Entdeckungsreise zur Gehörschule oder: kleine Fehler im Mix berühmter LP/CD-Produktionen namhafter Interpreten

  • Je länger man Musik aufmerksam hört, je feiner wird im Laufe der Jahre und Jahrzehnte die musikalische Differenzierungsfähigkeit.
    Das ist eine Binsenweisheit... und doch bis ins Alter spannend zu erleben bzw. "introspektiv" ;) zu verfolgen.


    Ich erinnere mich auch noch an diverse „Liner-Notes“ vieler früher CD's Anfang bis Mitte der Achtziger. Als Konsument hatte man eigentlich tollen Klang erwartet vom Übergang der LP zur CD, aber viele professionelle Labels machten bei ihren CD's im Booklet darauf aufmerksam, dass gerade aufgrund des neuen Mediums (ich gebe zu, die CD gibt es mittlerweile seit Jahrzehnten) eventuell Mängel der Aufnahmen nun beim Zuhörer beim hochwertigen Medium CD besonders offenbar werden könnten. Man meinte u.a. damals originär wohl eher das Rauschen alter (Master)Bänder... aber im Laufe der Jahre war für mich immer mehr zu entdecken.


    Ganz wichtig: wir alle machen Fehler. Es geht nicht um „Vorwürfe“ ;) im Sinne von „wie kann das passieren?“ sondern ganz im Gegenteil: das kreative feinkalibrieren der Gehörgänge bzw. das gegenseitige Aufmerksam-Machen und Vergleichen im Sinne von: „hört ihr das auch?“ im Zusammenhang mit Spaß! :D und nicht zu viel Ernst.


    Das manche ambitionierte Musiker bei Kleinstlabels oder Selbstvermarktung schnell mal etwas überhören oder übersehen ist erst recht verständlich. Um jene geht es mir nicht!


    Ich möchte mich auf hoch-professionelle Aufnahmen wohlbekannter internationaler Bands/Interpreten beschränken, die mancher vielleicht sogar schon viele dutzendmale + X im Leben gehört hat.

    In den letzten 2 Jahrzehnten habe ich kurioserweise sehr viele „Dinge entdeckt“ und doch konnte ich bei manchen Songs die ich seit Jugendjahren höre, plötzlich Dinge zum ersten Mal wahrnehmen. Mir macht diese Form des Gehörtrainings „im Geiste Sherlock Holmes“ ;) Spaß und ich fände es schön, wenn in diesem Thread neben dem unterhaltsamen, spaßigen Entdecken auch etwas „pädagogisch“ das Hörvermögen geschult wird.


    Beispiel 1:
    Die alte Refrain-Hymne von Judas Priest „United“.


    Früher als junger Mensch war mir und Kumpels das nie aufgefallen... aber neulich beim Joggen über Mp3... hoppla.


    Es klingt als wäre monaural auf der rechten Seite des Mix ein Ton womöglich einer ultra-cleanen E-Gitarre? oder sonstiges...
    Ein falscher! Ton wohlgemerkt der da eigentlich nicht hingehört. Vielleicht irgendein Artefakt von einer früheren Aufnahme oder eine sonstige Unachtsamkeit... ? Aber es gehört nie und nimmer in diesen Song an diese Stelle und ist beim Endmix offensichtlich überhört worden.
    Über Lautsprecher früher abgehört fiel mir das jahrzehntelang nie auf. Aber beim Joggen unlängst, war es dann soweit.


    Kopfhörer (für bessere Abhörkontrolle) aufsetzen und los geht es!

    Nochmals: dissonanter Ton (ganz rechts) bei Minute 1:21. Im letzten Ausklingen der Endung „Stand“ bzw. unmittelbar danach (Vocal-Zeile: „Make a stand“) ist der "suboptimale" :D Ton hörbar – denke ich ;)

    [video]http://www.youtube.com/watch?v=QbL8n2LurzA[/video]

  • N'Abend,


    ganz einfach: da ist der Studiokater Longhair (der sonst eigentlich nur schläft und gerne mit einem Stück Flokati verwechselt wird)
    doch mal wach gewesen und auf dem Weg zum Katzenklo versehentlich mit dem Schwanz an der auf dem Boden herumliegenden Gitarre
    hängen geblieben. Deshalb klingt es wie Katzenjaulen. Nur deshalb!


    Das Käng-Becken zwei Takte vorher fällt natürlich störender auf, das klingt übrigens so, weil die andere Studiokatze Vampyrella
    trotz des Lärms darauf schlief.


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Beim Joggen?
    Ich würde dazu in einem eckigen Stechschritt marschieren, links, zwo, drei, Wildschwein, wir kommen, Obelix hat Hunger!


    PPS
    Schöne Hi-Hat-Becken!

