Schraube überdreht oder Gewinde defekt - vom herbeifabulierten Pornocasting bis zum Erkenntnisgewinn für Drummaterial.

  • Alles macht einen Sinn, alles was jemals geschrieben wurde – so bizarr es für andere zunächst auch wirken mag - macht wahrscheinlich Sinn, wenn! man die jeweilige Biographie oder die Lebensumstände des Schreibers berücksichtigt. So macht womöglich auch die Threadüberschrift irgendeinen Sinn ;)


    Wem der pseudo-medizinische Teil zu langatmig ist, der springt besser jetzt vom blauen Text-Teil zum schwarzen weiter unten.


    Ein paar Jahre zurück in der Zeitrechnung...
    Eines Tages war (m)ein Finger dick. Ein paar Tage darauf wieder. Ich maß dem zunächst keine besondere Bedeutung zu. Manchmal war er auch deutlich röter als üblich. Manchmal meinte ich fast leichte Blautöne auszumachen. Nichts genaues weiß man nicht. Die Farblehre ist zuweilen stimmungsabhängig - vielleicht irrte ich mich auch. Irgendwann fand ich aber, dass (m)ein Finger früher wirklich! objektiv kleiner war bzw. von den Proportionen ehemals wirklich! anders aussah. Weitere Tage vergingen. Ich ertappte mich nun dabei manchmal scherzhaft zu sagen „mein Finger ist bald Pornofilm-tauglich“ und ähnliches. Nur ich konnte mir abseits des bizarren Humors das Anschwellen nicht erklären. Erste Vermutungen waren Temperatureffekte. Wenn es kälter wird, ändern Finger häufig die Farbe. Aber die Schwellung? Schmerzen hatte ich keine! Das "Feel" des Fingers schien etwas anders...


    Dann kam mir der vorsichtige Verdacht ob es etwas mit den vielen Drumaufbauten, den unzähligen Schraubvorgängen zu tun hat, die ich fast täglich vollführe. Ich teste so unendlich viele Drumsets seit vielen Jahren, baue zig Zeug für Kollegen und Schüler auf, bastel` auch gerne mit kuriosen Setaufbauten herum. Da können Stunden Tags- oder Nachts wie im Fluge vergehen. „Das Drumset ist der Baukasten des Erwachsenen“, hat mal ein weiser Mann gesagt. Bei mir ist genau dies der Fall. Es macht mir Freude. Aber natürlich wird dadurch der Körper, insbesondere die Finger massiv (über)beansprucht. Die unzähligen Schraubvorgänge, Flügelschrauben anziehen, Stimmschrauben anziehen etc. etc. all das bewerkestelligte ich alles mit rechts. Immer! Und ich trommel zeitlich dazwischen ja auch noch. Zwar sehr entspannt, aber natürlich werden da Finger auch eingesetzt bzw. beansprucht.


    Konnte das Dickerwerden des Fingers mit einer Überbeanspruchung zu tun haben? Oder doch eher ein kälterelevantes, rheuma-artiges Symptom/Syndrom? oder konnten etwaige sonstige von mir noch nicht bedachte Ursachen vorliegen? Fragen über Fragen.


    Viele wissen es nicht: ich bin brutaler Pessimist, wenn mir jemand sagt: “unsere friedliche Wertegemeinschaft wird im Chaos versinken“ sage ich: „noch viel früher als Du glaubst!“


    Vom Hausarzt war dann recht klar formuliert: einen Spezialisten aufsuchen. Dieser Termin beim Facharzt dauerte leider etwas. Ich wollte bis dahin mein bestens tun, und begann nun rechts Schrauben nur noch sehr soft anzuziehen und teilweise auch die linke Hand im Wechsel (ebenso soft) zum Einsatz zu bringen – um eine (weitere) Überbeanspruchung auszuschließen. Bereits viele Jahre zuvor war ich auf etwas softeres Anziehen gegenüber meiner Jugend übergegangen. Dazu unten nochmal mehr.


