Wege zum eigenen Stil? Meinungs-/Erfahrungsaustausch und Tipps

  • Vorlesung, Musik- und Charaktertheorie. Erste Stunde. ^^
    Bitte Platz nehmen. Denn ich möchte mit euch anschließend diskutieren.


    Immer wieder kann hier und in anderen Foren und Zeitschriften gelesen werden, man müsse bzw. solle als Musiker seinen eigenen Stil entwickeln. Aber was ist der eigenen Stil, wie findet jemand zu ihm und wie lange dauert dies? Ist ein Stil ein festes Merkmal einer selbst oder wandelt er sich? Was beeinflusst ihn? Ist eine didaktische Begleitung eines Musikers sinvoll oder zerstört sie evtl. gar die Identität, den eigentümlichen Charakter, den "Stil" des Musikers? Darüber würde ich gerne mit euch einen Erfahrungs- und Meinungsaustausch initiieren. ;)


    Ein wenig etwas vorweg: Wer sich in der Kunst abhebt, ist zumeist jemand, den man an seinem eigenen Stil erkennt. Ein Markenzeichen, wenn man so will, das ausgebildet wird. Egal ob wir von Renoir, Vermeer, Rembrandt, Rubens, Dix, Dalí oder Liechtenstein reden, sie alle hatten ihre künstlerische Handschrift. Ein Blick verrät: Aha, das ist doch Otto Dix. Und das ist Dalí. In der Literatur ist die Schreibe Edgar Allan Poes unverkennbar, ebenso bei Orhan Pamuk, Gottfried Benn, Goethe oder Thomas Mann und so fort. In der Musik gibt es ebenso klare Linien: James Brown ist James Brown, Bach klingt wie Bach, Händel wie Händel, Wagner wie Wagner, Pet Shop Boys nach Pet Shop Boys.


    So weit, so gut. Dröseln wir das weiter auf unser Gebiet runter, wird es schon etwas komplexer.


    Da nicht wenige Drummer viele Genres abdecken bzw. auch mal die Band bzw. das Projekt wechseln, gibt es so einige, die schwer in Schubladen zu stecken sind. Dazu gehören u.a. Shirley Manne, Hal Blaine, Bobby Graham, Mike Botts, Matt Chamberlain und Karl Brazil, allesamt bekannte Schlagzeuger, die eher durch ihre Vielfalt Musikgeschichte geschrieben haben, denn durch einen "Signature"-Klang, der überall sofort herauszuhören ist. Aber allesamt ganz famose Musiker.


    Einige andere Drummer haben hingegen ein "Signature"-Spiel oder aber einen besonderen Klang herausgearbeitet, wodurch sie erkennbar macht. Steve Jordan, Dave Weckl, Ringo Starr, Buddy Rich, Joe Morello, John Bonham, Charlie Watts und Manu Katché sind einige Beispiele hierfür. Hier paart sich "individueller Klang" mit Musikalität.
    Sicher stellt sich manchem die Frage, wie weit und ab wann es sinnvoll sein kann, einen eigenen Sound herauszuarbeiten oder aber ein Chamäleon zu sein, wenn es um die Planung der (beruflichen) Zukunft geht. Bei einem Fokus auf die Studio-Karriere würde Vieles für "Vielseitigkeit" als oberstes Kriterium sprechen. Beim Fokus auf ein Band-Projekt könnte der "Signature"-Sound hingegen besser für die Karriere sein, da er der Band eine besondere Identität verpassen kann. Beides kann aber sicher auch in eine Sackgasse führen, wenn man Pech hat.


    Nun die Fragen an euch:
    Würdet ihr sagen, dass ihr einen eigenen Stil entwickelt habt? Ist der Prozess für euch bewusst oder unbewusst von statten gegangen, sprich, habt ihr daran gearbeitet oder hat es sich im Laufe der Jahre von selbst herauskristallisiert und wann habt ihr gemerkt: Aha, DAS bin ich also...? Was hat euch dabei geholfen oder behindert, euch selbst als Drummer zu finden. Wie lange hat der Selbstfindungsprozess gedauert (wochen, Monate, Jahre?) und was bedurfte es (Lehrer, spez. Equipment, geistigen Reifeprozess/Lösen von Vorbildern,...)?