  • Zitat

    Das Käng-Becken zwei Takte vorher fällt natürlich störender auf


    :thumbup:
    Störend ist relativ. Ich mochte genau jenen Sound allerdings auch nie besonders. Den muß man freilich auch nicht entdecken... da er so prominent im Mix ist.
    Die Priest Platte "British Steel" weist abseits von diesem kuriosen/diskussionswürdigen China ansonsten sensationelle Beckensounds auf. Freilich lauter als heute Becken im Mix repräsentiert werden. Man munkelt es sei dort einiges einer Schweizer Firma eingesetzt worden. Ich denke, der Hersteller ist hier eher sekundär... die Aufnahmetechnik bzw. der Mix gelang für das Jahr 1980 SENSATIONELL in Bezug auf den Klang von Hihat, Crashes, Effektbecken. Selten zuvor und kaum noch danach haben Becken in einem Band-Mix so viel Stellenwert bzw. Raum erhalten.

  • Ich höre das bei dem Priest Song leider nicht, allerdings benutze ich billigst Kopfhörer und bin eh halb Taub ;)
    Da wir schon bei British Heavy Metal sind fiel mir gleich ein weiteres Beispiel ein, allerdings haben hier eher die Musiker gepennt als der Produzent:
    Iron Maiden - Revelations vom Piece of Mind Album
    Es geht um den Break ab 4:00. Schlagzeug und Gitarre/Bass sind hier nicht wirklich synchron und bei der letzten Folge der 3 8tel Noten kommt Nicko deutlich zu spät:


    https://www.youtube.com/watch?v=C3pF-b1tXR0
    Video einbetten geht bei mir leider nicht ?(

    To be is to do (Kant). To do is to be (Sartre). Do be do be do (Sinatra).
    Mein YAMAHA!

  • Zuerst mal: Super Idee für einen Thread! Ich freue mich schon jetzt auf viele feine Musik-Goofs!


    --

    Haben wir das gleiche "Ereignis" bei 1:35 nochmal? Freilich etwas weniger prominent.


    Check! Da höre ich das ebenfalls. Mir kommt es allerdings nicht dissonant vor. Ich finde, der Ton passt da ganz gut rein. Die Wiederholung muss nicht heißen, dass das gewollt da drin ist, zumal der Ton beim 2. Mal leiser/weniger deutlich rüberkommt. Wäre mir das aufgefallen, hätte ich es eher für eine "geplante Ungenauigkeit" der Gitarrenfraktion gehalten, um das Rockstar-Gehabe zu pflegen.

  • Zitat

    Zuerst mal: Super Idee für einen Thread! Ich freue mich schon jetzt auf viele feine Musik-Goofs!


    Thanks lieber Kollege!

    Das nächste Beispiel ist gegenwärtig leider, leider nicht so gut über Youtube verifizierbar. Es richtet sich eher an jene, die die CD im Original! (also in sehr guter Tonqualität) zu Hause haben.


    Journey „Revelation“– bzw. „The Walmart Years“ ;)


    Die Freude der Fans war im Jahre 2008 groß, als für kleines Geld in den USA exklusiv über Walmart vertrieben, ein Journey Triple-Pack veröffentlicht wurde.


    Eine CD mit nagelneuen Songs der Band, eine Live-DVD und eine weitere CD mit Neueinspielungen der größten Journey Klassiker. 3 Silberlinge zum Preis von einem!


    Alex Hlousek brachte mir an einem netten Nachmittagsdrummerplausch freundlicherweise (m)ein Exemplar mit. Danke nochmal!


    Um so größer meine Verwunderung einen (vermuteten) Punch-In oder sonstigen Mix-Kalauer zu entdecken. Die „Lokalisierung“ ging sogar ganz ohne Kopfhörer und schon beim ersten oder 2. Hören des Songs entdeckt.


    In der Neuaufnahme von Wheel in the Sky recht deutlich bei 1:08 und 2:08 Minuten.
    In der Vokalisten-Zeile „Uhh, I don't know where I'll be tomorrow“ ist scheinbar? ein punch-in vorgenommen worden. Die Silbe ist im Wort „where“ (man hört nur „whhh...“ bzw. eine Art subtiles „Ploppen“ oder ähnliches) brutal abgeschnitten bzw. falsch ge-puncht und wirkt dadurch auch rhythmisch für mein Drummergehör irritierend bis verstörend. Ich denke nicht, dass er da Schluckauf hatte. Wobei auschließen möchte ich es nicht :D Es wirkt aber eher wie ein Punch-In Fehler wie sie irre schnell passieren können. In jedem Falle ist das Ergebnis für mein Gehör störend. Ich höre Musik oft zum Einschlafen.. hahaha - ohne Witz! Wenn solch ein „a-rhythmischer“ ;) Kalauer kommt bin ich sofort aus dem Halbschlaf gerissen und sitze mit erhöhtem Puls aufrecht im Bett :D . So war es dann auch beim Hören dieses Songs.


    Nur zum Sichergehen:
    Es betrifft nur die von Kevin Shirley produzierte Neueinspielung von „Wheel in the sky“ von der Journey CD „Revelation“ aus dem Jahre 2008.


