Gigs, Gage, Hut

  • NEVER EVER :thumbdown: Kinder von reichen Eltern machen das, die müssen das eh nicht selber bezahlen und die spielen für's eigene Ego und nicht aus Spaß an der Musik X( Genau die nehmen den richtigen Musikern die Auftritte weg.

    Das ist nur bedingt richtig. Wer bekannt werden und seine Band professionell betreiben möchte, muss in diesen sauren Apfel beißen. Das ist mittlerweile Gang und Gebe. Wenn du dich mit deiner eigenen Musik in einer Szene bekannt machen willst, gehst du als Vorprogramm einer entsprechenden größeren Band auf Tour. Wenn du deine Band nur als Hobby betreibst, kannst du das natürlich selbst entscheiden, wobei reiche Eltern dort wiederum helfen ;) Ich finde es allerdings wichtig bei dem "pay to play"-Thema die HIntergrunde und Absichten zu differenzieren.


  • Nein, der Vergleich hinkt ganz gewaltig. Wenn Du Dich auf eine Bühne stellst und Musik machst, erbringst Du für den Wirt/Veranstalter und das Publikum eine Dienstleistung. Und die ist etwas wert.


    Ja, aber:
    Was ist denn die Dienstleistung?


    Für den Wirt: Die Bude voll machen, damit viele Leute viele Shoppen trinken und Speisen konsumieren.
    Die Dienstleistung für den Wirt besteht darin, dem Wirt mehr Publikum anzulocken als ohne Band, das dann auch noch dableibt und ordentlich konsumiert.


    Für das Publikum: Einen unterhaltsamen Abend bereiten.
    Dass man mit den Kumpels sich gut unterhalten kann, in gute Stimmung kommt und nette Mädels kennenlernt.
    Dass man als Neuling in einer Stadt den ein oder anderen Kontakt knüpfen kann, oder sein Alleinsein für einen Abend vergisst.
    Dass man für einen Abend lang mal den Berufsstress vergessen kann und Spaß haben kann.


    Was ist diese Dienstleistung wert?


    Für den Wirt: Vielleicht die Hälfte des Zusatzkonsums (Gewinn), der dem Live-Act zuzuordnen ist.
    Wenn die Bandgage all den Zusatzgewinn auffrisst, lohnt es sich auch für den Wirt eher nicht, höchstens mal aus Imagegründen dann und wann mal. Bringt die Band dem Wirt weniger ein als ein "ganz normaler Abend" ohne Live-Musik, dann war es eine Minus-Dienstleistung... ein Zuschuss-Geschäft für den Wirt.


    Für das Publikum: Schwierig in Geld abzurechnen.
    Wenn eine Berühmtheit ein schlechtes Konzert spielt, ist das für die Fans immer noch interessanter, als wenn ein paar unbekannte Hanseln übliche Oldies, Top-40 oder die abgenudelten irischen Stimmungslieder runternudeln. Vor allem, wenn es nicht so richtig super gut ist, und nur fast so gut wie von Platte (CD, MP3) ist. Dann macht ja der DJ noch mehr Stimmung...
    Interessanter ist es, wenn die Band eine gute "Playlist" hat, also lauter Songs im Repertoire, die zwar alle kennen, die aber kaum gespielt werden, aber trotzdem gut sind und richtig grooven. Und vieleicht sogar in einer besonderen eigenen Version gespielt werden.
    Oder aber, wenn sie eigene Songs haben, die obgleich unbekannt, direkt mit dem Publikum funken und funktionieren, weil sie musikalisch gut sind, und der Text für das Publikum relevant ist und es anspricht. (Aber dann steht man eh kurz vor "weltberühmt"...)
    Was aber ist sowas dem Publikum wert? Was es in den Hut wirft? Eintritt bezahlt man vorher, ohne zu wissen, was einen erwartet. Ausser, man ist als Band schon zumindest lokal in seiner Stadt berühmt genug...



    Was ist keine Dienstleistung?
    Anfahrt, Abfahrt, Aufbau, Abbau, Proben, Übungsraummiete, Instrumente, Jahrelanges Üben, PA Anlage. Dafür bezahlt zu Recht niemand was.