    Nie vergessen werde ich den Satz just einen Tag vor dem Facharztbesuch (nochmals: ich bin eigentlich Pessimist) den ich grinsend zu meiner Partnerin sagte:
    „Naja, amputieren werden sie mir den Finger nicht!“


    Es war (zumindest in meinem selbstverliebten Ohr) eine Killerpointe und ich mußte noch mehrfach darüber lachen.
    Seit dem sehr viel softeren Anziehen der Schrauben und dem öfteren abwechseln mit der linken Hand, fand ich, dass es bis es zum Arzttermin kam, der Finger nur noch etwas dicker war als früher im Normalzustand. Ich erkannte den Unterschied zum ehemaligen Normalfinger durchaus noch und war sicher ein Spezialist wird das auch erkennen, glaubte aber mit dem Schonen der Hand den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Er war nicht mehr so deutlich verändert.


    Ich kürze nun etwas ab. Es kam in der Klinik zunächst zu diversen Vor-Untersuchungen mit einer bildungsfernen medizinisch-technischen Verschwörungstheorie-geschwängerten paranoiker-nahen Angestellten mit tief verinnerlichtem Benachteiligungsskript, wo auch mein geduldigstes und zigfaches Gegenargumentieren nicht half, aber dann untersuchte endlich der wirklich nette Facharzt meine Hand (der sicher von der unheilvollen „Glaubenslehre“ seiner Mitarbeiterin und ihrer politischen Gesinnung die ein menschenverachtender Mix aus RAF- und NSDAP-Doktrin war, nix wußte).


    Ohne allzuviel meiner Vorgeschichte (auch nicht! meinen Humor zu kennen) sagte er nach einigen Minuten des (u.a. Ultraschall)-Untersuchens:
    „Also die Gute Nachricht: wir müssen nicht amputieren.“


    Jetzt dachte ich, nach den bizarren Thesen der medizinisch-technischen Angestellten im vorherigen Untersuchungszimmer und nun dem anderen Setting mit dem netten Arzt aber diesem heftigen Satz: jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Pfleger der in den Raum tritt und mir eine Zwangsjacke anlegt. Es wurde nun wirklich etwas surreal für mein Empfinden. Ich denke seither manchmal: für Arztbesuche muß man kerngesund sein, sonst wird man krank. :D

    Denn alleine die Option einer „Amputation“ war so fernab jenseits meiner schlimmsten Vorstellungsszenarien, dass ich dachte „wieso kommt denn nun so ein absurder Satz angeflogen?“.


    Der Arzt erklärte aber sehr freundlich und genau, was er alles systematisch (und zeitlich für mein Empfinden sehr geduldig) überprüft hat. Blutversorgung der Finger etc. etc.
    Er sagte, wenn ein Finger nicht mehr ausreichend mit Blut bzw. Sauerstoff versorgt wird ("Hin- und Rücktransport" etc.), kann er sich verfärben, dicker werden etc. Dies sei bei manchen Berufsgruppen (er nannte Dachdecker, insbesondere wenn zu viele schwere Ziegel wieder und wieder zugeworfen werden und die Finger wieder und wieder viel zu heftig-massiv zupacken etc.. ) durchaus manchmal der Fall. Es muß dann schnell gehandelt werden, sonst ist im worst Case die Amputierung fällig. Bei meinem sei die Blutzirkulation aber völlig und nachweisbar in Ordnung etc. etc.


    Seit diesem Besuch ziehe ich alle Schrauben noch! softer an als vorher. Der Finger ist seit Jahren wieder normal. Wird nicht mehr dicker und verfärbt sich auch nicht mehr.


    Nun zum Drummaterial denn es soll ja laut Überschrift nicht nur um meine überdrehten Assoziationen ;) sondern auch um überdrehte Schrauben bzw. defekte Gewinde und Drummaterial gehen:


    Als junger Mann (so wie vermutlich viele von uns sozialisiert wurden) habe ich nahezu alle Schrauben der Drumhardware fest bis sehr fest angezogen. Es kam dann wenn ich es recht entsinne Anfang der Neunziger zu einem Schlüsselerlebnis. Ein Markenhersteller-Galgenarm „zerbröselte“ teilweise vor meinen Augen beim Zu fest!-Drehen der Flügelschraube. Da war mir klar: diese Kraftmeierei ist Bullshit.


    Aber: der dick geschwollene Finger (wie vorab erwähnt: biographisch viel später) vor einigen Jahren machte mir deutlich: man kann noch wesentlich schonender mit Körper und Drummaterial umgehen.


    Dazu kam vor ca. einer Dekade die Pearl Vision-Serie mit der ersten Version der 900´ Hardware. Die Serie mit den berühmt-berüchtigten zerbrechlichen Kunststoff-Inlays. Fast jeder Drummer der diese Hardware hatte, hat damit “Dinge erlebt“.


