Wie unterschiedliche Positionen im Raum den Aufnahmesound beeinflussen (Beispiel: Snare)

  • Hej zusammen,


    hatte heute Abend etwas Zeit und wollte das endlich mal dokumentieren: wie unterschiedliche Positionen im Raum den Klang einer Aufnahme, in diesem Fall Snare-Drum, beeinflussen.


    Interessant finde ich; man liest oder hört eigentlich immer nur, dass beim Platzieren in den Ecken es mehr Punch gibt usw. Ich finde genau das Gegenteil ist der Fall (bei der Bewegung quer durch den Raum Richtung Ecke am Ende und vor allem auf den Overheads), aber hört selbst:


    YouTube Link


    Was denkt ihr? :?:

  • Was denkt ihr? :?:

    Ich denke, solche Daumenreglen sind ein Versuch, Wellenphänomene unzulässig zu vereinfachen. Man kann das tun, wenn man in Kauf nimmt, beim Übertragen auf neue Situationen eher oft als selten danebenzuliegen.


    Das heißt: In ähnlichen Räumen mit ähnlichen Trommeln in ähnlichen Spielhöhen mit ähnlichen Ausrichtungen mit ähnlichen Hör- oder Mikrophoniervektoren mit ähnlichen Reflektionseigenschaften aller Wände und Decken mit ähnlichen im Übungsraum verteilten Gegenständen (Möbel) usw. ... werden Ergebnisse ähnlich sein. Jede Abweichung wird zu Unähnlichkeiten führen.


    Die Physik dazu ist ja durchaus verwickelt, denn es wechselwirken orts-, zeit-, frequenz-, amplituden- und klimaabhängig miteinander:

    • Wellenausbreitung im Raum
    • Wellen auf beiden Fellen
    • Wellen in der Trommel
    • Wellen im Trommelkörper
    • schwingende Wände und Decken durch senkrecht auftreffende Wellen
    • Oberflächenschwingungen auf Decken und Wänden durch streifend auftreffende Wellen
    • Schwingungsverhalten angrenzender Räume
    • u.v.m.


    Selbst, wenn man diese Wellenphänomene und ihre Wechselwirkungen exakt simulieren oder berechnen könnte, sagt das noch nichts über die entstehenden Höreindrücke über unsere Ohren und der folgenden Sinnesverarbeitung.


    Insofern: Ein ungünstiger Platz für Daumenregeln und viel Raum für das, was Du zeigst: verschieben und erfahren.

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Selbst, wenn man diese Wellenphänomene und ihre Wechselwirkungen exakt simulieren oder berechnen könnte, ...


    Es gibt tatsächlich Raummoden Rechner.


    Zum Beispiel: https://trikustik.at/raummoden-rechner/


    Der kann aber auch nur Anhaltspunkte geben. Interessant ist vor allem, wo die Schröderfrequenz liegt.


    Für die akustische Behandlung von Räumen gibt es je nach Anwendungsfall (Aufnahmeraum für Instrumente, Abhörraum, Aufnahmeraum für Vocals ...) schon allgemein gültige Maßnahmen. Zu beachten sind natürlich immer die individuellen Gegebenheiten.


    Eine Positionierung in einer Raumecke führt übrigens immer zu dominanteren Bässen, die man auf Aufnahmen i.d.R. nicht haben will (gerade die Ecken sollten für Bassabsorber reserviert sein).


    Generell sind große Räume mit hohen Decken akustisch einfacher, flexibler und meist auch "schön klingender".
    Generell lässt sich auch sagen, dass bei nah aufgestellten Mikrofonen der Raum nicht besonders ins Gewicht fällt (wenn man nicht gerade im Badezimmer aufnimmt ...). Und die Rolle der Overheads wird für nah mikrofonierte Drums oft überschätzt - insbesondere bei kompletten Band Recordings. Auch lohnen sich Raummikrofone nach meiner Erfahrung nur bei guten Bedingungen und guter Umsetzung (mit großem Abstand zum Set und Kugelcharakteristik oder Off-Axis zum Set ausgerichteten Nieren).


    Ich habe bei Deinen Videos immer das Gefühl, dass Du damit eher Feedback einholen willst, das Dich weiterbringt, als dass Du anderen wirklich etwas zeigen möchtest. Denn wie mein Vorredner schon sagte - um try & error kommt keiner bei so individuellen Gegebenheiten drumrum. Allerdings gibts eben - wie schon gesagt - ein paar grundlegende Zusammenhänge.


  • Ich habe bei Deinen Videos immer das Gefühl, dass Du damit eher Feedback einholen willst, das Dich weiterbringt, als dass Du anderen wirklich etwas zeigen möchtest.


    Ich denke ich zeige Anfängern oder Einsteigern in dem Video sehr gut, dass es sich lohnt eben genau das zu tun: try and error und eben nicht blind auf so allgemeine Aussagen wie „in den Ecken sammelt sich der Bass“ o.Ä. zu hören.

