Die Drum-Industrie in der Krise?!

  • Offensichtlich, so kommt es in einigen Threads mehr oder weniger offen zutage, steckt einige (viele?) Hersteller von Musikinstrumenten in der Krise.
    Siehe auch MuMe 2016 – war´s das?!


    Unter anderem kämpfen wohl auch einige Schlagzeughersteller ums Überleben, so kommt es zumindest beispielsweise in diesem Thread zwischen den Zeilen zutage > Nicko McBrain zurück zu Sonor !?! / Fragen an Sonor zum Set


    Kein ganz unwichtiges Thema, scheint mir, aber vieles bleibt im ungefähren, ungesagten – das ist doch eines Fachforums unwürdig.


    Also, wer weiß was? Wer sagt was? Wer weiß was, darf aber nix sagen? Wer weiß nix, sagt aber trotzdem was?
    Wer streut gezielt Gerüchte? Wer basht in alle Richtungen?


    Oder wie Drumstudio1 sagt- Also: Fuß von der Leitung und ab aufs Pedal. :thumbup:

  • Hallo,


    interessant, wie lange es dauert, bis es offen ausgesprochen wird.


    Das Phänomen ist schon Jahr(zehnt)e alt, es kommen immer mehr Billiganbieter
    auf den Markt (der Kuchen wird ja nicht größer, es gibt einfach nur mehr
    Anbieter) und die Kunden wachsen nicht auf den Bäumen.


    Genau genommen war der Zenit bereits mitte der 1980er Jahre erreicht.
    Seitdem gibt es die lustigsten Sparmodelle und ab und an bleibt mal einer
    auf der Strecke, der unbelesene Endkunde merkt es vielleicht nicht, weil
    ein Schnäppchenjäger die Marke kauft und dann etwas ganz anderes
    daraus macht, auch das ein Phänomen, was längst Routine ist.


    Die Sache betrifft die komplette Musikindustrie einschließlich der
    Einzel- und Großhändler und ohnehin schon immer die Musiker.


    Grüße
    Jürgen

  • Es werden immer mehr Biligserien produziert, für einen Markt, der total gesättigt ist. Ist doch klar, dass die Hersteller ums überleben kämpfen,
    Inzwischen hat jeder ein (billig) Schlagzeug oder holt sich eines gebraucht.


    Die Zukunft kann nur in hochwertigen, eher teuren Instrumente liegen, die in geringer Stückzahl von wenig Personal hergestellt werden, für eine Zielgruppe, die es sich leisten kann.


    Ich kenne den Markt bei Schlagzeugen weniger, aber bei Klavieren/Flügel produzieren die deutschen Hersteller fast 100% für das Ausland, weil der Markt hier total gesättigt ist. Von abermals Produktionszahlen im 6 stelligen Bereich, produzieren einige der Top Firmen nur noch an die 200 Instrumente im Jahr. Und von denen gehen die meisten ins Ausland.


    Dies betrifft nicht nur die Musikinstrumente, sondern sämtliche Industrien. Man muss der Realität ins Auge sehen. Wobei ich da nichts schlimmes sehe. Man muss es als Chance betrachten. Lasst die Firmen (meinetwegen auch VW) vor die Hunde gehen, vielleicht findet dann irgendwann ein Umdenken statt?

  • Offen gesagt: ich habe die letzten Jahre immer wieder mal verschiedene Drumsets besessen, oft einfach aus Neugier und aus Experimentierlust. Keines dieser Sets war Neuware aus dem Laden. Warum soll man sich ein brandneues Set kaufen, wenn der Markt überschwemmt ist mit gebrauchten Produkten? Wenn ich mir irgendwo ein Drumset gebraucht kaufen will finde ich immer irgendwo was. Ein bisschen habe ich den Eindruck, dass soviele Drumsets garnicht gebraucht werden wie man produziert.
    Hinzu kommt dann noch, dass man bei einigen Herstellern garnicht mehr durchblickt, was die eigentlich anbieten und wo im einzelnen die Unterschiede sind (siehe Thread zum Thema Pearl Produktpolitik und seine 300 Serien mit drei Buchstaben)
    Die ganzen Billiganbieter tun dann noch ihr übriges. Ich wüsste beispielsweise nicht, warum man zu seiner Zeit teure Acrylschlagzeuge hätte kaufen sollen, als es noch die Fame Acrylsets im Music Store gab.

  • Ist das eine Krise? Sicher ist es nicht einfacher für die OEM Hersteller, mit einem transparenteren Gebrauchtmarkt, einer nicht beliebig wachsenden Anzahl an Trommlern und einer Nachfrageverlagerung auf elektrisches Equipment.


