Hilfe! Feuchtigkeitsschaden im Proberaum: Was ist das auf den Becken?

  • Hallo Leute, leider gab es in unserem Band-Proberaum, welcher sich im Keller unseres Pianisten befindet, Feuchtigkeit über einen längeren Zeitraum.
    Dieser hat leider neben einem Paar angerosteten Jazzbesen (am Griff) vor allem auch Spuren auf meinen neuen Paiste Masters Becken hinterlassen.



    Um eine Meinung zum Zustand der Becken zu bekommen und um gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einzuleiten, wende ich mich an euch.
    Die „Oxidationsstellen“ oder was auch immer das genau sein sollt, scheinen sich vor allem auf den Hammermerkmalen zu zeigen.
    Das bei erst ein paarmal angespielten und sehr teuren Becken zu sehen hat mich echt ziemlich geschockt.



    Bitte helft mir da weiter! Danke euch!





  • Ich hatte auch schon vereinzelt in geringem Ausmaß oxidierte Stellen an guten Becken z.B. nach Schlechtwetter-Gigs, oder auch möglicherweise durch Schweißtropfen.


    Die schlechte Nachricht: ich habe keinen Weg gefunden, die Stellen völlig zu beseitigen. Mit Poliermittel konnte ich zwar die weitere Ausbreitung verhindern und das hässliche Grün beseitigen, aber Flecken sind geblieben.


    Die gute Nachricht: sie klingen noch genauso gut wie eh und je. Da meine Becken teilweise Jahrzehnte auf dem Buckel haben, sehen sie aber sowieso nicht mehr wie neu aus, und zu der Patina nach und nach ein Paar zusätzliche Flecken fällt gar nicht weiter auf.


    Ich habe irgendwann mal ein altes K aus einem Dachbodenfund bekommen, welches komplett dreckig und oxidiert war, und nachdem ich es mit Poliermittel traktiert habe, wurde daraus das geilste Crash, was ich je besessen habe. Nur leider hat irgendwann, als ich meine Becken im Proberaum hängen ließ, irgendein Kraftmeier nen Riß reingetrommelt. DAS hat den Sound dann leider verändert.

  • In den Mulden hat sich Kondenswasser gesammelt und die Legierung reagiert. Könnte auch noch zu Grünspan werden. Materialtechnisch nicht schlimm (rosten kann es nicht), nur optisch je nach Gusto unschön. Kannst du aber kosmetisch vermutlich auch noch was dran machen.
    Ist der Raum dauerfeucht? Dann hieße es ab sofort wohl: Becken immer mitbringen und Billigset reinstellen. Und / oder elektrischen Luftentfeuchter kaufen.

  • Dieser hat leider neben einem Paar angerosteten Jazzbesen (am Griff) vor allem auch Spuren auf meinen neuen Paiste Masters Becken hinterlassen.

    Wenn die Besen in irgendeiner Form Eisen enthalten, was sie wohl tun, etwa bei Borsten aus Stahl, dann passt das: Eisen + Wasserdampf + Luft ergibt Rost (Fe2O3).


    Die „Oxidationsstellen“ oder was auch immer das genau sein sollt, scheinen sich vor allem auf den Hammermerkmalen zu zeigen.

    Beim Becken kann ich nur nach den Fotos gehen.


    Für mich sieht das nach einem wenigstens 2-lagigen System aus: ein Beckenkörper aus Bronze (im Wesentlichen eine Kupfer-Zinn-Legierung), der mit einer dünnen helleren Schicht bedeckt ist. Was dunkel durchscheint, sieht zumindest auf dem Foto aus, wie ein sehr kupferhaltiges Becken, etwa wie man es von RAW-Becken her kennt. Die dünnere und hellere Schicht scheint gegen Ende aufgetragen und dann abgedreht worden zu sein. Offenbar war es kein elektrolytischer Auftrag, denn dann wäre das eigentliche Becken lückenlos bedeckt worden. Beim gewählten Verfahren blieben offenbar Hohlräume über besonders tiefen Hammerdellen.


    Damit liegen dünne streifenartige Lagen variabler Dicke über Hohlräumen variabler Ausdehnungen, mit eingeschränktem Haftungsvermögen zwischen der hellen und der dunklen Lage. Warum sich jetzt (sehr) dünne Schichten des hellen Materials verkrümeln, müsste man klären. Hier einige Überlegungen dazu.


    Mechanisch: Wenig "Erfolgsaussicht" (oder doch?), denn das Becken ruhte ja für längere Zeit im Keller. Denkbar wäre es, dass es aufgrund von Umweltgeräuschen oder Umweltbewegungen (etwa Stöße durch Verkehr) über längere Zeit vibrierte. Dann könnten sich nach und nach kleine Partikel lösen, die erst streifenartig und dann flächenartig den Untergrund freigeben. Finden wird man diese Partikel unterm Becken wohl kaum ... Immerhin, einige Abrißkanten über größeren Vertiefungen könnten auf eine Art Abreißen hindeuten ... // Auch "Wasserfluten" aus Kondenswasser könnten helfen, irgendwie entstandene Partikel im Laufe der Zeit wegzutransportieren. // Die vorgeschlagenen eingedrungenen Kondeströpfchen könnten hier tatsächlich noch mehr schaden (Druck, Transport etc.) // Ohne Absicht könnten solche kritsichen Stellen durch Spielen vorgeschädigt worden sein ...