    Vielleicht dazu noch folgendes, wozu man sich zusätzlich Gedanken machen kann. Wird z.B. in einem Konservatorium der eigene Stil "wegerzogen", weil nach recht starren Mustern gelehrt wird und keine Freiheit in der Entfaltung der eigenen musikalsichen Persönlichkeit gewährleistet wird (diese Meinung wird von einigen Musikern vertreten)? Sind "musikalische Vorbilder" für die Entwicklung des eigenen Stils hinderlich oder förderlich? Sprich: Wird der Charakter des Dummers durch das "kopieren und beeinflussen lassen" schlimmstenfalls fehlgeleitet (Extremes Beispiel: Ein Drummer, der für Polyrhytmisches aufgrund seines Talents prädestiniert ist, verirrt sich zu, sagen wir mal, den Flippers) Oder kann sich der eigene Stil gerade erst durch(!) die bewusste Auseinandersetzung mit verschiedenen Musikern herausbilden? Oder ist es doch eher das weitere soziale Umfeld, dass den Stil entscheidend prägt?


    Bin gespannt, wie ihr das seht und welche Erfahrungen ihr gemacht habt. Oder welche Tipps ihr anderen mit auf den Weg geben könnt. 8)

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Nun die Fragen an euch: Würdet ihr sagen, dass ihr einen eigenen Stil entwickelt habt?

    Ja, ich denke schon. Ein paar Mal wurde mir auch gesagt, dass ich meinen eigenen Ton habe.

    Ist der Prozess für euch bewusst oder unbewusst von statten gegangen, sprich, habt ihr daran gearbeitet oder hat es sich im Laufe der Jahre von selbst herauskristallisiert und wann habt ihr gemerkt: Aha, DAS bin ich also...?

    In den frühen Jahren ist die Entwicklung einfach passiert, ab etwa 1991 habe ich ganz bewusst bestimmte Aspekte in den Fokus genommen und andere nicht. Das hat definitiv zur Bildung eines eigenen Stils beigetragen. Seit den 2000ern würde ich sagen, bin ich ich, musikalisch betrachtet. Auch wenn vor einigen Jahren durch radikale Veränderung des Setups noch mal was passiert ist, denke ich, dass man mich immer noch erkennen kann.


    Was hat euch dabei geholfen oder behindert, euch selbst als Drummer zu finden. Wie lange hat der Selbstfindungsprozess gedauert (Wochen, Monate, Jahre?) und was bedurfte es (Lehrer, spez. Equipment, geistigen Reifeprozess/Lösen von Vorbildern,...)?

    Grob hat es 16 Jahre gedauert, bis ich meinen Sound hatte, aber die Entwicklung ist nicht stehen geblieben. Für mich ist das Hören mit Abstand der wichtigste Aspekt. Musik hören, anderen Musikern zuhören, sich selbst zuhören und das eigene Tun reflektieren. Mich selbst kontrolliere ich über Aufnahmen, was mir enorm hilft, die Wirkung abzuschätzen und Schwachstellen zu finden. Ein wichtiger Teil meines Sounds ist ein für mich und die Musik passend gestimmtes Set. Da hab ich viel Zeit und Arbeit reingesteckt. Außerdem spiele ich von Jahr zu Jahr immer sparsamer und kompakter, dazu mit mehr Dynamik. Hier könnte man einen Reifeprozess vermuten. Sehr geholfen haben mir einige Hinweise, die mein Spiel stark beeinflusst haben, z.B. der Tipp, mal die Hihat auf 1-2-3-4 zu treten.


    Nils

  • Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und bin selbst noch nicht da, wo ich sein möchte. Bin aber auf einem professionellen Level.


    Um es kurz zu machen:
    Ich denke, dass Leute, die im Bereich Kunst und Musik wirklich große Persönlichkeiten waren / sind und eine entsprechend eigene Handschrift (im positiven Sinn :) ) besitzen, darüber nie nachgedacht haben. Wenn da ein entsprechendes Potenzial ist, sucht sich das von selbst seinen Weg.
    Mit anderen Worten: Nicht zu viel Nachdenken, sondern Machen.


