Wie plan muss bzw. soll der Grat sein

  • Hallo Leute,


    ich habe eine FIBES Snare aus den 70ern bekommen um diese zu sanieren. Jetzt habe ich das gute Teil einmal zerlegt um den Zustand zu beurteilen.
    Jetzt ist mir aufgefallen, dass der Grat nicht plan ist, speziell auf der Schlagseite. Hier sind an mehreren Stellen Vertiefungen von einem knappen Millimeter, siehe Bilder.
    Ansonsten ist der Kessel schön rund, und auch die Spannreifen sind rund und plan.


    Jetzt ist die Frage was soll ich tun, oder soll ich überhaupt etwas tun, dann ich denke dass der Grat schon neu nicht plan war...hat da wer Erfahrungen mit FIBES Snares?


    Also was würdet ihr tun?
    1) Nichts..zuerst einmal mit neuen Fellen probieren wies klingt?


    2) Schon was tun...aber was...mir würde da am ehesten noch das Ziß High-tech Tuning Tool einleuchten...denn einen Fiberglas Grat nachzuarbeiten wird wohl eher schwierig sein.


    Ich freu mich schon auf euer geballetes Fachwissen.

  • Als Erstes mal ein paar einlagige Felle aufzeihen und stimmen. Klingt es, alles super!


    Falls nicht:
    würde mal bei Willy Wahan anfragen, ob er dir den Acryl Kessel graten kann.


    Wahrscheinlich waren die "Macken" schon ab Werk im Kessel, das Fibes wurde in den 70igern gebaut, das war Steinzeit in der Acryl Kessel Herstellung.


    Falls Wahan vom graten abrät, könnte man das Ziss Tool einsetzen.


    Ich habe mit beiden (Wahan und Ziss) sehr gute Erfahrungen gemacht.

  • würde mal bei Willy Wahan anfragen, ob er dir den Acryl Kessel graten kann.


    Es handelt sich hier um Fiberglas. Der Moigus baut doch selbst Glasfaser-Kessel. Vielleicht kann er etwas zur Bearbeitung sagen.
    Ansonsten wie von Hilite freak empfohlen erstmal testen, ob die Snare so schon gut klingt.

  • Hallo,
    prinzipiell würde ich neu graten, da vorallem die Vertiefungen lokal begrenzt sind und damit die Tiefe im Verhältnis zur Länge relativ hoch. Wäre die "Macke" wesentlich breiter, hätte das m.M.n. deutlich weniger Einfluss auf das Stimmverhalten.
    Aber klar, kann natürlich sein dass es trotzdem klingt. Aber wenn du den Kessel jetzt einmal nackig hast, würde ich gleich neu graten.
    Also plan schleifen, und dann Gratung ran.
    Jetzt kommt natürlich das obligatorische ABER ;( :
    Das ist wesentlich aufwändiger als bei einem Holzkessel, weil(und da muss ich Hilite Freak berichtigen):
    -es ist kein Acrylkessel, sondern wie du ja schon sagtest ein Fibreglas-Kessel, also mit mehr oder weniger hohem Glasanteil


    Das bringt folgende Probleme mit sich:
    -deutlicher längere Schleifarbeit um die Gratung plan zu bekommen (ist noch verschmerzbar)
    -bedeutend höherer Verschleiß des Fräsers ggü. Holz oder Acryl (Glas wirkt abrasiv)
    -ich kenne die Fibes-Kessel nicht vom Aufbau, gehe aber davon aus, dass die Innenseite des Kessels nicht glatt und rund ist, sondern eine mehr oder weniger ausgeprägte Glasvlies-Oberfläche besitzt. Außerdem gehe ich davon aus, dass die Kesselstärke in höherem Maße ungleichmäßig ist (reine Vermutung) da hier vermutlich Glasfasermatten verwendet wurden, und man um Zeit zu sparen wenige dicke, statt viele dünne Lagen verarbeitet wurden. An der Überlappungsstelle ist der Kessel dann gern mal deutlich dicker (je nach Dicke der einzelnen Lagen)


