Mit Ü40 noch Jungfrau! Wann war euer erstes Mal! Eure Gefühle? Wie lang hats gedauert?

  • Danke, Abatross für den ehrlichen Einblick. :)

    Grüße,


    De' Maddin Set
    ________________________________


    Dängdäng-Dängdäng-Dängdäng
    Bababababaaa-baba - Brack........Meet you all the way....dadadab...usw.

  • als ich angefangen habe, war ich musikalisch völlig talentfrei. Das merkt man bei Drums jetzt nicht unbedingt sofort, insbesondere wenn man mit anderen Instrumenten-Anfängern gemeinsam beginnt. Meine erste Bandgründung wurde quasi im Klassenzimmer beim Abi beschlossen. Da wir alle am Anfang nix konnten, hatten wir bei den ersten kleinen Fortschritten richtige Höhenflüge und hielten uns bereits für die kommenden Stars.


    Nach gut 3 Jahren und ein paar ersten Gigs stand dann aber plötzlich eine Bandabordnung vor meiner Haustür. Und ich muss sagen: ich war null darauf vorbereitet. Da hieß es: Micha, die Band hat sich entwickelt, du aber leider nicht ;(


    Das war ein echter Schock, zumal mein Selbstbild ein ganz anderes war und mir die Band sooo wichtig war dass es mich mehr geschmerzt hat als die spontanen Enden meiner damaligen etwas flatterhaften Beziehungen...


    Zum Glück kannte ich im Studentenwohnheim noch einen (richtig guten) Gitarristen, der mein Bild von mir wieder ins richtige Lot gerückt hat: "das sind doch alles Penner, die nix können, mach lieber mal mit mir was", hat er gesagt. Da ich damals mehrere Proberäume in der Schule gemietet hatte, in der ich mein Abi gemacht habe, haben wir uns in einen anderen Raum verzogen und was neues aufgebaut. Das Projekt hatte dann 18 Jahre Bestand. Die ersten zwei Jahre haben wir allerdings grundsätzlich nur mit mitlaufendem Drumcomputer gespielt, der letztlich mein Timing gerade gebogen hat.


    Meine völlige Talentfreiheit konnte der letztendlich auch nicht ganz richten, aber mit einem wirklich guten Timing war ich besser dran, als so mancher Frickler aus der Geheimtippfraktion. So kann ich bis heute keine Noten lesen oder bestimmte Rudiments und Triolen spar ich mir immer noch aus. Solos spiel ich auch keine. Meine linke Hand ist auch noch immer eine Linke. Sticktricks spar ich mir ganz seitdem ein ehemaliger Basser aus der Band eine Beule am Kopf davon trug. ^^


    Die Kontinuität und meine durchaus vorhandene Probedisziplin hat allerdings viel bewirkt. So spiele ich nun seit über 30 Jahren durchgehend in irgend einer Band und seit einigen Jahren mit wirklich herausragenden Musikern. Ich denke manchmal, eigentlich kann ich denen von meinen musikalischen Fähigkeiten her nicht das Wasser reichen, aber trotzdem wollen sie niemand anders an den Trommeln.


    Warum? Weil als Drummer das Timing wichtiger ist als ständige musikalische Abflüge zum Nachweis der eigenen Fähigkeiten. Darum kann ich auch nur jedem Anfänger immer wieder raten, Timing zum zentralen Ziel des Lernens zu machen und nicht nur seinem Lieblingsdrummern, -bands etc. spielerisch hinterherzulaufen.


    Und was wurde eigentlich aus meiner ersten Band? Die haben sich nach 3, 4 Jahren aufgelöst und heute macht keiner mehr von denen Musik.


    Grüße
    Micha

    2 Mal editiert, zuletzt von noPsycho ()

  • groucho


    Hi, ich bin Ü50 und kein totaler Anfänger, ich sag trotzdem mal was dazu:


