Während des Tests meines neuen Behringer X32 Compact sind neulich folgende Aufnahmen entstanden, die ich hier für alle Interessierten zur Verfügung stellen möchte...
Testobjekt für die Mehrspuraufnahme mit dem X32 war - wie sollte es auch anders sein - mein Drumset, das mit insgesamt 14 Mikrofonen abgenommen wurde:
BD: Shure Beta 52a (in), Sennheiser MD441 (out)
Snare: SM57 batter, Beyerdynamic M201TG (reso)
Overheads: AKG C414B-ULS cardioid
Hihat, Ride: no-name Kleinmembran-Electret-Kondensator (2x)
Toms: M201TG (10-12-14), Ibanez TH800 "TechII" (16 floortom)
Raum: no-name Kleinmembran-Electret-Kondensator (2x)
Getrommelt hatte ich zu einem Playback von Ash Soan ("What's The Weather Like?").
Die folgenden MP3-Dateien stellen die verschiedenen Mix-Phasen der Aufnahme schrittweise dar:
Rohspuren (nur Pan)
Dies sind die "nackten" Rohspuren, bei denen nur die Pan-Regler den Positionen der Mikros am Set angpasst wurden. Ansonsten nicht weiter bearbeitet.
+ Time-Align / Phase
In diesem Schritt wurden die Spuren in Samplitude "time-aligned", was soviel bedeutet wie: "so zueinander ausgerichtet, dass die Laufzeiten der unterschiedlichen Mikrofone ausgeglichen sind". Außerdem wurde die Phasenlage der Mikros zueinander angepasst (z.B. Snare Schlagfell und Reso-Seite).
+ Gates auf den Toms
In dieser Stufe wurden die Toms gegated, womit das unangenehme Mitschwingen der Felle, das bei naher Mikrofonierung gut zu hören ist, ausgeblendet wurde - das Set klingt etwas tighter dadurch.
+ EQ
Hier ist jetzt viel Veränderung zu hören: alle Spuren wurden mit EQ behandelt. So wurde der Kick der BD betont, die Snare bekam eine Höhenanhebung bei etwa 5 kHz, die Toms bekamen den Attack angehoben bei 2-3 kHz, aus den Overheads und den Stützen an HiHat und Ride wurden die Tiefen unterhalb von 150 Hz mit einem Hochpass abgeschnitten und bei den Raummikros wurde zwischen 500-1000 Hz der Mulm entfernt.
+ Compression/Limiting
Nochmal eine große Veränderung des Signals: die Snare wurde alleine komprimiert, dann alle Trommeln auf einer Subgruppe mit einem Multiband-Kompressor, einer Bandmaschinen-Sättigung und einem Limiter bearbeitet. Die Raum-Mikros wurden auch ordentlich komprimiert mit einem recht kräftigen Ratio von 1:10 und einer sehr kurzen Attack-Zeit, was den Raumanteil auf diesen Spuren noch weiter nach vorne kommen lässt.
+ Reverb (finaler Mix der Drums)
Noch eine radikale Veränderung: getrennte Hallräume für Snare und Toms sowie ein gemeinsamer Raum für alle Drums.
Die endgültige Mischung der Drums zusammen mit dem Playback kann dann auf diesem Video (am besten in HD) hier gehört werden:
[video]
Viele Drummer, die mit dem Aufnehmen ihres Sets anfangen, sind erstmal enttäuscht, wenn sie die rohen Spuren ihrer Aufnahme abhören. Das ist oftmals ernüchternd, was man da zu hören bekommt... Wie die obigen Beispiele zeigen, kann man die ursprünglich flach und matt klingende rohe Aufnahme jedoch mit EQ, Dynamikbearbeitung (Kompressoren, Gates, Limiter) und verschiedenen Hallräumen erheblich verändern und z.B. passend zu einem durchproduzierten Playback machen. Dabei wird auch klar, dass eine Mischung der Drums ohne das Playback "überbearbeitet" klingen kann und erst im Kontext mit dem Playback oder im Falle einer Band mit den anderen Instrumenten ein passendes Gesamtbild daraus wird. Und auch klar: die von mir gewählte Bearbeitung der Spuren ist nur eine von vielen Möglichkeiten der Soundgestaltung und erhebt keinen Anspruch auf Vollkommenheit. Ein anderes Schlagzeug mit einem anderen Schlagzeuger in einem anderen Raum aufgenommen und von jemand anderem gemischt, ergbit: ein völlig anderes Klangbild
Wer Fragen zu einzelnen Bearbeitungsschritten hat -immer her damit!