Musiker und Werbung und … die Würde?

  • Skifahrer halten ihren ski nach einem guten Rennen in die Kamera, tragen Werbung auf z.B. dem Helm, trinken beim Interview mal einen Energy Drink des Sponsors... das ist alles viel Dezenter als in unserem "Gewerbe" und mir dadurch auch irgendwie symphatischer.

    Wenn Trommler X an Schlagzeug Y mit T-Shirt Z sitzt ist das ebenso "dezent".
    Da Du vermutlich nicht Ski-Zielgruppe bist, kamst Du auch noch nie in die Verlegenheit Dir Lobeshymnenvideos von irgendeinem endorsten Skifahrer anzusehen :)
    Will sagen: das ist überall mehr oder weniger die gleiche Nummer, nur nimmt man es eben unterschiedlich stark (oder auch gar nicht) wahr.

  • doch das würde die Frage aufwerfen, ob die Marketingabteilungen der Endorsees denn überhaupt keine Geschmacksgrenzen kennen.

    Das hat wenig mit Geschmack zu tun. Im Marketing gehört (Achtung :D) trommeln zum Geschäft! Die Aufgabe ist es nun mal gehört und wahrgenommen zu werden.
    Und um es etwas weiter zu fassen:
    Wenn Du bei einer Frau/einem Mann landen willst, wenn Du im Job nach vorne kommen willst, Dich von anderen unterscheiden, absetzen willst - auch da kommen überwiegend die am weitesten, die auf sich aufmerksam machen; und oft kommen eben die Leute weiter, die bei geringerer Qualifikation oder Fähigkeit mehr auf sich selbst aufmerksam gemacht haben, als die anderen, die ihre Arbeit sehr gut (eben auch bisweilen viel besser) machen, aber eben die Zeit für die Arbeit nutzen und nicht, um den Chef herumzuzwitschern.


    Wenn also Marketing nicht auf seine Art laut ist, am Ende die Verkaufszahlen nicht den Zielvorgaben entsprechen, wird u.a. Marketing sich sorgen um seine Stelle machen müssen.


    Noch ein Klassiker der Moderne:
    bei den Apfels kann man sich auf jeder Keynote darauf verlassen, daß der Satz "It´s the best XXX ever" kommt.
    Und natürlich gilt es immer zwischen amerikanischen Superlativen und europäischen oder deutschen zu unterscheiden. Das sind auch zwei Paar Schuhe, die man einfach gelassen differenziert betrachten muss. Das geht etwa in die selbe Ecke, wie Dir so ziemlich jeder Amerikaner anbieten wird: wenn Du mal in der Gegend bist komm vorbei! (nach drei Minuten Smalltalk)

  • Hallo,


    Endorsement ist nicht gleich Endorsement (und vieles hier ist gar kein Endorsement) und Künstler ist nicht gleich Künstler.


    Im Falle von Dirk B. sehe ich das aus meiner Sicht so: er handelt als Verkaufsförderer für Roland, er preist die Produkte an
    und kann sie dank seiner Fertigkeiten gut vorführen. Und ich finde, das macht er gar nicht schlecht, wenn ich Roland-Geräte
    kaufen wollte, würde es mich nicht stören, mir eher ein gutes Gefühl geben und wenn ich sie nicht kaufen wollte (was aus
    bekannten Gründen der Fall ist), dann stört es mich noch weniger.
    Dass Dirk B. auch noch eine Lehrtätigkeit nebst Publizierung ausübt, ist mir im Hinterkopf präsent. Dass er bei Axxis spielt,
    habe ich erst jetzt bewusst erfahren.


    Jeder Mensch muss sich ja irgendwie seinen Lebensunterhalt verdienen, der eine verkauft Versicherungen, der andere zieht
    Leuten die Zähne, wieder ein anderer leert Mülleimer, mancher ist Berufspolitiker, jener baut Waffen für die Bundeswehr ...
    es gibt so viele schöne Berufe, mit denen man seinen Kühlschrank füllen kann.


