Die Drum-Industrie in der Krise?!

  • Um es mit den Worten & Taten meines ersten Lehrers (mittlerweile über 70) auf den Punkt zu bringen:
    - Er spielt ein Pearl GLX von 1984 (22x16, 10x8, 12x9, 14x12, 16x16), das heute immer noch einen Top-Sound produziert.
    - "Alles was die Welt NICHT braucht ist noch ein Schlagzeughersteller." (Zitat von 1994)

  • Hi!


    Spannende Diskussion. Ich hab lange überlegt, was ich schreibe. Einerseits ist da mein Musikerherz mit einem eher konservatien Zug. Da spricht mir Moe aus der Seele:

    Wenn ich zurückdenke, meine erste Gitarre, die hatte zwei Vorbesitzer. Und dennoch habe ich sie gehegt und gepflegt, als wäre sie neu. Weil ich auch wusste, dass diese Gitarre nicht billig war, weil meine Eltern das Portemonnaie weiter als sonst aufgemacht haben, um mir das Gitarrespielen zu ermöglichen. Weil von der teuren Gitarre eine ganz andere Ausstrahlung ausging, als von meiner Plastik-Kindergitarre, die ich mit 3 Jahren hatte.

    Bei einem Gig mit der Schülerband (damals noch als Keyboarder) hatte ich mal das unerwartete Vergnügen, einen exzellenten Konzertflügel nutzen zu dürfen. Seitdem weiß ich, was ein Instrument mit und aus einem Musiker machen kann. Da blutet mir natürlich immer das Herz, wenn ich hier lese "Boah, 200 Euro für nur ein Becken". Dann denk ich immer: Kauf mal 'ne passable Querflöte, dann weißt Du, wie billig gute Drums zu haben sind.


    Andererseits: Mag sein, dass die Branche selbst in einer Krise ist, aber aus größerem Abstand betrachtet, sehe ich keine Krise, sondern eine wirtschaftlich-gesellschaftliche Entwicklung: Die Globalisierung schafft mehr Angebot, insbesondere im unteren Preissegment. Ergebnis: Wir können uns mehr Dinge leisten und wollen das dann auch. Verständlich, dass dann nicht in allen Kategorien die Top-Klasse dran sein kann. Die Menschen (freilich nur solche, die Handlungsoptionen überhaupt besitzen!) setzen ihre Prioritäten: Die einen sparen bei Lebensmitteln und kaufen einen schicken Wagen, die anderen sparen beim Mobiliar, ermöglichen den Kindern aber dafür Sport + Theater + Musik (erst Klavier, dann Drums, dann Saxophon). Letzteres natürlich "erstmal" mit "Instrumenten" aus Fernost.


    Gerade bei Familien mit Kindern ist mir diese Tendenz zur "Verbreiterung" deutlich geworden: Während meine Eltern mir - erfreulicherweise - Musikunterricht möglich gemacht haben, gehen heutige Kinder auch noch zum Tanzen/Fußball/Töpfern/Reiten usw.


    Für uns als Musiker finde ich die Situation aktuell (noch) ziemlich angenehm: Wir haben eine Reihe von Möglichkeiten zum Wunschinstrument zu kommen: Neu aus China (wie mein prima Gretsch Catalina) oder gepflegt gebraucht oder nach Plündern des Sparschweins höherwertig bis hin zum Custom-Instrument.


    Wenn es also stimmt, dass die Branche in einer schweren Krise steckt, hoffe ich sehr, dass es am Ende die richtigen trifft und die Fairen verschont bleiben. Auch wenn es meistens anders kommt … man darf ja hoffen.


    Grüße von
    Hajo K

  • Das Internet verlockt natürlich auch dazu, sich als Einsteiger beim Neukauf erstmal so ne Billig-Möhre zu bestellen, da sieht ma ja nicht, das man teilweise gerade im Billigsegment richtigen Schrott ordert. Früher musste man ins Geschäft gehen, und wenn dann da ein Pearl Export neben einem Set namens Musikmaschine Detonator stand, wußte man gleich, wovon man besser die Pfoten läßt. Wir sind ja hier auch Trommel-Nerds, die mit "Problemen" kämpfen, die der Massenkunde gar nicht hat. Gerade bei den Billigkisten kommen und gehen die Angebote schneller als man gucken kann. Und dass Sonor aus dem Segment aussteigt, ist vielleicht auch richtig, die waren auch im Segment untere Mittelklasse einfach zu spät dran, da gab es schon ein Yamaha Gigmaker und Stage Custom, ein Pearl Export/Vision, Tama ImpStar, alles alltagstauglich, mit renommiertem Namen und überall verfügbar. Letztendlich glaube ich, dass eher eine Marktbereinigung stattfindet, der Kuchen ist einfach nicht groß genug für so viele Esser.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!