    --> Gratung mit Oberfräse fräsen wird ohne weitere Nacharbeit kein 100% zufriedenstellendes Resulat bringen, je nachdem wie "hügelig" die Innenseite ist
    --> Die Gratung nachher also nochmal mit Feile und zum Schluss mit immer feinerem Schleifpapier nacharbeiten
    oder aber
    --> Gratung gleich von Hand feilen, wenn du deinen Fräser schonen möchtest


    Das ist bei einem dünnen Kessel kein Hexenwerk, erfordert aber schon etwas Konzentration und Zeit.


    Kosten/ Aufwand musst du für dich abschätzen. Das Ziss-System wirst du ja auch nicht geschenkt bekommen und das musst du auch erst noch anpassen und einkleben.


    Ich persönlich würde die Gratung neu machen, wenn Restaurieren, dann gleich alls richtig neu machen. Und "originaler" bleibt es dabei auch ggü. dem Ziss-System, zumal der Kessel an sich ja rund ist, wie du schreibst.


    Bleibt nur noch die Frage, ob der Kunde bereit ist den Mehraufwand zu bezahlen.


    Halt uns mal auf dem Laufenden wie du dich entschieden hast, und wie das Resultat ausschaut.


    Grüße Marcus


    Edit: Das Honk war schneller

  • Gleich vorweg:
    Mit dem Trommelbau hab ich keine Erfahrung. Alles, was über das reine Putzen hinausgeht, hab ich noch nie gemacht.


    Trotzdem:
    Ich würde erstmal testen. Wenn das Teil geil klingt, würde ich da nicht an der Gratung rumfummeln. Vielleicht ist ja gerade diese "Unsauberheit" der Faktor, der der Snare einen eigenen Charakter gibt?
    Das Austesten kostet nix und man kann danach immernoch an die Gratung gehen. Erst graten und dann den Ausgangszustand austesten wird eher schwierig werden.

  • Hallo Leute,


    erstmal danke für das Feedback speziell an Marcus.
    Und ja Marcus du hast Recht, der Kessel ist innen ungleichmäßig, also mit Oberfräße mit Anlaufscheibe wird das wohl nix gescheites


    Also zum Probieren obs ohne Nacharbeit geht: Ich bin da aus Erfahrung schon skeptisch aber vll. mache ich das tatsächlich einmal. Es wir vermutlich bei höheren Stimmungen schon funktionieren, und es wird vermutlich ein trockener Sound werden.


    Ich habe mittlerweile auch schon mit Hr. Ziß telefoniert. Er würde die Gratung auch nacharbeiten, sprich plan machen und dann händisch die Gratung machen.


    Da es letztendlich ein Auftragswerk ist werde ich den Trommelbesitzer gründlich informieren und dann muss dieser die Entscheidung treffen.


    Ich halte euch auf jeden Fall auf dem laufenden.

  • Die Trommel ist nicht zufällig mal verkehrt herum zusammengebaut worden, sodass diese Kerben eigentlich auf der Resonanzseite sind und das Snarebed darstellen? Sieht irgendwie ein bisschen danach aus.

    Aber ich möchte fliegen.
    Ganz weit oben, überm Meer.
    Und dann seh' ich all die Scheiße,
    all die Scheiße hier unten gar nicht mehr.

  • Die Trommel ist nicht zufällig mal verkehrt herum zusammengebaut worden, sodass diese Kerben eigentlich auf der Resonanzseite sind und das Snarebed darstellen? Sieht irgendwie ein bisschen danach aus.


    Genau DAS habe ich auch gedacht, als ich die Bilder gesehen habe:
    Bitte checke doch einfach mal ob auf der jetzigen Resoseite überhaupt ein Snarebed ist. Wenn nein, wird die Snare schlicht verkehrt herum zusammengebaut worden sein.

