Mit Ü40 noch Jungfrau! Wann war euer erstes Mal! Eure Gefühle? Wie lang hats gedauert?

  • Hallo,


    ich bin ja nun Ü40 und trommle so seit einem Jahr vor mich hin und frage mich, neben dem Spaß, der mir das Trommeln zweifelsohne bereitet, wenn doch so mancher Rhythmus mich wiederum zweifeln lässt, ob ich nicht zu alt und zu doof bin, bis ich dann den Rythmus kapiert habe und dann auch irgendwann mal in verschiedenen Tempi flüssig spielen kann. Das ist dann zumindest die Bestätigung dafür, dass ich nicht sooo doof sein kann.


    Was ich gemerkt habe: mir fehlt die Beständigkeit. Was ich letzte Woche gut spielen konnte, bereitet mir diese Woche schon wieder Kopfschmerzen. Dann auch einen - für mich schwierigeren - Rhythmus einfach mal 5 Minuten lang runterspielen, klappt so gut, wie nie. Immer ist irgendetwas, was nicht passt. Zu unrund, ein Stick fliegt weg, ich schlag aufn Stick, statt aufs Fell, ich treff das Fell nicht richtig, ich schlag auf den Trommelrand, ich spiel dann doch was anderes kurz, weil ich die Snare oder die Bass falsch geschlagen/getreten habe ...


    Womit ich mich auch nie beschäftigt habe, also nie so richtig: Noten und Pausen und die ganzen anderen Zeichen, die man mal lesen kann, wie z. B. Punkte.


    Zuletzt bin ich fast am Verzweifeln an Doppel-Bass und dann noch die Kombi Doppel-Snare gewesen. Also z. B. Bass auf 2+ und dann 2+e und dann noch z. B. Bass auf 1, 1+, 1+e und dann gleich Snare auf 2, 2+, 2+e. Man, was hätt ich schreien können. Dann stückel ich den Rhythmus, spiel nur, das, was ich noch nicht kann, versuche es zumindest, meist ohne HH, da die mich dann total kirre macht. Irgendwann ... irgendwann klappts dann. Quais paar graue Haare später.


    Ist allerdings auch nicht so, dass ich jetzt gar nichts kann. Frau, Kinder und auch Freunde loben mich, weil sie sich vielleicht genötigt fühlen!? xD Aber damit würde ich mich nie trauen, auf die Bühne zu gehen. Außer vielleicht mit Sonnenbrille, Perücke und den Namen eines Verhassten auf dem Shirt - quasi InCockNieTo.


    Dann geh ich aufn Kindergeburtstag eines böhsen Neffen, der grad mal 7 ist, und der trommelt, wie ein junger Gott und ich werde gefragt, ob ich das nicht besser kann, weil ja älter und so. Und graue Haare, die grar noch mehr werden. Zusammen mit einem roten Gesicht und Schweiß auf der Stirn, geballten Fäusten in den Hosentaschen und einen plötzlichen Anflug von Flatulenzen. Wenn es ja nur der Lenz wäre, aber Flatu ist mit dabei. Dann setz ich mich an das Kinder-Set und versau den einfachsten Beat und rede mich damit raus, dass das Set viel zu klein ist, ich grad ja diese Flatus habe und verzieh mich aufs Klo.


    Mein Traum ist ja noch immer, ein kleiner regionaler Rockstar am Set zu werden, aber ob das was wird?


    Aber ich bin bestimmt nicht der einzige, dem es so geht oder ging!?


    Oder seid ihr alle schon seit Kindesbeinen dabei und spielt in eurer Band?


    Wie war und ist das bei euch?


    Gibt es hier auch welche, die "nur" für sich trommeln und auch "nur" das wollen?


    Wann sollte oder muss man sozusagen in eine Band einsteigen, bevor es gänzlich zu spät ist?


    Und wer will diesen alten Möchtegern-Drummer mit Flatus haben?


    Wie war euer erster Auftritt? Wie geübt und sicher wart ihr? Wie lang ging der Gig? Hattet ihr auch Flatus? Musstet ihr Valium nehmen? Oder war für euch alles easy going?


    Was könnt ihr Profis mir empfehlen?


    Gruß

  • Hallo Groucho,


    komisch, so ein Threadtitel, und keiner Antwortet? Da war doch eine gewisse Effekthascherei schon eingebaut...


    Ich finde ich deine Gedanken hier sehr anschaulich zusammengefasst. Jeder von uns kennt vermutlich phasenweise diesen Konflikt zwischen Anspruch und Wirklichkeit, egal ob er/sie nun schon Kinderstar war oder spät berufener Quereinsteiger.


    Ich selbst gehöre zur Abteilung "in einem musischen Umfeld aufgewachsen und (relativ) früh mit dem Trommeln begonnen". Die erste Faszination erwischte mich mit ca. 10 Jahren Ende der 70er auf der Feier eines Mitschülers, wo eine Band mit E-Gitarren, Echoletteverstärker und Omo-Schlagzeug zu bewundern war. Das wollte ich auch!!!


    Nach der Omo-Phase, und Ehe ich von meinen Eltern ein nagelneues Hoshino-Schlagzeug ( ;) ) bekam, durfte ich auf einem geliehenen (damals schon) Vintage - Set in "dreckig-und-vergilbt-gold-sparkle" üben. Damals nannte man das noch nicht vintage, sondern einfach nur "alt", aber ich hatte was zum Draufhauen :)


    Meine Feuertaufe hatte ich - noch auf diesem Set - mit einigen alten Feierabendjazzern - auf einer Silvesterfeier, da dürfte ich etwa 12 gewesen sein. Vermutlich dank viel Wohlwollen seitens Mitmusikern und Zuhörern war es für mich ein toller Abend, und vor allzu großer Selbstkritik schützte mich damals mein jugendlicher Leichtsinn.


