Ein Buch über Linkshändigkeit am Schlagzeug

  • Servus beisammen,Ich bin selbst Linkshänder und habe 20 Jahre "open-hand" gespielt. Meine "Leidensgeschichte" (mit grossen Problemen beim Notenlesen, Grooven, Merken der Abläufe der Songs, usw...) nahm ein plötzliches Ende mit dem Umlernen auf komplett/ korrekt Links.
    Ich konnte mich fortan sehr (!) schnell weiterentwickeln, alles ging auf ein Mal ganz schnell. Ich konnte die Lehrerausbildung am Drummer´s Focus in München absolvieren und durfte in den letzten Jahren viel Erfahrung mit anderen Linkshändern sammeln.
    Dabei konnte ich viele Gemeinsamkeiten in den "Problemen" / Herausforderungen der Linkshänder bemerken und allmählich ein gewisses "Know-How" zu diesem Thema ansammeln. Die Anfragen via email und Telefon nahmen stetig zu (sogar Anfragen von Linkshänder-Psychologen :rolleyes: ), so daß ich mich entschloss, das Material mal zusammenzuschreiben.
    Daraus ist nun dieses Buch entstanden. Darin geht es WEIT über den richtigen Aufbau des Sets, etc. hinaus!! Es hat mit Energie im Spiel, Polarität, richtiger Zuordnung der Aufgaben im Gehirn, ....grundum: der Findung der Leichtigkeit im Spiel zu tun.
    Das ist eine Menge Stoff, das würde vielleicht dieses Forum sprengen... (kleine Übertreibung 8) )
    Darum - ein Handbuch für Linkshänder und auch Schlagzeuglehrer, die mit Linkshändern arbeiten...80 Seiten Erkenntnisse, Erklärungen mit Tiefgang und Konzept.
    Ich konnte bislang keine Aussagen dieser Art zu diesem grossen Thema finden - in keinem Forum - der Tenor war meistens eher "ist doch egal wie rum du spielst"...jeder macht, wie er möchte. ABER: ES IST NICHT EGAL!!!
    Natürlich steht jedem frei, zu spielen, wie er möchte...aber dann sollte er zumindest wissen, warum er einige Hürden mit sich herumträgt ....
    Mein Buch findet sich bei Amazon unter "Linkshänder am Schlagzeug".


    Viele Grüsse und keep rockin´
    Thomas Bittner

  • Sehr interessantes Thema. Ich werde es mir mal zu Gemüte führen.
    Eines Vorweg, die "Probleme" der Linkshändigkeit werden durchaus viel zu oft unterschätzt, nicht nur was das Trommeln angeht und erst recht bei "Umgepolten" ( schulisch zwanghaft Umerzogenen zu Rechtsschreibern).


    Notenlesen und Trommeln kann ich nicht.
    Laut vorzählen geht auch nicht, gedanklich Vorzählen (lautlos dagegen schon).
    Openhanded als umgepolter Linkshänder am "normalen" Rechtshänder Set funktioniert eigentlich ganz gut. Ein paar Ausnahmen wo es dann nicht so gut klappt gibt's dann aber schon.
    z.B.
    LRLR....auf der HH mit 1 auf links und dann der wechsel z.B. rüber auf die rechtsseitig stehenden Teile, beginnend mit der 1 wieder gewohnt mit L (links).
    Viele Sachen beginnen nun mal mit der 1 Links. Openhanded dann von der HH nach rechts zu überkreuzen um mit 1 Links, dann Rechts am Instrument anzukommen bereitet da schon Schwierigkeiten.
    Ich versuche dann z.B. auf der HH bei bestimmten Spielfiguren mit der 1 Rechts zu beginnen (RLRL....) um dann mit rechts flüssig nach rechts rüber zu kommen.


    Ich hoffe man blickt noch durch was ich meine und ausdrücken möchte. :)

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Allerdings! Würde auch gerne wissen, was da alles an Stoff dahinterstecken soll!


    Ich kann zwar selbst davon berichten, dass sich mein Spiel deutlich verbessert hat durch die komplette Linksumstellung, aber ich bin auch sehr eindeutiger Linkshänder.
    Meines Wissen ist ja die Dominanz der Hände eher wie eine bipolare Skala, die einen sind halt extreme Rechts- oder Linkshänder, die anderen sind da weniger festgelegt und flexibler.
    Gibt ja genung Beidhänder, Rechtshänder aber Linksfüßer oder eben umgekehrt. Ich glaube, da muss jeder für sich seine Lösung finden und eben viel probieren.


