Talent oder nicht, wie ist das beim Schlagzeug?

  • Hallo,


    ich hab vielleicht eine recht komische Frage, hoffe das ist OK und ich werde nicht gleich gesteinigt, aber das beschäftigt mich schon recht lange...


    Ich bin mittlerweile 40 und spiele seit ca. 2 Jahren mehr oder weniger regelmäßig Schlagzeug. Einfach weil es mich schon immer interessiert hat und Spass macht.
    Ich weis das ich nie 'wirklich gut' werde, aber das ist auch nicht das Ziel.
    Was mich aber interessiert, wenn man das zwei Jahre macht, auch eine Zeit lang mit Unterricht und trotzdem das Gefühl hat man muss jeden Groove 'einzeln' lernen und teilweise dauert das (für meinen Geschmack) echt lange.


    Ich kenne das von anderen Hobbys (die ja auch nicht gerade 'easy' sind: zB Enduro oder Modellhubschrauber) das man am Anfang über echt jeden Sch*** nachdenkt und alles in Minnischritten lernen muss, aber irgendwann zu dem Punkt kommt, wo vieles 'automatisiert' und recht flockig von der Hand geht.


    Hab ich einfach so garkein 'Talent' wenn das beim Schlagzeug nicht kommt, oder dauert das einfach wirklich länger (Alter?)...


    Ich tue mir zB immer noch schwer bei einfachen 'achtel grooves' mal eben ein freies Fill ein zu spielen ohne das ich mal 'aus der Spur' komme, nicht immer, aber es passiert immer mal wieder...
    Oder sowas, hab ich letztens gehört und mich sehr gefreut das ich wenigstens raus bekommen habe was da gespielt wird, allerdings geht das wenn ich es versuche voll in die Hose. Base und Snare einzeln klappen, kommen 16tel auf der HH dazu gibts irgendwie Chaos...:
    https://www.youtube.com/watch?v=8DPjOWqJ3js


    Erzählt doch mal ein wenig von Euch, kommt / kam der Punkt irgendwann wo es 'fluffig' wurde, oder kommt das nie?
    Ich bin echt am schwanken, auf der einen Seite macht es echt Laune, auf der anderen Seite denke ich, wenn das so bleibt und ich für jeden Mini Schritt 'ewig' lernen muss.... vielleicht ists doch nichts für mich.


    Viele Grüsse


    Andre

  • Hallo Andre,


    per Ferndiagnose würde ich sagen, dass das vollkommen normal ist.
    Es dauert einfach seine Zeit, bis man a) locker und automatisiert und b) musikalisch spielt.


    Im "Alter" ist es schwerer, die nötige Koordination und Feinmotorik zu erlernen. Auf der anderen Seite hast du, wie ich es raushöre, den großen Vorteil, dass du merkst, wenn es hapert und scheiße klingt. :D Diese Selbstreflektion ist tatsächlich nicht zu unterschätzen. Nur wenn man die Baustellen bemerkt, kann man gezielt daran arbeiten.


    Den Beat, den du da rausgesucht hast, halte ich für gar nicht so trivial. Hätte ich den in den ersten Jahren gespielt, wäre der sicher auch nicht rund gelaufen.


    Mein Tipp (den du sicher schon oft gehört hast): Übe (sehr) langsam und wiederhole oft. Nur so kannst du deinen Gliedmaßen bewusst machen, wann sie genau wo hin müssen.
    Es hilft auch, mit zu singen, was man spielt. Das macht einem ebenfalls bewusst, was man da eigentlich macht / machen will.


    Um locker und frei spielen zu üben, würde ich ein Metronom oder einen nicht ganz so langweiligen Loop laufen lassen, mir einen recht einfachen Rhythmus raussuchen und diesen dazu in Dauerschleife sehr langsam spielen. Dabei wirklich auf die einzelnen Schläge konzentrieren, mal die Bass, mal die Snare, dann die HH im Fokus haben und ganz bewusst spielen. Wenn jeder Schlag da sitzt, wo er hingehört, und du nicht mehr das Gefühl hast, vom nächsten Schlag überrascht zu werden, konzentriere dich auf die Musik im Hintergrund und lass den Rhythmus einfach laufen.
    Fills könntest du erst mal sprechen statt zu spielen. Also 3 Takte Beat, dann 1 Takt Pause. Nach ein paar Durchläufen füllst du die Pause indem du einen Fill in singst: Bada Bede Budu Bap oder was auch immer. Dann musst du dich nur aufs Takthalten konzentrieren und nicht auch noch zusätzlich versuchen, etwas zu spielen. Wenn sich das natürlich anfühlt, übe den Fill alleine in Schleife und setzte ihn dann ein. Ruhig weiter mitsingen. Irgendwann bekommst du ein Gefühl dafür.


