Was ist beim Fell klanglich gesehen wichtiger?

  • Hallo zusammen,


    Daniel S. war vor einiger Zeit so nett, den Der ultimative Fell-Vergleichs-Thread zu starten.


    Nun frage ich mich, zur Orientierung im Dschungel, was bei gleichem Kessel und vergleichbarer Stimmung den Klang stärker bestimmt:

    • der Hersteller (dort Remo, Evans, Aquarian, weitere, also die letzten Spalten)
    • oder das Fell-Modell (zeilenweise: Merkmale + Stärke) ?


    Wäre der Harsteller ausschlaggebend, müsste das bedeuten, dass manche sozusagen eine bestimmte "Zutat", etwa das Fellmaterial, Haft- oder Beschichtungstechniken, mit auf den Weg geben, die alles andere aussticht.
    Wäre das Fell-Modell ausschlaggebend (also nur die konstruktive Machart), müssten konstruktiv vergleichbare Felle auch vergleichbar klingen.
    Oder kommt es am Ende darauf an?


    Wie sind Eure Erfahrungen?


    Hintergrund: Irgendwann müssen meine Werksfelle doch einmal runter ... und dann kommt die Qual mit der Wahl ;(


    Danke + Gruß, Michael

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Die Fellkombination bestimmt den Klang stärker als die Marke (die hat bei vergleichbaren Felltypen eher nuancielle Auswirkungen). Du prüfst also zuerst, wofür (musikalisch) du das Fell nutzen willst bzw. welche Charakteristiken du wünschst (Offener Klang? Hoher Attackanteil? Warme Töne? Stark gedämpft/trocken?) und zudem wie deine Spielweise ist. Auf dieser Basis suchst du dir dann ein Fell aus. Z.B. ein Ambassador Coated oder Evans G2. Die Klangunterschiede - bei vergleichbaren Fellen - sind, wie gesagt, eher geringer einzustufen von Hersteller zu Hersteller, also nimm da einfach, was dir ins Portemnnaie passt und (vor Ort?) verfügbar ist. Wenn du keinen Plan hast, fange einfach mit einem Ambassador coated an, das kann man nach Gusto "totdämpfen" (andersherum geht es nicht, ein Pinstripe wird nie so offen, resonant wie ein Diplomat klingen). Remo Ambassador bzw. Evans G1 sind klassische Felle für den Start in die Materie der Fell-Erforschung.


    Wenn du schreiben würdest, für welche Musik das ist und welcher Spielertyp du bist (heavy hitter, streichler, ...), würde eine gezieltere Empfehlung möglich sein.


    Ach so und reden wir nur von Tomfellen oder auch von Snare und Bassdrumfellen? Dann wird es nämlich etwas komplizierter.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Wie so oft ist es die Summe aus allen Zutaten.


    Vor ein paar Jahren hab ich mal einen Vergleich mit einer Tomreihe (Sonor Delite) gemacht, und da fand ich z.B., dass der Klangunterschied bei Remo Ambassador (einlagig) vs. Emperor (doppellagig) wesentlich geringer ausfiel als bei Ambassador vs. Aquarian Texture Coated (beides einlagig).


    Es kommt auch auf den Trommeltyp an. Die Kessel mancher Hersteller harmonieren nicht mit jedem Fellhersteller.

    Das ist fein beobachtet!

  • M.E. hat die Fellkonstruktion (Stärke, Anzahl der Lagen, clear / coated, Dämpfungsring, ...) auch einen - u.U. weitaus - größeren Einfluss als der Hersteller.
    Dennoch gibts nach meiner Erfahrung schon gewisse Unterschiede zwischen den Herstellern. Nach einigen Erfahrungen mit Evans und Aquarian bin ich nun wieder komplett bei Remo. Remo klingt m.E. einfach am klassischsten und neutralsten.
    Gute Felle machen jedoch alle namhaften Hersteller.

  • 1. Zunächst: Würde mal behaupten, dass alle 3 großen Hersteller (Remo, Evans und Aquarian) qualitativ in etwa gleich sind.


    Aquarian hatte mal vor zig Jahren Probleme mit dem Coating, die sind offensichtlich jetzt komplett abgestellt, das Coating ist einfach spitze. Auch passen die Aquarian American Vintage Felle nicht immer 100%ig passend auf jede neue Trommel. Von Remo bin ich zunächst weg, um anderes zu testen, hab sie dann zwischenzeitlich mal wieder genommen, mich hat dann aber die geringe Qualität des Coatings genervt, wobei das aber wohl ein Irrtum ist: nicht Remo ist diesbezüglich objektiv schlechter geworden ist, sondern die anderen haben in Sachen Coating einfach extrem zugelegt, vor allen eben Aquarian.


