DRINGEND: Berliner Rockhaus soll plattgemacht werden!


  • Und ich dachte schon ich werde der Erste sein, der in diese Kerbe haut!!
    Leute ganz ehrlich - es ist hart und für manche auch bitter, aber was erwartet Ihr eigentlich?? Ist es verboten sein Geld für eine Immobilie auszugeben
    und diese dann selbst nutzen zu wollen - ganz egal wie?? Immer die bösen Kapitalisten, aber alles was möglichst für umme is gern mitnehmen.


    Ihr könnt Euch ja gern ne Halle, ne Wohnung oder sonst was kaufen - aber bitte dann auch anderen zur Verfügung stellen ;)


    Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt gemacht hab......


    LG Marc

  • Liebe DF-Kollegen egnever und panikstajan,


    ich muss euch da zustimmen. Ich wollte es allerdings nicht so hart formulieren und hab daher darauf hingewiesen, dass
    man ggf. das Grundstück ja selber kaufen kann. Ich hoffe es geht gut aus und die Musiker behalten ihr Heim oder finden
    ein neues.


    Drücke den Rochhäusslern jedenfalls die Daumen.

    SCIENCE FOR THE WIN!
    Ich habe Interesse an; Zildjian K-Istanbul und Avedis Rides und Hihats (bis ende 60er) sowie Sonor Drumsets bis 1990! :thumbup:

  • Ich bin aber nicht der Meinung, dass MAN ( sei es Privatperson oder der Staat) den Kunstschaffenden dafür Raum zur Verfügung stellen muss.


    ich schon, aber v.a. der Staat, denn Kultur ist NICHT nur die Privatangelegenheit von den Kunstschaffenden, sonst gäb es z.B. keine Zivilisation. Aber da geht der Trend ja eh gerade hin, die abzuschaffen...

  • ... die Frage ist dabei eben nur, was als förderungswürdige Kultur durch den Staat subventioniert werden sollte.
    Da bin ich auch der Meinung, dass der Staat da nicht punktuell fördern sollte sondern für Chancengleichheit der
    Kunstformen (Musik, bildende Kunst, darstellende Kunst, Literatur usw.) eintreten muss. Dabei wären Politiker eben
    die richtigen Ansprechpartner. :thumbup:

    SCIENCE FOR THE WIN!
    Ich habe Interesse an; Zildjian K-Istanbul und Avedis Rides und Hihats (bis ende 60er) sowie Sonor Drumsets bis 1990! :thumbup:

  • Ich hab mich mal beteiligt, ich war von nem ähnlichen Fall betroffen, und kenne die Problematik mit Proberaumknappheit nur allzu gut... pbu deutet es ja schon an, fehlende Hintergründe würde ich auch gerne irgendwann noch erfahren.
    Manchmal bin ich doch viel zu tolerant ("sozial Blase" ole ole) und kann irgendwie beide Seiten verstehen. Die Musiker deren Raum "genommen" wird, das ist bitter! Aber etwas kaufen können und dann nicht nach den eigenen Vorstellungen nutzen können, ist genauso bitter... Versteht mich nicht falsch, ich will das nicht gutreden o.ä., Immobilienmarkt und Profitdenken geht mir in der heutigen Gesellschaft schon gehörig gegen den Strich... Was mich an solchen Dingen immer etwas wundert, eigentlich müsste so ein Proberaumcenter doch schon auch lukrativ sein...
    Beispiel: Ich würde ein Haus pachten und hab dort 70 Proberäume drin, Pacht+Steuer+Strom+Wartung (letzteres recht gering, vieles machen die Mieter eh selbst...) + Verwaltung, sagen wir mal 3000-4000 € Kosten. Jetzt kostet jeder Raum sagen wir mal 250,-€ (im Kölner Raum leider völlig normal, wenn nicht sogar zu wenig..), macht 17500€ Gewinn, da bleibt doch schon gut was über... Nun gut, wenn ich in das gleiche Gebäude jetzt natürlich Wohnungen reinknalle, sagen wir mal grob überschlagen 20 Wohnungen, die wiederum vermiete ich für 1000,-€ bin ich bei 20000€ Einnahmen, auch hier dann wieder Verwaltung, Wartung etc. Soooo groß ist der Unterschied da jetzt auch nicht, die Renovierungsarbeiten sind halt deutlich höher, aber es ist auch nur eine völlig einfältige Beispielrechnung. Vielleicht habe ich an dieser Stelle auch einen Denkfehler.


