ACHTUNG: SEHR VIEL TEXT!
Hallo,
Da ja an anderer Stelle ein Bericht dazu gefordert wurde, möchte ich den auch nicht vorenthalten.
Vorgeschichte
Social Distortion (wer sie nicht kennt: Artikel bei Wikipedia; Video "Reach For The Sky"(wurde Samstag nicht gespielt)) ist eine der Bands, die man sich aus meiner und aus der Sicht vieler Leute ruhig immer wieder ansehen kann und auch sollte. Nicht zuletzt wegen des Konzerts am Samstag. Dazu aber später mehr. Die Tour beinhaltete folgende Termine
17.04. Hamburg, Sporthalle
18.04. Bielefeld, Ringlokschuppen
19.04. Berlin, Columbiahalle
22.04. München, Zenith
27.04. Offenbach, Stadthalle
28.04. Köln, Palladium
Ich selber habe die Band bisher (glaube ich) 5 Mal gesehen, was angesichts dessen, dass sie sich früher recht selten nach Deutschland verirrten, doch recht häufig ist.
Da sie aber einigermaßen unbekannt in Deutschland sind, waren ausverkaufte Konzerte hierzulande in der Vergangenheit eher rar bis gar nicht an der Tagesordnung.
Aus diesem Grund ließ ich mir auch Zeit beim Karten bestellen. Und wie es der Zufall so will, sagt mir eventim, als ich vor ca. 2 Wochen dann die Tickets bestellen wollte: "Du kommst hier net rein!"
Ausgerechnet das Konzert, welches ich besuchen möchte, ist ausverkauft! Und schon kommt mir wieder dieses kleine aber feine Klangschnipselchen aus Jörg Drägers "Geh aufs Ganze!" (Einige werden sich erinnern) in den Sinn:
[video]
Hmm... Und nu? Suchanzeigen schalten! Und wenn alle Stricke reißen, würde ich eben den Tag darauf nach Berlin fahren. Da fährt der Rest aus dem Bekanntenkreis ja auch hin. (Ich habe Bielefeld ausgewählt, da dort meine Schwägerin wohnt und das auch nur einen Katzensprung vom Ringlokschuppen entfernt)
Das Anzeigen schalten und Beobachten der Auktionsbucht und dessen Kleinanzeigen-Ableger brachte nachher den gewünschten Erfolg. (An dieser Stelle aber trotzdem nochmal Danke an WTFDrums für das Herstellen des Kontakts zum Gitarristen). Wie das so ist bei ausverkauften Konzerten, gehen die Karten dort auch gern Mal für nen deutlich höheren Kurs weg. Ob rechtens oder nicht, ob moralisch vertretbar oder nicht... Ich wills nicht wissen. Ich habe keine Unsummen bezahlt, von daher geht es.
Mit meiner Freundin, die ursprünglich mal auf solche Zappelmusik von britischen Slim-Fit Jeans Trägern stand, habe ich abgesprochen, dass ich für sie ebenfalls eine Karte hole und wenn sie sich spontan entscheidet, mit Schwester und Schwager loszuziehen und mich nach dem Konzert wieder abzuholen, diese Karte vor Ort wieder zu verkaufen. Sollte ja kein Problem sein bei ausverkauften Konzerten.
Der Tag der Anreise nach Bielefeld (Wo ist das eigentlich? Ich denke Bielefeld gibts gar nicht? ) hatte es am Ende in sich, also der Tag, meine Freundin dann nicht mehr. Man sieht ja im Fernsehen, was Burger King Essen anrichten kann, aber dass sich ein Körper so vehement dagegen wehrt, diesen Fraß zu verarbeiten, habe ich persönlich noch nicht erlebt. Aber gut, so bleibt die Kirsche beim Ihrem Wunschgewicht. Dieses Prozedere zog sich leider Gottes den gesamten Samstag hin. Aber sie konnte nicht nach Bielefeld fahren, ohne wenigstens ein Mal shoppen zu gehen Naja, ab in die Stadt.
Die Abendveranstaltung hatte sich für sie aber auf Grund mehrfachen rückwärts-essens gegessen.
Konzert(-Gelände)
Ich kannte den Ringlokschuppen nicht, aber ich muss sagen: Für mich eine grandiose Konzerthalle. Mehrere Toilettenräume; einen netten Außenbereich mit jeder Menge Sitzgelegenheiten und Stehtischen; Unzählige Tresen... Obwohl die Bedienungen teils wirklich lange gebraucht haben, was einem der Besucher wohl nicht so ganz geschmeckt hat. Man muss dazu sagen, dass der Mann der Dehydrierung sichtlich nahe gekommen war, als er den Barmann am Schlawittchen über den Tresen zog, nur um diesen auf 5cm Entfernung ran zu ziehen und ihm lauthals mitzuteilen, dass er keine Lust mehr hätte, länger auf sein Bier zu warten. In der Lautstärke hätte er es bestimmt auch verstanden, wenn er ihn hinter der Bar hätte stehen lassen. Es gab danach also einen Gast weniger, also doch nicht mehr ausverkauft zumindest platztechnisch.