    Daher habe ich zu Beginn meiner "Laufbahn" nicht wirklich intensiv drüber nachgedacht, was ich da eigentlich tue, ich tat es einfach. Als Erwachsener im Berufsleben hatte ich dann zeitweise eine echte Schere im Kopf, weil ich irgendwie den Ehrgeiz hatte, "der Beste" zu sein, dem Anspruch aber natürlich in keinster Weise gerecht wurde. Irgendwas ließ mich wohl innerlich hoffen, durch einen Zufall doch noch Karriere im Musikgeschäft zu machen. Und jede Erkenntnis, dass mir hierfür gewisse Fähigkeiten fehlten, setzte mich unter Stress. Oder kleinere spielerische Fehler versauten mir gesamte Konzerte, weil ich mich vor lauter Anspannung in mich selbst verkroch, da ich glaubte, vor meinen Ansprüchen nicht bestehen zu können.


    Hat ne Weile gedauert, aber inzwischen stelle ich mich auf die Bühne und will einfach Spaß mit ein bischen Anspruch haben, und wenn mal was daneben geht, lache ich drüber und mache einfach entspannt weiter. Da kann man auch mal - wie vor einigen Monaten geschehen - ein improvisiertes Konzert spielen, bei dem die Mitmusiker eine Nummer konsequent in zwei unterschiedlichen Tonarten spielen, ohne aus der Nummer raus zu kommen. Ich hab den Kopf geschüttelt, gelacht und bis zum Ende durchgehalten. Das schlimmste daran war, das Publikum war danach voll des Lobes ;( :D


    Während ich früher Zeit und Ehrgeiz hatte, zu üben, um besser zu werden, konzentriere ich mich heute vor allem drauf, besser zu spielen, was ich sicher kann, damit keiner merkt, was ich alles nicht (mehr) kann. Musikalisch fühle ich mich dadurch ... besser. :)

  • Wenn man "erst" um die 40 mit einem Instrument anfängt, ist das zwar einerseits ne tolle Sache - Musik machen ist immer schön - andererseits muss man sich halt bewusst sein, dass man in dem Alter keine Bäume ausreißt, insbesondere was die Lerngeschwindigkeit angeht.


    Schlagzeug ist nunmal ein relativ komplexes Instrument, bei dem man einfache Sachen relativ schnell lernen kann (einen 4/4tel 4 on the Floor bekommt selbst ein ausgefuchster Schimpanse nach 1 Monat hin), aber sobald es in die Feinheiten geht, wirds halt doch in Sachen Koordination, körperliche Voraussetzungen, Muskel-Gedächtnis, körperlichen Routinen und auch Musikverständnis schnell dunkel. Da spielt einem ein fitter 17jähriger mit 10 Jahren Unterricht und gebrieft durch 1572 Youtube-Lern-Einheiten einfach durchaus mal den Arsch ab.


    Im übrigen mangelt es an der Beständigkeit in dem Alter allein schon deshalb, weil man im Gegensatz zu 13 jährigen auch noch was anderes im Leben zu tun hat, als zu Drummern. Das Geld will verdient sein, was man und die Familie zum Leben braucht und wenn man dann nach einem langen Arbeitstag erschöpft im Sessel sitzt, kommt man schon auf den Gedanken, dass jetzt eben noch andere Dinge wichtiger sind, als Schlagzeug zu spielen. Das sind dann ja auch noch die Frauen, die Kinder und und und und. Der Wunsch, endlich mal Musik zu machen bzw. loszurocken, kommt im übrigen dann auch oft daher wie ein Ausläufer die beginnenden Midlife Crisis, andere kaufen sich eben ein Motorrad oder fangen an, Fallschirm zu springen, eine anderer will ein Schlagzeug.


    Dir muss halt klar sein, dass Du mit 40 keine kühnen Dinge mehr am Instrument vollbringen wirst und der Effekt, dass Dir jeder 2te Pimpf eine Nasenlänge voraus ist, wird sich nicht umgehen lassen. In der Zeit, wo Du sich abmühst, den Paradiddle zu erlernen, hat Deine 14 jähriger Neffe schon vergessen, was das ist, weil es ihm so geläufig ist, wie das täglich Brot. Entweder begnügst Du dich daher mit einfachen, wenigen Fortschritten, oder aber Du solltest Dir was suchen, was einfach schneller zu einem Wohlgefühl führt. Da gibt es Unmengen zu entdecken.


    Und tröste Dich: Es dauert erfahrungsgemäß bis 50 - war jedenfalls bei mir so - bis man mal den ganzen Kladderadatsch, den man so gemeinhin Leben nennt, in ein wirklich ausgeglichenes Verhältnis bekommt. Ich spiele seit einem Jahr wieder mehr Drums, als eigentlich jemals zu vor, seither ich im Berufsleben stehe, weil einfach alle Prioritäten und Lebensbereiche geklärt sind - in meinem Sinne. Das will sich entwickeln.


    Wenn ich heute ein Hobby suchen würde und nicht schon mit 15 mit dem Drummen angefangen hätte, ich würde es heute nicht mehr tun. weil es einfach zu tough ist, auf ein Level zu kommen, was halbwegs zufriedenstellend ist, wenn man nicht schon vor Jahrzehnten damit angefangen hat. So aber ist Drummen bzw. Musikmachen meine all-time-love,manchmal mehr noch als Menschen, wenn ich ehrlich bin (oder eben einen gewissen Autismus belegt), und wenn ich mir eins wünschen würde, dass ich - wenn ich irgendwann den Abgang mache- dann in dem Moment am Set sitze.



    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

  • Hey Groucho!


    Nicht verzagen. Auch wenn die Kollegen Recht haben mit dem "mit 40 reißt man keine Bäume mehr aus", aber es muss ja auch nicht jeder ein zweiter Simon Phillips werden um Spaß zu haben! Das hab ich bei mir auch aufgegeben (obwohl ich jung angefangen habe aber da sind andere Dinge schief gelaufen) und mache das was ich kann so gut ich es kann. Man kann es halt im Nachhinein nicht mehr ändern.