    Worüber ich ernsthaft nachdenken musste ist die Selbstfindung und darüber, was ich bei Drumming und Musikproduktion drauf hab und dass ich damit meine Brötchen verdienen kann. Das musste ich aber nur tun, weil meiner Familie (wozu nur teilweise die Eltern zählen ...) das nicht nur scheiß war und sie mich komplett im Stich gelassen hatten, sondern mir auch noch Steine in den Weg gelegt und mich am Fortkommen und Entwickeln gehindert hatten. Ich kann mich dahingehend nur noch verwirklichen, wenn ich meine Familie komplett für mich abhake und neu anfange.
    Ein unschönes Thema zwar, aber das gehört zu meiner Geschichte dazu. :)

  • Interessante Fragen, Moe ^^


    Würdet ihr sagen, dass ihr einen eigenen Stil entwickelt habt?

    Es geschieht noch.


    Vor etwas über 4 Jahren folgte ich einer Eingebung, und besorgte mir eine Schlagzeugmöglichkeit. Keine Ambition, nur so zum Spaß. Kein Anspruch: Wenn ich ein bis zwei Pattern hinbekomme, das wäre doch klasse.


    Nachdem die ersten Rockbeats halbwegs "flüssig" flossen, folgte ich dem Rat meiner Familie und nahm Unterricht. So vor ca. 1 1/2 - 2 Jahren verblüffte ich meinen Lehrer mit der Frage: "Wie geht eigentlich musikalisches Drumming?" Das war (m)ein Türöffner. Neben Materialien folgten mehr Gespräche als Übungen im Unterricht. Und das alles parallel zu mehreren Amateurbands, die gerne bis unbedingt mit mir spielen wollten. (Die "Pros" winkten und winken immer noch ab :rolleyes: )


    In dieser Phase war es mein Stil, mein Begehr, zur Musik beizutragen. Da, wo es holpert und stolpert Wege und Auswege aufzuzeigen. Da, wo Tiefes zu vermuten war, auch in die Tiefe und Breite zu gehen, musisch wie menschlich. Kurz: So, wie ich als Persönlichkeit mit anderen Dingen umgehe, wie Beruf, Wissensgewinnung, Anwendung, so war ich auch hier, im Bandgefüge, im Musikgefüge. Persönlichkeit und Stil gehen für mich da Hand in Hand. Ein Übriges tut das Umweltfeedback.


    Im Moment habe ich das Handwerkszeug, um etwas für mich Interessantes zu tun: Mich wegzubewegen von Drummer-Gepflogenheiten. Ich überspitze es einmal, um es deutlich zu machen: Im Grenzfall können Drum-Soli oder Drum-Begleitungen in ein Notenstackato münden. Toll, atemberaubend, mit wenigen Orientierungspunkten für Zuhörer. Dabei gibt es Gestaltungsmittel, hier Anderes zu erreichen. Musikalisches Drumming, solo oder in der Band.


    Auch daran siehst Du wieder: Der Stil bin ich, ich bin mein Stil, und den kann man schon jetzt und wird man auch später neu hören ^^


    Oder prägnanter: Was mich im Innersten treibt, war und wird am Schlagzeug auch zu hören sein.


    Oder anders: Auch bei den gennanten Schlagzeugern hört man die Person, die Persönlichkeit, den Menschen wie er wurde was er ist. Kein zweiter klingt so, kein zweiter kann so klingen.



    Den Unterricht habe ich übrigens für den Moment eingestellt. U.a. auch deshalb, weil da noch zu viel Unverarbeitets auf Halde liegt, aus besagten Gesprächen.

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

    Einmal editiert, zuletzt von MS-SPO ()

  • Wow, das ist mal ein interessantes Thema! :thumbup:


    Ich kann da natürlich mit meinen 10 Monaten noch nix dazu beitragen, aber folgendes lässt meine Rädchen im Hirn arbeiten:

    So, wie ich als Persönlichkeit mit anderen Dingen umgehe, wie Beruf, Wissensgewinnung, Anwendung, so war ich auch hier, im Bandgefüge, im Musikgefüge. Persönlichkeit und Stil gehen für mich da Hand in Hand. Ein Übriges tut das Umweltfeedback...... Oder prägnanter: Was mich im Innersten treibt, war und wird am Schlagzeug auch zu hören sein.