    Natürlich bin ich verkappter Künstler.
    Am Liebsten würde ich in der Festhalle spielen und mich dafür hochwertig bezahlen lassen.
    Klappt aber nicht. Liegt vielleicht daran, dass ich in der Kreisliga Süd spiele.
    Also muss ich wenig würdevoll andere Dinge unternehmen, um den Kühlschrank zu füllen.


    Bei Leuten, die richtig gut spielen können, ist das leider oft genauso.
    Die wenigsten Kapellen (eigentlich alle, die nicht in der Festhalle auftreten) können von ihrem
    Werk ordentlich leben. Was sollen sie tun?


    Taxi fahren?
    Da verdient man ja noch nicht mal den Mindestlohn.


    Zeitungen austragen?
    Das reicht für ein Pfund Zucker und ein halbes Pfund Butter.
    Der Kühlschrank wird da auch nicht voll.


    Richtiger Künstler werden?
    Das ist nicht jedem gegeben.


    Auch die Glaubwürdigkeit von Marken unterliegt dem Wandel
    der Zeit.
    Als ich anfing, war Elektro-Schlagzeug gleich Simmons.
    Ian Paice ist für mich Ludwig. Ich habe gelernt, dass der Mann
    Pragmatiker ist und das schaue ich mir bei ihm ein bisschen ab.
    Billy Cobham ist für mich Tama. Das rede ich mir kräftig ein,
    dann kann ich nämlich meine Trommeln besser spielen, weil
    ich ja quasi seine alten auftrage.


    Inzwischen suche ich mir zu meinem Kram die passenden Trommler,
    das ist billiger.


    Grüße
    Jürgen

  • In meinen Augen verlieren Musiker und Marken durch die diskutierte Praxis Glaubwürdigkeit. Das liegt meiner bescheidenen Meinung nach zum einen am "Tonfall" und zum anderen an den
    häufigeren Wechseln der Endorsements.
    ..........................................

    Ich denke, dieser Tonfall ist wohl entscheidend:


    Ich kann mich an eine Clinic mit Steve Smith erinnern, welche von Sonor gesponsort war. Smith hat zwar auch etwas Werbung für Sonor gemacht, aber im Vordergrund stand ganz und gar die Musik.


    Andere Situation: Nach einem Konzert mit Rachel Z habe ich mir Omar Hakim gekrallt, wir haben im Laufe des Gesprächs auch über seine (damals) neuen Zildjian gesprochen, die er begeistert zeigte und erklärte (btw: der hat sich nach dem Konzert glatte 15 Minuten Zeit genommen, ein Goldschatz): Auch hier keinerlei Anflug von Werbe-Fritzen-Gehabe seinerseits: Alles im Dienste der Musik.


    Andere Situation: Anlässlich eines Theaterabends bei uns hier vor Ort, wo Brian Voglione (u.a. DresdenDolls) mit Botanica spielte, mit ihm in der Pause einen Schwatz gehalten, so unter anderem auch über seinen Yamaha-Gear: Vollkommen super-freundlich-entspannte Unterredung ohne jeglicher Ansatz von Werbegehabe.


    Es kommt halt immer auf den Zusammenhang und die Situation an. Hier gings bei Hajo's Post um die Darstellungen auf Messen und Werbe-Videos: da kann ich allen Drummer ihr "Huren-Dasein" im Sinne des eigenen Geldbeutels durchaus nachsehen.