    In welchem Punkt ich jedoch voll dabei bin: "Es ist eben nicht egal!". Das habe ich als Linkshänder oft genug erleben müssen:
    - "Warum lernst du nicht einfach wie alle Rechtshänder, warum so kompliziert?" (Warum sollten sich alle Linkshänder anpassen müssen?)
    - "Man muss doch eh alles gleich spielen können!" (Als ob, das erzähl mal einem Jazzer. Möchte mal sehen, dass die ihre Uptempo-Grooves und Compings auf beiden Händen gleich gut beherrschen...)


    Egal, meiner Meinung nach muss das jeder für sich entscheiden. In diesem Sinne: http://drummerworld.com/Videos…rgensteinovertheedge.html

  • Ich glaub schon bzw. bin mir ziemlich sicher das da eine Menge dahinterstecken kann.


    Vieles was beim "normalen Lernen" von Vorteil ist, kann beim Linkshänder total nach hinten los gehen.
    Ich glaube eben das man die ganze Geschichte eben nicht nur aus "Trommler" Sicht betrachten darf.


    Schon gar nicht bei einem zwanghaft, umerzogenen Linkshänder aus früherer Schulzeit wo mit Rechts geschrieben werde musste.
    Hier wird komplett alles durcheinander gebracht, was Reine Motorik und Denken betrifft.


    Den Eigenen Weg, muss und sollte sicherlich jeder selber finden. Aber Erfahrungen bzw. Erfahrungsaustausch zusammengefasst in einem Werk (Buch)
    ist dabei bestimmt nicht verkehrt.


    Ich finde es auf alle Fälle interesannt, alleine zum zum Abgleich eigener Erfahrungen oder auch um evtl. neue Dinge zu probieren.
    Ich werd`s mir mal Zulegen.

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    die Dörfer getrieben werden.



  • Hallo an alle. In den Firmen New sollen ja bekanntlicher Weise keine Grundsatzdiskussionen ausbrechen. (Leitfaden-Firmen-News
    Ich bitte darum dies zu beachten.


    Vorschlag: Wie schon mal mit anderen Büchern geschehen machen wir eine DF-Buchrezension.
    Thomas Bittner schickt uns ein Exemplar des Buches und wir suchen 3 DF-Mitglieder aus die das Buch nacheinander lesen und eine Rezension schreiben.
    So bekommen die DF-Linkshändler eine Idee ob das uch etwas für sie sein könnte.


    LG
    Moderator STOP!

    >>> Jetzt ist mal gut hier! <<<

  • So ich habe mein Exemplar bereits erhalten.


    Vorweg ich bin einfacher "User" nicht gewerblich unterwegs, weder profitiere ich in irgend einer Weise oder Form von Verkaufszahlen, Einnahmen oder Gewinnen.


    Das Interesse an dem Thema besteht meinerseits, da ich selber betroffener Linkshänder bin. In jungen Jahren allerdings in der Schule zum Rechtsschreiben umerzogen wurde. Das war damals seinerzeit leider so und man wusste es wohl nicht besser.


    Heute wäre es wohl eher, besser passender, unter dem Begriff geistige Vergewaltigung einzuordnen.


    Bisher hatte ich nur die Zeit etwas Quer zu lesen und zu überfliegen, aufgrund des großen Interesses und der Ungeduld.


    Eines kann ich aber schon vorweg nehmen. Viele Probleme decken sich mit dem im Buch angesprochenen und selber erlebten Problemen, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Ich hatte mich vorher nicht großartig mit dem Thema Linkshändigkeit und Drumming auseinandergesetzt.


    Zum Thema Linkshändigkeit allgemein, habe ich mich auch erst sehr spät im "2ten Lebensabschnitt" näher informiert. Also gewisse alltägliche Probleme konnte ich mir hier zumindest erklären und erst sehr spät im Leben abgleichen.


    Einige Vermutungen konnte ich daher schon bei Problemen/Schwierigkeiten, beim Üben/Spielen vermuten. Schön das ich durch dieses Buch hier eine Bestätigung bekomme und damit also nicht Falsch liege und es Anderen eben so geht.