    Das "Aus der Spur kommen", wie du schreibst, kann man verhindern, wenn man den Puls, also die Taktschläge, ganz bewusst verinnerlicht (Mitwippen, -nicken, -sprechen oder -singen hilft ungemein) und wenn man weiß, was man spielen möchte. Wenn man vom Blatt spielt, schaut man ein wenig voraus. Man will ja nicht überrascht werden und benötigt Zeit für die Ausholbewegung. Wenn man frei spielt ist das nicht anders: Auch hier benötigt jeder Schlag ein wenig Vorbereitung. Zudem neigt man leicht dazu, in diesen "Stresssituationen" zu hetzen oder zu langsam zu spielen und nicht mehr bei der 1 rauszukommen bzw. die Zählzeiten zu verlassen. Auch da hilft bewusstes Spielen und Routine.


    Ich könnte mich jetzt noch ein paar Mal im Kreis drehen, ist ja auch schon spät. :)
    Das Fazit ist aber, dass an den Punkt, an dem du dich befindest, jeder vorbei kommen muss. Bei besonders talentierten Leuten geht's schneller, andere müssen sich das Weiterkommen erarbeiten. Im Prinzip ist aber genau das die wichtigste Hürde, die es zu nehmen gilt. Und es lohnt sich, dran zu bleiben. Irgendwann kannst du andere Musiker begleiten, ohne darüber nachzudenken, was du spielst. Du hörst zu, fühlst was passt und spielst ganz automatisch das Richtige. Wenn dir das Schlagzeugspielen jetzt schon Spaß macht, wirst du es dann lieben. :)
    Also Geduld, das wird schon.

    "Just beat the devil out of it." - Bob Ross

  • hallo andre,


    was sagt denn dein schlagzeuglehrer :rolleyes: ? mein glück war es, auf meine familie zu hören und nach einer kurzen autodidaktischen phase unterricht zu nehmen. hast du einen guten, hört und sieht er deine möglichkeiten und schwierigkeiten ... und gibt dir stoff, daran zu arbeiten und zu wachsen.


    das mit dem alter möchte ich einmal relativieren. sicher nehmen körperliche einschränkungen mit den jahrzehnten zu, und mit ende 30 geht's nicht so locker, wie mit 20 oder 5 jahren. aber entscheidender ist, wie man sein gehirn im laufe seines lebens gebildet hat: synapse für synapse. wer es gewohnt ist, zu lernen, der ... lernt.


    ich beispielsweise hatte im zarten alter vom mitte 50 vor 3 1/2 jahren die verrückte idee, einmal schlagzeug zu versuchen ... und wenn ich heute so auf die mitwipper gucke, oder auf die bands, die, so sagen sie selbst, mit mir zusammen einfach besser spielen, ... dann muss ich wohl etwas richtig machen. zuhören und noch im schlagen agieren, gehört sicher dazu.


    in diesem zusammenhang möchte ich auch kurz auf die nonnenstudie verweisen (Spitzer, "Digitale Demenz"). die nonnen eines klosters erklärten sich damit einverstanden, dass ihre hirne nach ihrem tod wissenschaftlich untersucht werden durften. nonnen deshalb, weil ihre lebensbedingungen nahezu identisch waren. viele dieser nonnen hatten anatomisch im hirn enorm starke verfallserscheinungen (demen), ABER ob man es ihnen zu lebzeiten anmerkte oder nicht, ließ sich vollständig auf ihren bildungsstand zurückführen. betagte anatomisch demente nonnen mit verantwortung für andere, oder mit lehraufträgen, erschienen geistig topfit, während einfach gestrickte, einfach ausgebildete nonnen ohne verantwortung auch dement erschienen. - unser gehirn hat also enorme kapazitäten und möglichkeiten auszugleichen ... wenn man es nutzt, so wie manche ihre muskeln trainieren.


    auch das kennst du sicher: talent wird regelmäßig überschätzt. ein kurzer satz bringt es auf den punkt: der Amateur übt so lange, bis er etwas kann, der Profi übt so lange, bis er es nicht mehr falsch machen kann.