    Die ganzen Fragen, die du stellst, kannst letztendlich nur du selbst dir beantworten. Es kommt vor allem darauf an, was du mit dem Spielen deines Instruments erreichen willst. Und dieses Ziel darf ruhig ambitioniert sein, aber realistisch, das wäre gut. Was motiviert dich beim Trommeln? Dass du Figuren lernst, dass du Grooves lernst, dass du schneller wirst? Willst du ein technisch versierter Trommler werden, oder willst du mit anderen zusammen Musik spielen? Ohne dich zu demotivieren: Im fortgeschrittenen Alter lernt es sich schwerer. Ich muss mich sehr zusammenreißen, Technikübungen zu machen. Es ist zwar schön wenn man's dann kann, aber irgendwie ist es das für mich nicht. Deshalb versuche was zu finden, was dich wirklich motiviert, dranzubleiben und es gut machen zu wollen. Dann kriegst du es auch hin, oder die Chance ist zumindest besser. Ich hab mir auch mal ein Doppelpedal gekauft, ein paar Wochen drauf rumgetreten und mich dann gefragt, wofür ich das brauche. Da ist mir keine gescheite Antwort eingefallen, also wieder weg damit. Das Ende vom Lied war, dass ich in den letzten Jahren nur noch sehr sporadisch am Kit saß, einfach weil mir ein Ziel fehlte. Wenn ich gespielt habe, hat es immer Spaß gemacht, aber ich wollte dem ganzen keine Priorität geben, andere Dinge waren wichtiger.


    Ich bin sicher keiner der technisch guten Drummer hier in diesem Forum. Ich bin nicht der schnellste, eine technische Leuchte bin ich auch nicht, Rudiments in Lichtgeschwindigkeit dengeln kann ich nicht, und Soli gehen auch nicht. Ich mag es einfach, Musik zu spielen, Stücke zu lernen und sie dann passend spielen zu können. Dank meiner technischen Unzulänglichkeiten habe ich mich von einigen Bands immer ferngehalten, ab und zu gab es tatsächlich Angebote. Aber erstens wollte ich teilweise die Musik nicht machen (Party- und Schlagerrock, Deutschpop-Cover), zweitens habe ich es mir nicht zugetraut. Letztens hat hier im Forum jemand einen Trommler für eine Grungeband auf Nicht-Profi-Niveau gesucht. Grunge und Alternative liebe ich, und das macht mir auch Spaß zu spielen. Ich hab mich aber nicht getraut erstmal, ich hatte massivsten Trainingsrückstand. Zwei oder drei Kollegen haben mich hier motiviert, doch mal hin zu gehen, schließlich hab ich mir nen Ruck gegeben. Ich hatte gerade ne Woche Urlaub, da habe ich mir die Stücke, die die Band spielt, so gut es geht draufgeschafft, und schon bei diesem konzentrierten Lernen und Verstehen der Lieder habe ich gemerkt, was mir wirklich Spaß macht (und was die ganze Zeit als Motivationsfaktor gefehlt hat). Auf der Fahrt zur ersten Probe habe ich ziemliches Muffensausen gehabt, dass ich zu schlecht bin, dass ich nicht mithalten könne und was man sich da sonst noch alles einredet. Aber es lief ganz gut. Erstens passte es menschlich prima, und die Vorbereitung hat sich wirklich gelohnt, die Kollegen haben sich glaube ich gefreut, dass ich ordentlich vorbereitet war. Und bei dieser Probe (und bei denen die seitdem waren) habe ich gemerkt, was mich motiviert, an meinem Spiel zu arbeiten: Das Zusammenspielen mit anderen ist es. Erstmal seine Parts lernen, und sie dann mit den anderen so zusammenzubringen, dass das gut klingt. Wenn wir mit allen 6 Leuten ein Stück mal so richtig schön auf den Punkt runterspielen, ist das das beste, was zumindest mir persönlich musikalisch passieren kann. Und durch das Zusammenspiel lernt man auch voneinander. Und da von vornherein klar war, dass wir auch auftreten wollen, war auch diese Entscheidung zu treffen. Will ich das? Die Antwort ist ja! Ich bin zwar vor so was immer total fickerig und muss 20 mal pullern, aber wenn's dann klappt ist es geil!


    Fazit: Was willst du erreichen? Frag dich das mal in Ruhe, wenn du dir darüber klar bist, leg die nötigen Schritte fest und mach dich ans Werk. Bleib realistisch, versuch, mit anderen zusammen zu spielen, da findest du auch raus, was dir musikalisch liegt. Und das vielleicht abschließend noch: Als Ü40er Einsteiger darfst du dir den Luxus gönnen, nur die Musik zu spielen, die du auch spielen willst. Ich würde nie bei einem Blasorchester oder einer Volksmusikcombo spielen wollen. Nicht, weil mir der Respekt vor der Musik fehlt, aber ich höre sie nicht gern. Und wenn du keinen Metal magst, gibt es auch erstmal keinen Grund dir Metaltechniken anzueignen. Such dir die Musik, die dir Spaß macht, such dir das, was dich motiviert. Und dann hau rein! Viel Spaß dabei wünsche ich dir!


    PS: Unterricht schadet aber trotzdem nicht, gute Technik bringt schon was ;)

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Erstmal...

    Schöner Beitrag, Albatross!