    Spätestens in Summe dieser Erfahrungen ist gegenüber Drumschülern und Kollegen in den letzten Jahren ein von mir inflationär angewendeter Satz:
    „Nur leicht anziehen, das reicht völlig!“


    Nur noch getoppt durch den Satz „oft üben“... in Bezug auf wichtige Unterrichtsinhalte... hihihi ;)


    Diese Woche haben völlig unabhängig voneinander 2 super-nette Drumschüler diesen Satz überhört. Also den erstgenannten ;)
    Der erste überdrehte am Montag das Gewinde zur Fixierung des Hihat-Mittelrohrs. Der zweite Heute! das Gewinde der Memoryclamp der Hihat. Beide im wohlgemeinten Bemühen die Höhe der Hihatbecken zu verändern. In beiden Fällen hoffte ich, dass „nur“ die Schrauben (ruiniert) überdreht sind. In beiden Fällen sind diesmal die Schrauben intakt geblieben, aber die Gewinde leider zerstört.


    Es ist ein langwieriger Lernprozeß. Im individuellen Leben wie auch in der Wissensvermitttlung in der Drumcommunity. Deswegen dieser Thread. Es erscheint so banal, als würde einer in die Selbsthilfegruppe für Übergewichtige rufen „Zu viel Zucker und Bewegungsarmut machen dick“ … und doch schauen mich massig Kollegen immer so an, als hörten sie die Botschaft das erste Mal, oder als sei ihnen die Message wohl bewußt, aber sie gehörten definitiv nicht zu denen, die zu fest andrehen. Also als können sie! mit diesem mahnenden Hinweis nicht gemeint sein ;)


    Nochmals (sonst wäre der Thread trivial):
    Die Mehrzahl von mir angesprochener zieht höllisch fest an, verneint aber, wenn ich darauf aufmerksam mache, das dies spätestens on the long run Folgen haben wird, vehement, zu jenen die zu fest anziehen zu gehören.


    Ich sehe allerdings sofort am „Drehimpuls“ und an dem Grad der Umdrehung(en), dass soeben!wahrscheinlich überdreht wurde. Das sind simple Erfahrungswerte. Manchmal kommt noch ein akustisch hörbares "Knirschen" dazu ;) Dann kann man schon fast eine Wette abschließen, was passiert ist.


    Mal dem Skeptiker noch ein weiterer Denkansatz:
    Was wäre das schlimmste, was passieren kann wenn man künftig gegenteilig handelt? Also im Zweifel einen Hauch zu soft anzieht?


    Im Worst Case rutscht irgendwann beim Spiel die Snare, oder der Beckenarm oder die Hihat etwas nach unten. So what. Dann justiert man es nochmal und zieht minimal! fester.


    Die Ausfälle/Schäden des Zu fest-Anziehens (siehe Threadtitel) sind numerisch und nachweislich wesentlich größer (etwaige körperliche Effekte mal ganz weggelassen, da sicher nur wenige Drummer so viel herumschrauben wie in meiner Biographie). Ausgefranste Gewinde, zerbröselte Hardware, aufgeplatzte Kunststoff- oder Nylon- Inlays bzw. der rohrschonenden Elemente, massive Entwertung der Hardware (ein Wiederverkaufswert geht massiv nach untenl) etc. etc.


    edits: Rechtschreibung, Bilder, Satzumbruch und wieder massig Rechtschreibung in vielen Einzelschritten da oftmals im Keller und dann wieder hoch zum PC etc.

  • Ein klassisches Beispiel für zu fest angezogene Schrauben ist auch immer wieder die Tom-Rosette der Sonor Phonic/Lite/Signature/Performer Serien, die sich dann fein nach außen wölbt. Schon 'zig mal zu Gesicht bekommen. :wacko:

    Am Schlagzeug hängt DAS Tom. DER Tom heißt mit Nachnamen Sawyer und wohnt am Mississippi. Und über DIE Tom rede ich erst gar nicht...

  • Haha, Du kannst das immer so schön in Worte fassen :thumbup:


    Jedem Drummer der eine mechanische Berufsausbildung hat sollte dieser Umstand klar sein, die anderen sollten das einfach glauben und beherzigen…


    Die schlimmsten festangezogenen Schrauben/Muttern sind die Flügelmuttern an den billigen Klappnotenständer die das Pult in der Neigung halten. Die haben meine Finger schon in der Grundschule im Flötenunterricht genervt und mich dann das ganze Leben verfolgt!