    Daher ist alles irgendwo Geschmackssache und - wie Hochi es schon anmerkte - auch so, dass bestimmte Sets besser mit dem einen oder anderes Fellset harmonieren. Mir gefallen beispielsweise die Aquarian Super 2 auf meinen Yamaha-Birkenkesseln gut, da sie zwar 2ply sind, aber die eine Folie eben dünner ist, sodass ich so eine Art Mittelding zwischen herkömmlichen 2ply ala Emperor und G2 bekomme. Ein Kollege, der ein Pearl mit Maple-Kesseln spielt, hat sie auch getestet, da klingen die aber nicht sooo prickelnd, jedenfalls nicht entscheidend besser als andere. Generell empfinde ich das Coating von Aquarian einfach einen Schuss wärmer, als die die der anderen Hersteller. Ob das objektiv so ist: keine Ahnung, ich meine es zu hören, so what.


    2. Daher würde ich die Frage deutlich so beantworten, dass die Art des Fells entscheidender ist als der Hersteller. Die Frage, ob ich als KfZ ein Cabrio fahren will oder nicht, hängt ja auch nicht vom Hersteller ab. Auf meiner Snare spiele ich nach wie vor seit Jahren trotz der Aquarian Super 2 auf den Toms ein CS Remo, welches mir einfach besser schmeckt als vergleichbare Aquarian oder Evans-Produkte. Ähnliches gilt bei der BassDrum: Da wiederum habe ich ein Evans-Emad drauf, weil mir das entsprechende Aquarian-Fell nicht so gut gefällt.


    3. Auf den Hersteller würde ich daher insgesamt überhaupt nichts geben. Alle Drum-Company's stellen ab einem bestimmten Qualitätslevel gleichrangige Produkte her. Im Prinzip kann man überall bedenkenlos zuschlagen. Dass man länger bei einem Hersteller bleibt, grade in Sachen Fellen, liegt mE daher auch eher daran, dass man sich in der Produktpalette einfach besser auskennt, als bei anderen Firmen. Ich z.Bsp. habe mich jahrelang um Remo überhaupt nicht mehr gekümmert und war angesichts der zwischenzeitlich stark gewachsenen Vielfalt bei einem anstehenden Fellwechsel, bei dem ich wieder mal was neues testen wollte, einfach zu faul, mich durch die ganzen neuen Beschreibungen und Vergleichsvideos zu kämpfen und habe lieber die mir mittlerweile bekannteren Aquarian-Produkte durchgetestest.

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  • Vor ein paar Jahren hab ich mal einen Vergleich mit einer Tomreihe (Sonor Delite) gemacht, und da fand ich z.B., dass der Klangunterschied bei Remo Ambassador (einlagig) vs. Emperor (doppellagig) wesentlich geringer ausfiel als bei Ambassador vs. Aquarian Texture Coated (beides einlagig).

    Mit Aquarian habe ich noch keine Erfahrungen gesammelt, von ist das eine interessante Information.

    Zitat

    Es kommt auch auf den Trommeltyp an. Die Kessel mancher Hersteller harmonieren nicht mit jedem Fellhersteller.

    Stimmt, wobei jedoch mit den Standards (Ambassador/Emperor bzw. G1/G2) so ziemlich jedes Set einen recht brauchbaren Klang abliefern können sollte. Evans Calftone, Evans Hydraulic, Emperor Vintage oder Diplomat etc. sind sicher nicht für jedes Set gleichermaßen ideal.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Dass unterschiedliche Hersteller sich in Nuancen hörbar unterscheiden, kann ich für Ambassador/G1/Texture Coated aus eigener Erfahrung bestätigen, alle anderen Modelle kenne ich nicht im direkten Vergleich. Allerdings nehme ich an, dass die Unterschiede aus Zuhörerdistanz kaum noch wahrnehmbar sind.


    Dass ein dickes, vorgedämpftes Fell egal welchen Herstellers völlig anders klingt als ein dünnes einlagiges, dürfte klar sein.