    Dennoch, es ist traurig, das kulturelle Einrichtungen es immer wieder schwer haben, und man von Seiten der Politik doch irgendwie selten mal "Unterstützung" erwarten kann (selber grad wegen Bauvorhaben bei der Arbeit niederschmetternde Erfahrungen am sammeln dran sein tun), aktuelle Beispiele dass den verschiedensten Einrichtungen das Leben schwer gemacht wird, gibt es zu hauf (in Köln Gebäude 9, die alten Messe-Ateliers, Underground, AZ, alter Güterbahnhof).

  • Entweder man begesisert die (zahlungswilligen) Menschen mit seiner Kunst und kann all die anfallenden Kosten dadurch finanzieren oder man man hat die Begabung eben nicht und sollte sich besser überlegen, ob man nicht lieber was anderes tun sollte.


    Mit dieser Haltung hat man bald nur noch Helene F. und EDM Festivals. Kulturvielfalt oder gar Musikmachen als Hobby braucht kein Mensch... :thumbdown:

    Am Schlagzeug hängt DAS Tom. DER Tom heißt mit Nachnamen Sawyer und wohnt am Mississippi. Und über DIE Tom rede ich erst gar nicht...

  • Was ist daran so schlimm, dass der neue Eigentümer/Käufer der "Hütte" damit Gewinn erzielen möchte?

    Daran ist nichts verwerflich. Und darum geht es auch weniger, so wie ich das verstehe. So wie ich das bislang herausgelesen habe, geht es ja darum, dass eine wichtige Kulturinstitution wegfällt, ohne dass den vielen betroffenen Kulturschaffenden und Gewerbetreibenden eine räumliche Alternative zur Verfügung steht. Die Aufgabe eines Staates ist es nicht nur, die Immobilienbranche zu unterstützen, sondern Kultur zu fördern, wo es nur geht, um a) die Gesellschaft zu stabilisieren (Rabauken von der Straße holen, Integration verschiedener Volksgruppen, Stärkung des Selbstbewustseins, Stärkung der Bildung,...) und auch b) wirtschaftlich "zu befruchten".


    Ich zitiere mal Norbert Lammert.


    Zitat

    Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat die Verantwortung des Staates bei der Kulturfinanzierung hervorgehoben. Der Staat habe eine unverzichtbare, auch nicht ersetzbare Verantwortung für Kunst und Kultur, sagte Lammert am Freitag im Hamburg bei einem Vortrag auf dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Gleichzeitig sei diese Aufgabe des Staates für Kunst und Kultur keine ganz exklusive: "Für Kunst und Kultur in diesem Land sind wir alle verantwortlich: Die Bürgerinnen und Bürger, die Vereine und Verbände, die Kirchen und die Medien, die Parteien und der Staat. Der Staat nicht zuerst, aber sicherlich auch nicht zuletzt."


    "Kunst und Kultur sind nicht weniger systemrelevant als das Bankensystem", sagte Lammert weiter. Dass zu den Aufgaben des Staates die innere und äußere Sicherheit gehörten, Polizei und Armee, Schulen und Universitäten sowie Schwimmbäder und Autobahnen, nicht aber Sprache, Geschichte, Kunst und Kultur eines Landes sei eine abwegige Vorstellung.

