Hallo ihr trommelnden Menschen da draußen,
Da ich mir vor einigen Wochen die Evans Sound Off Pads zugelegt habe (z.B. hier zu finden: https://www.musicstore.de/de_D…rsion-/art-DRU0017192-000 ), dachte ich mir, ich schreibe mal nach der "Testphase" mal eine Review mit den Sachen, die mich beim Kauf interessiert hätten
PS (Prae Scriptum): Ich habe zu den Pads hier im Forum noch nichts gefunden, also hoffe ich mal, dass mir jetzt niemand zuvor gekommen ist
Bilder folgen noch, wer es vor Neugier nicht aushalten kann (halte ich für unwahrscheinlich, aber wer weiß), kann ja in den bekannten Onlineshops stöbern.
1. Was zur Hölle sind Evans Sound Off Pads?
Die "Sound Off Pads" von Evans sollen - wer hätte es gedacht - das Drumset leiser machen, sodass es möglich sein soll, zu jeder Zeit auf dem richtigen Set (gewohnte Kesselstellung und so...) üben zu können. Pads gibt es für HiHat (14"), Ride (20" oder 22"), andere Becken (Universalgröße für 16"-20"), Snare und Toms (10",12",13",14",16") und Bassdrum (Universalgröße für 18"-26"). Wie alles im einzelnen funktioniert, siehe nächster Punkt.
2. Der Aufbau
Die Pads für HiHat und Ride bestehen aus einem recht harten und steifen Gummi, der über das Becken (im Falle der HiHat über das HiHat Top) gezogen wird. Das ist alles ziemlich passgenau und geht sehr schnell, da man die Becken nicht von den Stativen lösen muss.
Die Cymbal Pads für Crashes bestehen aus einem weichen Material und werden auf das Becken gelegt und genau wie das Becken am Galgen befestigt. Das heißt: Es darf geschraubt werden. Macht man die Pads also oft drauf und wieder weg, freut man sich irgendwann, wenn man den Cymbal Mate Quick Set besitzt - und denkt daran, bei der nächsten Bestellung noch einen in den Einkaufswagen zu legen
Auch wenn die Pads für Becken von 16"-20" gedacht sind, benutze ich es auch für ein 14er Crash. Da hängt es zwar etwas über den Beckenrand hinaus, stört mich aber nicht weiter. Im Zweifel kann man noch ein zusätzliches Loch in das Pad machen, sodass es nicht mehr drüber hängt.
Die Pads für Snare und Toms bestehen aus dem gleichen Material wie die Cymbal Pads und werden einfach auf die Trommeln gelegt. Geht logischerweise super schnell und sie passen perfekt.
Das Bassdrum Pad ist das "komplizierteste" von allen. Ein Schaumstoffteil mit einer zusätzlichen Verstärkung an der Stelle, auf die drauf gekloppt wird (mehr als groß genug auch für Doppelpedale), das durch ausziehbare Alu(?)-Arme und Klemmen am Spannreifen befestigt wird. Die Klemmen sind auch mit Gummi überzogen, sodass sich keiner Sorgen um seine BD machen muss. AUFPASSEN: Der Gummiüberzeug kann mal abfallen, das hinterlässt dann logischerweise Spuren. Ist mir zum Glück nur am Schulschlagzeug passiert...
Durch die ausziehbaren Arme passt das Pad auf alle gängigen Größen, hier dauert die Befestigung am längsten. Hat man aber die Größe der BD einmal eingestellt, ist das Anbringen natürlich auch nur eine Sache von Sekunden.
Zwischenfazit: Nach vielleicht 2 Minuten (auch wenn es einem länger vorkommt, man möchte ja loslegen ) ist alles drauf und es kann endlich losgehen...
3. Dämpfungsgrad, Sound und Spielgefühl
Der wohl wichtigste Punkt, der letztendlich alle interessiert: Wie leise ist es, wie klingt es?
Ganz kurz zusammengefasst: Es ist schon wirklich verdammt leise (werde evtl, je nach Interesse, auch noch Soundbeispiele hinzufügen). Aber ganz langsam, Schritt für Schritt:
HiHat und Ride sind quasi weg. Sowohl von der Lautstärke her, als auch vom Klang. Es klingt, als würde man auf ein Stück Plastik hauen. Dadurch, dass das Material so hart ist, hat man allerdings wenigstens einen einigermaßen realistischen Rebound, zumal man sich HiHat und Ride auch so drehen kann, dass man noch auf das Blech haut. Es schwingt halt gar nichts mehr.
Der Crash Sound ist... interessant Haut man drauf, so hört man ganz kurz den Ansatz des Beckenklangs, der jedoch sofort verklingt und seine Lautstärke so gut wie gar nicht entfaltet. Es ist zu hören, aber auch wirklich nicht laut. Schlage ich mein nicht gedämpftes 8" Splash dagegen an, kommt mir das wirklich laut vor. Durch das weiche Material der Pads hat das mit einem Schlag auf ein Becken vom Spielgefühl rein gar nichts zu tun.
