My first DIY-Thread… Angeregt von Josh durch einen Post in meinem Galeriethread möchte ich mich heute zum ersten Mal in der DIY-Ecke austoben.
In meinem Galeriethread habe ich ja schon ein paar Posts über die Restaurierung meines Teardrop-Drumsets gemacht. Hier möchte ich die einzelnen Schritte mit ein paar Fotos dokumentieren. Das ein oder andere Foto kommt euch sicher bekannt vor, das habe ich dann der Vollständigkeit halber nochmals dazugesetzt.
Wie kam's eigentlich dazu… Seit ich das Sonor Swinger 2014 gekauft und aufgemöbelt und immer wieder mal mit Vintagedrums zu tun hatte, kam in mir der Wunsch hoch, die "former Generation" meines Swingers, ein Teardrop, zu besitzen. Da aber die Gebrauchtpeise für solche Sets, v.a. Exemplare in gutem Zustand, nicht in mein Budget passten, verwarf ich den Wunsch recht schnell. Im Januar 2016 gab's bei mir ein große Aufräumaktion, die in einer langen Ebay KA Liste endete. Beim Überprüfen meiner Anzeigen in den Suchergebnislisten wurde mir bei einem meiner Artikel das "Schlagzeugteile,…"-Angebot mitgelistet. Hab' ich mal drauf-geklickt… das Foto gesehen und da die Anzeige gerade mal 5 min. alt war, den Verkäufer kontaktiert. Es stellte sich heraus, dass der Mann das Set mit einem Haus mitgekauft hatte, und da es ihm zu Schade war wegzuschmeissen, froh war, dass das Teil wegkommt. Ein paar Minuten und Nachrichten später war ich dann Besitzer eines alten Sonor-Drumhaufens.
Das Set wurde mir von lieben Bekannten abgeholt und 3 Wochen später ins Haus geliefert. Das Paket bestand aus einem Sonor Teardrop Bj. 1966 (605 20x14 BD, 13x9 und 16x15 Toms / 604 14x5 Snare), einem zusätzlichen Non-Sonor Tom 12", zwei uralten Ridebecken und ein bisschen Vintage-Hardware. Die erst Inaugenscheinnahme war eher ernüchternd. Aber für 50 € kann man nix verkehrt machen und nach genauerer Inspektion hat sich herausgestellt, dass alle Schäden und Fehlteile irgendwie reparabel oder aufzutreiben sind.
Nach der Demontage war leider sichtbar, dass das eigentlich tolle Multibrilliant Finish nicht zu retten war. Sehr gerne hätte ich es behalten. Aber die Schäden und der Schmutz war mir dann doch zu ranzig und ich entschied mich für eine Neufolierung. Auch eine ganze Ladung Fehlteile hat sich angesammelt. Böckchen, Schiffchen (an meinem war die Verchromung abgeblättert) und ein Spannreifen für das Racktom sowie ein Snare-Lug und viele Tipps konnte mir SONORFAN beisteuern! 1.000 Dank nochmals von hier aus! Ein 16er Superprofil-Spannreifen kam neu von Sonor. Auf dem Gebrauchtmarkt sind die so gut wie nicht vorhanden. Die Spannschrauben konnte ich aus eigenem Lager ersetzen. Der Unterschied zwischen den neuen und alten Schrauben im Mix war aber so groß, dass ich mich dazu entschied, mir auch für den Rest neue Schrauben zu gönnen. Die Originalen Bassdrumhoops waren ebenfalls hart an der Zerbröselgrenze.
Die komplett festgerostete Abhebung läuft nach einem Serviceprogramm wieder wie geschmiert. Nach dem Abziehen der Kessel (aus den Überresten der Folie wird übrigens gerade eine andere Trommel bezogen …Vollverwertung!) musste ich an Bass und Snare kleinere Lagenreparaturen durchführen. Ausserdem musste ich bei zwei Böckchen die abgebrochenen Gewindebolzen neu einsetzen. Bei der Gelegenheit habe ich dann auch gleich jedes Innen- und Aussengewinde an diesem Set nachgeschnitten, sauber gemacht, geschmiert und neue Schaumstoffinlays für die Böckchen gebastelt. Alle Haltemuttern und Scheiben sind durch neue V2A-Hardware ersetzt worden.
Edit Böckchenreparatur (5.4.)
Zuerst habe ich den verbliebenen Bolzenstumpf abgedremelt, ein Kernloch mit 3,3 mm gebohrt, ein M4 Sackgewinde eingeschnitten, eine Gewindestange M4 eingeschraubt und mit Sekundenkleber gesichert, die Gewindestand auf das korrekte Maß abgelängt und zuletzt, nach dem Sägen, noch den Anschnitt vom Gewindebolzen mit einem Schneideisen nachgeschnitten.