    Danke, Abatross für den ehrlichen Einblick.

    :thumbup:



    Bei mir...31 war ich immerhin auch schon, bevor es mich erwischt hat ;) Nach jetzt elf Jahren sortiere ich mich neu, hadere damit, dass meine Bande sich so selten treffen kann (alle zwei Monate...), vermisse Auftritte nicht sooo, bin aber, wenn ich mal außerhalb meines Kellers spiele, sowas von aufgeregt, da hilft eh nix, also Augen zu und durch :D Natürlich gibt es haufenweise Leute, die am Set besser sind. Aber vom Feeling her würde nichts besser passen als mit den Leuten, mit denen ich schon seit Jahren spiele (seit der Schule)...und von ihrer Seite ist es eben auch so :)
    Dass man immer mal Blockaden hat, es hakt und es auch mal gefühlt rückwärts geht...kenne ich, manchmal mehr als ich will...dann nehme ich mir gar nichts vor und reduziere alles - das mache ich gerade... - und spiele nur nach Gefühl und kein Stück mehr mit "Ich will, dass das jetzt klappt, sofort und überhaupt!" Ok, insofern nehme ich mir was vor - mich auf das Instrument und die Musik einzulassen ;)
    Bands bringen einen vorwärts und Lehrer tun das auch. Feedback bekommt man im Kopf, für sich, auch wohl mit Aufnahmen, aber das Weiterentwickeln...macht zusammen einfach auch mehr Spaß ;)
    Ran da...und viel Spaß!

    je langsamer desto schneller


    Uns interessiert ja nur das Spielen, nicht das Verzichten!
    (Hochi April 2019)

  • Manchmal hilft es, die Dinge vom Ende her zu betrachten:

    Mein Traum ist ja noch immer, ein kleiner regionaler Rockstar am Set zu werden, aber ob das was wird?


    Was ist das Endergebnis? Du bist ein regionaler Rockstar.
    Der kleine Schritt davor ist ... (überlegts Du selbst ; -)
    Der kleine Schritt davor ist ...


    ...


    Der kleine Schritt davor ist ...
    Heute stehst Du HIER.


    Lies die Liste dann von unten nach oben, und Du hast (D)einen Projektplan, WAS Du nacheinander tun kannst, um unabwendbar ein regionlaer Rockstar zu werden. Setze sinnvolle Zeiträume + Reserven an, und Du kannst heute schon ahnen, WANN das sein könnte.


    Manchmal hilft es auch, diese Liste von beiden Seiten aus zu erstellen, denn auf der HEUTE-Seite weißt Du vielleicht, was Du unbedingt als nächstes verändern solltest. Dann ergibt sich eine Lücke zwischen beiden Enden, die Du genauso schrittweise mit Leben füllst.


    So könnte Dein Plan entstehen (also: mindestens einer ; -)

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Hallo Groucho,


    auch ich bin ein Spätberufener (mit 41 angefangen); mittlerweile (59) spiele ich in 1-3 Bands in unterschiedlichen Genres nicht ganz ohne Erfolg.


    Als ich angefangen habe, hat mein Sohn (damals 11, tr) stolz erklärt, dass der Papa Schlagzeug spielt. Ruckzuck war ich beim Vorspielabend der Trompetenklasse mit einem kleinen 2 Minuten Stück (PinkPanther nur hihat) aktiv; nicht weil ich so talentiert bin sondern um den Kleinen nicht zu enttäuschen. Bei der Blaskapelle im Ort habe erstmal die Pauke gespielt und den Rasselkasper gegeben.
    Will sagen: such Dir Auftrittsmöglichkeiten, bei denen Du nur 80 % dessen brauchst, was Du im Moment kannst. Besser noch, versuche Mitmusiker zu finden mit denen Du Dich zusammen weiterentwickeln kannst.
    Um Auftritte mit Erfolg zu gestalten ist natürlich ein gewisses Maß an Technik unabdingbar. Aber auch einfache Rhythmen können wie die Sau grooooven. Der Spaß springt m.E. aufs Publikum über, wenn die da "oben" zusammen Spaß haben und dass ergibt sich auch ohne allzu komplexe Technik am Instrument.
    Logisch, auch bei mir dauert alles länger bzw. manchen geht gar nicht. Wenn die Kollegen aber plötzlich sagen: "Ey Thomas, net so schnell", dann bekomme ich mit, dass ich die Sachen, die mir GESCHWINDIGKEITSTECHNISCH bislang Probleme bereitet haben, plötzlich laufen und ich komme dann beim Gig wieder auf die o.g. 80%.


    start groooooovin`


    Thomas

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