    Such Dir Gleichgesinnte, erst mal nur zum Jammen...später vielleicht als Band. Das hilft definitiv mehr als jede Solo-Überei und ein Auftritt ist wie 5 Bandproben. Das beste was Du machen kannst ist Dir kleine Ziele setzen... mal ein paar Gigs... mal ein Wochenende auf 'Tour" mit mehreren Gigs.... mal in ein Studio gehen und aufnehmen... Stück für Stück. Und das Gefühl in einer Band zu sein motiviert zusätzlich. Wenn Du auf dem Land lebst ist das vielleicht schwierig, aber in einer Stadt findest Du sicher ein paar Leute... Kleinanzeigen helfen oder Kumpels die ein anderes Instrument spielen.

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  • Hallo Groucho,


    Dann geh ich aufn Kindergeburtstag eines böhsen Neffen, der grad mal 7 ist, und der trommelt, wie ein junger Gott und ich werde gefragt, ob ich das nicht besser kann, weil ja älter und so. Und graue Haare, die grar noch mehr werden.

    Als Trost gemeint: Mein Sohn, in jungen Jahren, Klavier lernend, nach Youtube-Streifzügen: "Da denkst Du, Du kannst es, und dann gibt es irgendwo auf der Welt immer einen Asiaten, der noch jünger ist und dasselbe noch viel besser spielen kann ..." - Setz' Dir also den richtigen Massstab 8)


    Nimmst Du (auch) Unterricht?


    Wenn man "erst" um die 40 mit einem Instrument anfängt, ist das zwar einerseits ne tolle Sache - Musik machen ist immer schön - andererseits muss man sich halt bewusst sein, dass man in dem Alter keine Bäume ausreißt, insbesondere was die Lerngeschwindigkeit angeht.

    Einspruch: Hab's mit Mitte 50 angefangen und bin selbst überrascht. Hab' halt mein Leben lang mir Neues angeeignet ... Es kommt also darauf an ... :rolleyes:
    (Ich habe übrigens so etwas wie passives Drumming: mein Leben lang mitgehört. Warnung: Zuhören kann passives Wissen mehren ...)


    Gibt es hier auch welche, die "nur" für sich trommeln und auch "nur" das wollen?

    Ja, mich. Bis mich eine erste Band spontan und dringendst für einen Nachmittag einlud (ca. 1 Jahr Spielzeit) , und 2 weitere mich nun als ständiges Mitglied haben wollten. "Es geht besser mit unserer Musik, seitdem Du (also ich) mitspielst ..."


    Wie war euer erster Auftritt?

    Geil. Mir gefällt's "vorne" ... und wenn der Eine oder (realistischer) die Andere in rhythmische Bewegungen verfällt, sobald ich ...


    Wie geübt und sicher wart ihr?

    Stabiles Tempo, stabile Subdivisions (bis 16-tel, bis 12-tel), mehrere Rudiments. Ach ja: Ich konnte schon immer machen, zuhören und korrigierend eingreifen, hier also nun am Schlagzeug ... Spielen ist für mich nun so ähnlich wie Sprechen, nur mit anderen Mitteln ....


    Wie lang ging der Gig? Hattet ihr auch Flatus?

    4 Stücke + Zugabe, begleitend zu einer Lesung. Nein. Bei mir persönlich hilft oft Kümmel. Also der Pflanzensamen, gekaut.


    Musstet ihr Valium nehmen?

    Nein.


    Oder war für euch alles easy going?

    Ja.



    Ich glaube, es hilft, sich Ziele nicht zu groß zu stecken. Groß ja, für die Motivation, aber kleiner, um das Handwerk Stück für Stück zu verinnerlichen. Lernprozesse gehen ja oft so: Am Anfang muss man auf Alles und Jedes achten, wie beim ersten Fahradfahren. Dann automatisiert sich etwas und es kommt der Moment "wer denkt, verliert". Kennen Partnerinnen vom Tanzen :cursing: . Lass' es ab da geschehen, Dein Körper macht das schon, wie beim Fahrradfahren. Endlich kannst Du die Landschft drumherum genießen (oder eben, die Musik aktiv mitgestalten).


    In einem anderen Zusammenhang fragte mich einmal ein Fachmann: "Michael, wie ißt man einen Elephanten"- "???" - "Na: Happs für Happs."


    Und ich ergänze heute gerne: "Einen Elephanten zur Zeit". :D


    Grüße + Geduld + viel Erfolg, Michael

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Hi Groucho,


    ich finde, Seelanne hat's perfekt auf den Punkt gebracht: Spät anfangen ist toll, aber zum Bäume ausreißen muss man halt früher in den Wald.


    Ich hab selbst spät mit 32 angefangen (hey, mir fällt gerade auf: Das war vor 20 Jahren! :-O) und mir immer vorgenommen, nicht zu ambitioniert (und dann nämlich frustriert) zu sein. Genau genommen hat das ganz gut geklappt und ich bin mit meinem - langsamen - Erfolgen eigentlich zufrieden. Bis auf die Tage, wo mir wieder auffällt, wie "weit mein Arm eigentlich wirklich" reicht. Will heißen: Was kann ich immer, zu jeder Zeit und in jeder Verfassung *absolut sicher* spielen? Mist ... das sind dann letztlich ziemlich einfache Sachen. Die anderen gehen halt nur bei Rückenwind und Sonnenschein. Das zeigt mir dann den Unterschied zu Profis, die mit 3 schon am Set saßen. Die können das komplexeste Zeug auch im Wintermantel mit Stiefeln, gerade aus dem Bett, verkatert und am fremden Set. Und lächeln noch dabei.


    Kurz: Wir "späten Drummer" müssen uns halt realistische Ziele setzen und freundlich zu uns und mit unseren Fortschritten sein. Ein einziges Jahr ist selbst für junge Talente noch nicht viel! Freu Dich wenn Du den klassischen Bum-Tschak ein paar Minuten sauber gerade aus spielen kannst und er sich wie Musik anhört!


    Eins ist mir neulich wirklich selbst passiert:

    In der Zeit, wo Du sich abmühst, den Paradiddle zu erlernen, hat Deine 14 jähriger Neffe schon vergessen, was das ist, weil es ihm so geläufig ist, wie das täglich Brot.

