Puristen werden mich vierteilen, wenn sie lesen, woran ich mich derzeit versuche. Ja, ich ziehe meinem alten Champion gerade das Fell über die Ohren, um es komplett neu zu furnieren. Wer im Übrigen Interesse hat, die abgezogene Folie zu erwerben, darf sich gerne melden, das Finish ist Metallic Kupfer.
Angespornt hat mich das Ganze, nachdem ich vor Kurzem eine Phonic-Snare "verwandelt" hatte, hier:
Über die Bucht habe ich dann Bubinga Rosewood Kernfurnier ersteigert, sehr günstig in diesen Größen: 4 Blatt à 310 x 53 cm. Das Material ist nicht ohne, im Vergleich zum sehr weichen Birkenfurnier. Es ist störrisch, hart, wellig und neigt zur Rissbildung. Ich habe mich also erst am 12"-Tom versucht, die wirklichen Herausforderungen an Standtom und Bassdrum kommen dann noch. Ein solches Material großflächig aufzubügeln wird mir noch etwas Kopfzerbrechen bereiten. Vielleicht habt ihr ein paar passende Flüche für mich parat . Diesmal wollte ich zusätzlich innen furnieren, was ich auch gemacht habe, um anschließend den ganzen Rotz wieder abzumachen und zu schleifen. Ohne maschinellen Aufwand klappt das mit Bubinga nicht, man kann es einfach nicht perfekt plan aufleimen, es löst sich. Birke geht da sicher problemlos, aber ich habe ja einen Buchenkessel als Kern.
Das Furnier kam also nur außen drauf. Das Zuschnittsmaß habe ich von der alten Folie exakt übernommen. Der abgezogene Kessel wurde von den Kleberesten befreit. Dann ging's an die Arbeit, in diesen Schritten, viel Spaß:
Leimen (auch den Kessel), aufbügeln, trocknen und spannen:
Die folgenden Schritte sind aufwändig. Ich gehe zunächst auf das Abschleifen der Überstände ein. Das mache ich grundsätzlich von Hand, weil man damit das beste Gefühl hat, wieviel und mit welchem Korn man am besten schleift. Hier hat sich das 240er-Blatt als ideal erwiesen. Zum Schluss vorsichtig mit einem 320er-Korn "endschleifen", dann wird es perfekt. Hier ein paar Bilder der jeweiligen Schleifphasen. Dass das zwischenzeitlich unsauber aussieht ist normal, auch der überschüssige, angetrocknete Leim muss runter. Danach den gesamten Kessel geschliffen, in der Folge 120er-, dann 240er-, dann 320er-Korn, damit das Furnier schön glatt wird.
Furnierbehandlung: Das Furnier ist zu edel, um es zu beizen, das wäre fast schon ein Verbrechen. Es hat im Rohzustand eine mattrötliche Farbe, die Maserungen können ins leicht Violette gehen. Also: viermal den Kessel mit Hartöl in Maserrichtung eingerieben, jeweils mit Trocknungsphase dazwischen. Kein Zwischenschliff! Ergebnis: 1. Bild. Dann nochmals vier Durchgänge mit dünn aufgetragenem Hartwachsöl (Bild 2). Jeweils Trocknungsphase und Zwischenschliff mit 000-Stahlwolle. Den vierten Auftrag habe ich nicht mehr geschliffen. Ergebnis: glatte Oberfläche mit prima Seidenglanz (Bilder 3 und 4).
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, ein wunderschönes Rotbraun. Komisch, warum erinnert mich das vorletzte Bild an den Sonor-Katalog 1987?
Standtom und Bassdrum folgen dann hier, sobald sie fertig sind. Wer noch ein 13 x 9 Tom aus dieser Serie über hat, findet in mir einen dankbaren Abnehmer, die Krönung wäre natürlich ein 14 x 14 oder 18 x 16 Standtom. Also schaut mal in euren Kellern oder Proberäumen hinter dem Bierkisten-Leergut nach ...
So long fürs Erste.
08.01.2015 Es geht weiter, Standtom ist fertig.
Ich bin noch einen Schritt weiter gegangen und habe das Furnier 2 x hellrot gebeizt, damit es schön glutrot wird. Das ist es! Gefällt mir noch besser als das reine Bubinga. Der braune Basiston drückt auch durch und gibt dem Ganzen eine schöne Tiefe. Natürlich muss ich dann das 12 x 8 Tom nochmals neu furnieren, aber ich habe ja mehr als genug Material rumliegen. Das Furnieren eines Standtoms mit diesem störrischen Furnier ist eine ganz spezielle Herausforderung, vorab, ich würde es nicht nochmals mit Bubinga machen, man kommt sehr schnell an die Grenzen dessen, was man als Hobbybastler tun kann. Entsprechend "Kürschner" weist das Ergebnis auf, auch so manchen Riss, was man aber aus einem Meter Abstand nicht mehr wahrnimmt. Schon beim Abziehen der Originalfolie blieb viel Kleber übrig. Dem Zeugs bin ich mit einer Grobfeile zu Leibe gerückt, anders ging das nicht ab. Ex bleibt auch noch ein anderer Kleber auf dem Kessel zurück, den man abschleifen muss. Insgesamt fühlt sich das an, wie wenn die damals eine Art Zweikomponenten-Kleber benutzt hatten. Na ja, das feurige Furnier entschädigt für alles. Nun ist die Bassdrum dran und dann nochmals das 12er- und ein 13er-Tom, das ich von egnever abgeschweißt habe, vielen Dank.
Um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, habe ich diese Schritte vorgenommen. Bitte schön:
Kessel mit abgezogener Folie und Kleberesten
Kessel nach 2. Auftrag Wasserbeize hellrot, sieht fast rosa aus.
Kessel nach 4. Auftrag Hartwachsöl, dazwischen 3 x Zwischenschliff 000-Stahlwolle
Endlich fertig - das Ergebnis!
Update 31.01.15
Das Set ist endlich fertig - ich auch! Die beiden Toms waren nun als letzte dran, das Set steht jetzt im Proberaum in roter Glut. Wirkt auf den Bildern fast eine Spur zu rot, mit kaltweißen LED-Spots ist das gar nicht so einfach zu fotografieren. Und bei dem Scheißwetter hier kann man das eh nicht am Tageslicht fotografieren. Schlussendlich bin ich zufrieden mit dem Ergebnis und dem Farbton. Fürs Erste ist mein Bedarf an Furnieren und Restaurieren gedeckt. Übrig gebliebenes Furnier (Birke und Bubinga) habe ich noch. Wer sich dran versuchen möchte darf mich gerne um diese Hölzer erleichtern