Gigs, Gage, Hut

  • Durch einen Bericht in den Ruhrnachrichten bin ich motiviert worden, diesen Thread zu eröffnen.


    Ich spiele selbst in einer Band, die eigenes Zeug produziert. Die Resonanz aus dem Publikum zeigt uns, dass wir sehr unterhaltsam sind. Nichtsdestotrotz ist es unheimlich schwierig an Gigs zu kommen. Für uns - als Hobbyband - kommen eigentlich nur Konzerte auf Hut in Frage. Wir spielen auch durchaus mal für ein gutes Essen und Getränke. Da stellt sich mir direkt die Frage: Ist das nun verwerflich? Wir wollen nicht nur im Proberaum bleiben und anderen an unseren Ergüssen teilhaben lassen. Nimmt man damit den Profis etwas Butter vom Brot?


    Ich bin gespannt wie Ihr das seht :)

  • Hallo,


    was sollte daran verwerflich sein? Mit unserer Coverband haben wir im letzten Jahr auch die ersten zwei Gigs auf Hut gemacht.
    Um bekannt zu werden, geht vermutlich kein Weg daran vorbei.
    Oder Du hast Beziehungen zu Clubs, wo Ihr auch mal spielen "dürft". Aber Eintritt zahlen für eine Band, die keiner kennt?
    Ich weiß nicht, ob das gut geht ... Denn wenn nur zehn Leutchens kommen - auch wenn Ihr gut seid - ist da der
    "Weitersagen-Effekt" eher überschaubar klein.


    Es ist heutzutage so, dass die Auftrittsmöglichkeiten rar (geworden?) sind - in meiner Jugend, so vor 40 Jahren :D , sah das
    noch anders aus ... Heute gibt es eine Unmenge an Konkurrenz, und alle anderen wollen schließlich auch auf die Bühne. ;(
    Daher: Hutgage ist schon der richtige Weg.


    Gruß, R.

  • Ach, zwei Herzen schlagen in meiner Brust...


    Zum einen sehe ich es schon so, das Hobbymusiker den Profis "den Markt kaput machen", weil sie es sich eben durch ihren normalen Job "leisten" können für kleines Geld oder "auf Hut" zu spielen. Im Gegensatz zu Profimuckern sind sie nicht auf die Gage angewiesen. Profis müssen davon leben.
    Auf der anderen Seite hätten Hobbymucker, wenn es fair für Profis zugehen würde wesentlich weniger Auftrittsmöglichkeiten, glaube ich. Ich habe den Eindruck, viele Veranstalter sehen es als Frechheit, wenn man als Hobbyband Eintritt verlangen würde bei einem Gig.


    Diese Situation wird von Veranstaltern und Gastronomen eiskalt ausgenutzt und ja, Hobbymucker gegen Profis ausgespielt.


    Aber was ist dann der "faire" Wert eines Auftritts? Wenn eine 6köpfige Band (egal ob Profi oder nicht) fairerweise 100-150 € pro Nase am Abend verlangt für eine 2-3 Stunden Show, ist das durchaus gerechtfertigt. Inklusive Anfahrt, Auf- und Abbau und Aufwand. Sind für den Gastronomen minimum 600€. Wenn sich ein Singer/Songwriter Duo für dasselbe Geld hinstellt, sind es für den Veranstalter nur maximal 200-300€. Das heißt also, wenn man eine große Besetzung hat und fair bezahlt werden will, hat man so gut wie keine Chance mehr (Ich lasse jetzt mal Stadtfest, Bierzeltveranstaltungen, Firmenfest etc. mit Top40 Bands außen vor, das zählt nicht ;)).


    Es kommt auch drauf, ob man selbst einen Gig bei einer Location anfragt oder angefragt wird. Wenn ich selbst einen Gig anfrage kann ich beim ersten Gig in der Location nicht wirklich ankommen und 900-1000€ am Abend verlangen. Dann würde man gar nicht mehr auf der Bühne stehen. Aber wenn die Anfrage kommt: Warum unter Wert verkaufen? Das gilt für Hobby- als auch Profimucker.


    Ich glaube, der Punkt ist der, wie es in dem Artikel schon geschrieben steht. Man sollte für sich einen Kompromiss finden, mit dem man selbst gut leben und auch seine Mitmusiker leben lassen kann bei den Auftrittsverhandlungen. Ich habe mir z.B. vorgenommen, keinen Hutgig mit mehr als 2 Stunden Spielzeit mehr zu machen. Dafür ist mir mittlerweile meine freie Zeit zu kostbar, um den Stress im Job zu kompensieren (ja, ich bin Hobbymucker und nicht drauf angewiesen ;)). Ich hatte sogar schon Verhandlungen, bei denen der Wirt noch nicht mal Freigetränkle und Essen spendieren wollte, das habe ich dann sofort abgebrochen mit der Bemerkung, dass das schon ne Frechheit ist. Mein Kompromiss bei Verhandlungen für die Band ist es, nicht unter 100€ pro Nase für maximal 3 Stunden zu spielen. Ein Stundenlohn um 20 Euro pro Nase (je nach Aufwand und Anfahrt) sollte meiner Meinung nach dem Veranstalter Livemusik schon wert sein (wenn man davon ausgeht, dass einen ein 3 Stunden-Job 5-6 Stunden minimum Zeit kostet), und auch wieder egal ob vom Profi oder Hobbymucker. Man kann sich aber natürlich auch anders verständigen, indem z.B. der Winzer eine gute Kiste Wein oben drauf legt für jeden oder die Bandmitglieder für ein folgendes Abendessen mit Familie einzuladen etc.


