jazz anfänger

  • Liebe Drumkollegen,
    ich spiele (autodidakt) seit ungefähr 10 Jahren Schlagzeug.
    Ich habe immer nur "Rock" gespielt und mich seit vielen Jahren auch nicht mehr weiterentwickelt, da es für mich BIS JETZT ausreichend war.


    Nun habe ich mir vorgenommen, dass ich mich weiterbilden möchte und da schwebt mir Jazz vor.


    Ich bin seit einer Woche dabei, mich mit Jazz zu befassen und im übe im Moment mal Basic Triplets.


    Ich würde mich jetzt für paar Tipps freuen, wie ich das Jazz - Feeling bekomm.
    (Seien es Tabs, Notationen, Rudiments, Videos ...)


    Zusätzlich freue ich mich sehr über Künstler/Songs/Alben zum Einstieg in die Jazz Welt!


    Freue mich auf Eure Antworten!
    Mit lieben Grüßen,
    Flow

    Einmal editiert, zuletzt von flowison ()

  • Such dir zum Einstieg doch einen Lehrer der in dem Gebiet bewandert ist. Nur für die ersten Stunden.
    Das wird wesentlich effektiver sein als sämtliche Versuche einer Onlinecommunity, dir zu diesem Thema TIps zu geben da grade beim Jazz viel vom Feeling und den richtigen Bewegungsabläufen abhängt, vor allem im Bezug auf das klassische Ridepattern.


    Was du natürlich rein technisch machen kannst wären diverse Koordinationsübungen. Weiß nicht, wie fit du bist und was dir Probleme bereitet - anfänglich wäre eine Übung, die Hihat auf die 2 und 4 mitlaufen zu lassen ganz gut. Beispielsweise wenn du eben Triolen auf der Snare übst.
    Alternativ kannste dich ja schonmal an das klassische Ridepattern rantasten (und dazu die Hihat auf 2 und 4 laufen lassen):


    Wenn das sitzt kannst du mal versuchen, mit der linken Hand Compings zu spielen, indem du die einzelnen triolischen Achtel spielst. Also immer erst die erste jeder Viertelnote, dann die zweite, dann die dritte. Genauso kannst du natürlich gruppieren: 1. + 2.; 2. + 3., 1. + 3.; 1. + 2. + 3.
    Das Ganze kannst du auch auf den Füßen anwenden.


    Wenn das sitzt könntest du in die Polymetrik gehen und über das Ride-Hihat-Gerüst triolische Viertel auf der Snare spielen...aber ich denke, das schießt jetzt für den Anfang über das Ziel hinaus.


    Du könntest dir mal "The Art Of Bop-Drumming" von John Riley anschauen, das hilft mir nach wie vor enorm weiter :)


    Anhören könntest Du Dir Miles Davis (z.B. Kind of Blue), Herbie Hancock (z.B. Emyrean Isles), Art Blakeys Jazz Messengers, Cannonball Adderley, Keith Jarrett Trio, Lester Young, Charlie Parker...die Liste ist ewig lang :D

  • Einstieg ins Jazz-Drumming.... da gibt es viele Wege einzusteigen, aber ein Lehrer für das grundlegende Schema, für Gefühlentwicklung zu haben, wäre schon mal ganz richtig.


    Online gibt es unglaublich viel, nicht alles ist sinnvoll. Denn ob du nun Bop, Cool Jazz, Gypsi-Jazz oder Fusion-Jazz spielst oder noch was anderes, das alles beeinflusst dein Jazzdrumming.


    Vielleicht ist das aber mal ein brauchbarer Einstieg.


    [video]http://www.youtube.com/watch?v=qz1EOtI-R3E[/video]


    [video]http://www.youtube.com/watch?v=G13NEVAm6-o[/video]

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • vielen dank schon mal für die super antworten!
    mir ist bewusst, dass ein lehrer besser wär, hab aber im moment kaum geld (student).


    zur 1. antwort:


    die ridepattern, hihat auf 2-4 und snare hab ich bereits draussen.
    hab mir auch den shuffle (half time shuffle von toto - rosanna zb) bereits angeeignet (natürlich noch nicht allzu flüssig).


    das mit den compings versteh ich nicht genau und das mit der polymetrik
    kannst du mir das vll genauer erklären?


    sonst vielen dank für die tipps und videos einstweilen!

  • Comping = Complementing, also die Art - zumeist des Spiels der linken Hand (z.B. Snare), mit dem das Stück ergänzt, erweitert, akzentuiert wird. Das grundlegende Comping besteht z.B. darin, dass Snare und Ride das identische Pattern spielen, oder aber das ein Teil des Ridepatterns auf die Snare verlagert wird.


    Polymetrik = Googlen. Ist eigentlich recht selbsterklärend. gleichzeitiges Auftreten mehrerer metrischer Muster in einem Stück, am Drumset also eine Metrik auf Ride, eine andere an der Bassdrum z.B.

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • danke!


    also die von dir geposteten videos hab ich jetzt drauf!


