Früher links gespielt, jetzt auf rechts "umerziehen"?

  • Hallo liebe Forumgemeinde!


    Ich (24) beginne nach circa 13 Jahren wieder mit dem Schlagzeugspielen. Ich bin Linkshänder und habe die drei Jahre damals auch mit einem Linkshänder-Set gespielt.


    Bei meiner ersten Schlagzeugstunde gestern hat mein Lehrer gemeint, ich sollte doch mal probieren auf einem Rechtshänder-Set zu spielen, was zwar ziemlich viel Konzentration erfordert aber im Grunde bei den einfachen Beats ganz gut geklappt hat.


    Mir gibt dieses Thema sehr zu denken, ich habe auch schon viel gegoogelt und gelesen aber möchte doch auch nochmals hier nach eurer Meinung/Empfehlung fragen. Ich zweifle nämlich sehr stark daran, dass es Sinn macht mich auf rechts "umzuerziehen". Wenn ich Musik höre und einfach beginne mitzuklopfen merke ich, dass immer der linke Fuß quasi die Basedrum klopft und die rechte Hand die Snare. Die Linkshänder-Spielweise ist also irgendwie in mir verankert. Ich fühle mich (bisher) mit der linken Variante definitiv wohler und befürchte, dass mir das Spielen auf rechts in Zukunft bei schwierigeren Beats schwerer fallen könnte als links und dass ich beim Spielen automatisch und unabsichtlich auf links umswitche.


    Meine Frage ist nun, was haltet ihr von meinem Problem? Sollte ich wie früher bei links bleiben oder doch die rechte Variante probieren? Welche Vor- und Nachteile könnten sich ergeben? Könnten sogar "gesundheitliche" Probleme auftauchen, wegen links/rechts Verwirrung?


    Vielen Dank für eure Hilfe!

  • Hm, ich glaube dieser Meinung bin ich auch... ;)


    Das Argument des Lehrers ist, da ich als Linkshänder mit rechter Spielweise meine schwache Seite stärken könnte und somit nach einiger Zeit zwei starke Seiten habe.

  • Ich würde bei der Thematik differenzieren.


    Ist dein Plan nur für dich alleine zu spielen oder in einer Band, bei der es üblich ist, dass nur du das Set spielst (Festzelt, Hochzeitsband etc.)?
    -> Dann würde ich links bleiben.


    Hast du vor Konzerte zu spielen, bei denen mehrere Schlagzeuger über das gleiche Set spielen?
    -> Dann würde ich mein Set rechts aufbauen, da die Mehrheit der Schlagzeuger rechtshändig spielt.



    Bei meinem Lehrer ist es übrigens so: Linkshänder spielen auf einem Rechtshänder Set, die HiHat wird aber nach unten geschraubt und das Ride auf die linke Seite gestellt. Die Schüler spielen dann Open-Handed, sprich mit Links HiHat und Ride und mit Rechts die Snare.

  • Bei mir ist es andersrum.


    Ich bin Linkshänder, habe aber von Beginn an an einem Rechtshänder-Aufbau gespielt. Manchmal habe ich überlegt die "Seite zu wechseln". Aber ich war immer abgeschreckt von der mühsamen Umgewöhnung. Vielleicht würde ich jetzt die HiHat lockerer schlagen können, aber dafür sitzt so die Snare richtig cool auf 2 und 4 :rolleyes:

    Sonor Premier Ludwig Roland
    Paiste Zildjian Sabian

  • Bleib' beim Linkshänder-Spiel. Deine schwache Hand kannst du auch auf 'nem Linkshänderset gezielt stärken (-> z.B: open-handed spielen). Finde die Aussage deines Lehrers - ganz ehrlich - eher kurios, bzw. eine faule Ausrede, um nicht das Set umstellen zu müssen (was nun auch nicht DER Akt wäre).