    Weshalb ich niemals anfangen würde, auch noch herstellerspezifische Klangunterschiede in die Fellauswahl mit einzubeziehen, hat aber auch Bequemlichkeitsgründe. Um sämtliche Felltypen aller Hersteller auf einem völlig unübersichtlichen Markt klanglich einschätzen zu können, fehlt mir einfach die Muße und das Geld für Experimente.


    Gute Felle stellen alle 3 her, auch das Coating finde ich bei Remo nicht so schlecht, wie immer behauptet wird. Klar, im direkten Vergleich vielleicht (aufgrund anderer Beschichtungsverfahrens?) weniger robust als bei den anderen, aber bis ich ein Fell durchsichtig geklopft habe, tausche ich es eh.


    Nicht zuletzt haben ja viele Drummer einen Fellhersteller "ihres Vertrauens", daher versuchen alle Hersteller allen Klangbedürfnissen gerecht zu werden. Und spätestens da wird es dann kurios, feststellen zu wollen, ob ein Drummer nach Remo, Evans, Aquarian oder Zebrafell klingt.


    Was ich nicht pauschal bestätigen würde, ist die Aussage, dass manche Trommelhersteller nicht mit bestimmten Fellherstellern harmonieren. Allerdings gibt es immer wieder Fe(ä)lle, die mit bestimmten Trommeln nicht funktionieren. Das bezieht sich meiner Erfahrung nach aber eher auf bestimmte Serien, nicht auf die Hersteller als solches.


    Wenn es nicht um akademischen Forschergeist geht, ist man glaube ich gut beraten, sich nicht allzuviel Stress um die eingangs gestellte Frage zu machen, sondern das Fell zu wählen, welches von der Bauweise am ehesten den gewünschten Sound erwarten lässt.

  • Vielen Dank, Ihr seid 'mal wieder klasse ! :thumbup: :thumbup:


    Prima, dann lag ich mit meinem Bauchgefühl ja richtig. Auf Moe's gute Fragen gehe ich später, wohl ab Nachmittag, näher ein.


    Bis dahin, Dank + Gruß, Michael

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  • Von Remo bin ich zunächst weg, um anderes zu testen, hab sie dann zwischenzeitlich mal wieder genommen, mich hat dann aber die geringe Qualität des Coatings genervt, wobei das aber wohl ein Irrtum ist: nicht Remo ist diesbezüglich objektiv schlechter geworden ist, sondern die anderen haben in Sachen Coating einfach extrem zugelegt, vor allen eben Aquarian.


    Das ist tatsächlich so. Die Coatings von Evans und Aquarian sind beständiger.


    Ich sehe das aber etwas anders. Denn erstens hat auch das seinen (klanglichen) Preis und zweitens ist ein bröckelndes Coating bei Remo eines der besten Anzeichen dafür, das Fell zu wechseln. Auch, wenn der Wechsel zu früh erscheint. Schaut man sich Top Drum Techs wie Rossi Roßberg an, die nach 2 Shows (also wenigen Stunden Spielzeit - und da ist das Coating im Normalfall noch nicht ansatzweise verschlissen) das Snare Schlagfell wechseln, wird das deutlich.


    Ansonsten ist mir noch aufgefallen, dass Remo Felle zum einen eine beherztere Zentrierung brauchen, diese zum anderen aber auch besser mitmachen und entsprechend davon profitieren.

  • Top Drum Techs wie Rossi Roßberg an, die nach 2 Shows (also wenigen Stunden Spielzeit - und da ist das Coating im Normalfall noch nicht ansatzweise verschlissen) das Snare Schlagfell wechseln


    Gut, das ist aber auch eine völlig andere Liga als das, was unsereins so macht. Bei großen Shows gibt es in der Regel ein Sound Design, welches in jeder Show qualitativ gleichwertig abgerufen werden soll. Alleine schon, dass im digitalen Zeitalter alle Parameter im Pult gespeichert sind und vor allem der Gesamtsound auf die örtlichen Gegebenheiten des Venues angepasst wird. Da will kein Mischer mehr jeden Tag das Drum Set von Grund auf neu mischen, weil das Signal sich ständig ändert.


    Ein normaler Hobby- oder auch Profidrummer darf durchaus auch länger auf seinen Fellen spielen, denn die allmähliche Klangveränderung unterliegt hier meist keinem Konzept.