  • Hallöle,


    auf dem Dorf (umzingelt von Handwerkern und Sprücheklopfern) habe ich gelernt: nach fest kommt ab.


    Dann habe ich von den Schweden gelernt: schraubst du noch oder spielst du schon?


    Hier ist die Problematik, dass es keine ganz einfache Lösung gibt.
    Normalerweise würde ich sagen: einmal was Richtiges gekauft, das hält immer.
    Aber wir leben in einer Zeit, wo es oft nichts Richtiges mehr gibt, weil es einfach nicht marktfähig ist.
    Deshalb sind auch Gewinde Wegwerfartikel. Und wenn man dann noch so rabiate Kandidaten hat ...
    dann geht der Trend zum Ersatzteillager.
    Von Tama gab es mal den Schnellspannhebel (da gibt es nach der Einstellung nur noch auf oder zu), das
    wäre wohl die Lösung. Da fällt mir ein, Sonor hatte das auch mal kurz.


    Zum Finger:
    mir fallen da jetzt eine Menge kulturelle Filmtitel ein, aber da kam die Fachangestellte bestimmt auch schon
    drauf, die kennen sich da aus.
    Wenn man alles mit der rechten Hand macht, wozu hat man dann die linke?
    Ich finde: Schrauben kann man auch mit links.


    Ansonsten könnte man auch mehrere Hi-Hat-Maschinen vorgeschraubt in verschiedenen Größen bereit
    stellen, bestimmt wollen dann alle die Maschine "Kinder" nicht spielen und wählen spontan die Maschine
    "Glamour Hard Rock für Real Men", aber zumindest würde niemand mehr schrauben und dann würden
    höchstens die Arme dick.


    Gibt es da vielleicht ein paar Documentary-Filme (mir fallen da ganz tolle Drehbücher ein)?


    Grüße
    Jürgen

  • Hab (wieder mal) recht schmunzeln müssen bei deinen Ausführungen. Bin aber einigermaßen überrascht, dass es deiner Erfahrung nach gar so viele Grobmotoriker unter uns gibt. Vielleicht sollten die Hersteller dazu übergehen, rote Warnhinweise auf sämtliche Hardware zu kleben ;)


    Die angehängten Fotos erinnern mich leider eher an impressionistische Gemälde, erkennen kann ich wenig.

  • Zitat

    Die angehängten Fotos erinnern mich leider eher an impressionistische Gemälde, erkennen kann ich wenig.


    :D


    Zur Ehrenrettung meiner "Kunst" ;) :
    Ein defektes Gewinde kann man/ich von außen nicht fotografieren.
    Die Bilder sollen lediglich zeigen wo (örtlich) die Verluste auftraten. Ich hätte viele weitere Stellen (wo Verluste auftraten) fotographieren können.


    Die schwarzen Inlays (Bild 2) kennt nahezu jeder Besitzer von 900-Hardware der ersten Generation (Einführungszeit der Vision-Serie). Auch da diente das Bild nur der Veranschaulichung für die Besitzer des Zeugs (wo die Inalys sitzen). Es gehen dann Risse durch den Kunststoff (ausgehend vom Druck der Flügelschraube zum Inlay).

  • Zitat

    Ansonsten könnte man auch mehrere Hi-Hat-Maschinen vorgeschraubt in verschiedenen Größen bereit stellen,


    Und Snareständer, und Cymbalstands, Drumhocker etc. etc. nicht vergessen.


    Nein, dass übersteigt dann schon platztechnisch meine Möglichkeiten, befürchte ich :D .


    Die Verluste treten wie oben erwähnt ja überall auf, wo Flügelschrauben "zu maskulin zugedreht" werden.

  • Bin aber einigermaßen überrascht, dass es deiner Erfahrung nach gar so viele Grobmotoriker unter uns gibt.


    Wo ich mit meiner Big Band probe, steht ein Drumset für die Allgemeinheit.
    Ich bekomme jedes Mal einen regelrechten Kackreiz, wenn ich die Beckenhalter, Snareständer etc. wieder für mich ausrichten möchte und feststellen muss, dass mein Vorgänger offenbar mit einer Rohrzange die Schrauben festgedreht hat.... :cursing:


    Diverse Klebezettel mit meinen Hinweisen haben nicht gefruchtet.
    Ich vermute eine Mischung aus Analphabet , Homunkulus und Karusselbremser.