    Abweichung von seiner Kompromisslinie nach oben oder unten muss man wahrscheinlich immer mal wieder machen. Wenn man sich z.B. mit einer Location auf eine Reihe von Gigs verständigt oder man langfrstig mit einem Verwantstalter zusammen arbeiten will. Aber auch dies sollte dann auf ein gegenseitige Geben und Neben mit Veranstalter/Location und Band hinauslaufen und nicht darauf, den Preis dauerhaft zu drücken.

    "The first rule of drumming: If you make a mistake, turn around and look angrily at the bass player" - Nick Mason

  • Ich spiele selbst in einer Band, die eigenes Zeug produziert. Die Resonanz aus dem Publikum zeigt uns, dass wir sehr unterhaltsam sind. Nichtsdestotrotz ist es unheimlich schwierig an Gigs zu kommen. Für uns - als Hobbyband - kommen eigentlich nur Konzerte auf Hut in Frage

    Ganz 100%ig genauso geht es uns ebenfalls. :) :(
    Ich finde es sehr schade, dass das mittlerweile Standard ist.
    Früher (90er Jahre) war es normal, dass man zwischen 5,00 und 15,00 Mark Eintritt verlangen konnte, und die Bude war voll (bei uns je nach Lokalgröße 100 bis 250 Leute).
    Heute kommt so gut wie niemand (ca. 10 Leute), wenn Eintritt verlangt wird.
    Bei freiem Eintritt kann es sein (muss es aber nicht), dass die Bude voll wird.
    Wenn man dann den Hut rumgehen lässt, kommen bei 100 Leuten schon mal um die 200,00 € zusammen.
    Das ist definitiv lukrativer als mit Eintrittsgeld, und es macht natürlich auch deutlich mehr Spaß, wenn das Publikum größer ist.


    Wir müssen unsere Auftritte komplett selber organisieren, Anfragen gibt es nur für Benefiz-Konzerte, und da bleibt eh nix hängen für die Band.
    Von daher stellt sich uns schon gar nicht die Frage, ob wir uns bei Kneipengigs unter Wert verkaufen.

  • Tja ....



    Profi- als auch Hobbymusiker müssen ihren (meist nicht billigen) Proberaum zahlen, die akustische Dämmung desselben, die Instrumente, den Verschleiß.
    Sie benötigen viel Zeit und Fahrtkosten zum proben, es kommen die anderen Aktivitäten dazu, wie das produzieren von Song-Recordings oder auch mal das Erstellen von Werbemitteln wie Bannern.
    Und da kommt dann noch in den wohl meisten Fällen Mischpult, bei einigen ein in-ear-monitoring dazu, Kabel, Stagebox, blablabla.


    Klar, braucht man sich keine Illusionen machen, dass man das als Hobbyband "einspielt". Aber ich sage es mal so: Wenn wenigstens Live-Musik mal wieder so geschätzt würde, dass bei ein paar Auftritten im Jahr zumindest mal die Proberaummiete und sowieso immer die Fahrtkosten gedeckt wäre, dann fange ich an von fair zu reden.


    Ein Veranstalter hat, so wie eine Band eben auch Kosten, z.B. Miete, Strom, Einkauf Lebensmittel und Getränke, Verwaltung, Werbung etc. Er würde einen Teufel tun und sagen, "hier hast du dein Essen und dein Bier, ich lasse dann den Hut rumgehen, zahle was du magst. Aber wir als kreative sollen das so machen?
    Natürlich haben wir auch schon auf Hut gespielt, es kam sogar ein wenig was zusammen. Da es vor Ort war, war das aber kein Problem. Spiele ich jetzt aber mal 100 km oder mehr entfernt, dann habe ich schon hohe Fahrtkosten, viele denken nur an den Sprit, aber ein Auto braucht nun mal eben 30 cent pro Kilometer wenigstens, mein Kompakter liegt bei ungefäher 45 cent. Dann fährt man, weil man ja die eigenen P.A. auch noch mitbringen muss, Stunden vorher und mit mehreren Fahrzeugen (bei uns meist mit 3) dann kommen 250,- nur an Fahrtkosten schnell zusammen.


    Ich finde, dass der regionale (Hobby-)Musik-Markt leider mehr und mehr kaputt geht, trotz aktiver Arbeit diverser Jugendzentren und Musikvereinen. Dazu kommt auch der Wandel der Zeit. Als ich jugendlicher war, sind wir häufig - mindestens einmal in der Woche, auf Konzerte von Regionalbands gegangen, man kannte sich untereinander, man unterstützte sich untereinander. Es gab meines Erachtens nach sogar mehr Locations, als es heute der Fall ist. Heute sehe ich eher mehr und mehr, dass die gegenseitige Unterstützung flöten geht, auf meinen Gigs sehe ich kaum noch Leute aus anderen Bands.
    In unserer Region gibt es dazu sehr sehr viele Bands, mit einem wie ich finde eher extremen Überschuß in Richtung "Metal", da tut man sich als Band einer anderen Stilrichtung auch schwer, eine Band zu finden, mit der man einen Abend mal zusammen gestalten kann.


    Ich möchte als Hobbymusiker den Profis natürlich nichts wegnehmen, aber man muss ja auch sagen, dass die Profis eher in anderen Locations spielen, andere Möglichkeiten haben. Das würde ich thematisch jetzt mal nicht so "in einen Hut werfen". Aber ein wenig mehr fairer Umgang mit den Hobbymusikern seitens der Veranstalter würde ich mir schon auch wünschen.