  • Nein, VW generiert den meisten Umsatz (!) mit Gold und Polo. Der meiste Gewinn wird mit den SUV's und dem Passat eingefahren.


    Das sind doch beides ähnliche Aussagen? Wo ist da der Unterschied? Den einzigen Unterschied, den ich erkenne ist, daß die zweite Aussage "korrekter" formuliert ist, aber unterm Strich habe ich die erste Aussage ja auch schon so ähnlich verstanden?

  • ...Außerdem habe ICH den (völlig subjektiven und unbelegbaren) Eindruck, dass heute weitaus mehr Kids musizieren und auch drummen, als zu meiner Zeit. Heute gibt es doch viel mehr gute Musikschulen oder Leute, die Schlagzeug-Unterricht geben - zumindest war das hier auf dem platten Land in den frühen 80ern nicht so. Die heutige Infrastruktur, einschl. erschwinglicher Instrumente, ermöglicht doch Vielen mehr zu musizieren...


    ich glaube, daß das die übliche Luftblase ist.
    Musik/Musikschule/Instrument gehört heutzutage einfach zum Portfolio, das den Kindern von Eltern übergestülpt wird - ...und wenns nicht funktioniert, dann halt Reiten, Kampfsport,... bzw. halt irgendwas exklusives.
    Den Kindern tut man damit keinen Gefallen, den Musikschulen nicht, den Musiklehren erst recht nicht und letztendlich auch den Instrumentenherstellern nicht.

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk


  • Das sind doch beides ähnliche Aussagen? Wo ist da der Unterschied? Den einzigen Unterschied, den ich erkenne ist, daß die zweite Aussage "korrekter" formuliert ist, aber unterm Strich habe ich die erste Aussage ja auch schon so ähnlich verstanden?


    Der Unterschied ist der: Verdienen = Reingewinn (nach Abzug der Produktionskosten). Umsatz = Einnahmen (d.h. Summe der Verkauften Ware in Geldwert ohne Abzug der Produktionskosten). Den größen Umsatz macht die Firma mit Golf und Polo. Sprich: Da wird das meiste Geld umgeschlagen, der Reingewinn ist aber in der Summe nicht so groß. Der meiste Gewinn wird - in der Summe UND pro Auto - mit den SUV's und dem Passat eingefahren, die überwiegend als Firmenwagen gekauft werden (mehr als 60%)


    Krasser ist da übrigens Porsche. Die wären ohne Firmenautos pleite, denn 80% ihrer verkauften Fahrzeuge sind Firmenautos.


    Um mal zum eigentlichen zurückzukommen: Rein theoretisch könnten alle Drumhersteller gut über die Runden kommen, wenn der Hauptumsatz im Bereich der Mittelklassesets stattfinden würde, denn dann wäre ein recht breite Masse bedient und Produktionsaufwand und Gewinn in einem recht stabilen Rahmen. Da aber seit den 1990er Jahren die Mittelschicht nicht nur in Deutschland zunehmend wegbricht, bricht dort auch die breite Käufermasse weg. Was im Mittelpreis-Sektor übrig bleibt an Umsatz reicht wohl nicht mehr, um die Gesamtbetriebskosten zu decken. EIn Phänomen, das in anderen Branchen ja bereits existiert. Die Folge ist, dass man sein Heil entweder im Hochpreissektor mit einer begrenzten aber finanziell potenten Käuferschicht sucht oder aber im Billigsektor, wo die Massenverkäufe mit minimalen Gewinnmargen den Laden irgendwie retten sollen. Wenn aber in beiden Sektoren zu viele Firmen herumschwimmen, wird es schwer, in dem einen als auch dem anderen Sektor genügend pro Jahr einzufahren, um die Kosten zu decken, wenn zugleich der Mittelsektor zunehmend verschwindet.