    Wer als Musiker oder Band denkt, er würde eine geldwerte Dienstleistung erbringen, der soll seine Konzerte doch selber veranstalten und den ganzen Gewinn selber einstreichen. So, wie - glaub ich - die Schlagersängerin Andrea Berg, die sich in München den Zirkus Krone Bau für ein paar Konzerte auf eigene Kappe gemietet hatte. Und damit auch Erfolg hatte.



    Wäre irgendeine mittelgute Liveband Garantie dafür, dass der Wirt seine Bude voll bekommt; wären Kneipen ohne Live-Musik an dem Abend leer und tot; so würde jeder Wirt Bands für Gage engagieren. Jedes Wochenende.


    Offensichtlich ist es wohl nicht so. Oder, das Angebot ist größer als die Nachfrage auf dem Markt.


    Wenn Profis, die davon leben müssen, und entsprechend ausgebildet sind und deutlich mehr üben können (weil, kein Tagesjob), und deswegen eigentlich deutlich besser als jegliche Amateure sein müssen, nicht deutlich mehr Zuschauer ziehen als Amateurbands, dann kann man das ja kaum den Amateurbands vorwerfen.



    Gruss

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Musik machen ist mein Hobby, ein Hobby kostet Geld. Immer.
    Selbst wenn mal (selten genug) Geld reinkommt, ist das über's Jahr gesehen deutlich weniger als ich ausgebe für mein Hobby.


    Wenn mehr Geld übrig bleibt als ich ausgebe, ist es kein Hobby mehr (sieht das Finanzamt auch so).
    Wenn wir für umme oder den Hut spielen, gibt uns das die Freiheit, zu machen was wir wollen und was uns Spaß macht.
    Wenn ich Dienst leiste, bin ich nicht frei und der Spaß ist meist auch nicht so dolle.
    Dienstleistung ist nicht mein Hobby, Musik machen ist mein Hobby ...

  • .... also sorry, aber IMMER WIEDER Anfragen - aber KEINE Buchungen.......... und dann ca.10%..
    Also vorher 500 und dann bei 450 gings - bzw. 3000 und dann bei 2700 gings...


    Ich hab die Erfahrungen in meiner Band vor über 10 Jahren ähnlich gemacht. Und bekomme es heute bei ner ganz anderen Combo, ganz anderen Gigs und auch anderen Größenordnungen wieder so mit.
    Glaube es mir oder glaube es nicht. Ob jetzt 450 und 500 oder 5000 und 4500 ist doch egal. Bei 450 € ist es der Wirt, der gerne den Abend lieber 50 € mehr in der eigenen Tasche hat und bei 4500 € eben die Agentur.


    Und bei aller Liebe: Augen auf sowohl bei Hobby- als auch bei der Berufswahl.

  • Burkie: Bin vollkommen bei Dir.
    Der Punkt über den ja immer wieder diskutiert wird, sind Kosten und Zeit die ein Musiker investiert, damit er die Dienstleistung erbringen kann. Die muss er - spätestens wenn es eine Gewinnerzielungsabsicht gibt - in seine Gage einpreisen.
    Nur bekommt man eben in der Regel nicht die Gage die man gerne hätte oder sich auf dem Bierdeckel ausgerechnet hat, sondern die Gage, die Kunde/Gast/Wirt/Agentur/Unternehmen bereit ist zu zahlen.

  • Burkie: Bin vollkommen bei Dir.
    Der Punkt über den ja immer wieder diskutiert wird, sind Kosten und Zeit die ein Musiker investiert, damit er die Dienstleistung erbringen kann. Die muss er - spätestens wenn es eine Gewinnerzielungsabsicht gibt - in seine Gage einpreisen.
    Nur bekommt man eben in der Regel nicht die Gage die man gerne hätte oder sich auf dem Bierdeckel ausgerechnet hat, sondern die Gage, die Kunde/Gast/Wirt/Agentur/Unternehmen bereit ist zu zahlen.



    Hallo,


    das eine ist, der Musiker rechnet seine Investitionen (Übungsraum, Instrumente und Anlage) zusammen, und denkt sich daraus eine Gage aus.