    Obwohl ich deine Ansicht ansonsten ja teile und meine Pellen selbst nicht erst wechsle, wenn das Fell kurz vor dem Ableben steht. :)

  • Ja klar, jede 2. Show ist schon ziemlich extrem. Bzw. wohl "das" Extreme schlechthin. Bis das Coating eines Remo Snareschlagfells anfängt sich aufzulösen dauerts aber wesentlich länger. Da dürfte das Fell dann auch wirklich durch sein. Und ich behaupte mal, dass die Coatings der anderen Hersteller zwar länger halten, aber die Felle an sich nicht wirklich.


    Kann man auch einfach mal testen. Ein Fell komplett locker schrauben, das nach eigenem Urteil noch "halbgar" und nicht Wechsel-reif ist und schauen, ob es eine leichte Beule in der Mitte hat. Ist da eine Beule, sollte man es prinzipiell nicht mehr benutzen.

  • Allerdings nehme ich an, dass die Unterschiede aus Zuhörerdistanz kaum noch wahrnehmbar sind.


    Vor allem, wenn der Sound auch noch abgemischt wird.
    Es gibt Mischer, bei denen klingt alles scheiße.
    Und dann hatte ich da mal einen Mischer, der verstand sein Handwerkszeug und war auch noch selber Schlagzeuger, da hat das Set dann einfach gut geklungen --- aber auch nicht so, wie ich es im Proberaum selber höre.
    Gut, letzterer Punkt ist bei vielen ausschlaggebend, da man das eigene Set meistens im Proberaum hört und das natürlich auch befriedigend sein sollte.


    Ich hatte mal vor längerer Zeit vor, meine zweilagigen Remo Emperors gegen zweilagige Aquarians zu tauschen, da ich bei der Snare (einlagiges Aquarian Texture Coated) von der Haltbarkeit des Coatings sehr beeindruckt war.
    Bei den Preisen ist mir dann aufgefallen, dass die zweilagigen Aquarians deutlich teurer waren als die zweilagigen Emperors.
    Deswegen bin ich dann bei den Emperors geblieben.

  • Hallo,


    es kommt darauf an.


    Einerseits kommt es darauf an, auf was man selbst achtet und was einem in der
    komplizierte Klangstruktur wichtig ist, auf der anderen Seite kommt es auf den
    Zusammenhang an, namentlich Raum, Trommel, Spieler, Stock, Musik und definitiv
    auch auf die Fellkonstruktion, je abweichender, desto auffälliger.
    DIe Hersteller unterscheiden sich selbst aufgrund der Fellkonstruktion (auch bei
    scheinbar gleichen oder ähnlichen Fellen). Zum Einen ist mir nur von Remo bekannt,
    dass sie Mylar-Folien verwenden. Ob die verschiedenen Folien (theoretisch der
    gleiche Kunststoff) wirklich anders klingen, vermag ich nicht zu beurteilen, denn
    in das Blechding kleben oder klemmen ist auch noch mal eine ganz andere Sache
    und bei den beschichteten Fellen dürfte sowohl das Beschichtungsmaterial als auch
    der Auftrag etwas anders sein.


    Letztendlich ist es Geschmackssache und die Frage, was man musikalisch erreichen
    will.


    Bei mir hält die Beschichtung von Remo merkwürdigerweise auffallend gut.
    Dafür geährt mein Evans-Fell Durchblick. Es geht auch anders.


    Grüße
    Jürgen

  • Hallo Ihr Lieben,


    hier nun die angekündigten Ausführungen zu Euren Fragen und Anmerkungen. Falls ich doch etwas vergessen habe, ... ;)


    Welches Schlagzeug? Yamaha Stage Custom, Birke, Neukauf 2017 ähnlich ausgestattet wie dieses Set


    Welche Fellwechsel? Zunächst nur für die Toms. SN ist noch ganz ok, BD braucht erst einmal nicht. Gemessen habe ich, wobei der 2. Wert eher geschätzt ist:


    Tom-1: 10 x ~8
    Tom-2: 12 x ~8 (etwas höher als Tom-1)
    Stand-Tom: 14 x 14


    Felle dort sind klar, angeblich Remo UT, Schlag- und Resoseite haben bei allen 3 Toms wohl jeweils das gleiche Fell.