    will heißen: technik und koordination kann man einüben, da gehört eher ausdauer und freude dazu und weniger talent. wenn technik dann einen gewissen stand erreicht hat, dann rückt sofort die musikalität in den vordergrund. ballert der schlagzeuger nur herum, wenn auch gekonnt, oder bringt er mit seinem beitrag die musik zum glänzen?


    zum musikvideo: hatte korki ja schon beschrieben - da sind schon heftige stellen dabei. meine schlagzeuglehrer sagten dann immer: vereinfache das erst einmal. das kann bedeuten, eine hand oder einen fuß erst einmal komplett wegzulassen, oder erst nur die 4tel zu spielen, dann die 8tel dazu, zuletzt die 16tel. und sich einen für sich geeigneten handsatz zu überlegen. das hilft, zu entwirren, zu enthaspeln, und wahrzunehmen, was genau, wann, mir an diesem stück schwierigkeiten macht - und dann daran zu arbeiten (amateur vs. profi, s.o.)


    fills gibt es ja wie sand am meer ... und dann sind da immer noch ein paar neue über. für den einen ist es gut, sich einen "wortschatz" an fills anzueignen, und bei bedarf abzurufen, also einfach zu spielen. für die anderen ist es gut, hand- und fußweise einfach alle kombinationen durchzugehen. ich kombiniere beides gerne ^^


    BEISPIEL zur hand- und fuß-bildung: 4/4-takt, ein gliedmaß gibt die "1" (ostinato), z.B. der bassfuß, das übende, z.b. die HH-hand, geht alle kombis durch, einzeln endlos oder mit mehreren wiederholungen pro zeile:


    1 2 3 4
    x x x x "baller"
    x x x -
    - x x x
    x - x x
    x x - x
    x x - -
    - x x -
    - - x x
    x - x - beat
    - x - x back beat
    x - - - puls (die "1")
    - x - -
    - - x -
    - - - x
    - - - - pause


    zu pausen: die kommen ja reichlich vor - und ALLE müssen im timing stimmen. ich höre häufiger sinngemäß "die pausen singt / spielt man doch nach gefühl" ... und so gefühllos und immer schneller werdend hört es sich dann eben auch oft an. klar wird das sofort, wenn man die Pause an einem glied mit einer nicht-pause an einem anderen kombiniert, etwa so, wobei S für snare und H für hh stehen soll.


    H - H H (eine der oberen kombis)
    - S - - (ebenso, komplementär)
    H S H H (was man dann hört; darf sich im timing nicht von "baller" unterscheiden !)


    Soweit der 4/4 takt mit VIERTELn. Überraschung: Das Muster ändert sich auch nicht mehr bei 8tel und 16tel :D Sobald jedes glied alle muster kann, einzeln und in 2-er, 3-er und 4-er koordinationen ... dann kann dich kaum noch ein fill schrecken 8)


    Ich bin echt am schwanken, auf der einen Seite macht es echt Laune, auf der anderen Seite denke ich, wenn das so bleibt und ich für jeden Mini Schritt 'ewig' lernen muss.... vielleicht ists doch nichts für mich.

    soweit ich es sehe, geht jeder drummer auf die eine oder andere weise durch das, was korki und ich dir bisher schrieben: die sitzen irgendwann, je geübter / gebildeter, desto schneller. wenn du das mit deinem bisherigen vorgehen vergleichst, kannst du die antwort auf deine frage bestimmt erkennen.


    viele grüße, und bleib' deinem instrument treu, sofern es dir aus dem herzen spricht, michael

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

    3 Mal editiert, zuletzt von MS-SPO ()

  • Was mich aber interessiert, wenn man das zwei Jahre macht, auch eine Zeit lang mit Unterricht und trotzdem das Gefühl hat man muss jeden Groove 'einzeln' lernen und teilweise dauert das (für meinen Geschmack) echt lange.


    das man am Anfang über echt jeden Sch*** nachdenkt und alles in Minnischritten lernen muss, aber irgendwann zu dem Punkt kommt, wo vieles 'automatisiert' und recht flockig von der Hand geht.


    Üblicherweise sind Lernkurven am Anfang steil und flachen dann ab. Richtig gute Leute sagen, dass sie mindestens mehrere Stunden am Tag üben müssen, um nicht schlechter zu werden. Ich will dich damit nicht frustrieren, nur mental vorbereiten. ;) Dem Frust solltest du m. E. auch nicht zu viel Raum lassen, denn du sagst ja, es mache dir Spaß - what want you more? :) Sich klar sein, dass man "nicht mehr richtig gut wird" und es um Spaß geht, ist sicher schon mal eine gute innere Einstellung, die auch hilft, die eigenen Fortschritte eher wahrzunehmen, als wenn man sich an einem Idealbild orientiert und sich frustet.