Ich konnte mich über den Zeitaufwand bei der Nachschublieferung von Gesternsaft eigentlich nicht beschweren. Dass die beiden Theken im Konzertsaal während des Konzerts völlig überlaufen und mit 4 Leuten unterbesetzt sind, ist logisch und sollte jedem klar sein. Wer sich darüber beim Bedienungspersonal beschwert, soll es selber machen.
Um Punk 19:00 Uhr ging dann der musikalische Teil des Abends los.
Also Vorbands wurden Mike Ness & Co. von keinem geringeren Begleitet als ihrem eigenen Rhythmusgitarristen, Johnny "2Bags" Wickersham. Dieser hat vor knapp einem Jahr sein erstes Soloalbum herausgebracht und von diesem eine halbe Stunde lang Songs zum besten gegeben. Musikalisch gut, Singen kann er nicht. Zumindest klingt es FÜR MICH nicht gut. Ist aber grundsolide Mucke, also Bier her und mit dem Fuß wippen. Applaus ist ein Zeichen von Respekt und Anerkennung, den hat er trotz der Stimme verdient. Schließlich steht er da oben, nicht ich!
Beim Rauchen trafen ich jemanden wieder, den ich 2 Wochen zuvor auf einem Chuck Ragan Konzert in Hannover kennengelernt hatte. Gleich erstmal mit zu ihm und seinen Kollegen gesellt, Bier geholt, Kumpels fürs Leben. Schön wie einfach der Rock'n'Roll sein kann!
Die zweite Vorband: Jessica Hernandez & The Deltas.
Soweit ich weiß bestimmt Mike Ness zum größten Teil das Geschehen rund um die Band (In Hamburg durfte der FOH-Mann während des Auftritts nicht nachregulieren. "Anweisung vom Sänger: der Sound soll nicht so druckvoll sein" [Quelle: Fan-Report auf Ticketmaster.de]) und unter anderem auch die Vorbands, die mit auf Tour gehen. Ob dem tatsächlich immer so ist, weiß ich nicht. Interessiert mich aber auch nicht. Dieses Mal war es aus meiner Sicht ein Griff ins Klo (und dieses Mal gabs dort auch keine Rolex zu holen). Mich hat die Musik nicht angesprochen, die Stimme nicht, ihr mMn übertriebenes Rumgezappel... Schade, so hatte ich leider viel zu viel Zeit zum Bier trinken. Der arme Körper.
Um 21:45 Uhr wars dann soweit.
Der Saal verdunkelt, das Intro läuft, die Frisur sitzt, der Becher ist voll! Jetzt schlagen wir hier lange Meter nach vorne!
Es gibt dabei grundsätzlich einen Ablauf:
Die Band, bis auf Mike Ness, betritt die Bühne und begibt sich an die Instrumente. Als letztes kommt dann der Herr Ness, der sich erstmal an die vordere Kante der Bühne stellt, sich 2 Mal mit der Faust auf die Brust klopft und anschließend das Victory, Peace, wieauchimmermandasnennt Zeichen in Richtung Publikum gibt. Letzteres kommt nicht immer vor, habe ich aber schon öfter gesehen.
An dieser Stelle poste ich mal die Setlist, möchte aber vorher unbedingt noch eine klitzekleine Kleinigkeit erwähnen, da sich manch einer darüber echauffiert hat, dass manch ein Klassiker nicht den Weg durch Hand und Stift/Tastatur auf die Setlist fand:
Das Thema der diesjährigen Tour ist das 25ste Jubiläum des Release der Scheibe "Social Distortion". Auf diesem Album waren wenig bis keine der oben erwähnten Klassiker drauf, zumindest nicht aus Sicht der Meckerer.