Lässt man bei der Snare den Teppich dran (ich weiß nicht, wie man das korrekt ausdrückt, aber ich glaube ihr wisst, was gemeint ist), so bleibt von dem Sound der Snare relativ viel erhalten, allerdings ist die Lautstärke auch noch relativ hoch, da das Rascheln des Teppichs durch die Dämpfung kaum beeinflusst wird. Deshalb spiele ich meist im Lars Ulrich Style. Dann bleibt relativ wenig von der Lautstärke übrig, genau wie bei den Toms. Das gute ist, dass man trotzdem noch die unterschiedlichen Tonhöhen der Toms hört (auch wenn natürlich alles sehr dumpf klingt), sodass man schon noch eine Idee davon hat, wie das Gespielte "in echt" klingt. Wie schon gesagt ist hier die Lautstärke unglaublich reduziert. Das Spielgefühl ist insbesondere auf der Snare auf jeden Fall beeinträchtigt, da eine ganze Menge Rebound flöten geht. Solange man jetzt keine großartigen Wirbel machen oder Rudiments üben will (ist nicht unmöglich, aber deutlich erschwert), ist es für mich persönlich nicht allzu tragisch.
Die Bassdrum wird wohl am wenigsten gedämpft. Die Lautstärke wird zwar definitiv gedämpft, aber im Vergleich zu den restlichen Teilen des Schlagzeugs bleibt sie relativ laut. Ich habe das Pad zum Beispiel benutzt, als ich mit einem unverstärkten Chor in einer Kirche gespielt habe. Zusammen mit Rods von der Lautstärkeabstimmung her gar nicht schlecht Das Spielgefühl jedoch leidet meiner Meinung nach deutlich. Nicht nur, dass eigentlich gar kein Rebound existiert (und ich bin nicht viel gewohnt, mein BD Schlagfell ist recht tief gestimmt), sondern dadurch, dass das Pad sehr dick ist, trifft man sehr früh auf die Schlagfläche und hat eben sehr wenig Raum zum "Ausholen" und Beschleunigen. Wie ich denke, die größte Schwachstelle des Sets, aber dennoch brauchbar und es reduziert die Lautstärke auf ein erträgliches Maß.
Zwischenfazit 2: Es geht zwar viel Spielgefühl verloren, dafür kann man eben auch recht spät abends noch einmal üben. Meine Nachbarn, die sich vorher oft beschwert haben, hören nichts, wenn ich mit den Pads spiele. Für meine Eltern ein Stockwerk über dem "Schlagzeugraum" ist schon noch etwas zu hören, aber ein eingeschalteter Fernseher übertönt es fast komplett. Alles in allem kann ich zu Musik spielen, die ich über (zugegebenermaßen recht laute) PC-Lautsprecher laufen lasse. Spiele ich mit Kopfhörern, so muss ich etwas weniger laut aufdrehen als im Bus oder im Zug. Der Dämpfungsgrad ist also wirklich ziemlich hoch!
4. Preis-/Leistungsverhältnis
Für ein Set mit Ride, HiHat, 2x Crash, 10" 12" 14" 16" Toms, 13" Snare und BD habe ich ca 150€ investiert. Mir persönlich ist es das wert und ich bereue den Kauf nicht. Nervige Nachbarn, die "um halb 8 Schlafenszeit" haben (komisch, die lassen immer bis 11 Licht im Wohnzimmer an...), manchmal auch etwas genervte Eltern oder auch manchmal überlastete Ohren (Musik zum Begleiten über Kopfhörer muss halt auch laut sein) geben endlich Ruhe und ich kann nach Herzenslust drummen, wann immer ich will (vielleicht nicht gerade um 2 Uhr nachts, aber was solls). Man bekommt ein Set mit Pads für die Ewigkeit, da gibt es bis auf eine Ausnahme nichts, was irgendwie kaputt gehen könnte. Einziger Schwachpunkt: Das Verstärkungsteil bei dem BD Pad ist aufgeklebt und ich könnte mir vorstellen, dass sich das nach einiger Zeit irgendwann löst. Für 54€ noch mal nachkaufen ist dann natürlich ziemlich ärgerlich, im Zweifel 2-Komponenten-Kleber oder so.
FAZIT: Ich würde es wieder kaufen, ob es sich lohnt kommt natürlich immer auf die Wohn- oder Proberaumsituation an, in der man sich gerade befindet. Für mich als altes Kellerkind in der Reihenhaussiedlung ideal. Ich hoffe ich konnte dem einen oder anderen vielleicht weiterhelfen, dass ihr bei Fragen einfach schreibt muss ich glaube ich nicht erwähnen.