    Zu meinen bescheidenen Erfahrungswerten: Ich muss auch regelmäßig an meinen inneren Einstellungen arbeiten, denn auch ich könnte mehrfach die Woche kotzen, warum dies und das und jenes noch immer nicht rund läuft und trotz recht ausgiebigen Übens für meinen Geschmack nur viel zu langsam bis gefühlt gar nicht voran (oder gar zurück) geht. Ich frage mich auch immer mal, wie manche Teens nach nur ein paar Jahren Trommeln schon so gut sein können. Viele sagen, Talent gäbe es nicht wirklich bzw. 98% seien harte Arbeit und max. 2 % Talent. Andererseits hat Mozart mit drei Jahren angefangen, Klavier zu spielen, mit vier Geige, mit fünf gab er dann sein erstes öffentliches Konzert. Hm. Es ist sicher hilfreich, wenn man früh lernt, wie man richtig (und dadurch schnell und viel) lernt. Auch fleißigstes Falschüben bringt nix.


    Last not least ist Schlagzeug m. E. ein oft unterschätztes Instrument. Man könnte auch sagen scheiße schwer. Beim Klavier hat man schneller Erfolgserlebnisse. "Drück mal C-E-G zusammen" ... boah, klingt gut (wann hat man dieses Erlebnis das erste Mal beim Schlagzeug?). Jetzt noch mit rechts c-d-e-f-g-f-e-d-c dazu - ja wie geil ist das denn? usw.. Ein Schlagzeug ist m. E. deutlich schwerer zum "schön klingen" zu bringen.

  • Moin. :)


    Talentfrei... sehr talentiert? Tja, da scheiden sich immer die Geister bei der Frage, ob manche talentierter sind als andere. Ich will es mal so formulieren: Manche Menschen haben einen Körperbau (Gliedmaßenlängen, Muskelaufbau, Sehnen), der einem einen Vorteil geben kann. Gene sind das eine "Talent". Vieles vom "musikalsichen Talent" hängt aber insbesondere davon ab, wie man musikalisch erzogen worden ist. Wer früh und viel Musik gespielt/gesungen oder getanzt hat, hat nachweislich gewisse Vorteile im Hirn, bestimmte komplexe Sachverhalte und Bewegungsabläufe später schneller abzuspeichern. Dazu gibt/gab es diverse Studien.


    Nicht ganz ohne Grund wird man in den Biografien von so ziemlich jedem Top-Schlagzeuger (und anderem TOp-Musiker) vorfinden, dass sie schon sehr früh mit Musik in Berührung gekommen sind und früh Instrumente erlent haben (manche ab drei Jahre). Dabei ist es auch eher zweitrangig, welches Instrument als erstes erlernt wird. Wer z.B. Klavier zuerst lernt kann trotzdem ein toller Gitarrist oder Schlagzeuger werden. Manche brillieren ja an mehreren Instrumenten, wie etwa Stevie Wonder oder Dave Grohl.


    Je später man anfängt, ein Instrument (kontinuierlich) zu erlernen, desto langsamer ist der gefühlte Fortschrittsprozess, weil das Hirn ja - der Ungeduld geschuldet - schnell alles das nachholen soll, was Kinder über Jahre(!) in ihrem Hirn abgespeichert haben. Ich habe z.B. als Jüngling erstmal sechs Jahre lang klassische Gitarre gelernt, bevor ich mein erstes Konzert gegeben habe (weitere folgten unausweichlich). Querflöte und Klavier... habe ich dann einfach so nebenher gelernt. Die musikalische Basis, das Gehör war da, musste nur "umgepolt" werden für das andere Instrument. Hände die etwas verschiedenes machen, das war bei der Gitarre ja auch normal. Und mitt dem Fuß hat man den Takt mitgehalten. Und schwupps... schon ist die Parallele zum Schlagzeug da - unabhängiges Handeln der Gliedmaßen. Meine Eingewöhnungszeit am Schlagzeug betrug damals, als ich das erste Mal dran saß, genau.... null Minuten. Rangesetzt und gespielt. Das ging aber sicher nur deshalb, WEIL ich eben von Kleinauf eine musikalische Erziehung genossen habe. (Dennoch gibt es Millionen Dinge, die ich scheisse am Schlagzeug mache/umsetze/nicht kann)