    Es war nicht mein Neffe und der junge Mann war zu den Zeitpunkt 5. Und durfte mal bei der Bandprobe an mein Set und die Jungs haben einen Song mit ihm gespielt. Klar, noch war ich ihm etwas voraus, sicherer, genauer etc.
    Aber der Kollege war bereits lockerer in den Bewegungen und sehr präsent im Ausdruck ... ich sah bei ihm schon Dinge, für die ich viele Jahre gebraucht hatte. Er vermutlich nur Monate. Und dieses Beiläufige (das "geläufig" sein) haut einen um. Gut möglich, dass ich bei ihm Unterricht nehme, wenn er 10 ist. Tja, so isses. :) Ich freu mich natürlich für ihn!


    Genieß die tolle Reise, Groucho! Drummen bringt immer wieder neue Entdeckungen ... über die Musik, über andere und auch über sich selbst!
    Gruß
    Hajo K

  • Ergänzend einige Dinge, die mir halfen und immer noch helfen.


    1) Spiegel: Hängt an dem Ort, an dem mein Set am häufigsten steht, so, dass ich meine Hände sehen kann. Ein schönes Mittel zur Selbstkontrolle, etwa "Haben laute und leise Sticks auf der Snare dieselbe Schlaghöhe?", "Wirke ich eher verkrampft oder entspannt?" usw. - Quelle: Unterricht


    2) Lieblingsband: Einfach mitspielen, sich selbst zuhören, Gleiches und Unterschiedliches wahrnehmen usw. Hilft, den Lieblingsdrummer und sich selbst kennenzulernen. "Warum spielt der hier konstant, und da völlig anders?", "Wie gestaltet er die 3 auf 16-tel Ebene?" usw. - Quelle: Eigener Antrieb


    3) Metronom: Muss gelegentlich sein, um bestimmte Pattern zu verinnerlichen. 3 Tempobereiche sind (mir) dabei wichtig. ( A ) Im Wohlfühlbereich ist das Tempo für mich heute ok. Aber: bin ich auch immer richtig? - ( B ) Bewusst verlangsamen, notfalls auch im 30-er Schneckentempo, um zeitliche und gliedermäßige Koordination zu klären. Dann langsam in Richtung "A" steigern. - ( C ) Die persönliche Herausforderung: Drehe ich das Tempo immer höher, kommt der Punkt, wo es im Moment nicht mehr geht. Und dann noch 1, dann noch 1 und noch 1 Beat im Tempo drauflegen ... wird schon ätzend. Und DANN ... wieder die 3 Beats herunter, auf das heutige Grenztempo: Warum war das eigentlich eben noch so schwer für mich? Ach so: war nur ungewohnt. - Und nächstes Mal liegt das Grenztempo magisch schon wieder höher ... - Quelle: Selbstversuch


    4) Aufnehmen: Sollte man immer einmal wieder machen. Etwa, um eine spontane Idee festzuhalten, um sie später weiter zu verwenden oder zu bereinigen. Oder, weil man denkt, es läuft doch jetzt ganz gut. Was mir heute auch beim Anhören als OK erscheint, höre ich in 1 Jahr vielleicht ganz anders. Aha, ich kam tatsächlich voran. - Quellen: Selbstversuch, Unterricht


    5) Tommy Igoe "Great hands for a life time" (DVD) ... Der Titel ist Programm. Kann man immer einmal wieder ausgraben. - Quelle: Ein eDrum-Forum


    6) Benny Greb "The art and science of groove" (DVD) ... Geiler Drummer, geiles System für bekannte und unbekannte Pattern. - Quelle: Unterricht als Antwort auf meine Frage nach "musikalischem Drumming"


    7) Einfach spielen: Wenn (irgendwann) Spielen wie Sprechen ist, nur mit anderen Mitteln, dann geht ja etwas in mir vor. Ein musikalischer Gedanke will Gestalt annehmen, eine rhythmische Idee will nicht aus Kopf, Hand und Fuß. Dann hör' ich mir doch einfach einmal am Set zu. Rauslassen, laufenlassen, Spaß haben. Fehler registrieren, Fehler kreativ umwandeln ... es gibt auch Interessantes derunter ... - Quelle: Selbstversuch


    8 ) Mit anderen zusammen spielen: Da lerne ich am meisten dabei. Geben und nehmen. Gestalten. Gemeinsam durchstehen. - Quelle: Selbstversuch, Unterricht



    Zur Altersfrage, was geht und "sicher nie mehr gehen wird", muss Jede/r für sich selbst klären. Wichtigster Punkt dabei: Wo wird sie für mich lediglich zur Ausrede, nicht doch mehr zu versuchen, mir nicht mehr zuzumuten, mir nicht mehr zuzutrauen? Sowie: Wo sind ggf. echte Einschränkungen und wie kann ich damit umgehen? (Ringo Starr erfand übrigens so einen interessanten Fill, der für ihn nur so ging, weil er Linkshänder war. Es kann so einfach sein.)


    Profimusiker zu werden und zu sein, ist sicher ein hohes Ziel. Meins ist es nicht. Aber ich kann gut sein in dem, was und wie ich es tue. Und morgen kann ich noch ein bischen besser sein. Und für übermorgen ist immer noch genügend da, was ich am Schlagzeug noch versuchen oder verbessern kann.


    Irgendwo einmal gelesen: Der Amateur übt so lange, bis er etwas kann. Der Profi übt so lange, bis er es unter allen Umständen nicht mehr falsch spielen kann.



    Grüße, Michael


    LINKS:
    a ) Ringo: Ringo Starr Shows How to play Ticket to Ride, Come Together and Back off Boogaloo (ab 03:22)


    b ) Anderer Bereich, gleiches Prinzip: "People tend to avoid the hard exercises", (und der entgangene Gewinn, ab 04:23) in 6 Muscle Gaining Mistakes (SLOW OR NO GROWTH!!) (Auch die anderen 5 Punkte sind durchaus einen Gedanken wert, ob und wie sie für mich als Drummer übertragbar sind.)

