Das "leise" Schlagzeug im Keller - oder wie zäume ich das Pferd mal nicht von hinten auf

  • Wenn das so ist, was ist dann mit Diffusion? Wenn durch Pyramidenschaumstoff, Vorhänge o.ä. der Schall im Raum "verteilt", hilft das nicht auch bestimmte "Frequenzkonzentrationen" in den Bereichen vermeiden, die u.U. Probleme machen könnten. Also schmiegt sich der Ballon dann nicht gleichmäßiger in den Karton?


    Hm, das mit dem Ballon ist ein Sinnbild, der die Wirkung einer Kugelwelle prinzipiell verdeutlichen soll und für die wahren Verhältnisse zu statisch ist: Die Schallwelle durchläuft kugelförmig den Raum, trifft auf Wände, Decken und Boden, deformiert diese und regt so sich weiter ausbreitende Wellen im Gemäuer und seinen Luftvolumina an (Bei weiterer Ausdehnung der Luft können übrigens Resonanzeffekte zwischen der Kugelwelle und den gerade angeregten Biegewellen in allen Decken usw. entstehen ... meist mit nachteiligem Effekt.). Bei 100 Hz oder weniger reden wir über Wellenlängen in Luft von 3 m und mehr ... damit erledigen sich Fragen zu kleineren Objekten, wie Pyamiden oder Faltenabstände in Vorhängen, von selbst: die sind zu klein, und das Sinnbild endet hier. Richtig beschreibt es die Druckwirkung auf die Grenzflächen eines umbauten Raums ... 8| Stehende Wellen von 3 m oder mehr bringt man locker in jedem Raum unter ... und mal dämpft das, mal verstärkt das, je nach den Verhältnissen ... ;( (Das kann sich so aus wirken: Dein Kellerraum macht einen auf Boom-Box, regt Nachbars Wand oder Decke zum Schwingen an, und wirkt von seiner Seite aus behört wie eine laute Sprechermembran.)


    Kurz, haust Du "auf die Pauke", wird das im Gebäude schwer zu ignorieren sein, denn viele Wege führen zu fremden Ohren :huh:


    Wäre es also auch im Keller sinnvoll so ein "Trittschall-Podest" aufzustellen!?


    Musst Du ausprobieren. Ich persönlich halte Trittschallpodeste optisch für sinnvoll und für eine akustische Dämpfung im tieffrequenten Bereich für nahezu wirkungslos. Wohl gemerkt gemessen an den aufzustellenden Anforderungen. Der Tagesgang im Umweltgeräusch kann je nach Standort um 20 dB bis 30 dB schwanken. Will man sein eigenes Musikgeräusch zuverlässig zu allen Tages- und Nachtzeiten um diesen Betrag mindestens senken, das ist das ein ambitioniert abitioniertes Ziel ... und praktisch wohl fast nie erreichbar. Modifikationen um ein paar Decibel schafft man damit sicher, und das heißt, je nach Frequenz und weiteren Bedingungen, wird ein spektraler Anteil mal lauter, mal leiser ... blöde Wellen ... :cursing: ... Ein Podest hilft auch ganz sicher nicht gegen die stehenden Wellen mit 3 m und mehr Wellenlänge im Raum ...


    und die Frequenzen würde in etwa dem entsprechen, was dann mit einem A-Set zu erwarten ist.


    Das glaube ich eher nicht. Mein A-Set klingt deutlich heller und breitbandiger, als mein E-Set mit Aktivboxen. Aber für einen Anhaltspunkt geht das sicher.



    Kurzum: Man kann die Akustik nicht vorhersagen. Aber ausprobieren kann man's, wie beschrieben, mit Gummihammer, oder wirkgleichem Gerät, und Stereoanlage. Und leise zu spielen, kann man lernen, mit oder oder Ausrüstungstricks am Set: Die Hauptenergiequellen dabei sind mein Geist ("laut Alter, laut! / "leise leise") und meine Muskulatur ("ist gut ..." / "ist gut ...") ... :thumbup:


    Oder anders gesagt: Der Drummer selbst ist der beste Schallschutz :D

    "Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie." (Wird Kurt Lewin zugeschrieben) // Was schlechte Theorien unbrauchbar macht ... //

  • Ich finde, Du hast interessante bis reife Vorstellungen bzgl. dessen, was Du machen willst.


