.
    10m entfernt kann man es Tagsüber nicht mehr wahrnehmen.
    Das was hier noch nach aussen dringt ist hauptsächlich der Körperschall über die Decke/Flachdach und über den Boden.
    Es liegt knapp über dem Grundrauschen der Umgebung und produziert also keinen Lärm der
    Anlass zu einer Beschwerde geben könnte, eine Lärmmessung durchs Ordnungsamt würde es
    locker überstehen.


    Wenns draussen regnet ist gar nichts zu hören.Die ganzen Maßnahmen haben knapp 400 Euro gekostet.
    Ich habe einige Selbstbauabsorber aus 10cm Steinwolle die für der Raumakustik dienen.
    Kosten ca 5€/m²
    Diese absorbieren ja auch zusätzlich Schallenergie die dann nicht nach aussen dringt.
    Ein ungedämmter Raum klingt nicht nur nicht gut, er lässt auch mehr Schall nach aussen.


    Ich will damit sagen das bei einem Freistehenden Gebäude recht einfache Maßnahmen helfen.
    Eine komplett entkoppelte Raum in Raum Lösung wie Callistos geniale Kabine ist nicht zwingend Notwendig.
    Bei einem Reihenhaus sieht die Sache wieder ganz anders aus.

    don´t panic

  • Verstehe ich das Richtig. Also zweischaliges Mauerwerk für die Aussenwände.


    Mauerziegel (80er mit 5 cm D., dann vermute ich mindestens 30 wenn nicht 36,5 cm minimal aber 17,5 cm Stärke) + 5cm Dämmung + Vormauerverklinkerung (als Klinkerziegel 11,5 cm stärke oder Klinkerriemchen meist so um die 1 - 1,5 cm).


    Das ist ja fast schon wie Raum in Raum, Mauerziegel Innenraum, davor die durch Dämmung entkoppelte Aussenschale/ Vorschale (Verklinkerung).


    Besser geht doch für die Abschirmung nach Aussen hin fast gar nicht. Ausser event. durch massive Betonwände. Die aber dann mitunter konstruktiv meist nicht so entkoppelt sind um Körperschall/Trittschall nach aussen zu leiten.


    Evtl. ein neues Fenster, je nach Baujahr und Konstruktion. Aber evtl. lässt sich das durch schon erwähnten Massnahmen dahin gehend Auf- und Nachrüsten, das das genügt.


    Also vielleicht erstmal Testen. Ansonsten halt wirklich ein 3 fach verglastes Schallschutzfenster einbauen. Schwachpunkt bei Fenstern allgemein der Rollokasten, aber auch da gibt's
    Schallschutzverstärkte, also falls einn austausch staatfindet darauf achten ob das mit dem Rollokasten, ohne grösseren Aufwand möglich ist.
    Und mitunter sind Nicht selten die Rentner doch auch im Garten recht aktiv. Mit Rasenmähen, Holz Sägen, Schleifen, jedweglichen Handwerkerarbeiten beschäftigt.
    Naja und manchmal auch schon Schwerhörig.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



    2 Mal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • Der Meinung bin ich auch, ich übe schon sehr lange in meinem Keller
    ( freistehendes Haus, die angrenzenden Häuser sind aber recht nahe)
    In dem Kellerraum sind ältere Fenster, die ich lediglich mit noppenschaum
    Beklebt habe! Ich halte mich an die gesetzlichen Zeiten und habe noch
    Nie Probleme bekommen! Ich muss dazu sagen, dass ich max 2x die Woche
    Zum üben oder recorden komme! Jeden Tag das geballer würde mich als
    Nachbar glaube ich auch nerven! Der Lärm ist am meisten sowieso im Haus!
    Das nervt die eigene Family am meisten! Sollte aber 3x die Woche toleriert werden.
    Oder man findet Zeiten wo man alleine im Haus ist!


    Ich persönlich würde keinen Umbau machen! Lieber Musik machen als handwerkern!