    Mit Kopfhörer hört man ihn besser... geht aber auch ohne (je nach Speakerbox).
    P.S. Mein teuerster Kopfhörer Zuhause kostete 39 Euro. Meist höre ich leider über einen Billighörer für 12.90 Euro ab – den Superlux HD-651 . Die genannten Beispiele sollten also weitestgehend auch für andere reproduzierbar sein ;)


    Leider finden sich bei Youtube nur radikal runtergerechnete Versionen mit grottig-schlechtem Klang. Man kann das oben beschriebene Phänomen hier kaum wahrnehmen (allenfalls bei 1:08 hörbar) bzw. mißverstehen bzw. garnicht wahrnehmen. Wer die CD „Revelation“ im Original abspielt hört es unmißverständlicher! Ich habe es auf diversen CD-Playern abgehört. Insofern ist der Link, leider, leider nicht so optimal. Schaut Zuhause! ob Ihr die Cd habt.
    [video]http://www.youtube.com/watch?v=lftcCDTwmw4[/video]

  • Ring Of Fire CD„The Oracle“
    Song: „Face the Fire“


    Ring Of Fire, Allstar Neoclasscial Progressive-Powermetal-Band.


    Wahrscheinlich höre ich falsch.
    Wer jetzt sagt „es soll so sein wie auf CD, es sind punktierte Septolen der Kick bei 478 BPM, die müssen so klingen“ hat meinen Segen ;)


    Für mich klingt es als würde wenige Sekunden nach 59:12 die schnelle! Kick irgendwann etwas abweichen bzw. schwimmen und dann dann nach weiteren Sekunden irgendwann wieder „rund“ und genau! in Time (um 59:19) weiterspielen. Kann auch Gebastel am PC im Studio beim Überblenden von 2 verschiedenen Einspiel-Varianten als Ursache sein... oder brutale Fehlwahrnehmung von mir... ?


    Ich hörte diesen Song around 2002 sehr selten... meinte aber stets an der identischen Passage als Zuhörer innerlich unruhig zu werden. Erst! durch die entstandene Unruhe hörte ich genauer hin und meinte dann die Kick als Ursache für meine innere Unruhe zu orten. Es mag aber ein Hör-Bias von mir sein.


    Somit insbesondere dieses Beispiel ohne Gewähr. Denn diese Musiker sind interstellar gut!!! und mein betagtes Gehör kann hier im hohen Tempo sowieso nicht mithalten.
    [video]http://www.youtube.com/watch?v=pyKfliIeJuk[/video]

  • aber hier ist einen Menge schief gegangen


    Ach eigentlich ist da nur eine Sache schief gegangen, nämlich diese Nummer überhaupt mit Sinead O'Connor zu spielen. Ich war noch nie ein Fan von ihr, aber das ist ja gruselig. Leider wirkt auch der Meister neben ihr nicht wirklich überzeugender, hat was von Schulaufführung.
    Kate Bush ist eben nicht mal eben zu ersetzen.

  • Servus,


    Hört euch mal jethro tulls locomotive breath an bei 3:02 im Querflötensolo ist ein lustiger atmer, eins meiner lieblingsartefakte, die es so meschlich und unverwechselbar machen.
    klick


    ich liebe diese Stelle auch, unterstelle dem Künstler hier aber Absicht, da diese Art der Schnappatmung ein beliebtes Stilmittel des Herrn Anderson ist, das auch an anderen Stellen, vornehmlich live, oft benutzt wurde.


    Viele Grüße vom Ide

  • Einen der schwerwiegendsten Edit-Fehler oder? "CD-Glitches" durften Kiss-Fans around 2012 vernehmen.


    Die Neuabmischung bzw. Studio-edits des alten LP-Klassikers von 1976 "Destroyer" mit dem 2012 Titel "Destroyer Resurrected" (über den Sinn solcher Neuabmischungen/Edits kann man sicher herzhaft streiten) hatte beim Song "Flaming Youth" in den ersten Sekunden deutlich hörbar einen heftigen "Ruckler".
    Erstaunlich, dass sowas "widerstandslos durch Abhörohren ;) rutschte" ... denn man muß den Song nicht mal kennen, um irritiert vom Stuhl zum kippen, aufgrund des Fehlers.

    https://www.youtube.com/watch?…L553318AF1CB1DC55&index=5


    Nur mit Unblock-Youtube hörbar... lohnt aber die Mühe. Ich fand es damals wie heute heftig.
    Der Fehler wurden wohl in späteren Neuauflagen der "Destroyer Resurrected" beseitigt.

  • Mit der Syncopation der Kickdrum hat's bei diesem Beispiel nicht so ganz geklappt. Ab 1:56 wird's deutlich kurz langsamer.


    https://youtu.be/AR8D2yqgQ1U?t=1m46s


    Der Sound ist ausgesprochen sauber, warm, kristallklar und mit butterweichen Höhen. Ein typisches Merkmal der höhenbetonten Operationsverstärker der Harrison Pulte. Man muss nur mal die alten Sachen von M.J., Abba, Sade und Whitney Houston anhören, dann weiss man, wovon die Rede ist.

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