    Eine faire Gage? Schwer zu sagen.... Aber im Bereich "Hobby" sollte an einem Abend "vor Ort" mit gestellter P.A. und FOH wenigstens - wenn auch zu wenige- 50,- pro Nase drin sein, unabhängig von der Anzahl der Zuhörer. Ab 100,- pro Nase fängt es an, fairer zu werden. Muss die Band aber eine eigene P.A. mitbringen, sollte man sich an den ortsüblichen Preisen für P.A.-Verleih richten.... Das käme dann zusätzlich dazu und sind je nach Ausstattung der eigenen P.A. schnell mal 400, 500 Euro.
    Leider denken die meisten Veranstalter ja nur in der Spielzeit. Dass aber ein 2 Stunden Gig mit eigener P.A. viel mehr an Zeit bedarf, wollen die scheinbar nicht sehen. Abbau der Anlage und Instrumente im Proberaum, verladen, Fahrtzeit, Aufbau, Soundcheck, Pause bis zum Gig, Gig, Abbau, verladen, Fahrtzeit, und am Proberaum dann wieder ausladen, aufräumen, aufbauen, da sind 8 Stunden schnell weg - für jede Nase !


    Sonst stimme ich auch DoctorCajon zu: Werde ich angefragt, kann und sollte man schon mal auch höher verhandeln. Suche ich Gigs, um bekannter zu werden, bin ich mal froh, überhaupt spielen zu können :)

  • Gude Morsche,


    sehr schön, ein Thema aus der täglichen Praxis und ein viel zu wenig
    Beleuchtetes.


    In der Tat höre ich in letzter Zeit bei bzw. vor Bandvorstellungen
    immer den oft mehrfach geäußerten Hinweis, dass nichts zu verdienen
    ist.


    Ich selbst bin ambitionierter Amateur und spiele in verschiedenen
    Formationen, aktuell jedoch keiner mit eigenen LIedern.
    Als Cover-Band oder eben Big Band oder Orchester kann man noch
    "Gagen" bekommen, wobei ich das stets als "Aufwandsentschädigung"
    verbucht habe, was realistisch ist.
    Als Kapelle mit eigenem Material gibt es zwar Auftrittsmöglichkeiten,
    jedoch in der Tat nur in der Selbstausbeutungsvariante, also endorsed
    by the Band itself. Als Hobbyist ist das ja auch ok, denn ein Hobby ist
    ein Zuschussbetrieb und sonst nix.


    In der Tat gibt es bei Hobbyisten mit hohem Niveau und nicht so ganz
    bekannten Profis eine Zone, wo Konkurrenz auftritt, da müssen sich
    die Hobbyisten halt fragen, wie weit die Selbstausbeutung geht und
    die Profis, ob sie nicht doch lieber Gastwirt, DJ, Techniker, Putzkraft
    oder was auch immer geworden wären - alles relativ in einem Land,
    wo manche sich um den Mindestlohn streiten, andere ohnehin darunter
    liegen und auch einige weit ab davon gemütlich Kuchen essen, wenn
    das Brot alle ist.


    Die Problematik mit dem Lohndumping haben wir ja in vielen Bereichen,
    Kultur ist halt nur dann etwas wert, wenn sie die Festhalle voll macht,
    in Keller um die Ecke darf man sich beim Wirt bedanken, dass man bei
    ihm spielen durfte.


    Vielleicht sollte man den Mindestlohn einführen ...
    (in der Klassik gibt es ihn)


    Grüße
    Jürgen


  • in Keller um die Ecke darf man sich beim Wirt bedanken, dass man bei
    ihm spielen durfte.


    Damit habe ich überhaupt kein Problem. Wenn der Gastgeber bemüht war bzw. 'die Zusammenarbeit' angenehm war, kann man sich doch bedanken. Meistens sind diese Enthusiasten deren Mehraufwand, Livemusik eine Plattform zu geben, sich ökonomisch wenig bis gar nicht bezahlt macht.
    Das Problem:
    Es gibt wenig bis gar keine Auftrittsmöglichkeiten. Wir bespielen keine (Feuerwehr) Zeltfeste oder Festhallen und auch keine Jazzclubs. Also bleiben die Gastronomen übrig. Von denen hört man meistens: "Warum soll ich euch engagieren, wenn ich dann noch Mehraufwand habe (Gage, Strom, Platz, immer braucht jemand was,...) ohne wirklichen Mehrwert. Da kanns mir passieren, dass meine Stammkunden vielleicht daheim bleben. Nein danke, brauch euch nicht!"
    Ob dieses Problem die Auswirkung von weniger Nachfrage, höherem Kostendruck aller Beteiligter oder (digitalem) breiten Angebot ist, kann ich empirisch nicht belegen.