    .

    Schöne Grüße - Rainer K. aus B. an der W.

  • Moin,


    ja, ein wohl bekanntes Problem, bei dem ich mich dem Satz "nach fest kommt ab" anschließen möchte.


    Oder frei nach Meister Röhrig: "Giv mi mol de Tang." "Chef, ich würd das lassen..." " Quassel nicht, dat geit.....!"


    Es ging nicht, wie wir alle wissen.


    Und mich selbst darf ich auch nicht ausnehmen. Ich weiß auch nicht, warum ich früher den Nyloneinlagen an den Ständern nicht getraut habe und bis zur Verformung dieser die Schrauben angedreht habe.....


    Sehr schön wird es bei Sets, die gar nicht gepflegt sind. Also so richtig gar nicht. Nicht nur ein bißchen nicht. Und.....wo war jetzt noch die Dose mit dem Caramba??? 8)


    Wie Du schon schrubtest, ist das ein Lernprozess, durch den wir wohl vermutlich fast alle mal gegangen sind.


    Aber sehr schön unterhaltsam geschrieben :)



    Viele Grüße,


    Frank

  • Die schlimmsten festangezogenen Schrauben/Muttern sind die Flügelmuttern an den billigen Klappnotenständer die das Pult in der Neigung halten. Die haben meine Finger schon in der Grundschule im Flötenunterricht genervt und mich dann das ganze Leben verfolgt!


    schlimmer noch (oder mindestens genauso schlimm) finde ich die gefühlten Hundertschaften von unsäglichen Drumhockern mit losen, verbogenen Schrauben und Spindeln, wackeligen Oberteileilen, wann hört das endlich auf...!!!????

    "Die Sprache ist natürlich im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung."



    Marcel Marceau (*1923), französischer Pantomime

  • Moin
    Schuldig im Sinne der Anklage :whistling:
    Damals, . . . ja, damals war das in Zeiten von "Billigkauf" (mehr oder weniger) gerechtfertigt durch Budgetmangel :whistling:
    Zu meiner/ ihrer Schande muss ich gestehen das es an meinem (großen) Live-Set tatsächlich noch 1 (Eine) Flügelschraube gibt die, "ihre Funktion vehement verweigert bzw. ignoriert" X(
    Pflegefehler schließe ich inzwischen aus und so lange es bei der Einen bleibt, . . . drauf gesch...., 2-3 x im Jahr darf man sich ruhig über den eigenen Geiz aufregen :P
    Dat med die Tang geit awa anascht.
    Praktischer Weise haben wir ja (meistens) 2 Stöcke mit. Bei Flügelschrauben mit genug Platz drum rum, so wie bei mir, klemmt man die Flügel mit den Hölzchen ein und schwupps . . . auf isse.
    Geht auch beim Festdrehen, auf eigene Gefahr :!: , da muss man keine schwere, klobige Zange mit sich rum schleppen ;)


    Ach ja, Gerald . . . das Geschreibsel ist mal wieder eine "Gehirnweide" :thumbup:

  • Zitat

    Ach ja, Gerald . . . das Geschreibsel ist mal wieder eine "Gehirnweide" :thumbup:


    Danke! :thumbup:


    at Trommla
    Ganz übersehen:

    Zitat


    Bin aber einigermaßen überrascht, dass es deiner Erfahrung nach gar so viele Grobmotoriker unter uns gibt.


    Es gibt massig (auch erfahrene Drummer) die im Handling grobe Fehler machen. Deswegen der Thread, den ich schon jahrelang starten wollte. Diverse Kollegen kennen die Stories (auch meine... mit dem dicken Finger... hahaha) sowieso. Die 2 Materialverluste in einer Woche brachten dann den letzten Impuls für mich 2017 dafür in Threadform zu nutzen.


    "Grobmotoriker" scheint zunächst eine naheliegende Erklärung zu sein, ist aber meiner Einschätzung nach eine eher unzureichende Vereinfachung. Für wenige gilt das sicher. Viele sind aber überdurchschnittlich bis hochsportlich! und ihnen "passiert" das auch. Es sind meiner Erfahrung nach 3 andere Faktoren maßgeblich beteiligt:
    1.) Zu wenig Wissen über die "Materialgrenzen". Also ein falscher Glauben "dass muß! das noch aushalten können" wo ich schon längst den Kopf schüttel und "halt" rufe.