    (http://www.epd.de/zentralredak…ng-unverzichtbare-aufgabe)


    Von daher sollte der Staat schon dafür Sorge tragen, dass ausreichend Raum für das Schaffen von Kultur vorhanden ist. Dies kann entweder erfolgen, indem der Staat selbst als Raumschaffender auftritt oder aber mit privaten Investoren vertragliche Absprachen trifft (Subventionierung z.B.). Verschiedene Modelle sind denkbar. Hier ist aber wohl kein Modell bislang auch nur angedacht worden. Der Abriss des Gebäudes, das ist nicht das Problem. Das Problem ist, so meine Ansicht, dass es keine Ausweichräume gibt, einerseits in der Masse, andererseits vom Standpunkt der Finanzierung. In solchen Fällen ist es nicht egoistisch oder unangebracht, der Stadt die Problematik aufzuzeigen und sie zu bitten, als Mittler aufzutreten oder sich Gedanken für Alternativen zu machen. Die Abgeordneten sind immerhin Vertreter der Bürger ihrer Stadt, haben also ihre Interessen zu wahren. Und wenn das Interesse eines signifikanten Teils der Bevölkerung dem Erhalt von Räumen für Kultur gilt, sollte die Politik das entsprechend respektieren.


    My two cents...



    Und nein - Kunst muss und kann nicht immer profitabel sein. Wäre die Profitabilität die Maxime - es gäbe keinen Van Gogh, keinen Toulouse-Lautrec, keinen Mozart, kein Versailles, kein Neuschwanstein, kein... ;)

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

    Einmal editiert, zuletzt von Moe Jorello () aus folgendem Grund: Formatierung

  • Der "Staat" wird hier im dicken B. zur Zeit von rot-rot-grün repräsentiert, die schreiben sich die junge, frische, dynamische, weltoffene Szene gerne auf ihre Fahnen ... außerdem wissen die natürlich auch, dass das alles nicht zum Nulltarif zu haben ist ...


    Konkret: eine gute Freundin - Malerin - hat vor ca. zwei Jahren ihr Atelier in Berlin - Kreuzberg in prominenter Lage (altes Fabrikloft am Erkelenzdamm mit zahlreichen Ateliers) aus den gleichen Gründen verloren und lange über Gespräche mit dem Senat hinsichtlich einer Ersatzlösung berichtet, offensichtlich bekommen die nun Ersatz und zwar nicht in Britz oder Oberschöneweide, sondern wieder in X - Berg, da war ich etwas sprachlos ... hätte ich nicht gedacht!


    Auf der anderen Seite ist es doch mit den Platten seit Jahren so, dass die vorübergehend zwischengenutzt werden (Haus des Lehres, Neues Deutschland, ...). Im ND - Gebäude hatte ich selbst mal ein paar qm angemietet, war eine spannende Szene zwischen Jungkreativen, Altkommunisten, seltsamen arabischen Organisationen und Betroffenenvertretungen ehemaliger Stasi - Mitarbeiter ... (aber das ist natürlich eine andere Geschichte!)


    Gruß aus X-Berg,


    Stefan


    p.s.: meine Unterschrift habt Ihr natürlich bekommen ... toi - toi - toi

    "e tudo isso, que é tanto, é pouco para o que eu quero" Fernando Pessoa

  • Zitat

    Zitat von »panikstajan«


    Was ist daran so schlimm, dass der neue Eigentümer/Käufer der "Hütte" damit Gewinn erzielen möchte?


    Kennst du die Situation in Berlin? Hast du die Entwicklung der Hosteldichte in den letzten Jahren mitbekommen und gesehen, wie dadurch ein Club/Ausstellungsraum/ Atelierhaus nach dem anderen verschwand? Rate mal, was anstelle des Rockhauses entstehen soll?
    Eine Immobilie ausschliesslich zum Geldvermehren zu besitzen, egal wer da drin wohnt und ob ich lang gewachsene soziale Strukturen damit zerstöre ist das eigentliche Problem. Darüber wird und wurde genug in den Medien berichtet, darüber müssen wir hier nicht diskutieren!