    So, du bist später eingestiegen. Lernprozesse dauern daher auch länger (Hirnstrukturen werden in der Kindeszeit einfach schneller aufgebaut). Daher muss man Geduld haben. Und man sollte es auch nicht zu verbissen angehen. Letztlich ist es ein Hobby, du musst nicht deinen Lebensunterhalt damit bestreiten. Also kümmere sich doch lieber darum, dass du vor allem Spaß am Spiel hast. WIE technisch versiert du spielst, ist da erstmal zweitrangig. Wenn der Spaß da ist, spielst du. Und spielen ist das beste Training, da wird sich dann ganz von selbst mit der Zeit in deinem Hirn etliches an Bewegungsabläufen, Drumpattern, Temposteigerungsmöglichkeiten einbrennen. Und wenn die richtig drin sind, wird es dir auch zunehmend einfacher fallen, neue Dinge mit einzubeziehen in dein Spiel.


    Also kurz: Setze dich nicht unter Druck, du musst keine Bäume mehr ausreissen. Habe einfach Spaß, spiele, wie du lustig bist und allmählich wird dein Spiel besser und das lernen leichter.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Top Moe :thumbup: hast mir nen Haufen Schreibarbeit erspart :P


    Exakt so war es bei mir auch, nur das ich aus der Blechbläserecke komme und den Text nicht annähernd so schön hätte formulieren können…




    Edit: eins vielleicht noch… ich glaube, dass sich die Wahrnehmung bzw. Beurteilung des eigenen Spiels in zunehmenden Alter ändert. In meine 20ern (also vor 6 Wochen :P ) fand ich das meiste was ich geübt oder gespielt hab sehr sehr geil… ist heute nicht mehr so, bzw. ich sehe das wesentlich differenzierter.

  • Hallo Andy77,


    als 73ger dürfte ich nicht wesentlich älter sein als Du und habe erst kürzlich, vor 1 1/2 Jahren, mit regelmäßigem Unterricht angefangen. Ich bin Berufshornist. Aber das ändert nichts daran, dass ich am Schlagzeug Anfänger bin. Zudem habe ich den Vergleich zu meinem Sohn und eigenen Schülern. Ja, es geht bei mir langsamer voran (immer ins Verhältnis gesetzt zu dem Übaufwand, den wir betreiben; ich bin doppelt so weit wie mein Sohn, weil ich 5x so viel übe). Aber während auch meine jüngeren Schüler so schnell etwas vergessen, wie sie es aufnehmen, merke ich bei Erwachsenen, dass deren Selbstkritikfähigkeit letztlich zu mehr Genauigkeit und zu dauerhafteren Fertigkeiten führt. Ich bin kein Verfechter der Ansicht, dass in der Jugend alles besser erlernbar ist (nur etwas schneller), sage eher, wer früh das Lernen erlernt hat, kommt auch später schneller zu guten Ergebnissen. Ich habe eine Bekannte, die mit kurz vor 40 die Jugend(!)Musikerleistungsabzeichen des Blasmusikverbands abgelegt hat und alle Kinder und Jugendlichen locker überholt und überboten hat, ohne als Ausnahmetalent gelten zu können. Schlagzeug ist aber ihr Drittinstrument.
    Zu Deinem Beispiel-Video würde mein Sohn übrigens sagen, daß das einfach ist. Ich hätte Respekt davor, denn das richtig genau!! nachzuspielen, bedarf es einer sauberen Technik in allen Bewegungen. Daran übrigens arbeitet mein Lehrer mit mir. Und weil ich gemerkt habe, dass es ohne Hilfe nicht klingt, bin ich ja zu ihm gegangen.


    Wenn Du in zwei Jahren nur "eine Zeit lang" Unterricht hattest, reicht das für Deinen Anspruch offensichtlich nicht aus.


    Viele Grüße, Hörnix

    Einmal editiert, zuletzt von Hörnix ()

  • Edit: eins vielleicht noch… ich glaube, dass sich die Wahrnehmung bzw. Beurteilung des eigenen Spiels in zunehmenden Alter ändert. In meine 20ern (also vor 6 Wochen :P ) fand ich das meiste was ich geübt oder gespielt hab sehr sehr geil… ist heute nicht mehr so, bzw. ich sehe das wesentlich differenzierter.