    (SN 14 x 5.5, coated Remo UT, reso: clear, Teppich: 20 Spiralen)



    Welche Spielweise? Ich bin bekennender Leisespieler ;) Mit meiner ebenfalls sanften Rockband genügt anfangs ein Cool-Rod (blau), später am Abend ist ein H-Rod (schwarz) besser. In der Jazz-Band ging es im Verein mit Saxophon und Klavier eher nur mit Stick. Alleine greife ich sehr gerne zu den Broomsticks (1"-Reisigbündel), und manchmal zu den Lidwishes aus Hawai.


    Welche Musikstile? Entdeckende Vielfalt: Gerne Rock oder Jazz, manchmal funk- oder latin-artiges. Hab' ja noch ein paar Jahre vor mir, hoffentlich ;) Was mich auch reizt, sind Klangvariationen vom selben Fell, ohne Neustimmung (Rimshots, Schlagposition, Schlagmittel, dehnen durch leichtes Drücken usw.)


    Welcher Tom-Klang? Ich tue mich mit den gängigen Beschreibungen wie offen, warm usw. leider schwer. Was mich an der jetzigen Tom-Befellung stört, ist der sehr beschränkt wirkende Klangkörper. Ich bin ziemlich sicher, dass bei der Probe vorm Kauf bessere Felle drauf waren, aber die entgingen mir.


    Welche Stimmung? Ich neige (noch ?) dazu, meine Kessel recht tief zu stimmen. Das mag mit am tiefen 22" Raw-Ride liegen. Oder an der Vorgehensweise (klingt? dann stopp) Oder am Alter, oder an Radio-Hörgewohnheiten von ganz früher. Oder oder.


    Eigenleben: Klangvariationen "von selbst" an heißen Tagen gehören halt dazu: Die vergehen auch wieder. Will heißen: Spielen geht mir vor Nachstimmen. Mechanisch scheinen alle Kessel alle Stimmungen zu halten. Gerade die kleine Tom ist aber (noch ?) sehr tonhöhenempfindlich auf kleine Drehwinkelchen an den Schrauben.


    Welches Potential? Bisher machte mir das experimentelle Durchstimmen nach Nils' Methode wenig Spaß: Ich denke, da hat die Werksbefellung ihren Anteil daran; ich glaube, diese Kessel können mehr. (Und es gehen halt schon ein paar Abende ins Stimmen, bis man einmal durch ist.)


    Klang für wen? Hauptsächlich für mich als Feedback und Selbstgenuss. Meine Mitspieler hören eher auf Rhythmen, und sind, bis auf gelegentliche Improvisationen, eher mit ihrem Notenwerk beschäftigt: Mit weniger Zaubern am Schlagzeug bringe ich Bands auch weniger durcheinander und es klingt als Gesamtwerk schöner. Zuhörer staunen eh' über "die Mutigen da Vorne". Spiele ich nur für mich, gibt es keine Grenzen, und ich überrasche mich gerne selbst. Tonaufnahmen mache ich sehr selten, quasi als Schnappschuss, für spätere Rückblicke (Zoom-6 + BD-Mikro + Stative wären da).


    Mein Wunschklang für Tom-1 und Tom-2? Klangreicheres Spektrum, nicht so pingig plastikartig hoch, kräftig, aber nicht ohrenbetäubend laut gegen den Rest (SN + Becken) und nicht zu schnell wieder zu leise. Ich werde mein Set wohl nicht nach Akkorden stimmen, schon alleine wegen der Becken, aber die Toms sollten unterscheidbare, tonal passende Akzente setzen. Tom-Melodien eher nicht. Na ja, und die Stand-Tom muss sich da irgendwo um die SN herum sinnvoll einfügen. (Ihr merkt schon, meine Toms führen bisher ein Schattendasein ... )


    Welche Räume? Mein Übungsraum ist ein kleines Zimmer mit Dachschräge. In Wohnzimmern bei Bandproben klingt es schöner, eine mittelgroße Kultur-Kate beschallte es auch schon verstärkerfrei. Alles bei unveränderten Stimmungen (einmal und "gut").



    Meine noch offenen Fragen:
    * An welchen dieser Toms würdet Ihr vor diesem Hintergrund Schlag- und Resofell gleich, an welchen unterschiedlich wählen?
    * Welche Fellkombinationen könnten sich da für mich anbieten, welche schließen sich definitiv aus?
    * Sollten Schlagfelle an Toms vor diesem Hintergrund eher coated oder clear sein? Oder anders: Hätte coated bei Toms spielerische Vorteile?


    Puh, wenn man's aufschreibt statt ausspricht. Seht's mir bitte nach.