    Zitat

    Zitat von »panikstajan«


    Ich bin aber nicht der Meinung, dass MAN ( sei es Privatperson oder
    der Staat) den Kunstschaffenden dafür Raum zur Verfügung stellen muss.

    Dann also auch keine Opern, Theaterhäuser, Musikschulen, Atelierförderprogramme, Stipendien etc.? Warum gibts dann z.Bsp. eine Opernstiftung?
    Meinst du das wirklich so? Dann bestimmt irgendwann der mit dem meisten Geld, was Kunst ist, wer das machen darf und wer nicht.
    Wie kann man gerade als Musiker so wenig Empathie mitbringen?
    Ich hatte den Sachverhalt schon versucht in meinem zweiten Post zu erläutern!
    Es geht mir hier nicht darum, einen "bösen Immobilienhai" an den Pranger zu stellen.


    Es geht hier vielmehr darum, dass Berlin sich eine seiner kulturellen Einzigartigkeiten abschafft, aufgrund derer viele Menschen doch erst nach Berlin kommen: Musik, die von Musikern gemacht werden. Diese Besucher werden dann an genau dem Ort übernachten, an dem einst ihre Lieblingsband/ Newcomerband geprobt hat. Da das aber nicht mehr geht, existiert die Band wahrscheinlich schon nicht mehr. Nennt es Gentrifizierung von mir aus. Es muss doch nicht jede Stadt die gleichen dämlichen Fehler machen! Bald ist Berlin wie Hamburg und München. Warum also eine Opernstiftung? Genau aus dem Grund, dass Opernmitglieder proben können, Räume haben, finanziell von der Stadt unterstützt werden.


    Wir zahlen hier zu einem moderaten bis günstigen Preis unsere Miete. Unter uns sind Anfänger, sehr junge Bands, Einzelmusiker, Musiklehrer und eben auch viele Profimusiker. Viele sind bereit, eine Mieterhöhung hinzunehmen, aber diese Möglichkeit wurde seitens des neuen Besitzers nicht gegeben.
    Der Versuch einer Kurzfassung: Es wurden Umbaumassnahmen in allen Räumen durchgeführt mit der Vertragsverlängerung bis 2023.
    Vorletztes Jahr kam der Eigentümerwechsel. Dann die Kündigung mit der Begründung des fehlenden Brandschutzes, was von Seiten des Vermieters Kümmele widerlegt wurde. (Bei Gewerbeimmobilien gelten andere Kündigungsfristen/Klauseln als bei Wohnraum und dadurch Kniffe und Tricks, wie man aus einem Vertragsverhältnis schnelle rauskommt).
    Jetzt droht 1000 Musikern, im Park proben zu müssen.
    Sowas kann man doch nicht mit achselzuckender Gleichgültigkeit als Lauf der Natur hinnehmen!


    Wer auf dem Laufenden gehalten werden möchte, kann sich hier informieren: http://rettetdasrockhaus.de/

  • Jetzt droht 1000 Musikern, im Park proben zu müssen.

    Aber bitte nicht auf dem Tempelhofer Feld, das wäre mir dann zu laut und ich müsste als Anwohner Rechtsmittel einlegen ... :D (typischer Fall für "Nimby").


    Stadt unterliegt natürlich immer einem mehr oder weniger natürlichen Veränderungsdruck ("panta rhei" sagten die Griechen dazu), Aufgabe der Politik ist aber diesen Druck zu steuern, das gelingt im Allgemeinen zwar eher weniger gut (Beispiel Mietentwicklung), aber wieso soll es im Einzelfall nicht eine gute Lösung geben ... Hey, tausend Musiker, das ist wirklich ne Hausnummer! wie ich Euch einschätze werdet Ihr da ohnehin tätig werden, also Kopf hoch ... Kurzfristig wird man dann wohl in das Gras vom Treptower Park beißen müssen (um im Bild zu bleiben ...!), aber ich bin sicher, dass da was passiert und sich andere Möglichkeiten auftun. Seit den 70er / 80er Jahren ist die Geschichte Berlins voll mit Beispielen, wo sich der Druck von unten durchgesetzt hat.