  • Ich denke ich zeige Anfängern oder Einsteigern in dem Video sehr gut, dass es sich lohnt eben genau das zu tun: try and error und eben nicht blind auf so allgemeine Aussagen wie „in den Ecken sammelt sich der Bass“ o.Ä. zu hören.

    Richtig + gut gemacht :thumbup:



    Es gibt tatsächlich Raummoden Rechner.

    Ja, die gibt es, und sie neigen dazu, noch nicht einmal 1/10-tel der Wirklichkeit "vor Ort" richtig wiederzugeben. :| Man könnte sagen: Alle Naturgesetze sind immer gleichzeitig aktiv 8| ... was solche Berechner systematisch durch "vereinfachen" und daraus folgend durch Informationsarmut ausblenden :wacko:


    Dazu folgende Beobachtung, die sicher Jede/r schon gemacht hat. Angenommen, wir wiederholen Wolfstrokes Versuchsreihe in einem nackten Raum, und genauso im selben Raum in genügend möbliertem Zustand. Dann werden beide Aufnahmereihen auch unterschiedlich klingen. An der Raumgeometrie hat sich dabei nichts Wesentliches geändert, und doch ... aber woher soll so ein (Raummoden-) Berechner das auch wissen :rolleyes: Wollte man das wirklich nachbilden, käme man um eine 4D-Simulation (3xRaum, 1xZeit) nicht herum, mit vielen für den Raum "vor Ort" unbekannten Parametern, die das (betrachtete) Verhalten von Wänden, Oberflächen, Nachbarräumen, Fellen, Trommeln, Luft, nichtlinearen Effekten (Fell, Biegewellen auf Wänden und Decken usw.), Anordnungen usw. beschreiben müssen.


    Insofern ist Wolfstrokes Vorschlag der bessere Weg: Versuch macht kluch ... sogar klüger ^^

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

    3 Mal editiert, zuletzt von MS-SPO ()

  • Die Idee vom Video finde ich gut, weil dieses gerade bei "Neulingen", die ihr Set irgendwo in den Raum stellen, zum Nachdenken anregen kann (und hier immerhin eine Diskussion in Gang setzt). Wer schon einmal in unterschiedlichen Räumen seit Set stehen hatte, bzw. in unterschiedlichen Räumlichkeiten Auftritte hatte, wird natürlich merken, dass die Positionierung im Zusammenspiel mit der Raumgröße und -beschaffenheit den Klang immens verändern kann und dass eine Drehung des Sets im Raum um ein paar grad oder ein Verrücken um einen Meter zu merklich anderen Klangergebnissen führen kann. Die Mirkofone lassen wir mal außen vor. Rein akustisch, also das, was die Ohren hören, kann es da sehr weit auseinandergehen. Man nehme z.B. einfach mal eine Snare, ein paar Besen und spiele die Snare im Bad, in der Küche, im Schlafzimmer, im Wohnzimmer und draußen auf der Terrasse. Die Unterschiede, wie hart, weich, trocken, nass, laut und leise das instrument wirkt, sind teils immens.


    Ich mache es seit langem so, dass ich aufgrund diverser lauernder akustischer Überraschungen für gewöhnlich zwei Snares zu Gigs mitnehme (Ich kenne halt nicht alle Bühnen mit ihren Charakteristiken aus dem Effeff). Eine Metallsnare, eine Holzsnare nehme ich mit und dann nehme ich die, die mit dem Raum und der Positionierung des Sets am Ende (nach Rücksprache mit dem Tontechnicker) besser im musikalischen Kontext harmoniert. Diesen Ansatz fanden die Tontechniker bislang immer gut, denn es macht auch ihnen die Arbeit dann und wann ein wenig leichter.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Ich als Anfänger find das wirklich ziemlich interessant, und es macht mir noch deutlicher bzw. weiß ich jetzt, dass es auch stark an der Positionierung liegt, warum das bei einem meiner "Proberäume" so besch.... klingt.... einzig, ich kanns kaum/nicht ändern. Das wird wohl meistens das Problem sein. Aber wenn man mal weiß, dass es ned an den Trommeln liegt oder an sonst was, ist das auch schon mal gut.
    Danke fürs Zeigen! :thumbup:
    Auch die Idee von Moe, 2 Snares zum gig mitzunehmen, find ich interessant.
    All diese Infos/Erfahrungswerte lösen bei mir zwar erst mal ein "Pfuh..." aus (im Sinne von auf-was-man-nicht-alles-achten-muss-und-was-alles-einfluss-hat), aber es erweitert - wie vieles hier im DF - wieder mal mein theoretisches Wissen :D

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • Danke für das teils doch positive Feedback.


    Es geht mir in meinem Videos eigentlich nur darum, leicht verständlich und ohne großartig Theorie oder Fachgelaber Tipps und Beispiele für die Aufnahmen Zuhause zu geben. Ich selbst habe mir noch nie großartig über die Position im Raum Gedanken gemacht oder eben dann nur auf Anweisungen anderer gehört. Hätte ich das schon früher selbst getestet und dokumentiert, hätte ich wahrscheinlich manchmal bessere Ergebnisse erzielt als nur durch "gut Glück" eine gute Position im Raum zu treffen.