    Stimmt. Wenn ich 18 werde (in 16 Jahren also) werde ich bestimmt auch selbstkritischer mir selbst gegenüber sein (um mal ein Heintje-Möller-Zitat in abgewandelter Form unterzubringen).

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Moin Andre, ich hab mit Anfang 40 angefangen. Ich bin jemand, der schnell verkrampft, immer an sich zweifelt, eigene Leistungen zu wenig würdigt - deshalb hab ich den 10 Jahen, die ich jetzt schon spiele (fünf mit Unterricht) nicht so arg viel gelernt. Vielleicht würdige ich auch meine Leistung schon wieder zu wenig. Jeeedenfalls, dir machts Spass, schreibst Du. Na, wunderbar! :thumbup: Geniess es. Lass diesen Song, diesen Groove mal ne Zeit lang liegen, lass ihn „in dir reifen“. Übrigens, schöner Song, schöne Stimme, schöner Groove! Und der Groove ist gar nicht ganz so einfach. Den musst Du nicht nach zwei Jahren mal-mehr-mal-weniger-Üben fluffig spielen können. Vielleicht wird Schlagzeugspielen nie fluffig für dich (oder für mich). Ich überdenke seit einiger Zeit meine Herangehensweise: locker lassen, nix zwingen wollen; mehr (mit dem Schlagzeug) spielen, weniger arbeiten. Spielen find ich fluffiger. :D

  • Ich finds interessant, dass es doch einige gibt, die erst mit über 40 mit dem Schlagzeug spielen beginnen. Da komm ich mir gar nicht mehr so alleine und spinnert vor mit meinem vorhaben (ich fang ja erst in 8 Tagen an :whistling: )
    Ich kanns zwar jetzt nicht beweisen, aber mein Erfahrung mit anderen Dingen sagt mir, dass man sich das nur einredet und als Ausrede nimmt, dass im Alter manches nicht so geht (ok, mal abgesehen von Leistungssport, wenn man bis dahin gar nix gemacht hat), aber gerade Lernen oder auch Abnehmen (auch sowas wo viele sich aufs Alter ausreden) geht im "Alter" (sind wir mit 40+ denn schon alt????!!!!) genaus so wie mit 20. Vielleicht nicht wie mit 3, aber wenn man wirklich will und nicht dauernd denkt "ich schaff das nicht mehr, ich bin schon zu alt", dann geht das auch! 40+ ist doch noch kein Alter, also ich für meinen Teil fühl mich immer noch wie zwischen 14 und 27 (je nach Situation) (und ich bin angeblich schon 48 - never ever! Lüge!!)
    Einen Unterschied zwischen jetzt und noch zu Teeniezeiten seh ich allerdings: damals musste ich noch nicht Wäsche waschen, einkaufen, kochen, arbeiten (Schule nahm nicht ganz so viel Freizeit weg wie Fulltimejob), usw. und genau das nimmt uns halt Zeit zum üben weg... :-/

    Lieber brennende Herzen, als erloschene Träume! <3 xxxx Love life, and live! - It's worth it.


    “You are never too old to set another goal, or to dream a new dream.” ― C.S. Lewis


    Don‘t waste your time or time will waste you. (Muse - Knights of Cydonia)

  • Talent ist definitiv ein Faktor, der sich auch bei all den tollen Trommlern dieser Welt erkennen lässt. Aber denen ist auch sehr viel Disziplin und Fleiß gemein und DAS ist letztlich auschlaggebend für ihr Können.


    Ich würde den Begriff "Talent" hier im Zusammenhang zunächst auf zumindest 2 unterschiedliche Bereiche anwenden. 1. "Musikalität" und 2. " instrumentaltechnische Begabung".


    Beides ist aber extremst relativ und wird individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen. (Z.B extreme-core-metal-doublebassgott vs filigranem Jazztrommler). Beides ist aber bei entsprechender Zielsetzung systematisch erlernbar.


    Das größte Problem für "Späteinsteiger" ist die Hürde, die sie sich selbst auferlegen. Typischerweise quälen sie sich bei jedem neu auftauchenden Problem ( was beim Erlernen eines Instrument ja logischerweise die beständigste Konstante bleibt) mit Selbstzweifeln wie" Bin ich denn nicht eigentlich zu alt für diesen Scheiß...?" Es geht also ganz primär darum, hier die Strategie zu entwickeln" Es dauert eben so lange wie es dauert. Ich will es können - BASTA!"