    Der Wirt aber überlegt sich folgendes:
    Ohne Band habe ich 50 Gäste am Abend und 800€ Umsatz.


    Mit Band hab ich 40 Gäste und 400€ Umsatz und muss davon noch Gage von 500€ bezahlen, und hab noch den Papierkram mit der Gema.
    Für den Wirt ist so eine Band also keine Dienstleistung, sondern eine Belastung.


    Damit sich das ganze für den Wirt lohnt, muss eine Band also (in unserem Beispiel) mehr als 1300€ Umsatz generieren, erst dann lohnt sich das finanziell für den Wirt und ist eine Dienstleistung der Band.
    Also muss die Band 82 Leute ziehen, die genauso viel konsumieren, wie die 50 Gäste ohne Band. Oder eben 100 Leute, wenn jeder nur 2 Schoppen trinkt.


    Diese 100 Leute muss er aber erstmal in seiner Kneipe unterbringen; und soviel Leute will eine Band auch erstmal ziehen.




    Umgekehrt: Ist die Kneipe jeden Abend praktisch leer, 3 bis 5 Hanseln, die 2 Schoppen und ein Schnapps trinken, das macht 50-80€ Umsatz.
    Bringt dann eine Band eine halbvolle Kneipe, 50 Gäste die insgesamt 800€ Umsatz machen, dann kann die Band guten Gewissens auch auf 400-500€ Gage bestehen, da hat sie dem Wirt trotzdem noch zu einem Mehrumsatz verholfen.
    Solche Kalkulationen wird der Wirt natürlich der Band nicht offenlegen. Da muss der Manager der Band eben selber recherchieren..



    Ich will da gar nicht die Musik entwerten.
    Bei einer Hochzeit oder Gala, zu der eine Band fest dazugehört, können die Musiker dann wahrscheinlich auch entsprechende gute Gagen verlangen. (Natürlich müssen sie dann auch passendes spielen; 3-4 Stunden Programm bunt gemischt, usw.)



    Der finanzielle Wert der musikalischen Dienstleistung der Band bestimmt sich aus dem Publikum, dass sie zieht. Also, aus ihrer Beliebtheit.
    Das muss man sich als Musiker immer wieder vor Augen halten.



    Gruss

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Ich glaube im Amateur-/Hobbybereich braucht man sich wohl kaum Gedanken darüber machen, soviel Geld auf Gigs zu erwirtschaften, dass es für alle Kosten reicht, also An-/Abfahrt, Instrumente, Ü-Raum, Zeit etc..


    Man muss das Ganze ja auch nicht unbedingt als "Dienstleistung" per se begreifen, denn es ist ja auch für die Hobbyisten eine Form der Selbstverwirklichung. Durch dieses "Gig-Dumping" wird bzw. wurde bereits aber leider der Markt (auch für andere Bands) auf Dauer kaputt gemacht. Es führt dazu, dass der Musik, der Kreativität nicht mehr genug "Wert" beigemessen wird - DAS ist Schade. Und es führt dazu, dass die Vielfalt flöten geht, denn die Bands und Musiker, die Geld verdienen MÜSSEN, können fast nicht mehr anders als auf den Zug der Massen aufzuspringen.


    Sven Regener in seiner bekannten Wutrede in einem Interview sagte: "Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert".


    Ich habe selbst mit exzellenten Musikern zusammengespielt, die keinen Cent postiv erwirtschaftet haben. Ich war mal auf einen Metallica-Konzert ... gut, in erster Linie weil die Vorband damals Queensryche zur Zeit der Operation Mindcrime war. Queensryche war geil in Sound und Spielqualität, aber bei Metallica bin ich nach 3 Songs aus der Halle geflüchtet. Miserabler Sound und miserabel gespielt, da waren viele Garagenbands besser. Das war auch bisher das einzige Mal, dass ich ein Konzert vorher verließ. Auf Hut gespielt hätte ich mir da vielleicht noch überlegt ein wenig was zu geben für die aufgewendete Zeit und den "Versuch", aber mit Sicherheit nicht für die Leistung als Musiker.