    Für mich persönlich ist das Buch jetzt schon eine Bereicherung, ich kann nur meine Empfehlung aussprechen. :thumbup:


    Ich selber bezeichne mich als Anfänger, spiele momentan als umerzogener Linkshänder zum Rechtsschreiber (zur Schulzeit), an einem "normalen Rechtshänder Set" open Handed.


    Bassdrum trete ich mit Rechts, habe mir aber in weiser Voraussicht wegen meiner fragwürdigen/doppelten Händigkeit, ein Doppelpedal angeschafft.


    Benutzen tu ich also auch gelegentlich den Linken Fuß für die Bassdrum, bei bestimmten Spielfiguren sogar bevorzugt, aber auch beide Füsse, weniger mit dem Ziel hier hohe Geschwindigkeiten zu erreichen. Bevorzuge aber bisher Rechts für die Bassdrum.


    Hihat trete ich mit links. Mein Ride hängt bevorzugt auch meistens Links, das Crash rechts. Wenn ich also Ride alleine durchspiele ohne HH, dann mit Links


    So jetzt werde ich mir auf alle Fälle Alles in Ruhe zu Gemüte führen und dann auch an`s Probieren und Umstellen machen.


    Mal sehen was daraus wird und in wie weit mir persönlich was hilft und mich weiterbringt.

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    die Dörfer getrieben werden.



    Einmal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • Hallo beisammen,
    auf Vorschlag der Moderatoren stelle ich mein Buch im Forum zur Rezension zur Verfügung!
    Jeder, der das Buch lesen und rezensieren möchte, kann sich bei den Moderatoren bis zum 31.01. per PN "bewerben".
    Mein Buch sende ich dann dem ersten Probeleser zu, der schickt´s dem nächsten....


    Bin gespannt auf euer Feedback,
    Thomas

  • Da ich nun der Erste auf der Liste der "Probeleser" bin, hier jetzt meine Rezension/Besprechung des Buchs



    "Linkshänder am Schlagzeug - Ein Ratgeber für Drummer und Schlagzeuglehrer" von Thomas Bittner



    Vorweg möchte ich mich bei Thomas bedanken, dass er sein Buch für eine Kritik im Forum zur Verfügung stellt.


    Es ist sicher nicht einfach, mit einer doch sehr speziellen inhaltlichen Ausrichtung einer Buchveröffentlichung auf dem Buchmarkt Beachtung zu finden - und irgendwie muss die Zielgruppe ja davon erfahren, dass das Buch existiert. Somit wird hier hoffentlich die Aufmerksamkeit erzielt, die das Buch in meinen Augen durchaus verdient.


    Die Zielgruppe ist im Untertitel ja bereits genannt, d.h. das Buch richtet sich an linkshändige Schlagzeuger und Schlagzeuglehrer, die linkshändige Schlagzeug-Schüler unterrichten.


    Auf knapp 80 Seiten im A5-Format geht es um Problematiken, Eigenarten, Chancen und Lösungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Linkshändigkeit am Drumset.
    Anders als andere Publikationen zur Linkshändigkeit, verzichtet der Autor gänzlich auf wissenschaftliche Bezüge und Belege, fokussiert sich stattdessen in erster Linie auf seinen persönlichen Erfahrungsschatz als linkshändiger Schlagzeuger UND Schlagzeuglehrer, der - so habe ich es herausgelesen - offenbar eine ganze Reihe linkshändiger Schlagzeugschüler unterrichtet und in ihrer Entwicklung begleitet hat. Insofern ist das Buch im höchsten Maße subjektiv, was ich in diesem Fall aber als Kompliment meine, denn er versteckt seine Aussagen nicht hinter zitierten wissenschaftlichen Untersuchungen, sondern beschreibt real beobachtete Phänomene und Problematiken aus dem täglichen Involviert-Sein in die Thematik.


    Ich will hier gar nicht so sehr detailliert in die einzelnen Bereiche des Buches eingehen - denn dazu sollte man es letztlich wirklich lesen -, aber ein paar in meinen Augen wesentliche Aspekte kurz benennen, die FÜR MICH während der Lektüre vor allem hängengeblieben sind:


    Der Autor vertritt die Auffassung , dass es quasi eine "Körperverletzung" sei, einen Linkshänder an einem Rechtshänder-Setup zu unterrichten, da dieser entgegen seiner inneren Veranlagung trainiert werde und somit zwangsläufig Probleme entstehen. Der Linkshänder verschwendet quasi Ressourcen, um die für ihn nicht der ursprünglichen Veranlagung gemässe Ausrichtung auf dem Set zu kompensieren.
    Dies führe nicht nur dazu, dass das Erlernen der rechtshändigen Spielweise schlicht länger und zäher werde, sondern vor allem dass der Energiefluss (im Sinne der positiven, ungehemmten Freude am Set und am Leben an sich) eine Behinderung erfährt: Es steht damit eine Hürde im Weg, die teilweise so hoch ist, dass die Entwicklung am Set gänzlich stagnieren kann.
    Hier hat der Autor auch seine eigene Entwicklung zum professionellen Drummer beispielhaft angeführt, denn er selbst hat zu einem sehr späten Zeitpunkt seiner Ausbildung zum Schlagzeuger die Spielweise von rechts- auf linkshändig umgestellt und - nach einer doch recht kurzen Zeit der Umgewöhnung - tatsächlich den erhofften Entwicklungssprung offenbar mit Leichtigkeit machen können.


    Dies wird im Buch in einer doch eher ganzheitlichen Sichtweise vermittelt: Es geht nicht einfach nur um die Technik an sich, sondern um die Vermittlung der Überzeugung, dass Energie nicht ungehindert fliessen kann und damit Entwicklungsmöglichkeiten in allen Lebensbereichen, bis hin zum ganz grundsätzlichen Anschluss an die eigene Lebensenergie und damit auch Lebensfreude behindert werden können. Es geht im Grunde um Leichtigkeit.
    Das alles wird an vielen Beispielen spieltechnischer Aspekte beleuchtet, aber immer auch der Bezug zum größeren Ganzen genommen. Letztlich geht es darum, im Einklang mit sich selbst spielen und leben zu können - und das gar nicht mal esoterisch verbrämt, wie es sich hier in der Kürze vielleicht anhören mag.


    Die Linkshänder unter Euch, wie auch Schlagzeuglehrer, die mit linkshändigen Schülern bestimmte Thematiken wiederkehrend erleben, werden mit Sicherheit wertvolle Anregungen aus dem Buch ziehen können - und sei es nur, um einfach einmal die Betrachtungsperspektive zu verändern und so einen neuen und frischen Blick auf sich selbst oder den linkshändigen Schüler zu bekommen.



    Damit ich hier nicht nur etwas nüchtern und distanziert berichte, zum Abschluss vielleicht der für mich wichtigste Aspekt:


    Ich bin selbst Linkshänder und habe mich sehr früh entschlossen, nicht rechtshändig zu lernen, sondern open-handed auf einem Rechtshänder-Setup. Ich war selbst der Überzeugung, dass ich somit zwei Vorteile miteinander verbinde: Ich kann meiner linken Führungshand offen und frei ihren Raum geben, aber gleichzeitig auf jedem x-beliebigen Rechtshänder-Set spielen, ohne umbauen zu müssen.


    Thomas Bittner beschreibt allerdings, dass auch die Open-Handed-Spielweise keine gute Lösung sein kann: Mein Unterkörper ist für mich als Linkshänder immer noch "verkehrt", da ich die Bass-Drum - wie ein Rechtshänder - mit rechts trete und die Hi-Hat mit links (dazu werden im Buch eine ganze Reihe von Aspekten bzgl. der Hirn-Hemisphären-Spezialisierung benannt). Entsprechend hat mich das Buch hier voll erwischt: Ich habe beim Lesen plötzlich das Gefühl bekommen, dass ich einen faulen Kompromiss gewählt habe, der aber auch eine Form von Behinderung darstellt. Bei aller Angst, dass ich bei einem Umlernen auf ein klares Linkshänder-Setup vielleicht eine längere Zeit kaum ansprechend spielen können werde, so hat es mich jetzt doch so gepackt, dass ich es einfach mal probieren möchte, mein Setup und meine Spielweise konsequent meiner Händigkeit anzupassen, um zu schauen, wie ich die Veränderungen empfinde.
    Der Autor selbst hat für diese Umstellung kaum ein halbes Jahr gebraucht, um sich dann offenbar deutlich befreiter weiterentwickeln zu können.


    Fazit: Was kann ein Buch mehr leisten, als einen "Betroffenen" deutlich zu erreichen und eine Ahnung davon zu vermitteln, WAS möglich wäre, wenn ich die künstlichen Blockaden einfach entferne und mich auf das Umlernen einlasse.
    In diesem Sinne hat das Buch für mich eine Art Katalysator-Funktion - und das kann ich gar nicht genug schätzen.