    Festgesetzte Eintrittsgebühr ist ein ausgezeichneter Mechanismus die Leute draußen zu lassen. Freiwillige Eintrittsspende funktioniert wenn eine Person am Eingang steht, ähnlich wie bei einem "richtigen Eintritt", jedoch hält das die Leute auch eher draußen.
    Wenn der Hut herumgeht, dann macht das bei uns der Wirt oder Dritte (eine Dame :rolleyes: ), niemand von uns (der auf der Bühne stand). Wir haben nicht das Problem des Klimperns, bei uns Flattert es immer. Dafür erreichen wir nicht (100%ig) jeden. Wir haben immer mehr Geld im Hut, als wir mit Eintrittsgeld erzielt haben. Ja natürlich gibt es Abende, da kommt keiner (<10), da fragt man sich natürlich für wen man den Aufwand betrieben hat. Aber solange diese Ereignisse die Ausnahme sind, so what.
    Eine schöne Hybridlösung ist, wenn ein Fixum mit dem Wirt vereinbart wird. Da ist die Motivation den Hut herumgehen zu lassen von der Veranstalterseite wesentlich größer.


    Was will ich?
    Diese ganze Kalkulation mit zeitlichem und materialistischem Aufwand oder Aussagen wie "für unter XY-€ spiele ich nicht", halte ich im Hobbybereich für einen kompletten Klogriff. Wenn ich mit der Familie in die Therme fahre, verlange ich ja auch nicht, dass mein Anreiseaufwand vom Eintrittsgeld abgezogen wird. Wenn ich meinen GTI tiefer lege, zahle ich deswegen auch nicht weniger KFZ-Steuer. Wenn ich eine teurere Angelrute kaufe, zahle ich dennoch die gleiche Anglergebühr für das Gewässer. Es ist nun mal ein Hobby und das kostet Geld.
    Ich will live spielen und mir taugts wenn sich das Publikum bewegt. Wenn die Stimmung gut ist (auf der Bühne und davor) brauche ich keine Schachuhr die mir sagt, so 2 Stunden gespielt, aufhören. Vielleicht sehe ich das zu locker (wenn man eine Unternehmung damit bestreiten muss), aber mit der Aufwandsentschädigung die wir im Schnitt (10-14 Auftritte per anno) so bekommen, kann ich gut leben. (Weil ich nicht davon leben muss.)


    Gruß

    "Ich weiß, das klingt alles nicht so einfach..."
    Fred Sinowatz

  • Was will ich?
    Diese ganze Kalkulation mit zeitlichem und materialistischem Aufwand oder Aussagen wie "für unter XY-€ spiele ich nicht", halte ich im Hobbybereich für einen kompletten Klogriff. Wenn ich mit der Familie in die Therme fahre, verlange ich ja auch nicht, dass mein Anreiseaufwand vom Eintrittsgeld abgezogen wird. Wenn ich meinen GTI tiefer lege, zahle ich deswegen auch nicht weniger KFZ-Steuer. Wenn ich eine teurere Angelrute kaufe, zahle ich dennoch die gleiche Anglergebühr für das Gewässer. Es ist nun mal ein Hobby und das kostet Geld.

    Nein, der Vergleich hinkt ganz gewaltig. Wenn Du Dich auf eine Bühne stellst und Musik machst, erbringst Du für den Wirt/Veranstalter und das Publikum eine Dienstleistung. Und die ist etwas wert. Wenn Du Deinen Golf tieferlegen lässt oder in die Therme fährst, erbringt jemand eine Dienstleistung für Dich, die Du auch bezahlst. Selbst wenn Du Dein Auto selbst tieferlegst, erbringst Du (zwar nur für Dich) eine Dienstleistung, die Du dann in dem Falle mit Deiner Zeit bezahlst (aber dafür mehr Spaß mit dem Auto hast).


    Der Vergleich ist eher: Deine Firma schmeißt Dich raus oder drückt zumindest Deinen Stundenlohn gewaltig nach unten, weil ein ungelernter, neuer Kollege dasselbe wie Du billiger macht. Ob der Job am Ende genauso gut gemacht wird, sei dahingestellt. Aber halt billiger. Ist halt sein Hobby...

    "The first rule of drumming: If you make a mistake, turn around and look angrily at the bass player" - Nick Mason

  • Das ist so ne Sache mit den Hobbybands und den Veranstaltern. Oft leben die ja davon, dass sie die Bude voll haben und dann an dem Verzehr verdienen. Wenn der Gast 10€ pro Abend vertrinkt und der Wirt nimmt 10€ Eintritt für ne relativ unbekannte Band, dann kommen vielleicht 20 Leute, macht 400€ Einnahmen, da geht noch Gage ab, wenn vereinbart. Läßt er die Band auf Hut spielen und ohne Eintritt, kommen vielleicht 50 Leute, macht 500€ Einnahme für den Wirt, die Gage zahlt das Publikum. Ist natürlich besser für den Wirt. Hat die Hobbyband eine Fanbasis d.h. da kommen auf jeden Fall ne größere Anzahl Leute, dann würde ich als Band auch versuchen, mit dem Wirt was auszuhandeln. Noch schlimmer ist ja Pay to Play, der Club läßt dich nur spielen, wenn du eine gewisse Anzahl Eintrittskarten abnimmst. Als Hobbyband, gerade wenn man noch eher am Anfang steht oder selten spielt, ist der Hutgig eigentlich das Beste. Dass man sein Gerümpel hin und her fahren muss, Sprit verbraucht und der 2-Stunden Gig eigentlich 5 dauert oder mehr ist geschenkt. Hobbyband eben.