    Es gibt also einige erfolgreiche Musiker, die über nur eingeschränkte Qualität verfügen und trotzdem viel Geld damit verdienen. Ich will nicht sagen, dass dieses oder jenes "schlechte" Musik ist, denn das liegt nun in erster Linie im Auge (vielmehr im Ohr) des Betrachters - der kommerzielle Mainstream, der z. B. so im Radio gespielt wird, geht mir so auf den Nerv, dass ich das meist schnell wieder ausmache.
    Und die Bands in wohl allen Regionen Deutschlands, die am meisten Geld verdienen bei Gigs sind meist: Coverbands in Festzelten oder bei größeren lokalen Events. Da gibt es viele gute Musiker drunter, die das eben nur machen, um damit genug Geld zu verdienen, damit sie sich ihre Kreativität "leisten" können. Und es gibt dann auch die Coverbands, die am Abend für 4-5 Festzelt-Stunden 2.000 Euro abgreifen und dabei nur mittelmäßig sind - dem gegenüber stehen exzellente und kreative Bands, die für 200,- Hut in einem Club spielen.
    Klar, im Bierzelt wird auch mehr verdient, da kann der Veranstalter mehr zahlen, in einem Club geht das nicht. Man kann also die reine Qualität einer Band und die "Entlohnung" nicht festmachen, es ist abhängig von vielen Faktoren.


    Was dabei nun auch nicht heißen soll, dass ich mich selbst als "besser" erachte, ich empfinde mich eher als leider nur mittelmäßig talentierten Musiker.
    Ich fände es einfach gut, wenn es sich gesellschaftlich wieder mehr durchsetzt, dass Musik, das Kreativität, das Kunst einen Wert hat und Leute (Veranstalter wie Konsumenten) bereit sind, dafür auch gerne was bzw. wieder etwas mehr zu geben.



  • I
    [size=10]Sven Regener in seiner bekannten Wutrede in einem Interview sagte: "Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert".


    Ja,


    aber was ist ein Künstler? Ein Sven Regener, der seinen Singsang wie Sauerbier anpreisen muss und nicht loswird? Oder ist das nur ein "eingeschnappter" Hobbymusiker, der keinen richtigen Erfolg hat?


    Bloß technisch gut zu sein, macht einen ja nur zu einem mehr oder weniger schlecht austauschbaren Handwerker. Der sich auf Studioaufnahmen gegen Midiprogrammierung und live in der Cover- oder Begleitband gegen Drummaschine durchsetzten muss. Und, natürlich, gegen andere gute Handwerker.


    Künstler wird der Musiker erst durch eine Kreativität. Dadurch wird er unverwechselbar und auch nicht mehr austauschbar, jedenfalls nicht so leicht.


    Wie aber wird Kreativität bewertet? Ich denke, letztlich durch den Zuspruch des Publikums. Wie sonst?


    Gruss

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Die Rechnung von Burkie geht nicht so ganz auf, denn
    Umsatz ist nicht gleich Gewinn. :)


    Unterstellen wir mal frech, dass der Wirt 30 Prozent
    des Umsatzes als Gewinn verbucht (wahrscheinlich
    wollen jetzt alle Wirt werden), dann sieht's wie folgt aus.


    Im obigen Rechenbeispiel macht jeder der 50 Gäste
    16 Euro Umsatz. Das ergibt die ausgewiesenen 800 Euro.
    Bei einem Anteil von 30 % ergibt das 240 Euro Gewinn vor Steuern.


    Zahlt der Wirt jetzt 500 Euro Gage, braucht er 154 Gäste, die
    einen Umsatz von rd. 2.460 Euro bringen, damit das Spiel Null
    auf Null aufgeht. Schaffen Band und Wirt es, dass von den
    154 Gästen ein Eintritt von knapp 3,50 Euro gezahlt wird -
    was absolut lächerlich ist -, dann finanziert sich die Band
    über den Eintritt und der Wirt macht 740 Euro Gewinn.


    Locations, die nur ab und an Veranstaltungen durchführen,
    tun sich mit Eintritt oft schwer, weil sie Angst haben, dass
    keiner kommt. Das macht die Situation für Bands schwierig.
    Der entscheidende Punkt ist: Zieht die Band so viel Publikum,
    damit alle glücklich werden. Das ist banal, aber so einfach ist
    manchmal die Welt.