    2.) Nicht die differenzierte Wahrnehmung für "soeben ging gerade fühl- und teilweise hörbar etwas kaputt".


    3.) Suboptimale bzw. naiv-archaische Sozialisationsbedingungen (die ich auch noch bestens selbst erinnere): "fest zupacken Junge, sonst bist Du ein Weichei".
    (kleiner Wink: keine einzige Kollegin oder Drumschülerin hat jemals in meiner Anwesenheit etwas geschrottet).


    Aber für diese Dinge kann man sensibilisieren. Deswegen der Thread und erst recht im echten Leben, kann man Hilfestellung geben.


    Noch ein Detail-Hinweis um sicherzugehen, da es vielleicht mißverständlich erscheinen könnte:
    Viele Ausfälle verursachen wir selbst durch massive Fehlanwendung. Siehe Grund bzw. Motivation für diesen Thread!


    Ich listete oben aber bewußt 2 verschiedene Bilder bzw. Beispielbereiche.
    Bild 1 zeigt Ausfälle die in meiner Anwesenheit (trotz Aufforderungen wie "Vorsicht, leicht anziehen reicht!" ) durch Fehlanwendung von Kollegen zerstört wurden. So hätte man jedes bzw,. nahezu jedes handelsübliche Teil mir bekannter Hersteller zerstören können. Wenn eine Memoryklammer an einem Mittelrohr schon recht stramm anliegt, dann ist eine ganze weitere Schraubenumdrehung eigentlich ausgeschlossen. OK, es könnte allenfalls noch das Mittelrohr "verjüngt" werden... aber an irgendeienr Stelle werden materialtechnische "Folgen" auftreten, dies zu versuchen. :D ;)


    Bild 2 zeigt aber eher systematische Fehler bei einem Produkt. Also systematische Material- oder Herstellungs- oder Engineering-Fehler von Produktgruppen die hochwahrscheinlich! zur Dysfunktionalität führen werden/müssen. Aber selbst bei diesen! kann man manchmal durch softeren Umgang das Überleben der Hardware (zumindest) zeitlich etwas verlängern. Bei den ersten (frühen) Produktionen der 900 Serie konnte man das Inlay der Hihats, Snare-Stative und Beckenständer durch soften Umgang zumindest im Leben etwas verlängern.


    Deswegen lohnt (erst recht wenn Garantie/Rückgabe-fristen um sind) softerer Umgang fast immer!

    Edits: only Buchstabendreher

  • Oh (aka Au) ja . . . bzw. Aua.



    Was mir sofort durch den Kopf schoß . . .
    . . . gab/ gibt's da nicht einen Herrn D., der mal eine richtig gute Snare geschrottet hat und zu allem Überfluss, mit dem Nachfolgemodel noch "vorsätzlich" die Verkaufszahlen von Resonanzfellen "manipuliert" hat ? ?( :pinch:
    Aber lassen wir das, mal guggen wer sich da sonst noch so Outet ;)

  • Da kann mich insofern outen, dass ich nachdem ich ~25 Jahre lang nur Yamaha Hardware benutzt hatte (und damit kein einzigen Schaden erlitt) nach nur wenigen Monaten meine neue Pearlhardware in Teilen zerstört habe. Das hat mich sensibilisiert. Jetzt schaue ich mit anderen Augen auf meine geliebte Yamaha Hardware und muss erkennen, dass ich neben der guten Qualität einfach viel Glück gehabt habe. Etliche Schrauben waren viel zu fest angezogen....

  • Hi Gerald,
    vielen Dank für den kurzweilig geschriebenen Weckruf! :D
    Als Handwerkersohn entdecke ich mich in Kategorie 3 wieder und sollte da auch mich selbst sensibilisieren. Es war erst paar Monate her, da hatte ich am Beckenständer der 400er Sonor Hardware festgestellt, dass die unterste Rohrmuffe, wo das obere Rohr eintaucht und sich die Flügelschraube befindet, mittlerweile ein Ei darstellt :!: Aber , Klopf auf Holz, bislang nichts kaputt gegangen und ja, der Beckenständer ist bislang auch noch nicht von allein reingerutscht ^^ Aber ich gelobe Besserung, vielleicht, eventuell,...