    Drummer sind Menschen und Menschen sind nunmal zwiegespalten, so wie bei Brecht's "Der gute Mensch von Sezuan":
    Die gute Hälfte ShenTe kann nur leben, wenn der böse Teil ShuiTa die Kohle reinholt. :)


    In diesem Sinne
    See

    "Pommes/currywurst hat einfach seine eigenen Gesetze."
    (c) by frint / 2008


    "Es macht so viel Spaß, ein Mann zu sein, das können sich Frauen gar nicht
    vorstellen!" (c) by Lippe / 2006

    Einmal editiert, zuletzt von Seelanne ()

  • Ich glaube, wir driften ein wenig ab.
    Auf einmal geht es um Endorser, die gefühlt alle halbe Jahre ihr Endorsement wechseln und um deren Glaubwürdigkeit.
    Das kann man ja Dirk Brand nun nicht vorwerfen, bei Roland ist ist er ja schon lage und er benutzt die Sachen offensichtlich auch öffentlich.


    Der persönliche Stil ist ... ja nun ... eben persönlicher Stil.
    Der eine präsentiert seine Marke auf ruhige, zurückhaltende Art.
    Der andere ist einfach ein Showman, sowohl auf der Bühne als auch auf der Messe.


    Und z.B. einen Stewart Copeland, der Millionen mit Plattenverkäufen und Tourneen verdient hat, als lobendes Gegenbeispiel zu Dirk Brand zu positionieren, finde ich nicht ganz fair.
    Um noch einen Brecht hinterherzuschieben: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral."
    Das finden wir alle doof und manche mögen es wohl nicht glauben - bis man es mal selbst erlebt hat.

  • Ich erinnere mich an ein Clinik mit Simon Phillips. Da wechselte er gerade von grün auf braun am Set - für mich ein absolutes no-go!


    Er spielte also vor sich hin (für mich fern ab des Nachvollziehbaren) und dann begann die Fragerunde.
    Die erste Frage, die ich spannend fand, war, wieviel ist am Mischpult "gedreht" vom Sound.
    Simon bat den Mischer, die PA auszumachen und spielte ohne Verstärkung ein wenig am Set - Klang war beeindruckend.
    Was mich wunderte, war, dass er vor der Aktion sich ein "O.K." bei irgendjemand hinterm Vorhang einholte.......


    Dann kam die Frage schlechthin: Warum die neuen Kessel/das neue Set und wo liegen die Klangunterschiede.
    Herr Phillips tat sich sichtlich schwer, darauf eine wirklich vernünftige Antwort zu finden. Er sagte mit vielen
    Worten eigentlich gar nichts außer dass er mal einen "anderen" Klang des Sets haben wollte. Schließlich lobte er die
    neue Hardware, die ja viel besser ist, wie beim alten Set, speziell die Lugs und die Spannreifen.


    Daraufhin setzte der Frager zum Todesstoß: Aber an dem neuen Set ist doch die alte Hardware verbaut!
    Dann trat der ominöse Mann hinter dem Vorhang vor (ein Tama-Mitarbeiter) und versuche zu retten, was nicht
    mehr zu retten war. Letztendlich gab Herr Phillips zu, dass seine selbst angefertigten Microhalter nicht an die neuen
    Rims passen und er deshalb die alten an diesem Set hat.


    Trotzdem fand ich diese Verkaufsveranstaltung als völlig gelungen - den nichts anderes war es. Es lief zwar unter
    Clinik - im Vorfeld wurde aber die Präsentation des neues Schlagzeugs angekündigt. Und Herr Phillips hat unaufdringlich
    die Ware präsentliert - so liebe ich das Verkaufen.


    Letztendlich ist das Werben für eine Ware Sache der Firma und des Endorsers - wie derjenige agiert oder nicht,
    trifft nicht jedermans Geschmack. Spielt in meinen Augen auch keine Rolle. Ich bin nicht werbeimmun - nur muss
    mich das ansprechen, wie es gemacht wird. Spricht es mich nicht an, werde ich wahrscheinlich nicht kaufen.
    Spricht es mich an, ist der Kaufimpuls da - auch wenn ich weiß, dass nicht alles stimmt, was derjenige mir da
    gerade erzählt hat.