    Anders sieht es aus, wenn man es mit Clubs zu tun hat, die
    regelmäßig Veranstaltungen durchführen, die wissen wie das
    Geschäft funktioniert und sich an die Gepflogenheiten
    des geschäftlichen Umgangs in Mitteleuropa halten.


    Ticketpreis 15 Euro, abzüglich Vorverkaufsgebühr von zwo Euro
    macht 13 Euro. Bei 250 Zahlenden macht das brutto 3.250 Euro.
    Davon gehen ca. 300 Euro weg für der hauseigenen PA (Miete und
    Personal) bleiben 2.950 Euro. 60 Prozent für die Band
    macht 1.770 Euro. Bei sechs Musikern macht das 295 Euro
    je Person. Das ist für eine Hobbyband natürlich okay. Das
    Problem ist: Wie oft schafft man es, 250 Leute zu ziehen,
    die 15 Tacken auf den Tisch legen? Wenn man davon Leben
    will, muss man das verdammt oft schaffen, sonst wird es
    ziemlich schwierig mit der Miete.


    Ach ja und noch was: Niemand macht irgendjemand einen
    Markt kaputt. Von wegen Amateure und Profis....
    Das IST der Markt.


    fwdrums

    nontoxic: kurze lange CD-Pause

  • Die Rechnung von Burkie geht nicht so ganz auf, denn
    Umsatz ist nicht gleich Gewinn. :)


    Du hast recht,
    ich wollte es mir einfacher machen.
    Aber ich glaube, insgesamt ist ja die Idee, wie sich eine Bandgage aus dem Konsum und der Anzahl der Gäste (wenn kein Eintritt kassiert) wird, finanzieren könnte.


    Letztlich ist das die Dienstleistung, die die Band dem Wirt, der dafür bezahlt, erbringt.


    Und ja, mit Eintritt ist das so eine Sache, besonders bei Läden, die zwar Stammpublikum haben, aber nur selten mal Livemusik.


    Gruss

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Welches Szenario wählst Du?
    - Toller Gig vor großem Publikum für 0 Euro Gage.
    - Mittelmäßig langweiliger Gig ohne Resonanz im Publikum für 350 Euro Gage.


    Das ist natürlich sehr schwarz-weiß. Aber im Grunde geht es auch um solche Fragen: Wofür mach ich den ganzen Kram eigentlich?
    Und es gibt genug Veranstalter die genau wissen, dass sie mit tollen Rahmenbedingungen (Bühne, Technik, Publikum, PR, Backstage, Bierkühlschrank) Bands bekommen, die ansonsten einen Sack Dukaten mehr verlangen.

  • Interessanter Beitrag. Wenn ich mir die Beiträge so ansehe, und splitterhaft herausziehe ...

    Ich spiele selbst in einer Band, die eigenes Zeug produziert. Die Resonanz aus dem Publikum zeigt uns, dass wir sehr unterhaltsam sind.


    Wir wollen nicht nur im Proberaum bleiben und anderen an unseren Ergüssen teilhaben lassen. Nimmt man damit den Profis etwas Butter vom Brot?


    Aber ich glaube, insgesamt ist ja die Idee, wie sich eine Bandgage aus dem Konsum und der Anzahl der Gäste (wenn kein Eintritt kassiert) wird, finanzieren könnte.

    ... dann bleibt da sinngemäß etwas wie: "Musik macht Spaß. Ich/wir zeigen das auch gerne. Es sollte dann auch etwas dafür herumkommen." Daher folgender Gedankenanstoß.



    Dem Einen oder der Anderen fiel wohl schon auf, dass ich gerne so vorgehe, dass man auch da ankommt, wo man hinmöchte. Methodisch halt. Aber nicht so, wie ich es gut finde, sondern so, wie es Anderen in ähnlicher Lage sicher gelang. Das trennt Methode von Methode: Irgendwelche von denen mit Ergebnis. Gerade in einem Umfeld, wo Musik und Musiker alles andere als Mangelware zu sein scheinen.