    Und ja, das nimmt Profis natürlich Auftrittsmöglichkeiten weg. Aber die Szene ist nun mal so, dem muss sich der Profi stellen. Ich habe ein paar Bekannte, die teilweise oder ganz von (Pop-Rock) Musik leben. Die haben alle mindestens 2 Bands, davon eine Top40 oder Partyband, die auf Dorffesten usw. spielt, und im Idealfall eine Herzensband, bei der die machen was ihnen wirklich musikalisch wichtig ist. Und nebenbei geben die alle Unterricht oder jobben sonstwie. Es ist leider einfach auch so, dass Live-Musik nicht mehr so zieht. Heute gibt es DJs, die legen auf, sampeln und mixen. Da braucht es keine große Bühne, keine Instrumente, schneller Auf- und Abbau und nur ein Hansel, der Gage haben will. Und der kann auch den ganzen Abend dudeln. Das ist für viele Kneipen- und Clubbetreiber schlicht und einfach eine Geldfrage. Und die Musiker sind da leider die Gekniffenen.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Und ja, das nimmt Profis natürlich Auftrittsmöglichkeiten weg


    Nein, es nimmt ihnen keine Auftrittsmöglichkeiten weg, nur können sie ihre Existenz eben nicht mehr durch überwiegend Konzerttätigkeit absichern. Wer als Durchschnittsmusiker in den letzten Jahren über die Runden kommen wollte, war überwiegend als Musiklehrer tätig, hatte vielleicht noch nen Nebenjob, und Livegigs waren bestenfalls ein kleines Zubrot. Mal ehrlich, hundert bis hundertfünfzig Euro pro Nase sind GAR nichts, wenn man ehrlicherweise noch Steuern abführen müsste. Klar, der Hutgig umgeht im Zweifelsfall den Fiskus, aber in dem Moment, wo du Festgage auf Rechnung erhältst, ist das ein echter Treppenwitz.


    Dennoch wird diese Diskussion ähnlich Erfolg versprechend sein wie jede "Früher war alles besser" Diskussion. Die Gesellschaft verändert sich, und damit auch die möglichen Geschäftsfelder, mit denen man Geld verdienen kann. Oder wie viele würden beispielsweise freiwillig noch auf den Onlinehandel verzichten, selbst wenn massig Fachgeschäfte peu a peu über den Jordan gehen?


    Auch wenn es sehr, sehr traurig ist, halte ich in Zeiten des Turbokapitalismus kulturelle Vielfalt als Ganzes für ein gefährdetes Gut. Das liegt aber weder an bösen Amateuren, die den Profis das Wasser abgraben, noch an niederträchtigen Gastwirten, die Musiker ausbeuten, sondern letztendlich am fehlenden Interesse der Gesellschaft, ihre Kultur (finanziell) mit zu gestalten. Vielleicht doch wieder sozialistische Intervention wie ehedem in der DDR mit Musikerlizenz und garantieren Festgagen? Es bekommt wohl wieder mal jede Gesellschaft die Kultur, die sie verdient.

  • Obwohl ich in den letzten 2-3 Jahren ca 40 Gigs/Auftritte hatte, habe ich erst an einem Gig Geld bekommen. 50€ pro Mann wurden gezahlt für mehr als 3 Stunden Live-Musik... Im Musikverein haben wir sehr viele Anfragen zum Musizieren. Außer bei speziellen Benefizkonzerten und Ständchen bei Vereinsmitgliedern spielen wir nicht unter 220€ pro Spielstunde. Dafür stellen wir Anlage, Einzelabnahme, 5 Sänger, mehr als 45 Bläser + Schlagzeug und Percussion mit einem Repertoire mit 100 Titeln. Jeder der weniger bezahlen möchte, lehnen wir dankend ab...
    Bei Bands sieht das gerade um Fulda anders aus. Trotz angeblich größter Kneipendichte in Deutschland spielt im Prinzip nie ein Band in den Kneipen. Clubs sind auch nicht daran interessiert an Bands anzuheuern. Dort legen nur Tellerdreher auf, die ihren Laptop präsentieren. Deren Gage ist meist ähnlich wie die einer Band. Im Gegensatz zu anderen Regionen gibt es im Fuldarer Raum sehr wenige Bands. Mir würden jetzt nicht mehr als 8 einfallen. So ist es selten, dass man Bands an Festen antrifft. DJs sind wenn eher der Grund, dass die Anzahl der Auftritte schwinden und der Wandel des Musikgeschmacks der Jugend, die regelmäßig weg geht. Trotzdem gibt es noch zwei Lokale bzw Orte, an den immer mal Bands von außerhalb spielen und an Kirmes, Oktoberfest und anderen Festen spielen noch in Zelten Bands.
    Ich glaube auch kaum, dass man Profimusikern die Gigs klaut. Entweder die Profis spielen jede Woche mehrere Auftritte oder geben Wochentags Unterricht und sind zumindest das Wochenende unterwegs. Das sind dann auch in der Regel Auftritte vor 50 Zuhören, sondern vor >1000. Die Veranstalter sprechen bewusst Bands an, wenn sie in der Planung sind, sonst würde ich dieses Jahr noch an Rock am Ring mit meiner Band spielen, weil wir billiger als Iron Maiden sind....

  • Tja, da wird auf der einen Seite der Mindestlohn diskutiert und eingeführt, ich als Selbständiger Grafiker musste sogar für Firmen, für die ich arbeite schon Bestätigungen abzeichnen, dass ich nicht unter dem Mindestlohn arbeite (was ich, da ich es ja beruflich mache auch nicht mache).
    Aber bei der Musik darf man das unverholen und von der Politik und allem anderen fein ignoriert durchziehen - es ist "ja nur Kunst".