    Das ist wirklich interessant und ich bin gespannt, ob sich bei mir das entwickelt, was daraus zu schließen wäre. Ich bin nämlich vom Typ her meist so der harmoniebedürftige Schiedsrichter im übrigen Leben (der auch ab und zu mal den Kasperl macht zur Auflockerung einer angespannten Situation). Würde nach dieser "Theorie" also bedeuten, dass ich keinen wirklichen eigenen Stil entwickeln würde, sondern immer versuchen werde, mich der Band anzupassen. Spannend =)

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • Ach, ganz vergessen. Thema Persönlichkeit. Das hier würde ich mal ganz gewagt als Grundlage für echtes künstlerisches (und auch wissenschaftliches und innovatives) Schaffen betrachten:


    https://musikdidaktik.net/2017…nsibilitaet-bei-musikern/


    https://de.wikipedia.org/wiki/Hochsensibilit%C3%A4t


    Ich finde mich darin mittlerweile wieder. Und ich glaube, auf einige hier könnte das auch zutreffen. ;)


    Das Gegenteil davon sind dann dunkle Persönlichkeitsmerkmale wie die Narzisstische Persönlichkeitsstörung, Machiavellismus und Psychopathie.
    Ich hatte es im Musikbereich auch mit ein paar Narzissten zu tun und kann definitiv sagen, dass das keine Grundlage für irgendwas "echtes" ist. Solche Leute haben sogar das Potenzial, anderen die Grundlagen für ihr Schaffen zu nehmen.
    In meiner Familie gibts Leute von allen 3 Sorten.


    Aber das nur am Rande. Fand ich gerade noch wichtig. :)

  • eigener Stil, ja .... aber


    mal bewusst mal unbewusst, z.B. durch Auslandserfahrungen wie Drumunterricht in Brasilien und rumjammen mit den dortigen Musikern, Erfahrungen, die ich auch immer in unserere eigenen Musik eingebaut habe, gemischt mit Spacerock, Funk, Trip-Hop etc.


    Allerdings spielt mein eigener Stil aktuell kaum noch eine Rolle, da wir jetzt covern, da sind die Möglichkeiten doch deutlich begrenzter, das auszuleben. Allerdings auch nicht immer =)

  • Ich versuche mal für mich eine Antwort auf die Frage ob ich einen eigenen Stil habe mit dem Aufrollen meines musikalischen Werdegangs.
    Musikalisch in den späten 70er/frühen 80er aufgewachsen, habe ich da auch zum ersten Mal getrommelt.
    Meine erste Schallplatte war Bonnie Taylor, die zweite Queen, und dann kamen schon die Sex Pistols und in meiner Stadt schossen die Punkbands wie Pilze aus dem Boden.
    Fasziniert von der Einfachheit der Musik und dem dankbaren Publikum gründeten wir unsere erste Band. Musikalisch wenig anspruchsvoll machten wir einige Gigs mit dieser Rumpelkapelle.
    Kurze Zeit später kaufte ich mein erstes komplettes Swingstar in der Hoffnung dann auch mal spielen zu lernen und nahm ab und an auch mal Untericht.
    Ich war technisch da schon ziemlich versaut und konnte ja auch nix. Das Dilemma war nun einerseits Musik zu machen mit sehr beschränkten Skills und andererseits sich auch


    weiterzuentwickeln was damit verbunden war auch über den musikalischen Tellerrand zu schauen.
    Ich landete irgendwie bei einer semiprofessionellen Band die dringend einen Drummer suchten. Da ich menschlich besser harmonierte als musikalisch hatte ich einen enormen Druck
    die mir bis dahin völlig fremde Musik innerhalb wenigen Wochen komplett zu assimilieren und Auftrittsfertig zu sein.
    Die Band bestand aus einem Jazz Sax, einer Trompete, einem Funkbass, einer grunge Gitarre einem ex-Punkdrummer und einem Percussionisten der mir beibrachte,
    das es auch Beats gibt die nicht durch 2 und 4 Teilbar sind.
    Sehr schnell vermischte sich altgewohntes Rumpelgetrommel mit Afrobeats, Funk und allem was spannend klang.