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

    3 Mal editiert, zuletzt von MS-SPO ()

  • Den Beitrag von seelanne ist in meinen Augen nichts mehr hinzuzufügen. Auf den Punkt, ehrlich und realistisch.

    Grüße,


    De' Maddin Set
    ________________________________


    Dängdäng-Dängdäng-Dängdäng
    Bababababaaa-baba - Brack........Meet you all the way....dadadab...usw.

  • Ich falle nicht so 100% in die von die angesprochene Gruppe, da ich in jungen Jahren ja schon getrommelt habe, doch die 15 Jahre Pause dazwischen, bis ich mit Ü40 wieder eingestiegen bin, haben mich natürlich zurückgeworfen bzw. meine Fähigkeiten stagnieren/einrosten lassen (meine ganze "Leidensgeschichte" steht im Vorstellungsfred, das schreibe ich hier nicht nochmal nieder). Dennoch, selbst wenn man als Kind oder Teenager anfängt, auch dann kann man nicht immer Bäume ausreißen, wie Seelanne passend schreibt. Talent/Gene und Körperbeschaffenheit spielen immer eine Rolle. Sonst könnte ja jeder theoretisch trommeln wie Simnon Phillips, Dave Weckl, Joe Morello oder Buddy Rich, gell?


    Zitat


    Mein Traum ist ja noch immer, ein kleiner regionaler Rockstar am Set zu werden, aber ob das was wird?

    Das klappt auch bei vielen anderen, die viel früher und ziemlich talentiert sind nur selten. Da spielen ja schon eine Menge Dinge eine Rolle, neben den Trommelfähigkeiten (Kontakte z.B.). Manche schaffen im späteren Alter doch noch einen Durchbruch aufgrund diverser Umstände, aber das ist eher die Ausnahme. Und muss man ein "Rockstar" sein? Wir spielen doch eigentlich primär, weil es uns Spaß macht, oder? Nicht, damit um uns wie ums goldene Kabl getanzt wird...


    Zitat


    Wann sollte oder muss man sozusagen in eine Band einsteigen, bevor es gänzlich zu spät ist?

    Bevor man ins Gras beißt.


    Und das mit den Auftritten: Da ist jeder anders. Manche speien vorher die Seele aus ihrem Leib, andere schwitzen wie blöd, andere saufen sich Mut an, wieder andere schmöken zum runterkommen, und manche gehen einfach nur auf die Bühne und haben Spaß, weil kein Lampenfieber. Manche werden im Laufe der Jahre das Lampenfieber etwas los, andere nie. Jeder ist, wie er ist. Und Hobbymusiker werden vom Publikum meist eh gnädig behandelt. Da wird eine andere Messlatte angelegt als z.B. bei den Foo FIghters oder Metallica. Also... immer entspannt bleiben. Niemand reißt einem den Kopf ab, wenn mal was schief läuft. Und wenn was schief läuft muss man auch mal über sich selbst lachen können. Und man muss auch niemandem im Publikum oder in der Band etwas beweisen.


    Wie sagte Peter Erskine so schön: "You don't have to show off".


    Spiel einfach solide, probiere nichts "irres" und alles wird gut. Und dass man Formschwankungen hat, ist völlig normal. Steigere dich da nicht in was hinein. Manche Dinge funktionieren zwei, drei, vier Monate so gut wie gar nicht, ab dann aber super. Jeder lernt anders. Und man muss nicht alle Pradididdledidaddels im Affentempo spielen können, um ein guter Drummer zu sein. Das ist eher die Vanillesoße zum Schokopudding.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Ich hab auch mit 41 angefangen und bin jetzt 49. Ich kann von dem was ich hier manchmal lese/höre/sehe wahrscheinlich nur 10 % :rolleyes: , aber die 10 % machen mir richtig Spaß und ich bin zufrieden wenn ein Groove groovt und ein paar Fills sauber auf der 1 wieder rauskommen. :D Ich habe Schlagzeugunterricht und ich freue mich jede Woche auf den Mittwoch (Unterricht).
    Mir machst einfach Spaß. Mein Schlagzeuglehrer sagt immer: Roland, wenn Du Profi werden willst, musst Du jeden Tag 4 Stunden üben und das 7 Jahre (die These sei mal dahingestellt), aber es zeigt einfach, man muss üben/üben/üben und soviel Zeit hab ich nicht, also kann ich viele Dinge halt dann auch nicht und ich muss sie für mich auch nicht können.


    Die schon zitierten Youtubes Videos find ich manchmal richtig schlimm. Da erklärt einer Anfängern einen Paradiddle und nach 60 Sekunden Video haut er die Schläge mit abwitziger Geschwindigkeit aufs Übungsbrett ;( ;( . Motivation bei mir danach gleich null (werde ich nie schaffen).


    Gruß
    rsbusch

  • auf deine eingangsfragen könnte ich jetzt mit „pech für dich | früh | angenehm | ziemlich lang“ antworten, aber das trifft es nicht.


    als wahrscheinlich schlechtester trommler des gesamten forums kann ich dir jedoch den tipp geben: tu, was du für richtig hältst und zwing dich zu nichts, denn das bringt nicht den spaß, den du brauchst.


    ich gehe fast täglich an mein akustikset zuhause und dilettiere ein bisschen vor mich hin, und alle drei, vier wochen verbringen wir mit der band einen gemütlichen nachmittag mit musik, speis und trank (immerhin schon seit vierzig jahren, mit nur einer dekade pause).


    unsere auftritte lassen sich an einer hand abzählen, es geht uns nur ums kreieren eigener stücke. dort benutze ich seit jahren e-drums, die allerdings meine fehlende technik noch schlechter werden lässt.


    ich wünsche dir jedenfalls viel glück auf deinem weg und lass uns daran teilhaben ... könnte ja ganz spannend werden.

