Ein guter Freund und ehemaliger Lehrer hat mich, nachdem er mitbekommen hat was ich so alles mit Trommeln anstelle, gefragt ob ich seine Bassdrum Aufarbeiten könnte. Habe natürlich zugesagt ohne das Ding vorher gesehen zu haben. Also, ich kannte die Trommeln von den zahllosen Auftritten auf denen er sie gespielt hatte, dass sich das Teil allerdings, wie sich nach dem Erhalt und der ersten Begutachtung heraus stellte, in einem so erbärmlichen Zustand befand war mir nicht bewusst.
Die Bassdrum war ein Kellerfund. Er hat vor Jahren mit seiner Musikschule Räume in der ehemaligen Reesekaserne bezogen und beim Aufräumen diese Bassdrum im Keller gefunden, Felle aufgezogen und, da Sie ihm klanglich sehr gefiel, seit dem gespielt.
Erstmal der grobe Überblick:
- Spannreifen total zerfressen
- Klauen ziemlich verbogen und teilweise gerissen, genau so wie die T-Rods
- Folie total zerkratzt, matt und an den Überlappungen lose
- Chromteile angelaufen, mäßiger Rost, teilweise Ablösungen vom Chrom
- Teile der innere Holzlage aufgequollen und stellenweise schon notdürftig mit Spachtelmasse repariert
Leider habe ich die Fotos des "Vorher"-Zustandes, bis auf Eines, irgendwo versemmelt, daher nur ein Vorherfoto.
Erstmal habe ich das Teil komplett zerlegt und mich über die Chromteile hergemacht. Alles poliert und die Klauen und T-Rods zurechtgebogen. Dabei ist mir leider eine Spannklaue gerissen. Glücklicherweise konnte ich aber eine Originale günstig in der Bucht kaufen.
Die Spannreifen waren nicht mehr zu retten. Total abgefressen und an einigen Stellen gerissen bzw. an einer Stelle komplett durchgerissen. Also habe ich passende, rohe Keller Spannreifen mit Inlaycut bei STDrums gekauft und schwarz lackiert. Das Abziehen der alten Inlays war aufgrund des Zustandes kein Problem. Ich habe die Stücke nach meiner herkömmlichen Methode aufpoliert. Das Ergebnis war schon mal sehr zufriedenstellend.
Der nächste Schritt war dann schon etwas aufwändiger. Ein Stück der inneren Lage war auf ca. 40 cm Länge und 5 cm Breite aufgequollen, gerissen und schon mal repariert. Ich habe diese stelle vorsichtig mit dem Messer aufgeschnitten, angehoben und den bei der Vorreparatur lieblos verwendeten Kleber ausgekratzt. Nach diesem Arbeitsschritt habe ich auch gleich die Losen Überlappungen großzügig gelöst und die Innenseiten gesäubert.
Das gelöste Holz bzw. die Folienüberlappungen wurden dann entsprechend mit Holzleim bzw. Scotch Weld geklebt und gepresst.
Das Ergebnis meiner Holzlagenklebeaktion war m.E. zwar funktionell ok, aber nicht sehr schön. Deswegen und um eine saubere, ebene Fläche zu erhalten habe ich das ganze noch verspachtelt.
Zusätzlich habe ich, um dem Ganzen noch etwas mehr Stabilität zu verleihen, ein Stück 3 mm starkes Birkensperrholz zurechtgeschnitten und zur Verstärkung über die betroffene Stelle geklebt. In den folgenden Bilder sieht man die Stelle. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch schon die Gratungen nachgefräst, den Kessel ausgeschliffen und mit Wachs versiegelt.
Hier noch ein Foto von der geklebten Folienüberlappung nach der Folienpolitur und die neue Gratung.
Dem Spannreifen habe ich abschließend noch etwas Griptape zur sicheren Befestigung des Pedals spendiert.
So sieht das Teil nach dem "Hebbe-Service" aus.
Obwohl ich bei diesem ersten Auftragsprojekt teilweise ziemlich ins Schwitzen gekommen bin (ist wohl dem Umstand geschuldet, dass die Trommel nicht mir gehört) hat es wieder sehr viel Spaß gemacht und mich freut es tierisch, dass das Teil doch wieder so unerwartet gut aussieht