    Von Glaubwürdigkeit will ich bei Werbung gar nicht reden - es gibt faktisch keine wahrheitsgemäße Werbung.
    Warum soll ich jemanden glauben, der dafür, dass er das sagt, bezahlt wird? Michael Schumacher ist nur
    siebenmaliger Weltmeister, weil er Rosbacher Mineralwasser getrunken hat?? Er muss auch fürs Alter vorsorgen
    und hat eine Rentenversicherung bei der DVAG abgeschlossen????


    Wenn man wie ich, 15 Jahre im Verkauf zu tun hatte und unzählige Seminare dazu besucht hat (haben mußte)
    geht man mit Werbung glaube ich viel gelassener um.

    Grüße,


    De' Maddin Set
    ________________________________


    Dängdäng-Dängdäng-Dängdäng
    Bababababaaa-baba - Brack........Meet you all the way....dadadab...usw.

  • Ich finde, das geht hier alles komplett durcheinander. Was bringt es eigentlich, einen Endorser wie Stewart Copeland, der in Stillbildern "verkündet", er würde seit vierzig Jahren Tama spielen, mit einem Vorführvideo von Dirk Brand zu vergleichen und Copeland aufgrund der Dezentheit besser zu finden? Bloß weil der Herr Brand da etwas rumfuchtelt und marktschreierisch wirkt. Von DW gibt es ja auch Videos, wo die neuen Endorser ihr Set preisen, halt nur ohne Gefuchtel. Ist das besser? Nö, das sind auch nur gut klingende Trommeln. Das ist ein bisschen so wie beim Weißen Riesen: Der wäscht auch jedes Jahr weißer, und das schon seit dreißig Jahren jeden Tag ein bisschen mehr. Brand führt immerhin etwas vor, das scheint er ja auch für seinen Job zu nutzen. die meisten E-Drums sounden im Video eh Scheiße, und wer so einen Haufen Geld für so ein Konservenset rausläßt, wird das sicher nicht nur wegen dieses Videos tun. Und ist das besser als die ach so dezenten Videos von Jojo Mayer, wo er seinen Tretotto anpreist? Da verkauft der nur mit seinem Namen einen Huf, der sehr speziell ist, wohl auch nicht sooo doll läuft und wo Mayer wahrscheinlich am Verkauf schön mit verdient. Drittes Beispiel Chad Smith: Er preist und pries in höchsten Tönen seine alte Signature Snare an, gab aber in mehreren Interviews zu, dass er die nie spielt. Ich wette, dass ein Haufen Leute sich diesen Eimer gekauft haben, um dann festzustellen, dass sie trotzdem nicht nach Chad Smith klingen.


    Man sieht doch auch bei den Trommeltests in verschiedenen Magazinen, dass der Markt nicht gerade vor Neuheiten strotzt, es gibt ab der Mittelklasse geringe Unterschiede, sowohl E als auch A. Als Fanboy-Video taugt das Ding von Brand nicht, dafür zieht er nicht genug. Als reine Info ist es ein bisschen over the top, OK. Aber soll er sich hinhocken, drei Minuten lang Gustav spielen und dann sagen, dass das das geilste Gerät ist, an dem er je gesessen hat? Ist doch auch albern. Er hopst ja nicht im Spongebob-Kostüm rum und macht sich zum Horst.


    Man muss auch nicht aus allem eine Diskussion über die Verbesserung der Welt machen, wem's nicht gefällt, der soll den Kopf schütteln und sich was anderes angucken.

    667 - The Neighbour Of The Beast!!

  • Und z.B. einen Stewart Copeland, der Millionen mit Plattenverkäufen und Tourneen verdient hat, als lobendes Gegenbeispiel zu Dirk Brand zu positionieren, finde ich nicht ganz fair.


    Bitte nicht falsch verstehen: Copeland war NICHT als lobendes Gegenbeispiel zu Herrn Brandt gedacht (Was er macht geht für mich in Ordnung) sondern zu Erskine und Cobham. ;)

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Wer den Herrn Brand auch nur ein bisschen kennt, weiss dass er ein sehr lustiger und enthusiastischer Mensch ist. Ich glaube diese überschwängliche Art und die Show ist bei ihm einfach authentisch. Der eine mag es, der andere nicht. Das er in einer Vorführung natürlich die Features und Vorzüge des Produktes anpreisen soll ist wohl klar. Dafür wurde er gebucht und dafür wird er bezahlt. In dem Fall ist es halt ein Job.