    "You don't have to show off" - Peter Erskine

  • Bei meinem Lehrer ist es übrigens so: Linkshänder spielen auf einem rechtshänder Set, die HiHat wird aber nach unten geschraubt und das Ride auf die linke Seite gestellt. Die Schüler spielen dann Open-Handed, sprich mit links HiHat und Ride und mit rechts die Snare.


    Das könnte ich nicht, da hätte ich glaub ich Probleme mit meinen Füßen. Klar, kann man üben und wird dann irgendwie funktionieren. Aber wiso sollte ich so üben? So werde ich vermutlich mein Set zu Hause nicht aufstellen und live auch nie so spielen. Höchstens wenn man als Linkshändler auf eine Session kommt; da wird das Set vermutlich rechts rum aufgebaut sein und es kann lästig sein, wenn man da umbauen muss. Hab ich aber auch schon gesehen.


    Das Argument des Lehrers ist, da ich als Linkshänder mit rechter Spielweise meine schwache Seite stärken könnte und somit nach einiger Zeit zwei starke Seiten habe.


    Frag deinen Lehrer doch mal wie oft er sein Schlagzeug links herum aufgestellt hat um seine schwache Seite zu trainieren.


    Ich würde einfach sagen spiel so, wie es sich für dich richtig anfühlt.

  • Hallo,


    gemeint, ich sollte doch mal probieren auf einem Rechtshänder-Set zu spielen


    warum solltest du wechseln?


    Das Argument des Lehrers ist, da ich als Linkshänder mit rechter Spielweise meine schwache Seite stärken könnte und somit nach einiger Zeit zwei starke Seiten habe.


    Frag deinen Lehrer doch mal wie oft er sein Schlagzeug links herum aufgestellt hat um seine schwache Seite zu trainieren


    Die Argumentation ist fadenscheinig, offenbar ist da jemand einfach nur zu faul, das Set umzubauen.


    Wie Waldtroll schon eingeführt hat, ist es die Frage des Ziels.
    Einfach so mal anders herum, kann man machen, wenn man Langeweile hat oder Poser werden will.
    Ansonsten sehe ich da wenig Sinn für Normaltrommler.


    Grüße
    Jürgen


    PS
    Was machen eigentlich Phil Collins, Ian Paice?
    Die sind schon Jahrzehnte Profi und stärken immer ihre starke Seite, die Idioten. ;)

  • In den allgemeinbildenden Schulen ist das Problem ja schon länger erkannt worden. Vor längerer Zeit versuchte man noch, Linkshändern das Schreiben mit der rechten Hand zu lernen. Das ist zum Glück schon lange vorbei, nachdem die Hirnforschung herausgefunden hat, daß man auch durch intensivstes Training aus einem Linkshänder keinen Rechtshänder machen kann. Dein Gehirn wird in gewisser weise immer linkslastig denken und muß quasi dann alles umdenken. Bleib dabei, wie du am Anfang gespielt hast, das war ok so.


    Lieben Gruß
    Drummerl

  • Ich bin auch 100%-Linkshänder und spiele auf einem Rechtshänder-Set, allerdings auf der anderen Seite Linkshänder-Gitarren und -Bässe.



    Gerade beim Drum-Set sehe ich die Seitigkeitsproblematik gar nicht so stark:


    Vorteil des Linkshänders auf dem Rechtshänder-Set: Ich kann open-handed spielen und muss nicht blödsinnig die Arme überkreuzen (wer sich das ausgedacht hat, gehört sowieso weidomiert ;-))


    Was die Füsse angeht: Früher oder später will doch heute fast jeder auf´s Double-Bass-Pedal "aufsteigen" - und da ist es wiederum wurscht, mit welchem Bein Du trittst, denn BEIDE sollten da treten können.


    Generell sehe ich einen Punkt ebenso und habe ihn selbst so erlebt: Als Linkshänder auf dem Rechtshänder-Set lernt man gerade als Anfänger zu einem Zeitpunkt Wege in die Unabhängigkeit der Gliedmaßen zu gehen, wo es noch einfach ist. Später, wenn die Gewohntheiten so richtig festgefressen sind, wird das schwieriger.


