Ich nochmal.
Zum Thema Serien:
Alte Aveden sind günstig und gut für diese Zwecke, sofern sie nicht zu dick sind. Seppel hat ein 24" Avedis aus den 50ern , das ist schlicht der Wahnsinn. Außerdem ein 20" A Thin Crash aus den 70ern, das er von mir gekauft hat. Das Ding ist ebenfalls irre gut. Sehr sensibel, mit einer großen Dynamikrange, mal sanft, mal fauchend, aber immer warm und elegant.
Formula 602 können auch sehr gut im Jazzkontext funktionieren. "Dr. Paiste" Hochi preist sie gerne als exzellente Jazzcymbals an. Ich habe mittlerweile mehrere gespielt und möchte diese Einschätzung nicht uneingeschränkt teilen. Die meisten 602 waren zwar gut, aber nicht brilliant. In meinen Augen klingen sie zu klar, nicht komplex genug. Aber das ist der typische 602-Klang. Entweder man liebt es oder nicht.
Seit geraumer Zeit spiele ich aber ein uraltes (pre-serial-number) 602 22" Thin, welches ich einfach nur geil finde. Das Ding ist ganz schön runtergekommen, mit einigen Kratzern und Dellen, aber es klingt fantastisch.
Wenn du das Glück hast, gebraucht oder neu ein Spizzichino erstehen zu können: Mach es.
Roberto Spizzichino (Ex-Ufip) fertigt allerfeinste Jazzcymbals auf höchstem Niveau, als Ein-Mann-Betrieb in völliger Handarbeit. Manche sind näher an den guten alten Istanbul-Ks als die Istanbul-Ks selber.
Ich hab eines und bin glücklich.
Bei den Istanbul-Ks (wenn Geld wirklich keine Rolle spielen sollte) bist du besser vorsichtig. Die Dinger sind zwar der Mythos schlechthin, aber leider sind neben sehr vielen Traumbecken auch so manche Stinker dabei. Also nicht vom Mythos blenden lassen, sondern genau hinhören vorm Kauf. Wobei du aber im Regelfall vor Begeisterung schlicht hintenrüber fallen wirst, und das völlig zu Recht.
Paiste Traditionals sind auch noch eine interessante Option. In meinen Augen unterliegen die Trads nicht der sonst so typischen Paiste-Konstanz, bei der ein Becken so klingt, wie ein anderes. Das kann ein Risiko sein, aber auch Chancen bergen.
Ich hatte mal eine 14" Trads Hi-Hat, die hatte ein grausiges Oberton-Sirren. Andere wiederum waren ohne Einschränkung toll.
Trads klingen in meinen Ohren zwar jazzig, aber nicht alt. "Akustische Patina" bekommen sie werkseitig also nicht mitgeliefert. Trotz aller Individualität klingen die Trads immer noch typisch Paiste-like, finde ich. Wenn du also auf den Paiste-Sound stehst, wirst du damit auch gut fahren können.
Anders die K Constantinople von Zildjian. Das, welches ich mal mein Eigen nannte (20" Light), klang alt. Und supergut. Holziger stick-sound, dunkler, mystischer, komplexer wash. DF hatte zur gleichen Zeit das gleich Modell, welches aber komplett anders klang. Es hatte einen dunkleren stick sound, dafür einen helleren wash. Konstanz ist hier also auch nicht gegeben (sowieso ist Konstanz keine typische Zildjian-Tugend). Ich kann die K Cons auf Grund meiner positiven Erfahrung wirklich empfehlen, auch wenn sie in US-Foren gerne mal gebasht werden.
Das hier waren jetzt nur die meisten Serien, mit denen ich bisher zu tun hatte. In Wirklichkeit gibt es noch vieles mehr. Vergiss auch die ganzen Türken nicht. Da gefällt mir Bosporus am besten, das sind irgendwie die einzigen (Türken), die es momentan hinbekommen, wirklich dünne Becken an den Start zu bringen. Check auch mal die Meinl Byzance. Werden auch in der Türkei (Samsun) von Ex-Istanbul Mehmet-Beckenschmieden hergestellt, sind aber Meinl-typisch günstig, besonders gebraucht. Leider ist die Größenauswahl recht eingeschränkt.