    Ich als Anfänger find das wirklich ziemlich interessant, und es macht mir noch deutlicher bzw. weiß ich jetzt, dass es auch stark an der Positionierung liegt, warum das bei einem meiner "Proberäume" so besch.... klingt....


    Was ich an dem Ergebnis mindestens genauso interessant wie den unterschiedlichen Klang, Low-End und Attack der Trommel finde, ist die unterschiedliche Ansprache und Sustain vom Snare-Teppich. Manchmal klingt er nur sehr kurz und an manchen Stellen im Raum raschelt er was das Zeug hält. Dies könnte ein guter Anhaltspunkt sein für alle, die Probleme mit mit einem (zu sehr) schnarrenden Snare-Teppich haben, denn wie man sieht kann das auch durch eine ungünstige Position im Raum ausgelöst werden.


  • Ich denke ich zeige Anfängern oder Einsteigern in dem Video sehr gut, dass es sich lohnt eben genau das zu tun: try and error und eben nicht blind auf so allgemeine Aussagen wie „in den Ecken sammelt sich der Bass“ o.Ä. zu hören.


    Blindes Vertrauen ist nie gut. Aber die Bässe "sammeln" sich tatsächlich immer in den Raumecken. Insofern kann man sie dort auch am besten zähmen.


    Allgemeingültig lässt sich übrigens sagen, dass die Klangeigenschaften des Raums selbst und eben dessen akustische Optimierung weitaus mehr ausmachen als eine moderate Positionsänderung. Also nicht gerade, die Snare wie in Deinem Video direkt in die Ecke zu stellen.
    Dazu kommt eben die heutzutage übliche Nahmikrofonierung. Und der Klang des Instruments selbst, die Spielweise, die Mikrofonierung und vor allem die Nachbearbeitung (mit der man auch schnell viel kaputt machen kann).


    Ich sage das nur, weil mir immer wieder aufgefallen ist, dass wesentliche Zusammenhänge außer Acht gelassen werden bzw. die Prioritäten einfach aus Unwissenheit heraus falsch gesetzt werden.

  • :thumbup: …..inkl. diverser Maßnahmen im Raum selbst, die sich hauptsächlich, bessser Gewichtiger bei Raumaufnahmen und nicht Nahmikrofonierung auswirken.

    das ist doch der Generell entscheidende wichtige Unterschied. Ich weiss nicht warum das bei der ganzen "Diskussion" so gut wie Keine Beachtung findet (kommt mir zumindest so vor.)
    Wen ich jemanden Nah ins Ohr Brülle (besser noch von einer zweiten Person, dann in Beide), juckt mich dass nicht die Bohne ob ich das im kleinen, quadratischen , rechteckigen, gedämpften dreieckigen runden, möblierten Raum, oder im Freien mach wenn grad ein Düsenjet im Tiefflug drüber rast. Weil der nahe Brüller ins Ohr, besser noch in beide Ohren, ganz einfach ausgedrückt ohne viel Wellenausbreitungswissen und Messungen, Know How etc., alles andere sowieso an Umgebungs, - Oder - Raumgeräuschen übertönt.


    Was erwartet man denn dann im Vergleich von einem "simplen Mikrofon".



    Imho:Nicht selten wird Alles in einem Topf geworfen, ohne zwischen grundlegende Gegebenheiten, als auch Ansprüchen/ Zielsetzungen zu differenzieren.
    Zur Erinnerung in der Überschrift steht Aufnahme. Als im Raum befindlich spielende Person ist dann wieder eine andere Geschichte.


    @ Wolfstroke
    Das Video find ich gut, Allerdings vom Ergebniss nicht wirklich überraschend.
    Nach der Meinung wurde gefragt:
    Einen wirklichen entscheidenden hörbaren Unterschied kann ich nicht fesstellen, im Kontext mit anderen Instrumenten/Band mit Sicherheit noch weniger.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



    Einmal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • Dies könnte ein guter Anhaltspunkt sein für alle, die Probleme mit mit einem (zu sehr) schnarrenden Snare-Teppich haben, denn wie man sieht kann das auch durch eine ungünstige Position im Raum ausgelöst werden.


    Zutreffend. Nicht immer hängt das von den angrenzenden Toms oder den Mitmusikern ab. Die Welt ist komplex. 8)

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • orinocco:


    Also ich finde der Unterschied ist sehr deutlich zu hören. Versuchs mal mit inear oder headphones falls du das nicht eh schon gemacht hast. Ich habe zwar bewusst darauf verzichtet im Video Analyser-Screens zu vergleichen aber da würde man den Abfall des Bass Bereichs und die gesamten Lautstärke-Unterschiede auch nochmal sehr gut sehen. Vielleicht poste ich das nochmal die Tage :)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!