    Und ganz grundsätzlich sollten wir doch beim Schlagzeugspielen perspektivisch in der Lage sein, alle unsere Gliedmaßen maximal gleichwertig einzusetzen. Warum nicht gleich damit anfangen...
    Der hier schon angeführte Aspekt, dass ich auch mal auf anderen Sets spielen kann - zum Beispiel auch um im Laden direkt mal Sets zu vergleichen, auf der Bühne ein Set mit verschiedenen Bands zu teilen etc. - ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen.

    Bei Gitarre und Bass sehe ich das völlig anders, denn da erfordert das Umdenken/Umlernen der "instinktiv" verankerten Ausrichtung eine viel, viel größere Umgewöhnung, als dies beim Schlagzeug der Fall ist.


    Der für mich entscheidendste Vorteil in der Anfangszeit war aber definitiv, dass ich open-handed spielen konnte - und das fühlt sich ergonomisch sowas von viel besser an, als cross-over - und die HiHat kann dann auch ergonomisch sinnvoller und niedriger positioniert werden....


    Letztlich ist die Frage, wie schwer für Dich die Umstellung ist: Wenn Du merkst, dass es so gar nicht geht, dann musst Du wohl beim Linkshänder-Aufbau bleiben, aber wenn es schon gleich beim Ausprobieren gar nicht mal so schlecht funktioniert, dann zeigt das doch, dass der Weg so weit nicht sein kann....

  • Du solltest links beibehalten. Man kann zwar auf rechts lernen, aber als Linkshänder wird man Fills und grooves am Rechtshänder set nie so gut spielen können wie ein re Händer!


    Deine linke Hand bleibt immer die Führungshand weil deine rechte Gehirnhälfte die bessere ist!

  • Was machen eigentlich Phil Collins, Ian Paice?
    Die sind schon Jahrzehnte Profi und stärken immer ihre starke Seite, die Idioten. ;)


    Man wird für beide Varianten Beispiele finden.
    Linkshänder mit Rechtshänder-Kit sind z.B.:


    Travis Barker - Rechtshänder-Kit, führt mit links
    Chris Adler (Lamp of God) - Rechtshänder-Kit, führt mit links
    Simon Phillips - Rechtshänder-Kit
    Ringo Starr - Rechtshänder-Kit, führt mit links
    Carter Beauford - Rechtshänder-Kit
    Mike Bordin - Rechtshänder-Kit
    und viele, viele mehr...


    Letztlich alles nicht so dramatisch ;)

  • Für die Statistik: ich würde unbedingt dazu raten, auf ein Rechtshänder-Set umzulernen und open handed zu spielen. Damit ist man einfach viel flexibler und kompatibel mit dem Rest der Welt.


    Wenn ich mich richtig erinnere, hat Michael Zadok aus Bremen, der hier auch Mitglied ist (der Username fällt mir gerade nicht ein) sogar während seiner professionellen Laufbahn von einem Links- auf ein Rechtsset umgestellt.

  • Hm, ich glaube dieser Meinung bin ich auch... ;)


    Das Argument des Lehrers ist, da ich als Linkshänder mit rechter Spielweise meine schwache Seite stärken könnte und somit nach einiger Zeit zwei starke Seiten habe.


    Der Lehrer hat sicher inhaltlich recht, aber: MUSS das sein? Wenn Du die Sachen spielen kannst, die Du spielen können willst, dann reichts auch, wenn das auf eine Weise geht... Genau genommen müsstest Du dann wohl ausserdem abwechseln...


    Wenn Du mal so Technikübungen machst, mach die gern auch "spiegelverkehrt", ich denke, das hilft schon sehr viel... da musst du nicht alles aufn Kopf stellen...