    Danke + Gruß, Michael

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

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  • Wäre ich an deiner Stelle, würde ich ein paar Ambassador coated (passt für deine Stilististiken ganz gut, ist wärmer, passt sehr gut für Jazz und Latin) für alle Toms als Schlagfelle und Ambassador Clear für die Resonanzfelle holen. Dazu Moongel o.ä., um mit gezielter Dämpfung zu experimentieren (Gerade von Raum zu Raum kann das durchaus sinnvoll sein, etwas flexibles wie Moongel einzusetzen bzw. wieder abzuziehen). Das Ganze würde ich erstmal in eine mittlere Stimmung bringen. Die ist vielseitig einsetzbar und wirkt bei Jazz, Latin und Funk nicht deplaziert, passt aber auch gut zu Rockmusik.


    Tipp: Fang am besten damit an, Schlag und Resonanzfell auf eine identische Stimmung zu bringen. Fange dabei beim Floortom an, dann das 12er, dann das 10er tonal passend dazu stimmen. Teste den Klang, gefällt er dir und auch anderen? Wenn ja, lass es so. Wenn nein, fange an zu experimentieren. Wenn das Sustain zu dominant wird bei gleicher Stimmung, stimme das Resonanzfell einen kleinen Ticken höher, das Schlagfell im Gegenzug einen ganz kleinen Ticken runter (dabei mit dem Stimmschlüssel zunächst etwas weiter als beabsichtigt runterstimmen, um sofort wieder nach oben zu stimmen. So wie bei Gitarren auch, damit die Spannung auch passt und stabil bleibt. Angenommen, du willst 1/4 Umdrehung runtergehen, dann drehe zunächst um etwa 1/3 nach unten und ziehe wieder an, bis du bei 1/4 bist). Ach ja, um den Klang zu testen, dämpfe das Gegenfell ab beim anspielen. Wenn du die Töne beim Schlagfell sauber heraushören willst, lege das Tom mit der Resonanzfellseite z.B. auf eine Decke. Sonst hörst du immer auch den Ton des anderen Fells mit und wirst womöglich von Obertönen in der Klangwahrnehmung irritiert.


    Ansonsten: Tuning-Tutorials gibt es ja so einige im Netz und in Druckform, schau mal, was dir da zusagt. Hier mal ein nettes Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=vrgWdW6WUaA&t=2s

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Guten Abend,


    bei Leisespielern würde ich grundsätzlich eher dünne Felle wählen, denn um
    dickere gut klingen zu lassen, braucht man ein bisschen Input oder man
    müsste sie hoch (richtig hoch) stimmen.


    Daher würde ich bei einlagigen bleiben.


    Übrigens klingen die UT durchaus vollbefriedigend.
    Ich hatte selbst welche im Einsatz an meinem Force 3001 seinerzeit und
    der Klang wurde gelobt. Mit den USA-Fellen klang es dann noch brillanter
    und dynamischer, aber dafür kostet der Spaß ja auch ordentlich.


    Da das Anschlagsgeräusch zu stören scheint ("nicht so pingig plastikartig hoch"),
    würde ich eher beschichtete Felle wählen.


    Tatsächlich komme ich da auf den Standard.
    Die Tom-Toms unterschiedlich zu befellen macht nur Sinn, wenn man dafür einen
    Anlass hat. Üblicherweise nimmt man unten gerne die klaren Ambassadors, wenn
    es etwas gedämpfter sein und damit etwas runder, wärmer und vielleicht
    auch old-school muffiger klingen darf, dann dürfen da unten auch die gleichen wie
    oben ran, hat zusätzlich den Vorteil, dass man sie ggf. gegeneinander austauschen
    kann, falls mal ein Malheur (Fellriss) passiert ist.


    Damit hieße meine Einkaufsliste:
    Coated Ambassador 10", 12", 14", jeweils zwei, für die Kleine Trommel vielleicht gleich
    das 14er noch ein drittes Mal dazu und untenrum das Hazy Ambassador.
    Bei der Stimmung würde ich dann, für eine bessere Resonanz etwas höher gehen als
    bisher, also gerne noch tief, aber eher so Barition-Tenor als Bass-Bariton.


    Und wenn irgendetwas scheppert, hilft noch eine Packung Taschentücher.
    Gerade in schlechten Räumen kann man damit gut trösten.