    Und gibt es auch Kritik?
    Nun, die äussere Form ist arg von Schrift geprägt: Man "arbeitet" sich etwas durch endlose Buchstabenzeilen, weil es keine auflockernden Bilder, Grafiken, Übrungen, Absätze gibt. Wenn ich also eine Anregung hätte, dann die, hier und da auch mal das Auge anzusprechen. Der eine oder andere inhaltliche Aspekt mag sich sicher auch visuell darstellen bzw. verdeutlichen lassen.


    Ansonsten bleibt mir nur eine klare Empfehlung auszusprechen, WENN man selbst auf irgendeine Weise mit der Linkshändigkeit am Drum-Set konfrontiert ist.

  • Für mich ist es keine Frage: ein Linkshänder sollte natürlich von Beginn an auf native LINKS lernen und auch der Setaufbau sollte keine Kompromisse machen. Ich glaube, daß einige Schlagzeuglehrer zu bequem sind (Aufbau-Wechsel) und auch nicht gut genug links (bzw. es an ihrer Übersetzungsfähigkeit in die Kinkswelt mangelt). Eine Präsentation für einen Rechtshänder-Lehrer auf links auf einem Links-Kit für den Linkshänder-Schüler zu spielen ist natürlich auch nicht ganz ohne - man stelle sich z.B. die OpenHihat-Geschichte vor. Trotzdem sollte es keine Ausrede geben, da es sonst droht, verkorkst zu werden.


    Wenn dann allerdings ein gewisses Fortgeschrittenen-Niveau erreicht ist, stehe ich total auf "Mix-Up-You-Set", um für geilen Kram inspiriert zu werden (Matched Grip und Symmetrie ist sowieso mein Unterrichts-Style). Wie cool ist es z.B. wenn man sich als Rechtshänder an ein Links-Kit setzt und checkt, was man alles für unkonventionell klingenden, geilen Kram spielen kann (Doppel-Fuma vorausgesetzt). Und auch ein "Andersrum-Native-Gefühl" zu entwickeln und z.B. technisch bei diagonalen Parallelschlägen toll zu klingen (z.B. vor allem für DoubleBass: rechte Hand auf linken Fuß und umgekehrt). Höchste Empfehlung deswegen von mir für "Mix-It-Up" und "Andersrum-Native-Gefühl-Entwicklung". Die Frage ist, was geht dahingehend mit dem Buchinhalt, bzw. wird das thematisiert, oder richtet es sich nur an Anfänger, Traditional-Grip-Leute oder konventionelles Drumming? Wie sieht's aus mit dem Thema DoubleBassdrum?

  • Hallo,


    Der Autor vertritt die Auffassung , dass es quasi eine "Körperverletzung" sei, einen Linkshänder an einem Rechtshänder-Setup zu unterrichten, da dieser entgegen seiner inneren Veranlagung trainiert werde und somit zwangsläufig Probleme entstehen. Der Linkshänder verschwendet quasi Ressourcen, um die für ihn nicht der ursprünglichen Veranlagung gemässe Ausrichtung auf dem Set zu kompensieren.

    Dieser Behauptung schließe ich mich an.
    Es käme ja auch im Traum kein Rechtshänder auf die Schnapsidee ... nun ja, wir wissen, was die Kandidaten hinterher gemacht, die solche Ideen verwirklichen ... Rückbau.


    Mein Unterkörper ist für mich als Linkshänder immer noch "verkehrt", da ich die Bass-Drum - wie ein Rechtshänder - mit rechts trete und die Hi-Hat mit links

    Hier hätte ich aber einen Einwand: es gibt nämlich auch Rechtshänder, die Linksfüßer sind und umgekehrt, das ist nicht die Regel, aber es kommt vor.


    Wenn man selbst die Entscheidung trifft, gegen die Natur zu üben, dann muss man viel länger üben.
    Das zur pauschalen Devise zu machen, wie es leider viele Linkshänder aus Opportunitätsgründen tun, halte ich für falsch. Es sollte die Ausnahme für Leute sein, die genug Spaß am Üben haben, dass sie sich die Arbeit aufhalsen wollen.
    Und wenn schon "open handed", dann bitte nicht dogmatisch, sondern vielleicht die Gelegenheit nutzen, mal andere Dogmen zu hinterfragen und eventuell ganz neue oder ungewohnte Dinge probieren, das kostet aber schon wieder viel Zeit.