    Premier ist, bzw. versuchte ja nach der Pleite in den Hochpreissektor schrittweise hinein zu gehen (siehe z.B: Aviator Snares). Da in dem Bereich aber auch schon alle anderen renommierten Marken umherschwirren, ist es für Premier natürlich schwer, gegen die anderen zu gewinnen und Marktanteile abzuluchsen. Insbesondere dann, wenn keine derartige Innovation kommt, die eine Marke wie Premier wieder als begehrenswert erscheinen lässt. Sich nur auf Geschichte und ein angestaubtes Image zu stützen, reicht nicht. Das haben z.B. auch Firmen wie Lancia, Kodak, Commodore oder Boeing schmerzvoll erkennen müssen.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Interessantes Thema... letztendlich sind es, so wie ich das sehe, doch alle hier aufgeführten Gründe zusammen.


    - keine Innovationen mehr seit dem Freischwingsystem
    Was ist denn danach noch sinnvolles gekommen? Alles nur aufgewärmter Kaffee.


    - Der Einsteigermarkt ist überschwemmt von Anbietern.
    Ich finde es immer wieder erstaunlich wie viele Leute so ein scheiß Keiper oder was weiß ich billig Set offenbar gekauft haben. Die Kleinanzeigen sind voll von dem Mist.


    - der Gebrauchtmarkt ist überschwemmt
    Die Gesellschaft altert schnell und viele ältere reduzieren stark, wollen keine 3 großen Sets mehr schleppen, lieber was Kleines. Deswegen ist das einzige was noch funktioniert der Kleinset-Sektor. 16er BD, höchstens 18er. Cajons laufen. Ein Teil der Drummer stirbt in Zukunft auch einfach weg, es wird also noch mehr auf dem Gebrauchtmarkt geben.


    - Die Custom Drums
    Wer RICHTIG Geld ausgeben will lässt sich heut zu Tage meist ein Custom-Set bauen. Ganz auf seine Wünsche hin. Das gab es in der Masse in den 90ern noch gar nicht. Gebraucht bekommst Du die Sets dann für'n Appel und 'n Ei hinterher geschmissen wenn man vom Kaufpreis ausgehen, weil es eben etwas sehr spezielles ist. Das sieht man z.B. auch bei sehr hochwertigen Snares. Die wirst Du gebraucht wenn überhaupt nur zum Schnäppchenpreis los, weil wer viel Geld ausgibt will was Neues und individuelles.


    Also Billigsdrums machen den Einsteigermarkt kaputt, Custom Drums nehmen viel vom High-End Kuchen weg. Bleibt die Mittelklasse. Da gibt es viel auf dem Gebrauchtmarkt und viele Leute die nicht viel Geld investieren können. Wenn nichts in Sachen Innovation passiert, wird das in Zukunft auch eher schlimmer als besser, weil im Gegensatz zu einem Auto sind die meisten Drumsets auch nach 20 Jahren noch in Schuss.Ich hab demnächst einen wichtigen Studio Termin. Wenn ich da mit einem Tama Superstar aufschlagen würde, wären die Ergebnisse nicht schlechter als mit einem aktuellen Set. Anders aber nicht schlechter. Und die Unterschiede liegen da teils schon im esoterischen Bereich. Man muss dran glauben um sie im kompletten Mix noch zu hören.


    Erschwerend kommt noch dazu, dass man heute nicht mehr so viel Geld verdienen kann mit Musik. Da werden die Intensivnutzer auch bescheidener und haben zwei Sets anstelle von 4.

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  • Hi Bluesmaker,

    Ein Teil der Drummer stirbt in Zukunft auch einfach weg

    davon ist auszugehen. Genauso, wie von dem Teil der Drummer, die neu dazugekommen sind. Es sterben ja nicht nur Menschen, es werden sogar welche geboren.


    Gruß
    Hajo K

  • Zitat

    Es sterben ja nicht nur Menschen, es werden sogar welche geboren.


    Jetzt habe auch ich das Prinzip des Universums endlich verstanden.
    Rattenscharfer Post, genau so macht das Forum auch mal Spaß! :thumbup:

  • Hi Bluesmaker,

    davon ist auszugehen. Genauso, wie von dem Teil der Drummer, die neu dazugekommen sind. Es sterben ja nicht nur Menschen, es werden sogar welche geboren.