    Andererseits fragt man sich halt schon, mit welcher Geschäftsidee und welchem Marktverhalten manche Firmen meinen, den großen Playern auf dem Markt ans Bein pinkeln zu können. Wenn man ehrlich ist, sind es mit wenigen Ausnahmen doch immer noch die gleichen Namen, die den Akustik-Trommelmarkt bedienen wie vor fast 30 Jahren: Tama, Pearl, Sonor, Ludwig, Gretsch, Yamaha. DW und Mapex haben sich etwas später noch platziert, aber dann? DDrum, RMV, Odery und wie sie alle heissen, auch Drumcraft zuletzt. Ich finde es ja auch gut, wenn's auf dem Markt mal was neues gibt, nur ist es halt so, dass eine Trommel mit verzogenen Spannreifen, unrunden Kesseln und Scheiß-Gratungen zwar günstig sein kann, aber deswegen auch nicht so dolle klingt. Und mit der Qualität hatten ja wohl viele der neuen Companies Probleme, vor allem die, die über den Preis rein wollen. Solche Qualitätsprobleme haben ja schon Traditionsfirmen wie Ludwig immer wieder das Leben schwer gemacht. Dass dann diese Firmen auch schnell wieder den Abflug machen, ist klar. Shit in Shit out :) Und Premier ist schon seit Jahrzehnten ein kleiner Player, der nie so richtig aus dem Pudding gekommen ist. Und der fährt dann halt bei einer natürlichen Marktauslese als erstes nach den No Names in die Grütze. Gretsch und wohl auch Ludwig waren ja auch mehrmals kurz davor.


    Nächste Annahme: Das Geld wird bei den Trommelfirmen mit den eher günstigeren Sets verdient, da geht einfach mehr Masse über den Tisch. Und wenn ich dann ein Fame, Millenium, ddrum Diablo oder so was angucke, mit pickligen Verchromungen, schief verschraubten Snare-Strainern, unrunden Kesseln, schlechten Gratungen und schlecht drehenden Stimmschrauben, da darf ich mich auch nicht wundern, wenn sich das am Markt nicht durchsetzt. Da steht mein olles 94er Pearl Export heute noch gut dagegen da, und klingen tut es auch. Und für mein Zweitdomizil hab ich mir gerade eins von den neuen Exports als Shellset spendiert, das ist halt für das Geld schon sehr gut. Die Hoops sind plan, die Kessel absolut rund, saubere Gratungen usw. Und klingt Sahne mit guten Fellen. Gleiches gilt für Tama Imperialstar oder die Catalinas von Gretsch. Ja, alles Made in Taiwan oder ähnlich, ist mir aber wumpe, solange dort Qualitätskontrolle herrscht. Der Billigkrams von Fame und Konsorten wird auch da gemacht, nur ohne Qualitätskontrolle, so ist das dann halt auch. Und wer so einen Unfug absondert wie Premier mit diesem lachhaften Spirit of Maiden-5 Piece Set, der darf sich über schwindende Marktpräsenz nicht wundern.


    Ist auf dem Beckenmarkt ja auch so: Zildjian, Paiste, Sabian, Meinl. Die hatten sich bis Mitte der 90er etabliert, die Istanbuls halten sich in ner Nische, alles andere kackt ab. Warum das so ist, kann man gut an der abebbenden Diril-Mania verfolgen: Der Billig-Kunde kennt das nicht, weil kein gescheiter Vertrieb da ist, und der Fortgeschrittene ist genervt, weil jeder Teller anders klingt und Ersatz bei Beschädigung kaum zu bekommen ist. Das ist hier nicht das hohe Lied auf die großen 4. nur kriegen die das für eine gescheite Marktpräsenz halt einfach am besten hin. Dass Paiste 101 oder Zildjian Planet Z soundmäßig nicht mit einem Diril Saluda Ottoman Yaz SulTan Custom Handhammered by Murat Cemdöclur mithalten kann, ist klar. Das interessiert die Masse, die diese Messingteller kauft, aber auch nicht. Der will ne gescheite Marke, die er kennt. Der Fortgeschrittene (s.o.) kennt seinen Sound besser, und der könnte auch ein Nischenprodukt kaufen (Diril oder so). Wenn der dann allerdings aufgrund eines Soundfiles ein brillant und kurz ausklingendes Crash bestellt und dann ein etwas trashig und lang auschwingendes Crash kriegt (alles handgeklöppelt von Masterdengeler Murat s.o.) hört der Spaß auf, zumal bei den Waschküchenvertrieben ja auch oft Umtausch und Gewährleistung schwierig sind (wer weiß was Murat sich da dann wieder zurechtgehämmert hat). Da greift man dann lieber etwas tiefer in die Tasche, wenn die Qualität mit den Erwartungen übereinstimmt.


    Gerade auf dem Akustik-Trommelmarkt ist es halt auch schwer, sich mit etwas am Markt zu positionieren, was es noch nicht gibt. Ich erinnere nur an SB Drums, die angeblich besten Drums der Welt. Die hatten lauter Features, die sonst keiner hat (lag vielleicht daran, dass es auch keiner braucht), und das zu astronomischen Preisen. Am Ende des Tages waren es aber auch nur runde Trommeln, die scheisse klingen, wenn man sie nicht gescheit stimmt.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Jürgen hat zwar nicht unrecht, gleichsam ist die Schwere der Krise (also zig Hersteller nahezu zeitgleich betreffend) etwa Mitte der 2000 ' er und danach über viele hereingebrochen. Manche sprachen da von erhöhten Rohstoffpreisen, erhöhten XY etc. etc. Am Anfang war das alles eher nebulös und klang nach Floskeln.