    Wer straight und groovig zackig nach vorne kommen will, sollte das quere Gedöns zunächst mal beiseite lassen und sich um die Grundlagen kümmern.


    Wenn dabei eine Motivationsschrift hilft, so go for it.


    Als Rechtshänder, der grundsätzlich (also nicht ausnahmslos) "open handed" spielt, weiß ich ein Lied von verrückten Hand- und Fußsätzen zu singen,
    wenn man die Zeit hat, ist es schön, wenn morgen der Auftritt ist, wird es eng.


    Grüße
    Jürgen

  • Schönes Thema.
    (Bin aber leider nur Rechtshänder.)


    Ich hatte mal vor Urzeiten einen (Aushilfs-)Lehrer, der selber Linkshänder ist.
    Er hatte das Lehrerset linksherum aufgebaut, während das Set für die (Rechtshänder-)Schüler rechts herum aufgebaut war.
    Die fortgeschrittenen Schüler mussten dann manche Übungen auf dem Lehrerset spielen, quasi zur Horizonterweiterung.
    Ich war damals Anfänger und somit (leider) nicht davon betroffen, aber ich fand diese Thematik spannend.


    Generell finde ich es nur logisch, dass ein Linkshänder links herum aufbaut.
    (Ausnahmen wird es freilich immer geben.)
    Ich könnte mir auch nicht vorstellen, als Rechtshänder auf einer Linkshändergitarre zu spielen..... :wacko:

  • Für mich ist es keine Frage: ein Linkshänder sollte natürlich von Beginn an auf native LINKS lernen und auch der Setaufbau sollte keine Kompromisse machen. Ich glaube, daß einige Schlagzeuglehrer zu bequem sind (Aufbau-Wechsel) und auch nicht gut genug links (bzw. es an ihrer Übersetzungsfähigkeit in die Kinkswelt mangelt).


    Wie auch immer du darauf kommst: Ich kann mich dir nicht anschließen. Ich bin selber Linkshänder, habe aber vom ersten Tag an auf Rechts gelernt.
    Der Grund war ein ganz anderer: Im Musikverein kann man nicht extra noch zusätzlich ein Linkshänderset aufbauen, nur weil ich Links Spiele und meine beiden Kollegen rechts. Wieso sollte ich dann Linksrum lernen?
    Wäre ja auch schwachsinnig, wenn ich am Sonntagmorgen beim Frühschoppen jedes dritte Stück das Set umbauen muss, nur weil ich auch mal will.

  • Wie auch immer du darauf kommst: Ich kann mich dir nicht anschließen. Ich bin selber Linkshänder, habe aber vom ersten Tag an auf Rechts gelernt.


    Nun, früher wurden alle Linkshänder in der Schule auf rechtshändiges Schreiben umgelehrt - und natürlich haben alle auch das Schreiben gelernt. Das heisst aber eben nicht, dass die umtrainierten Linkshänder z.B. eine in Leichtigkeit erworbene gute feinmotorische Schreib-Koordination entwickeln konnten. Das war wohl vielfach nicht der Fall.


    Selbstverständlich kannst Du auch als Linkshänder am Rechtshänder-Set Schlagzeug lernen. Im Buch geht es aber darum, dass Dir dieses Lernen gegen Deine ursprüngliche Neigung Energie-Ressourcen abfordert und letztlich in Bezug auf eine Leichtigkeit im Spielen UND Fühlen (Stichwort: Groove, im Sinne der Verbindung aus Herz, Arsch und Kopf) im Wege sein kann.


    Auch in Deinem Fall sind also praktische Erwägungen die Ursache dafür gewesen, dass Du rechtshändig gelernt hast und offenbar nicht, dass es sich für Dich von Anfang an gut und richtig angefühlt hat, oder?


    Und natürlich versuchen wir immer, die von uns getroffenen Entscheidungen im Nachhinein vor uns selbst (und anderen) zu rechtfertigen, denn sonst müssten wir ja etwas verändern ;)



    Es geht im Buch gerade nicht um Dogmata, sondern u.a. auch darum, zu verstehen, wieso wir an bestimmten Punkten im Erlernen unseres Instruments auf der Stelle treten können, wie sich das erklären und ggf. auch beheben lassen könnte.
    Wenn Du Dich selbst am Rechtshänder-Set super fühlst, mit Leichtigkeit Lernfortschritte machst, einfach den Groove hast und Dich grenzenlos wunderbar beim Spielen fühlst, wirst Du ja auch keine Motivation haben, daran etwas ändern zu wollen - und dann ist es ja auch gut so für Dich. Wenn es aber irgendwo immer wieder hängt, sich die Verbindung von Kopf, Arsch und Herz nicht so recht einstellen will, könnte es sich lohnen, einmal zu schauen, ob nicht auch ein Faktor sein könnte, dass Du ursprünglich ein Linkshänder bist und quasi mit hohem Energieeinsatz gegen Deine innere Natur anspielst.