    Gruß
    Hajo K

    Es gibt aber imho weniger Drummer-Nachwuchs als früher. Wenn ich da hier in meiner Umgebung schaue, nur noch ganz wenige Kids machen Musik. Die sind alle mit Ganztagsschule und online-zocken ausgebucht. Es haben auch immer mehr Musikschulen Probleme. In manchen Städten bei uns (mag regional sein) sind ganze Musikszenen weg gebrochen.

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  • Ganz schön viele Buchstaben hier auf einem Haufen...


    Nun meine kurzen Gedanken dazu:

    Es werden immer mehr Biligserien produziert, für einen Markt, der total gesättigt ist.

    Jau. Das gilt für die (meist jungen) Einsteiger.
    Der erfahrenere Hobbyschlagzeuger kauft dann heutzutage vermehrt gebraucht (Internet machts leicht).
    So kann man Geld sparen, aber der Hersteller hat nicht so viel davon.
    Und von den Profis alleine kann wahrscheinlich kein Hersteller leben, die machen ja nicht die große Masse aus.

  • hallo :D ,


    ...
    Es gibt aber imho weniger Drummer-Nachwuchs als früher. Wenn ich da hier in meiner Umgebung schaue, nur noch ganz wenige Kids machen Musik. Die sind alle mit Ganztagsschule und online-zocken ausgebucht. Es haben auch immer mehr Musikschulen Probleme. In manchen Städten bei uns (mag regional sein) sind ganze Musikszenen weg gebrochen.

    ..ist bei uns auch so. durchschnittsalter der musiker der bands die feste beschallen, ca. 40j. musikgeschäfte gab es bei uns auch mal. aber das ist geschichte.


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    hat mit sicherheit dazu beigetragen. ich denke bluesmaker hat nicht ganz unrecht, das die musikerdichte nicht mehr so groß ist, als das einmal der fall war...


    mfg :D

    "Alles was kleiner als 14" ist, sind keksdosen und aschenbecher.", Ballroom Schmitz (RIP)

  • von welchem Zeitraum reden wir??


    ich hab 1960 schon Musik gemacht, zu dieser Zeit waren alle Musiker (die das wollten) beschäftigt und haben gutes Geld verdient, das war auch 10-15 Jahre später noch so.
    Dann hat so langsam die Quertreiberei angefangen, Musiker, die plötzlich kein Geld mehr nahmen (und den anderen die Preise kaputtgemacht haben), ein Boom hat eingesetzt, sowohl bei der Ausbildung (Musikschulen schossen aus dem Boden), als auchl in der Kneipen- und Club-Szene.
    Hat aber nur 10 jahre gehalten, dann ging das Gigangebot drastisch zurück, ein Überangebot an beschäftigungslosen Musiker war da.


    Was haben wir heute, ein Heer von Musikern, die in ihren Kellern sitzen und Geld dafür geben, daß sie auch mal auftreten dürfen...

    ..."meine" Musik: Jazz (Big Band bis Free), brasil. Musik, Avantgarde, hin+wieder Klassik ->am Drumset, an den Percussions, am Schlagwerk



  • Hey,


    ich finde, dass ist echt alles was zu dem Thema zu sagen gibt.
    Nur habe ich einen Unterschied bei Trommeln mit und ohne Freischwingsystem und bei BD mit und ohne Tomrosette
    nie gehört. NIE.
    Das weglassen der BD Rosette war sowieso ein kluger Schachzug der Industrie. Man nimmt etwas weg
    und verlangt anschließend mehr Geld, weil ja die BD besser resonieren kann. So ein Bullshit!
    Am Ende darf man noch einen Tomständer mehr kaufen und schleppen.
    Da hat aber das Marketing der Industrie mal super funktioniert, muss man sagen.


    Bluesmaker
    ich war letzten Monat mit meinem Granstar II im Studio, das hat einen wunderschönen Klang produziert.
    Live kommt dann das Artstar Custom (mit Triple Flanged Hoops) zum Einsatz.


    Gruß
    Fit

    Wenn bei Stiftung Wahrentest ein Dildo mit Befriedigend bewertet wird, ist das dann Sehr Gut?



    Suche 24"x16" BD Tama Granstar II mit Rosette

  • Bluesmaker
    ich war letzten Monat mit meinem Granstar II im Studio, das hat einen wunderschönen Klang produziert.
    Live kommt dann das Artstar Custom (mit Triple Flanged Hoops) zum Einsatz.