    Dann kam tatsächlich vor mehreren Jahren der Downgrade divserer Sets/Serien diverser Hersteller. Nahezu zeitgleich. Da mußte es jedem klar werden, was los ist. Dazu hatte ich an anderer Stelle schon geschrieben, deswegen hier dazu nix mehr. Das wird auch von vielen Endkunden nicht erkannt, da insbeonsdere Downgrades durch offensives Markerting-Geblubber oftmals als neue tolle Features kaschiert werden oder mit einem! neuen minimal-Feature von dem Entfernen wertiger ehemals vorhandender Produktfeatures abgelenkt! wird. Ich verwette sogar meinen Hintern, dass diese These viele bestreiten würden (weil sie das Wissen oder "das Auge" für die Downgrades etc. nicht haben). Egal... :D


    In den Medien fand zu dieser Entwicklung fast nichts statt. Welcher Pressesprecher (ohnehin in der Branche eher in Personalunion tätig :D ) sagt schon gerne, dass sein Job in Gefahr ist oder ruft eine Zeitung an und sagt "kommt doch mal vorbei und berichtet in Wort und Bild, dass nun der Produktionsbereich 3 Tage in der Woche still steht, oder zwar noch jeden Tag produziert wird, aber in kürzeren Schichten oder mit viel weniger Mitarbeitern, weil die Auftragslage so schlecht ist". Das sind Nachrichten die wir (fast) nie lesen werden, weil solche Meldungen auch potientielle (neue) Auftraggeber abschrecken könnten/würden u.a. bezüglich der Sicherheit/Verläßlichkeit zukünftig dort zu fertigender Drum-Serien etc. etc.


    Auch hat bekanntlich keine! Zeitung/Journalist/Drummer oder wer auch immer die Wahrheit gepachtet... es gibt dutzende! Indikatoren mehr, für das was seit Jahren los ist. Zumal es von vielen der Branche unter 4 oder 6 Augen seit Jahren auch offen ausgesprochen wird.


    Untenstehender Link ist keinesfalls als Allein-Indikator für "die Krise" zu betrachten. Nein! Hier wird das Brennglas nur auf einen Teilaspekt der ehemals florierenden Drumproduzenten Taiwans gerichtet. Aber dieser Bericht brachte es damals zumindest aus der Sicht mancherr taiwanesischer Hersteller auf den Punkt. Insbesondere da viele der oben genannten Sets schon seit Jahren nicht mehr aus Taiwan kommen sondern aus China etc. Aber nochmals: der Bericht kann allenfalls Rookies einen kleinen, oberflächlichen (schnellen) Teileinblick geben, das gesamte Szenario ist deutlich weiter zu fassen und geht weit über die Probleme diverser taiwanesischer Drumhersteller hiinaus.


    Taipeitimes


    edits: Rechtschreibungsdefizite und mangelnde Sehkraft beim Paarungstanz

  • Also wenn ich mich nicht irre, ist über das Thema "Krise" schon mehrfach diskutiert worden. Vielleicht nicht als Hauptthema, aber im Kontext mit anderen Thematiken. Nichtsdestotrotz hat druffnix das schon ganz gut formuliert. Was hier noch nicht erwähnt wurde, ist, dass viele der Marken genau mit der Rezession Anfang 2000 in wirtschaftliche Notlage geraten sind, weil die Banken plötzlich zunächst zugesagte Kredite für bereits georderte Ware plötzlich nicht mehr freigegeben habe, weil ihnen selbst das Wasser bis zum Hals stand dank der eigenen Unfähigkeit.


    Die Folge war für einige Unternehmen, dass sie entweder Insolvenz anmelden mussten oder aber Alternativen zur Überbrückung der Produktionsengpässe entwickelten. Dass bedeutete auch für einige Serien, dass dort die Sets plötzlich Hardwarekomponenten der anderen (teureren oder aber billigeren) Serie spendiert bekamen (was halt gerade da war), nur, damit die Fabriken nicht stillstehen. Das wurde dann natürlich am Markt später als eine X-geartete Innovation in einer Serie verkauft. Besonders leichte (minderwertige) Hardware bei hochpreisigen Sets (in der Hoffnung, dass das nciht so auffliegt, wie bei Premier damals), "hochwertiger" Kunststoff hier und da ... oder aber plötzlich (noch vorhandenes) Metall statt Kunststoff in billigeren Serien, weil der billige Kunststoff nicht mehr geliefert wird, solange keine Knete da ist. Kein Hersteller wollte seinen Kunden sagen: Sorry, zwei Jahre lang wird es das Set nicht geben, weil wir keine Böckchen geliefert bekommen.