    Welche Endorser glaubhaft und authentisch sind, da gehen die Meinungen wohl auseinander. Fakt ist aber, ein Endorser ist Werbeträger einer Firma, dementsprechend wird er im Rahmen einer Messe oder Clinic auch auftreten, denn dafür ist er ja unter anderem da. Einige sind halt recht offensiv mit Lob und Anpreisung, andere lassen ihr Spiel und ihren Sound für sich sprechen..vielleicht auch weil sie rhetorisch nicht so sicher sind oder eben halt auch introvertiertere Typen.


    Ich bin selber auch nicht der Typ Marktschreier, einfach weil es mir nicht besonders liegt vor einer großen Menge Menschen zu sprechen. Ich spiele lieber und beantworte Fragen. So kann ich auch sicher sein dass ich im Zweifelsfall den Leuten auch etwas erzähle dass sie hören und wissen wollen. Wie gesagt, da hat sicher jeder ein anderes Konzept..

  • Jeder Erwachsene, der nicht blind und taub erwachsen geworden ist, weiß, was Werbung ist und wozu sie da ist.
    Wer jemals nachts mal vom Teleshopping-Programm aufgewacht ist, weiß, was schlechte Werbung ist. Damit meine ich nicht unerfolgreiche, sondern nervigste, billigste, substanzloseste Werbung.
    Wenn ein geachteter, sympatischer Experte darauf angewiesen ist, bei so etwas mitzumachen, kommt bei mir ein Mitleidsgefühl auf. So verstehe ich auch Hajos Äußerungen diesbezüglich.


    Wenn ich für ein "Clinic"-Ticket bezahle, stößt es mir sehr übel auf, wenn die Werbesprüche gegenüber der Wissensvermittlung Überhand nehmen. Da wird aus dem Mitleid dann echte Abneigung, ich komme mir dann vor, wie in einem Hörsaal, in dem der Professor um halb zehn eine Pause einlegt, um Knoppers-Frühstückchen zu verkaufen.
    Wenn ich für eine Messekarte bezahle, bin ich auf einiges Generve vorbereitet. Wenn jetzt aber die Tendenz ist, dass bei mehr und mehr Ausstellern der Lauteste Schreier Recht haben soll, und man dem auf der Messe kaum noch ausweichen kann, gefällt mir das nicht. Es ist so, als würde jemand hier im Forum in die Firmen-News, wo Firmen sachlich informieren sollen, mit 60 Ausrufezeichen in Großschrift seine billigen Sprüche reinkopieren. So verstehe ich auch Hajos Äußerungen diesbezüglich.


    Es kommt mir so vor, als würde man im BWL-Studium lernen, in bestimmten Bereichen seien den Adressaten von Werbung Inkompetenz und Naivität zu unterstellen. Das wird auch so zutreffen, über dümmliche Barbiepuppen-Werbung regt sich nämlich kaum ein Kind auf.
    Wenn jetzt die Tendenz ist, dass Musikern eine solche Inkompetenz und Naivität unterstellt wird, gefällt mir das nicht. So verstehe ich auch Hajos Äußerungen diesbezüglich.


    Das alles mag ja betriebswirtschaftlich sinnvoll sein, und bevor jemand nichts im Kühlschrank hat, mag er so etwas ja auch tun, aber gefallen muss es uns dadurch nicht, damit muss er dann leben.