Witzig, die Badges waren mit kleinen Spaltnieten aufgebracht, wusste ich vorher nicht…
Danach ging's ans polieren…
In der Zwischenzeit kam mir die Idee mit den Unterlagen. Also gab's erstmal eine Anprobe mit der frisch polierten Hardware auf dem 13er Tom, was mir auf Anhieb gut gefiel. Um Schablonen zu erstellen habe ich alle Teile vermessen und mir die Konturen am Rechner nachgebaut. Die entsprechende Schablone ausgedruckt, auf ein Stück Pappe geklebt, mit einer Schere ausgeschnitten und die Mittelpunkte aller Löcher mit der Lochzange gestanzt. So konnte ich die Konturen mit einem weißen Stift auf mein Leder übertragen. Für die Unterlagen habe ich 1-1,2 mm starkes Rindsnappa und für die Lappen unter den BD-Spannklauen 0,3-0,5 mm starkes Ziegen-Nappa verwendet. Und dann habe ich mal ein paar Nächte geschneidert und alle Unterlagen aus dem Leder mit der Schere ausgeschnitten und mit Locheisen (soweit vorhanden) gestanzt. Nach dem Schneiden rieb ich alle Teile mit Lederfett ein, das Foto weiter unten zeigt den Unterschied.
Next Step, Kessel schleifen. Aussen kam der Schmotz runter, den die alte Folierung hinterließ. Teilweise waren die Folienreste unter den Beschlagteilen so ins Holz eingedrückt, dass ich sie nicht mal ganz ausschleifen konnte. Egal, Ziel war es eh nur ein saubere, runde bzw. glatte Oberfläche für die Neufolierung zu bekommen. Innen schliff ich abenfalls alle Kessel nochmals mit feinem Sandpapier raus, natürlich versuche ich dabei die Stempel nicht zu beschädigen.
Mit dem Ablängen der gelieferten Folien, Abkleben der Bohrlöcher und Anbringen der entsprechenden Markierungen ging endlich das Folieren los. Als Kleber kam Scotch-Weld 30 zum Einsatz. Der Kontaktkleber wurde beidseitig, also auf der Folie und auf der Kesseloberfläche, mit Pinsel, Schwamm oder Rolle aufgetragen. Nach kurzer Ablüftzeit konnte die Folie auf den Kessel gepresst werden. Das Zeug pappt so gut, dass zur Fixierung während der Trocknung nur die Überlappung gepresst werden muss. Das ging auch mit der relativ dicken Delmar Folie ziemlich gut von der Hand. Ein Tag Trockenzeit, dann können die Löcher mit einer Reibhahle geöffnet werden.
Die Beiden Spannreifen aus Buche kommen wie auch die Folie, und einige Kleinteile von STDrums. Den Inlaycut habe ich machen lassen, für die teuren Spannreifen waren mir meine Fräskünste dann doch noch etwas zu jung Lackiert habe ich sie dann aber mit Spraydose in meiner zur Lackierkabine umfunktionierten Baustellen-Waschküche doch selbst, foliert natürlich auch.
Mein neues Hobby Gratungen fräsen und Snarebed feilen. Ich kann sicher noch etwas Übung vertragen aber, die hier sind schon mal nicht so schlecht geworden. Auf den Fotos sieht man noch deutlich, dass bis zu diesem Arbeitsschritt noch die Schutzfolie auf der eigentlichen Drumwrap aufgezogen ist. Das war bei der günstigen Taiwan-Folie aus dem letzten Projekt der größte Nachteil…
Abschließend bin ich über alle Holzflächen und Kanten nochmals mit feiner Stahlwolle drübergegangen und danach die Kesselinnenseiten und die Gratungen zweimal mit Möbelwachs eingelassen. Die Oberflächen fühlen sich nach der Trocknung richtig gut an, dunkeln etwas ab und teilweise ist eine schöne Maserung rausgekommen. Ausserdem riecht es jetzt wieder gut Ich mag den modrigen Geruch, dann alte Drums oft haben, vor allem wenn Jahrzehnte kein Resofell angebaut war, nicht sonderlich…
Danach war nur noch Zusammenbau angesagt. So sieht es fertig aus…
Weitere Bilder vom fertigen Set findet Ihr hier >>>
Hat mir Riesenspaß gemacht. Insgesamt habe ich ca. 90 Std. mit dem Projekt verbracht. Das beinhaltet alles vom Ausladen aus dem Kofferraum bis zum Hinhängen vom Ridebecken für's erste Auschecken.
Sollte ich jetzt noch was vergessen haben werde ich dass natürlich nachpflegen.
Danke für's Mitlesen
Hebbe
Edit 5.4.16: Rechtschreibfehler ausgebessert, Absatz Böckchenreparatur eingefügt
Edit 7.4.16: Endabrechnung in Post 23 >>>
Edit 28.4.16: Snare Basket Repair in Post 33 >>>