    Das glaube ich nicht :D .... erstmal: Das ist ein Basic pattern für Swing... Jazz ist nicht nur dingdingAding....
    Jazz kann alles (mögliche) sein.....


    Das zentrale in den "basic" Pattern des Swing ist der Puls.... 4-tel Noten, meist auf dem Ride... alles andere ist quasi optionales Beiwerk...
    Du kannst spielen was Du willst, 7 gegen 4, Clave mit dem Fuß zu double time samba swing...interessiert keine Sau wenn die Basics nicht passen...
    Swing ist sicherlich ein guter Einstieg in die Musik die man gemeinhin Jazz nennt...


    Mein Tipp: Real Book besorgen, Stücke auschecken und dann spielen, spielen, spielen...
    Garantiert gibt es auch in Deiner Gegend einen Club wo regelmässig Jam-Sessions stattfinden...manchmal sogar explizit Jazz... ;)
    Wenn Du das Swing Pattern beherrschst, in allen möglichen Tempi mit stabilem Puls, kannst Du schon mal 50% der Sachen mitspielen die auf solchen Session gespielt werden.
    Dann brauchst Du noch ein grundlegendes Bossa-Pattern, die nächsten 35% des Repertoires... die restlichen 15% sind dann FUnk, Samba oder was auch immer...
    Ein wenig Besenspiel und Du bist auch für die Balladen mit Gesang gewappnet...Musikalische Grundlagen wie typische Formen von Stücken ("AABA" sei als häufigster Vertreter genannt) lernt man dann auch ganz flott...
    That's it...rausgehen, Spass haben...keine Scheu, jeder hat irgendwann zum ersten Mal bei einer Session gespielt... :) :thumbup:


    Literatur - gibt es unendlich viel... John Riley bietet schon mal einen fundierten Einstieg mit netten Play-Alongs.
    Es gibt tolles Videos von Peter Erskine wo er gaaaaanz am Anfang loslegt und toll erklärt...
    Und dann gibt es hunderte und tausende von tollen Platten, Videos, Livekonzerten und so weiter...


    Hau rein...

    nosig

  • Zitat

    also die von dir geposteten videos hab ich jetzt drauf!

    Glaub ich auch nicht. :D Die technische Komponente ist ja nur ein Teilaspekt. Das Gefühl ("Feeling") ist halt das entscheidende und diese Pattern so zu spielen, dass sie x-mal verschieden klingen und Emotionen transportieren, das geht nicht so über Nacht. Wäre auch zu schön. ^^


    Hör dir das mal an, das ist alles Jazz, aber deutlich anders... achte mal insbesondere auf die Drums. Bestimmte Pattern erkennt man hier und da wieder, aber der Charakter, das Feeling ist ein gänzlich anderes


    Leicht melancholisch
    [video]http://www.youtube.com/watch?v=r_DJJyJ5Ogg[/video]


    Party
    [video]http://www.youtube.com/watch?v=qxeb0cwjE8U[/video]


    Großstädtische cool positiv
    [video]http://www.youtube.com/watch?v=RYDGzJDJeDI[/video]


    Flott, fordernd, wie eine actionreiche Verfolgungsjagd.
    [video]http://www.youtube.com/watch?v=__OSyznVDOY[/video]


    Übercool vom Stil, aber warm, umhüllend...
    [video]http://www.youtube.com/watch?v=nzpnWuk3RjU[/video]


    und was z.B. Al Jarreau aus diesem Stück gemacht hat, viel funkiger...
    [video]http://www.youtube.com/watch?v=hhq7fSrXn0c[/video]


    Und und und. Richtig wild wird's bei Free-Jazz (Definitiv nicht jedermanns Sache. Ich find's z.B. doof)

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • um missverständnisse vorzubeugen:


    ich habe natürlich nicht über nacht gelernt wie die basics von jazz funktionieren.
    was ich meinte war, dass ich die ersten videos und die ride pattern (aus den ersten posts) im moment viel spiele und technisch weiß, wie die gehen.
    mir geht es ums feeling (ich glaub dass macht den jazzer auch aus), und dass kann man nicht über nacht sich aneignen.


    ich klopf zu zeit, genau so wie ich mit dem schlagzeug spielen angefangen habe, permanent auf meinen oberschenkel herum und übe triplets und akzente.
    macht auf jedenfall riesen spaß!!


    danke für die vielen weiteren videos! take five gfallt ma gut!


    kann mir jemand noch kurz und knapp shuffle und swing erklären?


    LG & danke euch allen!

  • Also er hier kann Dir die Schaufel erklären…


    [video]

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    [/video]



    ah, ah, ah eh, one e and e, oh I love it…

  • Jazz ist ja weniger ein Musikstil als vielmehr ein Sammelsurium an Stilen die sich entwickelt haben und nicht zuletzt eine Lebenseinstellung.