    Falls "Musik macht Spaß. Ich/wir zeigen das auch gerne. Es sollte dann auch etwas dafür herumkommen." der interessante Kern dieser Diskussion ist, dann kann ich bei Interesse einmal ein dazu passendes Vorgehen beschreiben: Von diesem Wunsch ("Musik") zum Ergebnis (z.B. Geld oder Ruhm oder ...). Wenn's für viele interessant ist, vielleicht am besten in einem neuen Thread, oder sonst halt im Einzeldialog.


    Besagter Weg ist erprobt, er ist universell anwendbar, die konkrete Ausdeutung ist immer wieder individuell anders. Das ist in der Analogie wie mit den Worten und den Sätzen, oder wie mit den Noten und der Musik: Bildet sich nach klaren und bewährten Regeln, klingt immer wieder anders, je nachdem, wer was wie in welcher Lage mit welchen Möglichkeiten ausdrückt. Insofern können die individuellen Antworten jenseits der hier bereits erwähnten "Standards" wie Wirt, Festzelt, Veranstaltung usw. liegen.


    Und weil dann eine Frage in der Luft liegt, hier die Antwort: Ich bin der Nette, der Teilende, in ähnlicher Lage.


    Also: Einmal ausführen oder nicht?


    Grüße, Michael

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Oh, Missverständnis, wir nehmen gar kein Geld, weder als Eintritt noch als Gage vom Wirt. Wir lassen maximal den Hut rumgehen und jeder gibt, was er/sie möchte.
    Aus genau diesem Grund: Lieber ein toller Gig bei voller Hütte als nur 10 zahlende traurige Hanseln. Die bringen niemandem Geld und Stimmung auch nicht.

  • @MS-PDO,


    bitte führe gerne aus.



    Gruss

    "Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." - Walter Lübcke, 22. 8. 53 - 2.6.19, ermordet.

  • Wenn man irgendwem irgendeinen Mehrwert generiert (Einnahmensteigerung, gute Unterhaltung, positive Werbung,...) ist eine Gage, in welcher Form auch immer, gerechtfertigt. Auch wenn der Vortrag künstlerisch wertvoll ist (Kunst und Kommerz kann ja schon mal im Widerspruch stehen), kann eine Gage angemessen sein (wer auch immer das definiert).
    Man muss aber ganz ehrlich sagen, dass viele Auftritte von Bands keinen wirklichen Mehrwert für andere haben. In dem Fall spielt man den Gig im Wesentlichen für sich selbst. Das ist dann reine Hobbyausübung. Für diese Band / den Auftritt zu bezahlen ist dann Unterstützung und Förderung der Band. Das kann man sicher nicht einfordern.


    Die Schwierigkeit ist sicher, sich selbst richtig einzuschätzen.

    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

  • Burkie,
    ok, dann versuche ich einmal eine möglichst knappe Ausführung. Na ja, halb-knapp, denn sonst ist es zu kurz, und mit einem fiktivem Beispiel, orientiert an realen Fällen ohne Musik.


    Wie sagte einst Charlotte Stein zu Goethe: Bitte verzeih meinen langen Brief - ich hatte wenig Zeit.



    Am Anfang steht, wie so oft, ein Ziel, eine Vision.


    Das Ziel kann materiell ausgerichtet sein, oder immateriell (wir möchten andere Musizierende unterstützen bei ...), also eigennützig, uneigennützig oder gemeinnützig sein.



    HELIKOPTERSICHT:


    Das Ergebnis, mit dem dieses Ziel hier erreicht wird, ist eine Stärkenspezialisierung auf eine geräumige Nische.


    Das schrittweise Entdecken der eigenen Nische geht über die bereits vorhandenen Stärken (eigene, Band, Beziehungen, Geschichte, Leidenschaften usw.) und die dazu passende Leidenszielgruppe. Die Geräumigkeit ergibt sich aus einem Überstrahleffekt: Auch die "Nachbarn" der Leidenden leiden ... unter einem bislang ungestillten Problem, mit mehr oder weniger existentieller Bedeutung für diese Menschen.



