Hallo zusammen,
ich muss 'mal etwas Geniales mit Euch teilen zum Schlagzeugaufbau, mit Wirkung auf Spiel, Spielweise und Spielfreude.
INTRO
Mein Musiklehrer macht mit mir weit einiger Zeit Independence-Übungen, um alle Arme und Beine am Ende synchron Eigenes spielen lassen zu können. Naja, irgendwann ...
Dazu gehen wir in Teilen nach Gary Chesters Buch "The New Breed" vor; Gary verstarb leider schon 1987. Ein wenig Hintergrund zum Genialen, falls Ihr GC nicht kennt. https://www.amazon.de/Gary-Che…-1&keywords=chester+breed
Gary war Studiomusiker, kam ursprünglich aus dem Jazz und musste in den 1960er (oder so) für seine Produzenten Rock and Roll spielen. Schaut man auf die Credits im Buch, hat er an vielen Hits mitgespielt ("He's so fine", "Under the boardwalk", "Killing me softly" ..), bei Filmmusiken ("Money talks", "The Shark" ..) und mit vielen Stars zusammengespielt (Frank Sinatra, Barbra Streisand, Carol King ...). - Ständig sollte er ein wenig so oder ein wenig anders spielen. Aus diesem Ganzen entwickelte er das Buch und sein darin niedergelegtes System. - Sein Anliegen: "Spielst Du es genauso nach, klingst Du wie ein Gary Chester Clone - den braucht die Welt nicht. Nimm mein Gerüst, und koche selbst darauf. Werde die nächste Brut."
THEMA
Nähern wir uns dem Genialen.
Im ersten Teil des Buches geht es darum, Begleitungen einzuüben, um sie quasi als Ostinati spielen zu können. Im zweiten Teil kommen enorm viele Rhythmen hinzu (Achtel und Sechzehntel), die man auf alle Schlagflächen übertragen kann. Zusammen mit den Ostinati ergibt das Spannendes. Noch nicht ganz so unbekannt, aber nun ...
Neben vielen Tipps zum Musiker-Sein macht er einen genialen Vorschlag: Die open-arm Technik. Hab's eben so aufgebaut und es haut mich um: Was damit möglich wird.
Meine beiden Bilder zeigen einen typischen Aufbau und den nach Gary mit open-arms Ansatz.
Typischerweise steht links das HH, gefolgt von Splashes und endet rechts mit wenigstens einem Ride-Becken. Spielt man HH mit Rechts und Snare mit Links, hat man eine sehr unnatürliche überkreuzte Haltung. Ok, damit kommt man schon weit. Etwas mehr Freiraum bekommt man, wenn man mit etwas Umdenken Dasselbe auf dem HH mit Links und auf der Snare mit Rechts spielt.
Gary-Genial: Mach' es im Prinzip symmetrisch. Teile in linke und rechte Hoheitsgebiete, dann sind enorme Wechsel möglich. Die linke Hand spielt ein Ride und ein HH, die rechte Hand spielt ein Ride und ein HH (closed bei GC; habe ich provisorisch aus zwei Splashes gebildet). FT rechts, und am besten noch eine FT links (die Gary als BD stimmt, wenn er 'mal linkerhand eine BD-Phrase spielen muss). Tom und Snare könnten ebenfalls einem Hoheitsgebiet zugeordnet sein: Bei mir sind sie für beide Arme da.
Open-arm: Links spielt nur links, Rechts spielt nur rechts. Kein Überkreuzen. Sehr natürlich, mit völlig neuen spielerischen und klanglichen Möglichkeiten. DAS finde ich genial ; -)
Und jetzt machen auch seine 39 Ostinato-Übungen aus dem ersten Teil Sinn: Man gewöhnt sich an dieses ungewohnte Setting. Beispiel "System 1": Linke und Rechte Hand HH (also: jede entspannt ihr HH); "System 5": Linke Hand 1/16 HH, Rechte Hand SN (2+4), Linker Fuss HH Off-Beat (Lacht mich nun Rechts ein FT- oder HH-Phrase an, während Links weiter ostiniert? Dann drauf damit ; -). Usw.
Viele dieser Spielweisen sind auch im klassischen Überkreuz-Aufbau mit mehr Spannung möglich. Aber es fühlt sich anders an. Wenn man's sieht, ist es vielleicht nicht so beeindruckend. Wenn man's spielt, ist das ein sehr positiver Unterschied. Vielleicht hat ja Jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Grüße, Michael
P.S.: Das ist ein Tama Silverstar Cocktail Jam Kit, mit 3 Zultan, 1 Millenium und 1 Zildjian Becken. Nur als Cocktail Kit ist es sehr gut mobil, im gezeigten Aufbau wird es schon Schlepperei ; -)