  • Hi,
    gleich vorweg, ich bin kein Glasfaserexperte.


    Die Fräser müssen ja nicht die allerbesten sein und die Fasefräser aus den Billigsets reichen mir für die grobe Herstellung der Gratungen absolut (bei Holz).
    Da dürfen dann auch mal zwei Fräser stumpf werden, ohne dass es ein großes Loch in die Haushaltskasse reißt.


    Als Alternative zum Fräser könnten auch die Schleifhülsen vom Geradschleifer in der OF funktionieren.


    Die ungleichmäßige Kesselstärke lässt die Methode mit Anlaufring schwierig werden.
    Also entweder die Lauffläche für den Anlaufring etwas egalisieren oder eine Referenzrundung und Kopierring benutzen, wobei hier der Kessel sehr genau zentrisch zur Schablone ausgerichtet werden muss.
    Viel Erfolg ich bleib bei Holz :D
    Gruß
    Bruzzi

    Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

  • Jetzt muss ich ein bisschen schmunzeln.
    War mein Anfangspost wirklich so Laienhaft formuliert, dass man annehmen könnte dass ich die Dellen mit dem Snarebed verwechselt haben könnte?


    Also: Auf der Snareseite sind zwei ganz deutliche Snarebeds, welche auch nicht sauber gearbeitet sind. Und 90 Grad dazu gibt es wieder kleine Dellen welche aber verkraftbar sind.


    Man sieht der Trommel ihr Alter schon an, und vor allem wissen wir ja, dass zu jener Zeit als die Trommel gebaut wurde, das was heute Standard ist (bzgl. Gratung) damals absolut nicht die Regel war.

  • Das liegt in der Natur von rein text-basierter Kommunikation. Da fallen eben sehr viele Wahrnehmungsebenen weg, und nicht jeder kennt dann auch die (erfahrungs)Vorgeschichte des anderen.
    Aber selbst im wahren Leben kann man sich da ja auch manchmal in seinem gegenüber irren. :thumbup:


    Halte uns auf dem Laufenden, das fände ich ( und bestimmt auch andere) sehr interessant!


    Grüße Marcus

  • War mein Anfangspost wirklich so Laienhaft formuliert, dass man annehmen könnte dass ich die Dellen mit dem Snarebed verwechselt haben könnte?


    Genau davor hatte ich Angst. Ich wollte dir keine Unwissenheit unterstellen, aber manchmal sieht man Wald vor lauter Bäumen nicht.

    Aber ich möchte fliegen.
    Ganz weit oben, überm Meer.
    Und dann seh' ich all die Scheiße,
    all die Scheiße hier unten gar nicht mehr.

  • Guten Abend,


    ich hätte ein ähnliches Problem... ich stelle mir die Frage,ob es nötig ist die Tom neu graten zu lassen..
    Bin manchmal sehr unzufrieden mit meinen Toms Sound..villt würde eine neue Gratung alles verbessern?
    Ich habe extra ein Video hochgeladen, sodass ihr es gut bewerten könnt, ob es nötig ist oder nicht..
    oder eine Große veränderung wahrzunehmen ist oder nicht ...


    https://www.youtube.com/watch?v=PvdNSyVvuVA




    Wird sich der Sound nach dem graten sehr verändern (verbessern)?



    Danke

  • Hi,
    ich lege viel wert auf vernünftige Gratungen, das Stimmen wird dadurch deutlich leichter.
    Mit spitzer Gratung hast du etwas mehr Sustain, mit mehr Fellauflage gibts mehr Kesselton.
    Auf deinem Video siehts schon so aus als ob das Teil mal Bekanntschaft mit der Fräse machen sollte.