    Ich will Euch nicht zu einer Besetzung ermuntern, aber weil Trommeltom schon die alten Geister beschwor:


    Und wir schreien’s laut:


    Ihr kriegt uns hier nicht raus!


    Das ist unser Haus, schmeißt doch endlich


    Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus.


    "Rauch - Haus - Song" Ton Steine Scherben


    Für die Nicht - Berliner: im Bethanien ist heute u.a. eine Musikschule untergebracht ...!


    Gruß, Stefan

    "e tudo isso, que é tanto, é pouco para o que eu quero" Fernando Pessoa

  • hallo :P ,


    muss mich nochmal melden.
    natürlich kann jeder kaufen, und verkaufen wie er lustig ist.
    das der staat nicht jeden musilker fördern kann ist auch klar.


    mfg :P


    ps: bei uns in der stadt gibt es ein landesleistungszentrum für stabhochspringer, und eine halle für eine hand voll hammerwerfer. dazu noch tartanbahn (800m),weit- und hochsprunganlagen. die sportler sind zum teil bei der bundeswehr angestellt, und freigestellt, das sie ihrem "hobby" nachgehen können. das trifft auch auf biathleten, skilangläufer, leichtathleten, ruderer...zu. :P :P :P

    "Alles was kleiner als 14" ist, sind keksdosen und aschenbecher.", Ballroom Schmitz (RIP)

  • Hallo,


    ich persönlich nehme an Petitionen nur teil, wenn sie dem entsprechen,
    was ich in der Schule gelernt habe, diese modernen Online-Aktionen
    mögen einen gewissen Sinn entfalten, ich halte ihn aber ebenfalls für
    reichlich überbewertet.


    Die Situation vor Ort kenne ich nicht, meine erste Frage wäre, wer
    überhaupt die Hütte dem neuen Eigentümer verkauft hat und unter
    welchen Bedingungen - gibt es eine Widmung, ist das ein spezielles
    Gebiet etc.?
    Sollte der neue Eigentümer praktisch bedingungslos oder mit hier
    nicht relevanten Bedingungen erworben haben, so sehe ich dunkelgrau.


    Als Musiker wie auch als sonstiger Mieter sollte man sich seinen Vermieter
    gut ansehen, wechselt der, kann es anders werden. Das ist im Leben wie
    im Proberaum.


    Ich bin auch schon mal wo ausgezogen, wo klar wurde, dass es nichts mehr
    wird.


    Auch Adam und Eva wurden mal aus dem Paradies verjagt. So ist das Leben.


    Grüße
    Jürgen

  • Huuh,


    das ist wirklich harter Tobak. Natürlich spricht nichts dagegen, dass ein Unternehmer seine Ziele verfolgt. Prinzipiell. Erstes Ziel einer Unternehmung ist es schließlich Gewinne zu erwirtschaften. Klar, dass es das Rockhaus trifft, ist – gelinde gesagt – Pech für die Insassen.


    Aber die Einstellung, dass es die nicht besser verdient haben, weil sie es sich nicht leisten können, ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar. Es sind ja bestimmt nicht nur Berufsmusiker drin. Wo probt ihr denn? Ich bin – wie wohl viele hier – auf Räumlichkeiten angewiesen, die nicht in Wohnhäusern oder -gebieten sind, weil ich meine Mitmenschen nicht stören möchte. Freilich hat niemand etwas davon, wenn ich vor mich hintrommele. Meist nutze ich dafür Räumlichkeiten, die von „Idealisten“ zur Verfügung gestellt werden, und bin somit auch auf deren guten Willen angewiesen. Ich habe auch schon in JUZs geprobt für billig Geld, alles weil es der Staat zur Verfügung stellt, bzw. subventioniert. Das finde ich gut, weil ich als Student wenig Kohle hatte.