    Dass die ganzen Kneiper, Wantander, Mülleniums etc. den Markt mit Schrott zudem kaputt machen, ist dann das Tüpfelchen auf dem i. Der Markt ist in Westeuropa, Japan und den USA ziemlich gesättigt. Und daran wird sich auch in den kommenden zehn Jahren wenig ändern. Vor allem auch deshalb, weil einige der renommierten großen Marken sich ihren eigenen Markt mit fragwürdigen Einsteigersets seit einigen Jahren selbst kaputt machen. Wer z.B. ein - sagen wir mal - Mapex Tornado zum Einstieg kauft und das übel findet, der bleibt wohl nicht bei Mapex. Der kauft sein nächstes, teureres Set vermutlich bei der Konkurrenz von z.B. Pearl oder auf dem Gebrauchtmarkt. Und wenn Sonor 300 Einsteigerserien auf den Markt wirft, macht es die Sache auch nicht besser. Und auch nicht die Gewa, die Kram auf den Markt wirft und bei leicht zu gernger Rendite wieder einstampft (Basix, DC... mal sehen, ob die dw und Gretsch auch irgendwann einstampfen). Vertrauensbildend, Kundenbindend ist das nicht.


    Natürlich gibt es Unternehmen, wie DW oder Premier, die in einem einmaligen Blindflug gen Insolvenz geflogen sind, aber auch viele andere sind enorm ins Straucheln gekommen, und das nicht, weil sie im Grunde schlecht gewirtschaftet haben, sondern weil andere Wirtschaftsteilnehmer ihnen das Leben zur Hölle gemacht haben. Dazu zählt auch der Endverbraucher, der immer alles billiger haben will und auch alles haben will. Sonst ist er beleidigt. Die Wertschätzung für die Arbeit im Instrumentenbau ist, wie bei fast allen handwerklichen Dingen, fast nicht mehr vorhanden. Geiz ist geil. Leider.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Die Krise ist schwierig zu übersehen. Der Instrumente-Markt ist von einem für Musiker zu einem für Allgemeinkonsumenten mutiert.
    Aufschlussreich sind diesbezüglich z.B. die Verkaufs-Rankings vom Großverkäufer.


    Bei Gitarren gibt es zumindest noch den Design-Unterschied, der es z.B. Fender ermöglicht, selbst Billigkopien anzubieten.
    http://www.thomann.de/de/cat_rank.html?ar=241193


    Trommeln sind dagegen meist runde Holzzylinder, die sich äußerlich alle ähneln. Sich aufdrängende Erkennungsmerkmale sind lediglich BD-Resofelle.
    http://www.thomann.de/de/cat_rank.html?ar=136765


    Dazu kommt, dass Trommeln laut sind, Musik stört und ist allgemein unerwünscht. Dabei kommt das sowas zustande:
    http://www.thomann.de/de/cat_rank.html?ar=360221


    Hier im Forum wurde schon öfters mal die Frage aufgeworfen, wieviele E-Drums-Spielzeuge wohl im Vergleich zu Akustiksets verkauft werden. Hat jemand dazu belastbare Daten?
    E-Drums-Hersteller stecken scheinbar weniger in der Krise.


    Dass Musikinstrumente nur teilweise von interessierten Musikern, hauptsächlich aber von desinteressierten Kindereltern gekauft werden, ist wohl nichts Neues.
    Bedeutend ist aber der Zusammenhang, dass mehr und mehr klar wird, dass Hochwertiges nur noch als Kür hergestellt werden kann, nachdem die Lowprice-Pflicht erfüllt ist.
    Dies ist in einem kunstverwandten Wirtschaftsbereich schwer zu verkraften. Kunst wird allgemein geringgeschätzt, darf nicht viel kosten - dass das Kind aber nur mit teuren Markenschuhen auf den Sportplatz geschickt wird, ist dagegen Ehrensache.


    Die berühmte Schere bei der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Privathaushalte tut ihr übriges. Wenn der (nicht Mode-, sondern Fakten-)Trend ist, dass immer mehr Haushalten immer weniger zur Verfügung steht, gibt's eben in der Masse Aldi anstatt Edeka, vom Wochenmarkt ganz zu schweigen. Der Konsument wird's überleben, der Premiumhersteller tendiert zur Krise.


    Hier im Forum wird es jeden Tag dokumentiert. Frage: Welches Drumset? (Budget 300 EUR). Antwort: Gibt's nicht. Frage: Gibt's ja wohl? (Wegwerfprodukt-Link). Antwort: Dann lieber gebraucht.
    Alles völlig richtig, aber dass dabei einige anspruchsvolle Hersteller auf der Strecke bleiben, ist doch wenig verwunderlich?

    -
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  • Danke, so wollte ich es in etwa auch sagen..

  • Also ich hätte da mal eine gewagte These:
    So verdammungswürdig dieser ganze Billigschmonz ist - ermöglicht denn das Fame-Set für 279,59 nicht erst vielen Kids bzw. deren Eltern den Erwerb und die Benutzung eines Drumsets ?
    Bei wirklich guten Instrumenten müßten die meisten doch passen. Und das hat nichts mit geilem Geiz zu tun, sondern manche haben einfach nicht viel auf Tasche! Gerade mit mehreren Kids.
    Kunst ist eben auch ein Luxus, den man sich erst mal leisten können muß!
    Und wer weiß schon, ob der Nachwuchs überhaupt bei der Sache bleibt? Und wenn doch, wird später vielleicht doch auch mal ein Premiumprodukt erworben.
    Das ist doch quasi das "Anfüttern".
    Außerdem habe ICH den (völlig subjektiven und unbelegbaren) Eindruck, dass heute weitaus mehr Kids musizieren und auch drummen, als zu meiner Zeit. Heute gibt es doch viel mehr gute Musikschulen oder Leute, die Schlagzeug-Unterricht geben - zumindest war das hier auf dem platten Land in den frühen 80ern nicht so. Die heutige Infrastruktur, einschl. erschwinglicher Instrumente, ermöglicht doch Vielen mehr zu musizieren.
    Das muß der Industrie langfristig auf jeden Fall Kunden bescheren.
    Allerdings bejahe ich, dass garantiert mehr produziert als gebraucht wird - wie fast überall.