  • Hallo,


    meine Entjungferung müsste demnach so mit 17 gewesen sein, 1986 waren jedenfalls Schlagzeug, Band und Bühne vorhanden.


    trommle so seit einem Jahr vor mich hin


    Nun ja, vom Vor-Sich-Hin-Trommeln ist noch keiner Meister geworden, das ist ganz unabhängig vom Lebensalter.


    zweifeln lässt, ob ich nicht zu alt und zu doof bin


    Entscheidend ist das Übealter, wie lange habe ich schon gut geübt.
    Ja, die Qualität des Übens ist auch wichtig, aber ganz ohne Plan und Ziel kommt natürlich von alleine sehr wenig.


    Zuletzt bin ich fast am Verzweifeln an Doppel-Bass und dann noch die Kombi Doppel-Snare gewesen.


    Wir reden von einem Jahr am Instrument?
    Aha.
    Soll das ein Witz sein?


    ob ich das nicht besser kann, weil ja älter


    Ja, nee, is klar.
    Trommeln lernt man durch ungenutzten Zeitablauf, kann jeder, einfach nur lange genug warten, kommt von alleine.


    Mein Traum ist ja noch immer, ein kleiner regionaler Rockstar am Set zu werden


    Da würde ich an meinem Image arbeiten, vielleicht ein paar Straftaten, eine eingestürzte Bühne, Drogenexzesse, brennende Schlagzeuge ...
    oder einfach in eine Punk-Band, die gute Beziehungen und viel Geld hat, einsteigen.


    Wann sollte oder muss man sozusagen in eine Band einsteigen, bevor es gänzlich zu spät ist?


    Heute, spätestens Morgen.
    Worauf warten? Auf Godot?


    Musstet ihr Valium nehmen?


    Nö, das Zeug kenne ich nur aus dem Medizinschrank.
    Mir reicht Gehörschutz.


    Ich glaube, es hilft, sich Ziele nicht zu groß zu stecken


    Ein weises Wort, zart ausgesprochen.


    Nach einem Jahr mit den Klöppeln sucht man sich eine Feierabendkapelle, die so Zeug wie Stones oder Beatles macht, notfalls auch AC/DC.
    Alles ohne Doublé-Bouillabaisse und sonstigem göttlichen Unfug.


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Falls doch Doppelhupen gewollt sind: einfach mal üben, langsam halt, bis zur Erfindung des Mach-2-Flugzeugs hat es auch ein bisschen
    gedauert.

  • [...] als wahrscheinlich schlechtester trommler des gesamten forums [...] und dilettiere ein bisschen vor mich hin [...]


    Ha! Meine Stichworte! :D Der wahrscheinlich schlechteste Trommler des Forums - diesen Titel strebe ich an. :rolleyes: „Dilettieren“ - ja, das ist meins! :thumbup:


    Sorry, macmarkus, dass ich deinen Post kaputtzitiere und missbrauche!


    Jedenfalls, mit Musikmachen angefangen hab ich mit Mitte 30. Gitarre. Schlagzeug hab ich mit Anfang 40 angefangen. Das war vor 10 Jahrn. Fünf Jahre Partyband; Cover. Berühmt sind wir, wider Erwarten, nicht geworden. Seit Ausstieg aus der Band: Solokarriere als Dilettant im staubigen (ex)Probenraum. Ich erwarte täglich meine Entdeckung als Solokünstler durch eine junge, dynamische, hippe und taube Musikproduzentin, die sich in den hiesigen Katakomben verläuft. Seit nem guten Jahr spiele ich auch auf mit nem E-Bass.


    Macht mir alles irrsinnig viel Spass. Ich brauch das: die Instrumente, Töne, Klänge, Rhythmen, Schwingungen (die ganz physikalischen, mein ich); das Mich-Auseinandersetzen mit der Musik und mit dem Spielen.


    groucho, hau rein, geniess es, bemüh dich, übe, mach dir keinen Stress; spiel in einer Band, so bald wie möglich. Falls Du berühmt wirst - vergiss dieses Forum nicht, wenn der Rolling Stone dich Interviewt! :thumbup:


    Edith merkt hämisch an, dass ich mit den 16tel-Noten, die Du, Groucho, beschrieben hast, auch jetzt noch auf Kriegsfuss stehe. Hatte ganz, ganz lange ne richtige Blockade in (nicht nur) dieser Hinsicht. Bin im Ganzen ein eher angespannter, selbst-unsicherer Mensch, und dass hindert leider (auch) das Musikmachen. ;( Aaaber es wird immer besser. Das mit den 16teln. :D

    Einmal editiert, zuletzt von arti ()

  • Falls doch Doppelhupen gewollt sind

    Ich glaube, das ist ein Missverständnis: Ich hatte auch zunächst interpretiert, er möchte nach einem Jahr schon mit zwei Füßen gleichzeitig in der Luft arbeiten, was zugegeben nicht wirklich sinnvoll wäre, aber ich glaube er meint einfach zwei 16tel hintereinander mit einem Fuß zu spielen ...


    Da hilft es die Zeit runterzudrehen und das gaaanz langsam zu machen und am Besten alle 15 Möglichkeiten für die Bass Drum mit einem konstanten backbeat und 8tel auf der Hihat durchzuspielen ...


    Stefan

    "e tudo isso, que é tanto, é pouco para o que eu quero" Fernando Pessoa

  • Bin ebenfalls Ü40 und spiele seit gut einem Jahr.
    Das ich Dinge die ich bereits gelernt habe nach einer Woche nicht mehr hin bekomme ist mir so eigentlich noch nicht passiert, eher umgekehrt. Wenn ich etwas an dem ich intensiv geübt habe mal 1-2 Wochen, manchmal einen Monat "beiseite lege", dann kommen sie danach um so flüssiger und fast beiläufig daher.
    Klar wenn ich es nur einmal geschafft habe einen Groove für fünf Minuten "fehlerfrei" zu spielen, kann es sein dass ihn schon am nächsten Tag wieder vergeige. Aber das verstehe ich auch nicht unter intensivem üben.