    Man weiß ja auch von den Foo Fighters und vielen anderen, dass sie mit altem Kram aufnehmen. Auf der Bühne muss halt das Endorsement-Zeug gespielt werden.


    Der Trend bei den Becken ist ja auch das weglassen von Material, damit Sie so klingen wie die gerissenen No-Name Becken, die ich 1990 weg geworfen hab. ;) Da gibt es für mich auch nur ganz wenige Becken die Sinn machen und nicht wie Blech-Mülleimer-Deckel klingen. Die PST-X HiHat find ich ganz lustig, aber ist natürlich wie vieles im Leben Geschmacksache. Ob man beim nem Stack erkennt dass es ein Sabian HHX ist? Oder ein kaputtes No Name?

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  • Hallo zusammen,


    ich persönlich würde mich schon als Drum-Freak bezeichnen.... Ich spiel schon über 35 Jahre und in dieser Zeit hab ich mir das ein oder andere Drumset, Snares, Hardware, Becken und E-Drums zugelegt.
    Von vielem konnte und wollte ich mich nicht trennen - sofern es einfach (für mich) was "Besonderes" ist und war. Vom "Müll" habe ich mich getrennt, und alles was mir wichtig ist und was einfach zeitlos und gut ist, habe ich noch.
    Derzeit hab ich gut 10 Snares in meinem Besitz..... DW "Edge", Pear JR Robinson, Sonor Gavin Harrison, Ludwig Black Beauty Super Sensitive, 2 Acryl-Snares von Kirchhoff, zwei Snares von Tama (12x5,5 Stahl und 14x5,5 aus Bronze), Sonor 14x8 Signature Bubinga von 1983, Sonor 14x5,5 Stahlsnare von 1975 (Jubiläumssnare zum 100-Jährigen...), sowie diverse 12" und 10" Snares..... Drumsets von DW (Collector FP), Sonor Force 3007, Sonor Prolite, Remo Encore von 1992, Pear MMX-Gold von 1998, Kirchhoff Acryl-Set von 2006, Pearl Traveler-Set, Maya-Taiwan-Billig-Set von ca. 1980.....
    ca. 70 Becken von Zildjian (A-Custom, K, K-Custom, Avedis), Sabian (HH+AA), Meinl (Bycanze), Anatolian (Ultimate, usw.), Istanbul Mehmet und seit mittlerweile über 4 Jahren Murat Diril.
    Auch auf sehr vielen Leih-Schlagzeugen habe ich schon gespielt.


    Ich kann die ganze Entwicklung mit der Flut an verschiedenen Serien usw. auch nicht nachvollziehen. Vor allem wenn es keine Innovationen und Produktverbesserungen gibt - sondern nur Behauptungen bzw. Dinge rausgekramt werden, die vor Jahren schon mal "Mode" waren.....


    Am allerwenigsten verstehe so sinnlose Serien wie Yamaha PHX, Tama Star, DW Exotic oder zum Teil auch Sonor SQ2.


    Der in meinen Augen ausschlaggebende Punkt, um aus einem Drumset einen vernünftigen Sound herauszubringen, sind die Felle. Das habe ich sooft schon festgestellt.
    Ich gehe natürlich davon aus, dass die Kessel rund, die Auflagefläche plan und die Harware auch funktionstüchtig ist. Aber ist das der Fall, so bringt man doch in der Regel aus einem qualitativ hochwertigen EUR 600-800-Shell-Set mit Sicherheit super gute Ergebnisse heraus.
    Da fragt man sich dann schon, warum ein Shell-Set dann EUR 4000 und mehr kosten soll.....


    Vor Allem, wenn bei diesen Sets dann die gleiche Billig-hardware aus Taiwan montiert ist....
    Ich hatte bei meinem DW-Set bereits nach einem halben Jahr extreme Schwierigkeiten mit Rost auf der Hardware.... Verchromung gesprungen, Spannböcke ausgerissen..... Folie gerissen usw.....


    Ich hab Hardware von Sonor, die bereits knapp 40 Jahre alt ist..... Eine Signature Fussmaschine (damals schon mit seitlicher Arretierschraube und der Schlägel separat vom Winkel her verstellbar!!!!!) ausserdem einige Beckenständer..... Verchromung wie neu!!!!!
    Ja sogar bei menm Maya-Taiwan-Billig-Set von 1980 ist die Verarbeitung verhältnismässig gut. Auflageflächen plan, Hardware die zumindest nicht rostet und funktionstüchtig ist, Folie die gut verklebt ist....
    Und obwohl die Bassdrum zum Beispiel dreiteilig ist, klingt sie echt gut. Wie auch die Toms!!!


