Talent... ich wusste, das gibt eine regen Diskussion.
Menschen werden mit einem bestimmten Genpool (Genom/Erbgut eines Wesens) geboren. Dieser wird bestimmt durch den Genpool der Vorfahren. Und da spielen soziale Aspekte eine bedeutende Rolle (Förderung von Lernprozessen in der Familie bzw. vom sozialen Umfeld). Vom Himmel kommt da schon mal gar nichts.
Das menschliche Genom ist komplex, dennoch dürfen recht simple Annahmen gemacht werden, basierend auf Darwin und den bisherigen Erkenntnissen der Biologie und Antropologie. Genie ist ein Stückweit vorgegeben und ein Stückweit das Ergebnis einer Lotterie.
Wie der Körper beschaffen ist, wird von Genen bestimmt. Länge der Gliedmaßen, Muskulatur, Nervenbahnen, Körperproportionen etc.. Das macht einen gewissen Anteil davon aus, was ein Mensch an, sagen wir, musikalisch-technischen Möglichkeiten besitzt. Jemand mit kurzen Fingern hat's am Klavier vielleicht schwerer, die Fingerchen weit genug zu spreizen. Jemand mit einem kleinen Lungenvolumen wird nicht so leicht "langatmig" Trompete spielen können wie Dizzy Gillespie. Dem geht halt vorher die Puste aus. Wie der Körper beschaffen ist, hängt vom Genom ab.
Kommen wir zum Hirn.
Dumme Vorfahren, ohne dem Genuss ausreichender Bildung tun sich zusammen -> potenziell dummer Genpool -> dumme Nachfahren, mal grob überspitzt. Es sei denn: Dummer Nachfahre will was lernen. Frühzeitig. Setzt sich hin, erforscht die Welt. Da knacken die Synapsen, die Leistungsfähigkeit des Hirnes wird gesteigert. Halbwegs intelligenter Mensch erzeugt -> brauchbaren Genpool, der eine erhöhte Hirntätigkeit ermöglicht -> Nachfahre hat die Chance noch schlauer zu werden als Vorfahre (Darwin lässt grüßen). Und so geht das weiter. Gebildete Eltern erzeugen -> hochqualitates Genom -> Kind bleibt auf hohem Bildungsniveau, hohes Potenzial für entweder künstlerische oder technische Fähigkeitensteigerung, die über den Durchschnitt hinausgeht.
Es ist weitgehend erwiesen auf Basis diverser Studien, dass die Kinder gebildeter Menschen in der Regel ebenfalls einen hohen Bildungsgrad erreichen, entsprechend im Schnitt höhere Intelligenz an den Tag legen (nicht ohne Grund sind fast alle Akademiker in Deutschland Kinder von Akademikern). Außreißer bestätigen die Regel. Und wenn wir nun Teil A (Körperbau) mit Teil B (gefördertes Hirnpotenzial) Zusammenwerfen, bekommt man eine teils großartige Kombination, die zu einer höheren Befähigung zur Musik führen kann.
Schauen wir und Wolfang Amadeus Mozart an, was sehen wir dann da? Einen Papa, der bereits Hofkomponist war, ein begnateter Musiker, gebildeter, intelligenter Mann, ein Philosoph, ausgebildet an einem Jesuitenkolleg. Die Mama war wiederum Tochter eines Juristen und einer Mutter, deren Papa Notar gewesen ist. Also alles schon mal "intelligentia". Der Papa von Wolfgangs Papa war Buchbinder (also auch mit Bildung konfrontiert gewesen), dessen Papa Maurer. Na okay... irgendwo muss ja mal Schluss sein. Die Grundmasse für das Genie eines W.A. Mozart war dennoch schon mal nicht schlecht. Nettes Genom, das sich da bilden kann. Nun hüpft aber nicht jede Erbanlage von Papa zu Sohn über, die gute Erbmasse kann auch mal ein paar Generationen überspringen und dann kommt massiert ein Qualitätsprodukt auf den Markt. Und da das Genom auch ein wenig wie Lotto ist, kann man auch mal sechs Richtige bekommen, wo die Erbmasse dann so gut kombiniert wird, dass ein W.A. Mozart dann halt bei herauskommt. Das "Genie" ist noch nicht völlig in seiner Funktion und dem Lotteriesystem entschlüsselt, dennoch darf wohl mit Fug und Recht schon jetzt behauptet werden, dass Genie ein Produkt der Erbmasse ist. Die Zeiten göttlicher Gaben und göttlicher Eingaben sind wahrlich überkommen.
Mein Wort zum Sonntag.