    Das Problem bei Autodidakten ist häufig, dass sie eben nicht systematisch und effektiv arbeiten und deshalb massig Zeit verlieren bzw. sich einfach überhaupt nicht weiterentwickeln ( was dann natürlich sehr frustrierend ist). Deshalb würde ich ambitionierten Leuten immer einen Lehrer empfehlen. Der sollte in der Lage sein, jeden je nach Arbeitsbereitschaft früher oder später zur "Bandtauglichkeit" zu führen.

  • Interessant! Vom Wort "Talent" halte ich generell überhaupt ganz und garnichts.
    Ich glaube weder daran, dass irgendjemand mit einer besonderen Gabe geboren ist, noch, dass irgendjemand
    irgendeine Fähigkeit überhaupt nicht erlernen kann.


    Der eine mag dies schneller begreifen und "können", der andere das. Das sagenumwobene "Talent" halte ich für kompletten Unfug.


    Im Falle des Threadstarters: Dran bleiben und nicht frustrieren lassen! Wir haben uns hier allesamt nicht das einfachst zu erlernende
    Instrument ausgesucht :D

    SUCHE:

    - Sonor Designer Toms in Birdseye Maple/Birdseye Amber

    - Zildjian K Sweet 19" Crash


    "Wenn man das Knie sieht, ist die Bassdrum zu klein!", Ballroom Schmitz (RIP)

  • Ich glaube weder daran, dass irgendjemand mit einer besonderen Gabe geboren ist, noch, dass irgendjemand


    irgendeine Fähigkeit überhaupt nicht erlernen kann.


    Ich sehe das zum Beispiel auch so beim Thema "Sprache".
    Manchmal begegne ich Personen, die meinen sie hätten kein Sprachtalent, weil sie sich beim Erlernen einer (Fremd-)Sprache schwer tun.
    Ich sage dann immer, dass sie sehr wohl ein Talent dafür hätten, denn mindestens einmal im Leben haben sie ja eine Sprache perfekt erlernt, und das sogar ohne jegliche Vorkenntnisse.

  • Hallo,


    natürlich gibt es immer mal wieder Ausnahmen, die wirklich talentfrei sind,
    das sind aber grobe Ausrutscher aus der Statistik.


    Das Problem liegt fast immer bei vier Buchstaben:

    mehr oder weniger


    heißt, dass es relativ planlos stattfindet und somit eben keine schnellen Erfolge zu erwarten sind.


    Wer nach zwei Jahren noch

    Base


    schreibt, sollte durchaus mal überlegen, ob es das richtige Instrument ist.
    Das geht wirklich gar nicht.


    Grüße
    Jürgen

  • Also so Selbstzweifel sind keine Ausnahme. Aber selbst nach längerer "Zwangspause" kommt dann wieder Ein...


    ...Der punkt wo etwas fluffig läuft, manchmal ganz plötzlich, unerwartet, schnell von einem Tag auf den Anderen, am Anfang evtl. noch nicht so oft aber es gibt ihn.
    Und von diesen plötzlichen unerwarteten Erfolgen sollte man zehren und sich motivieren lassen.


    Weniger auf das "verbissen" Konzentrieren was evtl. momentan noch nicht so klappt, zumindest da dann immer wieder mal eine Zeit Aussteigen (wie schon gesagt ruhen/liegen lassen).
    Mehr mit dem Auseinandersetzen was gut klappt und das noch vertiefen.
    Manchmal entsteht dadurch auch eine Art positives "Sprunbrett" für die Anforderungen/Erwartungen die bisher nicht so liefen.


    Wichtig sich immer wieder neue Ideen zu holen. Versuche dich daran und arbeite im kleinen daran, aber nicht Zwanghaft.
    Wenn manches nicht ganz so läuft, immer daran denken Du bist kein Berufsmusiker von dem verlangt wird etwas 1:1 oder vom Blatt wieder zu geben, kombiniere mit dem was du kannst, was dir liegt, hab Freude daran.


    Auch so entsteht neues Kreatives vor Allem Eigenes schönes. Vieles entwickelt sich dadurch auch von ganz Alleine.


    Weiterhin viel Spass und Erfolg und nicht verzagen.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Die gebohrte BD mit Tommount ist ne Basedrum, die ungebohrte eigene selbständige die Bassdrum. :)


    Zum Thema Üben, ich lese hier im Thread nicht selten,


    richtigen Üben, vor allem langsamen Üben, planlosem Üben ......woher weiss ICH denn, oder besser, ein Anderer was für Mich rein persönlich richtiges Üben ist.