So sah es also aus, das Programm:
So Far Away
Let It Be Me
Story of My Life
Sick Boys
Ball and Chain
It Coulda Been Me
She's a Knockout
A Place in My Heart
Drug Train
Encore:
Cold Feelings
Machine Gun Blues
Wild Horses (The Rolling Stones cover)
I Won't Run No More
99 to Life
Gimme the Sweet and Lowdown
Ring of Fire (Merle Kilgore cover)
Misery Loves Company (Mike Ness song)
Don't Drag Me Down
Ich kann über diese Auswahl beim besten Willen nicht meckern! Es ist eine Jubiläumstour zu einem Album. Das die Setlist demnach zum größten Teil aus Songs desselbigen besteht ist also nicht verwunderlich sondern eher vortrefflich. Ich hatte aber auch das Glück, die vermissten Songs auf vorangegangen Konzerten live erleben zu dürfen.
Die Stimmung während des gesamten Gigs war herrlich.
Da wir ja hier im Schlagzeugerforum sind: Der Trommler, Dave Hidalgo Jr. (Leider ist das Setup auf der Seite nicht eingetragen) hatte einen mEn unglaublich guten Sound. Scheinbar anders als in Hamburg, gab es in Bielefeld jede Menge druckvolle Töne zu hören. Und dieser Snaresound (ich glaube er spielt eine Supra)...
Allgemein war der Klang dort, wo wir standen, sehr gut! Nicht zu laut und nicht zu leise. Vor der Bühne ists ja dann doch immer noch was anderes.
Da habe ich mich dann auch beim letzten Song hinbegeben um diesen Abend gebührend zu beenden!
Das Bühnenbild selber ist stets recht schlicht, aber doch irgendwie cool. Da stehen teilweise Verkehrsampeln und Schilder, was sicherlich darauf zurückzuführen ist, dass Mike Ness gern an Oldtimern rumschraubt und man diese Art des Punkrock/Rock'n'Rolls auch oft in Verbindung mit Bikerclubs oder ähnlichem sieht.
Alles in Allem war es eines der besten Konzerte, die ich von Social Distortion gesehen habe und sobald die Jungs sich hier wieder einfinden, werde ich, nach Möglichkeit, auch wieder dabei sein!
Hier ein Video des Auftritts:
[video]
2 negative Punkte habe ich jedoch noch, von denen ich einen zum Teil selbstverschuldet habe:
Da meine Freundin ja krankheitsbedingt nicht mit konnte, wollte ich die Karte vor Ort verkaufen. Ich bin jedoch erstmal rein um in aller Ruhe ein Bierchen zu schlappern. Nur blöd, dass ich nicht wieder raus durfte um vor der Tür jemanden zu finden, der noch ein Ticket sucht. Daher habe ich nun das zweite Ticket ungenutzt zu hause liegen
Für diesen Punkt gibt es jedoch einen Ausgleich:
Nachdem der letzte Song vorbei war und ich mich wieder einigermaßen vom Pogen erholt habe, blieb ich da vor der Bühne stehen und trank genüsslich das letzte wohlverdiente Bier und schaute dabei zu, wie der Dave einige Sticks und Felle in eine kleine Menschengruppe links von mir warf, plötzlich klackerte es neben mir auf dem Boden und einer der Sticks lag direkt vor meinen Füßen. Schön so. Der materielle Wert ist für mich höher als der Verkaufswert der zweiten Karte!
eine kleine Kuriosität noch zu diesem Stick:
Da Dave Hidalgo Jr. erst kurz vor Release des letzten Albums zur Band gestoßen ist, wurde die CD "Hard Times and Nursery Rhymes" von einem Schlagzeuger eingetrommelt, der dem ein oder anderen bekannt sein dürfte: Josh Freese.
Der Herr Hidalgo spielt dessen Signature Stick (Vater). Vielleicht gefällt dieser ihm ja gut, vielleicht ist da aber auch der Sänger schuld, der ja anscheinend das sagen hat! ("Das muss klingen wie auf dem Album!" )
Der zweite negative Punkt: Die Preise für die Merchandise Artikel. Ein Poster für 20€, Ein T-Shirt für 30€ und eine Jacke für 90€ sind wirklich sehr happig. Ok, bei den großen Bands wie Genesis, Toto etc. (Ja, pidder, ich habs schon wieder getan ) bin ich das gewohnt, also von Genesis zumindest. Aber selbst bei den Dropkick Murphys bezahle ich nur 20€ für ein T-Shirt. Ich fands dreist auch wenn ich nach dem letzten Bier nicht mehr nein sagen konnte. Nüchtern wars ganz schön teuer!
So, das solls dann auch gewesen sein.
Ich danke für die Aufmerksamkeit.
P.S.: Viele Bilder habe ich nicht gemacht. Die, die ich geschossen habe, sind auch nur mit dem iPhone entstanden und das Video von Ring of Fire lade ich nicht bei Youtube hoch. Ich hasse es eigentlich, dass dort alles mit diesen Handy-Aufzeichnungen zugemüllt ist!