    Entweder man begesisert die (zahlungswilligen) Menschen mit seiner Kunst und kann all die anfallenden Kosten dadurch finanzieren oder man man hat die Begabung eben nicht und sollte sich besser überlegen, ob man nicht lieber was anderes tun sollte.


    Aber stimmt schon, ich kann die Diskussion über Sozialwohnungsbau, Spielplätze oder ähnliches nicht nachvollziehen: Entweder ich kann mir mit meinem Beruf Wohnraum finanzieren, oder ich bin halt weg vom Fenster. Muss man sich halt nen anderen Beruf suchen, Pech.


    Bei uns hier wurde ein großer Volksfestplatz verkauft an einen Automobilzulieferer für seine Büros ( Arbeitsplätze, Gewerbesteuer, übliche Argumentation) Auf diesem Platz wurde seit Jahr und Tag zweimal im Jahr ein großes Volksfest abgehalten, das war schön, eine gewisse Tradition. Es gab dort Konzerte, Zirkus, Ausstellungen, etc. Jetzt ist es nicht mehr so, es kommt auch nichts nach. Aber egal: Die Schausteller, die da ihre Buden aufgestellt haben, um die Leute zu erhalten, sollen doch ihre Buden verkaufen und was richtiges arbeiten.. Künstlergschwärdl..

    Es gibt so viel gute Musik auf der Welt.. ..da muss ich doch nicht Musik hören, die "gar nicht so schlecht" ist. - Hennes M. aus C


    Ich

    Einmal editiert, zuletzt von Unbek.Pferd () aus folgendem Grund: Einleitung vergessen

  • Soziale Marktwirtschaft - unser Wirtschaftsprinzip - bedeutet dass das Prinzip der Freiheit auf dem Markt mit sozialen Ausgleich verbunden ist. Das hier ist aber nur der reine Ausbeuterkapitalismus ganz in der Tradition des Spekulantentums der 80er in Berlin. Das ist weder durch einfache Eigentumsansprüche zu rechtfertigen noch moralisch.


    Es wird Zeit, dass Berlin mal wieder eine "echte" Besetzerszene bekommt...


  • Kennst du die Situation in Berlin? Hast du die Entwicklung der Hosteldichte in den letzten Jahren mitbekommen und gesehen, wie dadurch ein Club/Ausstellungsraum/ Atelierhaus nach dem anderen verschwand? Rate mal, was anstelle des Rockhauses entstehen soll?
    Eine Immobilie ausschliesslich zum Geldvermehren zu besitzen, egal wer da drin wohnt und ob ich lang gewachsene soziale Strukturen damit zerstöre ist das eigentliche Problem. Darüber wird und wurde genug in den Medien berichtet, darüber müssen wir hier nicht diskutieren!



    In einer Gesellschaft in der Eigentum geschützt wird, da kann man dieses Problem ganz leicht umgehen, in dem man sich selbst zum Eigentümer der Immobilie macht. Warum man eine Immobilie besitzt und wie man sie schlussendlich verwendet - sofern keine anderen Schutzgüter verletzt werden-- geht niemanden außer den Eigentümer etwas an. Berlin ist beliebt, die Mieten steigen und neuer Wohnraum muss her. Aber statt etwas gegen den knappen Wohraum zu machen wird der schwarze Peter von der Politik, den Mietern und der interessierten Öffentlichkeit immer in Richtung der bösen Eigentümer geschoben. Das ist a) nicht zielführen und stinkt b) nach kanalisiertem Neid.


    Ich bin auch dafür, dass der Staat gleichmäßige Entwicklungsmöglichkeiten für alle "Kunstformen" schafft. Die Kunstschaffenden sollten sich jedoch nicht immer darauf versteifen, dass Sie doch quersubventioniert werden müssen weil sie ja so wichtig sind. Würde die Gesellschaft das auch so sehen, würde sie diese Wichtigkeit an der Konzertkasse und bei den Unterrichtkosten auch so einpreisen. Die Entwicklung sieht jedoch anders aus. Ich bin daher auch der Meinung, der Musiker macht zuerst für sich selbst Musik macht. Würde der Musiker vorrangig das Bedürfnis anderer befriedigen => Cash an der Konzertkasse!