    An meine CDs lasse ich nur Haut und Wasser... !


    "E.F. stört wiederholt durch unqualifizierte Bemerkungen und widerspricht fortwährend!"
    (Klassenbucheintrag 1983)

  • Gewagte These. In der Tat.


    Das Billigset ermöglicht sicherlich so manchem den Einstieg in die Musik. Aber: Bleibt man auch dabei? Eher nein.


    Früher war ein Einstieg auch möglich, da wurden bessere Sets einfach gebraucht gekauft. Und wenn es schon 30 Jahre alt war... so what? Heute MUSS aber alles NEU UND BILLIG sein. Denn dem Kind kann man ja kein gebrauchtes Instrument unter den Weihnachtsbaum stellen. Schlecht für's Ego.


    Wenn ich zurückdenke, meine erste Gitarre, die hatte zwei Vorbesitzer. Und dennoch habe ich sie gehegt und gepflegt, als wäre sie neu. Weil ich auch wusste, dass diese Gitarre nicht billig war, weil meine Eltern das Portemonnaie weiter als sonst aufgemacht haben, um mir das Gitarrespielen zu ermöglichen. Weil von der teuren Gitarre eine ganz andere Ausstrahlung ausging, als von meiner Plastik-Kindergitarre, die ich mit 3 Jahren hatte. Gegenüber dem Instrument gab es eine Wertschätzung und damit eine unbewusste selbstverpflichtung, dem Engagement der Eltern irgendwie entgegen zu kommen. Das bedeutete damals für mich: Du muss Gitarre spielen lernen. Acht Jahre Gitarrenunterricht folgten, auch weil der Klang der Gitarre gut war und ich spürbare Fortschritte machte. Ich spielte ein Instrument, dass mir Freude bereitete.


    Heutzutage sind die Instrumente schlecht, aber spottbillig. Es wird neu gekauft, untern Tannenbaum gestellt und wenn's nach zwei Monaten dann doch nicht gefällt... ach, waren ja nur 200 Euro, die da versemmelt wurden. Die Wertschätzung gegenüber Musikinstrumenten wird mit dem Billigtand schrittweise zerstört. Instrumente sind ein kurzzeitiges Vergnügen, für das man nicht viel investieren muss und will, denn morgen ist ja die neue Playstation raus und dann sind die Prioritäten wieder anders. Was ist die Konsequenz? Billigkram wird verkauft wie blöd, der aber kaum bis gar nicht Gewinne einfährt. Die überlebenswichtigen Einnahmen werden im teureren Instrumentensektor eingefahren. Und der wird mit dem "Schrottdrum" kaputt gemacht, weil das 08/15-Set kacke klingt, immer umfällt und keine Leidenschaft beim Sprößling wecken kann, wie ein vernünftiges Musikinstrument. Keine Wertschätzung. Und Mama und Papa haben das Geld ja dicke, morgen gibt's dann halt ein 120 Euro Saxophon, das bringt dann vielleicht zwei Wochen länger Spaß.


    Anstatt dass sich der Sprössling über sein Schlagzeug freut und darauf übt und das INSTRUMENT ernst nimmt, wird es beliebig, weil es scheisse ist. Beliebiges verliert seine Käuferschicht - schrittweise.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Der Markt ist müde.
    Ich überlege seit letztem Jahr ob ich mir ein neues Set holen soll. Einfach um den Habenwollen-Trieb zu stillen und einfach mal was anderes zu haben.
    Am Beispiel Pearl hätte ich gerne ein Masters. Aber warum? Mein SBX ist zu 95% ein Masters. Es wird bzw. wurde in der Werbung nur anders beschrieben.


    Gerald hats schon gesagt:


    Zitat

    ...da insbeonsdere Downgrades durch offensives Markerting-Geblubber oftmals als neue tolle Features kaschiert werden oder mit einem! neuen minimal-Feature von dem Entfernen wertiger ehemals vorhandender Produktfeatures abgelenkt! wird.