    Ich lernte das es auch grooven kann bzw muss, dynamisches Spielen, Songdienlich zu trommeln usw.


    Ab diesem Zeitpunkt würde ich sagen hat sich daraus ein eigener Stil entwickelt.
    Eine Mischung aus alten Fehlern die man kaum mehr ausbügeln kann und neuem Stoff.
    Mit der Zeit und durch bessere Spieltechnik erweiterte sich auch der musikalische Horizont den man nun immer besser umsetzen konnte.
    Später in einer Coverband wurde die Kreativität dann wieder etwas zurückgestellt da man mehr oder weniger kopiert was andere schon geschrieben haben.
    Spass machte das wenig aber sicher auch gut um den Horizont zu erweitern.
    Leider folge dann eine sehr lange Pause und der Wiedereinstieg war sicher etwas mühsam aber dann auch viel konzentrierter und mit dem Fokus
    auf präzisere Technik und der Verbesserung des eigenen Spiels.
    Ich konnte früher immer auf jeder Aufnahme raushören das ich da getrommelt habe.
    Heute, besonders bei Covern, muss ich zweimal hinhören und auf Kleinigkeiten achten um mich zu erkennen.
    Bei Eigenkompositionen wo das Schlagzeug von mir stammt höre ich deutlich meinen "Stil".
    Ich hatte nie Vorbilder denen ich nacheifern wollte, mein musikalisches Betätigungsfeld war sehr breit gestreut, ich habe auch heute keine wirklich


    bevorzugten Genres.
    Ich denke ein eigener Stil entwickelt sich nur wenn man nicht auf ein Genre begrenzt ist, nicht einem einzigen Idol nacheifert und offen ist fremdes auszuprobieren
    und das man Musik fühlt und nicht nur Pattern kopiert.
    It don´t mean a thing when it ain´t got that swing



    Ich kenne viele Musiker die technisch 10x besser sind aber musikalisch 10x schlechter.

    Edith wäre dankbar wenn mir mal irgendjemand erklären würde warum meine postings immer so seltsam umgebrochen werden.

    don´t panic

  • Ein Nachtrag.


    Was ist das Ergebnis eines Stils? In diesem Kontext ist es ein Werk, also ein Bild (gemalt im Stile von Miro), ein Klangeindruck (soliert von Steve Gadd), eine Geschichte (aufgespannt von Fitzek) oder Vergleichbares. Ich finde, das Ergebnis eines Stils ist viel leichter zu fassen und zu beschreiben, als ein "Stil" an sich.


    Wer ein Werk in einem bestimmten eigenen oder nachgeahmten Stil schafft, folgt letztendlich damit einer bestimmten Verhaltensweise, z.B. Farben zu wählen und zu mischen wie Leonard. Verhaltensweisen sind letztendlich zu einem großen Teil Gewohnheiten - was überhaupt nichts Schlechtes ist. Ohne Gewohnheiten gäb's uns wahrscheinlich gar nicht ^^


    (Hoch-)Sensibilität streift das Thema "Talent". Von der praktischen Seite würde ich diese Dinge zusammenfassen, etwa als Gegebenheit, Randbedingung oder so Etwas. Im Unterschied zu Gewohnheiten sind diese Dinge wohl nahezu unveränderlich. Gegebenheiten halt. Aber auch sie ermöglichen Verhaltensweisen, Gewohnheiten, Stile.


    Seien wir also Einzig, nicht unbedingt Artig :D

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Würde nach dieser "Theorie" also bedeuten, dass ich keinen wirklichen eigenen Stil entwickeln würde, sondern immer versuchen werde, mich der Band anzupassen. Spannend =)

    Ich würde es anders herum betrachten: Wenn Du es kannst (Gabe) oder wenn es Dich dazu treibt (Hingabe), anzupassen und auszugleichen, dann könnte man das als Deinen (momentanen) Stil oder doch wenigstens als Stilmittel auffassen. Mit entsprechenden einzigartigen Folgen für das Spiel-, Hör- und Banderlebnis, also dem Werk ^^


    Und wenn Stil auch eine Folge von Verhalten, also von Gewohnheiten, ist, und wenn man Gewohnheiten durchaus verändern kann, na dann ...