    -
    Gesendet von meinen Babyphone mit Papatalk

  • Lieber pbu,


    ich hab' gerade einzelne Passagen aus Deinem Post zitieren wollen, um zu antworten: Exakt.
    Bis mir auffiel, dass ich nahezu alle Zeilen zitiert in der Zwischenablage hatte. ;)


    Genau! Es geht mir um ein Überhandnehmen von Werbung gegenüber musikalischer Substanz, um die Vermischung von Rollen (Musiker vs. Förderer vs. Werbefigur), um (die Diskussion über) das richtige Maß und um die Frage, ob Musiker sich wirklich an so einer Art von Werbung beteiligen müssen. Ich habe nach wie vor Zweifel, dass für ein Mehr an Werbung auch ein merkliches Mehr an Geld zu erzielen ist, aber ich bin nicht vom Fach.


    redsnare hat - ich denke wohl ironisch - einen Vergleich zu Skifahrern gezogen, die gleich nach dem Rennen ihre Ski in die Kamera halten. Um Clinics, die keine sind, und Messepräsentationen im Butterfahrt-Tonfall kann ich einen Bogen machen, mir graut aber vor dem Tag, an dem die ersten Drummer nach dem Gig zur Verbeugung am Bühnenrand nochmal fix ihre Signature-Snare mitnehmen oder noch ein Sprüchlein aufsagen ("It's been a great show thanks to you AND HeyJoe ProPunch drumheads!").


    Ich halte für mich als Zwischenfazit fest: Mein Endorsement-Begriff ist wohl veraltet, nämlich verstanden als "Unterstützung/Gutheißung/Befürwortung" und damit als geschäftliche Partnerschaft. Für die Mehrheit hier scheint der Endorser eher ein ganz normaler Werbetreibender zu sein. Dann wird auch für mich dessen Verhalten verständlicher: Er ist ein (hoffentlich gut bezahlter) Dienstleister *im Auftrag* des Unternehmens. Ein *ganz* anderer Schuh für mich, aber dieser scheint in der Tat dann auf einige Drummerfüße zu passen.


    Grüße
    Hajo K

  • Sehr interessanter Thread!


    Beim Thema Werbung für Schlagzeuge, bzw. Instrumente im allgemeinen muss man die Marktsituation sehen. Vor 30 Jahren gab es noch große Unterschiede in der Qualität. Heute bekommt man Einsteigersets mit einer Qualität wo vor 30 Jahren ein Profiset verloren hätte (wenn man das Komplettpaket betrachtet mir Hardware, Verarbeitungsqualität, usw.). Das Argument wir haben die bessere Qualität fällt also schon mal weg.


    Wie sieht es aus mit der Innovation? Seit den Freischwingesystemen für die Toms hat sich eigentlich nichts bahnbrechendes geändert. Das heißt ein Set von vor 15-20 Jahren ist nicht wirklich schlechter als ein Set von heute. Das führt dazu, dass der Gebrauchtmarkt boomt, aber eigentlich nur, weil man mal ein anderes Set spielen will, nicht weil man ein besseres braucht. Niemand hat wirklich ein Set zuhause stehen, was (in der gleichen Liga) nicht gegen die Sets von 2015 anstinken kann. Im E-Bereich sind die Sounds etwas besser geworden, aber seit 15 Jahren sehe ich da auch wenig Innovation. Ich gebe aber zu ich beschäftige mich auch wenig mit den Gummipuppen. ;)


    Das bedeutet ja, der Markt ist kleiner geworden. Der Kampf ist also härter geworden um die wenigen die in ein neues Set investieren. Auf der anderen Seite sind die Verbraucher nicht nur kritischer, sondern auch resistenter gegen Werbung aber die Marketing-Budgets sind, dummerweise, kleiner als früher. Da sind Endorsements einfach eine günstige Möglichkeit nahe an den Kunden ran zu kommen und der einzig logische Schluss. Wahrscheinlich in Zukunft noch mehr in Youtube-Stars als in wirkliche Bandschlagzeuger. Solange ich weiß, das ist ein Endorser, ist das für ich auch nicht kritisch. Kritisch ist es höchstens, wenn eine Meinung "gekauft" wird ohne dass es ersichtlich ist.