    Denn:
    Für den Sound sind teils eben nur die Felle verantwortlich. Der Unterschied hier zwischen "billig" und "hochwertig" sind hier lediglich ein paar EUR..... Komisch eigentlich, dass es von den gängigen Premium-Herstellern eigentlich "nur" hochwertiges gibt. Ausnahme natürlich REMO mit den UT-Fellen....
    Aber ansonsten gibts hier meist "nur" eine Serie - ich seh das jetzt nicht negativ - ganz im Gegenteil!!!! Es ist gut, dass es hier nicht noch x-verschiedene Billig-Serien gibt....


    Aber es zeigt mir einfach eines. Um aus einem Set - egal ob billig oder teuer - einen vernünftigen Sound rauszuholen, sind die Felle verantwortlich. Und ich mach aus einem "Billig"-Set mit guten Fellen ein wohlklingendes Set.
    Die überhöhten Preise von Sets wie Star oder PHX find ich einfach völlig überzogen.... Die Serien eigentlich sinnlos.....


    Ja... Auch ich werd mir irgendwann mal wieder ein Set zulegen.... Aktuell wüsste ich wirklich nicht was.... Ja.. Gut... Evtl. ein Tama-Starclassic B/B oder Bubinga.
    Und natürlich würd ich auch für ein spezielles Design usw. auch bereit sein, mehr Geld auszugeben...
    Aber ich glaub, auch ich werd mir ein neues Set nicht mehr zulegen, weil der Gebrauchtmarkt einfach total überhäuft ist....


    Und mit den von mir im Besitz befindlichen Sets bin ich darüberhinaus für jeden neuen Trend gewappnet :)

  • Hi,

    Die überhöhten Preise von Sets wie Star oder PHX find ich einfach völlig überzogen.... Die Serien eigentlich sinnlos.....

    ich hab so ein "sinnloses" Set und kann Dir berichten, dass mir seine (klangliche) Sinnlosigkeit bei jedem Besuch im Proberaum Freude macht. Es gibt eben noch andere Gründe, ein bestimmtes Schlagzeug zu lieben, als seinen Klang. Wie so oft: Die Menschen sind verschieden. Die einen schauen auf die "nackten Facts" und da hast Du sicher Recht, klanglich lassen sich die enormen Preisunterschiede nicht begründen. Für manchen ist Ästhetik eben ein Argument, für machen anderen wiederum nicht.


    Die hochpreisigen Serien und der Custom-Trend sind natürlich kein Zufall. Es kann ja nicht verblüffen, dass die Drum-Industrie auf den generellen Trend zur Individualisierung aufgesprungen ist. Schaut Euch mal die LIste an Sonderoptionen bei Autos (und die Preisspanne zwischen "Normalo" und "hab einige Extras an Bord" an). Genau genommen brauchen wir eine Handvoll Hersteller mit jeweils drei Serien und fertig wäre die Laube. Aber das Leben ist eben bunt.


    Ich lach mich immer über die lächerlichen Trends kaputt, nach denen vollkommen inakzeptabel ist, womit Generationen im Studio erste Sahne produziert haben. Die Rosetten-BD war ja schon genannt. Erst waren kurze BD mit langen Toms super, 10 Jahre später sinds dann irre lange BDs mit irre kurzen Toms. Heute schwingt es unheimlich frei, noch ein paar Jahre bis das "igittigittigitt" ist und Sustain wieder veröpnt ist. Zum Piepen, aber irgendwie müssen die ja auch leben und brauchen Argumente, damit man sein Set doch irgendwie nicht mehr so sehr für den Bringer hält.


    Grüße
    Hajo K

  • Ja, stimmt schon, Du hast natürlich Recht.
    Sound ist das eine - Optik usw. das andere.