    Ich denke klare Ziele zu haben ist wichtig, und in der Lage sein sich die Schritte dahin zu erarbeiten noch wichtiger. Ich habe mir ein System zusammengestellt in dem ich kurz-, mittel- u. langfristige Ziele beschreibe und auf entsprechende Übungen verweise. Ich benutze den Onlinedienst Trello.com dafür, geht aber auch mit Karteikarten o.Ä..
    Das klappt super für mich.
    Die Karteikarte "Spielen in 'ner Band" ist bei mir allerdings ganz hinten im Karteikasten versteckt. Nur "für mich spielen" muss aber auch nicht sein, ich denke Mittelfristig an sowas wie Musikstudio im Keller mit wechselnden Gastmusikern ;) (z.B. die Misses am Klavier)



    Klar Youtube (und Neffen) sind böse, was man da sehen kann einen schon ganz schön einschüchtern, aber dann schaue ich aber in meinen "Karteikasten" und denke, es wäre auch schon ziemlich cool wenn ich das alles könnte. Das bringt zuverlässig die Motivation zurück.


    Wenn ich vor einem Jahr, als ich angefangen habe, gewusst hätte was ich heute schon so "drauf habe", hätte ich auch sofort angefangen zu lernen. Es gibt definitiv noch großes Lernpotential Ü40.
    Ab und zu mal braucht es auch neue Anreize, werde deswegen demnächst auch mit Unterricht anfangen. Habe mich bewusst für einen "Jazzer" entschieden. Auch wenn Jazz zu spielen wenn überhaupt nur ein laaaaaangfristiges Ziel für mich ist, so erhoffe ich mir langfristigen Zielen wie "light touch", independence, Musikalität weiter zu kommen. Ich denke darin liegt auch ein Vorteil unseres hohen Alters. Wir wissen eher was wir wollen und was eben nicht.


    Also, Ziele setzen und den Weg dahin genießen!

    Einmal editiert, zuletzt von Mike Lee ()

  • Ich möchte noch einwerfen was noch nicht so zur Sprache gekommen ist: Ein großer Teil beim Lernen eine Instruments ist Gehörbildung. Viel Musik hören (konzentriert und nicht nur nebenbei) hilft auch ein ganzes Stück. Nur was man denken kann, kann man auch irgendwann spielen. Das kann man auch im Auto, zwischendurch mal... beim Putzen...

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  • Viel Musik hören (konzentriert und nicht nur nebenbei) hilft auch ein ganzes Stück.

    Dem kann ich nur beipflichten. Habe in meinen 20ern und 30ern elektronische Musik gemacht, zum großen Teil "samplebasiert". Damals habe ich mir angewöhnt Musik im Kopf zu regelrecht sezieren um dem perfekten Drumloop oder was auch immer zu finden. Wenn ich jetzt einen Groove auf Papier sehe habe ich entweder schon direkt eine Referenz im Kopf, oder wenn ich anfange ihn zu spielen denke ich... hört sich ja an wie Song "XY"... und dann habe ich schon mal eine Grundlage für meine eigene Interpretation.

  • Im Alter von 15 -16 Jahren hatte ich Unterricht und anschließend war ich ca 15 Jahre lang im ortsansässigen Blasmusikorchester und habe dann mit gedämfter Begeisterung Polka, Marschmusik und Walzer gespielt . In eine Band zu spielen hatte ich mir nicht zugetraut bzw eine Band war auch nicht so einfach zu finden wie heute.
    Fasst 25 Jahre lang hatte ich dann Pause.
    Als Seiteneinsteiger (55) nehme seit gut einem Jahr wieder (Online) Unterricht und hatte im Sommer den ersten Auftritt mit meiner (Rock - Cover) Band .
    Das war kein Selbstläufer und meine Bandkollegen mußten Anfangs viel Verständnis aufbringen denn ich bin kein Naturtalent. Ich übe ca 1-2 Std/Tag.
    Was mir beim Üben auffällt ist das sich der Lernerfolg oft erst ein Tag später einstellt. Manche Stücke laufen am Ende einer Übungseinheit schlechter als zu Beginn.
    Das kann erst mal frustrierend sein. Aber es lohnt sich am nächsten Tag weiter zu machen. :)



    So wie ich dich verstanden habe bringst du dir das Spielen selber bei (autodidaktisch) .
    Mein Vorschlag: Versuch es mal mit Musikunterricht in deiner Nähe.
    Eine Band oder Musiker Gruppe wo aus "Spaß an der Freud" musiziert wird könnte dann ein erstes Ziel sein . (Keine Auftritte)


    Ich hoffe du bleibst dabei.

    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. (Erich Kästner)

  • Ich bin der Typ, der Stuuuuuuuundenlang auf dem Sofa über dieses und
    jenes grübeln kann - auch über Fragen, wie ich dieses oder jenes
    trommeln soll oder will. Kurz ans Schlagzeug geht natürlich auch,
    aber dafür bin ich ja nicht der Typ. Also folgt nach den "Sitzungen"
    auf dem Sofa der Gang zum Set und nach wenigen Minuten die Erkenntnis,
    dass ich sicher ein besserer Schlagzeuger wäre, wenn ich die Zeiteneinteilung
    umgedreht hätte.


    Ich bin dann mit Ende 40 endlich bei einem Schlagzeuglehrer aufgeschlagen.
    Ein Instrument lernen zu wollen schwang schon seit meiner Jugend mit, wurde
    aber immer wieder durch Ereignisse verdrängt. Künstlerisch ausgedrückt habe
    ich mich später schreibend und am Theater. Zur Theaterzeit in den 90ern hätte es
    eigentlich schon soweit sein können. Gleich zweimal sprachen mich Musiker an,
    die (wieder) eine Band gründen wollten und meinten, ich solle bei ihnen trommeln.
    Vom trommeln hatte ich nie gesprochen, weise aber wohl mehrere menschliche
    Eigenschaften auf, die man sich von einem Schlagzeuger erhofft (zumindest,
    wenn mich ein Projekt packt). Allerdings sollten sich diese Eigenschaften
    auch auf das Schlagzeugspiel auswirken ;) Nun, was die Angebote anging:
    den einen Typ mochte ich nicht, den anderen habe ich singen gehört ...