    Noch etwas für den Maßstab. Mitunter neigt man ja dazu, sich zu vergleichen. Also mit seinen 3-10 Bandkollegen. Mit den 100-ten und 1000-senden der DF-Mitglieder, mit Musikern überhaupt usw. Setzen wir das einmal in Relation. In unserem Land leben grob gerundet 100 Mio Menschen, weltweit sind es bald 8.000 Mio. Man schätzt, dass seit Anbeginn so in etwa 110 Mrd. Menschen schon über diesen Planeten wanderten. Und rückwärts sagte mein Sohn einmal nach intensivem Klaviertraining: "Da übe ich und übe ich, und dann ist da irgendwo auf der Welt ein Asiate, der das noch jünger noch viel besser kann ... @#+ :cursing: + youtube ..." - Wenn man vor dieser Perspektive eh' ein kleines Licht ist, dann kann man ja auch scheinen ^^

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Edith wäre dankbar wenn mir mal irgendjemand erklären würde warum meine postings immer so seltsam umgebrochen werden.

    Das sehe ich andernorts auch gelegentlich. Möglicherweise verursacht das Dein Tastenkasten (Datenendgerät), manchmal macht auch die angeschriebene Software das Dollste mit den empfangenen Bits und Bytes. Im Quelltext fällt beispielsweise Dein Beitrag dadurch auf, dass Breaks <br> auftauchen, die dann dieses verruschelte Schriftbild erzeugen.


    Ich kenne viele Musiker die technisch 10x besser sind aber musikalisch 10x schlechter.

    Da gehe ich mit.

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • weiß nicht, ob das "Personal-Style" ist oder Faulheit, ich hab schon sehr lange mein Spiel auf das absolut nötigste reduziert.


    Das ist relativ schnell nach den Sturm und Drang-Jahren passiert, in der Jugend mußte es schon höher, schneller, lauter sein, auch mal ein Set mit 5 Toms - heute käm ich mit Snare + HiHat auch zurecht.


    Verstärkt wurde das ganze noch durch meine Arthrose und daß ich nach 50 Jahren täglichem Übens, abrupt damit aufgehört habe.
    ...heute könnte ich gar nicht mehr höher, schneller, lauter...


    Es gibt schleichende Veränderungen, es gibt schrittweise Veränderungen, wie bei Psycho, war auch bei mir der Kontakt mit der brasil. Musik ein sehr besonderer. Oder die Entscheidung, in den Nuller-Jahren, keine Pauken mehr zu spielen, weil meine Ohren nicht mehr getaugt haben fürs Fein-Tuning beim Spielen, vor fast 10 Jahren Abschied von Big Bands, weil mein Gesundheitszustand dieses spezielle kraftvolle Spiel nicht mehr zu jeder Zeit zuließ.


    Aber immer, wenn irgendwo ein Bereich beendet wurde, taten sich andere auf - durch mein reduziertes Spiel bin ich gerne gebuchter Drummer bei Kleinbesetzungen, z.B. Klavier-Trios oder ähnliches.


    Keine Ahnung, ob das schon eigener Stil ist, oder einfach nur angesammelte Unzulänglichkeiten?

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Aber immer, wenn irgendwo ein Bereich beendet wurde, taten sich andere auf - durch mein reduziertes Spiel bin ich gerne gebuchter Drummer bei Kleinbesetzungen, z.B. Klavier-Trios oder ähnliches.

    :thumbup:


    Keine Ahnung, ob das schon eigener Stil ist, oder einfach nur angesammelte Unzulänglichkeiten?

    Aus Ergebnissicht (Werk) ist das leicht einzuordnen oder zu beantworten: Sparsam gespielt, sparsam instrumentiert bedeutet vermutlich einen nicht alltäglichen Stil, der auch noch ankommt ^^


    Womit wir noch nichts darüber wissen können, wie das dann auch klingt, obwohl wir diesen Stil sehr genau beschreiben könn(t)en.