    Thermisch: Denkbar, denn die Raum-, Becken- und Schichttemperaturen schwanken (geringfügig). Das könnte zu mechanischem Streß führen, erforderte aber Temperaturwechsel von vielen zig-Grad Temperatur-UNTERSCHIEDEN. Also: wohl eher nicht ausschlaggebend. // Auch hier könnte eingedrungenes Kondenswasser sich schädlich bemerkbar machen.


    Chemisch: Wurde bereits angesprochen, wäre denkbar. Wo kommt hier die Säure her? Zum einen könnte sie aus getrockneten Schweißresten auf dem Becken kommen, zum anderen aus der Luft (H2O + CO2 = Kohlensäure). Ob eine von beiden agressiv genug ist, um chemisch bedingten Materialtransport (und -Verkrümelung) zu erzeugen, glaube ich eher nicht. // Das Wasser könnte Kupfer weiter zum dunkleren Kupferoxid (CuO) oxidiert haben.


    Elektro-chemisch: Das wäre ein guter Kandidat ! Wir haben ziemlich sicher in einer von beiden Schichten ein edleres und ein unedleres Material. Zusammen mit Wasser haben wir ein elektrolytisches Element, das neben elektrischer Spannung zu erzeugen auch Material transportiert ! Das erklärt recht zwanglos, wie sich die hellere Schicht nahezu flächendeckend nach und nach auflöst ...


    Elektrisch: Außer über den elektro-chemischen Effekt kriegen wir hier keine elektrische Spannung oder Ströme hinein. Diese Welt schiedet also aus. Auch elektrische Polarisationseffekte durch Influenz greifen nicht. Gleichrichtende Effekte sind denkbar (etwa über odixiertes Kupfer), so dass prinzipiell ein ekleine Spannung durch aufgefangene Radiowellen entstehen könnte ... Die sind aber so winzigst, dass sie hier kaum schaden können.


    Magnetisch: Hier gibt es nicht eine einzige magnetische Komponente. Endstation für diesen Fehlerweg.


    Nuklear: Zum Glück nicht :rolleyes:


    Biologisch: Denkbar, dass da ein Tierchen sich daran laben mag ... aber dann sähe das Schadensbild insgesamt anders aus.



    ALSO ... werden hier wohl hauptsächlich mechanische und elektro-chemische Effekte das Schadensbild hervorgerufen haben, im Zusammenhang mit dem verwendeten Herstellprozess.


    Das bei erst ein paarmal angespielten und sehr teuren Becken zu sehen hat mich echt ziemlich geschockt.

    Das wäre ich auch, und es ist erschreckend. Ein anders Mitglied im DF weist übrigens schon seit Jahren auf Fertigungs- und Designmisstände in der Musikindustrie hin. "Hohe Qualität" sieht anders aus, fühlt sich anders an, und oft sind Qualität und Preis nahezu unabhängig voneinander ...



    Um eine Meinung zum Zustand der Becken zu bekommen und um gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einzuleiten, wende ich mich an euch.

    Ich persönlich würde es in diesem Zustand belassen, denn besser wird es nicht. Im Gegenteil, putzen ist ein gutes Mittel, um die ohnehin schon dünne helle Schicht weiter zu verdünnisieren. Ich würde das Becken dauerhaft aus der feuchten Umgebung entfernen. Mit etwas Glück könntest Du § 437 ff. BGB geltend machen (Minderung, Kaufrücktritt, Schadensersatz etc.). Siehe Sachmängel nach BGB .


    Grüße + viel Erfolg, Michael

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

    Einmal editiert, zuletzt von MS-SPO ()

  • Hier kann ich Entwarnung geben, diese dunklen Stellen kommen nicht von der hohen Luftfeuchtigekeit.
    Das Becken hat ziemlich sicher schon neu so ausgesehen, siehe das von mir angehängte Bild aus dem Netz


    Dieses Becken wurde im Rohzustand gehämmert, wo es eben noch diese dunkelbraune Oberfläche hat.
    Nach dem Hämmern wird das Becken abgedreht.
    Dort wo aber die "Hammer-Dellen" sehr tief sind wird nicht abgedreht, und es bleibt die dunkle Oberfläche.


    Alles okay!!

  • wegpolieren und gut ist.
    Such dir einen Betrieb mit großer Poliermaschine oder notfalls geht das auch mit
    einer Ständerbohrmaschine. Braunes Vorpolierwachs sollte da schon reichen.
    Vernünftig polierte Becken laufen auch weniger schnell wieder an.