    Ich bin durch und durch Autodidakt, grausam schlechter Schüler. Meine ebenfalls
    sehr späte IT-Ausbildung (mit Ende 30) habe ich nur gepackt, weil ich den Stoff
    schon vorher "drauf" hatte. Beim Thema Musik hatte ich aber zuviel Respekt.


    Soll heissen: zu versuchen, ein Instrument zu lernen, ist eine Sache; als Typ
    wie ich sich aber vor jemanden hinzustellen (zumal im forgeschrittenen Alter),
    und zu sagen: "bring mir das mal bei", ist schon was anderes.
    Nun, ich habe es getan, die Probestunde war grauselig, aber meine Entscheidung
    stand schon vorher fest. Ein paar Jahre sind dann daraus geworden - wohl auch,
    weil wir uns menschlich gut verstanden (was durchaus auch nachteilig sein kann!).


    An eine Band oder gar an Auftritte hatte ich nie gedacht. Ich wollte mich schlicht
    wieder künstlerisch ausdrücken. In der Musik hatte ich es noch nicht versucht.
    Schlagzeug und Bass hatten immer meine Sympathien, weil (wie ich meinte) unterschätzt,
    aber für mich auch wesentlich sind - geht natürlich auch mal ohne - aber eben mal! ;)


    Nach ein paar Wochen stellte mein Lehrer fest, dass ich in Sachen Taktgefühl
    anderen Anfängern Jahre voraus bin. Vielleicht ein kleiner Vorteil des Alters?
    Gewächs einer musikalischen Großfamilie? Er unterrichtete überwiegend Kinder und
    Jugendliche, und auch wenn da sicher ein paar Perlen dabei waren, darf man sich
    nicht zu sehr von den Wunderkindern auf YouTube einschüchtern lassen. Sind halt
    Wunderkinder, und über den Globus verteilt relativiert sich das auch ziemlich, oder?


    Nach einem halben Jahr meinte mein Lehrer, ich solle mir eine Band suchen.
    Die Band, die meinem Drumset Asyl in ihrem Proberaum gegeben hat, bot mir
    sogar an, mitzuspielen ("büschen BumTschak genügt schon"). Ich lehnte erstmal
    ab, da ich eine wesentliche Eigenheit noch nicht abgelegt hatte. Machte ich einen
    Fehler, hörte ich auf. Band-Erfahrung ja oder nein: so ein Typ hätte ich auf
    Dauer erschlagen. Sechs Monate später fühlte ich mich dann soweit, und ich
    stieg ein. Das blöde: kaum Cover und sehr unterschiedliche Musikstile.
    Keine Ahnung vom trommeln, aber über Jahrzehnte viel Musik gehört.
    Natürlich weiß ich dann auch im groben, was man zum Blues, Raggae,
    Latin, Rock und Co. so spielen sollte. Aber wie? Mit "büschen BumTschak" ist es
    dann wohl doch nicht getan. Irgendwie haben wir es mit der Zeit dann hingekriegt.


    Entscheidend war und ist Ehrlichkeit! Als Anfänger sollte man sich natürlich nicht
    bei einer Band bewerben, die die nächste Europa-Tournee plant :)
    Deren Urteil könnte u.U. recht deutlich ausfallen und ggf. eine hoffnungsvolle
    Karriere als "Rockstar" vernichten ;)
    Meine Jungs wussten, was sie erwartet. Die erste Zeit war schon sehr hart für sie,
    aber sie haben durchgehalten :)


    Es ist bei meinem Entschluss, Unterricht zu nehmen, weit mehr herausgekommen,
    als ich erwartet habe. So steil die Lernkurve das erste Jahr auch nach oben ging,
    so schnell verflachte sie auch (technisch, musikalisch, gesundheitlich).
    Ich mache weiter, übe auch, Fortschritte gibt es auch, aber eben nicht mehr
    durch die Decke. Meine Leistungen sind tagesabhängig - mal im technischen,
    mal im kreativen Sinne. An ganz guten Tagen beides.


    Nach zwei Jahren hat sich die Band aufgelöst, Gitarrist und ich machen seit dem
    allein weiter. Keine großen Ambitionen, aber mit Ernst und Laune bei der Sache. Gitarrist hat
    manchmal Probleme mit dem Arm, mein Körper ist eh im Arsch. Sündhafter Umgang mit
    dem eigenen Körper rächt sich halt auf Dauer. Manchmal gar kein Gefühl in den
    Gliedmaßen, aber egal. Die DoFuMa setze ich nur ein, wenn ich an schlechten Tagen
    die komplizierteren Bassdrum-Figuren nicht mit einem Fuß hinkriege. Inzwischen
    kippe ich dabei auch nicht mehr vom Stuhl :)


    Gegen Auftritte hätte ich grundsätzlich ja nichts (habe ja Bühnenerfahrung), aber
    nicht um des auftretens Willen. Für unsere Sachen, die ich bedenkenlos auf einer
    Bühne darbieten könnte, würde ich nicht auftreten wollen - keine runde Sache.
    In einer Coverband, deren Setlist für mich machbar wäre, sähe das ggf. anders aus.
    Vielleicht parallel ab nächste Jahr - habe ja nun genug Zeit.
    Für die Dinge, für die ich auftreten wollte, fehlt die Beständigkeit ... und vernünftig
    ausgearbeitet sicher auch der eine oder andere Basser und/oder Keyboarder.
    Immerhin haben wir über die Jahre einiges an Material erarbeitet.
    Grobe Idee haben wir auch, wie wir das alles zu einem Ganzen bilden können,
    solange die Gesundheit noch mitspielt, und ich - wie oben beschrieben - meine
    Zeiteneinteilung überdenke.


    Fang einfach an. Wer weiß, wohin das führt - und wenn Du nach ein paar Wochen
    oder Jahren feststellst, dass es auch andere Instrumente gibt, oder die ganze
    Technik drumherum, oder ..., oder ... Letztendlich kannst Du auch wieder lieber
    spielen lassen - so jemand wird auch immer gebraucht!
    Ich halte mir diese Option jedenfalls offen :)

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