    Die neuen Masters zum 70 jährigen Geburtstag sind natürlich völlig neu, innovativ und die besten und günstigsten Masters Kits die es je gab.
    Still und leise wurden die Master Cast Hoops durch Super Hoops ersetzt. Das super duper neue Feature ist die Anlehnung an das alte MMX.
    Genau... dünne Ahornkessel mit "Re-Enforcementrings" (hört sich voll nach Hightech an) gab es ja zwischenzeitlich nie! (MMP *hust* :whistling: )


    Was soll denn noch kommen? Der Markt ist gesättigt, Innovationen gibts keine. Die letzte große Innovation waren die Freischwingsysteme.
    Anfänger lassen sich von ihren Eltern billigste Millenium/Fame/Wasweißich für 300€ schenken. Ein winziger Prozentsatz fragt hier nach und kauft sich was gutes gebrauchtes.
    Ich kaufe Kits meistens als Auslaufmodell günstiger. Einzeltrommeln gibts bei Pearl noch Jahre später zum Listenpreis. Ansonsten gebraucht. Warum also neu kaufen?


    Zitat

    Heutzutage sind die Instrumente schlecht, aber spottbillig. Es wird neu gekauft, untern Tannenbaum gestellt und wenn's nach zwei Monaten dann doch nicht gefällt... ach, waren ja nur 200 Euro, die da versemmelt wurden. Die Wertschätzung gegenüber Musikinstrumenten wird mit dem Billigtand schrittweise zerstört. Instrumente sind ein kurzzeitiges Vergnügen, für das man nicht viel investieren muss und will, denn morgen ist ja die neue Playstation raus und dann sind die Prioritäten wieder anders. Was ist die Konsequenz? Billigkram wird verkauft wie blöd, der aber kaum bis gar nicht Gewinne einfährt.


    Wegwerfgesellschaft wie sie leibt und lebt.
    Ganz typisches Verhalten. Ist ja mittlerweile bei allem so, nicht nur bei Musikinstrumenten.


    Zitat

    Außerdem habe ICH den (völlig subjektiven und unbelegbaren) Eindruck, dass heute weitaus mehr Kids musizieren und auch drummen, als zu meiner Zeit. Heute gibt es doch viel mehr gute Musikschulen oder Leute, die Schlagzeug-Unterricht geben - zumindest war das hier auf dem platten Land in den frühen 80ern nicht so. Die heutige Infrastruktur, einschl. erschwinglicher Instrumente, ermöglicht doch Vielen mehr zu musizieren.


    Das würd ich jetzt noch nicht mal sagen.
    Früher hat mans halt nicht so direkt mitbekommen.
    Durch Facebook, Youtube und co verbreitet sich alles wie ein Virus.


    Zitat

    Nächste Annahme: Das Geld wird bei den Trommelfirmen mit den eher günstigeren Sets verdient, da geht einfach mehr Masse über den Tisch.


    Das denke ich auch. VW verdient das meiste Geld auch mit Polo und Golf. Einen Passat kann sich kein normal verdienender Bürger mehr leisten.
    Der wird durch Firmen und Autovermietungen in Umlauf gebracht.
    Genauso ist es mit Drums. Die teuren Sets werden nur durch Endorser gespielt bzw in Umlauf gebracht. Ich kenne niemanden der sich ein Reference oder Mastersworks kauft. Viel zu teuer.
    Bei Nischenfirmen funktioniert das nur so. Die Endorser sind die Antriebfeder. Durch Endorsementverträge (eigentlich Knebelverträge) werden anstrebende Musiker dazu missbraucht die eigene Ware in Umlauf zu bringen.
    Dafür gibts ein paar Prozente und andere fragwürdige Vertragsklauseln.
    Das suggeriert nach außen hin Erfolg und Nachfrage. Gebraucht wird man die Dinger nur noch zu Ramschpreisen los, weil sie niemand haben will.

  • Seltsame Sachen liest man hier teilweise.


    Nur kurz, weil wenig Zeit:


    VW verdient natürlich am meisten mit dem Golf, wegen der Masse. Der Gewinn pro Auto ist aber beim Passat höher.
    Alle Premiumhersteller verdienen am meisten mit den Oberklassemodellen. Eine S-Klasse wirft bedeutend mehr ab, als die A-Klasse. Die muss man aber bauen, aus strategischen Gründen, früher Kundenbindung, etc... Verdienen tut man damit nichts.
    Bei den Schlagzeugen könnte es ähnlich sein, wobei ich es hier nicht weiß.


    Die These, dass Billigstsets dem jungen Drummer den Spaß verderben, anstatt dauerhaft ans Instrument zu binden, halte ich für gewagt.
    Als ich anfing, kaufte ich von einem Freund für wenig Geld (für mich war es als Grundwehrdiener aber auch nicht wenig) ein altes Dixon Set. Pressholzkessel, abgebrochene Spannböckchen, Pinstripes, keine Resos, eingerissene Becken, kurzum: alles ziemlich Scheiße und bestimmt noch um ein vielfaches schlechter, als jedes neue Müllenium für 300€.
    Ich habe aber trotzdem die Liebe zum Schlagzeug entdeckt, bin so oft wie möglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Proberaum gefahren, und wollte einfach nur spielen.
    Was ich damit sagen will: Wer das Müllenium für 300€ unterm Weihnachtsbaum nach 2 Monaten nicht mehr angreift, der tut das bei einem Oberklasse SQ2 vermutlich auch nicht mehr.
    Entweder man hat das richtige für sein Kind gefunden, oder man sucht weiter. So sind Kinder nun mal. Ich hoffe zwar, dass mein Sohn auch mal hinterm Set sitzt, bin aber Realist genug um zu wissen, dass das eher unwahrscheinlich ist. An der Qualität der Drums liegt es dann aber bestimmt nicht...