    Veranstalter, die sagen, es gibt keine Gage/Aufwandsentschädigung sind doch nur auf ihre eigene Kohle an dem Abend aus. Anstatt das die Veranstalter auch mal sehen, dass eine (gute) Regionalband Leute ins Haus bringt und dabei die meisten Bands ja auch noch auf eigene Kosten Eigenwerbung machen (Plakate, social media, Flyer, etc.)
    Und die wollen dann auch für eine Bewerbung eine Studioreife CD haben - ein Proberaummitschnitt reicht da einfach nicht, und wir alle wissen, wie viel ein paar Songs im Studio kosten.



    Das Problem ist wohl zum Teil auch der "Überfluß" an digitalen Audio-/Video-Medien - billig oder kostenlos, immer verfügbar, immer da. Wir hatten damals unsere paar Vinyls und ne Sammlung Audiocassetten mit Aufnahmen von den Schallplatten der Freunde - heute bekommt man an jeder Ecke alles digital, Soundcloud, youtube, Deezer, iTunes, DAB- und Internetradio.... Ich glaube fast, die heutige Jugend geht nicht mehr so auf Konzerte, so wie wir damals....
    "Na, was machste am Wochenende?"
    "Gehe auf Konzert in Blabla, da spielen paar Jungs aus der Umgebung".
    "Ach Klasse, die kenne ich noch nicht, können wir ja zusammen hingehen"
    Heute geht es doch gar nicht mehr "in die Region" einfach nur um zu schauen, was es neues an Bands und Musik gibt.
    Klingt alt - bin ich ja auch schon etwas - und ich will auch nicht sagen "früher war alles besser", aber diesbezüglich fand ich unseren wöchentlichen Konzertgang als jugendlicher schon besser, als das was heute so abgeht und ich leider auch am eigenen Kind und deren Freundeskreis sehen kann.
    Ich denke, wir hatten auch damals eine andere Einstellung zu dem Thema "eigene Musik machen". Wir kannten ebenso tolle Bands wie Genesis, Yes, Pink Floyd, Rush und deren Perfektion auf der Bühne, haben dies von einer Regionalband aber so nie erwartet und unseren Spaß gehabt, auch wenn die Band mal nicht soooooooo pefekt gespielt hat, hauptsache es hat gerockt oder war mal was anderes.
    Hete ist das Publikum schon sehr .... ich sage mal kritisch, ohne das jetzt per se negativ oder despektierlich zu meinen.


    Ich glaube, dies alles als auch die gestiegene Menge an Regionalbands ist ursächlich für diese "Kunst und Kreativität ist nichts Wert-Gesellschaft"


    Schade

  • na ja, ich spiele grundsätzlich nicht ohne Gage und ich spiele trotzdem.
    Daß es inzwischen recht wenig ist, liegt nicht an den Möglichkeiten zu spielen, sondern an meiner Arthrose.


    In meinem ganzen Leben wäre ich nicht auf die Idee gekommen gratis zu spielen (von Gefälligkeiten, Benefiz-Geschichten mal abgesehen), ich habe ordentliche Musik zu bieten, ordentliche Instrumente, habe eine ordentliche Ausbildung, muß Aufwand treiben (Anfahrt, Auf-Abbau, etc.) - das kann es unmöglich gratis geben!
    Die Veranstalter, ich ich bediene, sehen das genauso!


    Wenn ich spezielle Aushilfen gespielt habe, bin ich nicht mal gratis zur Probe gekommen.



    Nein, ich mache kein Cover, ich spiel überwiegend Jazz, aber da bin ich flexibel zu Diensten, dessen, der bezahlt.

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Moin
    Interessante Infos und "Ansichten".
    Ich denke man sollte da schon Profis und Hobby-/ Amateurbands unterscheiden.
    Als "Profis" würde ich Diejenigen bezeichnen, die eh von ihren Einnahmen leben bzw. davon leben müssen.
    Und wenn ich als Veranstalter, Kindergeburtstag oder Stadion spielt da nicht wirklich eine Rolle, Profis arrangiere, kostet das halt Summe X.
    Mit meinen Bands läuft das mit der Gage (eigentlich) immer ähnlich ab.
    Klar kann man im Bekanntenkreis o.Ä. auch mal für lau/ umme/ nix spielen, das sind aber nur die Außnahmen.
    Grundsätzlich wird das aber mit dem Veranstalter vorher besprochen und man spielt, oder halt nicht.
    Der erwähnte Mindestlohn ist ein prima Ansatz, so bzw. ähnlich machen wir das. Wenn nicht schon was festes ausgemacht ist, lassen wir 'nen Hut rumgehen, der jedoch mindestens Summe x beinhalten soll.
    Den Rest muss der Gastgeber halt drauf legen. Das funktioniert prima und ist eine faire Sache für beide Seiten.
    Wenn der Laden brummt ist der Hut voll und beim Wirt klingelt die Kasse, wenn Der zu faul ist die Werbetrommel für seinen Laden zu drehen, muss er halt drauflegen ;)
    Mit Eintrittspreisen haben wir, wie schon angemerkt, keine sooo gute Erfahrung gemacht, deshalb in dem Fall besser Festpreis ausmachen.


    Noch schlimmer ist ja Pay to Play...