    Von daher finde ich diesen Sensibilisierungsversuch klasse, gleichwohl denke ich, dass es ein Kampf gegen Windmühlen ist.


    Ich erlebe es selbst aus meinem beruflichen Alltag wo ich im weitestenden Sinne in der Produktentwicklung tätig bin. Dort geht es oftmals nicht um Produkte für den durchschnittliche informierten Konsumenten (Also wir!), sondern um Dinge für fachkundiges Personal.
    Ganz aktuell bspw. um hochsensible Messtechnik für die Zahnmedizin: Das Ding muss Idiotensicher sein! Also auch mechanisch. Man muss davon ausgehen, dass der Anwender groben Unfug anstellt und das Produkt trotzdem noch funktionieren soll, wenn man nicht unendlich viele Ressourcen im Service verschwenden will. Und das ist geschultes Personal, das sind Zahnärzte, Zahntechniker, etc. Das sind natürlich enorme Einschränkungen in den Designmöglichkeiten und als Entwicklungsingenieur flucht man dann schon das eine oder andere mal, warum die *Kraftausdruck* nicht einfach mal die Zunge gerade in den Mund nehmen können und drauf aufpassen die Geräte ganz zu lassen. Das würde dann auch meine Arbeit erleichtern.


    Aber wenn man ehrlich ist verhält man sich selbst ja auch so idiotisch (siehe Kategorie 3), wider Willen. Wider besseren Wissens. Und wenn ich das nächste Mal meinen Snareständer justiere, werde ich die Flügelschraube auch wieder anbrummen, dass mir der Finger weh tut. Ich werde über die blöden Flügelschrauben fluchen und erst danach an Geralds Worte denken :D
    Es sei denn Gerald betet es immer und immer wieder gebetsartig. Vielleicht beginnt dann ein Lernprozess. Vielleicht :rolleyes:


    Dass es immer wieder Extrembeispiele gibt, hat Josh ja schon angedeuted :D Aber: genau aus diesem Grund habe ich die Snare ja auch extra stabil gebaut ;) und hoffe dass ich damit recht behalte 8)


    Grüße Marcus

  • Marcus,


    Danke für diesen ganz tollen und ehrlich-offenen Beitrag. :thumbup:


    Für mich kamen wie oben erwähnt biographisch 3-4 Dinge zusammen, ich befürchte :D erst durch diese Summe an Ereignissen kam es nachhaltig zum Umdenken bzw. zu entschiedener Verhaltensänderung meinerseits. Manchmal muß erst viel zusammen kommen, bis ich/man bereit ist Konsequenzen zu ziehen :D bzw. alte Vorgehensweisen zu verändern.


    1.) Das zerstören eines tollen Galgenarms durch meine "Kraftmeierei" - quasi vor meinen Augen. (ca. Anfang der Neunziger)
    2.) Vor einigen Jahren: das dicke (optische verfärben) "Fingersyndrom" und die Aussage eines Facharztes dass es möglich ist, dass durch zu häufiges und zu festes Zupacken Finger so abgeklemmt werden, dass im worst-case schwerste operative Konsequenzen folgen.
    3.) Den massiven und mehrfach beobachteten Materialschwund durch Falschanwendung durch Drumkollegen und Schüler in meinen Räumlichkeiten, selbst wenn ich noch "Vorsicht..." rief und das negieren, dass dies soeben zur Teil-Zerstörung eines Produktes führte - was es aber mehrfach bis vielfach nachweislich tat.


    Ich denke diese und 1-2 andere Dinge in Kombination haben bei mir letztlich einen ganz massiven Umdenkprozeß bewirkt. Wie erwähnt nach Fall 1.) war ich schon etwas softer unterwegs. Aber (selbstkritischer aus meiner heutigen! Sichtweise) immer noch recht robust zupackend ;)


    Ich bin diesbezüglich zuversichtlich, dass man durch fachlichen Austausch (in bescheidenem Umfang auch hier im Forum) auch noch ein paar Kollegen zur Neubewertung des bisherigen verhelfen kann. Alle kann man nie erreichen. Das wäre auch vermessen.