    In Beantwortung der Originalfragen dieses Threads aus meiner Sicht (ganz subjektiv):


    1. Es gibt Sets, die wirklich nicht für leise Töne geeignet sind. Dicke Kessel mit großem Durchmesser sind da fehl am Platz. Aber eine gewisse Lautstärke erzeugen alle meine Sets wenn im wohlklingenden Bereich gespielt.
    2. Ja, einlagige, dünne Felle sind besser für leise Töne.
    3. Dünne Becken mit kleinem Durchmesser sind hilfreich.
    4. Dünne Kessel können leiser sein und bieten darüber hinaus noch schönere Bass-Anteile.
    5. Holzsorten werden überbewertet.
    6. Weicher Schlegel an der Basstrommel bietet schönen, weichen, bassigen - und leiseren (!) Ton.


    Ganz wichtig sind zwei andere Elemente:
    Anschlag des Trommlers und die verwendeten Stöcke (dünne Ahorn-Stöcke z.B.).


    Auf Wohnzimmerlautstärke klingt allerdings kein Schlagzeug überzeugend,
    und so lehrreich und wichtig sehr leises üben auch ist: Ab und zu muss es auch mal kesseln und muss man auch mal laut spielen üben. Vielleicht hast Du ja bald einen Probekeller mit Studio oder Band für diesen Teil.


    M.

  • Man kann praktisch jedes Schlagzeug leise spielen, egal welche Größen, welche Felle und welche Sticks bzw. Beater. Der Punkt ist, dass man leises Spielen lange und ausdauerd üben muss, wenn es nicht einfach nur leise sein soll, sondern auch Groove und Intensität haben, und gut klingen soll. Um leise gut zu klingen muss man eigentlich alles an seinem Spiel neu anpassen, alle Dynamiklevel müssen relativ zueinander wieder eingestellt werden, und auch die Körperspannung und -haltung sind ganz anders.


    Ich habe das lange geübt und das klappt auch gut - man ist plötzlich sehr begehrt bei Bands, die das Lautstärkeniveau niedrig halten wollen und braucht auch kein Cajon oder ähnlchen Quatsch für Wohnzimmergigs. Allerdings gibt es auch einen Nachteil (zumindest bei mir): wenn ich jetzt laut spielen muss, klinge ich nicht mehr richtig gut, und ich finde es groovt deutlich weniger. Wahrscheinlich müsste ich jetzt wieder speziell darauf hin üben, laut gut zu klingen. Aber das lasse ich schön sein, denn so bin ich auf dem Markt prima aufgestellt ;)



    ....dann stimmt meine Befürchtung also, das macht mir jetzt im ernst etwas Angst und Sorgen. Ich glaub ich muss das Set mal in den Kofferraum laden und einfach ins "Grüne" mit weiter Fernsicht rausfahren um das mal zu probieren und zu üben.
    Ist ja auch nicht so teuer wie ein extra Proberaum. Indem Zusammenhang auch gleich mal Heel up antesten.
    Edith: ich meine das laut spielen




    Zitat


    Dazu benutze ich für leises Spiel leichte dünne Stöcke, wie z.B. den "TANGO" von Rohema.
    Viel Spass !
    Pete


    Genau die stehen schon auf dem Einkaufszettel für`s nächste mal - am besten in Hornbeam.


    Edith: Ach ja, um auch noch zum eigentlichen Thema etwas beizutragen. Für das Trittschallproblem oder auch allgemein zur Akustik, können Bautenschutzmatten (gibt's in verschiedenen stärken) aus Gummigranulat, gute Dienste leisten.
    Die gibt's immer wieder mal in der Bucht und sind auch günstiger wie ein spezieller Drumteppich. Die Dornen der BD Beine und Fussmaschinen lassen sich auch gut darin versenken.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



    2 Mal editiert, zuletzt von orinocco ()

  • Ich finde, Du hast interessante bis reife Vorstellungen bzgl. dessen, was Du machen willst.