    Schwieriger wird es (Weg) mit dem Aneignen, Entwickeln oder Übernehmen dieses Stils: Dein Stil hat sich individuell auf bestimmte Weise entwickelt, die Du beschreibst. Kennt man das Ergebnis (Werk), erkennt man vielleicht auch andere Wege zu diesem Stil oder alternative Varianten dieser Spielweise. Oder man erkennt andere Sichtweisen auf diesen Stil.


    Beim Schreiben fiel mir ein Interview mit Ringo Starr ein, das ich hier auch schon einmal als Video postete. Frage: Wie bist Du auf dieses toll klingende Fill gekommen? Antwort: Ich bin Linkshänder und spielte an einem Set für Rechtshänder. Ich konnte es einfach nur so spielen, wie es nun klingt.


    Also: Einschränkungen müssen nichts Negatives sein. Am Ende setzen sie halt nur bestimmte Randbedingungen, genauso wie Förderung. In der Ergebnissicht (Werk) sind beide stilbestimmend.

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Cooles Thema... wo fang ich an? Ich versuchs mal:


    Habt ihr Euren Stil entwickelt? - Da ich nei so richtig gut spielen können werde, werde ich damit nei am Ende sein, aber ich denke, in Relation zu dem bisserl Werkzeug, das ich zur Verfügung habe, hab ich wohl schon meinen Stil gefunden. Wenn ich so manche Aufnahme höre, gibt´s paar Steleln, wo ich mir denke, "Ja, des bin ich, SO will ICH das spielen"


    Hat es lang gedauert? - Siehe oben... tbc :D


    Passiert es "schleichend" ? - Ich würd sagen ja... Man hört Musik, filtert, einfach weil einem dieses oder jenes Getrommel mehr oder weniger gefällt, heraus und bindet die für einen guten Sachen in sein Spiel nach und nach ein. Da gesellen sich dann auch wenige eigene Ideen dazu.


    Was hat mir geholfen? - Hmmm, zumindest mal die Tatsache, dass ich in den meisten Bands eigentlich auch frei spielen konnte und es kein "Diktat" gab, "Spiel das hier so, da so..." So probiert man sich eben aus.


    "Wegerzogen"... da kann ich nur bedingt mitreden... Konservatorium war ich nie... Die Lehrer die ich so hatte... da war jedenfalls keiner dabei, der aus mir seine Kopie machen wollte... gibt´s aber mit Sicherheit...


    "Vorbilder": Also mir persönlich standen sie ausschliesslich Pate bei der Selbstfindung, ich habe mich da ned ins Bockshorn jagen lassen und gemeint, ich müsse alles so spielen, wie dieser oder jener... Passiert dem ein oder anderen anfänglich wohl aber durchaus auch mal...


    "Talent vs. Betätigungsfeld": Also so richtig bewusst erlebe ich das tatsächlich aktuell durch einen Bandwechsel... Is jetzt zwar nicht meilenweit voneinander entfernt... aber ich muss da schon bisserl anders trommeln und auch hier passiert es, dass man durch die neue Aufgabenstellung auch Sachen rauszieht, die einem selber gefallen udn das fördert weitere Aspekte des eigenen Drummings zu Tage, das halt eben durch neue Musik zu Tage gefördert wird...



    Jo, soweit mal meine Eidnrücke über meinen "Werdegang" :)

    Wer beim Üben gut klingt, wird nicht besser. - Sinngemäß nach Jojo Mayer



    Meine Spielsachen

  • Guten Morgen,


    eine

    eigene Handschrift


    hat jeder.


    Bei dem einen ist sie variabel, bei dem anderen eher gleich, bei dem einen ist sie sofort erkennbar, der
    andere schreibt unauffällig.


    So ist das.


    Woher kommt's?


    Persönlichkeit.


    Aber auch: Fehler in der Technik, die sich manifestiert haben, sonstige Angewohnheiten, durch Übungen Erlentes etc. pp.


    Man kann also daran arbeiten, man muss es aber nicht.
    Manche trinken auch einfach oder pfeifen sich was ein, ändert auch den Stil.
    Mancher spielt bescheiden, ein anderer großkotzig.