    Insgesamt denke ich aber, die Werbung ist stark zurück gegangen. Wenn ich an die Musikmessen in den 90ern denke... da ist man beworfen worden mit Werbematerial und es waren an jedem Stand Endorser ohne Ende... was ich '94 oder '96 nach einem Tag an Autogrammen mit nach hause genommen hab wäre heute über die gesamte Messe nicht möglich.

    ---------------------------------------------

    Meine Einkaufstouren & Restaurierungen: Anmeldung • Instagram Ick freu mir über jeden neuen Abonnenten. :)

  • Ha,


    jetzt ist mir einiges klar: Was mich wirklich am aktuellen Endorsing stört, las ich just in einem Spiegel-Artikel: Es ist die falsche Reihenfolge! Ein Revers-Ich-war-jung-und-brauchte-das-Geld. Bei "uns" werben die Etablierten. Und so ist's richtig. (Viel Spaß vor allem mit der Fotostrecke dort.) :D

    Gruß
    Hajo K

  • Gab es nicht ne Werbekampagne, wo sich "normale" Frauen statt Supermodels eingecremt hatten?


    Was sagt uns das?


    Setz nen Durchschnittsdrummer hinters Set, wenns dann klingt...dann kannste kaufen. :thumbup:


    Ich fand die Mädels auch echt nicht schlecht. :whistling:


    Gruß
    Bruzzi
    Bissel Orangenhaut is ja auch nicht schlim...zu Hause isses eher Ananas (duck und weg)

    Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.

  • Ich habe Dirk als netten, aufgeschlossenen und sympathischen Interviewpartner kennen gelernt, der sich während der Musikmesse am E-Drumset aber so richtig verausgabt. Das muss ihm erst Mal einer nachmachen. Es muss ja nicht jedem gefallen, aber, deswegen hier so ein Faß aufzumachen ist leider typisch fürs Forum. Es ist nämlich einfacher, mal schnell etwas in die Tastatur zu hauen als so eine kraftraubende Performance abzuliefern. Aber, ich glaube, das ist eben der Unterschied zwischen Profi und Hobbydrummer, jeder Profi weiß, wieviel dazughört, um über Jahre(zehnte) hinweg so etwas leisten zu können und wollen.
    Ach, ja, als ich damals mein TD-8 kaufte, war Dirk Teil der Entscheidungsfindung, denn er ging sachlich ohne Marktschreierei auf meine Fragen ein.
    Problematischer sind für mich da schon die Kollegen, die fast jedes Jahr einen anderen Ausrüster haben. Aber, letztendlich kann ich das auch nur aus der Ferne beurteilen, ohne die genauen Umstände zu kennen.

    Wer leichter glaubt, wird schwerer klug!

  • Hi braindead-animal,

    Ich habe Dirk als netten, aufgeschlossenen und sympathischen Interviewpartner kennen gelernt, der sich während der Musikmesse am E-Drumset aber so richtig verausgabt. Das muss ihm erst Mal einer nachmachen. Es muss ja nicht jedem gefallen, aber, deswegen hier so ein Faß aufzumachen ist leider typisch fürs Forum. Es ist nämlich einfacher, mal schnell etwas in die Tastatur zu hauen als so eine kraftraubende Performance abzuliefern. Aber, ich glaube, das ist eben der Unterschied zwischen Profi und Hobbydrummer, jeder Profi weiß, wieviel dazughört, um über Jahre(zehnte) hinweg so etwas leisten zu können und wollen.

    ich hab eine Bitte: Könnten wir darauf verzichten Pro-DB und Contra-DB-Lager zu bilden? Mir geht es hier in diesem Thread nicht um einen einzelnen Musiker, nicht um dessen Verunglimpfung, nicht um die Negierung seiner Leistungen. Im Gegenteil. Ich hatte gehofft, dass ich das bereits eingangs deutlich formuliert ist. Daher muss ich auch einem Profimusiker nichts nachmachen. Ich käme aus Respekt vor der Leistung dieser Männer und Frauen nicht im Traum darauf. Ich weiß, dass ich bereits physisch arge Grenzen habe.