    Und nochmal generell: Natürlich ist es in meinen Augen das Ideal, dass es keine bessere und schlechtere Seite gibt und maximal unabhängiges Spielen möglich ist. Das dürfte allerdings ein sehr fortgeschrittenes Ziel sein, das sicher für die meisten hier im Forum nicht zu den Grundfertigkeiten gehören dürfte.
    Der wichtigste Faktor ist doch aber, dass wir im Lernen Spaß, Freude und Leichtigkeit brauchen und möglichst wenig Anstrenung, Kampf & Krampf.

  • Ich hab nie anders gespielt, vom allerersten Tag rechts. Ich hab auch erst garnicht verstanden, warum es da Unterschiede gibt (War erst 8 :D).
    Für mich hat es sich auch nie falsch angefühlt, weil ich es eben nicht anders kannte.
    Eigentlich hat es mir auch geholfen, weil ich mitlerweile sehr vieles mit rechts mache. Bzw. machen muss ... Handmaschinen sind zu 80% auf Rechtshänder ausgelegt. Hobelbänke auch.


    Man sollte aber einem Schüler erlauben können, auch mal 'die andere Seite' ausprobieren zu können, falls er sich eben nicht wohl fühlt. Mich hat es nie gestört.

  • Sodele, hier also die zweite Rezension.


    Vorweg möchte ich erstens schicken, das dies nicht nur meine erste Rezension überhaupt, sondern ich auch nicht sonderlich geübt im Schreiben bin. Der geneigte Leser möge mir also bitte eklatante Verstösse gegen die dt. Rechtschreibung insbesondere der Kommaregeln nachsehen.


    Vorweg die zweite: Als strenger Linkshänder und -füßer bin ich nie in die Ecke der Rechtshänder gedrängt worden. Es gabe keine Eltern oder Lehrer die mir da was ausreden wollten. Mit zwölf Jahren habe ich mit zwei Freunden bei einem älteren Schüler Gitarrenunterricht genommen. Gelernt haben wir einfache Popstücke. Das heißt mit der Linken Akkorde greifen, mit der Rechten den Rhytmus schlagen. Für mich war es kein Problem das auf einer Rechtshändergitarre zu lernen. Ja bis heute wüsste ich nicht wo das der Nachteil sein könnte - vielleicht erst wenn es ans zupfen geht??
    Naja, aber ich bin leider (gottseidank) kein Gittarrenhero geworden, es ist irgendwann eingeschlafen.


    Mit 16 kam dann das Schlagzeug.
    Irgendein Bekannter hat mir kurz ein paar Sachen gezeigt und ich habe mir ein DrumBuch mit ersten einfachen Grooves von Carmin Appice geholt.
    Aber all das habe ich am Rechtshänderset gemacht.
    Ob ich anfangs überlegt habe alles umzustellen?? Ich weiß es nicht mehr. Ich hatte aber nie das Gefühl gegen mich zu spielen.
    Vorweg die dritte: Ich habe aber auch nie leidenschaftlich intensiv geübt (dafür könnte ich mich jetzt noch stundenlang .........).


    Jetzt bin ich 51, habe seeehr lange nach meine Jugend aufgehört zu spielen und bin seit ein paar Jahren saisonal wieder dabei.
    Jetzt wird geübt was ich früher versäumt habe.
    Und schon des öfteren tauchte in letzter in mir die Frage auf:
    hätte ich auf einem Linkshänderset lernen sollen? Warum überhaupt verschiedene Aufbauten? Wo soll denn ein Nachteil bestehen?
    Man kann es doch positiv sehen: Die vermeintliche schwache Seite wird jetzt gefördert.



    So und dann kommt der Herr Bittner und bietet an sein Buch zu lesen.
    Da war ich doch sehr neugierig und ich muß gestehen ich bin mit einem leichten Vorbehalt an die Sache gegangen. Ich konnte mir nicht vorstellen das Links Rechts solch nenneswerte Probleme verursachen das man darüber ein Buch schreiben kann.