    MS-SPO, was meinst du mit 2 lagigem Becken?

    don´t panic

  • Nochmal: Ich bin zu 100% sicher dass das Becken schon neu so ausgesehen hat, und dass das so sein soll!
    Bitte nichts herum polieren!


    Und der Post von MS-SPO ist hoffentlich nur Sarkassmus und nicht ernst gemeint!

  • MS-SPO, was meinst du mit 2 lagigem Becken?


    1. Lage = Grundkörper (gemeinhin "Becken")
    2. Lage = sehr dünne Schicht darüber (hier offenbar metallisch, andernorts Lack etc.)


    Das ist meine Vermutung aufgrund des Aussehens, denn als homogenes (1-lagiges) Becken kann ich mir die in den Vertiefungen verbleibenden Streifen anders nicht erklären. Wie sonst sollten vereinzelt Streifen durch bloßes Abdrehen eines homogenen Körpers mit unebener Oberfläche solche "Exoten" erzeugen?

    Bilder

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    2 Mal editiert, zuletzt von MS-SPO ()

  • In den Mulden hat sich Kondenswasser gesammelt und die Legierung reagiert. Könnte auch noch zu Grünspan werden. Materialtechnisch nicht schlimm (rosten kann es nicht), nur optisch je nach Gusto unschön. Kannst du aber kosmetisch vermutlich auch noch was dran machen.
    Ist der Raum dauerfeucht? Dann hieße es ab sofort wohl: Becken immer mitbringen und Billigset reinstellen. Und / oder elektrischen Luftentfeuchter kaufen.


    Und warum ist dann der braune Fleck von einer Abdrehrille durchzogen??? Ist da kein Wasser liegen geblieben??

  • ... (rosten kann es nicht)...


    Jein...!


    Beruflich hatte ich immer mal wieder mit Stahlbau an Klärwerken zu tun, da wurde Edelstahl eingesetzt, der den Bedingungen entsprochen hat und trotzdem waren in einem Fall immer wieder an (fast) gleichen Stellen Rostflecken - hat ein Schweinegeld gekostet, immer wieder jemand rauszuschicken und die Geländer zu polieren.
    Bis zufällig jemand gesehen hat, daß das genau die Stellen sind, bei denen der Techniker/Hausmeister steht und die Anlage beobachtet. Der hatte Arbeitshandschuhe an, die mit "normalem" Stahl kontaminiert waren - diese Partikel haben gerostet, nicht der Edelstahl.



    Betriebe, die sowohl Edelstahl als auch normalen Stahl bearbeiten , haben immer getrennt Räumlichkeiten und getrennte Maschinen, damit sich auf dem Edelstahl kein normaler Stahl festsetzt und rostet.



    Muß nicht so sein, aber auch auf den Becken kann sich Abrieb von einem Stahlhammer festsetzen und irgendwann rosten.

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk

  • Die Streifen hast bei sehr vielen Becken der Signature Serie, sind halt "Damastbecken, :) speziell gefertigt, geiheimer Fertigungsprozess und Legierung, klingen halt auch entsprechend fein.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.




  • 1. Lage = Grundkörper (gemeinhin "Becken")
    2. Lage = sehr dünne Schicht darüber (hier Metal, andernorts Lack etc.)


    Das ist meine Vermutung aufgrund des Aussehens, denn als homogenes (1-lagiges) Becken kann ich mir die in den Vertiefungen verbleibenden Streifen anders nicht erklären. Wie sonst sollten vereinzelt Streifen durch bloßes Abdrehen eines homogenen Körpers mit unebener Oberfläche solche "Exoten" erzeugen?


    Weil nicht alle Abdrehrillen gleich tief sind!!! Hier nochmal ein Foto von einem neuen Becken welches ich bei einem Online Händler gefunden habe....ident!

  • Hey Leute, das nenn ich auch jeden Fall Hilfe. Danke für
    die vielen Infos.




    muchulos: Ja, die Becken hatten bereits relativ viele
    und tiefe Hammermerkmale, jedoch sind diese deutlich (!) breiter geworden und stark
    „erdunkelt“ udn verfärbt.



    So wie sie jetzt aussehen, sahen sie ganz sicher nicht am
    Anfang aus!





    Den Tipp, die Bilder mal an Paiste weiterzuleiten, werde
    ich berücksichtigen. Mal schauen, was die Leute von Paiste dazu sagen.



    Ich werde auf jeden Fall erstmal keine Putzmittel raufschmieren
    bzw. versuchen, die Flecken wegzuraspeln oder ähnliches.

  • muchulos: Ja, die Becken hatten bereits relativ viele
    und tiefe Hammermerkmale, jedoch sind diese deutlich (!) breiter geworden und stark
    „erdunkelt“ udn verfärbt.


    So wie sie jetzt aussehen, sahen sie ganz sicher nicht am
    Anfang aus!


    Jetzt muss ich doch nochmal nachhaken:
    Meinst du jetzt die wirklich dunkelbraunen, rauhen Stellen in den Hammer-Dellen?
    Oder meinst du die messingfarbenen Verdunkelungen die so unregelmäßig am Becken verteilt sind?

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