    Wer beim Üben gut klingt, wird nicht besser. - Sinngemäß nach Jojo Mayer



    Meine Spielsachen

  • Spiel so, wie Du Dich wohlfühlst.
    Das Problem eines Linkshänders bei Sessions kenne ich. Mit ein wenig Absprache funktioniert ein Umbau bei vielen Gelegenheiten.
    Wenn ich mit meinen Band auf offenen Bühnen auftrete, probiere ich mein eigenes Set mitzubringen. Das spart Umbauzeit. Auch das spreche ich im Vorfeld ab.
    Geht alles...


  • Von wegen dramatisch...mit links auf einem Rechtshänderkit spielen kann einen auch echt weiterbringen...zumindest geben das oben genannte Herren stets zu protokoll!


    Beispiel auch: Dave Lombardo (Rechtshänderkit)....

    nosig

  • Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten und Meinungen!


    Ich denke ich bei links bleiben, da ich mich einfach wohler dabei fühle. Ich werde das Schlagzeugspielen nur als Hobby betreiben bzw. vielleicht mal mit ein paar Freunden eine kleine Session machen, konzertmäßig werde ich ohnehin nie spielen. Ich denke das sollte dann so passen und ist für mich die bessere Lösung. Werde das noch mit meinem Schlagzeuglehrer besprechen - da muss er halt eine Lösung finden... ;)


    Nun muss ich mir auch ein Drumset anschaffen - ich wohne in einer kleinen Wohnung, somit ist das Platzangebot beschränkt und es kommt nur ein E-Drum in Frage...
    Möchte als Neueinsteiger nicht all zu viel investieren, da ich noch nicht weiß wie sich das ganze weiterentwickelt...
    Denkt ihr ist sowas als Einsteigerset zum Üben ohne großartigen Ansprüche gut genug (Preis/Leistung):
    http://www.thomann.de/at/mille…s400_edrum_stereo_set.htm


    Ich weiß, es ist kein Roland etc. sondern eine "Chinamarke", aber für den Neueinstieg sollte sowas doch genügen oder?

  • Jo, dem Lehrer die Zielsetzung klarmachen ist gut ;) Daran sollte der Unterricht dann angepasst werden... Dann bleib bei dem, wo du angefangen hast und bau das aus, das langt dann allemal...

    Wer beim Üben gut klingt, wird nicht besser. - Sinngemäß nach Jojo Mayer



    Meine Spielsachen

  • Okay, die Frage ist zwar mittlerweile geklärt, aber ich gebe meinen Senf auch noch dazu:
    Ich bin Rechtshänder und spiele rechts.
    Zur Gaudi habe ich mal linksrum probiert, auch um ein bisschen die Unabhängigkeit zu trainieren.
    Aber wohlfühlen tue ich mich dabei nicht, live werde ich auf jeden Fall rechtsrum spielen, das geht bei mir nämlich viel lockerer, klar.


    ich wohne in einer kleinen Wohnung, somit ist das Platzangebot beschränkt und es kommt nur ein E-Drum in Frage...

    Du sprichst von einem Platzproblem, das lasse ich durchgehen.
    Bitte meine aber nicht, dass ein E-Drum lautstärkemäßig bei den nachbarn nicht auffällt.
    Man darf den Trittschall nicht vernachlässigen, und das Geklacker hört man in der Regel im ganzen Haus.
    Das Forum ist voll mit solchen Diskussionen, lies Dich da mal durch, nicht dass es dann ein plötzliches böses Erwachen gibt... :|


    Grüße und viel Spaß beim Trommeln!
    Tom

  • Danke! Also ich würde ein E-Drum sowieso nur mit einer passenden Unterlage betreiben (Gummimatte, Drumteppich etc.). Ich habe darüber auch schon einiges gelesen und kann mir gut vorstellen, dass sich die Schläge aufs Drum über den Boden/Wände übertragen. Aber ich denke, wenn man dieses Problem behebt sollte man ja quasi "lautlos" spielen können, also zumindest für die Nachbarn... ;)

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