  • Zitat

    Nur kurz, weil wenig Zeit:


    VW verdient natürlich am meisten mit dem Golf, wegen der Masse. Der Gewinn pro Auto ist aber beim Passat höher.


    Nichts anderes habe ich behauptet.
    Natürlich verdient Pearl an EINEM Masterworks mehr als an einem Export. Die Masse machts. Und nur darauf kommts an.



    Zitat

    Alle Premiumhersteller verdienen am meisten mit den Oberklassemodellen. Eine S-Klasse wirft bedeutend mehr ab, als die A-Klasse. Die muss man aber bauen, aus strategischen Gründen, früher Kundenbindung, etc... Verdienen tut man damit nichts.


    Schlechtes Beispiel. VW ist kein Premiumhersteller. Genauso wenig wie Pearl oder Tama.
    Würde DW ein günstiges Einsteigermodell anbieten, wäre das wohl genauso wie mit der A-Klasse.

  • So verdammungswürdig dieser ganze Billigschmonz ist - ermöglicht denn das Fame-Set für 279,59 nicht erst vielen Kids bzw. deren Eltern den Erwerb und die Benutzung eines Drumsets ?


    Das denke ich auch.
    Und wenn dann erst mal die Leidenschaft entfacht, kauft man mehr und mehr Equipment...


    Ich denke auch wie schon irgendwo geschrieben, dass es vermutlich viel zu viele Serien etc. gibt. Wer blickt da noch durch, was der Unterschied von A zu B etc. ist? Und braucht es so viele Serien wirklich? 3 - 5 Serien pro Marke sollten doch reichen, oder? Einsteiger, Fortgeschrittene, Bessere, Semi-Pro, Pro. Mir wäre fast wichtiger, dass es mehr Finishes gibt, als die 1000. Serie. Aber eine neue Serie bringt evtl. mehr Aufmerksamkeit als ein neues Finish.
    Ich selbst interessiere mich gar nicht so sehr für diese Fülle auf dem Markt. Ich gucke gerne Instrumente an, aber ob das jetzt das Böckchen XY oder das was auch immer Z ist, ist mir meistens fast schnuppe. Die Gesamtoptik und der Klang zählen.
    Und ich merke auch, dass ich, wenn ich mal gucke, eh immer bei den gleichen Big Names gucke: TAMA, PEARL, vielleicht noch YAMAHA und GRETSCH, auch mal Exoten... das war es.

  • VW verdient natürlich am meisten mit dem Golf, wegen der Masse. Der Gewinn pro Auto ist aber beim Passat höher.


    Nein, VW generiert den meisten Umsatz (!) mit Gold und Polo. Der meiste Gewinn wird mit den SUV's und dem Passat eingefahren.


    Zitat von redsnare

    3 - 5 Serien pro Marke sollten doch reichen, oder? Einsteiger, Fortgeschrittene, Bessere, Semi-Pro, Pro. Mir wäre fast wichtiger, dass es mehr Finishes gibt, als die 1000. Serie. Aber eine neue Serie bringt evtl. mehr Aufmerksamkeit als ein neues Finish.

    Ja, drei Serien würden rein theoretisch reichen. Wenn z.B. Tama seine Palette abspecken würde auf Imperialstar, SIlverstar und Starclassic, dann reicht das eigentlich dicke. Star-Drums braucht niemand. Rhythmmate will niemand, der ein gutes Set will. Yamaha ist an einer solchen Produktstrategie dichter dran, indem sie "nur" Stage-Custom als Mittelklasseset anbieten und mit Live Custom, Absolute Hybrid und dem Recording Custom drei Top-Sets im Portfolio haben. (Das PHX ist wieder so ein unnützes Ego-Teil, wie ich finde. Nun gut. Wird so selten bestellt, da tut das im Portfolio nicht wirklich weh.) Dennoch ist auch Yamaha gezwungen, Abstriche zu machen, damit sich alles rechnet. Und zwar bei den von Dir gewünschten Finishes. Dort findet bei Yamaha u.a. die Kostenkalkulation statt. Vier Farben für Stage Custom, Live Custom und Recording Custom. Das mag langweilig wirken... aber... es rechnet sich für die Firma.


    Und warum gibt es so viele Zwischenmodelle am Markt? Weil jeder unbedingt sein individuelles Set haben will, keinen Kompromiss in Sachen Spielbarkeit eingehen will. Ich nehme mich da auch gar nicht aus. Wenn ich ein 12er Tom spielen will, suche ich mir ein Set mit einem 12x8er Tom. Ein 12x10er oder 12x12er Tom fällt bei mir aus dem Raster. Bin ich vewöhnt? Ja klar.