    Zu den harten Fakten hat Zwaengo ja schon alles geschrieben, wobei ich ergänzen möchte das das Buch in 20 Kapitel mit je maximal 3 Seiten gut strukturiert und sehr kurzweilig zu lesen ist.


    Der Autor beschreibt zunächst die grundlegende Problematik für Linkshänder seit kleinauf in einer Rechtshänderwelt. Linke Hand trifft auf Rechtshänderschere, -werkzeuge etc. Vieles ist dem Linkshänder zum Teil gar nicht bewusst, er wird dennoch eingegrenzt in seiner Entfaltung.
    Er geht auf die biologischen Unterschiede, neuronalen Verknüpfungen ein und setzt diese Erkenntnisse in Beziehung zu seinen reichenhaltigen Erfahrungen als Lehrer.


    Ob Links oder Rechts, jeder hat seine Führungshand, bzw. -fuß. Der Autor ist der Ansicht das ein Spieler nur mit dieser wirklich die Energie in das Spiel einbrinhgen kann. Mit dem andern Fuß geht es natürlich auch, aber es wird eben nicht zum gleichen Ergebnis führen.
    Spielt er wider seiner Natur ergeben sich eine Reihe von mehr oder minder schweren Problemen, wie z.B. langsames lernen, Leseschwierigkeiten, Schwierigkeiten rhytmen zu behalten, etc.


    Um zu erkennen ob Probleme eines Schülers aus einer nicht erkannten linkshänderstärke resultieren gibt der Autor einige Diagnosetipps dem Lehrer an die Hand.
    Schlussendlich widmet sich das letzte Kapitel dem Prozess des Umlernens. Hier werden erste Übungen und Wege beschrieben, aber auch Höhen und Tefen die den Umlernenden erwarten werden.


    Ich finde das Buch ist für alle wertvoll die wie ich überlegen zu switchen und vor allem für Lehrer die die aus den Erfahrungen von Herrn Bittner Anregungen mitnehmen können. Denn Schlussendlich sind es die Lehrer die den Schüler schon zu Beginn die Weichen für die richtige Strecke stellen können.


    Der Autor betont in der Einleitung kein wissenschaftliches Buch schreiben zu wollen und verzichtet somit auf Quellenangaben.
    Für mich ist das ein kleiner Kritikpunkt. Ich habe es lieber nachweislich fundiert, behaupten kann schließlich jeder was.
    Andererseits schildert er seine Schlüsse gerade aus seinen Erfahrungen und das ist sicher mehr wert als irgendwelche Quellen.


    Er beschreibt einige Drummer die er erlebt hat und wie sich ihr Spiel aber auch ihre Persönlichkeit nach dem Umlernen zum Teil drastisch geändert hat.
    Ich denke das solch krassen Veränderungen sicherlich bei den Leuten vorkommt bei denen das Schlagzeug spielen zum wesentlichen Teil ihres Lebens geworden ist.
    Bei mir persönlich denke ich nicht das sich da was ändert, aber ich hoffe im spielerischen :)

  • Alle guten Dinge sind drei!
    Ich kann mich den anderen beiden Rezenten nur anschliessen, ein intereesantes Buch mit gut geschriebenen und übersichtlichen Kapiteln. Als Rechtshänder ist mir die Probelamtik selbstverständlich nicht so bewußt gewesen. Aber, durch seine persönliche Schreibweise erreichte mich das Buch und ich bekam Einblicke, welche Konsquenzen das Falschrumspielen haben kann, die ich sonst so nicht gehabt hätte. Neben dem Spiel an sich erwähnt der Autor auch die menschlichen Komponenten und das macht das Buch zu etwas Besonderen. Ich kann jedem Linkshänder, der auf einem Rechtshänderset spielt, empfehlen, mal zu testen, ob es andersrum nicht einfacher und besser läuft mit dem Trommeln. Wie genau gegebenenfalls rausgefunden werden kann, welche Körperhälfte die dominante ist, verrät der Autor auch.
    Insgesamt steht beim Layout ganz klar der Inhalt vor der Form im Vordergrund. Da aber die Kapitel, wie erwähnt, gut geschrieben sind, fällt es überhaupt nicht ins Gewicht, dass es Bilder nur auf dem Umschlag zu sehen gibt. :thumbup:

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