    NEVER EVER :thumbdown:
    Kinder von reichen Eltern machen das, die müssen das eh nicht selber bezahlen und die spielen für's eigene Ego und nicht aus Spaß an der Musik X( Genau die nehmen den richtigen Musikern die Auftritte weg.
    Wenn keiner mehr bezahlt, müssten die Veranstallter die Bands nehmen, die sie sich leisten können bzw. das Publikum hören will. Ein Traum, ich weis . . . :(
    Und hier noch was womit man (geizige) Veranstallter konfrontiern kann, ... nur so am Rande, ... zum nachdenken ;)



  • Nein, der Vergleich hinkt ganz gewaltig. Wenn Du Dich auf eine Bühne stellst und Musik machst, erbringst Du für den Wirt/Veranstalter und das Publikum eine Dienstleistung. Und die ist etwas wert.

    Ja, da bin ich absolut bei dir!
    Aber wenn wir schon den Begriff ‚Dienstleistung‘ bemühen, sind ‚Markt‘ und ‚Nachfrage‘ auch schnell bei der Hand. Tja, da stellt sich mir eben die Frage: Möchte ich einmal im Jahr live spielen (vll dafür noch selbst als Veranstalter auftreten müssen) oder ein Vielfaches davon? Auch wenn ich den selbst betriebenen Aufwand manchmal nicht wertgeschätzt sehe, muss ich anerkennen, dass es keine reißerische Nachfrage nach der Band in der ich spiele gibt. Wir bekommen schon Anfragen, aber wir gehen auch sehr aktiv auf Veranstalter bzw. Gastronomen zu. Getränke und meist auch ein Essen bezahlen wir nicht. Wenn jedoch das Publikum aus bleibt, kann ich dem Wirt aber entgegen kommen. Ein ausgemachter Betrag wird - eventuell abgerundet - In den meisten Fällen dennoch bezahlt. Bei einem Lokal hatten wir einen Abbrenner (mit Eintritt). Wir verzichteten auf einen großen Teil der Gage. Im Jahr darauf war die Bude randvoll und der Wirt hat noch mal einen namhaften Betrag auf die sehr gute Hutgage draufgelegt, obwohl das ganz und gar nicht ausgemacht war.
    Was ich mt den Vergleichen in Post 7 vor allem sagen wollte ist, dass das Musizieren mein Hobby ist und ich schön finde, dass ich Anderen damit auch eine Freude bereiten kann. Aber niemand braucht mich so dringend wie einen Installateur, wenn der Abfluss nicht funktioniert. Sobald ich aus dem Proberaum hinausgehe befinde ich mich am Markt mit anderen Livebands, mit DJs und einer Menge anderer Veranstaltungen, die nichts mit Musik zu tun haben. Alle brauchen Publikum. Wer im Kino sitzt oder einer Top40-Partie lauscht, kann nicht vor meiner Bühne tanzen. Die Anzahl an Orten an denen man (wir) auftreten kann ist auch eher rar.


    Den Profimusikern nehme ich keine Auftrittsmöglichkeiten weg. Der spielt in einer anderen Liga, demnach auch in einem anderen Stadion. Bei der Entscheidung wo das Publikum hingeht, eröffne ich mit meinem Gig nur eine weitere Auswahlmöglichkeit. Es ist ein auf und ab mit den Besucherzahlen. Es gibt viele parallele Veranstaltungen und den Leuten ist eine weite Anreise oft nicht zu blöd, was die Anzahl an zeitgleichen Veranstaltungen noch vergrößert. Livemusik ‚zieht‘ vielleicht in Summe auch weniger, aus Gründen die weiter oben schon beschrieben wurden.
    Wem jetzt was Wert ist wird dadurch zwar nicht beantwortet, auch nicht was ich als Teil einer Band wert bin, aber mir wird Wertschätzung vermittelt. Den Wert in einen Stundenlohn auszudrücken ist nicht der Motivationsgrund mit der Band live zu spielen. Es ist nicht Teil unseres Konzepts gratis zu spielen!


    Zum eigentlichen Thema: Pro Hut
    Wenn der Hut von jemanden herumgereicht wird der/die das kann, also mit Menschen in einer „Verkaufssituation“ umgänglich kommunizieren, kann das durchaus zu guten Einzelbeträgen führen. Da schmeisst jemand einen Zehner rein, der bei acht Euro Eintritt woanders hingegangen wäre. Derjenige der sich am Klo versteckt, hätte wohl auch keinen Eintritt bezahlt, so hat er zur Gesamtstimmung beigetragen. Immer noch besser, als er wäre daheim geblieben. Außerdem habe ich das Gefühl, dass diese „Freiwilligkeit“ dazu führt, dass sich die Leute nicht lumpen lassen wollen (so in aller Öffentlichkeit :) ). Wenn viele Leute im Haus sind, liegt auch viel im Hut. Gefühlt mehr als man mit Eintritt erzielt hätte. (Wegen den daheim gebliebenen)
    Mit Hut ist die Einstiegshürde auf jeden Fall niedriger, als mit Eintrittsgeld. Damit erreicht man auch Personen, die einen noch nicht kennen. Es ist eine gute Art an dem Abend Geld zu akquirieren. Wie die Gage oder sonstige Annehmlichkeiten für die Band aussehen, ist natürlich Ausmachungssache mit dem Wirt/Veranstalter.