    Ich finds halt nur Wahnsinn, wenn über Jahre ein Set wie "Tama Starclassic" das Nonplusultra von Tama war..... Und darüber gab es nix.... Und jetzt.... Nochmal kurz den Preis erhöhen und ein "Star" Set auf den Markt werfen. Mit Features, die heute "in" und morgen schon wieder "out" sind....
    Das selbe bei Yamaha.... Recording Custom oder auch Maple Custom oder Maple Custom Absolute.... Völlig ausreichend im Hinblick auf alles. Und dann kommt PHX...


    Ich bin ja auch Ästhet..... Ich mag schon, dass das Set nach was aussieht und qualitativ hochwertig ist. Hab eben auch deswegen sehr viele schöne Sets mit Eigenstädigkeit und teils auch Exclusivität....
    Deshalb kann ich mich von meinen "Oberklasse"-Sets eben auch nicht trennen.... Weil das, was ich dann wieder kaufen würde in irgendeiner Form eh schon mal da war.
    Warum mein Pearl MMX-Gold (4 Toms, Bassdrum, Maple-klarlackiert) verkaufen!? Das war damals das "Flaggschiff" von Pearl - und jetzt gibt es eine Neuauflage unter Pearl Masters Legend....
    War alles schon mal da.... Kurze Kessel, lange Kessel, Acryl, oder auch Hölzer, die mal "out" und jetzt wieder "in" sind.
    Es wird halt das dann "schöngeredet", was aktuell einfach verkauft werden soll..... Naja....


    Aber ich bin generell der Meinung, dass so ein Shellset mit 4 Toms und Bassdrum trotzdem nicht mehr als EUR 2000,00 oder max. EUR 2500,00 kosten dürfte....
    Alles andere ist einfach überzogen, da in meinen Augen das "Mehr" an Qualität, Optik oder Sound überschaubar ist - und keinesfalls einen Preis rechtfertigt, der dann doppelt so hoch ist...
    Gut, eine gewisse Exclusivität bei Lackierung, verwendete Hölzer usw. ist natürlich auch was Wert....


    Natürlich muss das jeder für sich selbst entscheiden.... Ich bin oft nur verwundert, welche Oberklasse-Ladenhüter bei meinem Händler des Vertrauens seit Langem im Laden stehen.... Und was ist der Grund!? Weil sich diese Exclusivität eben nur die wenigsten leisten können - oder noch brutaler ausgedrückt.... Weil was angeboten wird, was der Markt nicht braucht....

  • Hi drumming_robben,

    Warum mein Pearl MMX-Gold (4 Toms, Bassdrum, Maple-klarlackiert) verkaufen!? Das war damals das "Flaggschiff" von Pearl - und jetzt gibt es eine Neuauflage unter Pearl Masters Legend....
    War alles schon mal da....

    Nur noch nicht für jeden. :) Sprich: Wer noch etwas jünger ist, lässt sich vielleicht doch nochmal mit einem so einer "Legende" locken. Ist immer ein Vorteil, wenn man schon etwas länger dabei ist, bes. wenn man viel praktische Erfahrung hat mit unterschiedlichen Sets wie Du.

    Aber ich bin generell der Meinung, dass so ein Shellset mit 4 Toms und Bassdrum trotzdem nicht mehr als EUR 2000,00 oder max. EUR 2500,00 kosten dürfte....
    Alles andere ist einfach überzogen, da in meinen Augen das "Mehr" an Qualität, Optik oder Sound überschaubar ist - und keinesfalls einen Preis rechtfertigt, der dann doppelt so hoch ist...

    Mir geht das besonders im Gebrauchtsektor mit dem Vintage-Vintage-Trend so. Da kann ich manchmal nur den Kopf schütteln und denke dann an mein Zweitset aus asiatischer Produktion, das für kleines Geld herausragend klingt. Warum dann fürs Doppelte eine alte Kiste mit oftmals fragwürdigem Zustand ins Haus holen?


    Und schon haben wir den Salat: So viele Wege, auf günstigem Weg zu gutem Klang zu kommen und letztlich doch zu wenig Menschen, die kaufen, kaufen, kaufen. Zwar teile ich Bluesmakers Sicht eines insgesamt rückläufigen Trends zum Musikzieren nicht (ich glaube, dass es heute mehr Kids gibt, die sich für Drums interessieren, schon alleine durch den Zuwachs an interessierten Mädchen), aber eines stimmt sicherlich: Der Markt ist durch die vielen Anbieter plus einem gut gefüllten Gebrauchtmarkt förmlich geflutet.


    Viele Grüße
    Hajo K

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