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Ich fahre übrigens aktuell an Set I (falls da mal etwas Ausgang hat) und Set III
    Coated Ambassador oben und Clear Controlled Sound unten, damit spiele ich
    von Jazz bis Metal alles bei tiefer, aber nicht ultratiefer Stimmung, also so,
    dass es tonal klingt.
    An Set II habe ich Clear Pinstripe auf den RotoToms, damit habe ich schon
    Metal/Heart Rock und Funk/Disco/Soul gespielt.

  • Barition-Tenor als Bass-Bariton

    Ich weiß, dass viele von Euch gleich die Nase rümpfen werden, aber mir hat dabei der TuneBot sehr geholfen ... Klar, er nimmt einem weder die Pflicht zum Denken noch zum Hören ab, aber er sagt einem schon mal, in welcher Richtung (Frequenz) man sich gerade bewegt und wo man ggf. noch hinwill oder hinsoll. Bei all den vielen Beiträgen zum Thema stimmen, die ich hier schon gelesen habe, fühle ich mich irgendwie immer an "Meister Eckhart" erinnert, oft geht das in den "mystischen Bereich", den nur "Initiierte" richtig zu deuten wissen ... [ganz deutlich: der Ironie - Modus ist bei mir gerade angeschaltet]. Was ist hoch, was ist tief? Dafür gibt es eindeutige Zahlen und die lassen sich in Hertz beschreiben und genau das macht das Ding. Damit das dann zum Raum, zur eigenen Klangvorstellung, zur Musik passt, ist weiterhin viel Geduld und Erfahrung gefragt, aber mit dem TuneBot ist jedenfalls der Ausgangspunkt einfacher und immer wieder abrufbar ... beste Grüße, Stefan

    "e tudo isso, que é tanto, é pouco para o que eu quero" Fernando Pessoa

  • Um ein Schlagzeug zu Stimmen braucht man neben Übung und Erfahrung auch einfach das Gehör dafür. Das genaue "Hinhören" muss man üben. Kann aber auch nicht jeder ausreichend lernen. Veranlagung spielt mit ein - die ein Musiker dahingehend aber sowieso haben sollte.


    Auch noch vorweg: Ein guter Tontechniker weiß erstens, ob er einen schlechten, mittelmäßigen oder guten Instrumenten Sound vorgesetzt kriegt. Zweitens weiß er, ob sich der Instrumenten Sound harmonisch zum Gesamtsound der Band verhält. Und dementsprechend weiß er, ob er den Sound einfach nur zu 100% supporten und "nach allen Regeln der Kunst" fetter machen / verbessern oder eben tiefer eingreifen sollte. Das Prädikat "gut" ist aber ein sehr dehnbarer Begriff, vor allem nach unten. ;)
    Weiterhin darf man bei dem Thema nicht vergessen, dass es bei einem Mix - egal ob live oder im Studio - letztendlich immer auf das "Big Picture" ankommt. Ein harmonisches Gesamtbild soll entstehen, welches die Musik optimal zum Konsumenten "übersetzt". Einstellungen auf den Einzelsignalen sollten dahingehend vorgenommen werden.


    Empfehlungen wurden bereits ausgesprochen. Letztendlich ist es immer Geschmackssache. Daher schildere ich einfach mal, wie ich es mache:


    • Coated Schlagfelle
    • Clear Resonanzfelle
    • Tiefe oder tiefst mögliche Stimmung (bei BD und Toms)
    • Resonanzfelle leicht höher gestimmt (kürzeres Sustain)
    • ab 14 oder 16" zweilagige Schlagfelle (Snare immer einlagig)
    • generell keine Dämpfung


    Ich gehe gerade dazu über, das bei der Bassdrum auch so zu handhaben. Momentan hab ich dort noch beidseitig PS3 drauf und ein Stück Noppenschaum unten (vors Schlagfell) reingeklebt. Aber das schmeiß ich raus und gehe genau so wie bei den Toms vor: Emperor coated Schlagfell, Ambassador clear Reso.
    Die Fellstärken natürlich entsprechend der Anwendung (Snare Reso, Bassdrum, ...).

  • Zwischendurch schon einmal vielen Dank für Eure sehr hilfreichen Beiträge. Es zeichnet sich ja durchaus etwas Gemeinsames ab :D


    Mir geben Eure Erfahrungen einen besseren Startpunkt, ich muss nicht sofort alle möglichen Felle durchprobieren und kann möglicherweise eine Enttäuschungsrunde auslassen ^^


    Ihr seid super.

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

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