    Grüße
    Jürgen
    my style is top style


  • :D So ist es.


    Davon kenne ich auch ein paar ... aber mir ist immer wieder aufgefallen, dass "musikalische Größe" auch immer mit perfekter Beherrschung des Instruments zusammen hängt. Als "perfekt" würde ich in diesem Fall mal das eigene Maximum definieren.
    Mit anderen Worten: Alles hin zu rotzen und nichts 100%ig spielen können ist keine eigene Handschrift, sondern ganz einfach sch... und Selbstüberschätzung.


    eine


    hat jeder.


    Richtig. Die Frage ist dabei nur, ob diese Handschrift im positiven oder im negativen aus der Masse heraussticht.

  • aber mir ist immer wieder aufgefallen, dass "musikalische Größe" auch immer mit perfekter Beherrschung des Instruments zusammen hängt


    Das erste Wort, was mir dazu gerade über die Lippen kam, war "Billshut" (oder so ähnlich, ich glaube meine Legasthenie plagt mich grad wieder).


    Nein im Ernst, diese Aussage zeugt von einer sehr einseitigen Wahrnehmung. Art Blakey, Charly Watts, Ringo Starr, um nur drei Namen zu nennen, die Insidern bekannt sein dürften ;). Keiner dieser drei ist oder war ein perfekter Techniker, dennoch haben alle drei mit Sicherheit Musikgeschichte geschrieben und Generationen geprägt. Perfekt haben aber mit Sicherheit alle drei in ihr musikalisches Umfeld gepaßt, und alle drei spiel(t)en grundsolide.


    Oder habe ich dich falsch verstanden?

  • Oder habe ich dich falsch verstanden?


    Ja. Ich habe doch extra folgendes dazu geschrieben:



    Als "perfekt" würde ich in diesem Fall mal das eigene Maximum definieren.


    Ringo Starr z.B. hat auch sein eigenes Maximum gegeben. Kann man ihn deshalb auf eine Stufe mit z.B. Jeff Porcaro stellen? Nein. OK, wobei Mr. Porcaro auch immer fleißig mit Schnee nachgeholfen hat :whistling:

  • Um aber zur eigentlichen Fragestellung noch was beizutragen: ich glaube ehrlich gesagt, die Frage des persönlichen Stils wird völlig überbewertet. Wenn ich mir so durch den Kopf gehen lasse, welche Drummer mir im Laufe meines Lebens über den Weg gelaufen sind, egal ob Profis oder Amateure, waren diejenigen eindeutig in der Überzahl, denen ich keine ausgeprägte eigenen Handschrift attestieren würde. Nicht, dass sie nicht gut gewesen sein mögen, aber die musikalische Anforderung war wohl eher darauf ausgerichtet, unspektakulär ein gängiges Genre zu bedienen. Und Profi ist erst mal nur derjenige, der mit der Musik seinen Lebensunterhalt bestreitet, die Bandbreite zwischen schlecht und überragend ist hier nicht kleiner als bei Amateuren, möglicherweise sogar größer.


    Nicht dass die Mehrzahl der Drummer nicht auch gewisse "Angewohnheiten" kultiviert hätten, die sie in gewisser Weise einzigartig machen, aber die meisten Jobs werden nicht an die Koryphäen vergeben, deren "persönlichen Sound" ein Künstler sucht, sondern an diejenigen, die schnell, einfühlsam und menschlich angenehm die Musik zum Klingen bringen, da die meisten Nicht-Drummer sowieso keine Unterschiede hören. Selbst Thomas Lang wird von Produzenten nicht engagiert, weil er so spektakulär spielen KANN, sondern weil er zum Click so perfekt SPIELT, dass man so gut wie nix mehr editieren muss. Spart ne Menge Zeit und damit Geld.


    Die Einzigartigkeit selbst der Großen besteht zudem meist aus einer Kombination unterschiedlicher Aspekte wie z.B. Bühnenpräsenz. Ein Beispiel ist Mike Terrana, den ich spielerisch total langweilig und uninspiriert finde, der aber a) durch seine Erscheinung und b) durch seinen Setaufbau trotzdem einen völlig eigenständigen Stil transportiert.

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