    @ noPsycho. Die Frage ist hier halt, ob die Musiker in Berlin einen sozialen Ausgleich in der Form benötigen. Es zwingt sie ja keiner in Berlin zu arbeiten oder gar Musik als Haupteinnahmequelle zu verfolgen. Sie sind auch nicht aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung an die Arbeit als Musiker gebunden. Bis auf die Bassisten vieleicht.....

    SCIENCE FOR THE WIN!
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    2 Mal editiert, zuletzt von sonorfan ()

  • Ich drücke Dir sehr die Daumen, dass die Proberäume erhalten werden oder dass Du / Ihr zeitnah eine geeignete Alternative findet!
    Ohne Proberaum keine Mucke. Ohne Mucke kein Spaß. Ohne Spaß kein Leben. Ohne Leben nix los... ;)

  • Entweder ich kann mir mit meinem Beruf Wohnraum finanzieren, oder ich bin halt weg vom Fenster

    Wau! Das ist schon kein Liberalismus mehr, sondern grenzt an Extremismus! In London kann sich ein Lehrer z.B. keine eigene Wohnung mehr leisten, die wohnen dort maximal noch in WGs ... wir streichen also das sozial vollkommen aus der freien Marktwirtschaft und sehen was so passiert ... ein cooles soziologisches Experiment wäre das, der Extremismus würde links wie rechts ausufern, die "Vergessenen" würden sich rächen ... oder aber - nein - da wäre eine bessere Idee: nur wer es sich dann noch finanziell leisten kann, darf noch wählen (so ähnlich war es bei den Griechen ja auch) ... Echt, das ist nun ein wenig Off-Topic, aber so einen Satz kann man nicht einfach stehen lassen ...


    beste Grüße eines Exil - Franken in die wirtschaftsliberale "Fränggische" wo alle gut zu Essen und zu bei der Brauereidichte auch zu Trinken haben und keiner auf der Straße lebt ...!

    "e tudo isso, que é tanto, é pouco para o que eu quero" Fernando Pessoa

  • Entweder ich kann mir mit meinem Beruf Wohnraum finanzieren, oder ich bin halt weg vom Fenster


    da grüß ich mal als Berlinmitfinanzierer - sprich Baden-Württemberger - die Hauptstadtgeldverbrenner und ergänze diese Erkenntnis mit dem Wunsch, dass die sich bald mal selbst finanzieren können oder eben auch weg vom Fenster sind.

    Einmal editiert, zuletzt von noPsycho ()

  • also Badde - Württebärsch FIRST ???


    Aber dann doch bitte Bärlin SECOND, oder?


    Immerhin sind wir die Hauptstadt!


    Stefan

    "e tudo isso, que é tanto, é pouco para o que eu quero" Fernando Pessoa

  • Demnächst kaufe ich auch das alte Schulhaus bei uns um die Ecke. Weggerissen ist das eh viel besser. Macht Platz für bessere Wohnungen. Infrastruktur mach ich aber nicht selbst.
    Da probt ein Gesangsverein drin? Und noch ne Blaskapelle? Sind eh nur alte Leute,die kosten nur unnötig Geld. Am Ende veranstalten die da auch noch regelmäßig ihre Seniorentreffen. Noch mehr alte Leute.
    Die sollen sich selbst was kaufen von ihrer Rente, was müssen die auch singen. Sollten modellflieger basteln, das kann man auch daheim im Keller. Da sieht sie auch keiner. Zwei Fliegen mit einer Klappe.

    Es gibt so viel gute Musik auf der Welt.. ..da muss ich doch nicht Musik hören, die "gar nicht so schlecht" ist. - Hennes M. aus C


    Ich

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