    DER WEG DAHIN ...
    ... durchläuft 6-7 Schritte fortschreitender Konzentration und Zuspitzung:


    1. Beste Stärken
    2. Dazu passende Spezialisierung
    3. Dazu passende (kleine bis sehr kleine) Leidenszielgruppe


    4. Das brennendste Problem dieser Menschen


    5. Die gemeinsame Erarbeitung eines vorakzetierten Lösungskonzepts
    6. Die Kooperation zur Umsetzung und "Lieferung"


    (7. Schritt zu dauerhaftem Erfolg)



    KOMMENTARE DAZU:
    Diese 6-7 Schritte klingen logisch und bekannt, und sind doch in dieser Form so gut wie unbekannt. 2 wichtigen Unterschieden begegnet man bereits in Schritt 1.


    1.1 Es geht um STÄRKEN, nicht um Schwächen. Fokus ist: Darin bin ich, sind wir bereits heute gut bis sehr gut im Vergleich zu anderen. Das ist ein fest eingebauter Vorsprung, der von Mitbewerbern schwer bis gar nicht nachzuahmen ist.


    1.2 Jede/r von uns könnte ohne Weiteres einen langen Schwächenkatalog aufführen. Aber: "schwach" aus welcher Perspektive? Die für dieses Vorgehen einzige bedeutsame Schwäche steht überhaupt erst in den Schritten 5 und 6 fest, nicht eher ... Wozu also jetzt einen Schwächen-Ballast herumtragen?


    2.1 Die Echosteuerung. Schritt 1 ist der einzige, in dem man "Planung am grünen Tisch" betreibt. Das ist praktisch nötig. Mache ich weiter "grüner Tisch", dann sage ICH, was "stark" und was "schwach" ist ... das bleibt dann "grüner Tisch" mit begrenzten Ergebnissen.


    2.2 Der Vorschlag in diesem Verfahren ist, diese Entscheidung einer Art Jury zu überlassen, d.h. der im Moment relevanten sozialen Umwelt. Also Menschen, die, hier die lange Liste möglicher Stärken, aus mehreren Perspektiven und Erfahrungen einschätzen können. Erfahrungsgemäß überwiegen dabei ehrliche absichtslose Einschätzungen, und unerwartete Einsichten sind die Regel.


    Damit entflieht man den Elfenbeintürmen und steht mitten im Leben.


    Von hier an orientiert man sich nur noch an diesen Echos. "Grüner Tisch" ade.


    Als Kontrast: Marketing-bla-bla macht das alles "selbst" ... und hat und erhält praktisch keine belastbaren Orientierungspunkte. Jedenfalls rückblickend beurteilt, nach dem Scheitern.



    DER SPRINGENDE PUNKT:
    Schritte 1 bis 4 führen schrittweise über die Echosteuerung zu DER kleinen Gruppe Menschen, die ein für sie möglichst bedeutendes ungelöstes Problem haben, das mit meinen/unseren Stärken aus dem Ende von Schritt 1 zusammenhängt.


    Rückblickend wird man das oft so beschreiben: Stärken und brennendstes Problem zogen einander an. Will heißen: Der rastlose Anwender sammelt, sichtet, erkennt, grenzt ein, spricht an ... bis er vor dieser Handvoll ernsthaft an einer richtigen Lösung Interessierter steht.


    (Das sind dann Menschen aller Demographien, aber mit ein und demselben ungelösten LEIDEN ...)



    UNAUSWEICHLICHER ERFOLG ...
    ... stellt sich ein, weil a) bestimmte - und uns jetzt durch die Vorarbeit wohlvertraute - Menschen ein für sie extremes ungelöstes Problem haben und b) weil genau diese am Lösungskonzept mitarbeiten, bis sie sagen "ok, GENAUSO brauchen wir das: lieferst Du dann bitte gestern? ..."



    AUCH DIE KOOPERATION ...
    ... läuft anders, als man es aus BWL oder Unternehmen kennt.




    FIKTIVES BAND-BEISPIEL:
    1. Beste Stärke: 3 Bandmitglieder, die außergewöhnlich gut Musik hören und notieren können (soziales Echo)


    2. Spezialgebiet: am aussichtsreichsten stellt sich nach Gesprächen heraus, dass für die "Notation von Gehörtem" Bedarf bestehen könnte ... das erste Nischen-Echo ...