  • hallo Curby, aus deiner Beschreibung gehen ein paar wichtige Parameter nicht hervor. ich vermute, dein Haus ist freistehend, massiv bedeutet: 24er Kalksandstein, Dämmung, Außenschale Klinker (ist im Norden ja so üblich ...), Betondecke? der Raum befindet sich im EG? Das wären erst einmal gute Voraussetzungen, das Problem könnten wirklich die Fenster (Isofenster, Holz, Kunststoff?) sein, inkl. des konkreten Einbaudetails, hier kommt es dann auch oft zu sogenannten Flankenübertragungen. Überhaupt lassen diese teils geplanten, teils durch Ausführungsmängel entstehenden Nebenwege keine verlässliche Berechnung der Schalldämmwerte zu. Aus diesem Grund wird in der Praxis meist vorher gemessen, dann Empfehlungen abgegeben, aber das wäre für deine Zwecke zu aufwändig ... Ein Podest mindert den Trittschall, der ist interessant innerhalb des Hauses sowie ggf. falls es durch Mängel im schwimmenden Estrich doch Kontakt zu Gebäudetrennwänden (Reihenhaus, nein, oder?) gäbe. Der Rest ist Körperschall, dieser wird von Masse gut aufgenommen (schwere, tragende KS Schale, Betondecke?). Soweit die Theorie, aus der Praxis kann ich dir sagen, dass der Austausch der Fenster schon ungemein etwas bringt: wir haben in unserem Wochenendhaus Terrassentüren mit einbruchshemmender Verglasung eingebaut, die haben zwar keine qualifizierte Schallschutzwerte, entsprechen aber durchaus einfachen Schallschutzfenstern ... Ob du den Austausch selbst vornehmen solltest kann ich nicht beurteilen, ich würde das eher von einem Tischler machen lassen, Demontage und Montage sollten nicht viel mehr als 200 € netto kosten (ohne Fenster), das sind Lohnkosten, die du bei der nächsten Steuer geltend machen kannst (energetische Ertüchtigung!) .. Ich trommle in einem Doppelhaus, wir haben zur bestehenden Mittelwand zusätzlich beidseitig der Mittelwand KS - Schalen errichtet, die Anschlussdetails konnten auf Grund des Bestandes nicht ideal ausgeführt werden, aber der Erfolg war enorm ... jedenfalls direkt durch die Schichten kommt da fast nix mehr, dafür ein wenig über die Nebenwege, was lustig ist, da das Getrommel auf der anderen Seite über den Umweg Technik, Speisekammer, Küche kommt ... Außen im Garten ist es erträglich, aber natürlich hört man es ... da der Nachbar mein bester Freund ist, haben wir natürlich keine Probleme, sonst helfen, wie schon von den Vorrednern ausgeführt Absprachen und ggf. tagsüber üben, da die Umgebungsgeräusche dann höher sind und jeder irgendetwas zu tun hat ... Ich persönlich mag es beim Üben in den Garten / Wald sehen zu können, bei einem Raum-im-Raum - Konzept musst du dir zwingend Gedanken über die Lüftung machen ... ich würde es mit einem fachgerechten Fensteraustausch versuchen, ist auf keinen Fall verkehrt und du bekommst an dieser Stelle noch eine bessere Wärmedämmung sowie ggf. zugleich Einbruchsschutz ... beste Grüße, Stefan

    "e tudo isso, que é tanto, é pouco para o que eu quero" Fernando Pessoa

  • Hi a_d_x,


    Überhaupt lassen diese teils geplanten, teils durch Ausführungsmängel entstehenden Nebenwege keine verlässliche Berechnung der Schalldämmwerte zu.

    das finde ich mal gut auf den Punkt gebracht, überhaupt ein klasse Post! Hier spricht viel Ahnung gepaart mit viel Erfahrung, das hilft uns allen, über das gute alte "Bauchgefühl" mal hinaus zu kommen. Schall ist einfach ein mieses Ding und irgendwie immer gegen die Intuition. Er macht nie das, was er "soll".


    Apropos Nebenwege: Ich hab mal die frustrierende Erfahrung gemacht, wie aus einem prima Innenstadt-Proberaum ein mieser wurde: In dem großen fünfstöckigen Bürogebäude hatten wir einen kleinen Raum im Keller, im Dachgeschoss gab es den einzigen Wohnmieter und nie Probleme.


    Bis ... ja bis man im ersten Geschoss einen größeren Umbau vornahm und plötzlich der Mieter abends "vorbeischaute". Viel zu laut - wie bitte? 5 Stockwerke! … und eben eine neue Schallbrücke! Wir hatten uns das dann tatsächlich mal bei ihm in der Wohnung angehört und das war schon störend laut. Schönen Dank für den Umbau.


    Tja, Schall findet irgendwie immer seinen Weg, wenn man nicht ganz bewusst und kenntnisreich dagegen hält. Andererseits kann ich dem Schall nicht böse sein, denn was wären wir Drummer schon ohne ihn, hm? :D

    Schallende Grüße
    Hajo K

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