    Den Rest muss der Gastgeber halt drauf legen. Das funktioniert prima und ist eine faire Sache für beide Seiten.
    Wenn der Laden brummt ist der Hut voll und beim Wirt klingelt die Kasse, wenn Der zu faul ist die Werbetrommel für seinen Laden zu drehen, muss er halt drauflegen


    Gruß
    Geo_Leo

    "Ich weiß, das klingt alles nicht so einfach..."
    Fred Sinowatz

    Einmal editiert, zuletzt von Geo_Leo ()

  • Ich glaube, dies alles als auch die gestiegene Menge an Regionalbands ist ursächlich für diese "Kunst und Kreativität ist nichts Wert-Gesellschaft"

    Hierzu fällt mir - eher off topic - noch etwas ein.
    Vor Jahren hatte ich eine Doku im Fernsehen gesehen, da ging es um eine deutsche Regionalband aus den Sechzigern.
    Die Jungs haben damals die aktuellen Songs (viel Beatles) gecovert, und im Interview erzählte der Gitarrist, dass das ein enormes Abenteuer war, die Songs überhaupt nachspielen zu lernen.
    Es gab keine Texte, keine Akkorde, keine Tabs, keine Videos, nichts.
    Nur die Platte.
    Da war die Hürde, etwas ordentlich covern zu können, auf jeden Fall höher als heute.
    :|

  • Letztlich gibt es auch hier einen Markt an dem sich Preise bilden. Und in der Regel müssen Veranstalter Geld verdienen oder zumindest Kosten decken. Und da muss sich auch das Engagement einer Band unterm Strich "rechnen".
    Das "Sterben" von Lokalen und Clubs, den Rückgang von Bierkonsum sind ja hinreichend durch die (lokalen Medien) bekannt. Dazu kommt aus meiner Sicht eine immer größere Menge an Musikern und Bands, die gerne die Musik
    zum Haupterwerb betreiben wollen.


    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Markt bzgl. der Preisbildung in "meiner" Region in der Regel ganz gut funktioniert. Eine Band die ich etwas begleite hat 2014-2016 immer wieder Anfragen erhalten aber keine Buchungen.
    Dann sind sie mit dem Preis ca. 10% runtergegangen und auf einmal kamen deutlich mehr Zusagen.

  • @ Josh, ich verdiene mir meine Brötchen mit Architektur und der ZETTEL, den du da als Bild eingestellt hast, könnte leicht abgewandelt genauso für das Dasein als Architekt gelten. Es ist hier nämlich oftmals genau so, dass die Bauherren eigentlich denken, dass man das alles nur zur Selbstverwirklichung macht und dass man eigentlich damit doch gar nichts verdienen muss, da man wohl vom Elternhaus so gut ausgestattet ist, dass es auch ohne, oder mit viel weniger Honorar geht ... beim Statiker, Haustechniker, Brandschutzplaner, Energieplaner, etc. wird meist das Honorar 1:1 azeptiert, dabei haben diese immer nur einen sehr kleinen und genau eingeschränkten Bereich den sie abarbeiten und werden für ihren Stundenaufwand 1:1 entlohnt. Wenn man das Architektenhonorar verteilt auf die tatsächlich angefallenen Stunden durchrechnet, befindet man sich als Architekt - je nach Projektverlauf - schnell mal auf McDoof - Niveau ... der Haken dabei ist die KREATIVITÄT, dafür zahlen die Leute nicht gerne. Dabei besteht Architektur wie Musik aus - sagen wir mal - 10% Kreativität und 90% ARBEIT, harte, nervige, routinierte, täglich immer wieder kehrende gleiche Arbeitsschritte ... Ich kenne auch nur Leute (bis auf den EINEN Ausnahmedrummer, dessen Namen ich jetzt nicht nennen möchte), die sich irgendwo arrangieren mussten: Blasmusik fürs Geld & Jazzcombo fürs Gemüt / Veranstaltungstechniker, Rowdies für die Kohle & Rock- und Bluesbands für das eigene Ego / Mitarbeiter für Produktionsfirmen & Gittarenschrammler am Feierabend (den sie nicht mehr haben, da sie als Mitarbeiter der Produktionsfirmen eigentlich immer arbeiten !) etc., etc. Der Witz dabei ist, das sind ALLES PROFIS, viel begabter als ich, viel besser ausgebildet, teilweise mit entsprechendem Studium ...

    "e tudo isso, que é tanto, é pouco para o que eu quero" Fernando Pessoa

  • Eine Band die ich etwas begleite hat 2014-2016 immer wieder Anfragen erhalten aber keine Buchungen.
    Dann sind sie mit dem Preis ca. 10% runtergegangen und auf einmal kamen deutlich mehr Zusagen.


    .... also sorry, aber IMMER WIEDER Anfragen - aber KEINE Buchungen.......... und dann ca.10%..
    Also vorher 500 und dann bei 450 gings - bzw. 3000 und dann bei 2700 gings...


    Also daran hats sicher nicht gelegen. Dies mag zwar ein Teil einer Entwicklung gewesen sein, aber sicher net, dass die Buchungen kamen!
    10% ist das absolut Mindeste, was ich / wir gerne als Entwicklung bei uns ins positive sehen wollen - Jahr für Jahr!


    LG Marc


    .... au und bevor ichs vergess - ich find den Fred super - jedoch würden mich manchmal Zahlen / Fakten interessieren.
    Was ich schon bemerkt hab - je weiter es in den Norden geht, desto schlimmer wirds!

  • Der Meme ist gerade wieder in meiner FB Timeline aufgetaucht, ein augenzwinkernder Beitrag zur Diskussion:


    Musician:
    Someone who puts
    5000$ worth of gear in a
    500$ car to drive
    100 miles for a
    50$ gig

    "The first rule of drumming: If you make a mistake, turn around and look angrily at the bass player" - Nick Mason

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