    Interessantes zu Thema :thumbup:

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    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Mal zurück zum Topic:
    Mir hat am meisten geholfen, möglichst früh mit einer Band zu spielen.
    Andere Musiker interessiert es meiner Erfahrung nach eher weniger, ob ein Fill zu 100% wie im Original kommt. Sie fliegen aber ungern aus der Kurve, wenn's den Fill verhaut und eiern auch tempomäßig nicht so gerne herum.
    Mit einem einfachen Bum-Tschack bzw. four-on-the-floor im sauberen Timing kommt man bei rund 75% des üblichen Pop/Rock-Materials gut klar. Alles weitere kommt dann nach und nach.
    Und so eine Band-Erfahrung mit ersten Live-Erlebnissen bringt einen echt weiter.

  • Hallo,


    na da hab ich ja ne Diskussion angezettelt, also der Vertipper mit dem 'base' ... na da wäre 'raid' auch nicht weit weg, bin Softwareentwickler... Da schreibt man den ganzen Tag so Krams, also war keine Absicht, bitte wieder beruhigen ;)


    Ansonsten, vielen Dank für den ganzen Zuspruch und die netten, ausführlichen Texte!
    Mein Lehrer hat auch gesagt, ich habe eine zu hohen Anspruch und ich denke zu viel nach ;)
    Was und wie ich lernen kann, weis ich im Moment, es bringt mir nichts, wenn ich neuen Input bekomme, das bekomme ich nicht umgesetzt, deswegen hab ich auch mit dem Unterricht auf gehört.
    Ich denke ich muss mir erstmal Zeit lassen... wenn nicht alle Hoffnung verloren ist, dann werd ich mal weiter machen und versuchen es locker an zu gehen.


    Das mit dem Talent ist ne interessante Sache, ich persönlich glaube schon das man 'Veranlagungen' hat, teilweise sogar recht extrem. Ich weis von mir und meiner bisherigen Erfahrung das ich Probleme (besondern technische, zB Software etc), wesentlich schneller erkennen und abstrahieren kann als sehr viele andere. Das passiert einfach von selbst, keine Ahnung warum genau...
    Auf der anderen Seite tue ich mir gerade mit dem analytischen Denken viel vielen Sachen das leben schwerer machen, vermutlich auch beim Schlagzeug spielen.
    Aber das ist natürlich kein Grund es gleich sein zu lassen... es scheint ja zumindest so zu sein das meine Ansprüche an mich selbst eher zu hoch sind, als das ich mich wirklich wie der Depp anstelle als der ich mich manchmal fühle.
    Außerdem will ich auch die Leistung von niemandem klein reden, ich bin mir sicher auch wenn jemand 'Talent' (oder wie man es eben nennen will) hat, dann muss er viel und hart üben um wirklich gut zu werden/sein!


    Achja zum Thema Alter: Überhaupt anzufangen hab ich mich nur getraut nach dem ich ein paar Storys von Meytal Cohan gelesen / gehört habe, sie hat auch recht spät angefangen und vielen haben gesagt, lass es das wird nichts... ich denke sie ist ein gutes Beispiel das es nicht immer so zutrift ;)


    Auf der anderen Seite kenn ich es auf dem Motorsport (Enduro) das die 'Kids' in einem halben Jahr das lernen wo ich seit Jahren dran bin und da halte ich mich (trotz meinem hohen Anspruch) für einen recht guten Fahrer.


    Viele Grüsse


    Andre

  • Was und wie ich lernen kann, weis ich im Moment, es bringt mir nichts, wenn ich neuen Input bekomme, das bekomme ich nicht umgesetzt, deswegen hab ich auch mit dem Unterricht auf gehört.


    Das Problem mit dem ständig neuen Input im Unterricht hatte ich auch. Das habe ich erst viel zu spät kapiert und meine Lehrer leider auch nicht. Ich würde trotzdem nicht mit dem Unterricht aufhören, sondern einfach die Zielrichtung genauer und auf ein paar wesentliche Dinge beschränkt vorgeben. Es ist halt schon wichtig, dass es eine Kontrolle und Korrektur gibt. Was in meinem Unterricht auch zu kurz kam war das richtige Üben. Ich hatte und habe immer noch eine schlechte Art und Weise zu Üben. Das wurde nie hinterfragt und korrigiert. Beim nächsten Lehrer werde ich aber genau darauf achten.

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