    Besonders ärgerlich finde ich dann noch, in die nähe von gedankenlosen Schreiberlingen gebracht zu werden, die mal flott ein Faß aufmachen. Entschuldige, das finde ich ausgesprochen lächerlich. Mein Eingangspost mag auf Dich "schnell in die Tasten gehauen" wirken, vielleicht auch gedankenlos zusammengeschrieben. Die Einschätzung steht Dir ja frei. Ich kann Dir nur versichern, dass es exakt gegenteilig ist.


    Und ein letztes: Nicht nur Profis können professionelle Arbeit einschätzen und - wichtiger noch - WERTschätzen. Den Vorwurf der Unkenntnis und Geringschätzung von professioneller Leistung nehme ich persönlich.


    Hajo K

  • Ich bin auch etwas verwundert.


    Die Thread-Idee ist meiner Einschätzung nach grandios bzw. hoch-interessant und zeigte sehr früh, dass es nicht um einzelne Personen geht. Ich finde es sehr schade, dass durch manche am-Thema-Vorbei-Posts die inhaltliche Tiefe (im Zweifel mancher nochmal lesen um es voll zu erfassen ;-)) traurigerweise extrem "mißachtet" wird.


    Ich erkläre hiermit die Initialen DB zum Tabu! :D
    Wer nochmal die Deutsche Bahn auspricht oder in Initalen oder sonstwie andeutet wird mit 10 Jahren Werbevideo-MITWIRKUNG! für die Deutsche Bahn verurteilt.


    Im Ernst: wir haben an anderer Stelle einzelne "Stammtisch-Posts" wo man sich durchaus auch mal etwas unreflektierter auskotzen kann (sofern man es denn mag). Dieser hier gab aber eine ganz andere! Richtung und inhaltliche Tiefe vor.

    Zitat


    Besonders ärgerlich finde ich dann noch, in die nähe von gedankenlosen Schreiberlingen gebracht zu werden, die mal flott ein Faß aufmachen.


    Nein, so absurd wird wohl niemand denken. Das wäre wirklich eine fulminante Fehleinschätzung. Ich denke mancher hat zu hastig gelesen bzw.ohne wirklich nachzudenken. Aber genau dieses Nachdenken sollte der Thread ja anregen.

  • Meine zwei Pfennige zum Thema…


    Mich stört die Endorsement-Strategie eigentlich recht wenig. Die Firmen wollen verkaufen, viele Endorser benötigen die Leistungen die aus solchen Verträgen entspringen für Ihren Broterwerb. Bei den Topstars der Szene ist das wohl nicht mehr der Fall, aber da sind wir schon wieder beim Thema (Klopp -> Autos, Beckenbauer -> Handyvertrag usw…). Es liegt in meinem eigenen Ermessen ob ich mir beispielsweise diese Videoclips, Clinics oder Messen antue. Der künstlerischen Glaubwürdigkeit der Musiker tut das m.E. keinen Abbruch.


    Jetzt wird's a bissl OT…


    Was mich vielmehr stört ist, dass die Hersteller ihre Produkte so dermaßen branden und mich als einfachen Drummer, der letztendlich vollzahlender Erwerber der Produkte ist, zu deren Werbeträger machen. Man nehme als Beispiel ein aktuelles Proliteset und zähle die Logos die in allen erdenklichen Formen auf den Trommeln erscheinen, oder die Remofelle mit den neuen Logos. Inzwischen verwende ich einiges an Aufwand um dies im Nachhinein zu umgehen (umbauen der Tomhalterungen, entfernen der werkseitigen Felle usw.) Ganz gelingt es mir nicht… Schönes Beispiel sind auch die aktuellen Vintage Sets von Sonor (man vergleiche das New Beat von '58 mit dem Vintage von '15) …

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