    Jazzer sind Musiker, die nicht mehr wissen, was sie den Tag vorher gespielt haben und deshalb improvisieren (müssen) 8)


    Aber mal im Ernst: Angefangen mit New Orleans Jazz mit Second Line Drumming, hin zum 4 Beat Swing eines Jimmy Lunceford Orchesters bis dann zum BigBand Swing von Basie, Ellington oder Benny Goodman waren das alles unterschiedliche Arten Drums zu spielen.
    Im wesentlichen geht es darum, den Rhythmus zu spielen und gleichzeitig dazu Akzente entsprechend der Melodielinien oder der Improvisationen.


    Geht dann weiter mit BeBop, Hardbop Cooljazz, Westcoast etc. wo in den Bands (Quartett, Quintett oder Sextett) die Rhythmusinstrumente Drums und Bass als gleichwertige Partner zu den anderen Instrumenten spielen. Also noch mehr betonungen, wärend des Rhythmusspielens, Akzente, Polyrhythmik, 3 gegen 4, coordinated Independence.


    Im FreeJazz läuft dann nur noch ein Puls durch, zu dem die Musiker spielen.


    Anhören (Drummer): Gene Krupa, Sid Catlett, Cozy Cole, Zutty Singleton, Baby Dodds, Buddy Rich, Louis Bellson, Billy Higgins, Elvin Jones, Tony Williams, Art Blakey, Sam Woodyard, Jack DeJohnette, Max Roach, Ed Blackwell usw. usw.


    am besten mal auf http://www.drummerworld.com bei den Jazzdrummern stöbern und mal deren Stile studieren.


    Es ist ein Lebenswerk! ;)

  • Anhören (Drummer): Gene Krupa, Sid Catlett, Cozy Cole, Zutty Singleton, Baby Dodds, Buddy Rich, Louis Bellson, Billy Higgins, Elvin Jones, Tony Williams, Art Blakey, Sam Woodyard, Jack DeJohnette, Max Roach, Ed Blackwell usw. usw.


    Die Jungs sind ja alle ganz gut dabei, aber es gibt auch richtig viiiiele tolle aktuelle Künstler und Drummer mit Wahnsinnsfähigkeiten...und das mit besserer Audioqualität...;)
    Die bedingungslose Verehrung der Vergangenheit des Jazz ist so ein wenig auch das Problem.... :D

    nosig


  • Die bedingungslose Verehrung der Vergangenheit des Jazz ist so ein wenig auch das Problem....


    Da muss ich kurz einhaken… Sich mit der Geschichte des Jazz (oder der Entwicklung des modernen Schlagzeugspiels) ist, denke ich, nicht so verkehrt. Geh' zu einem beliebigen Schlagzeuglehrer um "Jazz" zu lernen. Mit 99%er Sicherheit wird er Dir zu allererst das Ridepattern zeigen. Das nächste wird sehr wahrscheinlich der Tipp sein, zu Aufnahmen zu spielen und auf Sessions zu gehen, um viel Jazz zu spielen. Wenn Du jetzt nicht gerade auf Sessions gehst, wo alle Studenten der benachbarten Musikhochschule zu Gast sind, wirst Du mit dem klassischen Swingpattern, so wie es uns Papa Jo Jones (um den auch noch zu nenne :) ) gezeigt hat, weiter kommen als mit Beats ala Billy Martin und Konsorten.



    Das Interesse an den viiiielen anderen kommt sowieso von allein.


    Wie sagte Michat so treffend…



    Es ist ein Lebenswerk!

    Dem ist nix mehr hinzuzufügen! … Vielleicht eins noch.


    Meine erste Jazzplatte war eine Aufnahme von Louis Armstrong aus den 30ern. Das war 1983. Die Entdeckungsreise die ich seitdem quer durch den Jazz unternommen habe, möchte ich auf gar keinen Fall missen. Das schöne ist/war, dass man, egal wie weit man sich von den Wurzeln wegbewegt, da immer wieder darauf zurückkommt. Selbst die vielen neuen innovativen Schlagzeuger, schicken dich dahin zurück. Brauchst nur zu Fragen wer die Vorbilder von Beispielsweise Eric Harland, Magnus Öström oder Billy Martin sind.


    Ich selbst bin nur ein Hobbyschlagzeuger mit technisch sehr beschränkten Möglichkeiten. Aber, wenn ich auf Sessions spiele (da verzichte ich auf Solis und technisches Geplänkel größtenteils 8) ), höre ich gerade von den Profis, dass die mit mir sehr gerne gespielt haben, weil meine Begleitung nen guten Drive hatte und ein Fundament war. Und das führe ich nicht auf das jahrelange whiplash'e Üben meinerseits zurück, sondern eher auf den Umstand, dass ich mich halt sehr intensiv durch die Jazzgeschichte gehört habe. Analog, Digital und v.a. auch Live! (Ausser der Per Weh Ellis, der hat mich mal von der Bühne gestiert :D )


    Dieser Beitrag wurde unter Einfluss von Antonio Faraòs letzter Scheibe Boundaries verfasst … :thumbup:

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