    3. Leidenszielgruppe: aus Gesprächen und Feedback(echos) zeigte sich, dass zwar Hobbymusiker, Big Bands u.a. daran Interesse hätten, aber Coverbands ohne Zugriff auf fertige Noten immer wieder ein reges Interesse für so etwas bekundet haben. (Problem-Echo)


    4. Brennendstes Problem: die 5 Coverbands aus der Zusammenarbeit erkennen Rhythmen in der Regel gut, tun sich aber tonal schwer, also bei Melodie, Akkorden und Akkordfolgen. Man kann zwar trommeln wie Song X, aber ohne Töne ist es nichts ... Ende Gelände für die 5 Coverbands. (Engpass-Echo)



    5. Gemeinsames Lösungskonzept: umfasst einen Ablauf, wie Musikstücke ausgewählt werden, in welcher Reihenfolge am schnellsten alle Stimmen erarbeitet und ausnotiert werden, und wer das wie machen kann. man findet es gut, erst schnell eine ad-hoc Checkliste für diesen Ablauf zu haben, die nach und nach durch eine App übernommen wird. (Akzeptanz-Echo)



    6. Kooperation: als relevante SCHWÄCHEN zeigen sich erst jetzt: a) es fehlt ein Tonaler, b) es fehlt ein App-Programmierer. Diese 2 Leute finden sich aus einer großen Schar von Bewerbern, weil sie a) zum Team aus Schritt 1 und 4 passen, b) weil sie sowieso tonal umsetzen und sowieso Apps programmieren, c) weil sie auf diese Weise praktisch 0 € Kosten verursachen und bereit sind, den zukünftigen Gewinn nach einem akzeptierten Verteilungsschlüssel aufzuteilen (der Reinvestitionen zur weiteren Befeuerung enthalten kann).


    >>> Nun setzt mit der Erstauslieferung eine rege Nachfrage ein. Immer mehr Menschen entdecken, dass das auch für sie eine tolle Lösung ist. Her damit ! Jetzt ! (Auch eine Big-Band hat's haben wollen ...)


    >>> Das einströmende Geld reinvestieren alle zu Prozentsatz X und verfrühstücken den Rest (3 Bandmitglieder, 1 Tonaler, 1 Programmierer, also Rest / 5, verabredet mit kleinem Bonus für die Band). Kosten: immer noch nahe 0 €, wegen sowieso-so-da.


    >>> Leidenszielgruppe (Coverbands ohne Notenzugang) und die 3 Bandmitglieder kommen überein, einige gemeinsame Auftritte zu wagen: aus Dankbarkeit, für ein wenig Werbung und aus ganz viel Spaß an der Musik. Und das Geld strömt ... und der Spaß bleibt ...



    7. Dauerhaftigkeit: WEIL wir unsere Stärken kennen, den Leidenden "im Kopf spazieren gehen können", immer mehr Echos hereinkömmen ... erahnen, sehen, arbeiten wir den nächsten Engpass dieser Menschen heraus ... und gehen am besten schon einmal wieder nach Schritt 1 ...



    REALE BEISPIELE:
    * Unternehmen Würth
    * Unternehmen Kärcher (nach der Spezialisierung auf Reiniger)
    * ein Rewe-Center
    * u.v.a.


    sowie viele ungenannte Karriereaufstiege, sowie viele Freiberufler u.v.m.



    QUELLEN:
    EKS = Engpass-Konzentrierte-Strategie


    Entwickelt von Wolfgang Mewes, vor wenigen Jahren übernommen vom Malik Management Zentrum, St. Gallen.


    (Herr Malik war und bleibt wohl ein streitbarer Ausmister von Moden versus den paar wenigen wirklich für richtiges und gutes Management tauglichen Vorgehensweisen, insbesondere unter Top-Managern.)



    ABSCHLIESSEND:
    Ja, es läuft auf Kundenorientierung hinaus.


    Nein, es geht darüber weit hinaus: Kunden könnten so ziemlich alles wollen, und vieles davon wird einfach nicht honoriert. Ein konkretes Leiden wohlbekannter Menschen gemeinsam zu lösen, die für andere mitstehen, ergibt aus der Leidensorientierung ein ganz besonderes Ergebnis.


    Und das fällt stark auf ; -)



    Grüße, Michael

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

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