    Hier hab ich mal ein altes Sonor Champion restauriert und dem 12er Tom eine spitze Gratung verpasst (innen45°, außen Halbrund)
    Einen Soundfile gibts auch. Link Champion
    Das Graten kostet übrigens nicht die Welt, das macht jeder Trommelbauer für ca. zwanzig Euro.
    Gruß
    Bruzzi

    Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

  • Hi,
    bei der Reso-Seite erkennt man auf jeden Fall gut, dass die Gratung nicht plan ist. Da könnte neu graten etwas bringen. Bei der Schlagseite hingegen erkennt man nur zweifelsfrei, dass die Tischplatte nicht eben ist, sondern ganz leicht durchhängt. Das erkennt man daran, dass egal wie du den Kessel drehst, immer ein deutlicher Spalt sichtbar wird, der nie verschwindet.
    Auf Holzarbeitsplatten ist es eben nicht immer einfach, Unplanheit festzustellen, da diese meist nicht 100% plan sind. Gerade in ungeheizten Werkstätten mit stark wechselnder Luftfeuchtigkeit kann so eine Spanplatte schon mal durchhängen/ sich verziehen.
    Am ehesten funktioniert das auf der Arbeitsplatte in der Küche, da beheizt.
    Ich überprüfe die Planheit immer mit zwei Methoden:
    1. "Kippelmethode": kippelt der Kessel auf der Gratung? Durch kippeln und fühlen bekommt man auch grob mit, wo der Kessel aufliegt. Den Kessel drehen und schauen, ob dieser Kippelpunkt mitwandert. Dort muss eben etwas intensiver plangeschliffen werden. Wenn nein, liegts an der Arbeitsplatte.
    2. Lichtspaltmethode: dabei überprüfen, ob beim drehen des Kessels der Lichtspalt mitwandert. Wenn nein, liegts an der Arbeitsplatte. Geht auch mit einem Blatt Papier. Alles was ich mit einem normal dicken Papier (80g/qm) nicht zweifelsfrei erfühlen kann, ist für mich nicht relevant.


    Die Ebenheit der Gratung ist natürlich wichtig für eine saubere Stimmung. Kleinere, und vorallem über weite Bereiche der Gratung laufende Abweichungen sind hingegen nicht so kritisch. Wichtiger dagegen ist die Rundheit des Kessels und wie sauber und gleichmäßig ich das Fell aufgezogen bekomme. Überprüfe auch mal, ob dein Spannreifen rund ist, und ob die Abstände des Spannreifens, sowie des Fellkragens zum Kessel gleichmäßig sind. Das wirkt sich meiner Meinung nach wesentlich kritischer auf die Stimmbarkeit aus.
    Die Rundheit zu bestimmen ist ungleich schwieriger. Für den Anfang reicht es aber, die Diagonale (an den Stimmschrauben orientieren) mit dem Zollstock zu messen.


    Grüße Marcus

  • Ok, ich werde das mal überprüfen.
    1.


    Eine andere Arbeiteplatte, am besten in einer Küche die plan aufliegt. Kontrollieren, ob die Gratung hin ist oder die Arbeitsplatte.
    2.
    Mit einem Blattpapier die Gratung prüfen
    3.
    Die Rundheit überprüfen... ich hoffe doch, dass es nicht das Problem sein wird...


    Wie bekommte ich denn eine unrunde Tom wieder rund?
    gibt es da möglichkeiten?


    danke für euere schnellen Antworten



    bis dann

  • Hi,
    1. Falls du eine Granit oder Glasplatte zu Hause hast, die sind recht eben und gut als Referenz geeignet.


    2. Eine Fühlerlehre kostet ca. 5-10€ im Autozubehör, dann hast du auch ein genaues Maß.


    3. Zum Ausmessen reicht für den Hausgebrauch mit einem normalen Bandmaß und über Nacht mal mit Schraubzwingen in die Ursprungsform drücken hilft meistens schon (evtl. etwas die Innenseite befeuchten)


    Gruß
    Bruzzi

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