Eine super Möglichkeit der Hihat-Klangerzeugung ist die "Keep It Unreal"-Methode bei Software-Drumming mit SuperiorDrummer2 oder BFD2/3 und ähnlichen Tools mit dahingehend gleichwertigen Features.
Kurz zur Modulklangerzeugung (worum es hier eigentlich nicht geht, weil nicht jeder sich ein Roland-Flagschiff leisten kann und weil Software-Drumming vielseitiger ist, wesentlich besser klingt und zumindest für mich einfach geiler ist): Natürlich geht da auch teilweise was mit TD-30/-50 und ähnlichen Modulen, jedoch nicht "Grades" dadrunter, z.B. TD-11-/15/-9. Bei solchen bei weitem Nicht-Flaggschiff-Modellen sind die Hihat-Möglichkeiten in Sachen Modulklangerzeugung einfach völlig unzureichend: ein wesentlicher Punkt ist da beispielsweise die Lautstärke des Pedal-"Chick"-Sounds, welcher einfach nicht separat einstellbar ist und mega dünn daherkommt.
Ich möchte hier mal SD2 beleuchten, da es mit SDX- und EZX-Erweiterungen viele gutklingende und unterschiedliche Hihats gibt.
Der Hauptgrund für mich für "Keep It Unreal" ist mein Geschmack und meine Klangästhetik und die musikalische Anwendung. So gibt es eigentlich fast immer Situationen bei denen ich einzelne Articulations der Open-Closed-Stages in der Lautstärke ändern möchte, oder einzelne gefallen mir nicht oder zischeln komisch und unecht aufgrund der Sample-Wechsel bei Open-Closed-Stages-Wechseln zu sehr, und ich möchte sie rausschmeißen. Oder natürlich der Pedal-"Chick"-Klang: kann durchaus sein, daß er mir bei einer ansonsten gewollten Hihat nicht gefällt oder klanglich unzureichend ist. Da muß dann ein anderer her, und generell kann es durchaus cool sein daß der "Chick" von einem ganz anderen Modell kommt. Genauso evtl. bei "Bow" versus "Edge"-Klängen. Mit SD2-Möglichkeiten gibt es da keine Grenzen.
Z.B. ist auch eine Offenbarung der "Keep It Unreal"-Methode der Open-Closed-Einsatz von zwei verschiedenen Hihatmodellen, was ich an einem Musikbeispiel entdeckt habe. Das will ich jetzt nochmal nehmen um auch eventuelle Keep It Unreal-Workarounds für SuperiorDrummer aufzuzeigen, bzw. ein Beispiel dafür, denn da ist dann leider auch Handlungsbedarf und nicht alles perfekt. Somit geht das auch an die Adresse von Toontrack*. Das ganze Dargestellte bezieht sich bei mir auf ein TD-9-Modul (mit CC4-Controller-Werte-Range 0 - 127) und SD2 ohne irgendweiche HH-Curve-Settings mit einer EZXMetalMachine-Hihat als zweite Hihat und CubaseArtist als Sequencer.
Die zweite Hihat, die im Song jeweils erstmals auf Sechzehntel-Offbeat öffnet und schließt, soll in meinem Setup (superiordrummer-mäßig) sehr "unreal" sein: Sie soll keinen "Chick" triggern, der von einem ganz anderen, dritten Hihat-Sound kommt, und ich möchte, daß sie nur aus zwei Articulations besteht (nämlich Tip-TightClosed und -Open4, also den beiden Extremen der Range bei dieser EZX-Hihat). Trotzdem möchte ich sie mit nur ein und derselben Midi-Note triggern, weil ich erstens an meinen Modul-Notennummern-Settings nichts verändern möchte und dort alles für "variable Hihat-Articulation" eingestellt ist, und viel wichtiger zweitens, ich eine Fuß-Pedalweg-Range für den TightClosed-Sound für mich softwareseitig definieren möchte. Also muß ich SD2 "Hihat-TipTrig" mappen. Damit ich es gar nicht erst mit irgendwelchen anderen, zwischenliegenden und ungewollten Articulations der Open-Closed-Stages zu tun bekomme, unloade ich deren Samples. Wenn ich jetzt den HH-Controller halb öffne, herrscht Stille bei Pad-Anschlägen.
Jetzt soll das Ganze eben, wie gesagt, noch so reagieren, daß nicht ausschließlich das maximale Schließen des Controller-Pedals (CC4-Wert 127) den TightClosed-Klang triggert (mit dem SD2-Controller-Curve-Setting von Bild "a" wäre das so), nein, ich möchte eine kleine Pedalweg-Range (einige Millimeter) für TightClosed behalten, da ansonsten bei der kleinsten Fußbewegung oder Unruhe des Fußes der Wechsel käme (bei CC4-Wert 127 = Tight Closed und 0-126 = Open4). Ich möchte, daß der Wechsel z.B. bei CC4-Wert 117 stattfindet. Da leider für den Fall die Controller-Curve-Einstellbarkeit von SD2 versagt (!), arbeite ich mit Midi-Verbiegungen durch das Cubase Midi-Plugin "Transformer", d.h. ich transformiere die vom Modul gesendete Werte-Range 117-126 in den Wert 127 und stelle die SD2-Controller-Curve so ein wie auf Bild "b". Hätte ich nicht die Möglichkeit der kleinen CC4-Werte-Range-Transformierung, würden in dem kleinen Bereich des starken Anstiegs der SD2-Controller-Curve die zwischenliegenden Articulations der Open-Closed-Stages getriggert, was eben ungewollt ist, und sie, wenn "unloaded", Stille erzeugen. Die SD2-Einstellbarkeit ist da leider unzureichend: ich kann die Anfasser in der X-Achse nicht bewegen.
Das Ganze ist in Bild "c" nochmal für den Articulation-Wechselpunkt bei CC4-Wert 99 dargestellt. Cubase Transformer verbiegt dann die Range 99 - 126. Dadurch hat man nochmal mehr Platz, mehr Pedalweg-Range für den TightClosed-Sound.
Man sieht, daß Ganze ist ein wenig tricky - die Ergebnisse sind es aber wert. Wenn einer das nachbauen möchte, wünsche ich viel Spaß und Erkenntnisse beim Tunen, und für Hilfe kann man mich kontaktieren.
*Featurerequest an Toontrack: Ich meine mich zu erinnern, daß in früheren SD2-Versionen die Velocity-Curve-Settings der einzelnen separaten Hihat-Articulations für die gemappte variable Articulation ("Hats Trig" , "Hats Tip-Trig") gegriffen hat und die bei "Hats Trig" und "Hats Tip-Trig" eingestellten Vel-Kurven keinerlei Wirkung hatten. Heute ist es mit aktuellen Versionen jedenfalls genau umgekehrt. Auch wenn ich mich täusche (ob es früher so war), im Sinne von "Keep It Unreal" bitte ich Toontrack dahingehend eine Option wählen zu können, also auch die Möglichkeit zu haben z.B. die Vel-Curve einer einzelnen Closed-Articulation anders gestalten zu können als die Vel-Curve von anderen Open-Closed-Stages.
EDIT: Bild b war nicht ganz korrekt und muß beim Input X-Achsen-Wert 86 statt 80 haben! Ist nun korrigiert.