    Der zweite Grund für die vielen Modelle ist psychologischer Natur. Wenn jemand sagen wir mal, die Wahl hat zwischen einem Shellset für 500 Euro, 1300 Euro und 2500 Euro, wird er genau auf sein Portemonnaie schauen und sagen: 800 kann ich ausgeben, ergo muss ich mich mit dem 500 Euro-Set zufrieden geben. Wenn die Palette jetzt aber wie folgt ausschaut: 500-900-1300-1800-2300, dann ist der Käufer eher geneigt, das Konto ein wenig mehr zu plündern, weil - psychologisch gesehen - der Schritt vom 500 zum 900 Euro Set ja viel kleiner ist als der zum 1300er Set. Das 900 Euro Set wird also gekauft, obgleich nur 800 ausgegeben werden sollten. Und genau darauf zielen die Firmen ab.


    Ob das sinnvoll ist, ob der Aufwand und der Ertrag nachher in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen, muss man für sich entscheiden.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Nun, was der Generierung von Gewinn anbelangt, war Herr Menzel von Sonor im Video mit Herrn McBrain sehr eindeutig: Sonor hat die günstigeren Serien eingestellt, weil sie damit zwar Umsatz aber aufgrund der absolut geringen Margen eben keinen Gewinn gemacht haben. Die Strategie, sich auf das Hochpreissigment zu konzentrieren, halte ich für stimmig. Zumindest so wird eine Verwässerung des Markenimage durch Billigserien verhindert. Was Bad Berleburg anbelangt, ist das leider ja schon geschehen. Aber, Gretsch, Lduwig, D&W und Co. lassen eben auch in Fernost herstellen. Diese Sets sind ausser den Böckchen und Schilder wahrscheinlich identisch mit denen der großen Musikalienhändler. Aber, das ist ein Markt, für den ich mich seit dem Verkauf meines Tama Rockstars nicht mehr interessiere, somit auch keine Ahnung habe.

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

  • Hallo,


    Vergleiche mit der Autoindustrie sind beliebt wie hinkend.
    Bei Musikinstrumenten haben wir es regelmäßig mit mittelständischen Unternehmen zu tun,
    jedenfalls bei den allseits bekannten. Die Kleineren sind Kleinbetriebe. Dass manche Marke
    konzernanhängig ist, ändert daran relativ wenig.


    Autos dienen einer vermeintlichen Notwendigkeit, Schlagzeuge dienen in der Regel dem Hobby.


    Als ich anfing (Mitte 1980er Jahre), gab es für Einsteiger das Pearl Export und für den
    gehobenen Einsteiger das Sonor Performer.
    Der ein oder andere fand noch ein Tama Swingstar oder dann Rockstar und der Gebrauchtmarkt
    war noch günstig (im Gegensatz zu heute), für ganz Experimentelle gab es auch grausigen Schrott,
    da trennte sich aber schon die Spreu vom Weizen: wer damals anfing, wusste zumindest ein bisschen,
    was er will, die damaligen Anfänger sind heute Eltern von Anfängern und kaufen für ihre Kinder, das
    ist ein riesiger Unterschied: zum einen ist mehr Budget vorhanden, mehr Freude, darand, dass die
    Kinder Popmusik machen wollen (war zu meinen Zeiten nicht so die Regel, schon gar nicht auf dem Dorf)
    und ein gesteigertes Bedürfnis, dass alles in geregelten Bahnen am besten noch kinderzimmertauglich
    gestalten zu wollen. Dort ist das Marktsegment Einsteigergerät eigentlich erst entstanden und dort
    wird es auch verkauft und in der Tat in vielen Fällen elektronisch, früher hatte man den Effekt nur
    beim Klavier (das nur betuchte anschafften), wo der Mittelstand orgelte und der untere Mittelstand
    dann Plastikelektrogeräte kaufte, die sich "Orgel" nannten, glücklicherweise hielt dieser Boom nicht
    lange an.


    Beim Einstiegsschlagzeug wird aber heute praktisch immer auf Vollausstattung und allzu oft auf Elektro
    gesetzt. Früher hat man sich das Zeug auch mal aus Einzelteilen selbst zusammengestellt (und dabei
    gelernt) und musste sich auch selbst darum kümmern, wo man den Lärm bedienen konnte.
    Heute bekommt man das zu Weihnachten mit Girlande und Stromanschluss nebst Unterrichtsgutschein
    und Kunststoffpflegepolitur.


    Grüße
    Jürgen

  • Der zweite Grund für die vielen Modelle ist psychologischer Natur. Wenn jemand sagen wir mal, die Wahl hat zwischen einem Shellset für 500 Euro, 1300 Euro und 2500 Euro, wird er genau auf sein Portemonnaie schauen und sagen: 800 kann ich ausgeben, ergo muss ich mich mit dem 500 Euro-Set zufrieden geben. Wenn die Palette jetzt aber wie folgt ausschaut: 500-900-1300-1800-2300, dann ist der Käufer eher geneigt, das Konto ein wenig mehr zu plündern, weil - psychologisch gesehen - der Schritt vom 500 zum 900 Euro Set ja viel kleiner ist als der zum 1300er Set. Das 900 Euro Set wird also gekauft, obgleich nur 800 ausgegeben werden sollten. Und genau darauf zielen die Firmen ab.


    So habe ich das noch nie gesehen, aber hier dürftest Du recht haben. Das sind ja echte Fuxe, diese Schlagzeug-Firmen ;)

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