    Haha, vielleicht liegt das ja an meinem reifen Alter.

    6. Weicher Schlegel an der Basstrommel bietet schönen, weichen, bassigen - und leiseren (!) Ton.

    Siehst Du, gerade solche Infos wie diese haben mich ursprünglich interessiert. Es gibt in diesem Thread auch eine anders lautende Meinung über weiche Schlegel was die Lautstärke betrifft. Für mich auf jeden Fall wieder ein Puzzlesteinchen, dass man mal ausprobieren kann.

    Ab und zu muss es auch mal kesseln und muss man auch mal laut spielen üben.

    Klar! Ab und zu muss es halt raus :D
    Das lässt sich nach Absprache mit den Nachbarn aber sicher auch an den Wochenenden realisieren.

  • Die schlechte Nachricht ist, dass es auch bei Sticks verschiedene Meinungen gibt: ich, und scheinbar die meisten anderen hier, spielen wenn es leise sein soll eher leichte Sticks. Das kann man aber auch genau andersrum sehen. Es gibt ein Video von Benny Greb, in dem er sagt, dass er es leichter findet, mit dicken Stöcken leiser zu spielen.
    Es ist also wieder mal eine persönliche Sache, und ausprobieren ist angesagt.

  • Da kann ich zustimmen, die schwereren Stöcken kann man teilweise nur wenige Millimeter über dem Fell von "ganz Alleine" durch ihr Gewicht über das Fell regelrecht "Tanzen" lassen.
    Braucht nur eine sehr geringe Führung, also der Stick selbst liefert hier mehr durch sein Gewicht und entsprechendes Rebound die Bewegung, der Spieler mehr nur die Kontrolle.


    IMHO: Sollte man auf alle Fälle mal ausprobieren und gegebenenfalls passenden anwenden. Darf rechts und links auch ruhig gemischt sein.

    ich höre immer du musst, du brauchst.....ist "modern", "out", "in", "trendy" und so....
    ich mach`s wie`s mir passt, schei.. auf die Säue, die laufend sinnbefreit durch
    die Dörfer getrieben werden.



  • Bei ner Open Stage-Session in einer hiesigen Kneipe gefiel mir ein Spieler, der mit dicken Stöcken mit gekapselten Köpfen leise, aber gut hörbare - "Rimshots" als Backbeat spielte, ganz locker ausm Handgelenk, auf der billigen Stahlsnare, die der Kneipe gehört... Ich hatte mir vorher einen abgebrochen, mit Vic Firth 8D, mit den Erskine-Stöcken und mit Rods. Und dieser Typ setzt sich mit seinen Prügeln hin und spielt schön leise und klingt gut. Auch auf den Becken. ;( Ich muss da wieder mal hin.

  • Fast ein ganzes Jahr später kann ich mittlerweile Vollzug melden.


    Es ist dann doch erstmal ein Sonor Martini geworden.. und mein Vorgehen war goldrichtig.
    Ich habe bei Auswahl von Drumset, Becken und sonstigen Werkzeugen darauf geachtet, dass es nicht zu "laut" wird und so kann ist erstmal ohne irgendwelche baulichen Maßnahmen im Keller spielen.
    Zur Jahrhundertwende wurde halt doch noch anders gebaut, Yay!


    Vielen Dank nochmal an alle, die mich damals Tipps, Tricks und Fachwissen versorgt haben!

  • Du liebe Güte - die Jahre waren früher auch mal länger! Man bekommt heut nix gescheites mehr, nicht mal Zeit, die ein bisschen hält! Halt, doch! Schöne Schlagzeuge gibts noch. Sonor Martinis, beispielsweise! Könnt mir auch gefallen. :) Schön zu hören, dass es bei dir so gut gelaufen ist! :thumbup:

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