    Wer hingegen Milliönär ist und Materialverluste nicht fürchten muß oder andere als Roadies für sich Einstellungen vornehmen läßt... dem wird/kann es ohnehin egal sein. ;)

  • Es war erst paar Monate her, da hatte ich am Beckenständer der 400er Sonor Hardware festgestellt, dass die unterste Rohrmuffe, wo das obere Rohr eintaucht und sich die Flügelschraube befindet, mittlerweile ein Ei darstellt :!: Aber , Klopf auf Holz, bislang nichts kaputt gegangen und ja, der Beckenständer ist bislang auch noch nicht von allein reingerutscht ^^


    Hierfür liegt die Schuld nicht bei dir. Das ist schlicht eine Fehlkonstrukion von Sonor. Dieses Teil ist ähnlich wie diese 900er-Plastikinlays bekannt dafür sich zu verformen und zu reißen. Bei meinen Beckenständern sehen die Teile genauso aus. Und durch meine Arbeit bin ich es gewohnt mit Drehmomentschlüssel und kleinen Kräften zu arbeiten, neige also bestimmt nicht dazu alles zu fest anzuziehen. Sonor hat ja beim Nachfolgemodell diese Klemme entsprechend anders gelöst. Nicht immer ist es der "böse" Endkunde der aus welchen Gründen auch immer mit roher Gewalt die Defekte hervorruft. Gerade Sonor hat ein paar völlig blödsinnige Designs auf den Markt gebracht. U.a. das unterdimensinierte Scharnier der Signature FuMa, die im montierten Zustand nicht zugänglichen Schrauben der Memorylugs an den Phonik-Bassdrumrosetten und die bereits hier im Thread erwähnten Phonik-Tomrosetten die sich aufbiegen.

  • Guten Morgen,


    dann trage ich auch mal ein paar Schwänke aus dem Leben eines Amateurschraubers
    zusammen:


    a) In den 1980er Jahren hatte Pearl mal eine Billigserie (700), da waren die Schrauben
    so schlecht, dass sie von alleine ...
    Meine Meinung zu billiger Hardware ist heute eindeutig.


    b) die Gussteile, welche bei Tama als Tomhalterosette und auch als Standtomrosette
    dienten, waren für zarte Gemüter. Beim 16er Standtom hatte ich binnen kurzer Zeit
    alle drei Teile (welche die Füße halten sollten) ermordet.
    Das lag daran, dass ich diese besonders fest anzog, da ich ja mit einem Bein auf dem
    Hocker und mit dem anderen auf dem Standtom stehen können musste.
    Meine Meinung zu Leuten, die ihr Instrument missbrauchen, ist heute eher ablehnend.
    Nebenbei habe ich Erinnerungsschellen an die Füße angebracht und schraube nur zärtlich,
    beim 16er sind darüber hinaus die besseren Starclassic-Teile montiert.


    c) Ein Beckenhalter aus der Heavy-Metal-Abteilung (Pearl mit Gegengewicht und Teleskop-
    arm im Ausleger) habe ich mal upside down montiert: erst nach unten, dort mit Bodenkontakt
    und dann wieder nach oben: so hielt das Becken fantastisch und der Halter passte ans
    Gerüst und überhaupt war alles schwer.
    Dass das dazu führen könnte, dass das Gussteil, was den Ausleger hielt, den Geist aufgeben
    könnte, darüber dachte ich damals nicht nach.
    Inzwischen heißt es für mich: weniger ist mehr, dann geht auch weniger kaputt oder es
    lässt sich praktischer benutzen.


    d) Eine Pearl-Snare habe ich mal verkauft, weil sich ständig die Einstellschraube des Teppichs
    von alleine auf den Weg machte. Das ist offenbar ein billiges nicht passendes Gewinde. Auch bei
    einer meiner aktuellen Snares tritt dieser Effekt (allerdings deutlich gemäßigter) auf.
    Das ist der Preis für preiswerte Trommeln.


    e) Bei der 3000er Hardware-Serie von Sonor konnte man seinerzeit die glatten runden Stangen
    kaum fest machen, selbst bei Auftritten von Profi-Kapellen konnte man zusehen, wie das Fach-
    personal nachschrauben musste.
    Auch Mike T., der ja gerne nicht die teuersten Hardware-Teile lustig verbastelt wurde schon
    mit zwei Trommelstöcken gesehen, wie er die Schrauben nachzog.
    Das mache ich mit den 3000ern auch, das Becken ist teuerer als die Halterung.


    Es gibt massenweise unausgegorenes Zeug, was dem Musikanten als der letzte Schrei untergejubelt
    wird, das Problem ist, dass für wirklich gutes Zeug das Geld fehlt.


    Grüße
    Jürgen

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